Kitabı oku: «Begleiten statt erobern», sayfa 4
a) Zeit gelassen
Oft werden wir gefragt, was wir denn eigentlich tun, wenn wir sagen, dass wir die indianischen Christen begleiten und unterstützen. Dann antworten wir manchmal scherzend, wir säßen mit ihnen zusammen, um Mate-Tee zu trinken.
Tatsächlich gehören diese Zeiten der Begegnung, die sich bei Besuchen ergeben, zu den wesentlichsten Beiträgen, die wir über die Jahre leisten konnten.
Allerdings mussten wir von unseren Team-Kollegen erst lernen, dass es dabei nicht zunächst ums Reden geht, sondern oft eher um geduldiges Warten und Schweigen. Wir sind die Gäste, die indianischen Familien die Gastgeber. Es steht uns nicht an, sie anthropologisch zu erforschen oder auszufragen.
In unserer westlichen Kultur ist es üblich, viele Fragen zu stellen, um Interesse zu bekunden. Bei den Besuchen in indianischen Häusern oder Kirchen wäre das aber völlig unpassend. Um respektvolle Gäste zu sein, übten wir es ein, nach einer üblichen Begrüßungszeremonie auf dem uns zugewiesenen Platz so lange still zu warten, bis die indianischen Gastgeber ihrerseits das Gespräch eröffneten. Das konnte manchmal ziemlich lange dauern.
Beim Warten wurden wir still. Unsere Gedanken konnten zur Ruhe kommen. Zunehmend erlebten wir es als angenehm, nach oft langer und mühsamer Anreise erst einmal landen zu dürfen, ohne nach irgendetwas gefragt zu werden. Die jeweilige Umgebung konnte auf uns wirken. Das Wetter und unseren eigenen körperlichen Zustand konnten wir bewusst wahrnehmen. Während wir im Kreis mit anderen einfach da saßen, gingen die Frauen leise umher, machten Feuer, setzten den Wasserkessel darauf und bereiteten den Mate-Tee zu. Wenn alles fertig war, begann die Zeremonie des Ausschenkens: der Cebador, also derjenige, der für das Ausschenken verantwortlich ist, füllt zu den Mateblättern im Mate-Gefäß heißes Wasser und saugt durch ein Saugrohr den starken grünen Teeaufguss. Danach beginnt er, immer wieder Wasser nachzuschütten und es einem nach dem anderen in der Runde auszuteilen. Das geht immer in derselben Reihenfolge. Wenn einer genug getrunken hat, wird er in der Runde übersprungen. Ruhig und konzentriert geht das Austeilen vor sich. Kühlt das Wasser ab, wird es auf dem Feuer wieder aufgeheizt.
Die Stille beim Matetrinken und Beieinandersein ist gar nicht peinlich, aber für uns am Anfang einfach ungewohnt. So passierte es immer wieder, dass wir mit unseren vielen Fragen diesen Raum der Stille zu laut betraten. Viele unser Gastgeber redeten gewöhnlich aber erst davon, was sie auf dem Herzen hatten, wenn wir still waren. Dann kam es zu echter Begegnung. Darin konnten auch unsere Anliegen eingebracht werden.
Wir lernten auch mit der Zeit, in diesen Begegnungen selbst verletzlich zu werden. Wenn wir von unseren eigenen Sorgen und Nöten erzählten, erlebten wir ihre tiefe Fähigkeit zum Mitfühlen.
Wir wurden uns gegenseitig Weggefährten: Sie beteten über Jahre für unsere Kinder und unsere Eltern. Wenn wir krank oder entmutigt waren, baten sie Gott für uns um Hilfe. Wenn unser Auto nicht fuhr oder unsere Tiere litten, machten sie es zu ihrem Anliegen. Sie freuten sich mit und weinten mit und wir taten das ebenso.
»Im Hof des indianischen Bruders tranken wir stundenlang Matetee. Die Stunden verflogen im Schein des Vollmondes, während wir mit ihm, seiner Frau und ihren drei kleinen Mädchen zusammen saßen ... Ich konnte mich kaum an ihren Lebenserfahrungen und Erzählungen satt hören. Sie brachten mir klare eigene theologische Vorstellungen und Wünsche für die Zukunft ihres Volkes zum Ausdruck. Unmöglich konnte ich, wie geplant, schon nach einer Stunde wieder aufbrechen.«
(Pio‘ Lauac – Puerto Lavalle, 2005)
»Wie immer wurde mir einer der wenigen Stühle angeboten. Einige der Hausbewohner stellten sich an meine Seite und fragten mich, ob ich eine gute Busreise gehabt und ob es bei uns zu Hause in Resistencia geregnet hätte. Anschließend setzten sie sich in meine Nähe. Und ... schwiegen ... Währenddessen bereitete Doña Luisa den Mate. Einige Nachbarn kamen vorbei, um mich mit Handschlag zu begrüßen, und setzten sich in die schweigende Runde. Erst nach einer Weile des stillen Willkommenheißens sprachen sie über Themen, die ihnen auf dem Herzen lagen.
Der Abend war einzigartig. Vor uns das offene Feld am Waldrand. Über uns der fast runde Mond. Wir genossen die stetige leichte Brise, die uns die Moskitos vom Leibe hielt. Stundenlang wurden in dieser Großfamilienrunde die Ereignisse der letzten Woche ausgetauscht: ein tuberkulosekranker Großvater war gestorben, die örtliche Kirche veranstaltete gerade keine Gottesdienste, weil sich zwei Leiter verstritten hatten, neue Familien waren gegründet worden, die Regierung hatte neue Häuser in anderen Siedlungen bauen lassen. Leider ist das Haus ›meiner‹ Toba/Qom-Großfamilie – wegen veruntreuter öffentlicher Gelder – seit zwei Jahren ohne Fenster und Türen.«
(Pioq La‘asat – Pampa Chica, 2005)
»Die Mitglieder der örtlichen indianischen Kirche ließen mich im Abendgottesdienst wissen, dass andere Besucher nie länger bei ihnen geblieben waren. Deshalb brachten sie mir gegenüber ihre große Zufriedenheit zum Ausdruck, dass ich mir vorgenommen hatte, mehrere Tage bei ihnen zu bleiben, ihren (ersten) Pastor bei morgendlichen Hausbesuchen zu begleiten und am Nachmittag an einem offenen Bibelgesprächskreis teilzunehmen. Spontan wurde beschlossen, während dieser drei Tage abendliche Gottesdienste zu veranstalten.«
(Laguna Pato, 1998)
»Gemeinsam mit dem Toba/Qom-Lehrer und Freund Mario besuchten wir eine indianische Kirche. Er erzählte mir, dass er ihrem Pastor schon vor langer Zeit einen Besuch versprochen hatte. Wir wurden sehr herzlich willkommen geheißen. Der Pastor sagte mit Tränen in den Augen: ›Uns hat hier noch nie ein weißer Bruder besucht; wir wohnen halt mitten im Urwald.‹ «
(Colonia Aborigen, 2003)
b) Unterwegs erlebt
Um die indianischen Gemeinschaften zu besuchen, muss man weite Wege zurücklegen.
Im Mennonitenteam leben wir bewusst in verschiedenen Städten der großen Region. Aber auch so liegen die ländlichen Gemeinschaften durchaus noch bis zu 300 Kilometer entfernt, in vielen Fällen an entlegenen Stellen mitten im Chaco-Urwald.
Obwohl die wichtigsten Landstraßen mittlerweile asphaltiert sind, führen nach wie vor Erdwege zu den indianischen Siedlungen, die sowohl bei Regen (Matsch) als auch bei anhaltender Trockenheit (Staub) erhebliche Mühe bereiten.
Frank nutzte in den ersten zehn Jahren seiner Reisen öffentliche Verkehrsmittel. Im Bus konnte er sein Fahrrad mitnehmen, oder auch einfach zu Fuß und »mit dem Daumen« weiterreisen. Den Indianern stehen für ihre Reisen auch keine eigenen Fahrzeuge zur Verfügung. Wenn Frank erschöpft und durstig bei ihnen eintraf, konnten sie das gut nachvollziehen.
In den letzten Jahren erleichterte ein geländegängiges Motorrad die weiten Wege. So konnte Frank auch die mittelschweren Kisten mit biblischen Texten und Toba/Qom-Schriften besser transportieren.
Hier einige Reise-Anekdoten der ersten Jahre:
»Ich lief mit dem Rucksack am Straßenrand entlang und hielt den Daumen raus, wenn sich ein Fahrzeug näherte, das in Richtung Resistencia fuhr. Mehrere Toba/Qom, die auf ihrem Nachhauseweg auf ihren Fahrrädern an mir vorbei fuhren und mich erkannten, stiegen ab, um mich ein Wegstück zu begleiten.«
(Piguiñi Lai‘ – Pampa del Indio, 2001)
»Mein Toba/Qom-Freund schlug mir einen für mich bis dahin unbekannten Weg zu einer Bushaltestelle vor. Außerdem hatte er sich genau ausgedacht, wie ich dorthin gelangen könnte: Sein Sohn sollte die schwere Bibelverkaufskiste tragen, er würde das Fahrrad auf die Schulter nehmen, ich mit meinem Rucksack hinter ihnen hergehen. Wir drei machten uns so auf den Weg, mit den Schuhen in der Hand; sie wären ohnehin im Matsch stecken geblieben. Als wir schließlich die asphaltierte Straße erreichten, fragte er mich, ob ich mir nicht zuerst die Füße ein wenig im Wasser des Straßengrabens reinigen wollte. Als ich damit fertig war, zog er ein Baumwolltuch hervor, das er offensichtlich zum Abtrocknen für mich mitgenommen hatte.«
(Chimole – El Colorado, 2001)
»Der Bus, der morgens um 9 Uhr nach Las Palmas fährt, nimmt normalerweise im Gepäckraum Fahrräder mit. Nachdem ich ausgestiegen war, legte ich die letzten Kilometer bis zur Kolonie Laguna Pato auf Wegen zurück, die Zuckerrohrfelder und Rinderweiden durchqueren. An meinem Ziel angekommen, begrüßte mich die Frau des örtlichen Pastors mit der Frage, ob ich schon gefrühstückt hätte. Im Handumdrehen bereitete sie mir zu, was sie hatte: Spiegeleier und frischen Mate. Einfach köstlich!«
(Laguna Pato, 1998)
»Ich hatte mir vorgenommen, einen Pastor am anderen Ende der Kolonie zu besuchen. Dazu hatte ich einen Fußweg zurückzulegen, zuerst auf staubigen Wegen, die letzten Kilometer auf einer Asphaltstraße. Gerade als ich auf dem befestigten Weg angekommen war, blieb ein mir bekannter junger Toba/Qom stehen. Er machte mir auf dem Gepäckträger seines Fahrrades Platz und nahm mich einfach mit. Das war ein echt geschwisterlicher Transport.«
(Tacai Lapa – Pampa del Indio, 1999)
»Schon mehrmals war ich zum Feiern des Geburtstages der ›Fe y Esperanza‹-Kirche in das Indianerviertel ›La Isla‹ eingeladen worden. Diesmal wollte ich mein Versprechen einlösen, dabei zu sein, auch wenn es gerade geregnet hatte und ich dort erst – wegen eines anderen Besuches – nach Einbruch der Dunkelheit ankommen konnte. Es war nicht ganz einfach, die letzten beiden Kilometer durch den Matsch voranzukommen; mein Rucksack und die Bibelkiste wurden irgendwie immer schwerer. Auf dem letzten Wegstück fiel dann noch der Strom aus, die Straßenlaternen ließen mich im Dunkeln. Zum Glück hatte ich eine Taschenlampe dabei.
Das Gotteshaus traf ich zu meiner Überraschung verschlossen an, kein Mensch weit und breit. Ich überlegte einen Moment und entschloss mich noch, es in einer benachbarten Indianerkirche zu versuchen; ich würde sowieso nicht mehr nach Hause fahren können, denn zu dieser Abendstunde waren schon die letzten Busse und Sammeltaxis nach Resistencia abgefahren. Gott sei Dank hörte ich nach 15 Minuten Fußweg von weitem den Gesang der Geschwister der Iglesia Cuadrangular. Sie empfingen mich freundlich. Aufgrund meines Aussehens nach der Matschwanderung titulierten sie mich zärtlich-zweideutig ›cos qovi lqaic‹ (blondes Wildschwein).«
(Barrio La Isla, La Leonesa, 1999)
»Sonntag morgens ist die Landstraße nach Pampa del Indio normalerweise autofrei. Am Straßenrand marschierend, betete ich darum, dass mich doch jemand mitnehmen möge, damit ich noch vor dem Ende des Gottesdienstes ankommen könnte. Zu meiner Überraschung tauchte auf einmal ein Fahrzeug auf und hielt sogar. Im Dorf angekommen, wollte der Fahrer des Sammeltaxis kein Geld von mir annehmen!«
(Lote 16, Pampa Grande, 2000)
»Ich stellte mich an den Rand der Erdstraße, die ins 40 Kilometer entfernte Villa Río Bermejito führt. Ein hoch bepackter Pick-up hielt. Es waren Musiker auf dem Weg zur einer Wochenendtanzveranstaltung. Sie machten mir auf der offenen Ladefläche zwischen ihren großen Musikboxen Platz. Mein ›Taxi‹ war nicht gerade schnell. Das war gut so, denn die Staubwirbel waren so stark, dass ich sowieso nur mit dem Schutz eines Stofftaschentuches atmen konnte.«
(Piguiñi Lai‘ – Pampa del Indio, 2001)
»Für meine Heimfahrt konnte ich auf einem LKW mitfahren, den ein örtlicher Politiker angeheuert hatte. Auf der Ladefläche mussten wir uns mit insgesamt 50 Leuten einrichten. Die Staubwolken waren so dicht, dass man nichts sehen und nur erschwert atmen konnte. Die mitfahrenden Mütter bedeckten ihre Babys mit Handtüchern. Als wir ankamen, sahen wir wie mumifiziert aus.«
(‘Ele‘ Lpata‘c – El Espinillo, 2003)
c) Immer willkommen
Wenn Toba/Qom in ihrer Sprache von ihrem Haus sprechen, sagen sie yi qarma‘. Damit meinen sie kein Gebäude, sondern den Lebensraum rund um ihre kleinen Häuser, die oft mehreren Generationen Schlafplatz bieten.
Die meisten der indianischen Familien im Norden Argentiniens leben als große Familie zusammen. Dazu gehören viele eigene und oft auch fremde Kinder, Enkel, Urenkel, Onkel, Tanten, Cousins und angeheiratete Verwandte. Dabei ist immer noch Platz für spontanen Besuch, der durchaus länger bleiben kann.
In ländlichen Gegenden liegen ihre kleinen Häuser meistens relativ weit verstreut, gerade noch in Sichtweite der Nachbarn. Das Material für den Hausbau beschaffen sie sich in den umliegenden Wäldern: Holzpfosten, trockenes Gras, Lehm. Rund um ihre Häuser halten sie einen größeren Bereich frei von Bewuchs, um nicht von Schlangen oder anderen gefährlichen Tieren überrascht zu werden. Einige halten eine überschaubare Anzahl von Nutztieren wie Ziegen, Hühner oder Schweine. Das größte Problem ist an vielen Stellen das fehlende Trinkwasser.
In großen Dörfern und in Städten leben die zugewanderten Chaco-Indianer meist auf engem Raum in Slums.
In den ersten Jahren unserer Reisen gab es wegen der fehlenden telefonischen Verbindungen kaum Möglichkeiten, unsere Besuche vorher anzukündigen. Umso erstaunter waren wir über die intuitiven Fähigkeiten unserer indianischen Freunde, die offensichtlich ihre Umwelt aufmerksamer wahrnehmen und deuten, als wir das vermögen. Daran hat sich auch mit dem Einmarsch der Mobiltelefone in ihre Häuser nichts geändert. Sie können nach wie vor den Ruf der Vögel und den ihrer eigenen Gedanken deuten.
In Bezug auf die Versorgung der Gäste könnte man meinen, dass es für eine Familie eine Last sei, noch mehr hungrige Mägen zu füllen, wo sie Lebensmittel ohnehin nur knapp zur Verfügung haben. Ihre kulturellen Gewohnheiten machen es ihnen aber möglich, auch das mit einer gewissen Leichtigkeit zu nehmen. Der größte Wert überhaupt besteht darin, zu teilen. Wer heute gibt, rechnet damit, morgen zu empfangen. Wenn Besuch kommt und man nichts zu essen hat, geht man zu den Nachbarn, damit sie einem aushelfen.
Die Kette des Gebens und Nehmens reißt bis heute nicht ab. In diese Kette wurden auch wir eingereiht. So wie ihre eigenen Verwandten kamen auch wir bei ihnen an, ohne vorgesorgt zu haben. Wir ließen uns auf ihre momentane Lebenssituation ein und waren davon abhängig, dass sie mit uns teilten, was sie hatten. In Zeiten der Ernte war immer genug zum satt werden vorhanden. In jedem Fall gab es wenigstens Mate-Tee, der immer köstlich schmeckte. Gemeinsam essen und trinken, was es gibt, ist ein fast unüberbietbares Zeichen von Zusammengehörigkeit und Annahme. In jedem Fall war es für uns als Besucher gut zu lernen, ohne die gewohnte Fülle auszukommen.
In ihren Häusern lernten wir ihren Lebensstil und die darin anschauliche Lebensweisheit kennen. Sie beschenkten uns großzügig mit Gastfreundschaft. Oft machten sie uns zu ihren Freunden. Das gehört zu den kostbarsten Erfahrungen, die wir gemacht haben.
d) Für jeden etwas
»Sobald mein Zelt in der Sonne wieder getrocknet war, bereitete ich meine Abreise vor. Wie sonst auch wurde ich beschenkt, um nicht mit leeren Händen zu Hause anzukommen: diesmal mit einem großen Kürbis und Mañokwurzeln.«
(Pioq La‘asat – Pampa Chica, 1999)
» ›Meine Toba/Qom-Familie‹ bat mich, ihnen eine neue Grill-Auflage zu basteln. Das Modell, das ich ihnen vorzwei Jahren aus einem alten Fahrradreifen und dickem Draht hergestellt hatte, warinzwischen – aufgrund des täglichen Gebrauchs – gänzlich verrostet. Nur etwas vom Draht war wieder verwertbar. Als Dankeschön schenkten sie mir bei meiner Abreise einen vollen Sack Mañokwurzeln.«
(Pioq La‘asat – Pampa Chica, 1998)
»Beim Verabschieden brachten mir die Besucher der Iglesia Unida mit Bedauern zum Ausdruck, dass sie mir – außer einem Bonbon – nichts mit auf den Weg geben könnten. Umso intensiver beteten sie für mich und meine Reise und dass Gott mir unterwegs etwas zum Essen schenken würde. Ihr Gebet – und mein Wunsch – wurden überraschenderweise beim nächsten Zwischenaufenthalt bei Pastor Horacio beantwortet. Ohne von meinem knurrenden Magen zu wissen, lud er mich zu einem Eintopfgericht ein!«
(Tacai Lapa – Pampa del Indio, 1998)
e) Sie wussten es schon
»Zur Mittagszeit besuchte ich einen der Pastoren in der Kolonie Maipú. Er erzählte mir sogleich, dass er nicht mit den anderen zum Holz holen in den Wald gegangen war, weil er das Gefühl gehabt hatte, dass ihn jemand besuchen kommen würde.«
(La Leonesa, 1998)
»Bei meiner morgendlichen Stillen Zeit kam mir die 20 Kilometer entfernte Indianerkolonie Costa Iné in den Sinn. Ich lud unseren elfjährigen Sohn Johannes ein, mich diesmal zu begleiten. Wir fuhren mit dem Bus und gingen die letzten sieben Kilometer zu Fuß. Auf dem Weg durch Feld und Wald gab es so viel zu beobachten, dass Johannes sich beim Laufen kein einziges Mal fragte, wann wir endlich da seien. Den letzten Kilometer durften wir sogar noch auf einem vorbeifahrenden Pritschenwagen mitfahren!
In der Kolonie angekommen, begrüßte uns der örtliche Pastor. Er bot uns zwei Stühle an und setzte sich zu uns. Nach kurzer Zeit verschwand Johannes mit den Kindern der Nachbarschaft, um die neugeborenen Schweinchen zu besichtigen, zum Spielen mit anderen Haustieren, später auch zum Versteck spielen und Fernsehen.
Als ich mit dem Pastor alleine war, erzählte er mir, dass er unseren Besuch bereits erwartet hatte, da am frühen Morgen ein bestimmter Vogel (vi‘iyin) mit zwei Trillertönen zwei Besucher angesagt hatte. Ich staunte nicht schlecht, hatte ich doch erst gegen Mittag Johannes zum Mitkommen eingeladen!
Im weiteren Gespräch erzählte mir Hilario von den Botschaften anderer Vögel. Es gibt solche, die Gefahren und andere, die erfreuliche Ereignisse ankündigen. Das erinnerte mich an eine ungewöhnliche Definition von Kultur, die ich hier bestätigt fand: ›Kultur besteht aus Gewohnheiten, die Menschen als Antwort auf die Stimmen in ihrer Umgebung prägen‹ (Doyle 1997).«
(Costa iné, 1998)
f) Mittendrin
»Mein erster Besuch galt einem fast 80-jährigen Ehepaar. In ihrem Haus traf ich sehr viele Kinder an. Die alten Leute erzählten mir, dass vor kurzem eine ihrer Töchter verstorben war und sie deswegen alle somit verwaisten Enkel bei sich aufgenommen hatten.«
(Pioq La‘asat – Pampa Chica, 2003)
»Die ganze Großfamilie sammelte sich im Hof des Hauses. Die Halbwüchsigen und die Erwachsenen waren angeregt mit mir im Gespräch. Die Kinder liefen hin und her und tauchten – wenn sie nicht gerade mit den Haustieren beschäftigt waren – immer mal für kurze Zeit neben meinem Stuhl auf, um sich bei mir ein paar Streicheleinheiten auf dem Rücken oder am Kopf abzuholen. Wie schon öfter suchte die kleine Tochter des jüngsten Sohnes der Familie auf meinem Schoß ihren Platz und flüsterte mir dann und wann etwas ins Ohr.«
(Pioq La‘asat – Pampa Chica, 2002)
»Das Haus meines indianischen Freundes Mario am Rande der Kleinstadt kam mir wie eine Herberge vor: ein anderer Freund, die Schwägerin mit einem ihrer Kinder, und auch nicht wenige Freunde der eigenen acht Kinder fanden darin Aufnahme. Aus Platzmangel hatten sie noch ein Zelt im kleinen Innenhof des Reihenhauses aufgeschlagen.
Scheinbar bekommen Mario und seine Frau Inés täglich Besuch aus der benachbarten Indianerkolonie, um einen Rat oder eine andere Hilfe zu erbitten. Ich war beeindruckt, wie die Haus- und Familienfrau die ganze Zeit inmitten des Trubels die Freundlichkeit in Person blieb.«
(Quitilipi, 2003)
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.