Kitabı oku: «Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen», sayfa 8

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Zur Psychobiologie

Auch biologisch orientierte Disziplinen (wie z.B. die vergleichende Verhaltensforschung) haben sich mit der Bindungstheorie befasst. Von Untersuchungen an Tieren ausgehend ließen sich Belege für neurobiologische Grundlagen finden. Vor allem limbische Strukturen – besonders die Amygdala – sind an der Konstitution des Bindungssystems beteiligt. Weiterhin konnte die Beteiligung von Gehirn-Opioiden im sozio-emotionalen Entwicklungsprozess nachgewiesen werden (Opioide sind hirneigene Stoffe, die eine schmerzstillende und beruhigende Wirkung haben). In Tierexperimenten konnte eindeutig belegt werden, dass sozialer Affekt und Bindung (Zuwendung, Körperkontakt) zu einer Opioid-Ausschüttung und damit zu Beruhigung führt (vgl. Panksepp et al. 1985, in: Suess 2001).

Eine Längsschnittstudie von Spangler und Grossmann (1993) zeigte auch bei Kindern einen eindeutigen Zusammenhang von Verhalten in einer Bindungs-Stresssituation und physiologischer Reaktion: während einer kurzen Trennung der Hauptbezugsperson wurde simultan die Herztätigkeit gemessen. Alle Kinder zeigten dabei ein Ansteigen ihrer Herzfrequenz, was auf physiologische Erregungsprozesse hinweist, die im Allgemeinen mit der Aktivierung des Bindungsverhaltens einhergehen (vgl. Suess 2001).

Weitere Untersuchungen wurden zur Cortisol-Ausschüttung durchgeführt (Hypophysen-Nebennierenrinden-System). Gemessen an Speichelproben 12 Monate alter Kinder zeigte sich, dass jene Kinder, die bis dahin keine Verhaltensstrategien entwickeln konnten, um mit einer Trennungssituation fertig zu werden (wie z.B. mittels Weinen und Protest), ein deutlich erhöhtes Cortisolniveau hatten.

In Untersuchungen, meist an Rhesusäffchen vorgenommen, lassen sich weitere Belege für das Wechselspiel von Bindung/Trennung und Physiologie finden, z. B. zu Herzrhythmusstörungen, zum Tag/Nacht-Wach-Schlafmusters, zur Ausschüttung des Hormons Noradrenalin (wichtig für die Regulation der Feinabstimmung – z.B. aufhören zu essen, wenn man satt ist, aufh ören zu trinken, wenn der Durst gelöscht ist) und zum Wärmemetabolismus (vgl. Grossmann K., in: Hauser 2000). In der Frühgeborenenforschung (Als 1986) wird das Bild von Eisenbahnwaggons für die Koppelung von elterlichen und kindlichen physiologischen Regulationen genannt. Ein passenderes Bild bietet das Kangarooin. Hierbei wird das Baby mittels eines Stretchbeutels (Kangaroo-Beutel) an die Brust der Mutter / des Vaters gelegt (in aufrechter Position, möglichst nackt, nur mit einer Windel bekleidet, um viel Hautkontakt zu bieten, je nach Bedarf des Kindes zugedeckt eine bis mehrere Stunden am Tag). Mit beiden Bildern ist die wichtige Koppelung zwischen Baby und Bezugsperson gemeint: so wird für das Baby durch leichtes Schubsen oder Ruckeln der Bezugsperson, durch deren Laute und Geruch ein nachweisbar besserer, erholsamerer Schlaf ermöglicht als der Tiefschlaf. Auch die Körpertemperatur (Frühgeborene haben u. a. Schwierigkeiten beim Wärmeerhalt – Gefahr der Hypothermie) kann stabiler gehalten werden als im Inkubator.

Untersuchungen des südafrikanischen Kinderarztes Niles Bergman in den 90er Jahren und der Neonatologen Neos Edgar Rey & Hector Martinez (Bogota) auf Video festgehalten bestätigen eindrucksvoll, dass sich durch Kangarooing (also durch eine Behandlung ohne Apparatemedizin, wie Inkubator und Atemhilfen) zu früh geborene Babys viel schneller erholen (z. B. bezüglich Herzfrequenz, Apnoen, Sauerstoffsättigung, erwähnter Körpertemperatur, Schlaf, Koliken) und die Sterblichkeit von siebzig auf dreißig Prozent gesenkt werden konnte! (vgl. INK – International network for Kangarooing Mother Care, Kolumbien).

Weitere Erkenntnisse aus der Gehirnforschung der letzten zehn Jahre zeigen, dass frühe Störungen in der Mutter-Säuglings-Beziehung gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung der rechten Gehirnhälfte haben. In den ersten zwei Lebensjahren findet eine rasante Gehirnentwicklung statt, wobei sich im ersten Lebensjahr vor allem die rechte Gehirnhälft e entwickelt. Das Gehirn wiegt anfangs bei der Geburt um die 400g, am Ende des 2. Lebensjahres ca. 1200g. Die rechte Gehirnhälfte ist verbunden mit dem limbischen System, das auch als Sitz der emotionalen Intelligenz (sozio-emotionale Informationsverarbeitung) bezeichnet wird. Durch die schnelle Entwicklung kommt es beim unreifen kindlichen Gehirn zu einer großen Verletzlichkeit gegenüber frühen ungünstigen (sozialen) Erfahrungen. Dies prägt sich während der Reifung des Gehirns in den ersten zwei Lebensjahren mit weitreichender Wirkung in die neurobiologischen Strukturen ein und verursacht Affekt- und Verhaltensänderungen (vgl. Schore 2001).

Spezielle Indikationen und Störungsbilder im Säuglings- und Kleinkindalter

Mit jedem Menschen

Ist etwas Neues in die Welt gesetzt,

was es noch nicht gegeben hat,

etwas Erstes und Einziges.

(Martin Buber, 1934)

Welchen Störungen kann nun ein Mutter-Kind-Feld ausgesetzt sein, die die Entfaltung der intuitiven elterlichen Kompetenz und die Entwicklung einer sicheren Bindung behindern bzw. gefährden (Die Nennungen sind hierbei weder als vollständig noch als notwendigerweise traumatisch anzusehen – sie beziehen sich auf meine Erfahrungen im Klinik- und freien Praxisbereich)?

• Vorgeburtliche Traumata, z.B. eine ungewollte Schwangerschaft, Wunsch nach Abtreibung, Familienkrisen (Trennungen, Verluste, Todesfälle), psychosoziale Belastungen (finanzielle Not, Jobverlust), Krankheiten, Vergiftungen oder Drogenabhängigkeit der Mutter, Körperlicher oder sexueller Missbrauch, vorgeburtlicher Tod eines Zwillings, vorzeitige Wehentätigkeit (verbunden mit großer Angst vor dem Verlust des Babys)

• Medizinische Komplikationen in der Schwangerschaft: Pränatale Stressbelastungen liegen nicht nur dort vor, wo Verdachtsdiagnosen in der Folge durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, sondern können genauso durch einen nicht-bestätigten Verdacht, eine unsensible Wortwahl oder Weitergabe medizinischer Halbinformationen durch Pflegepersonal oder ÄrztInnen selbst entstehen.

• eine schwierige Geburt wie ein Kaiserschnitt, sehr lange Wehen, eine Saugglocken- oder Zangengeburt; Frühgeburt (Todesbedrohung, abrupte Trennung, Einschränkung der elterlichen Kompetenz durch medizinisch notwendige Intensiv-Betreuung)

• eine frühe Trennung von Mutter und Kind, z.B. durch den notwendigen Aufenthalt des Kindes auf einer Intensivstation oder einen weiteren stationären Aufenthalt der Mutter

• das seit der Kindheit vermittelte Mutterbild durch ihr familiäres Umfeld, Erziehung, kulturelle und religiöse Einflüsse (introjizierte Grunderfahrungen2)

• besondere Erwartungen der Mutter: Es kommt zu einer Diskrepanz zwischen Wunschvorstellung und Realität, z.B. Spontangeburt versus Kaiserschnitt, ruhiges Baby versus untröstliches Baby, Harmonie zu dritt versus Paarkrise und Überforderung, Perfektionismus versus Unvollkommenheit

• wenig, keine oder falsche Unterstützung durch Partner und Familie, wenn z.B. anstelle von Unterstützung Konkurrenz tritt oder wenn unpassende Tipps (von Partnern, Müttern, Schwiegermüttern und Freundinnen) zu noch mehr Verzweiflung und Verunsicherung führen

• Rollenfindung vom Paar zur Elternschaft; von selbstbestimmter Frau zu verantwortlicher, isolierter Mutter zu Hause; Triangulierung zwischen Vater, Mutter, Kind

• Unsicherheiten bezüglich der eigenen Bedürfnisse versus die des Babys; Verabschieden von der eigenen Kindheit

• frühere, unverarbeitete Verlusterlebnisse, Traumata; frühere Fehl-, Tod- und Frühgeburten

Als Klassifikation von postpartalen Anpassungsstörungen sind nach ICD-10 folgende Kodierungen möglich:

– F53 psychische oder Verhaltensstörungen im Wochenbett (Baby-Blues)

– F53.0 leichte psychische und Verhaltensstörungen im Wochenbett, postpartale Depression

– F53.1 schwere psychische und Verhaltensstörungen im Wochenbett, Puerperalpsychose

Weiterhin kann das Mutter-Kind-Feld gestört sein durch:

• (Psycho-) somatische Beschwerden des Kindes (wie Koliken, Durchfall, Hautekzeme u.ä. m.)

• und durch Verhaltensauffälligkeiten beim Säugling/Kleinkind, wie exzessives Schreien, Irritierbarkeit/angeborene niedrigere Reizschwelle,Schlafschwierigkeiten, Essprobleme, Ängstlichkeit, Hyperaktivität oder Zurückgezogenheit.

Die meisten (nach einer pädiatrischen entwicklungsneurologischen Abklärung) mir zugewiesenen Familien stehen vordergründig unter einem Leidensdruck durch letztgenannte Verhaltensauffälligkeiten. Ist mit diesen Auff älligkeiten die außergewöhnliche Schwierigkeit eines Säuglings/Kleinkindes gemeint, sein Verhalten in einem oder auch mehreren Interaktions- und regulativen Kontexten – also in Bereichen der Selbstberuhigung, des Schreiens, Schlafens, Fütterns, und der Aufmerksamkeit – angemessen zu regulieren, so bezeichnet man diese als Regulationsstörungen. Die Klassifikation nach ICD-10 bietet derzeit folgende mögliche Kodierungsschlüssel:

– F98.2 Fütterstörung im frühen Kindesalter

– F93.8 Sonstige emotionale Störungen des Kindesalters

– F43.2 Anpassungsstörung

– F51.9 Nicht näher bezeichnete nichtorganische Schlafstörung

Warum haben manche Kinder viel stärkere Bedürfnisse als andere? Das Temperament eines Säuglings, sein Verhalten, sein Tun aus innerem Antrieb ist von Geburt an da, veränderlich und (positiv oder negativ) beeinflussbar (vgl. Sroufe 1982, in: Sears 1998). Wenn wir uns vorstellen, wie ideal das gebärmütterliche Umfeld pränatal auf das Kind eingeht (Bedürfnisse werden andauernd und automatisch befriedigt), wird leichter verständlich, dass es für einige Neugeborene postpartal schwierig sein kann, aus eigenem Vermögen in einem neuen Umfeld im Gleichgewicht zu bleiben bzw. wieder dorthin zu gelangen. Die Kontaktgrenzen müssen neu organisiert werden. Das Neugeborene hat den Wunsch, sich wohl zu fühlen, aber ist noch nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft auf die neue Umwelt einzustellen.

Jene Kinder mit starken Bedürfnissen haben eine niedrigere Reizschwelle – ihre Kontaktgrenze erscheint durchlässiger als die anderer. Sie können z. B. störende Reize nicht so gezielt ausblenden. Dadurch sind sie empfindlicher, lassen sich leicht aus der Ruhe bringen und weinen oft untröstlich. Sie können sich mit der Zuwendung, die sie erhalten, nicht zufrieden geben. Sie sind wenig anschmiegsam, oft angespannt, sehnen sich aber nach viel Körperkontakt. Diese Babys finden schwer in den Schlaf und werden häufig wach. Bei der Nahrungsaufnahme zeigen sich die speziellen Bedürfnisse z. B. durch unstillbaren Hunger, besonders langes Nuckeln und Ablehnung von Löff elnahrung. Manche Babys sind erst in Schlafphasen bereit, zu trinken. Diese Kinder verfügen aber auch über die Fähigkeit, ihre Bezugsperson darauf aufmerksam zu machen, dass sie etwas stört, dass sie Hilfe und Zuwendung brauchen.

Diese Fähigkeit, das Mehr an Bedürfnissen (oder ein besonderes Eingehen auf die schwache Kontaktgrenze) zu initiieren, ist überlebenswichtig und sorgt im positiven Fall dafür, dass das Kind eben das erhält, was es braucht. Es kann aber auch sein, dass das vorerst ausgelöste Mitgefühl der Eltern zu Überforderung bis zu Vermeidungsreaktionen führt – was im gewissen Rahmen noch normal ist und schützt. Nehmen Belastung (Ausgelaugtheit, Frustration, Ängste, Hilflosigkeit, Schuldgefühle) und Vermeidung aber zu und das Bindungsverhalten weiter ab, ist therapeutische Intervention notwendig.

Neben der angeborenen niedrigeren Reizschwelle können ›stärkere Bedürfnisse‹ auch Folge von Projektionen eines Elternteils sein: Wenn die primäre Bezugsperson (bei Forderungen des Kindes z. B. nach Nähe, Zärtlichkeit, bei Wutäußerungen) von ihren eigenen Ängsten eingeholt wird und das Trauma in Gedanken/Bildern/Wahrnehmungen wiedererlebt, wird das Baby zur Projektionsfläche der unverarbeiteten traumatischen Erfahrungen (wachgerufene Affekte sind dann wie »Geister im Kinderzimmer«, wie es Fraiberg et al. (1975) nennen). Um sich Entlastung zu verschaffen, werden die negativen Gefühle auf das Kind projiziert, das dann als ängstlich/bedrohlich erlebt wird und sich in der Folge tatsächlich immer unruhiger, ängstlicher oder schreckhaft er verhält.

Einen hilfreichen Ansatz zum Schreien – die Abklärung der individuellen Fallgeschichte vorausgesetzt – bietet Aletha Solter (1995). Solter sieht im Schreien, neben dem Sinn der Kommunikation von grundlegenden Bedürfnissen, eine zweite wichtige Funktion, nämlich die eines positiven physiologischen Prozesses3, der eine zentrale Rolle in der Auflösung von Traumata und der Wiederherstellung von Homöostase einnimmt.

Also im Gegensatz zu den gängigen Schreibaby-Interventionen, wo es um Beruhigung geht, schlägt Solter vor, Babys das Weinen aus Gründen der emotionalen Befreiung zu erlauben. So wie Weinen als notwendiger Teil eines Trauer- und Erholungsprozesses in der Psychotherapie von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen anerkannt wird, möchte Solter dies auch für präverbale Säuglinge verstanden wissen. Sie spricht sich für die Anerkennung der Intensität und Tiefe kleinkindlichen emotionalen Schmerzes aus.

Durch Weinen und Schreien können Babys Schmerzen und Anspannung lindern. Dies wird leicht nachvollziehbar, wenn wir an eine Impfung denken: Typischerweise schreit ein Säugling während und auch einige Minuten nach der Injektion; so werden körperlicher und emotionaler Schmerz (Angst, Verwirrung, Wut, womöglich Verrat) verarbeitet und entladen. Gründe für das Weinen sieht Solter neben dem momentanen emotionalen Schmerz in Kombination mit körperlichem Schmerz und unerfüllten Grundbedürfnissen auch, wie weiter oben erwähnt, in prä- und perinatalen Traumata, Überstimulation (z. B. laute Geräusche, helles Licht, viele Menschen) und Angsterfahrungen.

Wenn alle möglichen Bedürfnisse und medizinischen Ursachen einer Weinperiode ausgeschalten sind, bedeutet dieser Ansatz für die therapeutische Intervention, dass das Weinen der Stressreduzierung dient und damit eine heilsame Funktion hat, die die Bezugsperson unterstützend und zuhörend begleitet. Eltern können hier ihrem Kind eine empathische Akzeptanz des Schmerzes bieten. Sie sollten lernen, ihr Baby nicht immer nur glücklich sehen zu wollen, sondern auch die positiven Aspekte des Weinens zu verstehen, ohne sich inkompetent und hilflos zu fühlen.

Praktische Anwendung aus gestalttherapeutischer Sicht
Die Mutter, der Vater, die Eltern im Vordergrund

Geboren wird nicht nur das Kind

durch die Mutter,

sondern auch die Mutter

durch das Kind.

(Gertrud von Le Fort, 1950)

Je nachdem, welche Ausprägung von Störung im Mutter-Kind-Feld vorliegt – ob leichte Irritation bis schwere Erschütterung –, kann die Behandlungsdauer durchschnittlich bei nur drei bis fünf Sitzungen liegen oder eine längere Therapie der Traumafolgen notwendig machen (im deutschsprachigen Raum liegt der Elternanteil, der solche ungelösten traumatischen Erfahrungen gemacht hat, bei ca. dreißig Prozent (vgl. Brisch 2007)).

Im Folgenden möchte ich auf jenen Arbeitsfokus eingehen, in dem bei Vorliegen kindlicher Regulationsschwierigkeiten (als Folge oder Ursache) Self-Support und/oder Support nicht ausreichend verfügbar sind. Also wo zwar vorerst die Eltern über innerpsychische und soziale Ressourcen verfügen, aber in der Folge durch das spezielle Temperament des Kindes die individuellen Bewältigungsmechansimen erschöpft sind und es gilt, sekundären psychischen Beeinträchtigungen vorzubeugen.

In einer gelungenen empathischen Kontaktfindung kann die erste heilsame Wirkung erlebt werden. Das (oft erstmalige) Erzählen der prä-, peri- und postpartalen eigenen Geschichte ist eine Hilfe zur Konsolidierung der Erlebnisse. Neben kognitivem Verständnis für die Situation werden aff ektive Dimensionen geordnet und traumatische Geschehnisse im Dialog mit der Therapeutin eingeordnet.

Ich begegne den Betroffenen mit Empathie und Respekt. Ich treffe sie bzw. hole sie dort ab, wo sie gerade stehen. Ich bemühe mich, sie zu verstehen und nicht zu verurteilen, auch wenn sie mir Dinge erzählen, die grausam und hart ihrem Kind gegenüber klingen (schlagen, weinen lassen u. ä.).

Durch die gestalttherapeutische phänomenologische Haltung unterstütze ich mit einer explorierenden, konzentrierten Wahrnehmung der mütterlichen Perspektive ohne unterbrechende Tipps und Abschwächungen. Dies zeigt sich immer wieder als eine ganz wichtige Arbeitsbasis. Auf diese aufbauend können prägende oder traumatisierende Erlebnisse aufgearbeitet werden.

Im Weiteren konzentriert sich die Arbeit auf die introjizierte Grunderfahrung4 der Mutter. Wir beschäftigen uns mit der neuen Identität als Mutter: Welche Erwartungen gab es vor der Geburt, welche Fantasien? Welche Vorstellungen zum Muttermythos gibt es hier und jetzt? Wann bin ich eine gute Mutter? Was muss eine gute Mutter alles ertragen, um eine solche zu bleiben? Wie perfekt muss eine gute Mutter sein? Mich interessiert, wie die Betroff ene mit ihren Fehlern umgeht – was sind überhaupt Fehler in ihren Augen und wie bewertet sie welche Fehler?

Desweiteren frage ich nach den subjektiven Vorstellungen der Mutter zu ihrem Baby vor und nach der Geburt. Wie erlebt sie ihr Kind? Welche Projektionen gibt es? Überträgt sie introjizierte Grunderfahrungen auf das Baby? Wir arbeiten mit der bisherigen Wahrnehmung (z. B. »Was nimmst du wahr an deinem Kind, dass du zu dieser und jener Ansicht kommst?), um zu mehr und einer genaueren Wahrnehmung zu gelangen (Was nimmst du noch wahr, was siehst du außerdem?) Damit kann Frustrierendes oder Beängstigendes, was bisher durch Projektion mit dem Kind verbunden war, aufgelöst werden.

Die Intuitionsstärkung beginnt meist mit dem Besprechen von Unsicherheiten wie z. B.: Verwöhne ich mein Baby, wenn ich so und so handle? Meine Freundin warnt mich, mein Baby zu mir ins Bett zu nehmen …? Und mit dem Herausfiltern von: Was will ich? Was glaube ich wirklich, sei das Beste? Und: Was glauben die anderen, sei das Beste? Daraus ergeben sich Klärung und Bestärken des eigenen Gefühls. Die Mutter kommt wieder in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen und findet zu ihrem individuellen Weg. Ziel ist ein angstfreies Verlassen auf die eigenen intuitiven Kompetenzen und auf die ihres Kindes. Dabei wirkt eine umfassende Information zu den (prä- und postnatalen) Kompetenzen eines Säuglings (z.B. differenziertes Gefühlsleben, Sinneswahrnehmungen in Beziehung setzen können, Geruchserkennung der Mutter, aktive Reizsuche u.v.m.) zusätzlich sicherheitsgebend.

Ein weiterer Teil meiner Elternarbeit beinhaltet körpertherapeutische Übungen (im Sinne eines ganzheitlichen Therapieansatzes, der den ganzen Organismus einbezieht). Oft haben gerade übermüdete, angestrengte Mütter den Kontakt zu sich selbst verloren. Sie haben die Fähigkeit verloren, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu richten und erscheinen wie außerhalb ihres Körpers ohne ausreichende Selbstwahrnehmung. Hier helfen meist rasch Atemschulung und Übungen zur Förderung des Gewahrseins und zur Zentrierung (z. B. tiefe Atmung in Bauch und Beckenbereich oder während der Säugling am Bauch der Mutter liegt, die Aufmerksamkeit auf die Hautoberfläche richten – wie berührt ihre Haut bei jedem Atemzug den Körper ihres Kindes?)

Ich biete bei meiner Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern zum Platznehmen immer einen Bereich an, der mit Bodenkissen, Wandteppich und Polsterrollen gemütlich gestaltet ist. Es befinden sich alle Anwesenden auf einer Ebene, was zu Erdung im Raum führt. Durch den körperlichen wie gleichzeitig gebotenen emotionalen Halt wird die Selbstunterstützung gefördert.

Die Therapie/Beratungssituation vermittelt weiterhin Geborgenheit und Ruhe. Neben der therapeutischen Bearbeitung verschiedener Themen kann eine Mutter »auftanken«: Durch Ruhe und Gelassenheit kann sie so auch zu ihrer inneren Ruhe und ihrer Gelassenheit finden – weiterhin gestützt durch die Vermittlung von Entspannungs- und Stabilisierungsübungen.

Damit Halt auch im Alltag erfahren werden kann, ist immer wieder die Ressourcenarbeit bzw. Stützung5 wichtig: Wer kann aus der Familie, aus dem Freundeskreis helfen? Wie kann Mutter/Vater zu mehr Schlaf oder freier Zeit für sich selbst kommen? Was half bisher fürs Auftanken, was sind die persönlichen Kraft quellen?

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
707 s. 30 illüstrasyon
ISBN:
9783897975620
Telif hakkı:
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