Kitabı oku: «Migration|Integration|Exklusion - Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs», sayfa 2

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Drittens vollzieht sich Sport- und Fußball- wie auch Migrationsgeschichtsschreibung weiterhin primär unter nationalen Auspizien. Zwar sind beachtliche Fortschritte transnational dimensionierter Ansätze offensichtlich, die breite Mehrheit der Studien, die Fußball und Migration zusammendenken, bewegt sich freilich nicht in solchen „Mesoräumen“81. Eher schon thematisiert werden die Verhältnisse in den Aufnahmegesellschaften, die sich angesichts spezifischer Traditionen und Selbstbilder, Rahmungen und Praktiken unterschiedlich ausprägen können und eher in körperlich und sinnlich erfahrbaren „Makro-“ bzw. „Mikroräumen“ alltäglicher Lebenszusammenhänge zu greifen und analysieren sind.82

Kurzum: Trotz des mehr als offensichtlichen Erkenntnispotenzials bilden Abhandlungen über migrantischen Sport und Fußball der langen 1960er Jahre bislang keinen Schwerpunkt der zeithistorischen Forschung, erst recht nicht unter deutsch-französischen oder europäischen Vergleichsgesichtspunkten.83 Gerade in dieser Perspektive sollen und wollen deshalb die folgenden Beiträge die hohe Relevanz einschlägiger Untersuchungen darlegen, zentrale Leitfragen formulieren und die wenigen bisherigen Erkenntnisse knapp umreißen, um damit erste Pflöcke einzuschlagen in ein transnationales Themenfeld mit Zukunft.

Sammelband, Kapitel und Beiträge

Auf den noch immer gültigen Tatbestand kaum existierender zeithistorischer Forschungen über fußballerische Aktivitäten von süd- und südosteuropäischen Arbeitsmigranten der langen 1960er Jahre in transnationaler deutsch-französischer Perspektive geht ein laufendes Saarbrücker DFG-Postdoc-Projekt zurück;1 ebenso die internationale wie interdisziplinäre Tagung „Migration│Integration│Exklusion – Spannungsfelder einer deutsch-französischen Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren“, die vom 4. bis zum 6. Juli 2018 im Graduate Centre der Universität des Saarlandes stattgefunden und als Grundlage der vorliegenden Aufsatzsammlung gedient hat.2

Ziel war es, die aktuellen öffentlichen und fußballinternen Debatten zu Fußball und Migration zu historisieren, um auf der Folie gesellschafts- und kulturgeschichtlicher Rahmungen strukturelle Integrationspotentiale und Exklusionsrisiken fußballerischer Praktiken im Amateur- wie Profi-Bereich für die langen 1960er Jahre herauszuarbeiten. Die schriftlichen Fassungen der damaligen Vorträge – ergänzt um einen zusätzlichen einschlägigen Artikel – haben Eingang in die vorliegende Aufsatzsammlung gefunden und sind auf drei Kapitel verteilt. Die ersten beiden Kapitel konzentrieren sich weitgehend auf die langen 1960er Jahre und beleuchten den Kernzeitraum des Bandes zunächst unter deutsch-französischen Vergleichsprämissen, dann eher als Einzelländeranalysen zu Westdeutschland, Luxemburg und Österreich; das dritte Kapitel greift Fußball und Migration aktualitätsorientierter, vornehmlich aus sozialwissenschaftlicher Sicht auf und legt den räumlichen Fokus wieder primär auf den deutschen bzw. französischen Fall.

Fußball & Migration zeithistorisch I – Deutsch-französische Blicke

Im ersten zeitgeschichtlich dimensionierten Kapitel „Deutsch-französische Blicke“ unterstreicht Dietmar Hüser (Saarbrücken) noch einmal den Mangel an transnationalen empirischen Studien zur Rolle freizeitkultureller und fußballerischer Betätigung für die Integration von Arbeitsmigranten im Frankreich und Westdeutschland der langen 1960er Jahre. Aus den jeweils nationalen fußball- und migrationshistorischen Forschungsansätzen, die überhaupt zur Thematik vorliegen, filtert der Artikel erste Erkenntnisse heraus und rückt diese in eine vergleichsgeschichtliche Perspektive. Dabei zeigen sich bereits deutlich mehr deutsch-französische Ähnlichkeiten in den Chancen und Schranken, die migrantisches Fußballspielen und Vereinsleben vor Ort für mögliche Integrationsprozesse mit sich brachte, als dies Divergenzen in respektiven Einwanderungstraditionen, Gelegenheitsstrukturen und politisch-kulturellen Kontexten suggerieren. Anders als Politik- und Verbandskreise gern verlauten lassen war Integration durch Sport in beiden Ländern ein komplexer, ein vielfach indirekter – und weniger durch die Praktiken als solche angeregter – Prozess, den ein meist vorübergehendes Spielen in „Migrantenclubs“ weniger behindert als befördert hat und dessen Verlauf stark von den mehrheitsgesellschaftlichen Kontexten abhingen.

Mit der Gründungsgeschichte bürgerlicher Fußballvereine und dem Inszenierungspotential des Ballsports im saarländisch-lothringischen Grenzgebiet vor und nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt sich Bernd Reichelt (Ulm) in seinem Beitrag. Schon damals hat sich Reichelt zufolge der Fußball auf die Gesamtgesellschaft ausgewirkt und – statt integrativ zu wirken – bestehende Spaltungen tendenziell verfestigt: Einerseits hat der Wechsel des territorialen Status und der nationalstaatlichen Zugehörigkeit in den Grenzregionen auch die etablierten fußballerischen Strukturen radikal in Frage gestellt, andererseits blieb die transnationale Kontaktpflege ganz eng an die politischen Konjunkturen zwischen Paris und Berlin geknüpft. Gezeigt wird, wie das Auf und Ab im Spielverkehr von saarländischen und französischen Teams in den 1920er und frühen 1930er Jahren auch eine Chiffre für die deutsch-französischen Beziehungen auf diplomatischer Ebene bildete.

Ebenfalls auf der regionalen Ebene, anhand eines Vergleichs zwischen dem Ruhrgebiet und dem nordfranzösischen Kohlerevier untersucht Diethelm Blecking (Freiburg) in seinem Artikel transnationale Zusammenhänge von Fußball und Migration. Er zeigt auf, dass sich in beiden Ländern die gleiche – wenn auch zeitversetzte – Entwicklung vollzogen hat, zu deren Beginn Fußball erst als Vehikel ethnischer Abgrenzung diente und Integration in die Mehrheitsgesellschaft eher hemmte als förderte. Hier wie dort waren dann für die späteren Integrationsprozesse der „Migrantenkinder“ nicht Faktoren wie nationale Herkunft oder religiöse Zugehörigkeit bestimmend gewesen, sondern die spezifischen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen, die vielfach eine weitgehende Assimilierung generiert haben: bis hin zu Namensänderungen wie etwa bei Raymond Kopa(szewski), der von 1957 bis 1959 mit Real Madrid dreimal den Europapokal der Landesmeister gewann und 1958 den ballon d'or als bester Fußballer Europas erhielt.

Mit der Presseberichterstattung über internationale Fußballtransfers in den 1950er und 1960er Jahren befasst sich der Beitrag von Jean-Christophe Meyer (Strasbourg): eine Zeit, als einerseits das Spiel in den Medien mehr und mehr Aufmerksamkeit erfuhr, andererseits die Sportstars die Medien als geeignetes Mittel zur persönlichen Selbstvermarktung entdeckten. Bei den quantitativ deutlich zunehmenden Reportagen über internationale Transfers fällt Meyer zufolge besonders auf, dass bei aller Faszination für die Weltläufigkeit der Spitzenfußballer die negativen Assoziationen dominierten: Während Journalisten dauerhafte Vereinstreue trotz internationaler Angebote – wie bei HSV-Mittelstürmer und Nationalmannschaftskapitän Uwe Seeler – mit hochgradiger Anerkennung und Popularität belohnten, sahen sich Spieler, die aus Karriere- oder Verdienstgründen zu Auslandsclubs wechselten, häufig dem Vorwurf ausgesetzt, „sportliche Legionäre“ zu sein.

Die transnationale Geschichte des malischen Spielers Salif Keïta analysiert Alexander Friedman (Saarbrücken) in seinem Aufsatz. Salif Keïta war Afrikas Fußballer des Jahres im Jahre 1970 und absolvierte in den späten 1960er und 1970er Jahren eine überaus erfolgreiche Karriere in verschiedenen europäischen Ländern und Ligen: in Frankreich, in Spanien oder auch in Portugal. Einen besonderen Fokus legt Alexander Friedman im Fall Keïta auf die Wechselwirkungen von Sport und Politik sowie auf die Wahrnehmung und Instrumentalisierung des Starstürmers in der Sowjetunion, nachdem sich das Verhältnis zum Bruderstaat Mali, der seit seiner Unabhängigkeit einen streng sozialistischen Kurs verfolgte, durch einen Militärputsch im November 1968 beträchtlich verkompliziert hatte.

Fußball & Migration zeithistorisch II – Europäische Blicke

Im zweiten zeithistorisch ausgerichteten Kapitel „Europäische Blicke“ betrachtet zunächst Ole Merkel (Bochum) den nordrhein-westfälischen „Gastarbeiterpokal“ zwischen 1966 und 1972, den Arbeits- und Sozialminister Konrad Grundmann mit der Absicht gestiftet hatte, ausländischen Arbeitnehmern die Anpassung an bundesdeutsche Lebensverhältnisse zu erleichtern. In Presseberichten zum Pokalwettbewerb, dessen Organisation dem Westdeutschen Fußballverband oblag, hat freilich – wie sich zeigen lässt – ein eher abwertend-negativer Unterton dominiert, der kaum mit den realen Vorkommnissen übereinstimmte. Ole Merkel zufolge hat es am guten Willen der NRW-Politik jener Jahre nicht gemangelt: Oftmals aber scheiterte dessen praktische Umsetzung innerhalb der Fußballverbände oder an kommunalen Entscheidungsträgern, die andere Prioritäten setzten und Anfragen ausländischer Mannschaften, vor Ort einen Platz für Training und Spiele zu bekommen, immer wieder dilatorisch behandelt oder abgewiesen haben.

Mit dem bundesdeutschen Gastarbeiterfußball der langen 1960er Jahre beschäftigt sich Ansbert Baumann (Saarbrücken) und verweist auf dessen beachtliche Eigenständigkeit. Es wird deutlich, dass die Gründungsinitiativen der ersten Vereine stets von den Arbeitsmigranten selbst ausgegangen sind und sich speziell im baden-württembergischen Raum ein hoher Organisationsgrad entwickelt hat: Allein dort entstanden zwischen 1961 und 1971 ein griechischer, ein türkischer, ein italienischer, ein spanischer, ein portugiesischer und ein jugoslawischer Fußballverband mit jeweils regelmäßigem Spielbetrieb. Laut Baumann hat der DFB die autonomen Entwicklungen provisorisch akzeptiert und sich erst später – als Mitte der 1960er Jahre die Vorstellung einer baldigen Rückkehr in die Heimat für einen Teil der Zugewanderten kaum mehr der Realität entsprach – zu einem verbandspolitischen Nachdenken über mögliche Integrationsmaßnahmen aufgerafft. Etliche solcher Bemühungen trafen allerdings auf Widerstände der „Großen Politik“ in den um Einfluss ringenden Entsendestaaten. Bilanzierend lässt sich Ansbert Baumann zufolge festhalten, dass der Fußball zunächst eher segregierend gewirkt, längerfristig aber eine integrative Eigendynamik entwickelt hat: Faktoren wie das Schiedsrichterwesen, die Jugendarbeit und die mit dem Spielbetrieb einhergehende Erlebnisdimensionen haben zu einem wachsenden emotionalen Beheimaten im regionalen und sozialen Umfeld der „Gastarbeiter“-Spieler beigetragen.

Die Gründungsmythen und tatsächlichen Exklusions- und Inklusionsmechanismen „italienischer“ Fußballvereine in Luxemburg betrachten Jean Ketter und Denis Scuto (Luxemburg) in ihrem Aufsatz. Anhand der Beispiele von Jeunesse Esch und Alliance Dudelange dekonstruieren sie den vermeintlich italienischen Einfluss bei der Gründung luxemburgischer Fußballvereine als Mythos: Zwar sind in den Arbeitervereinen schon in der Frühphase italienischstämmige Spieler vertreten gewesen, eine federführende Rolle spielten diese aber erst in den 1960er und 1970er Jahren. In einer Langzeitperspektive lässt sich konstatieren, dass Migranten*innen aus Italien in Luxemburg heute häufig als Inbegriff gelungener Integration gelten, während die in den 1970er Jahren einsetzende portugiesische Zuwanderung eher als problembehaftet wahrgenommen wird, was sich auch in der Reputation der jeweiligen Fußballvereine widerspiegelt oder am langen Zögern des luxemburgischen Fußballverbandes, portugiesische Vereine in den regulären Spielbetrieb zu integrieren.

Schließlich stellt Andreas Praher (Salzburg) mit der Salzburger „Jugoliga“ den exemplarischen Fall eines mono-ethnischen Spielbetriebs in Österreich vor: Hintergrund war der Abschluss des Anwerbeabkommens mit Jugoslawien 1966. Das Bundesland Salzburg entwickelte sich zu einem beliebten Zuzugsraum für Migranten*innen aus Jugoslawien, die 1973 etwa ein Fünftel der dortigen Arbeitskräfte ausmachten. Jugoslawische Clubs wie Arena Grödig haben sich seit 1970 gegründet und sich Andreas Praher zufolge bei der Namensgebung an Teams in der Heimat angelehnt oder an die dortige Herkunftsregion: Entsprechend eng blieben die grenzüberschreitenden Fußballkontakte. Ersichtlich wird besonders die starke Präsenz und der Einfluss des jugoslawischen Staates, der auf fortwährende Heimatbindung setzte, den Spielbetrieb mitfinanzierte, zugleich kontrollierte, ob die Vereine im Sinne des Titoismus ethnisch durchmischt waren oder ob an nationalen Feiertagen auch sportliche Wettkämpfe stattfanden: Ein wichtiger Grund, der erklärt, warum die „Jugoligen“ nie in den österreichischen Fußballverband eingegliedert worden und heute aus dem kollektiven Gedächtnis nahezu verschwunden sind.

Fußball & Migration soziologisch – Deutsche und französische Blicke

Im dritten, weniger zeithistorisch als sozialwissenschaftlich orientierten Kapitel bietet zunächst William Gasparini (Strasbourg) Einblicke in die möglichen integrativen und exklusiven Effekte des Profifußballs. Beispielhaft wird die Équipe Tricolore angeführt, die gemessen an den anderen Nationalmannschaften die höchste Dichte an Spielern mit Migrationshintergrund aufweist; als eine Art effet de réel nach Roland Barthes wird deshalb Gasparini zufolge die französische Gesellschaft – auch dank der hohen Präsenz des Fußballs in den französischen Medien – noch stärker als Migrationsgesellschaft wahrgenommen. Dabei wird deutlich, dass sich je nach Blickwinkel der (Profi-)Fußball verschieden interpretieren lässt: als Sport der Arbeiterklasse, als Ergebnis der kolonialen Vergangenheit, als Beleg für gesellschaftliches Versagen oder für eine gelungene Integration. Laut Gasparini bedient damit der Fußball eine – im Bourdieuschen Sinne – mentale Disposition, die unbewusste Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata bedingt: Nationalmannschaften können vor diesem Hintergrund sowohl zum Symbol gelungener Integration stilisiert wie auch als Zielscheibe rassistischer Anfeindungen missbraucht werden.

Sebastian Braun (Berlin) beschäftigt sich in seinem Beitrag aus sportsoziologischer Warte mit der Relevanz deutscher Sportvereine für Integrationsprozesse von Menschen mit Migrationshintergrund. Nach einführenden Bemerkungen zu den vielen staatlich geförderten und verbandspolitisch umgesetzten Programmen der letzten Jahrzehnte folgen Ausführungen zur Rolle der Vereine. Dabei unterscheidet Braun zwei grundlegende Ebenen: erstens die Binnenintegration innerhalb von Vereinsstrukturen („Integration in den Sport“) und zweitens außenintegrative Effekte der Sportclubs („Integration durch den Sport“). Während Aspekte der Binnenintegration mit Blick auf das Vereinsleben und das damit verknüpfte soziale Miteinander relativ leicht zu greifen seien, lasse sich die externe Wirkung – sprich: das „übersportliche“ Zusammenwachsen von Menschen verschiedener Herkunft durch gezielt öffentlich geförderten Sport als „Gesellschaftskitt“ – weitaus schwieriger messen. Stets zu berücksichtigen seien dabei Faktoren wie soziale Ungleichheit oder auch subtile Schließungsmechanismen formal offener Vereine. Über „Spill-over-Effekte“, die sich an die Idee von „Integration durch den Sport“ knüpfen und entsprechende Integrationsleistungen auf andere Handlungskontexte wie Schule oder Beruf übertragen sollen, kann deshalb, so Sebastian Braun, bisher nur wenig empirisch Belastbares gesagt werden.

Den Fragen, welche Formen von Integrationsverständnis und Integrationspolitik in Deutschland und in Frankreich vorherrschen und wie ähnlich bzw. wie unterschiedlich die nationalen Fußballverbände – die Fédération Française de Football (FFF) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) – mit Diversität im Spitzen- wie im Amateurfußball umgehen, widmet sich der Beitrag von Pierre Weiss (Luxemburg). Herausgearbeitet wird ein Schema, das sich über mehrere Vergleichsachsen definiert und das für den französischen Fall eine primär räumliche Dimension im Umgang mit Fußballspielenden aus Migrationskontexten hervorhebt, für den deutschen Fall eher eine soziale Dimension, die unmittelbare Maßnahmen im Sinne „kompensatorischer Diskriminierung“ umfasst. Der Artikel setzt sich mit den Vor- und Nachteilen beider Ansätze auseinander, betont aber zugleich, dass letztlich nur dominante Trends zu erfassen sind, die kaum die tatsächliche Komplexität der Gegebenheiten widerspiegeln. Eine Gemeinsamkeit im Vorgehen der Fußballverbände sieht Pierre Weiss in der Grundsatzentscheidung, einen nachdrücklichen Kampf gegen Diskriminierungen zu führen, anstatt eine Politik der Repräsentation ethnischer Gruppen zu betreiben.

Vor dem Hintergrund dominanter Gender-Ansätze im Erforschen des Frauenfußballs macht Camille Martin (Lyon) im abschließenden Aufsatz darauf aufmerksam, dass solche Analysen vielfach von gesellschaftlich und ethnisch homogenen Gruppen ausgehen, ohne die Differenzkategorien soziale Klasse und kulturelle Herkunft mit einzubeziehen. Dabei hat es wegen der relativ geringen Anzahl an Frauenfußballteams eine hohe Wahrscheinlichkeit, sozial wie ethnisch recht gemischte Gruppen vorzufinden, die sich gemeinsam für ein sportliches Ziel einsetzen. Auf der Basis eigener Einsichten, gewonnen aus der Praxis teilnehmender Beobachtung in einem Verein aus dem Großraum Paris, kann Camille Martin komplexe, ambivalente und stark situationsabhängige Verhaltens- und Kommunikationsmuster der Fußballerinen untereinander anschaulich dokumentieren: Je nachdem, ob sich diese sich im Gesamtteam oder in Untergruppen bewegen, können die Diskurse sowohl der „weißen“ als auch der „migrantischen“ Spielerinnen stark variieren: zwischen xenophob angehauchten und anti-rassistischen Konnotationen auf der einen Seite, zwischen national-französischen und herkunftsbezogenen Identifikationen auf der anderen Seite.

Kontexte und Danksagungen

Wie bereits erwähnt gehen die folgenden Artikel bis auf den Beitrag von Camille Martin auf die Saarbrücker Tagung „Migration│Integration│Exklusion – Spannungsfelder einer deutsch-französischen Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren“ im Juli 2018 zurück. In der Hoffnung, dass das Ergebnis allseits zufrieden stimmt, sei zunächst den Autorinnen und Autoren ganz herzlich gedankt, die vor eineinhalb Jahren den Weg an die Saar gefunden, im Rahmen der Veranstaltung einen Vortrag gehalten und später eine ausgearbeitete schriftliche Version zu Publikationszwecken abgeliefert haben. Weiterer Dank gebührt etlichen anderen Personen, die – wie Franz-Josef Brüggemeier (Freiburg) – zum wissenschaftlichen Gelingen der Tagung durch substanzielle Debattenbeiträge oder Kommentare im Laufe der drei Tage unentbehrlich gewesen sind. Ohne die fachdisziplinäre Expertise und wohlwollende Kritik aus geschichts-, kultur-, medien-, sozial- und sportwissenschaftlichen Blickwinkeln, ohne die Offenheit und Diskussionsfreude wäre das Umsetzen eines primären Tagungszieles kaum gelungen: nämlich das Ausloten von Stichhaltigkeit, Mehrwert und Erkenntnispotenzialen einer migrationshistorisch fokussierten und transnational deutsch-französisch-europäisch angelegten Fußballgeschichte der langen 1960er Jahre, die – wie eingangs gezeigt – weiterhin in den Kinderschuhen steckt.

Veranstaltet hat die Saarbrücker Zusammenkunft der Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte an der Universität des Saarlandes. Die organisatorische Detailarbeit im Vorfeld wie während der Tagung oblag meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, federführend Melanie Bardian, Ansbert Baumann, Philipp Didion, Saskia Lennartz, Sarah May, Jasmin Nicklas und Martina Saar. Für den stets tatkräftigen, umsichtigen und gut gelaunten Einsatz sei allen Beteiligten an der Organisation ebenso gedankt wie der Universität des Saarlandes für das Überlassen des Graduate Centre auf dem Campus. Neuerlich haben die Räumlichkeiten nicht nur ein konzentriertes Arbeiten ermöglicht, sondern dank des stilvollen Ambientes auch zur überaus angenehmen und anregenden Atmosphäre während der gesamten Veranstaltung beigetragen.

Weiterer Dank gilt all denen, die den vorliegenden Sammelband administrativ, technisch und formal mit auf den Weg gebracht haben. Für die redaktionellen Mühen zeichnete neben den beiden Herausgebern federführend und stets professionell Philipp Didion verantwortlich. Was die Endredaktion sowie das Vereinheitlichen und Korrigieren der Texte – wie auch manche redaktionelle Grundsatzentscheidung – anbelangt, war das ganze Lehrstuhlteam Europäische Zeitgeschichte im Einsatz, ganz zum Schluss allen voran Philipp Didion und Sarah May. Als Sponsoren standen uns das Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes sowie ganz besonders die Deutsche Forschungsgemeinschaft zur Seite. Ohne den finanziellen „Beistand“ durch die DFG hätte weder die Tagung stattfinden noch der Sammelband in dieser Form publiziert werden können. Auch dafür ein herzliches Dankeschön.

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Hacim:
471 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783823301516
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