Kitabı oku: «Grundwissen Kommunikation», sayfa 4
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Nonverbale Kommunikation
Clemens Loreia) & Sven Litzckeb)
a) Prof. Dr. rer. nat., Dipl. Psych., Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung
b) Prof. Dr. rer. nat., Dipl. Psych., Hochschule Hannover
Einführung
Sprechen und Sprache sind sowohl in der Phylogenese als auch in der Ontogenese deutlich jünger als Informationsaustausch mittels Gesichtsausdruck, Handbewegungen, Körperhaltungen und Berührungen. Dies lässt sich durch die einfache Beobachtung von Säuglingen feststellen: Säuglinge teilen sich bereits unmittelbar nach der Geburt ohne Worte mit. Nonverbale Kommunikation bleibt auch nach dem Spracherwerb ein wichtiger Aspekt von zwischenmenschlicher Interaktion. Diese nonverbale Kommunikation wird nachfolgend, bezogen auf polizeirelevante Situationen, exemplarisch dargestellt.
Bedeutung nonverbaler Kommunikation
Ein Standardmodell der Kommunikation ist das sogenannte Sender-Empfänger-Modell (siehe „Grundlagen der Kommunikation“ in diesem Band). Nach diesem Modell werden Inhalte vom Sender codiert und über Kanäle zum Empfänger übertragen, dann vom Empfänger decodiert und in dessen Verständnis übersetzt. Folgt man dem Sender-Empfänger-Modell, dann kann man die Aspekte von Kommunikation wie folgt beschreiben:
• Sprache, die aus Worten und Sätzen besteht
• nichtsprachliche Informationsträger, d. h. nonverbale Elemente im weitesten Sinne, die sich in folgende zwei Gruppen unterteilen lassen: – nonverbale Informationen, die nicht mit sprachlicher Information verbunden sind: Mimik, Gestik, Blickverhalten, räumliche Distanz, Körperhaltung, Berührung, äußere Erscheinung– paraverbale Informationen, die nicht aus Worten bestehen, die aber an Sprache und Lauterzeugung gekoppelt sind: Stimmhöhe, Lautstärke, Artikulation, Sprechpausen, Sprechgeschwindigkeit, Rhythmus, Betonung
Nachfolgend wird vereinfacht von nonverbaler Kommunikation gesprochen, wenn nonverbale Informationen oder paraverbal Informationen gemeint sind.
Nach Watzlawick, Beavin & Jackson (2000; erstmals 1969; siehe „Grundlagen der Kommunikation“ in diesem Band) gilt, dass in jeder Situation, in der sich Personen gegenseitig wahrnehmen können, diese Personen auch Informationen austauschen und deshalb automatisch miteinander kommunizieren. Dies gilt selbst dann, wenn diese Personen nicht sprechen. Wenn Informationen nicht auf dem Sprachkanal übertragen werden, dann mindestens auf dem nonverbalen Kanal. Somit kann man nicht nicht kommunizieren. Man kommuniziert in jedem Fall mindestens nonverbal. Selbst wenn man eine andere Person anschweigt, hat dies eine kommunikative Bedeutung. Auch das zweite Axiom von Watzlawick et al. (2000; erstmals 1969) besitzt große praktische Bedeutung: Jede Kommunikation besitzt neben einem Inhaltsaspekt auch einen Beziehungsaspekt und dieser bestimmt die Wirkung des Inhaltsaspekts mit. Weil nonverbale Informationen stark auf der Beziehungsebene wirken, sind nonverbale Informationen so wichtig für die Gesamtwirkung von Kommunikation. Im Zweifel zählt für die meisten Menschen die nonverbale Information, weil damit Beziehungsinformationen übermittelt werden.
Ähnlich kann für das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun (2011; erstmals 1981; siehe Kapitel in diesem Band) argumentiert werden: Die Deutung der weiteren drei Seiten einer Nachricht (Beziehung, Selbstauskunft, Appell), neben dem Sachinhalt, hängt stark von nonverbalen Aspekten ab: Allein schon die Betonung am Ende des Satzes: „Der Kaffee ist leer“ entscheidet darüber, ob der Satz als Appell zu verstehen ist oder als Frage. Wenn der Satz als Frage gemeint ist, wird die Stimme am Ende des Satzes höher. Eine Frage, ob der Kaffee leer ist, hat andere Folgen als der implizite Appell: „Hole Kaffee!“
Redewendungen
Viele Redewendungen und Sprachbilder zeigen, dass schon lange bekannt und bewusst ist, welche Bedeutung der nonverbalen Kommunikation zukommt. Beispiele sind:
„Er konnte mir nicht in die Augen schauen“
„Er schaute ihr tief in die Augen“
„Jemanden übersehen“
„Sich von jemandem abwenden“
„Den Kopf hängen lassen“
„Sich zurückhalten“
„Jemanden von oben herab behandeln“
„Jemandem schöne Augen machen“
„Halsstarrig sein“
„Jemandem auf die Pelle rücken“
Man kann somit davon ausgehen, dass die Bedeutung nonverbaler Kommunikation grundsätzlich seit Langem bekannt ist. Allerdings schlagen sich in Redewendungen jeweils kulturell und zeitlich bedingte Stereotype nieder. Im wissenschaftlichen Sinne sind solche Redewendungen deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Allgemeine Funktionen nonverbaler Kommunikation
Nonverbale Kommunikation kann folgende Funktionen haben (vgl. Forgas, 1999):
• Sprachunterstützung
• Sprachersatz
• Steuerung sozialer Situationen und Kanalkontrolle
• Selbstdarstellung
• Kommunikation emotionaler Zustände und Einstellungen
Sprachunterstützung
Meist werden verbale und nonverbale Botschaften gleichzeitig oder kombiniert gesendet. Nonverbale Elemente unterstreichen den verbalen Inhalt oder verschaffen ihm mehr Nachdruck. Speziell verbal schwierig auszudrückende Inhalte werden durch nonverbale Informationen verständlicher.
Sprachersatz
Nonverbale Kommunikation kann die einzige Art sein, in der Informationen zwischen Interaktionspartnern ausgetauscht werden. Gerade in polizeilichen Situationen ist dies oft der Fall, beispielsweise:
• der erste Eindruck, der schon aus Sicherheitsgründen aktiv einzuholen ist, geht in der Regel auf nonverbale Informationen zurück
• das Beobachten von Verhaltensweisen verdächtiger Personen
• wenn sich Streifenpartner blind verstehen, indem sie durch nonverbale Signale kommunizieren und sich so koordinieren
• die Kommunikation in sehr lauter Umgebung, die nur mit Zeichen möglich ist
• das Signalisieren von Anhaltezeichen im Straßenverkehr und
• die taktischen Zeichen bei einem polizeilichen Einsatz, bei dem das Überraschungsmoment zum Tragen kommen soll
Die Bespiele zeigen, dass in polizeilich relevanten Situationen oft gezielt nonverbal kommuniziert wird.
Steuerung sozialer Situationen und Kanalkontrolle
Gespräche werden in der Regel durch nonverbale Kommunikation gesteuert. So wird beispielsweise ein Sprecherwechsel durch Blickkontakt oder Veränderung der Stimmhöhe angezeigt. Erst wenn die nonverbalen Signale vom Gesprächspartner nicht erkannt werden, wird verbal eingegriffen, beispielsweise so: „Jetzt möchte ich auch mal etwas dazu sagen!“ Einem solchen Satz gehen regelmäßig gescheiterte nonverbale Versuche zur Einleitung eines Sprecherwechsels voraus.
Die Interaktion von Personen wird überwiegend mit Blicken, Körperhaltung und Stimmhöhe gesteuert. Auch kann man mimisch unmittelbar ein Feedback zum Gesagten geben, beispielsweise die Stirn in Falten legen, ohne den Redner verbal zu unterbrechen. Durch solche nonverbale Signale kann der Sprecher zeitgleich zu seinen verbalen Äußerungen Feedback empfangen und seine verbalen Äußerungen ggf. fortsetzen, ergänzen oder abbrechen. Über die Kanalkontrolle erfolgt dabei die Koordination des Gesprächsablaufes. D. h. es wird beispielweise mit Blicken oder Betonung ein Redebeitrag beendet und das Wort an eine andere Person übergeben.
Nicht nur Gespräche, sondern auch viele andere soziale Situationen werden nonverbal gesteuert, beispielweise eine Einladung zum Gespräch oder zum Näherkommen durch Blickkontakt und ein Lächeln. Auch das Ritual des Hinzukommens zu Gruppen oder des Beendens von Interaktionen wird durch nonverbale Merkmale gesteuert (vgl. Forgas, 1999, 134).
Selbstdarstellung
In sozialen Situationen sind viele Menschen damit beschäftigt, ein (gewünschtes) Bild bei anderen zu präsentieren und aufrechtzuerhalten. Gerade hier gilt eine verbale Präsentation eigener Vorteile als plump und ist sozial in unserer Kultur deshalb meist unerwünscht. Aus diesem Grund wird der nonverbale Kanal in besonderem Maße genutzt, um sich vorteilhaft darzustellen. Dies ist sowohl durch Gestik und Mimik als auch durch Kleidung, äußere Erscheinung oder andere nonverbale Selbstinszenierungen möglich.
Emotionen/Einstellungen
Aus Gesichtsausdrücken kann man Emotionen ablesen. Tendenziell können wir emotionale Zustände und auch Einstellungen deutlicher und verständlicher durch nonverbale als durch verbale Botschaften vermitteln (Forgas, 1999, 127 f.). Zudem sind komplexe verbale Beschreibungen von Emotionen deutlich langsamer und meist auch missverständlicher als ein Gesichtsausdruck. Nicht nur Emotionen, sondern auch Einstellungen gegenüber anderen Menschen zu Aussagen, die man hört, oder zu Ereignissen, von denen man erfährt, können nonverbal schnell und eindeutig ausgedrückt werden.
Die Mimik ist Ausdruck von Emotionen, was sowohl auf Empfänger als auch auf den Sender selbst im Sinne einer Rückkopplung wirkt. Eine solche Rückkopplung verstärkt die emotionale Erfahrung (Neumann, 2006). Wenn laut und schnell gesprochen wird, wird eine erlebte Angst beispielsweise verstärkt. Auch Körperhaltungen verstärken die sie auslösende Emotion (vgl. Neumann, 2006). Daher kann empfohlen werden, entsprechende Körperhaltung, Mimik etc. einzunehmen, wenn man emotionale Zustände ändern will: Brust raus, Schultern runter, Kopf hoch für mehr Selbstvertrauen! Auch die Emotionen anderer können, wenn sie beobachtet werden – und das findet über die nonverbalen Kanäle statt – die gleichen Gefühle bei einem Beobachter auslösen (Neumann, 2006). Deshalb fühlen wir uns schlecht, wenn andere leiden und freuen uns in Gesellschaft mehr als alleine; man denke an die Wirkung eingespielter Lacher in Filmen und Shows. Polizeilich ist dies einsetzbar, indem man versucht, einer Negativspirale des Aufschaukelns von Emotionen entgegenzuwirken: Will man eine andere Person beruhigen, muss man selbst ruhig wirken und darf sich nicht von deren Unruhe, Nervosität oder Hektik anstecken lassen. Ein Widerspiegeln der negativen Emotionen des polizeilichen Gegenübers durch Polizeibeamte würde die negativen Emotionen des polizeilichen Gegenübers verstärken. Ekman (2010, XIII) bringt es so auf den Punkt: „Emotionen sind für die Qualität unseres Lebens von ausschlaggebender Bedeutung. In keiner Beziehung … kommen wir ohne sie aus …. Emotionen können uns das Leben retten, aber sie können auch schlimmes Unheil anrichten.“ Und weiter: „Emotionen können ganz unvermittelt entstehen …. Diese Eile kann im Notfall lebensrettend sein, aber sie kann auch fatale Folgen haben …“ (Ekman, 2010, XIX). Polizeibeamte müssen nicht nur mit ihren eigenen Emotionen angemessen umgehen, sondern auch die Emotionen eines polizeilichen Gegenübers erkennen und handhaben.
Kennzeichen nonverbaler Kommunikation
Wirkung/Widerspruch
Wenn nonverbale Signale verbale Botschaften begleiten, ist vorstellbar, dass nonverbal etwas anderes gesendet wird als verbal. Im Falle eines solchen Widerspruchs ist es die nonverbale Botschaft, die in der Regel stärker wirkt und sich durchsetzt (vgl. Forgas, 1999, 128): Nonverbale Elemente können den Inhalt der Sprache abmildern, aufheben oder sogar ins Gegenteil verkehren. Dieser Effekt ist konstituierend für Sarkasmus und Ironie. Wer beispielsweise verbal autoritäre Sätze ausspricht, um einem Gegenüber Anweisungen zu erteilen, sollte darauf achten, dass er seine Position nicht nonverbal durch einen fragenden und um Zustimmung bittenden Ausdruck konterkariert, da sonst das Gegenüber möglicherweise die Anweisung nicht als zwingend erlebt. Polizeibeamte sollten darauf achten, verbal und nonverbal übereinstimmende Signale zu senden.
In diesem Zusammenhang werden in Kommunikationstrainings häufig Aussagen von Mehrabian (1971) als sog. 55-38-7 Regel zitiert. Leider ist dies eine stark vereinfachte Darstellung der Realität und in seiner Bedeutung übergeneralisiert. Mehrabian fand in Studien, dass in einer bestimmten Experimentalsituation 55 Prozent der Informationen durch das Gesicht und Mimik, 38 Prozent durch die Stimme und 7 Prozent rein verbal vermittelt wurden. Häufig wird hieraus die 55-38-7-Regel gemacht und als allgemein und für alle Situationen gültig abgeleitet, und oft wird sogar behauptet, dass das gesprochene Wort nur 7 Prozent der vermittelten Information ausmache und damit schon fast vernachlässigbar sei. Schon die einfache gedankliche Übertragung auf Telefonkommunikation, die nach dieser Regel kaum effektiv sein könnte, da 55 Prozent der Informationen dort fehlen müssten, zeigt, dass eine Übergeneralisierung der Befundes Mehrabians (1971) problematisch ist. Mehrabian (1971) ging es vor allem um Sympathieeinschätzungen des Senders und er selbst hat die Prozentzahlen nur als Näherung bezeichnet (Mehrabian, 1971, 44). Dabei konnte Mehrabian beobachten, dass bei sich widersprechender Information zwischen verbalem und nonverbalem Kanal die Beurteilung, wie sympathisch der Sender auf den Empfänger wirkt, beim Empfänger durch die nonverbalen Informationen bestimmt wird. Ähnliches gilt auch für Einschätzungen bzgl. der Dominanz von Personen. Wichtiger als die relativen Anteile verbaler und nonverbaler Informationen ist die Schlussfolgerung, dass bei sich widersprechenden Informationen, die auf verbalen und nonverbalen Kanälen gesendet werden, nonverbale Signale die Wirkung der gesprochenen Worte stark beeinflussen und die emotionale Wirkung einer Botschaft bestimmen können (Mehrabian, 1971, 45). Hilfreicher als eine Regel mit Anteilen (also eine additive Verknüpfung der Kanäle) kann ein multiplikativer Heurismus sein. Dabei könnte der verbale Kanal das Thema bestimmen, das „Was“ einer Nachricht, und die nonverbalen Kanäle modulieren dies im Sinne, wie das „Was“ verstanden werden soll. Somit wird das Vorzeichen und die Stärke der Nachricht eher durch nonverbale Informationen bestimmt. Daneben können sich Informationen auf unterschiedlichen Kanälen nicht nur widersprechen, sondern auch parallel zueinander weitergeben werden. So kann man mit einer Person telefonieren und gleichzeitig eine andere Person, die das Zimmer betritt, begrüßen und zum Sitzen auffordern.
Bewusstheit/Steuerbarkeit
Nonverbale Signale werden vom Sender ausgestrahlt und vom Empfänger wahrgenommen. Dabei können sowohl das Senden als auch das Empfangen mehr oder minder bewusst sein. Argyle (2002, 16 f.) klassifiziert nonverbale Elemente nach Bewusstheit (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1
Bewusstheit nonverbaler Signale nach Argyle (2002, 16 f.)
Sender | Empfänger | Mitteilungen |
bewusst | bewusst | verbale Mitteilungen, manche Gesten, wie z. B. mit dem Finger auf etwas weisen |
größtenteils unbewusst | größtenteils bewusst | die meisten nonverbalen Mitteilungen |
unbewusst | unbewusst, aber mit Wirkung | Pupillenerweiterung, Blickwechsel und andere, kleine nonverbale Signale |
bewusst | unbewusst | der Sender ist geübt, z. B. das Verhalten in räumlichen Beziehungen anzuwenden |
unbewusst | bewusst | der Empfänger ist geübt, z. B. in der Interpretation von Körperhaltung |
In jedem Moment treffen viele Informationen auf die Sinne einer Person (Anderson, 2007; Mangold, 2007). Die meisten Informationen werden nicht beachtet. Aufgrund des Prozesses der selektiven Aufmerksamkeit gelangen nur wenige Informationen in unser Bewusstsein (Ansorge & Leder, 2011). Dies geschieht nicht zufällig, sondern regelbasiert. Während Intensität (lautes Hupen, Signalhorn) und Neuartigkeit eines Reizes die Aufmerksamkeit erhöhen, führt Gleichförmigkeit (Rauschen des Verkehrs an einer Straße) zur Gewöhnung an und Ausblendung von Signalen. Die Informationen, die dabei nicht ins Bewusstsein gelangen, werden nicht unbemerkt abgewiesen, sondern bis zu einem gewissen Grad verarbeitet und bewertet. Erst wenn während dieser Bewertung die Entscheidung unwichtig getroffen wird, unterbleibt eine weitere Bearbeitung und Bewusstwerdung. Wird hingegen ein Reiz als bedeutsam bewertet, dann erhöht sich die Aufmerksamkeit und die Bearbeitung wird vertieft. So zeigt beispielsweise das sogenannte Cocktailpartyphänomen, dass wir einem Gespräch am Nachbartisch auf unbewusster Ebene zuhören, ohne davon selbst etwas zu bemerken, da wir zeitgleich dem Gespräch am eigenen Tisch folgen. Wir bemerken die Gespräche am Nachbartisch plötzlich dann bewusst, wenn unser eigener Name fällt. Die Nennung unseres Namens konnte uns nur deshalb auffallen, weil wir das Gespräch am Nachbartisch mitverarbeitet haben. Das Bespiel zeigt, dass wir viele Informationen unbewusst verarbeiten und uns nur ein Teil davon bewusst wird. Häufig gelangt nicht ein Reiz selbst in unser Bewusstsein, sondern nur dessen Bedeutung; in der Regel in Form von Gedanken oder Gefühlen. Dies wird dann oft als Eingebung oder Intuition bezeichnet, hat aber keine übernatürliche Komponente. Bei der Informationsverarbeitung wird nicht jeder Bewertungsschritt bewusst, sondern nur das Endergebnis. Vermutlich hatte dies in der Evolution hinsichtlich der Wahrnehmung von Gefahren eine große Bedeutung: Man spürte früh und schnell, dass Gefahr lauerte, ohne dass man den langen Gedankenweg der bewussten Verarbeitung gehen musste. Entsprechende Wahrnehmungen können durch Lernen von Reizmustern angelegt werden. So kann ein spezialisierter Polizist mitunter schon von weitem Drogendealer oder Taschendiebe an ihrem Verhalten erkennen. Nicht immer wird er dabei sofort Verhaltensmerkmale nennen können, die er bewusst erkannt hat. Zunächst liegt meist nur ein ungutes Gefühl vor, dass der Polizeibeamte als Verdacht wahrnimmt, wodurch sich seine Aufmerksamkeit erhöht. Durch Beobachten und Bewusstmachen kann man in der Regel den Ursprung solcher Aufmerksamkeitserhöhungen, die regelmäßig von Emotion begleitet werden, auf nonverbale Signale zurückführen. Beispielsweise wird der Gang einer Person durch das verdeckte Tragen einer Waffe verändert. Eine solche Veränderung des Gangs kann von erfahrenen Beobachtern erkannt werden und führt zu einem unguten Gefühl. Das gilt auch für andere Signale, aus denen erfahrene Polizisten auf Gefahr schließen (vgl. Pinizzotto & Davis, 2004). Zusammenfassend heißt das: Auf einen Empfänger stürmen viele nonverbale Signale gleichzeitig ein, von denen die meisten unbewusst bleiben und nur dann bewusst registriert werden, wenn sie in irgendeiner Weise als wichtig etikettiert werden. Nonverbale Kommunikation wirkt deshalb auch ohne bewusste Aufmerksamkeit des Empfängers.
Auf der Seite des Senders äußert sich die Bewusstheit vor allem in der Steuerbarkeit der kommunikativen Signale. Man kann davon ausgehen, dass „periphere nonverbale Reize [also Füße und Hände] vom Bewusstsein weniger streng gesteuert werden als zentrale nonverbale Reize [also Mimik, Blickbewegung], die ihrerseits im Allgemeinen unkontrollierter bleiben als verbale Botschaften“ (Forgas, 1999, 127). Wir kontrollieren also eher, was wir sagen und weniger, wie wir etwas sagen.
Arten nonverbaler Kommunikation
Nonverbale Botschaften werden auf vielen Kanälen gleichzeitig gesendet, weshalb bei der nachfolgenden Separierung in Kanäle immer bedacht werden muss, dass „die Gesamtbotschaft … immer die Summe mehrerer Teile“ (Forgas, 1999, 141) ist.
Mimik
Unter Mimik versteht man die sichtbaren Bewegungen der Muskulatur der Gesichtsoberfläche. Diese Gesichtsausdrücke dauern relativ kurz, meist zwischen 5 und 10 Sekunden. Länger andauernde Gesichtsausdrücke sind anderen Ursprungs, nämlich absichtlich eingenommen und aktiv beibehalten. Die Mimik zeigt Gefühlszustände gut erkennbar an. In der Kommunikation kann Mimik darüber hinaus als Feedback, d. h. als Rückkopplung dienen und ein Verstehen, Überraschung, Zustimmung und Ähnliches signalisieren und das Gesagte kommentieren. Mimik ist teilweise bewusst steuerbar, wobei teilweise ein extrem kurzer Moment, mikromimischer Ausdruck genannt, nicht kontrollierbar ist. Absichtlich gezeigte Gesichtsausdrücke setzen sich muskulär anders zusammen als echte Emotionen (Ekman & Friesen, 1982, 242 ff) und können unterschieden werden (Ekman, O‘Sullivan & Friesen, 1991, 131; Schmidt, Bhattacharya & Denlinger, 2009, 42). Durch die grundsätzliche Steuerbarkeit der Mimik kann diese zielgerichtet zum Über- oder Untertreiben von Emotionen eingesetzt werden sowie den Ausdruck von Emotionen neutralisieren (Pokerface) oder aber Maskieren (Simulation einer anderen Emotion). Grundlegende mimische Ausdrücke sind (relativ) universell und kulturunabhänig (siehe Abschnitt „Kulturabhängigkeit“ in diesem Kapitel). Hingegen unterscheiden sich Kulturen in dem Ausmaß, in dem Emotionen gezeigt werden.
Blickverhalten
Das Sehen ist ein intensiv genutzter Wahrnehmungskanal. Folgerichtig kommt den Augen in der nonverbalen Kommunikation eine besondere Bedeutung zu. Man wendet sich den Augen des Gegenübers bei der Kommunikationsaufnahme automatisch zu. Wie wichtig der Blick in die Augen anderer ist, zeigt sich in der Bedeutung des Blickverhaltens für das aktive Zuhören und für die Gesprächssteuerung. Auch aus der polizeilichen Eigensicherung ist die automatische Zuwendung zu den Augen bekannt: So muss erst trainiert werden, in gefährlichen Situationen dem Gegenüber weniger in die Augen und mehr auf die Hände zu schauen. Auch bei der Absprache und Weitergabe von Aufklärungsinformationen aus einer Position wie einem Türrahmen muss trainiert werden, sich nicht dem Kollegen hinter sich zuzuwenden und dann alles zu berichten, sondern weiter den Blick auf die unsichere Umgebung zu halten und mit dem Kollegen zu reden, ohne diesen anzusehen. Dies zeigt, welche wichtige Funktion der Blick zur Überwachung und Regulation der Kommunikation besitzt. Ebenso wird über das Blickverhalten Kontakt zu anderen aufgenommen und gehalten oder abgebrochen. Ein Wegsehen deutet ein Verlassen – ob körperlich oder mental – der Situation an. Gefordert ist für sozial angemessene Kommunikation jedoch nicht ein ständiges Anstarren des anderen. Vielmehr unterliegt das Anblicken des Kommunikationspartners kulturell bedingten Regeln. Ziel ist eine visuelle Balance (vgl. Forgas, 1999, 144 f.): Wer wen wann und wie lange ansieht, wird u. a. bestimmt durch Geschlecht, Status, Vertrautheit und Art des Kontaktes sowie durch andere kulturelle Regeln. Entsprechend dient das Blickverhalten auch der Kommunikation von Beziehungsaspekten: Es besteht ein systematischer Zusammenhang zwischen Blickkontakt und Emotion gegenüber dem Interaktionspartner.
Blickverhalten kann auch mit Aggression verbunden sein (vgl. Forgas, 1999, 146 f.): So gilt ein langer Blick, ein Anstarren als Herausforderung und Dominanz (vgl. „Was guckst Du?“), d. h. als Aggressionssignal, das auch im Tierreich als Kampfvorbereitung und Statuszeichen dient. Blickverhalten kann sogar artübergreifend wirken, beispielsweise wird auch bei Mensch-Hund-Interaktionen durch den Blick Status und Aggression kommuniziert. Mögliche Reaktionen auf das Blickverhalten sind Angriff oder Flucht. Ellsworth, Carlsmith & Henson (1972) haben dies eindrucksvoll demonstriert: An einer Ampel starrten Personen, die Komplizen des Versuchsleiters waren, Autofahrer und auch Fußgänger an (Variante 1) oder beachteten sie nicht (Variante 2). Danach maß man die Geschwindigkeit, mit der die Autofahrer bzw. Fußgänger bei grünem Signallicht losfuhren bzw. zu Fuß eine Straße überquerten: Es zeigte sich, dass die angestarrten Personen sich schneller fortbewegten als die unbeobachteten, was als Zeichen für eine Fluchtreaktion interpretiert wurde. Dabei war die Dauer des Anstarrens nicht von Bedeutung. Diese Wirkung muss in polizeilichen Situationen bedacht werden, in denen man polizeiliche Gegenüber intensiv beobachten möchte: Diese können das stete Anblicken als Aggression verstehen und entsprechend reagieren. Eine aggressive Handlung des Gegenübers ist dann auch eine Reaktion auf das ursprüngliche Verhalten des Polizeibeamten und geht nicht ausschließlich vom Gegenüber aus.
Die Pupillen stellen neben dem Blickverhalten eine weitere Informationsquelle dar. Da sich die Pupillengröße mit dem Erregungszustand einer Person verändert, nicht nur mit der Lichtintensität, zeigt die Pupillengröße auch emotionale Zustände an. Wir reagieren beispielsweise auf potenzielle Sexualpartner mit geweiteter Pupille und finden umgekehrt Personen mit großen Pupillen sexuell anziehender (vgl. Forgas, 1999, 142 ff.).
Gestik
Gesten betreffen die Aktivität der Arme und Hände. Ihr Einsatz und ihre Bedeutung sind in starkem Maße kulturabhängig. Man unterscheidet dabei zwischen Emblemen, also festgelegten Signalen oder Symbolen mit relativ eindeutiger Bedeutung, und Illustratoren, also Handbewegungen die verbale Botschaften durch Illustration des Sprachinhaltes unterstützen. Daneben gibt es noch die sogenannten Adaptoren, also Selbstberührungen wie an die Nase fassen, Kratzen etc., die der Emotionsregulation dienen und die deshalb häufig als Zeichen von Aufregung gedeutet werden.
Distanz
Nach Hall (1966; zitiert nach Forgas, 1999, 149 f.) teilen Personen je nach Interaktionspartner und Kultur ihre Umgebung in unterschiedliche Zonen ein. Die folgenden Distanzangaben dienen nur der groben Orientierung; je nach Kultur variieren diese Distanzen erheblich
• intime Zone: 0 - 0,6m
• persönliche Zone: 0,6 - 1,2m
• sozial-konsultative oder geschäftliche Zone: 1,2 - 3,3m
• öffentliche Zone: ca. 3,3 m und mehr
Dabei gilt: je formeller eine Interaktion ist, desto größer ist die angemessene Distanz. Beim Unterschreiten einer angemessen empfundenen Distanz wird dies als Bedrohung empfunden und entsprechend reagiert. Eine Distanzunterschreitung führt regelmäßig zu Abwehr oder Flucht.
Berührung
Eine Fortführung der Distanzminimierung ist die Null-Distanz (Berührung). Hier wird nicht nur in den innersten Distanzbereich eingedrungen, sondern das Eindringen wird durch die Berührung bewusst vorgenommen. Je nach Sensibilität für nonverbale Informationen kann die Distanzveränderung unbewusst bleiben, jedoch erlebens- und verhaltensrelevant sein – das heißt, man fühlt eine Emotionen oder zeigt ein Verhalten ohne dass man sich bewusst ist, dass die Distanzunterschreitung des Kommunikationspartners hierfür Ursache ist. Berührungen sind ein wichtiges nonverbales Signal in der frühen Kindheit und machen einen großen Teil der Eltern-Kind-Kommunikation aus. Berührungen unterliegen strengen kulturellen Konventionen: So ist es beispielsweise in buddhistischen Gesellschaften untersagt, den Kopf zu berühren, der als Sitz der Seele gilt (Forgas, 1999, 153). Ebenso hängt es von der Beziehung zwischen den Interaktionspartnern ab, ob, wie (lange) und wo berührt werden darf. Berührungen können auch Dominanz signalisieren, wobei Ranghöhere Rangniedrigere berühren.
Körperhaltung und Körperorientierung
Die Haltung des Körpers und dessen Ausrichtung vermitteln einerseits Einstellungen gegenüber dem Interaktionspartner und stehen andererseits mit Gefühlszuständen in Verbindung (Argyle, 2002, 258 ff.). So äußert sich Zuneigung oft auch in einer Zuneigung des Oberkörpers. Aber auch Informationen über den Gefühlszustand, insbesondere die Intensität einer Emotion, werden gesendet. So findet man bei Angst beispielsweise oft hochgezogene Schultern und eine eher verspannte und gebückte Haltung. Ebenso ist eine selbstbewusste innere Haltung häufig an der Körperhaltung abzulesen. In ähnlicher Weise werden Informationen über Status und Dominanz durch die Körperhaltung in Kombination mit anderen nonverbalen Signalen kommuniziert (Argyle, 2002, 258 ff.).
Äußere Erscheinung
Die äußere Erscheinung eines Menschen beeinflusst die Erstbeurteilung durch andere erheblich. Je weniger man einen Mensch kennt, desto stärker ist das Gewicht der äußerlich verfügbaren Informationen. Innere Werte sieht man nicht, man muss einen Menschen länger kennen, um solche inneren Werte erschließen zu können. Gerade wegen der erheblichen Bedeutung des Äußeren für die Bewertung anderer Menschen, muss man reflektiert und vorsichtig vorgehen. Äußerlichkeiten sind mehrdeutig und können nur kontextabhängig interpretiert werden: So ist alte, verschmutzte und löchrige Kleidung kein valides Signal für Nachlässigkeit oder Armut. Bei Gartenarbeit oder Renovierungen ist solche Kleidung situationsangemessen. Die äußere Erscheinung wird oft zur Kommunikation von Status eingesetzt, speziell gilt dies für Markenbekleidung und Businessgarderobe sowie Schmuck. Andererseits soll mitunter auch eine bestimmte Haltung mitgeteilt werden, beispielsweise eine lockere und moderne Einstellung durch die Kleidung demonstriert werden. Dabei unterliegen Äußerlichkeiten grundsätzlich der gezielten Manipulation des Senders. Man kann sich so anziehen, wie man am ehesten den gewünschten Eindruck erzeugt. Äußerlichkeiten sind daher ein Indiz dafür, wie eine Person erscheinen möchte, weniger wie eine Person tatsächlich ist.