Kitabı oku: «Frei - Land - Haltung», sayfa 7
„EINIGE SCHÜTTELN DA VIELLEICHT DEN KOPF, DASS MAN SO WEIT FÄHRT FÜR ’NEN TRECKER, ABER DAS IST HALT MEIN DING.“
Gonne (21) – Auszubildender und hobbymäßiger Schrauber – wohnt sein ganzes Leben schon in Hollehitt bei Flensburg
Hallo, Gonne, ich weiß von dir schon, dass du in deiner Freizeit an verschiedenen Fahrzeugen schraubst. Seit wann machst du das denn?
Ich glaub, das Schrauben fing irgendwann mal in der Kindheit an. Hab mal angefangen, meinen eigenen Trettrecker auseinanderzubauen. Und irgendwie musste der ja dann auch wieder zusammengebaut werden. Dann hat man sich da so ’n büschen [bisschen] mit beschäftigt, hab manchmal das Werkzeug von Papa geklaut. Wir hatten früher Kettcars. Da hat man ja auch mal einen Platten reingefahren [lacht] und das musste ja dann auch wieder heile gemacht werden, sag ich mal. Papa hatte schnell ’n neuen Schlauch eingebaut oder beim alten einen Flicken drübergemacht. So fing das an. Und dann nachher beim Rasenmäher. Jetzt halt auch Trecker, Autos und so was. Mofa gabs dann auch und dann das Moped. Ach ja, und die Koppelautos gabs ja auch noch! [lacht]
Koppelautos? Was ist denn das?
Das sind ganz normale alte Autos, die keinen TÜV mehr bekommen haben. Und weil wir so ’ne Strecke auf der Pferdekoppel hatten, haben wir denn [dann] unsere kleine Rennbahn gehabt. Irgendwas ging dabei ja auch immer mal kaputt. Deswegen konnte man ja nicht das ganze Auto wegschmeißen und sich denn ein neues holen, sondern da musste man ja dann vielleicht auch mal so ein paar Kleinigkeiten auswechseln.
Wie alt warst du, als ihr das erste bekommen habt?
Ich glaub, mit acht oder so bin ich das erste Mal mit’m Koppelauto gefahren. Später mit zehn konnte ich dann auch selber richtig fahren. Der Vorteil war, wenn man nachher in die Fahrschule kam, hatte keiner wirklich Schwierigkeiten, mit dem Auto zu fahren. [lacht]
Inwieweit kennst du dich inzwischen mit der Technik von solchen Fahrzeugen aus?
Na ja, ich bin jetzt immer noch kein Profi. Bei bestimmten Sachen, die man auseinanderbaut, fragt man vielleicht auch einige Leute, die so was schon mal gemacht haben. Aber eigentlich mach ich das nur, um mal zu fragen, wie das und das jetzt genau geht. Aber sonst kenne ich mich bei meinen eigenen Fahrzeugen schon aus.
Also kannst du dann einfach vieles selber machen und musst das Auto nicht in die Werkstatt bringen?
Genau. Mittlerweile bin ich allerdings auch ’n büschen fauler geworden. [lacht] Aber sonst mach ich eigentlich viel selber, auch Rasenmäher und bei meinen Treckern. Na ja, und was ich früher mit meinem Mofa gemacht habe, dazu möchte ich jetzt lieber nichts sagen. [lacht]
Machst du das im Regelfall allein oder mit wem übst du das Hobby aus?
Eigentlich bin ich schon eher für mich. Ich bin schon immer so ein kleiner Einzelgänger gewesen, das wollte ich auch. Ich hab meine Werkstatt in der Scheune, und es kommt immer mal irgendjemand rein, aber das stört mich auch gar nicht. Aber wenn ich wirklich schraub, bin ich meistens froh, wenn ich meine Ruhe hab. [lacht]
Du hast jetzt gerade kurz die Scheune erwähnt … Denkst du, dass es für dein Hobby von Vorteil ist, auf dem Land zu leben?
Der Vorteil ist, wir haben ja diesen alten kleinen Hof hier noch. Wär ich in ‘ner Stadt aufgewachsen, ich weiß nicht, ob ich das mit dem ganzen Schrauben irgendwann angefangen hätte. Weil man halt diese Möglichkeit hatte, konnte man ja auch schon viel machen. Auch so ein Trecker, dass der erst mal irgendwo stehen konnte. Du hast halt einfach diesen Platz. Ein weiterer Vorteil ist halt auch die Scheune. Da ist meine Werkstatt. Das wär jetzt in der Stadt, denk ich mal, nicht so möglich.
Vermisst du denn hier auf dem Land irgendwas in Bezug auf dein Hobby?
Wenn man selber kein Auto hätte, denn hättest du in der Stadt vielleicht schon Vorteile, weil du da mal schnell mit der Busverbindung zur Not irgendwo hinfahren könntest und da denn irgendwas, ein Ersatzteil oder so, holen könntest. Aber eigentlich vermissen tu ich nichts. Ich hab ja auch ein Auto, Gott sei Dank. Oder auch mehrere. [lacht] Hat sich irgendwie so ergeben, dass man jetzt drei Autos hat. [lacht] Ich glaub, wenn man kein Auto hätte, dann wäre man auf dem Land schon büschen aufgeschmissen. Ich glaub, ein Auto ist einfach ein Muss.
Wie war das dann früher, als du noch kein Auto hattest?
In Schwensby, das ist ein Dorf weiter, da haben wir jemanden, der so Gokarts verkauft und Roller und Mopeds so ‘n büschen hat. Da konnte man eigentlich immer gut mit’m Fahrrad hinfahren und sich da denn irgendwas holen, was man brauchte. Oder die Eltern fahren da mal mit einem hin.
Kannst du vielleicht kurz erklären, was dich an der Schrauberei und an den Fahrzeugen so fasziniert?
Eigentlich hat mich schon immer alles interessiert, was sich dreht, so wie ein Rad. Irgendwas steckt ja auch dahinter. Beim Fahrrad tritt man halt selbst und beim Fahrzeug ist es halt entweder der Motor oder ’n Getriebe. Es ist einfach mal interessant zu wissen, wie so was funktioniert. Eigentlich so dieses Maschineninteresse: Warum ist das jetzt so, dass, wenn ich da auf dieses Pedal drücke, das Auto sich in Bewegung setzt.
Wie bist du denn zu dem Wissen über die Technik gekommen?
Es gibt halt vieles, wo man nachschlagen kann, wenn man wirklich mal Hilfe braucht bei gewissen Sachen. Man macht ja auch mal Sachen, die man vorher noch nie auseinandergebaut hat, und da ist man ja eigentlich doch erst mal sehr vorsichtig. Opa ist ja auch ’n alter Schrauber und Opa kann man immer noch wirklich gut fragen. Oftmals hat Opa ja auch geholfen, so bei den Koppelautos. Er ist ehemaliger KFZ-Mechaniker. Ich glaub, man muss einfach austesten, und wenn man dann wirklich auch Bock drauf hat, dann klappt das irgendwann auch. Man braucht halt das Interesse. Und das kommt auch, wenn da Fahrzeuge rumstehen wie Trecker oder wenn man ’nen Opa hat, der einem beim Umgang damit hilft.
Wie viel Zeit verbringst du denn in der Woche ungefähr mit deinem Hobby?
Meistens abends. Ich bin ja noch in der Ausbildung. Irgendwann um fünf hab ich Feierabend. Dann komm ich nach Hause und bin eigentlich erst mal fertig. Dann macht man noch seine Tiere noch ’n büschen, guckt nach den Gänsen, und dann hat man so ’ne Stunde oder zwei, die man vielleicht noch schraubt. Das macht man aber auch nicht immer. Es hängt halt auch davon ab, ob jetzt grade ein Projekt ansteht oder nicht.
„WÄR ICH IN ‘NER STADT AUFGEWACHSEN, ICH WEISS NICHT, OB ICH DAS MIT DEM GANZEN SCHRAUBEN IRGENDWANN ANGEFANGEN HÄTTE.“
Dein Opa hat ja zu Hause auch eine Hebebühne.
Ja. Er hat halt immer noch die Möglichkeit, in seiner kleinen Werkstatt zu schrauben. Da sieht man einfach auch wieder diesen Platzvorteil auf dem Land. Ich glaub, das kriegst du in der Stadt einfach nicht, auch so Unterstellmöglichkeiten für ’nen Trecker oder so. Wenn ich jetzt in die Stadt ziehen müsste, ich weiß gar nicht, ob ich mich da wohlfühlen würde. Nee. [lacht] Ich bin einfach ’n Landei, ne. Ich kenn halt einfach nur das. Und eigentlich will ich hier auch gar nicht mehr weg.
Was hast du denn sonst noch für Hobbys, die du vielleicht auch in der Stadt ausleben könntest?
Ich hab zu Hause noch Gänse. Also mit Tieren kann ich eigentlich auch gut, außer mit Hunden. Man kann das halt einfach gar nicht vergleichen. Du hast aufm Land halt einfach ganz andere Möglichkeiten als in der Stadt. Ich hab ja eigentlich schon, seit ich klein bin, Gänse. Gerade jetzt auch mit den Gänsen – ich glaub, das wäre halt in ’ner Stadt nicht ganz so möglich.
Gibt es denn allgemein irgendwas, was du auf dem Land vermisst und was es in der Stadt gibt?
Nee, eigentlich nichts. Ich mein, das Geile in der Stadt ist: Du hast vieles einfach da, weil du mittendrin wohnst. Aber wir wohnen jetzt eigentlich auch nur 20 Minuten von Flensburg weg, und das ist eigentlich auch nicht schlimm. Man kann super entspannt hinfahren, das ist gar kein Problem, und vermissen tu ich gar nichts.
Was ist denn für dich typisch ländlich?
Gülle zum Beispiel! [lacht] Weil das riechst du eigentlich auch nur aufm Land. Trecker und all so was, Erntemaschinen und einfach diese Freiheit. Du hast Platz ohne Ende. Du musst nicht in so ’ner Stadt wohnen, wo du vielleicht nur ’n kleinen Minigarten hast. Ich glaub, wenn man es nicht anders gewohnt ist, dann ist das in Ordnung, aber für mich wär das nichts.
Schraubst du nur an eigenen Fahrzeugen?
Ich hab auch so ’n kleines Umfeld, für das ich schon mal was mache. Aber ganz wenig. Eigentlich schraub ich hauptsächlich nur an eigenen Sachen rum. Wir haben auch noch einen Trecker, und ich hab mir jetzt auch noch einen Oldtimertrecker gekauft, wo man noch ein paar Sachen ausbessern könnte.
Hast du deinen Ausbildungsweg auch in die Richtung gewählt?
Ja, ich mach ’ne Ausbildung als Land- und Baumaschinenmechatroniker. Im Großen und Ganzen schraub ich da eigentlich nur an Rasenmähern, Kleinmotoren, Kettensägen. Heute hast du mal einen Freischneider, also so ’n Fadenkopfmäher zum Beispiel, denn morgen mal ’n Rasenmähertrecker, ’n Handrasenmäher, ’ne Heckenschere oder ’ne Kettensäge. Ich denke mal, das werde ich nach der Ausbildung auch noch weitermachen. Ob ich denn noch mal was anderes machen möchte, weiß ich noch nicht genau.
Also machst du quasi dein Hobby zum Beruf?
Ja. Gut, manchmal hat man auch Tage, wo es keinen Spaß macht. Aber ich glaub, das gibts überall. Dann ist man mal ganz kurz ’n büschen angepisst, weil das einfach so scheiße ist, aber das ändert sich dann eigentlich wieder. Es gibt halt immer gute Tage und schlechte.
Wie kommst du denn an die ganzen Ersatzteile? Gerade auch für die Oldtimer.
So schwierig ist das eigentlich gar nicht. Bei meinem Ausbildungsbetrieb kann man eigentlich ziemlich alles bestellen. Eigentlich kriegst du immer noch alles, genauso wie damals. Es kostet halt einfach nur ziemlich viel Geld, weil Oldtimer-Teile sind teuer. Da muss man vielleicht erst mal ’n büschen länger sparen, für gewisse Sachen, aber die Hauptsache ist, man kriegt die. Das ist eigentlich ganz gut, weil ich bin ja eh da, und dann kann ich abends nach dem Feierabend ein paar Teile bestellen, die ich brauch. Einiges haben wir sogar da. Also für ’nen Trecker jetzt vielleicht nicht, aber zum Beispiel für ’nen Rasenmäher, auch wenn mal mein eigener Rasenmäher kaputtgeht.
Bezahlst du das dann von deinem eigenen Gehalt?
Unser Hof ist mal ’n landwirtschaftlicher Betrieb gewesen. Das ist er jetzt eigentlich in gewissem Sinne nicht mehr, aber er ist immer noch angemeldet als landwirtschaftlicher Betrieb. Und denn schicken wir uns das als Rechnung zu, und dann kann man das halt noch ’n büschen absetzen. Ich mein, wir haben ja immer noch Pferde, Gänse, Hunde, Katzen, Hühner und so was. Wir haben also da immer noch unseren kleinen Bauernhof.
Was machst du denn mit den Treckern, wenn ihr eigentlich kein landwirtschaftlicher Betrieb mehr seid?
Wie gesagt: Pferde haben wir ja immer noch. Meine Schwestern haben ziemlich viel mit Pferden am Hut. Das ist halt deren Hobby. Und dann gibts da ja Strohballen und Heuballen. Und da muss ja einmal in der Woche gerne ’n Ballen reingefahren werden. Dafür braucht man halt auch ’n Trecker. Da ist man doch froh, dass man den als Hilfe hat, weil, wenn man die da selber irgendwie reinrollen soll … ich denk mal, das wäre nicht so schön. [lacht] Also ist mit’m Trecker einfach wesentlich leichter. Eigentlich macht man so ziemlich alles selber noch so mit’m Trecker. Wie mit diesem Strohfahren. Wenn geerntet wird, dann kriegen wir immer unsere Strohballen. Und der ganze Mist, den die Pferde so produzieren, sag ich mal [lacht], das muss ja dann auch mal gerne ausgestreut werden. Wir haben halt auch immer noch so ’n kleinen Miststreuer, und damit machen wir auch die ganzen Sachen selber. Klar, da spart man dann auch noch ’ne kleine Menge Geld, weil, wenn man da dann noch jemand anheuern sollte, der das dann macht, kostet das denn auch noch ’n büschen Geld.
Du hast ja vorhin auch von den Koppelautos erzählt. Wie viele hattet ihr da in der Zeit, wo ihr noch nicht selber Auto fahren durftet?
Das fing alles mit so ’nem alten Opel Kadett an. Dann kam irgendwann noch so ’n kleiner Peugeot dazu, und denn kriegte ich meinen eigenen Mercedes. Den hab ich ja immer noch in der Garage stehen. Das ist der, den Papa immer gefahren hat. Das Ding ist ja damals einfach schon alt gewesen, und jetzt ist er noch älter. Deswegen hatte ich eigentlich immer mein eigenes Auto.
Was ist jetzt mit den Koppelautos?
Na ja, die anderen Dinger haben wir weggeschmissen, die wurden irgendwann verschrottet. Meinen hab ich in die Garage gestellt, weil ich mit dem eigentlich immer vorsichtig gefahren bin. Weil’s einfach auch ’n Auto ist, das ich mag. Also irgendwo ist da so ’ne emotionale Bindung auch dabei, weil ich das Auto halt einfach mein Leben lang schon kenne. Ich will den eigentlich gerne noch mal irgendwann auf der Straße fahren.
Hast du das schon gemacht?
Ja, vielleicht mal illegal. [lacht] Kurz ’n Stück bewegt. Aber da müsste man noch mal viel für machen. Aber ich hab das immer noch vor.
Also wird das mal ein großes Projekt?
Das wird dann mal ein Riesenprojekt, den noch mal so richtig herzurichten, und da geht auch ’ne Menge Geld rein, wo viele vielleicht sagen würden: „Das lohnt sich doch gar nicht“, aber ich mein, jetzt ist er auch schon Oldtimer, und na ja, wenn ich jetzt noch ’n büschen warte, dann, … ich mein, irgendwann wird er ja auch mehr wert, und dann lohnt es sich halt schon, wenn man den dann wieder zurechtmacht.
„ICH BIN EINFACH ’N LANDEI, NE. ICH KENN HALT EINFACH NUR DAS. UND EIGENTLICH WILL ICH HIER AUCH GAR NICHT MEHR WEG.“
Okay, und wenn einer jetzt fragen würde: Warum macht er das eigentlich?
Na ja, ich erzähl dir mal ’ne kleine Geschichte: Meinen letzten Trecker hab ich aus der Nähe von Köln geholt. Ich komme halt aus der Nähe von Flensburg und das heißt ja so schon mit’m Auto ’n paar Stunden Fahrt, und dann musste der Trecker ja auch irgendwie hier hoch. Das war halt ’ne relativ spontane Sache: Das eine Wochenende bin ich losgefahren und hab ihn mir angeguckt. Ich wusste halt noch gar nicht, ob ich ihn kaufen möchte. Und denn gefiel er mir halt echt gut, und weil ich ja genau den gleichen zu Hause schon stehen hab, wo wir auch schon mal das Getriebe gemacht hatten und so ein paar Sachen, wollte ich gerne ’n zweiten haben. Und dann war ich ja da unten und denn hab ich den gekauft und denn musste er ja irgendwie hier hoch. Und meine Schwester hatte sich ein Auto geholt, womit man auch viel ziehen kann, so ’n Pick-up. Und damit sind wir dann das Wochenende darauf losgefahren, mit Hänger, und haben den dann geholt. Ich mein, es war zwar ’ne lange, anstrengende Fahrt, aber … Man muss da Bock drauf haben. [lacht] Einige schütteln vielleicht sogar den Kopf, dass man so weit fährt für ’nen Trecker, aber das ist halt mein Ding.
Du hast eben von Projekten gesprochen, die du noch vor dir hast. Kannst du vielleicht kurz erzählen, was dein letztes Projekt war?
Na ja, mein Projekt, wo ich jetzt immer noch bei bin, ist der alte Trecker von Opa. Damals hatten wir das Getriebe gemacht und jetzt soll der eigentlich noch mal überlackiert werden. So ’n paar Sachen geb ich weg, das wird gemacht. Geschweißt zum Beispiel. Ich mach eigentlich ziemlich viel selbst, aber weil ich den ja auch echt gut zurechthaben will. Nachher soll der ja auch gut aussehen. [lacht] Also Schweißen hab ich schon mit zu tun, aber so richtig geile Blecharbeiten, da bin ich dann doch froh, wenn mir das jemand anderes machen kann. Und da hat man halt einfach auch gute Beziehungen, wo der den kennt und so. Beziehungen sind da halt schon wichtig. Und die hat man am ehesten aufm Land.
Was, würdest du denn sagen, ist das allerliebste Projekt, das du jemals durchgezogen hast?
Eigentlich schon das mit dem Trecker. Da hat man halt erst mal einfach angefangen, das Ding auseinanderzubauen. Man hat irgendwo auch ’n büschen Angst gehabt, weil man dachte: Oh, hoffentlich kriegt man das wieder zusammen nachher. Na ja, nachher fuhr er ja doch wieder und das war halt gut. [lacht] Also das war schon so das Anspruchsvollste, was ich bis jetzt gemacht hab. Nachher war nur noch das vordere Teil vom Trecker fast zu sehen. Hinten war alles raus, auseinander, da gabs gar nichts mehr. Und Papa hat auch mal ’n büschen Angst gehabt [lacht], weil der Trecker halt einfach auch schon lange bei uns in der Familie ist. Opa hatte den damals gekauft, 1967. Jetzt müssen halt einfach mal so ein paar Sachen gemacht werden, aber nachher hat man eigentlich wieder ’n echt geilen Trecker.
Zum Schluss noch: Was fällt dir denn spontan zu den Begriffen „Schrauber sein“, „Motoröl“ und „Landleben“ ein?
Du willst Sachen wissen! [lacht] Na gut: Also ich würde schon sagen, dass ich damit Kindheit verbinde, also mit allem. Weil es ist halt einfach so, dass ich schon in meiner Kindheit, wie gesagt, mit den Trettreckern und den Gokarts angefangen hab rumzuschrauben. Und ich war halt als Kind auch schon oft bei Opa oder bei Papa dabei, wenn die irgendwas an Autos oder so gemacht haben. Ja, und den Geruch von Motoröl verbinde ich halt schon irgendwie auch damit. [lacht] Ja, und Landleben? Ich mein, ich bin ja hier aufgewachsen und hatte eigentlich auch ’ne ganz schöne Kindheit hier aufm Land – vor allem auch wegen der Möglichkeit, hier aufm Hof rumschrauben zu können.
„MAN SIEHT NATUR, WIE MAN ’SE EIGENTLICH SONST NET SIEHT.“
Moritz (22) – gelernter Zimmermann – ist im Flößerverein Gaildorf aktiv
Hallo, Moritz, wir stehen ja hier vor dem Festwagen von euch Flößern. Was ist das denn und wozu habt ihr das?
Der Pferdemarkt isch traditionell Anfang Februar bei uns und da stellet meischdens gerad Vereine von hier in der Gegend ihre Sache in Wägen dar, oder au politische Statements werden da zeigt. Guggemusik isch und d’ Schlossgarde kommt. Da sim mer dabei. Und Floßfeschd ham mer einmal im Jahr, oder alle zwei Jahre, des wiss mer no net ganz. Gerad ischs alle zwei Jahre angsetzt, aber eigentlich versuch mer’s scho jedes Jahr zu macha. Letzschdes Jahr hatt mer’s erschde Mal. Des gabs früher scho mal, ’s Floßfeschd, des war aber net von uns Flößern veranstaltet, sondern vom Fischerverein, und des kam relativ gut an.
Waren viele Leute dort?
Genau, da ham mer dann au ’n Showfloß baut, wo wir dann Leude rumgefloßt hend flussaufwärts. Unser richtiges Floß steht da drüben.
Flößer ist ja schon ein recht außergewöhnliches Hobby. Kannst du erklären, was man darunter verstehen kann und was ihr so macht?
Den Verein, den gibts jetzt no net so lang. Erst seit fünf Jahren. Der isch gründet worde von ’nem guten Kumpel von mir. Und der hat mich halt damals gfragt, ob ich mal aushelfa könnt, und dadurch bin ich au dort in den Verein reinkomme. Bin glernter Zimmerer, deswegen hab i au immer scho relativ viel mit Holz zu tun ghabt, weil mir des Spaß macht. Wo ich dann au ’s erschde Mal dabei war, ham wir damals gegen die Haller Salzsieder ’n Flößerrennen gmacht, und des hat mir so Spaß gmacht, dass ich halt weiterhin im Verein tätig war. Dadurch, dass des aufm Gaildorfer Stadtwappen vorhanda isch, hat des au bissle mit der Gschichte der Stadt zu tun. Da isch der Flößerhaken und ’n Teil vom Floß mit drauf. Deswegen macht mir des au so Spaß, da mitzumacha.
Und was macht ihr da so?
Wir veranstalta ’s Floßfeschd. Wir treffet uns, und man versucht monatlich zu flößen, aber des isch halt au immer wetterbedingt. Und Putzete [gemeinsames Putzen des öffentlichen Raums] ham mer scho gmacht. Grad bei dem Pferdemarkt macha mir mit und sonschd ham mer uns bei dene Salztage in Schwäbisch Hall präsentiert.
Was ist das denn?
Schwäbisch Hall war früher ’ne Reichsstadt, und die hatte ihre eigenen Rechte. Die ham damals mit Salz ghandelt, ham Salz gsiedet in große Salzöfen, und des Holz für die Salzöfen wurde von Gaildorf über den Kocher runtergflößt. Gaildorf hat damit sein Geld gmacht. Die Gaildorfer hend des Holz verzollt, was in Gaildorf vorbeigflößt worden isch, und des dann weiter gflößt bis nach Schwäbisch Hall runter. Da gibts dann diese Salzsiedertage in Schwäbisch Hall, wo des gfeiert wird. Da präsentiera wir uns dann, und da gabs dann bisher au des Flößerrennen. Seit mir ’se aber’s letzschde Mal vernichtend gschlage hend, wollet se des nemme macha.
Schlechte Verlierer, was? [Gelächter] Wie kann man sich denn so Wettbewerbe bzw. Rennen vorstellen?
Ja, sie hend damals zwei Flöße gstellt ghabt und dann isch einer mit ’nem Seil im Kocher gschdanda und hat quasi die Startlinie gzoga. Dann isch irgendwann des Seil runtergange und dann bisch du mit sechs Mann auf dem Floß gschdanda und hasch versucht, vorwärtszukomme. Zeitlich kann ich euch leider net viel saga, wie lang’s die Flößerei scho in Gaildorf gibt. ’s gibt sie auf jeden Fall schon sehr lang, deswegen au aufm Stadtwappen vertreten. Sonschd wurde hier in der Gegend eigentlich nur aufm Neckar gflößt. Aber jetzt ’s nägschtgrößere, wo so richtig gfloßt wurde, war eigentlich der Rhein. Und des Holz da wurde dann teilweise sogar bis nach Koblenz runtergefloßt und bis nach Stuttgart hoch.
Und dann gab es das Flößen eine Zeitlang nicht mehr?
Damals, wo des dann abgestellt wurde, isch des au in Gaildorf bissle in Vergessenheit geraten. Es gab zwar des Floßfeschd, des wurde aber net von unsrem Verein veranstaltet.
Und wie lange bist du da jetzt genau dabei?
Seit zweieinhalb, drei Jahren ungefähr.
Du bist durchs Aushelfen dazugekommen, was meinst du damit?
Er hat mich einfach mal gfragt, weil Not am Mann war, ob ich da Luschd drauf hab, bei dem Wettbewerb mitzumachen. Ich hab dann mitgmacht, und des hat mir dann Spaß gmacht, weil i au relativ viele scho kannte. Gerad den Vorstand kenn ich scho, seit ich drei, vier, fünf Jahre alt bin. Mein alter Meischder von meinem Ausbildungsbetrieb isch au dabei. So kennt man halt relativ viele und des isch au ’ne gute Truppe. Deswegen machts au Spaß, wenn man sich dann trifft, flößt, grillt und ab und zu mal ’n Bierle trinkt.
Und was reizt bzw. fasziniert dich am Flößen?
Des Holz isch ja damals net nur zu dene Brennöfen runtergflößt worden, sondern au für die Zimmerer über den Fluss transportiert worden, und dadurch, dass ich Handwerker bin, interessiert mich auch die Gschichte daran. Und mir machts Spaß.
Wie findet ihr neue Mitglieder für euren Verein?
Des isch sehr schwierig. Grad wenn man so Veranstaltungen macht, versucht man Leude anzuwerben. Man versuchts im Sommer über d’ Sommerferienprogramm für d’ Kinder, wo mer dann mit Kindern und Jugendlichen gflößt isch, die dazu zu animieren, au in den Verein zu kommen. Aber Ältere und auch Fremde in den Verein reinzuholen und au aktive Mitglieder zu suchen, isch echt schwierig. Über die Jahre hat sich da et viel getan, also isch au recht übersichtlich, wie groß der Verein isch.
Wie viele seid ihr ungefähr?
I glaub um die 30 bis 40. Des merkt man dann halt au, wenn wir ’n Wettbewerb ham, sinds dann halt doch relativ wenig aktive Mitglieder. Sind halt doch immer die Gleichen, wo dann helfen beim Flößen.
Macht ihr durch Wettbewerbe und Feste auf euch aufmerksam?
Genau. Also Wettbewerbe weniger, des war jetzt eigentlich so der einzigschde. Durch de Pferdemarkt, durch andere Umzüge und d’ Weihnachtsmarkt versucht mer halt au irgendwie durch Stände, wo dann zum Beispiel kleine Flöße baut worden sind, auf uns aufmerksam zu machen. Oder „Gaildorf chillt“ [jährliche Naturerlebnisveranstaltung in Gaildorf, hauptsächlich für junge Leute, mit verschiedenen naturnahen Aktionen zu den Themen Freizeit, Ausruhen und Spaß haben].
Können euch auch Leute beim Flößen zuschauen?
I weiß jetzt et direkt, ob’s jedes Mal in der Zeitung steht, wenn wir sagen: Wir flößen. Aber meischdens sind dann scho Familien da und dann mach mer’s au am Wochenende. Dadurch, dass mer am Kocher flößt, wo der berühmte Kocher-Jagst-Radweg entlanggeht, spazieren viele Leude und sehen uns dadurch au.
Und ihr versucht, einmal im Monat zu flößen?
Irgendwie aktiv zu sein auf jeden Fall. Grad irgendwie durch ’ne Putzete oder so. Wir kommen relativ viel in der Zeitung, weil unser Vorstand da scho danach guckt. Im Fernseh warn wir jetzt, glaub, scho zum zweiten oder dritten Mal.
Da wird dann über eure Tradition und das Flößen berichtet?
Genau. Da wars Thema „Kocher im Herbscht“, und da sind wir zum Schluss komma mit de Flößer. Au „Gaildorf chillt“ und ’s Flößchenfeschd.
Ist das Flößen ein zeitintensives Hobby?
Ja, wenn man dann mal wieder ’n neues Floß baut, wie für des Floßfeschd. Da ham mer ’n großes Floß baut, um die Leude zu transportieren, weil mer des mit dem kleinen Floß ja gar et kann. Des waren dann mal drei bis vier Samstage, die’s in Anspruch gnomma hat, aber sonschd isch des eigentlich et zeitintensiv, aber man machts ja gern.
Bereichert dich dein Hobby auch persönlich?
Dadurch, dass mer halt mit coole und nette Leude zamma isch. Man sieht Natur, wie mer se eigentlich sonst net sieht, wenn man übern Weg läuft. Des isch halt au scho schön.
Glaubst du, dass das Flößen auch was typisch Ländliches ist?
Net unbedingt. Grad weil au aufm Rhein in großen Massen gflößt worde isch. Aber hier in der Gegend sind wir heute eigentlich scho der einzigschde Verein, wo des so betreibt.
Gibt es denn auf den großen Flüssen noch die Traditionspflege?
’s gibt scho noch, in Untergröningen gibts noch mal ’n Flößerverein. Aber die veranstalten kein Floßfeschd, und ich wüsst au net, dass die ’n Floß ham. Und beim Rhein – des weiß i jetzt net.
Wie reagieren andere Leute, wenn sie hören, du flößt oder dass es hier so was gibt?
Selbschd bei mir im Freundeskreis kommt des au immer wieder so: „Wie? Was isch des überhaupt?“ Man merkt, dass des einfach net so bekannt isch, au hier in der Gegend. Aber grad des versuchen wir als Verein au wieder aufleben zu lassen, dass die Leude au wissen, dass des früher mal ’n Teil von Gaildorf war. Der Flößerverein in Gaildorf hat sogar dafür gesorgt, dass die Flößereipflege seit letztem Jahr geistiges Kulturerbe isch.
Was genau ist „Flößereipflege“?
Dass man die Tradition noch ausführt, auslebt und sich zeigt. Und des muss au gschützt werden.
Was, glaubst du, würden Gleichaltrige aus der Stadt sagen, wenn sie hören würden, dass du Flößer bist?
Weiß i net, wahrscheinlich würden ’se lachen, könnten sich drunter halt nix vorstellen. Aber ich bin relativ oft in Stuttgart und red au oft mit Leude aus Stuttgart, und da merkt man scho, dass Stuttgart eigentlich gar net so städtisch isch, wie man eigentlich denkt.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.