Kitabı oku: «Frei - Land - Haltung», sayfa 6
Wenn ihr irgendwas ändern könntet, was wäre das?
Chrischi: Mobilität auf jeden Fall. Das wäre halt das Beste. Wenn man immer ’n Bus hätte, der hier überall hinfährt, das wär top. Aber eigentlich ist das auch so top, auf dem Land zu feiern, muss ich sagen, weil ’n Fahrer hat man immer, und die Partys sind eigentlich auch immer gut. Also deshalb würd ich jetzt nichts ändern.
Lewe: Ja, so sehe ich das auch. Es ist ja auch so: Der Wohnwagen ist vom Platz ja beschränkt, und wenn wir mal mit mehr feiern wollen, dann gehen wir bei uns in die Scheune. Wir haben hier so ’n Resthof mit unserer Scheune. Dann wird da ’n Tarnnetz aufgehängt und ’ne Anlage aufgebaut und Tische und Bänke rein, und dann kann man da auch mal so mit 50 bis 60 Leuten ’ne größere Party machen.
Wo kommen die Leute alle her?
Lewe: Auch alle aus dem Umkreis hier. Da werden dann mehr Leute eingeladen. Da nimmt dann jeder noch mal ein, zwei Leute mehr mit. Im Wohnwagen sitzen wir dann eher so mit zwölf Leuten.
Habt ihr im Dorf oder in der Umgebung auch Leute, mit denen ihr euch nicht so gut versteht, die auch vielleicht schon mal zu so ’ner Party kamen?
Lewe: Wir sind ja nicht so ’n großes Dorf. Hier kann eigentlich jeder mit jedem. Klar, es gibt immer so ’n paar Ausnahmen, aber hier will niemand niemandem was Böses.
Chrischi: Das ist dann eher, wenn Leute von außerhalb kommen. Dann gibts schon mal Probleme.
Was heißt von außerhalb?
Chrischi: Es gibt halt gewisse Ecken hier, da sind die Leute nicht so gut gesehen, sagen wir mal so.
Lewe: Die ziehen falsche Luft. [alle lachen]
Chrischi: Mit Leuten von hier – im Umkreis von fünf bis zehn Kilometern, da kennt man eigentlich fast alle jungen Leute – gibts eigentlich keine Probleme, weil sich alle gut verstehen. Leute, die so 30 Kilometer weiter weg wohnen, auch aufm Land, die sind dann meistens anders drauf als die Leute, die hier wohnen. Mit denen kanns schon mal zu Problemen kommen.
Hattet ihr denn selber auch schon mal Stress?
Lewe: Ja, da gabs dann auch schon mal ’n paar gebrochene Nasen und so, aber na ja.
Chrischi: Alles schon erlebt. Aber das ist dann eher so bei Zeltfesten. Die kommen ja nicht zu uns in den Wohnwagen, die würden wir ja gar nicht erst einladen. Im Wohnwagen läuft eigentlich immer alles ganz friedlich ab. Das ist dann halt eher auf den Zeltfesten, wenn die Leute aus anderen Gegenden auch da sind.
Also werden Probleme dann schon mal mit Fäusten geregelt?
Lewe: Ja … Die sind nur neidisch auf unseren Acker hier, die haben weniger Bodenpunkte als wir. [lacht]
Chrischi: Du bist so ’n Schnacker! [alle lachen]
Es gibt ja häufig auch das Klischee, dass Leute auf dem Land deutlich mehr Alkohol trinken als Leute in der Stadt …
Chrischi: Dem würde ich schon zustimmen. Wenn man mit Leuten aus der Stadt loszieht, merkt man echt ’n Unterschied. Es gibt auch bei uns auf dem Land echte Härtefälle. Da kommen teilweise Leute mit zwei Flaschen Korn zum Vorglühen, aber das sind seltenere Fälle. Aber man merkt schon, dass die Leute vom Land mehr trinken als die aus der Stadt.
Könnt ihr euch irgendwie erklären, woran das liegt?
Lewe: Vielleicht liegt es daran, dass man in der Stadt nicht so die Möglichkeit hat, sich bei jemandem auf dem Grundstück zu treffen. Deswegen müssen die zum Trinken gleich in ’ne Bar oder so. Da ist das ja gleich viel teurer. Wir kommen da immer günstig davon. Wir kaufen unser Zeug in Flaschen im Supermarkt und dann kann das losgehen.
Chrischi: In der Stadt sind ja auch viele Sachen erst ab 18, und hier auf dem Land fängt man schon früher an zu trinken, so mit 13, 14. In der Stadt ist es dann, glaub ich, einfach so, dass viele erst mit 16 anfangen können zu trinken, weil sie da erst in den Bars was bekommen. Hier schickt man halt mal ’nen älteren Kumpel los oder die große Schwester zum Einkaufen und betrinkt sich dann im Garten von jemandem zu Hause. Man kommt hier auch auf die Zeltfeste schon mit 16 rein und kann dann mit ’nem „Mutti-Zettel“ auch so lange bleiben, wie man möchte, und auch alles an Alkohol dort kaufen.
Könnt ihr euch vorstellen, dass die Langeweile auf dem Land mit eine Rolle spielt, dass man auf dem Land mehr trinkt?
Lewe: Langeweile? Nee, das gibts hier nicht. Kannst ja hier alles machen. Fußball spielen, hier ’n bisschen angeln, ausreiten. Früher haben wir auch immer mit unseren Softair-Pistolen gespielt, als wir noch kleiner waren. Das hat auch immer echt Spaß gemacht. Da waren wir dann so sechs bis acht Leute, und dann war die Hälfte hier im alten Kuhstall und die anderen mussten dann stürmen. Durch den Platz hier findest du immer irgendwas, was du machen kannst. Dir wird nicht langweilig, auf jeden Fall.
Chrischi: Bei manchen kann ich mir das schon vorstellen. Ich hab da jemanden im Kopf, bei dem ich mir das vorstellen kann, dass er auch aus Langeweile einfach trinkt. Aber bei uns und auch bei unseren Freunden ist das eigentlich nicht so, dass wir jetzt nur so viel trinken, weil es hier nichts gibt. Lewe hat schon gesagt, was man hier alles machen kann, aber da gibts ja noch deutlich mehr. Zum Beispiel Boot fahren. ’n Kumpel hat ’n Boot und damit fahren wir dann auch ab und zu raus. Und es ist ja auch nicht so, dass wir uns nur zum Trinken treffen. Da ist ja immer noch viel mehr mit verbunden. Wenn wir jetzt zum Beispiel am Wohnwagen was ausbessern, dann treffen wir uns ja dafür und verbringen so wieder Zeit mit unseren Freunden. Wir laufen auch am Herrentag immer in ’ner Runde. Wie so ’ne Maiwanderung. Und da haben wir uns letztes Jahr auch so ’n richtigen Wagen für gebaut: zwei Anhänger, auf einem ’ne Bar eingerichtet und der andere mit Anlage und Grill, und dann haben wir den Rasenmähertrecker davorgespannt und sind damit losgezogen. Den mussten wir ja auch bauen. Und da haben wir uns dann mehrere Tage hintereinander getroffen und haben zusammen daran gearbeitet. Also Langeweile kennen wir echt gar nicht. Wir finden hier eigentlich immer was zu tun.
Glaubt ihr denn, dass bei manchen ein gewisser Gruppenzwang vorhanden ist und die deswegen so viel trinken?
Chrischi: An sich ist es bei uns schon so, dass jedem freigestellt ist, ob er trinken will oder nicht, auf jeden Fall. Aber gut, das ist halt immer so, dass dann einer sagt: „Komm, jetzt trink doch mal einen!“ Ich glaub schon, dass man ’n bisschen auch dazu getrieben wird. Aber man wird jetzt nicht gezwungen, also man wird motiviert, dass man trinkt [lacht], aber es wird nicht gesagt: „Wenn du jetzt nicht die Flasche austrinkst, brauchst du nicht wiederkommen.“
Lewe: Es ist ja auch nicht so, dass wir uns jedes Wochenende komplett aus dem Leben schießen. Ab und zu sitzen wir auch ganz gemütlich mal bei ’n paar Bier im Wohnwagen.
Ihr habt ja erzählt, dass ihr den Wohnwagen hergerichtet habt. Wie viele Leute waren daran denn beteiligt?
Lewe: Also im Schnitt waren wir immer so mit vier Leuten dran beteiligt, weil mit mehr stehst du dir ja dann auch irgendwann nur im Weg. Wir haben dann auch bewusst immer nur ’n paar Bescheid gegeben, dass sie zum Helfen kommen sollen. Dann haben wir so ’n kleinen Tresen eingebaut, ’n Sofa rein, so ’n kleinen Raucherbereich bisschen hingebastelt, mit so ’ner Gardine aus ’ner alten Decke.
Wie viel Zeit habt ihr da investiert?
Chrischi: Also wir haben immer etappenweise daran gearbeitet. Insgesamt gesehen so 20, 30 Stunden.
Lewe: Da wird ja immer zwischendurch auch mal wieder was Neues gemacht. Da hat der eine ’ne Idee und dann der andere ’ne Idee, und dann wird das umgesetzt. Oder manchmal muss man auch mal was ausbessern, weil was kaputtgeht.
Wie macht ihr das mit den Getränken oder auch mit dem Benzin für das Notstromaggregat? Wer bezahlt das?
Lewe: Bei den Getränken ist es schon so, dass jeder sein eigenes Zeug mitbringt. Aber wir haben auch immer hier was auf Reserve stehen. Da kann man sich zur Not auch mal dran bedienen. Wenn mal jemand nichts mitnehmen kann, dann ist da trotzdem genug.
Chrischi: Eigentlich ist immer genug da. Und beim Benzin ist es schon so, dass es die Gleichen immer sind. Wir sammeln da jetzt nicht von jemandem Geld ein, der nur einmal da war oder nur ganz selten mal kommt. Oft wird dann das Pfand gesammelt, was so zusammengekommen ist, und davon werden dann neue Sachen gekauft, wie Benzin und, wenn was über ist, Schnaps oder neue Glühbirnen für die Lichterkette.
Habt ihr im Wohnwagen Regeln? Zum Beispiel bezogen auf den Umgang mit Alkohol oder auch Drogen? Oder auch Regeln im Umgang mit Mädels?
Lewe: Regeln gibt es schon. Zum Beispiel dass jeder seinen eigenen Alkohol mitbringen sollte. Und sonst: ganz normale Sozialkompetenzen, dass man ordentlich miteinander umgeht. Aber das sagt ja der normale Menschenverstand eigentlich schon aus. Umgang mit Mädels? Also ich hab immer Vorrecht, das ist meine Regel Nummer eins. [lacht] Nein, war ’n Scherz! Ganz normal. Mädels sind auch eigentlich immer dabei, und da gibts bei uns auch keinen, der sich gegenüber denen irgendwie scheiße benimmt. Die gehören ja auch zu unserer festen Gruppe. Ansonsten würde das schon Stress mit uns geben. [lacht] Drogen gibts bei uns eigentlich nicht. Und rauchen? Ja, wir rauchen halt meistens im Wohnwagen, wir haben uns da ja extra so einen kleinen Raucherbereich hergerichtet. Es kommt aber auch drauf an, wie viel los ist und ob das jemand stört. Wenn das jemand stört, dann wird halt rausgegangen. Da draußen haben wir unseren Stehtisch und dann ist das ja auch gut. Wenn sich jemand danebenbenimmt, dann wird der nach Hause geschickt, wenn das jemand ist, den wir nicht so gut kennen. Wenn das einer von uns ist, dann wird das unter uns geklärt. Und wenn der sich dann immer noch nicht benehmen kann, dann wird er halt doch auch nach Hause geschickt. Aber das kommt eigentlich nie vor. Einmal hatten wir für kurze Zeit die Regel, dass man seine Schuhe ausziehen muss, wenn man in den Wohnwagen geht, weil wir da den Perserteppich gerade neu verlegt hatten und nicht wollten, dass der so schnell dreckig wird. Aber das hat dann auch nicht lange gehalten, denn wenn man dann feiert und ordentlich einen sitzen hat, will man auch nicht immer die Schuhe an- und ausziehen.
Wie regelt ihr das mit dem Aufräumen nach Partys?
Lewe: Wir sagen in der Gruppe einfach Bescheid, wann aufgeräumt wird, und dann sind immer reichlich Leute da. Das geht immer ratzfatz. Das denkt man gar nicht, man denkt ja, es liegen immer alle verkatert im Bett, aber da kommen schon immer einige.
Chrischi: Deswegen macht das einfach auch immer Spaß, wieder was Neues zu organisieren. Man weiß einfach, dass sich dann doch jeder irgendwie dran beteiligt und auch hilft. Wenn das jetzt immer die Gleichen wären und es welche geben würde, die nur zum Feiern kommen würden, ich glaub, das würde dann nicht so viel Spaß machen. Und ich kann mir auch vorstellen, dass das wieder ’n Unterschied zur Stadt ist. Das haben wir tatsächlich auch schon erlebt. Wenn Leute aus der Stadt dabei waren, dass die dann eben nicht zum Aufräumen gekommen sind. Die kennen das so wahrscheinlich gar nicht, weil, wenn die in ’nen Club zum Feiern gehen, dann müssen die da nicht am nächsten Tag aufräumen.
Habt ihr denn auch irgendwelche Trinksprüche?
Lewe: „Nicht lang schnacken, Kopp in Nacken!“ [alle lachen]
Chrischi: Ja, es gibt noch einen auf Plattdeutsch, aber den benutzen wir eigentlich nicht: „Prost, Prost, Prost, nu geiht dat wedder los, wenn ji al een hebbt, will ik ok een hebben, dat ik gor keen mag, kann ik ok nich seggen, Prost, Prost, Prost, nu geiht dat wedder los.“
Lewe: Ja, aber der ist zu lang für uns! Da bist du ja schon verdurstet, bis du den zu Ende gesprochen hast! [alle lachen]
Wenn ihr schon so gut drauf seid, dann hab ich zum Schluss nur noch eine Frage: Was fällt euch spontan zu den Begriffen „Wohnwagenparty“, „Edeldisko“ und „Zeltfest“ ein?
Lewe: Wohnwagen ist viel Spaß in ’ner kleineren Runde, günstig auf jeden Fall und man hat es nicht so weit nach Hause. „Edeldisko“, ja, da gibt man auf jeden Fall mehr Geld aus, mehr Leute, die man nicht kennt. „Zeltfeste“, auf jeden Fall größer, aber man kennt trotzdem viele, und das macht zwischendurch auf jeden Fall auch mal Spaß.
Chrischi: Mir fällt zu „Wohnwagenparty“ direkt ein: Freunde treffen und ordentlich einen heben. Zu „Edeldisko“ fällt mir direkt das Deutsche Haus in Flensburg ein. Und zu „Zeltfest“ fällt mir direkt Koppelheck ein und Leute in Latzhosen, die Stress machen.
WAS EIN ECHTES LANDEI WISSEN SOLLTE …
1. Was wächst auf dem Land?
2. Wann werden im Laufe des Jahres diese Landmaschinen gebraucht?
Ordne nach der richtigen Reihenfolge und verbinde mit der richtigen Erklärung.
1) Walze | a) Oberste Schicht des Feldbogens umdrehen |
2) Pflug | b) Feldboden verfeinern und säen |
3) Kunstdüngerstreuer | c) Bei konventioneller Landwirtschaft: spritzen gegen Schädlinge |
4) Kreiselegge | d) Feldboden umdrehen |
5) Mähdrescher/Maishäcksler | e) Presst das abgeerntete Stroh zusammen |
6) Ballenpresse | f) Feldboden fest andrücken |
7) Saatbettkombination | g) Abernten des Felds |
8) Grubber | h) Feldboden verfeinern |
9) Spritze | i) Bei konventioneller Landwirtschaft: Feld düngen |
3. Welche sind Traktorenmarken?
Unterstreiche wahre Traktorenmarken und ordne sie der richtigen Markenfarbe zu.
1) John Deere | a) Lila |
2) Calipso | b) Grün |
3) Fendt | c) Purpur |
4) Roby Bubble | d) Silber |
5) Case | e) Blau |
6) Black Forest | f) Schwarz |
7) Deutz | g) Rot |
8) Claas | h) Gelb |
4. Welche Kuhrassen gibt es und welche typischen Eigenschaften haben sie?
Unterstreiche wahre Kuhrassen und ordne sie den richtigen Eigenschaften zu.
1) Fleckvieh | a) Ich kann meine Fellfarbe ändern. |
2) Milka-Milchkuh | b) Ich bin entweder ganz schwarz oder rot. |
3) Braunvieh | c) Auf mir kann man super reiten. |
4) Schwarzbunte | d) Ich bin lila. |
5) Angus | e) Ich gebe besonders viel Milch. |
6) Reitervieh | f) Aus meiner Milch wird lecker Schweizer-Käse gemacht. |
7) Chamäleon-Vieh | g) Ich bin besonders groß und kräftig. |
„LANDWIRTSCHAFT IST LEIDENSCHAFT!“
Lars (16) macht gerade seinen Realschulabschluss und arbeitet auf einem Bauernhof
Deine Schwester hat mir erzählt, dass du auf einem Bauernhof mithilfst. Wie kamst du dazu?
Landwirtschaft hat mich schon immer sehr interessiert. Schon seit ich drei Jahre alt war, war ich immer mit meinem Opa beim Landmaschinenhandel dabei. Dort haben wir uns Traktoren angeschaut. Auf einer Jugendfreizeit bei uns in der Nähe war ich Betreuer und hab mich da eben mit einem Kumpel drüber unterhalten. Dann kam eine Mutter von einem Kind und hat gemeint, dass sie einen Hof haben. Ich habe sie dann gefragt, ob ich mal kommen kann und mithelfen darf. Sie hat sofort Ja gesagt. Ich helfe da jetzt seit einem Jahr mit. Davor hab ich schon drei, vier Jahre im Schweinestall bei einem meiner Kumpels geholfen. Jetzt helfe ich vor allem im Kuhstall.
Verdienst du etwas oder hilfst du unentgeltlich?
Ich bekomme Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Das ist eher familiär: Du kommst dahin, wirst zum Geburtstag und auf Feste eingeladen, und wenn du sie sonst wo siehst, ist es immer schön und du unterhältst dich. Ich geh da jetzt nicht hin, weil ich Geld verdienen will, sondern weil es mir Spaß macht. Ich verdiene zwar kein Geld, aber dafür sammle ich viel Erfahrung und lerne sehr viel. Wenn mich was interessiert oder ich eine Frage habe, bekomme ich immer eine Antwort. Das ist mir persönlich viel mehr wert als Geld. Das ist einfach meine große Leidenschaft, und deshalb freut es mich, wenn ich an Wissen dazugewinne.
Wie oft hilfst du in der Woche?
Siebenmal die Woche, eigentlich wirklich jeden Tag. Heute war ich zum Beispiel nur zwei Stunden, weil ich danach noch Fahrschule hatte. Sonst bin ich jede freie Minute auf dem Hof und helfe mit. Aber schulische Dinge gehen schon vor, das sieht auch der Bauer so. Ich hab halt dann auch wegen den Prüfungen mit ihm geredet und da war er total verständnisvoll. Der sagt mir auch immer, wo es langgeht. Eigentlich wollte ich heute nicht gehen wegen der Fahrschule, aber er hat mich heute angerufen, dass er auf den Acker muss und dann gefragt, ob ich die Kühe in den Stall holen kann und alles zumachen kann, weil er weiß, dass ich das schon alleine kann. Dann war ich halt für zwei Stunden dort.
Was sind deine Aufgaben auf dem Hof?
Ich darf ab und zu Traktor fahren, das ist natürlich immer cool. Wir haben einen Melkroboter, also die Kühe werden automatisch gemolken. Dafür muss man dann die Kühe suchen, eintreiben und in den Stall holen. Die Kühe festbinden, wenn sie mal eine Spritze bekommen, gehört auch ab und an dazu. Bei den Kalbungen bin ich meistens dabei. Es sind so zwischen 80 und 120 Kalbungen im Jahr, je nachdem wie viele Kühe wir gerade im Stall stehen haben. Eine Kuh muss ja schwanger werden und ein Kälbchen bekommen, um Milch zu produzieren.
Wie viele Kühe habt ihr?
Circa 70 Melkkühe haben wir gerade. Das ist so ein Mittelmaß von der Größe her. Es gibt auch Betriebe, die haben 600, 800 oder sogar 1.000 Milchkühe. Wenn man auf die Alb fährt, ist das normal mit den 600 Kühen, da sind wir dann schon im Verhältnis relativ klein. Die Milchproduktion und der Verkauf ist das Hauptgeschäft des Hofes.
Achtet ihr auf ausreichend Platz für die Tiere?
Es ist schon so, dass bei uns nicht jede Kuh einen Liegeplatz hat. Das liegt daran, dass, wenn man alle Kühe gleichzeitig melkt ohne diesen Roboter, dann wäre es so, dass gleichzeitig alle Kühe fressen würden. Das ist vom Platz einfach nicht möglich. Bei der Milchmaschine ist das wie so ein Rundgang: Die fressen und werden dann gemolken. Die Tiere haben genügend Platz und genügend zu essen. Denen gehts super, die können alle rumspringen.
Du machst gerade deinen Realschulabschluss. Ist dir das Mithelfen auf dem Hof nicht allein schon deshalb manchmal zu viel?
Im Prinzip ist es mein Hobby. Landwirtschaft ist Leidenschaft. Bauer wird man nicht, Bauer ist man. Ich hab das halt schon immer sehr gemocht. Manche gehen ins Fitnessstudio und ich geh halt auf den Bauernhof. Andere spielen Tennis und haben da ihren Spaß dran, und ich hab halt meinen Spaß aufm Bauernhof. Schon früher habe ich meinen Nachbarn stundenlang beim Rasenmähen zugeschaut. Man hat mich dann zwei bis drei Stunden nicht gesehen und ich hab den Rasenmäher beobachtet. Da hat das schon ein bisschen angefangen mit der Begeisterung für die Maschinen und so.
Was genau fasziniert dich so am Bauernhof?
Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Manche interessieren sich für Formel Eins und ich eben für die Landmaschinen und den Bauernhof.
Dann frag ich mal anders: Was war denn dein bisher schönstes Erlebnis auf dem Bauernhof?
Das schönste Erlebnis war, als ich das erste Mal bei einer Kalbsgeburt dabei war und es dem Kalb und der Mutter gut ging. Eine Kalbsgeburt, bei der alles gut verläuft und keine Komplikationen auftreten, macht mich und auch den Bauer im Allgemeinen sehr glücklich und froh.
Und dein schlimmstes Erlebnis?
Das war, als ich das erste Mal bei einer Totgeburt dabei war. Das war echt schlimm!
Könntest du dir vorstellen, nach deinem Schulabschluss einen landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen?
Ich fange nach der Schule eine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker an. Das heißt, ich repariere Land- und Baumaschinen, erst mal im Fachbereich Baumaschinen. Allerdings hat mein Auftraggeber Biogasanlangen. Jetzt direkt nach der Schule, wenn andere ihre Freizeit genießen, fange ich bei meinem zukünftigen Arbeitgeber an und werde wahrscheinlich bei der Ernte helfen und selbst fahren. Die Ausbildung geht dreieinhalb Jahre. Der Beruf ist sogar relativ weit verbreitet. Man lernt einfach alles: Elektronik, Hydraulik, Pneumatik. Man hat später gute Voraussetzungen und kann in jeden Bereich gehen, weil man echt alles draufhat und beigebracht bekommt.
Eine Ausbildung als Landwirt kommt für dich nicht infrage?
Das Interesse für die Maschinen, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, überwiegt bei mir. Ich finde es spannend zu lernen, wie die Maschinen funktionieren und wie ich sie reparieren kann. Ich finde auch, dass man sich durch die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker seine Zukunft noch mehr offenhalten kann. Man hat später viel mehr Möglichkeiten, als – in Anführungszeichen gesprochen – nur als Landwirt zu arbeiten. Trotzdem möchte ich das Arbeiten mit den Tieren nicht ganz aufgeben, auch das macht mir Spaß. Ich denke, ich werde in Zukunft genug Möglichkeiten haben, auf befreundeten Höfen mitzuhelfen.
Hast du manchmal, zum Beispiel in der Schule, auch schon mal mit Hänseleien zu kämpfen, weil du – wenigstens hobbymäßig – Bauer bist?
Ja, oft genug. Im Prinzip bin ich ja kein Bauer, es wird immer nur so dargestellt. Okay, wenn man siebenmal die Woche auf dem Bauernhof verbringt, sagen manche Leute, du bist einer … Wie man’s nimmt. [lacht] Wenn man seine Meinung zu irgendwas sagt, wird halt dann oft gesagt: „Halts Maul, du Bauer!“ Aber das kann man wegstecken: ins eine Ohr rein, aus dem anderen raus.
Könntest du dir vorstellen, später mal in eine Stadt zu ziehen?
Nein, kann ich mir nicht. Wir haben hier einen Rewe und eine Tankstelle vor der Haustüre. Also ich muss jetzt keine halbe Stunde fahren, um in eine Stadt mit Zivilisation zu kommen. Hier kannst du mit dem Fahrrad in das nächste Dorf fahren und deinen Kumpel besuchen. Du kannst zum Nachbarn gehen und wenn du was brauchst, zum Beispiel einen Kanister Sprit für den Rasenmäher, kann man immer fragen. In der Stadt würde dich jeder dumm anschauen. In der Stadt hat man erstens keinen Rasen und zweitens erst recht keinen Kanister Sprit. Man kennt die Nachbarn nicht wirklich. Hier ist alles viel vertrauter und heimischer.
Hast du denn die Erfahrung gemacht, dass einige deiner Kumpels in die Stadt ziehen wollen, weg vom Dorf?
Ich hab halt eher was mit den Landwirten zu tun, und bei denen ist das nicht so. Die verdienen ja hier auf dem Land ihren Lebensunterhalt, in der Stadt ist das etwas schwierig. Ich höre schon von manchen, dass die in die Stadt ziehen wollen. Das verstehe ich aber nicht, da ist doch alles so eng und groß. Es gibt doch nichts Besseres, als mit dem Traktor auf Umzug zu fahren. Ich meine, dass ich und meine Freunde mit Traktoren durch die Gegend fahren und halt chillen. Nichts Besonderes, machen wir einfach aus Spaß.
Kannst du mir den Hof ein bisschen beschreiben? Habt ihr noch andere Tiere?
Spinnen, Mäuse, Kälbchen [lacht], Hühner … Hab ich mir immer gewünscht. Schau auf Google Maps! Nein, Spaß! [lacht] Zu Weihnachten wünsch ich mir Hühner. [schmunzelt] Wir haben einen Frischmilchautomaten. Da können die Dorfleute kommen, einen Euro einwerfen und sich dann einen Liter Milch abfüllen. Daneben steht ein Eierautomat von einem Biobauern aus der Region. Kaum zu übersehen sind der Kuhstall und die Güllegrube. Die Wege sind sehr eng, und man muss deshalb immer aufpassen, dass man sich die Spiegel nicht abfährt. Der Hof ist nicht so groß, ist halt mitten im Dorf drin. Wir haben so schätzungsweise zwischen 70 und 120 Hektar. Die Bauernfamilie hat auch YouTube-Interviews auf der Braunviehschau gemacht, wo auch Kühe bewertet werden: das Becken der Kühe und die Euter. Also auf den Schauen geht es immer echt ab, da sind immer ein Haufen Leute. Da kommen alle mit ihren Kühen und irgend so ein Schweizer bewertet die Tiere. [lacht] Ich hab auch noch zwei Videos auf YouTube, „Agrarvideos Oberschwaben“, so nennt sich der Kanal. [https://www.youtube.com/watch?v=pcISkM7PeLU]
Was bedeutet Heimat für dich?
Wenn ich vom Urlaub komme und merk: Ach, jetzt bin ich wieder zu Hause. Wenn dir deine Leute entgegenkommen und dich grüßen: Freunde, Familie und die Kühe. Ich habe auch meiner Schwester geschrieben, dass ich meine Kühe vermisse, als wir auf dem Rückweg von einer Woche Gardasee-Urlaub waren. Da bekomm ich schon echt Entzugserscheinungen. Es fehlt der normale Tagesablauf: Abends gehts in den Stall, dann gibts Essen und man geht dann heim. Das fehlt halt schon.