Kitabı oku: «Dies Meer hat keine Ufer», sayfa 3
An Allah denken, bis Allah an mich denkt
Sufi-Logik, Sufi-Sophismen, Sufi-Tiefsinn
Bei Allah, wäre es nicht untersagt, Boten zu töten, ich würde euch beide enthaupten lassen!
Muhammad, in: Ibn Ishaq: »Das Leben des Propheten«
Ich hab in einem Buch gelesen, dass Allah gewisse Lustschlösser im Paradies solchen Leuten bereithält, die die Sünden, die sie begehen, im Vertrauen auf Allahs Bereitschaft zu verzeihen nicht besonders tragisch nehmen.
Abu Sulaiman ad-Darani
Wer sich in freiwilligem Gebet befindet und sich nicht unterbrechen lässt von der fälligen Pflicht zum Ritualgebet, ist mit seinem freiwilligen Gebet ein Betrogener.
Abu Sulaiman ad-Darani
Sobald ein Sufi Sufi ist, ist er kein Sufi.
Mutazz, zitiert von Abdullah Ansari
Welche Vorstellung von Ihm du dir auch bilden magst, Allah unterscheidet sich davon.
Du n-Nun al-Misri
Verkehre nur mit dem, der Ichheit und Duheit abgelegt hat.
Du n-Nun al-Misri
Wenn Allah mir erlaubte, für alle Leute meiner Zeit Fürsprache einzulegen, worauf ich nicht stolz bin, weil ich nur für ein Stück Lehm Fürsprache einlege, würde ich mich zuerst für die verwenden, die mir geschadet haben.
Bayezid
Wenn Pharao gehungert hätte, hätt’ er nie gesagt: »Ich bin euer höchster Gott.«
Bayezid
Der Mensch ist so lange Mystiker, als er unwissend ist. Wenn seine Unwissenheit aufhört, hört seine Erkenntnis auf.
Bayezid
Das Wissen um das innerste Wesen der Wahrheit ist Unkenntnis, und das Wissen um die innerste Wirklichkeit der Gotteserkenntnis ist vergänglich.
Bayezid, überliefert von Abu Na’aim Ahmad ibn Abdullah al-Isbahani in seinem Werk »Hiljat al-auliya«
Der erste Standplatz des Suchenden ist das Suchen Allahs, indem er sein Suchen fallen lässt.
Wasiti
Geistlicher Kampf ohne Versenkung ist wie einer, der etwas mit Pisse wäscht. Er meint, er sei nun sauber. Der Dreck geht weg, aber die Sache ist genauso unrein wie vorher.
Wasiti
Wenn der Geist eines Ungläubigen sichtbar würde, würden sich die Weltbewohner vor ihm niederwerfen. Sie würden meinen, er sei Gott, so übergroß ist seine Schönheit und Anmut.
Wasiti
Wisse, Allah kommt dem Herzen seiner Diener in dem Maß nah, als das Herz Seiner Diener Ihm nahekommt.
Dschunaid
Lebendig ist, wer durch seinen Schöpfer lebt, nicht wer dadurch lebt, dass er seine Leibesform aufrecht erhält. Wer dadurch lebt, dass er an sich festhält, ist tot, obwohl er lebt, und wer seinem Herrn lebt, der lebt selbst noch im Sterben viel eigentlicher und wirklicher.
Dschunaid
Absichtliches Anstreben von sama (Musikhören) kann eine gefährliche Sache sein; aber zufälliges sama ist eine Erquickung.
Dschunaid
Wer war denn Allah, wie war Er, bevor Er war? Wer hat denn geantwortet außer die arwah (Geister), die das Werk der Allmacht und den Vollzug des göttlichen Willens offenbar werden ließen? Er ist also jetzt in Wirklichkeit, wie Er war, bevor Er war.
Dschunaid
Selbst die mystische Erkenntnis, die Vereinigung mit Allah, könnte nur Allahs Arglist sein.
Dschunaid
Wer ein Herz hat, werfe das Ohr fort, dann wird er sehen.
Halladsch
Allah warf gefesselt mich ins Meer und forderte: »Gib acht, dass dich das Wasser nicht benetzt!«
Halladsch
Wer sich mit seinen eigenen Eigenschaften zufrieden gibt, ist kein Mystiker.
Halladsch
Die Welt verleugnen ist Verleugnung der Triebseele; die Belohnung des andern Lebens verleugnen Verleugnung unseres Herzens, sein Selbst verleugnen Verleugnung des Geistes.
Halladsch
Mein lieber Sohn, einige Leute bezichtigen mich, ungläubig zu sein, andere meinen, ich sei heilig. Allerdings sind meine Verleumder mir und Allah lieber als meine Lobredner; denn jene beschuldigen mich aus Eifer für ihre Religion.
Halladsch im Kerker mündlich zu Ibrahim ibn Fatik
O Abu Ishaq, siehst du denn nicht, dass mein Herr Seine Urewigkeit derart in meine Zeitlichkeit hineingetrieben hat, dass meine Zeitlichkeit in seiner Urewigkeit untertauchte und verloren ging?
Halladsch
Es gibt auf der Welt nichts Wichtigeres für Musulmanen, als mich zu töten.
Halladsch
Wer mit Geld vertraut ist, ist geistesverwirrt; wer mit Leuten vertraut ist, ist abgesperrt; wer mit dem Handeln vertraut ist, ist abgelenkt; wer mit Allah vertraut ist, ist angekommen.
Schibli
Die Menschhaftigkeit ist eifersüchtig auf Personen; die Göttlichkeit ist eifersüchtig auf den Nu, dass er nicht verloren gehe im Nichtgöttlichen.
Schibli
Ich sage nie »Allah«, ohne dafür um Vergebung zu bitten.
Schibli
Ich denke so lange an Allah, bis Er auch mal an mich denkt.
Schibli
Was immer ihr in euren Vorstellungen unterscheidet und mit eurem Verstand in einem noch so vollkommenen Verstand erfasst, das ist abgewiesen und auf euch zurückgeworfen, ein Etwas mit zeitlichem Anfang, etwas Gemachtes, wie ihr.
Schibli
Keiner hat je die Düfte des tauhid (Eingottglauben) eingesogen, der sich den tauhid begrifflich vergegenwärtigte.
Schibli
Wer verstünde, was ich sage, dem würde ich einen Ungläubigengürtel umbinden.
Schibli
Die Sufis heißen nur deshalb so, weil noch ein Rest ihres Ich zurückblieb. Sonst würde ihnen gar keine Benennung mehr anhaften.
Schibli
Wenn der König Glas oder Kristall an der Hand trägt, scheint es ein Juwel zu sein. Wenn ein Gemüsehändler ein Juwel trägt, scheint es Glas zu sein.
Schibli
Einen Lidschlag lang Allah zu vergessen ist Vielgötterei.
Schibli
Meine Triebseele suchte diese Brotkrümel. Wenn sich aber mein sirr (Innerstes) zu Allahs Thron hinkehrte, würde es beides, Triebseele und Brotkrümel, verbrennen.
Schibli
Sünder sind notwendig, denn ohne sie hätte Allah gar nichts zu verzeihen.
Abu Talib al-Makki
Schibli sprach zu mir: »Wenn du Polytheist sein willst, braucht dein Herz nur an Gabriel und Michael zu denken!«
Abu l-Hasan Ali ibn Ibrahim al-Husri
Wer nach einem Zustand dürstet, ist vollkommener als einer, der betroffen darin verloren geht, und wer betroffen darin verloren geht, ist vollkommener als einer, der nach ihm dürstet.
Ahmad ar-Rudbari
Der Mystiker findet das Suchen durch das Finden, nicht das Finden durch das Suchen.
Ansari
Was immer dein Herz wähnt, Allah ist weit entfernt von alledem.
Amr ibn Utman al-Makki
Für den Mystiker ist es einerlei, ob ihm etwas von Menschen oder Engeln gegeben wird, so einerlei, wie ihm Macht und Weisheit sind. Wer Wüsten aufsucht und sich drauf verlegt, die Mittel abzuschneiden, bleibt noch darin befangen, auf die Mittel hinzuschauen.
Suhrawardi
Ischq (Leidenschaft) ist Liebe im Übermaß. Allah aber braucht kein Übermaß, also auch kein ischq. Würden man die Liebe aller Menschen in einer einzigen Person vereinen, so wäre das Allah gebührende Maß damit noch nicht erreicht. Man kann also nicht sagen, ein Mensch gehe in seiner Gottesliebe über das Maß hinaus.
Abu Ali ad-Daqqaq
Solange Moschee und Medresa nicht ganz verwüstet sind, wird das Werk der zindiq (Derwische/Ketzer) nicht erfüllt sein.
Abu Sa’id
Der Islam zog ein in diese Stadt, aber der Unglaube zog nicht aus.
Abu Sa’id
Solange sich wahrer Glauben und Götzendienst sich nicht aufs Haar ähnlich sehn, kann kein einziger Erdensohn ein echter Musulmane sein.
Abu Sa’id
Wahre Derwische sind nicht mehr sie selbst. Wären sie noch sie, so wären sie keine Derwische.
Abu Sa’id
Eine Stunde an sein Nichtsein denken, ist besser, als ein Jahr Gehorsam und an sein eigenes Sein zu denken.
Abu Sa’id
Als Allah mir diesen Pfad öffnete, unterschieden sich die Etappen auf diesem Pfad derart, als sei ich jedes Jahr vom Unglauben bis zum Prophetentum gekommen.
Kharaqani
Allah hat die Welt, seit dem Tag, da Er sie erschuf, nicht für würdig befunden, auch nur einen Blick auf sie zu werfen.
Ghazzali: »Ihja ulum addin«
Hunderttausend Tropfen sind ein Ozean. Wenn sie ihn verlassen, werden sie zu Tropfen.
Fariduddin ’Attar
O du Unvollkommener, in Wirklichkeit hat Allah überhaupt keinen Namen. Denn wie immer du Ihn nennst, das ist nicht Er. Das bist nur du, und alles, was du weißt, ist nicht Er.
Ein Scheich zu seinem Schüler, in Fariduddin ’Attars »Musibatname«
So tilge ich mich und tilgte die Gestalten aus mir, um Allah zu sehen und um schneller zu seinen Nützlichkeiten zu gelangen.
Baha’uddin Walad
Werd ich zerrüttet, bin ich prompt geheilt.
Rumi: »Diwan«, Gedicht Nr. 1115
Dornensammler, kommst du an im Paradies, wirst du keinen Dorn dort finden, außer dich allein.
Rumi: »Mathnawi«, Buch 2, Vers 3350
Wie würdest du den Gottesfreund erkennen, o Blinder, sobald er Schleier aus Narrheit trüge? / Sobald du nur das richtig eingestimmte Auge aufschlägst, steckt unter jedem Stein – ein Großscheich. / Sobald dein Auge Großscheich wird, entdeckst du bald im Faltenwurf fast jeder Derwischkutte – einen Moses.
Rumi: »Mathnawi«, Buch 2, Vers 2348 f.
Feuer rief: »O ihr verrückten Narren! Statt Feuer bin ich kühler Quell! Verhext sind deine Augen, Blindling, spring nur rein in mich, vermeid nicht meine Funken!«
Rumi: »Mathnawi«, Buch 5, Vers 435 + 436
Sogar der Mond wird von der Mondfinsternis besiegt.
Rumi: »Mathnawi«, Buch 5, Vers 2167
Wie passt solcher Geist in solchen Leib? Hör, o Körper, wasche deine Pfoten hier mit diesem Geist! / Körper, du bist Bleibstatt für den Geist geworden, allzu lang. Wie lang wohl möchte Ozean in einer Wasserhaut sich drücken? / O, du bist tausend Engel in Gestalt des Menschen; du Messias, der als Esel umgeht.
Rumi: »Mathnawi«, Buch 6, Vers 4582–4584
Dann, wenn du vom Körper erlöst bist, wirst du wissen, dass Ohr und Nase zum Auge werden können.
Rumi: »Mathnawi«, Buch 4, Vers 2400
Das Auge mit der Reichweites des Ozeans, das so weit blicken kann, dass alle Welten nur wie ein Haar erscheinen. / Wenn tausend Sphären in dieses Auge eindringen würden, würden sie wie eine Quelle im Ozean verschwinden. / Das Auge, das die wahrnehmbaren Dinge hinter sich gelassen hat und von Visionen aus dem Unsichtbaren geküsst worden ist – / Wahrlich, ich finde kein einziges Ohr, dem ich das Geheimnis dieses schönen Auges erzählen könnte. / Wenn das gelobte und ruhmreiche Wasser aus diesem Auge tropfen würde, würde Gabriel die Tropfen mitnehmen, / um sich damit seine Flügel und seinen Schnabel einzureiben …
Rumi: »Mathnawi«, Buch 4, Vers 2641 f.
Wenn es Nacht ist, kümmerst du dich nicht um den Leib; wenn es Tag ist, bist du mit allerlei Angelegenheiten beschäftigt. Dieser Leib ist eine gewaltige Täuschung; man denkt, wenn er tot ist, ist man auch tot. Pharaos Zauberer, als sie ein ganz bisschen begriffen hatten, opferten ihre Leiber, denn sie sahen, dass sie ohne Leib bestehen konnten und dass dieser Leib keine Beziehung zu ihnen hatte.
Rumi: »Fihi ma fihi«
Der Vogel trägt den Käfig nach oben, und die Maus zieht ihn herunter. Hunderttausend verschiedene wilde Tiere sind im Menschen; sie alle gehen dorthin, wo die Maus ihr Maustum lässt und der Vogel sein Vogeltum und alle eins werden.
Rumi: »Fihi ma fihi«
Gäbe es irgendein Tier wie den Falter, das es ohne das Licht der Kerze aushalten könnte und sich nicht in dieses Licht stürzte, so wäre das kein richtiger Falter; und falls der Falter sich ins Kerzenlicht stürzte und die Kerze ihn nicht verbrennte, so wäre das keine richtige Kerze. Deshalb ist der Mensch, der es ohne Allah aushalten kann und sich nicht anstrengt, überhaupt kein richtiger Mensch; aber falls er Allah begreifen könnte, wäre das nicht Allah.
Rumi: »Fihi ma fihi«
Das goldne Kalb wird durch das Licht zum Zielpunkt des Gebets; die Ka’ba ohne Licht wird Götzenbild und Sünde.
Rumi: »Fihi ma fihi«
Wer ist wahrhaft weise?
Fragen und Antworten
Jünger von Abu Hanifa: »Wieso hat Ibrahim ibn Adham solche Verehrung deinerseits verdient?« — Abu Hanifa: »Weil er immer nur Allah dient, wir hingegen dienen noch unseren Leibern.«
Fariduddin ’Attar in seiner Sufi-Viten-Sammlung: »Tadkirat ul-awliya«
»Wo ist der wahre Islam und wo sind die wahren Musulmanen zu finden?« — Hasan von Basra: »Der Islam ist in den Büchern geblieben, und die wahren Musulmanen liegen unter der Erde.«
»Warum weinst du?« — Hasan von Basra: »Ich fürchte, dass Allah mich morgen ins Höllenfeuer werfen könnte, ohne viel zu fragen.«
»Woran liegt’s, o Scheich, dass deine Worte auf uns nicht wirken können? Sind etwa unsere Herzen eingeschlafen?« — Hasan von Basra: »Das ginge noch, wenn sie bloß eingeschlafen wären; dann bräuchte ich euch nur zu schütteln und ihr würdet aufwachen. Aber eure Herzen sind tot. Und darum wachen sie nicht auf, so sehr man sie auch schüttelt.«
»Einige kommen in deinen Kreis, nur um deine Worte zu kritisieren.« — Hasan von Basra: »Ich erwarte nichts von jenen Leuten, vor deren Zunge selbst Allah sich nicht retten kann.«
»Wie geht es dir?« — Muhammad ibn Wasi: »Wie geht es einem, dessen Lebenszeit abnimmt und dessen Sünden zunehmen?«
»Wieso haust du dich, wenn du aufwachst, mit der Hand auf den Rücken?« — Muhammad ibn Wasi: »Bei Gott, ich fürchte, in einen Affen verwandelt zu werden.«
Bettelmönch: »Kann man den Status eines Wanderderwischs überhaupt kaufen?« — Ibrahim ibn Adham: »Ja, das kann man. Ich habe für ein wenig Armut ein Königreich fortgegeben und bin seitdem viel reicher als vorher.«
Soldat: »Warum zeigst du mir, wenn ich nach dem Weg zur Stadt frage, den Weg zum Friedhof?« — Ibrahim ibn Adham: »Weil ich sah, dass der Friedhof von Tag zu Tag volkreicher wird als die Stadt.«
»Wir beten so oft zu Allah – warum werden unsere Gebete nicht erhört?« — Ibrahim ibn Adham: »Ihr wisst, dass Allah existiert, aber ihr gehorcht Ihm nicht. Ihr lest im Koran, aber lebt nicht danach. Ihr esst und trinkt und dankt nicht dafür. Ihr wisst, dass der Tod auf euch wartet, aber ihr bereitet euch nicht drauf vor. Ihr tragt eure Eltern, Kinder und Freunde zu Grab und wacht selber nicht auf.«
»Woher kommst du, wohin gehst du und was tust du hier?« — Rabi’a al-Adawiya: »Ich komme von der anderen Welt und gehe zu der anderen Welt; ich bessere mich in dieser Welt, weil ich arbeite für die andere Welt; meinen Lohn bekomm ich schon in dieser Welt.«
»O Rabi’a, du weinst und leidest immer, aber wir finden keinen Grund dafür?« — Rabi’a: »Es gibt aber einen Grund dafür. Mein Leid liegt in meinem Herzen, und alle Ärzte sind unfähig es zu heilen. Das einzige Mittel wäre meine Vereinigung mit meinem geliebten Gott.«
»O Rabi’a, was hast du? Warum bist du krank?« — Rabi’a: »Ich hab’ an die Ergötzungen des Paradieses gedacht, deshalb hat mein Herr mich gezüchtigt.«
Wenn Rabi’a nicht unter Hasans zahlreichen Zuhörern war, stieg er vom Redepult und predigte nicht. Man fragte ihn unwillig: »Wenn jene alte Frau nicht da ist, was fehlt denn uns, dass du dann nicht zu uns sprichst?« Hasan von Basra antwortete: »Ich kann den göttlichen Trank, den ich für Elefanten vorbereitet habe, nicht Ameisen zu trinken geben.«
Fariduddin ’Attar in seiner »Tadkirat«
»Was wünschst du dir noch?« — Du n-Nun al-Misri (auf dem Sterbebett): »Dass ich Allah einen einzigen Augenblick vor meinem Tod kennenlernen möge.«
»Wie heißt die Wurzel der Religion?« — Fuzeil ibn Ayaz: »Die Wurzel der Religion heißt Vernunft, die Wurzel der Vernunft heißt Sanftmut, und die Wurzel der Sanftmut heißt Geduld.«
»Was ist besser: Frömmigkeit oder Zufriedenheit?« — Fuzeil ibn Ayaz: »Zufriedenheit, weil der Zufriedene nicht nach mehr verlangt; während der Fromme Lohn für seine Frömmigkeit erwartet.«
Fuzayl ibn Ayaz: »Wieso bist du so fett, obwohl du doch ein Mönch des Irak bist?« — Waki ibn al-Dscharrah: »Aus Fröhlichkeit über den Islam!«
Ali al-Qaei al-Harawi: »Al-musnu fi ma’rifat al-hadit al-mawdu«
»Warum mahnst du nicht die Fürsten, die soviel Grausamkeiten verüben?« — Bischr al-Hafi: »Ich finde Allah viel zu erhaben, als dass ich Seinen Namen vor denen ausspreche, die Ihn nicht kennen.«
»Wozu setzt du dich nackt in diese Kälte? Wozu diese unnötige, selbsterschaffene Qual?« — Bischr al-Hafi: »Ich denk an all die armen Leute, die jetzt frieren. Da ich aber nichts habe, womit ich ihnen helfen kann, so lasse ich mich frieren, damit ich ihr Leid miterleben, ihrer gedenken und mich ihnen gleichstellen kann.«
»Wie kannst du es wagen, mit deinem ehelosen Leben die Sunna des Propheten zu verlassen?« — Bischr al-Hafi: »Mein Gottesdienst nimmt mich so in Anspruch, dass ich mich mit der Sunna einfach nicht abgeben kann.«
Abu Talib al-Makki: »Qut al-qulub«
Besucher an Bischr al-Hafis Sterbebett: »Liebst du die Welt und möchtest du noch weiter in ihr leben?« — Bischr al-Hafi: »Nein, ich liebe die Welt nicht, aber den Hof des Königs aller Könige zu betreten, ist trotzdem nicht leicht.«
»Wann hat der Mystiker sein Ziel erreicht?« — Du n-Nun al-Misri: »Wenn er ist, wie er dort war, wo er war, bevor er war.«
»Was ist Erkenntnis?« — Abu Sulaiman ad-Darani: »Dass man in beiden Welten nur eines will.«
»Was ist für den Schüler das Schwierigste?« — Yahya ibn Mu’ad al-Razi: »Das Zusammensitzen der Gegensätze.«
»Wir sehen viele Leute, die auf dich schimpfen.« — Yahya ibn Mu’ad al-Razi: »Wenn Allah mir verzeiht, schadet mir ihr Gerede nicht. Wenn Er mir nicht verzeiht, dann verdiene ich, dass sie so von mir reden.«
Abu Yazid: »Was versteht man unter tawakkul?« — Abu Musa al-Daybuli, sein Diener: »Unsere aschab (Gefährten) sagen: ›Wenn sich zu deiner Rechten und Linken Löwen und Schlangen befänden, würde dein Inneres sich darob nicht rühren!‹«
Sahladschi: »An-nur min kalimat Abi Yazid Tayfur«, 107, 2 f.
»Wie kann man zu Allah gelangen?« — Bayezid al-Bastami: »Durch Blindheit, Taubheit und Stummheit.«
»Wie erkennt der Mensch, dass er in der Gotteserkenntnis angekommen ist?« — Bayezid al-Bastami: »In dem Augenblick, da er – von Allah unterwiesen – vergeht, bleibt er ohne Selbst und ohne Schöpfung auf der bisat (Unterlage) Allahs. So vergeht er und bleibt, bleibt er und vergeht, stirbt er und lebt, lebt er und stirbt. So wird das Bedeckte enthüllt und das Enthüllte bedeckt.«
»Beschreib uns deinen Tag und deine Nacht.« — Bayezid al-Bastami: »Ich habe nicht einen Tag und ich habe nicht eine Nacht; denn Tag und Nacht sind nur für die, die die Eigenschaften von Geschöpfen haben. Ich habe mich abgeschält wie eine Schlange.«
»Was ist Armut?« — Bayezid: »Dass einer in einem Winkel seines Herzens an einen Schatz stößt namens ›Schandfleck des Jenseits‹ und darin einen Edelstein findet namens ›Liebe‹. Ein solcher ist ein Armer.«
Fariduddin ’Attar: »Tadkirat«, Buch 1, 169, 8–10
»Warum verzichtest du auf das Diesseits?« — Irgendein ungenannter Derwisch in irgendeinem Jahrhundert: »Da das meiste im Diesseits auf mich verzichtet, verschmähe ich es, das wenigste vom Diesseits zu begehren.«
»Warum schmeckt der Dattelpudding so komisch?« — Muzabbid: »Der Koran ist halt noch nicht bei den Honigbienen angekommen.«
»Was hat man unter Mystikern zu verstehen?« — Dschunaid: »Sie entziehen sich der Beschreibung der Beschreibenden.«
»Wer ist ein Mystiker?« — Dschunaid: »Der dein Geheimnis nennt, während du schweigst.«
»Abu l Qasim, was ist es, was die Erkenner sich von Allah wünschen?« — Dschunaid: »Sie wünschen sich von Ihm, dass Er sie behütet und für sie sorgt.«
»Was ist die Welt?« — Dschunaid: »Was deinem Herzen nahe steht und von Allah ablenkt.«
»Was ist die Umkehr?« — Dschunaid: »Das Vergessen deiner Sünde.«
»Wer ist Allahs Sklave?« — Dschunaid: »Derjenige, der vom Sklaventum aller anderen frei geworden ist.«
»Gibt es etwas Besseres als das Weinen?« — Dschunaid: »Das Weinen über das Weinen.«
»Was ist Aufrichtigkeit?« — Dschunaid: »Der Ausschluss der Geschöpfe aus dem Umgang mit Allah. Die Triebseele aber ist das erste Geschöpf.«
»Woher hast du diese Wissenschaft?« — Dschunaid: »Daher, dass ich dreißig Jahre unter dieser Treppe vor Allah gesessen habe.«
»Wieso nimmst du, trotz deines hohen Rangs, einen Rosenkranz zur Hand?« — Dschunaid: »Von dem Weg, auf dem ich zu Allah kam, will ich mich nicht trennen.«
»Was ist die Gesellschaftsmoral der Sufis?« — Abu l Husain al-Nuri: »Andern Freude zu bereiten und ihnen nie wehzutun.«
»Wieso hast du, als unser Muezzin sang, gerufen: ›Lanzenstich und Todesgift!‹ Aber zu dem Köter da sagst du ehrerbietig: ›Dir zu Diensten, dir zu Hilfe!‹« — Abu l Husain al Nuri: »Der Vorbeter hat den heiligen Namen Allahs gedankenlos runtergeleiert, der Hund aber hat Allah ohne Augen- und Ohrendienerei gepriesen, und ohne Gegenleistung zu suchen, getreu der Sure 17: ›Es gibt nichts, was Ihn nicht lobpriese!‹«
»Was hat dich davon abgehalten, einen Freund zu suchen?« — Ruwaym ibn Ahmad: »Meine Hoffnungslosigkeit, einen zu finden.«
»Warum kommen nie reiche Leute zu dir in die Moschee?« — Abbasa-i Tusi: »Weil ich ihnen lauter unliebe Dinge sage. Bei mir erscheint ihr Gold so wertlos wie Blech. Ich mache ihnen ihren Halskragen zum Strick, ihr Hemd zum Leichentuch. Bei mir wird ihr Schloss zur Gruft, ihre Religion zum Unglauben. Wie sollten sie da zu mir kommen wollen?«
»Was ist Geduld?« — Mansur al-Halladsch: »Geduldig ist der, der, wenn man ihm Hand und Fuß abhaut und ihn an den Galgen hängen will, sich wundert über alles, was man ihm antut.«
»Wer ist wahrhaft weise?« — Abu Bakr Schibli: »Der die Welt keinen Augenblick tragen kann, weil er schwächer ist als ein Mückenflügel.«
»Wer ist wahrhaft weise?« — Abu Bakr Schibli: »Weise ist der, der die ganze Erde, und sieben Himmel, mit einer winzigen Wimper aus den Angeln hebt.« — »Aber wieso hast du neulich ganz anders geantwortet?« — Abu Bakr Schibli: »Neulich war ich nicht ich, heut aber bin ich ich.«
»Was ist das Diesseits?« — Abu Bakr Schibli: »Ein Topf, der kocht, und ein Abort, den man vollkackt.«
»Das Diesseits ist für Beschäftigungen da, das Jenseits für Schrecknisse – wann wird man da je Ruhe haben?« — Abu Bakr Schibli: »Beschäftige dich nicht mehr mit dem Diesseits, dann erschreckt dich auch nicht mehr das Jenseits.«
»Was ist der Verzicht?« — Abu Bakr Schibli: »Das Vergessen des Verzichts.«
»Was ist Vertrautheit mit Allah?« — Abu Bakr Schibli: »Dein wahscha (Fremdheitsgefühl) gegenüber dir selbst, deiner Seele und der ganzen Schöpfung.«
»Ist nicht Allah bei dir und du bei Ihm?« — Abu Bakr Schibli: »Wär’ ich noch bei Ihm, so hätte ich Ihn erst recht nicht; ich bin aber ausgelöscht in dem, was Er ist. Von mir ist nichts mehr da; alles ist Er.«
»Weißt du nicht, dass Allah barmherzig ist?« — Abu Bakr Schibli: »Doch, aber seit ich Seine Barmherzigkeit erkannt habe, habe ich Ihn nicht mehr gebeten, sich meiner zu erbarmen.«
»Hat schon jemand Ihn gesehen, wie Er wirklich ist?« — Abu Bakr Schibli: »Die Wirklichkeit liegt in weiter Ferne. Nein, es gibt nur Ansichten und Wünsche und Meinungen.«
»Weinen deine Augen nicht?« — Abu Bakr Schibli: »O du! Was sich zwischen meinem Herzen und meinem Geist abspielt, ist vor meinen Augen verborgen.«
»Bist du Schibli?« — Schibli: »Ich bin der Punkt unter dem b.«
»Was ist der Unterschied zwischen der Sklaverei des Knechtes und der Sklaverei des Liebenden?« — Abu Bakr Schibli: »Wie verschieden sind doch der Knecht, der frei wird, wenn man ihn aus der Sklaverei entlässt, und der Knecht, der immer mehr zum Sklaven wird, je mehr man ihn frei lässt!«
Ich ging zu Halladsch, als seine Hände und seine Füße bereits abgeschlagen waren und er auf einem Baumstumpf gekreuzigt war, und sagte zu ihm: »Was ist Mystik?« Er sprach: »Ihre niedrigste Stufe ist, was du hier siehst. Ich sagte: »Und was ist die höchste?« Er sprach: »Dazu hast du keinen Zugang. Aber morgen wirst du sie sehen. Denn was ich gesehen habe, ist im Verborgenen, und so ist es dir verborgen.«
Schibli, überliefert in Fariduddin ’Attars »Tadkirat«
»Was ist äußerste Demut?« — Asket Yusuf i-Asbat: »Sie besteht darin, dass du aus dem Haus gehst und jeden, den du siehst, gemessen an dir, als besser erkennst denn dich selbst.«
Mahmud von Ghazna: »Auf was in aller Welt bist du am meisten eifersüchtig?« — Ayaz: »Auf jenen Stein, mit dem du deinen Fuß abreibst. Denn er kann seine Wange an deinen Fuß drücken. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn meine Wange beständig der Ort wäre, wo dein Fuß steht.«
»Woran kann man tawakkul (Gottvertrauen) erkennen?« — Kharaqani: »Daran, dass Löwe und Drache und Feuer und Meer und Kissen, alle fünf, für dich ein und dasselbe sind.«
»Wo hast du Allah gesehen?« — Kharaqani: »Da, wo ich mich nicht gesehen habe.«
Schüler: »Was kannst du so lange in der Latrine betrachten?« — Abu Sa’id: »Diese Kacke raunt mir zu: ›Ich war ein viel begehrter Leckerbissen, eine Gottesgabe. Eine Stunde Zusammensein mit dir hat mich zu dem gemacht, was du hier siehst!‹«
»Warum pilgerst du nicht nach Mekka?« — Abu Sa’id: »Es ist kein Kunststück, eine Strecke von 1000 Parasangen (5900 km) zurückzulegen, um ein Gebäude zu besuchen, wohl aber an Ort und Stelle zu bleiben und zu sehen, wie innerhalb von 24 Stunden die Ka’ba über mir kreist.«
»Dein Hals ist so dick, dass er kaum durch die Kragenöffnung geht.« — Abu Sa’id: »Mich dünkt eher merkwürdig, wieso mein Hals bei all dem, was Allah mir geschenkt hat, überhaupt noch in den Rahmen der sieben Himmel und Erden passt!«
»Wozu hat Allah eigentlich die Menschen erschaffen – braucht er sie etwa?« — Abu Sa’id: »Nein, sondern Er hat sie aus drei Gründen erschaffen: Erstens ist seine Macht groß. Dafür waren Zuschauer nötig. Zweitens ist seine Schenkfreude groß. Dafür waren Verbraucher nötig. Und drittens ist seine Barmherzigkeit groß. Dafür waren Sünder nötig.«
»Wo soll ich Ihn suchen?« — Abu Sa’id: »Wo du Ihn gesucht hast, fandest du Ihn nicht. Begehrst du wirklich, einen Schritt auf Seinem Pfad zu tun, wirst du Ihn überall sehn, wohin du auch blickst.«
»Sind die Männer Gottes in der Moschee?« — Abu Sa’id: »Sie sind auch in der Spelunke.«
»Was bedeutet der Satz: ›Wer Allah erkennt, dessen Zunge wird stumpf‹?« — Abu Sa’id: »Zu stumpf für eine Feindschaft gegen die Menschen.«
»Wie ist der Spruch gemeint ›Wer sich selbst erkennt, erkennt seinen Herrn‹?« — Abu Sa’id: »Wer sich selbst als nicht seiend erkennt, erkennt Allah als seiend.«
Landedelmann: »Wie kannst du eine bittere Gurke mit sichtlichem Behagen verzehren?« — Knecht: »Was könnt ich für eine Entschuldigung haben, wenn ich einem Herrn, der mir sonst so viel Süßes zu essen gab, einmal etwas Bitteres zurückweisen würde?«
Geschichte, die Quschayri von Abu Sa’id erzählt bekam
Abu Sa’ids Schüler Abdassamad ibn al-Hussayn as-Sufi as-Sarahsi (im Traum): »Wieso sitzt du nicht auf deinem gewohnten Sitzplatz?« — Abu Sa’id (im Traum seines Schülers): »Für mich ist da kein Ort, weder unten noch darüber, weder links noch rechts, in keinerlei Richtung. Wenn ich mich trotzdem irgendwohin setze, an einen bestimmten Platz, so nur den Menschen zuliebe.«
»Warum hast du gestern Nacht, als wir unser Lager in diesem Wäldchen aufschlugen, plötzlich einen Schrei ausgestoßen?« — Sufi: »Von den Bäumen hörte ich das Lied der Nachtigall, von den Bergen das Rebhuhn, aus dem Wasser die Frösche und aus dem Gehölz die wilden Tiere. Da merkte ich, dass es mit meinem Menschsein nicht vereinbar ist, dass ich schlafe, solang die niedrigen Geschöpfe ihre Stimme laut zum Lob Allahs erheben.«
Saadi: »Dschulistan«, Buch 2, Geschichte 25
Gewisse Leute haben Schlechtes geredet: »Warum kommt der Koran Stück für Stück, Wort für Wort herab und warum nicht Kapitel für Kapitel?« — Mustafa antwortete: »Was sagen diese Dummköpfe? Wenn alles auf einmal auf mich herabkäme, würd’ ich zerschmelzen und verschwinden.«
Rumi: »Fihi ma fihi«
Hulagu: »Was ist denn mit denen da los? Sind das Beduinen oder Wanderderwische?« — Nasiruddin at-Tusi: »Das ist fadla (Abfall) in dieser Welt.« — Hulagu ließ sie umbringen und fragte dann: »Was hast du eigentlich mit Abfall gemeint?« — Nasiruddin at-Tusi: »Die Menschen zerfallen in vier Gruppen: Regierende, Handeltreibende, Handwerker und Landwirte. Alle übrigen liegen diesen vier auf der Pelle.«
Dialog von 1260, überliefert von Ibn al-Fuwati: »Hawadir dschami’a«
»Was guckst du so traurig? Brau dir doch einfach ein Heilmittel für deinen Schmerz! Wozu bist du Apotheker!?« — Fariduddin ’Attar: »Ich bin zu sehr in meinem Schmerz versunken, als dass ich an Heilmittel denken kann.«
Irgendein Wanderderwisch: »Hast du mal ein paar Dirham für mich?« — Muhammad ibn Muhammad ad-Dayri al-Halabi asch-Schafi’i: »Du bist ein Gauner, und ich bin ein Gauner. Ein Gauner nimmt von einem anderen Gauner nichts.«
Baba Lal Das: »Wer hat den Hindus den Götzendienst befohlen?« — Dara Schikoh (geboren: 1615): »Das ist festgesetzt worden, um die Herzen zu befestigen. Wer den inneren Sinn kennt, braucht die äußere Form nicht mehr; wer das Innere nicht kennt, bleibt an die Form gebunden. Wie ein unverheiratetes Mädchen mit Puppen spielt; verheiratet man sie, braucht sie keine Puppen mehr.«