Kitabı oku: «Grundwissen Kommunikation», sayfa 5

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Die Wirkung der äußeren Erscheinung im sozialen Bereich ist nicht zu unterschätzen. So führt allein das Tragen einer Uniform dazu, dass Personen Anweisungen eher Folge leisten (Bickman, 1974). Kleidung kann soziale Macht verleihen. Mauro (1984) konnte zeigen, dass die Art einer Polizeiuniform, eher militärisch oder eher der Zivilkleidung entsprechend, mit einer veränderten Zuschreibung von Eigenschaften von Polizeibeamten verbunden ist. Allerdings wurde hinsichtlich der Aggressionen gegen Polizisten mit unterschiedlichen Uniformtypen kein Unterschied festgestellt.

Diese Befunde stehen nicht im Widerspruch zum Empfinden vieler Polizeibeamten, dass „man“ vor der Uniform bzw. dem Amtsträger in der Uniform heute weniger Respekt habe als früher. Selbstverständlich lassen sich manche Menschen, insbesondere Gewalttäter, nicht von einer Uniform allein einschüchtern (vgl. Brand, 2009, 271). Mitunter mag eine Uniform sogar geradezu als Anreiz für Provokationen oder Angriffe dienen. Aber es gilt zu bedenken, dass solche Personen nicht die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen. Darüber hinaus ist die jeweilige Situation zu beachten, in der Polizeibeamte Erfahrungen machen, der Respekt vor Polizeibeamten (in Uniform) habe abgenommen: Es sind vor allem solche Einsätze, in denen es von vornherein wahrscheinlich ist, dass Polizeibeamte nicht willkommen sind und deshalb a priori ein Gefahrenpotenzial für Polizeibeamte besteht. Durch wahrnehmungs- und gedächtnispsychologische Prozesse werden negative Erfahrungen betont und es entsteht ein Gefühl der allgemeinen Respektlosigkeit einem selbst und der Uniform sowie der Institution Polizei gegenüber.

Polizeilich von besonderer Bedeutung ist sogenannter Körperschmuck, hier vor allem Tätowierungen. Neben dem schmückenden Charakter können Zeichen oder Bilder eine bestimmte Symbolik haben: Sie signalisieren Gesinnungen, wie beispielsweise Rechtsextremismus, aber auch Position innerhalb einer kriminellen Organisation, die Gefängniserfahrung des Trägers oder die Kriminalakte widerspiegeln (vgl. Schmelz, 2009). Wer solche nonverbalen Informationen ignoriert oder nicht kennt, verpasst eine Chance, wichtige Gefahrensignale frühzeitig zu erkennen. Ähnlich verhält es sich mit Kleidung, die eine Gesinnung ausdrückt. Nicht zuletzt sollte man Narben Beachtung schenken (vgl. Brand, 2009, 270). Sie stellen – wenn sie nicht von Unfällen oder Sportverletzungen herrühren – einen Hinweis auf Gewalterfahrungen dar und können damit auf eine erhöhte Gewaltbereitschaft hinweisen.

Stimme

Die Stimme beinhaltet das „Wie“ einer Aussage. Paraverbale Informationen umfassen Tonfall mit Tonhöhe, Lautstärke und Betonung sowie Sprechtempo, Zögern und Lachen. Die Stimme kommuniziert effektiv emotionale Informationen, was eine Untersuchung zur Erkennbarkeit von Emotionen an der Stimme zeigt (Davitz & Davitz, 1959; zitiert nach Forgas, 1999, 156): Allein mittels des gesprochenen Alphabetes konnten Personen die ausgedrückten Gefühle sehr häufig richtig erkennen. Besonders wirksam werden Erregung und Angst kommuniziert (Forgas, 1999, 158). Man hört Sprechern ihre Aufgeregtheit in der Regel an. Aufregung kann sich in stimmlichen Veränderungen bis hin zu Sprachstörungen und Stottern äußern. Die Klangfärbung transportiert also Emotionen.

Neben der Kommunikation von Emotionen liefert die Stimme wertvolle Informationen und erfüllt zahlreiche Funktionen. Eine stimmliche Betonung stellt Inhalte heraus und hebt sie hervor. Die Modulation der Lautstärke verleiht dem Sprecher Dynamik, betont Inhalte und zeigt Betroffenheit und Gefühlsbeteiligung. Einförmigkeit wirkt hier monoton, langweilig und emotional unbeteiligt. Das Sprechtempo drückt oft den Erregungsgrad einer Person aus.

Kulturabhängigkeit nonverbaler Kommunikation

Grundlegende emotionale Empfindungen zeigen sich in der Mimik weltweit und in allen Kulturen in ähnlicher Weise: Die Gefühle von Freude, Überraschung, Angst, Trauer, Wut und Ekel führen bei Menschen zu ähnlichen Gesichtsausdrücken und werden auch kulturübergreifend erkannt, selbst wenn diese mimischen Ausdrücke möglicherweise wegen kultureller Normen nur schwach gezeigt werden. Die Erscheinungsformen vieler nonverbaler Signale sind ebenfalls kulturell bestimmt, so kann dieselbe nonverbale Äußerung in verschiedenen Kulturen Unterschiedliches, teilweise sogar Gegensätzliches bezeichnet. Mimische Ausdrücke können teilweise kulturell unterschiedlich konnotiert sein. Für eine Aufzählung vieler Beispiele und die Ausführungen in diesem Abschnitt siehe Argyle (2002): Während ein Lachen im Westen ein Zeichen für Witz und Fröhlichkeit ist, ist Lachen in Japan oft ein Anzeichen von Verwirrung und Unsicherheit. Welche Konsequenz dies haben kann, zeigt folgendes einfaches Beispiel für ein Missverständnis: Ein Europäer drückt mimisch Ärger aus. Dies verunsichert einen Japaner, der deshalb lacht, was den Europäer ärgert, da er sich nicht ernst genommen fühlt und glaubt, verspottet zu werden. Kulturell beeinflusst ist auch der Blickkontakt. In westlichen Kulturen ist direkter Blickkontakt wichtig, während er in Asien häufig als unhöflich gilt.

Die Kulturabhängigkeit des Körperkontaktes zeigt sich beispielsweise in folgender Studie: In einer Beobachtung von Gesprächen in Cafés in verschiedenen Ländern der Erde fand Jourard (1966) innerhalb einer Stunde folgende Anzahlen von Berührungen:


• in San Juan (Puerto Rico)180
• in Paris (Frankreich)110
• in Gainesville (USA)2
• in London (England)0

Welche Folgen haben kulturelle Differenzen in der nonverbalen Kommunikation? Eine kulturell bedingte Inkompatibilität der Bedeutungszuschreibungen kann zu Missverständnissen führen. Kommunikation misslingt in solchen Fällen, weil beim Empfänger die Decodierung mit einem anderen Inhalt endet als die Codierung des Senders dies beabsichtigte. Während Missverständnisse lediglich Irritation und Unverständnis bedeuten können, kann es in anderen Fällen auch zu schweren Konflikten kommen, beispielsweise dann, wenn die Deutungen höchst verschieden sind und subjektive Grenzen überschreiten: So kann die nonverbale Gewohnheit, andere häufig zu berühren und im Kontakt eine sehr nahe Distanz einzunehmen, im Privaten für Interaktionspartner vielleicht nur unangenehm sein. Für Polizeibeamte in einer als gefährlich angesehenen Situationen kann dies aber ein Zeichen von Grenzüberschreitung und Signal für eine bedrohliche Interaktion sein. Während ein kulturell bedingter, kurzer Blickkontakt privat eventuell als Schüchternheit interpretiert wird, kann dies in polizeilichen Gesprächen als mangelnder Respekt (Person hört nicht aufmerksam zu) oder sogar Lügensignal (siehe unten) fehlinterpretiert werden. Die Unterschiedlichkeit der nonverbalen Kommunikation zwischen Kulturen kann zu negativer Beurteilung des Interaktionspartners führen: Unterschiede im nonverbalen Verhalten zwischen Schwarzen und Weißen können zu einem negativeren Eindruck bei weißen Polizisten führen, ohne dass dies allein auf den Unterschied in der Hautfarbe zurückzuführen ist (Vrij & Winkel, 1992). Vielmehr werden Schwarze dann negativer eingeschätzt, wenn sie häufiger so nonverbal kommunizieren, wie es eher typisch für Schwarze ist. Kommunizieren Schwarze nonverbal so wie es Weiße eher tun, werden sie ebenso bewertet wie Weiße. Die negativere Beurteilung war in der Studie auf Unterschiede der verwendeten nonverbalen Signale zurückzuführen. Waren diese für Personen unterschiedlicher Hautfarbe identisch, wurden die Personen gleich bewertet.

Interpretation nonverbaler Kommunikationszeichen

Vorab sei vor Büchern mit einfachen Checklisten und Verhaltenstipps gewarnt, die konkreten nonverbalen Signalen eine immer gleiche Bedeutung zuweisen. So können verschränkte Arme bei einem Seminarteilnehmer Nichteinverständnis signalisieren, aber auch nur bequem oder die Folge unbequemer Stühle sein. Man sollte daher skeptisch sein, wenn übergeneralisierte, monopolistische Interpretationen vorgeschlagen werden. Diese stellen häufig Vereinfachungen und manchmal einseitige Sichtweisen dar, die mitunter wenig bis gar keinen wissenschaftlich abgesicherten Hintergrund haben. Forgas (1999, 126) stellt deshalb auch fest, dass „der Prozess der nonverbalen Kommunikation … sehr viel komplexer [ist], als es uns die zahlreichen Bücher über ‚Körpersprache‘, ‚stumme Botschaften‘ und dergleichen weismachen wollen“. Hintergrund dieser enttäuschenden Feststellung ist u. a., dass nonverbale Signale grundsätzlich mehrdeutig sind und ihre Bedeutung zudem noch eine starke Kontextabhängigkeit aufweist. Dies heißt, dass je nach Situation und Person gleiche Gesten Unterschiedliches signalisieren.

Häufig reicht es nicht, einen einzelnen Kommunikationskanal ins Auge zu fassen und die dort gelieferte Information zu deuten, sondern man muss das Zusammenspiel im Sinne einer Konstellation (z. B. Haltung, Blick, Stimme zusammen) beachten. Dies zeigt eindrucksvoll die Intimitätsgleichgewichts-Theorie (Argyle & Dean, 1965; zitiert nach Forgas, 1999, 147 f.): Jede Interaktion besitzt ein bestimmtes Intimitätsniveau, welches davon abhängt, wer, über was, wo und mit wem kommuniziert. Dabei versuchen die Kommunikationspartner durch die Variation der Intimitätssignale wie Blick, Lächeln, Distanz usw. ein bestimmtes Intitmitätsniveau zu halten. Die Steigerungen der Intimitätssignale in einer Modalität führen zu einer Zurücknahme in einer anderen Modalität, um das Intimitätsgleichgewicht zu halten. Dies bedeutet, dass die Länge des Blickkontaktes abnimmt, wenn die Distanz zwischen den Personen geringer wird. Ausprobieren kann man das in einem Fahrstuhl: Je näher man sich räumlich steht, desto weniger schaut man sich in die Augen. Versuchen Sie einmal, sich in einem Aufzug direkt vor eine Person zu stellen und diese dabei anzuschauen. Beobachten Sie dann, wie diese versucht, sich wegzudrehen und nervös wird. Wenn dies nicht der Fall ist, haben Sie vielleicht jemanden gefunden, der Sie sehr anziehend findet …

Polizeilich wäre die Intimitätsgleichgewichts-Theorie beispielsweise in einer Vernehmung zu beachten: Wenn ich einer Person näher komme, kann es sein, dass diese den Blickkontakt verringert. Dies sollte ich dann nicht vorschnell als Signal eines Täuschungsversuchs oder als Scham interpretieren, sondern möglicherweise als Maßnahme zur Herstellung des situativ adäquaten Intimitätsniveaus.

Letztendlich gilt auch für die nonverbalen Anteile von Kommunikation: Die Wirkung bestimmt der Empfänger und nicht der Sender. Ob das Verschränken der Arme vor der Brust Ablehnung beim Sender ist oder einfach nur eine entspannende Haltung, ist nicht sicher festzustellen. Empfindet ein Kommunikationspartner verschränkte Arme als Zeichen für ein „Sich-verschließen“, wird er entsprechend seiner Einschätzung emotional reagieren. Als Lösung bietet sich für den Empfänger nur an, zu versuchen, die eigenen emotionalen Reaktionen auf die nonverbalen Signale des Senders wahrzunehmen und Ursachen hierfür in der nonverbalen Kommunikation zu suchen und diese auf ihre Eindeutigkeit zu prüfen. Dies heißt, man muss überlegen, ob die gewählte eigene Interpretation und Bedeutungszuschreibung die einzig mögliche ist, oder ob andere Varianten auch möglich oder sogar wahrscheinlicher sind. Dieser Perspektivenwechsel (Empathie) funktioniert in der Regel nicht automatisch, sondern ist eine bewusste und gewollte Intervention auf der Meta-Ebene der Kommunikation. Letztendlich kann man natürlich auch direkt fragen, wie man nonverbale Zeichen des Gegenübers zu verstehen hat. Ob man dabei immer eine ehrliche Antwort erhält, ist eine andere Frage.

Polizeiliche Anwendungen

Eigensicherung

Nonverbale Kommunikation ist ein zentrales Element polizeilicher Eigensicherung. Einerseits ist das eigene nonverbale Kommunizieren bedeutsam dafür, wie der handelnde Polizeibeamte gesehen wird und dafür, wie man auf ihn reagiert. Andererseits sind nonverbale Signale eines polizeilichen Gegenübers womöglich die frühsten oder sogar die einzigen Warnsignale für eine Bedrohung bzw. Gefahr.

Unter Eigensicherungsgesichtspunkten ist zu bedenken, dass im Umgang mit Gewalttätern die einschreitenden Polizeibeamten sehr auf ihre eigene nonverbale Kommunikation achten müssen. Brand (2009) weist darauf hin, dass gerade Gewalttäter sich sehr gut auf die Deutung dieser Signale verstehen. Schließlich ist es einerseits ihr „Geschäft“, Menschen einzuschätzen, ob diese als Opfer geeignet sind und andererseits haben sie oft durch eigene Gewalterfahrung die Interpretation solcher Signale gelernt – vorrangig in der Kindheit –, um Gewalt durch die Familie etc. aus dem Weg zu gehen. Dabei spielen vor allem Körpersprache allgemein sowie im Besonderen Gang, Stimme, Blick aber auch Größe und Gewicht eine zentrale Rolle. Durch eine entsprechende Wirkung kann ein Polizist einen gewaltbereiten oder sogar Gewalt suchenden Täter in seinem Handeln beeinflussen, indem er nicht als Opfer erscheint oder er den Täter in seiner Bewertung zumindest verunsichert (Brand, 2009). Diese Ansicht wird auch durch eine Studie des FBIs zur Tötung von Polizeibeamten in den USA unterstützt (Pinizzotto, & Davis, 1999; Uniform Crime Reports Section, 1994). Der Ausgang einer Interaktion von Tätern mit Polizeibeamten hing auch davon ab, wie die Angreifer die Polizeibeamten wahrnahmen. Zum Beispiel ist es riskant, wenn ein Täter den Eindruck gewinnt, dass ein Polizeibeamter ihn nicht als gefährlich wahrnimmt, weil er keinerlei Vorsichtsmaßnahmen trifft, wie beispielsweise Distanz halten, Blick zuwenden, verbale Aufforderung, Hand an der Waffe, zu lockere und entspannte Stimme. Auch können Merkmale wie Übergewicht, nachlässige Kleidung, Lockerheit, Inkonsequenz, Unaufmerksamkeit oder unprofessionelles Auftreten und Handeln dazu führen, dass Angreifer Polizeibeamte als mögliches Angriffsopfer klassifizieren (Pinizzotto, & Davis, 1999). In einer Untersuchung zu den Umständen der Tötung von 54 Polizisten in den USA (Uniform Crime Reports Section, 1994, 32) fanden sich gehäuft folgende Beschreibungen der Toten, sowohl durch Kollegen, als auch durch die Täter:

• freundlich zu jedermann

• serviceorientiert

• später Einsatz von Gewalt (im Vergleich mit Kollegen)

• nicht immer den Vorschriften und Regelungen entsprechend handelnd (auch bei der Eigensicherung)

• glaubte guter Menschenkenner zu sein und verzichtete deshalb auf Schutz

• versuchte immer, das Gute in Anderen zu sehen

• nahm seine Arbeit locker (im Original: „laid back“ and „easy going“)

Dass diese Eigenschaften auch von Tätern genannt wurden, zeigt, dass sie wahrnehmbar sind und von diesen auf ein mögliches Verhalten in Konfliktsituationen geschlossen wird. Solche Eigenschaften und Verhaltensweisen führen zu nonverbalen Signalen, über die auf diese Merkmale geschlossen werden kann und so eine Einschätzung eines Polizisten und dessen wahrscheinlichen Verhaltens möglich wird.

Mehr als die Hälfte der Täter beschrieb die Getöteten als unvorbereitet oder überrascht in der Konfrontation, fast 40 Prozent beschrieben aber auch das Verhalten des Polizeibeamten als bedrohlich und laut. Als Konsequenz aus dieser Studie empfiehlt das FBI ein professionelles Auftreten (Uniform Crime Reports Section, 1994, 42).

Allgemeingültige Empfehlungen hinsichtlich der nonverbalen Kommunikation zur Eigensicherung zu geben fällt nicht leicht, da es „die immer richtige“ nonverbale Kommunikation nicht gibt. Man kann Empfehlungen für nonverbale Kommunikation immer nur in Verbindung mit den Einsatzzielen und unter Berücksichtigung des Empfängers (siehe Grundlagen: der Empfänger bestimmt, wie eine Botschaft verstanden wird!) sowie der konkreten Situation geben. Während in einer Situation dominantes Auftreten das Gegenüber zu Gehorsamkeit anregt, kann dies in einer anderen Einsatzlage als Provokation verstanden und das polizeiliche Gegenüber aggressiv werden lassen. Während in einer Situation ein ruhiges und dem Kommunikationspartner zugewandtes und aufmerksames Kommunizieren deeskalierend wirkt, kann dieses Verhalten in einem anderen Zusammenhang oder bei einer anderen Person als Schwäche interpretiert werden. Entscheidend ist daher die genaue Beobachtung des Verhaltens des polizeilichen Gegenübers auf die eigenen Aktionen. Reagiert das Gegenüber anders als gewünscht oder erwartet, muss das eigene Verhalten angepasst werden.

Über verschiedene Einsatzsituationen und verschiedene Kommunikationspartner hinweg kann man dennoch festhalten, dass kongruentes nonverbales Verhalten zielführend ist. Dies heißt, Mimik, Gestik, Haltung, Distanz, Berührung etc. müssen zur inneren Haltung und Zielsetzung und zur verbalen Kommunikation passen. Dies gilt vor allem bei Bedrohung durch ein polizeiliches Gegenüber: Bei der Eigensicherung sind nonverbale Signale zu senden, die den Einsatzwillen der polizeilichen Einsatzkräfte glaubhaft machen. Man muss nonverbal und paraverbal so wirken, dass einem geglaubt wird, das auch umzusetzen, was man androht. Das gilt auch, wenn man deeskalierend wirken will: Hier ist der Versuch, eine andere Person zu beruhigen nicht kompatibel mit Unsicherheit, ängstlichem Gesichtsausdruck und nervösem Verhalten oder mit Gleichgültigkeit.

Gefahrensignale beim polizeilichen Gegenüber

Das frühzeitige Erkennen nonverbaler Kommunikationssignale, die auf eine Gefahr durch das polizeiliche Gegenüber hindeuten, ist eine Schlüsselkompetenz für Polizeibeamte. Gelingt dies, wird man von einem Angriff nicht überrascht und kann angemessen reagieren. In diesem Abschnitt wird es dabei weniger um Merkmale von Attentätern oder Terroristen gehen, für die man bereits nonverbale Muster gefunden hat (Heubrock et al., 2010; Heubrock et al., 2009a; Heubrock et al., 2009b). Vielmehr werden nachfolgend Signale angesprochen, die in Situationen im (fast) alltäglichen Dienst für Polizisten relevant sind.

Wheeler & Lando (2002) raten darauf zu achten, ob ein Gegenüber die verbale Kommunikation in auffallender Weise zu ignorieren scheint, beispielsweise keinen Blickkontakt aufnimmt, lange Zeit bis zur Formulierung einer Antwort benötigt, Fragen wiederholt, die eigentlich schon zufriedenstellend beantwortet waren oder einer verbalen Kommunikation nur schwer folgen kann. Dies könnte eine Folge dessen sein, dass das Gegenüber mental zu sehr damit beschäftigt ist, eine Flucht oder einen Angriff vorzubereiten. Umgekehrt resultiert hieraus auch der Rat, Personen verbal in Gespräche einzubinden, um einerseits die mentale Vorausplanung von Angriffen oder Fluchtversuchen zu behindern und andererseits solche Überlegungen aus den angesprochenen Kommunikationsmerkmalen zu erkennen. Während beispielsweise ein Polizeibeamter die Personalien per Funk überprüft, kommuniziert der andere Streifenpartner mit dem polizeilichen Gegenüber.

Auch kann das Umherschauen, mit und ohne Kopfbewegung, ein wertvoller Hinweis sein: Entweder sucht die Person nach einem Ausweg aus der Situation (mit dem Blick wird eine Fluchtmöglichkeit ausgespäht) oder nach einem Gegenstand oder einer Person. Gerade diese können dann gegen einen Polizisten eingesetzt werden. Zu beachten wären auch aufgeregtes, zappliges Verhalten oder gerade das Gegenteil, auffällige Ruhe. Das wirkt zunächst wie ein Widerspruch. Auffällig sind beide Extrempole: Zappeligkeit und für eine Situation zu große Ruhe. Beides könnte die Vorbereitung auf einen Angriff darstellen. Unbedingt wahrgenommen werden sollten Bedrohungssignale wie das Einnehmen einer Kampfhaltung: Beinpositionen „auf dem Sprung“, Arme und Hände oder sogar Fäuste in kampfüblicher Deckungshaltung, Austesten der Folgen von Distanzunterschreitung oder Körperkontakt. Nicht zu vergessen sind Zeichen, die darauf hindeuten, dass eine Person Alkohol oder Drogen konsumiert hat, wie beispielsweise Schwanken, glasiger Blick, lallende Sprache, Atemgeruch. Dies ist deshalb wichtig, da Personen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gewaltbereiter und womöglich verhandlungsunfähiger sind und andererseits ein schnelles Umschlagen der Emotionen in extremere Bereiche wahrscheinlicher macht (Ito, Miller & Pollock, 1996; Jäger, 1991).

Aggressionen und Gewalt entstehen häufig aus der Emotion Ärger/Wut. Das ist die sogenannte heiße Gewalt, im Gegensatz zu kalter Wut, bei der eine Person eiskalt und berechnend wirkt. Bei emotional getriebenen Angriffen befindet sich die agierende Person in einem Stresszustand. Stress führt neben emotionalen und kognitiven Stressreaktionen auch zu physiologischen und verhaltensmäßig typischen Stressanzeichen, die als Warnsignale wahrgenommen werden können (vgl. Smith, 2003, 70 ff). So kann sich als Folge der Stressreaktion der Puls beschleunigen, die Atemfrequenz erhöhen oder eine Person kann stärker schwitzen. Diese Hinweise sind als nonverbale Signale erkennbar. Ebenso können als Folge einer Stresssituation körperliche Anspannung, Zittern, nervös erscheinendes sich bewegen müssen, unruhiges Agieren, Veränderung der Gesichtsfarbe (roter Kopf), Hervortreten der Adern unter der Haut sowie Änderungen der Tonhöhe und Lautstärke der Stimme auftreten. Aber auch emotionale und kognitive Stressreaktionen können beobachtbar sein: So ändert sich möglicherweise die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit durch zu viele Gedanken, die einer Person in einer solchen Situation durch den Kopf rasen. Solchen Personen kann es schwer fallen, Gesprächen zu folgen, da ihr Fokus auf anderen Dingen liegt. Auch sind unter Stress stehende Personen möglicherweise ungeduldig und drängen auf eine schnelle Lösung der Situation. Durch mangelnde kognitive Kapazität im Stresszustand kann das Denken unrealistisch und extrem (schwarz-weiß-Denken, Freund-Feind) werden, was sich in entsprechenden Redebeiträgen äußern kann. Häufig zeigen sich die mit Stress verbundenen Emotionen: nonverbal durch entsprechende Mimik aber auch verbal durch Flüche, Beschimpfungen etc. Dabei kann es hilfreich sein, auf den Verlauf solcher Verhaltensweisen zu achten: Ein sich Hineinsteigern lässt vermuten, dass sich die emotionale Lage zuspitzt und damit auch ein entsprechendes Verhalten wahrscheinlicher wird. Aber nicht nur deutliche Anzeichen von Stress können als Warnsignale interpretiert werden, auch ein auffälliges sich Isolieren, Zurückziehen und Ruhigwerden muss als „Ruhe vor dem Sturm“ beachtet werden (vgl. Smith, 2003, 74 f.). Möglicherweise benötigt eine Person zur Vorbereitung eines Angriffs kognitive Energie zur Sondierung der Lage.

Brand (2009), der mit schwersten Gewalttätern arbeitet und sich deshalb auf deren Denkweise und Wahrnehmung versteht, weist daraufhin, dass bei einem Kontakt mit potenziellen Gewalttätern diese auf verschiedenen Ebenen Informationen über sich liefern. Insbesondere Beachtung zu schenken seien Kleidung, Tattoos, Waffen (versteht sich von selbst) und Narben. In Trainerkreisen zur polizeilichen Eigensicherung wird stets empfohlen, auf die Hände eines polizeilichen Gegenübers zu achten, da von diesen – insbesondere im Zusammenhang mit Waffen – die größte Gefahr ausgeht. Daneben ist zu ergänzen, dass auch Hüfte und Schultern, aber auch der Blick häufig Signale vor einem körperlichen Angriff liefern. So wird ein Schlag oder Tritt nicht mit der Hand oder dem Fuß eingeleitet, sondern u. a. mit einer Hüftdrehung oder einer Schulterbewegung. Der Blick hat häufig zuvor das Angriffsziel lokalisiert und anvisiert. Als Ersatz kann hier die „Markierung“ des Angriffsziels durch die andere Hand vorgenommen werden. Der Blick ist Grundlage der Hand-Auge-Koordination bei solchen Aktionen.

Eine besondere und zugleich alltägliche Gruppe von polizeilichen Gegenübern stellen psychisch kranke Personen dar. Die meisten psychisch Kranken sind nicht gefährlicher als psychisch Gesunde (vgl. Nedopil, 2007). Interaktionen zwischen Polizei und psychisch Kranken sind aber manchmal aufgrund des Einsatzanlasses gerade mit sehr gewalttätigen und gefährlichen Auseinandersetzungen verbunden (Schmalzl, 2009), die mitunter mit Schwerverletzten oder sogar Toten enden. Neben Informationen über den Kranken (z. B. Gewaltneigung), die Krankheit (hier vor allem gewaltfördernde Symptome wie z. B. paranoider Wahn) und Zustand (Drogen- und/ oder Alkoholintoxikation) kann das nonverbale Verhalten Informationen zur Gefahreneinschätzung geben. Selbstverständlich können nonverbale Informationen auch zur Analyse des Zustandes und der Krankheit eingesetzt werden: So sind Schwanken und Lallen häufig Anzeichen für starken Alkoholpegel, entsprechende Augenbewegungen können auf Halluzinationen hinweisen, ängstlich und verstört wirkende Blicke können auf paranoide Symptome hindeuten. Aber eine Einschätzung mittels nonverbaler Signale ist weder einfach noch eindeutig. Whittington & Patterson (1996) fanden im unmittelbaren Vorfeld zu Angriffen von psychisch kranken Patienten auf ihr Pflegepersonal bei der Hälfte aller Angreifer Verhaltensweisen wie Beschimpfungen, Fluchen, hohes Aktivitätsniveau, anderen Personen nahe kommen, laute Stimme und Anstarren. Jedoch konnten diese Verhaltensweisen bei entsprechenden Patienten auch häufig gefunden werden, ohne dass ein Angriff erfolgte. Am besten scheinen dabei noch ein hohes allgemeines Aktivitätsniveau mit einer lauten Stimme und schnellem Reden einen Angriff vorhersagbar zu machen. Schmalzl (2009) beschreibt ein mögliches polizeiliches Vorgehen, das entsprechende situative und interaktive Besonderheiten berücksichtigt, und diskutiert mögliche Wahrnehmungen. Letztendlich steht im Bereich psychisch Kranker keine einfache Checkliste zur nonverbalen Gefahreneinschätzung zur Verfügung.

Nonverbale Signale von Zivilstreifen, Observationen und verdeckten Ermittlern

Der Erfolg und die Sicherheit von zivil gekleideten Polizisten, von Observationen, von verdeckten Ermittlungen und ähnlichen polizeilichen Maßnahmen hängt davon ab, dass diese Polizeibeamten nicht in ihrer Funktion als Polizeiangehörige erkannt werden. Während durch der sozialen Situation angepasste Kleidung, Haartracht, Zusammenstellung des eingesetztes Trupps (z. B. nach Alter, Geschlecht, Figur), Fahrzeuge etc. eine Maskierung der Polizeikräfte noch relativ einfach vorzunehmen ist, fallen Tarnungen im Bereich der nonverbalen Kommunikation schwerer. So ist es auch hier wichtig, darauf zu achten, dass man sich „unauffällig“ und der jeweiligen Situation angepasst verhält. Besonders nonverbal besteht ein hohes Risiko aufzufallen, weil Polizeibeamte in anderer Weise sozialisiert sind und sich andere nonverbale Verhaltensweisen angeeignet haben als die Zielpersonen. Schon allein das Bewusstsein, dass man sich unauffällig verhalten soll, kann zu Nervosität und Unsicherheit führen, die auffällig sein können. Dies konnte beispielsweise in einer Gegenüberstellungssituation simuliert werden, indem man Personen zur Unauffälligkeit motivierte (Weigold & Wentura, 2004). Diese Personen verhielten sich dann in der Gegenüberstellung auffälliger. Auch hier zeigt sich, dass Emotionen und Absichten nonverbal durchsickern können. Daneben konnte aber auch bei Zielpersonen polizeilicher Maßnahmen ein Art Katalog von Erkennungsmerkmalen verdeckt arbeitender Polizeibeamter festgestellt werden (vgl. Jacobs, 1993). So versuchen Drogendealer ihre potenzielle Kundschaft von Polizeibeamten zu unterscheiden, indem sie auf Aussehen, nonverbale Signale, wie beispielsweise Blick, Gangverhalten, Armbewegungen und Anscheinsrequisiten, Utensilien, die eine „unauffällige“ Person hat, achten. Aber auch paraverbale Informationen wie Redestil, Unsicherheit und Angst in der Stimme dienen zur Überprüfung.

Nonverbale Opfersignale

Einige Befunde sprechen dafür, dass man nicht zufällig Opfer von Gewalt oder sexuellen Übergriffen wird. Vielmehr kann die Opferwahl, sofern es ein situatives Opfer ist, oft auf Merkmale des Opfers und dessen nonverbales Verhalten zurückgeführt werden (vgl. Richards, 1991). Um seinem Gegenüber nicht zu signalisieren, dass man ein geeignetes Opfer für einen Angriff ist, gilt es, entsprechende Signale, die häufig als Unterwürfigkeit, Schwäche oder Verletzlichkeit wahrgenommen werden können, zu vermeiden. Dabei scheint der Gang ein entscheidendes Kennzeichen zu sein (Grayson & Stein, 1984): Gefängnisinsassen klassifizierten Personen hinsichtlich der Geeignetheit für körperliche Angriffe anhand des Ganges. Dieser war bei potenziellen Opfern eher umständlich, relativ unkoordiniert und asynchron, während Personen, die eher als Nicht-Opfertyp wahrgenommen wurden, sich geschmeidiger und besser koordiniert bewegten. Auch für sexuelle Angriffe auf Frauen scheinen diese Zeichen im Bereich des Ganges für eine höhere Vulnerabilität zu gelten (Murzynski & Degelmann, 1996): Als potenziell verwundbarer erschienen den Probanden in der Studie (Studenten und Polizisten) Frauen mit Gewichtsverlagerung von einer Seite zur anderen beim Gehen, seitengleicher Bewegung der Arme und Beine und einem betonten Heben und Aufsetzen der Füße. Ähnliche Vulnerabilitätsmuster für Angriffe wurden auch in anderen Studien gefunden (Gunns, Johnston & Hudson, 2002).

Weniger empirisch abgesichert ist die Wirkung einer unterwürfigen Haltung. Sie ist gekennzeichnet durch einen gebeugten Körper (krummer Rücken, im Volksmund auch „ohne Rückgrat“ oder „Fahrradhaltung“), hochgezogene Schultern und zum Schutz eingezogenem Kopf. Der Stand ist wenig stabil, weniger als schulterbreite Fußstellung, und eventuell sind sogar die Füße zueinander gedreht. Ergänzt werden kann dies noch durch einen nach unten gesenkten Blick. Generell ist zu vermuten, dass alle nonverbalen Signale, die auf geringe Aufmerksamkeit und körperliche Schwäche hindeuten, die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Opfer einer Straftat zu werden. So beschreibt beispielsweise Smith (2003) Signale für Vulnerabilität, nach der Täter sich Opfer aussuchen. Dies sind alle Zeichen von Unaufmerksamkeit, da Unaufmerksamkeit die Möglichkeit bietet, ein ahnungsloses Opfer zu überraschen, ohne dass dieses Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat und dadurch eine erhöhte Reaktionszeit aufweist.

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