Kitabı oku: «Neulateinische Metrik», sayfa 8
Radikale Experimente
Neulateinische HyporchemataHyporchema oder die Neuschöpfung einer verlorenen Gattung und deren rascher Untergang
Beate Hintzen
Neulateinische Hyporchemata
In der neulateinischen Dichtung wurden bekanntermaßen nicht nur die antiken Versmaße imitiertImitation und adaptiert, sondern man wagte auch gern einmal ein metrisches Experiment. Insbesondere der Barockhumanismus kann als Epoche des Experimentierens beschrieben werden, und dieses Experimentieren konnte durchaus manieristische Züge annehmen. Als Vertreter solch manieristisch anmutender Experimente im niederländisch-deutschen Barockhumanismus können vor allem Daniel HeinsiusHeinsius, Daniel und Paul FlemingFleming, Paul gelten, als ihr gemeinsames Vorbild Iulius Caesar ScaligerScaliger, Julius Caesar. Im Folgenden soll nun als Exempel solchen metrischen Experimentierens die Neuschöpfung des Hyporchema durch Iulius Caesar Scaliger nach dem Vorbild des sogenannten Pratinas-FragmentsPratinas-Fragment1 und seine weitere, recht kurze Tradition beschrieben werden. Die Genese des neulateinischen Hyporchema lässt sich m.E. recht deutlich an der außergewöhnlichen metrischen Faktur sowie an der Relation von Inhalt und Form von Scaligers Hyporchema Baccho, SilenoScaliger, Julius CaesarHyporchema Baccho, Pani, Gratiis, Cupidini, Cybelae, Veneri, Herae, NemesiXE "Grotius, HugoHyporchemaሴiሴ in obitum Aldinae catellae2 ablesen, einem der frühesten mir bekannten als Hyporchema bezeichneten Texte. Weiterhin wird der Fokus auf Grotius᾽ kuriosem Hyporchema in obitum Aldinae catellae liegen, das die extreme Artifizialität dieser Textsorte bezeugt.
Das neulateinische Hyporchema ist kein Massenphänomen. Diese Feststellung dürfte ihre Gültigkeit auch dann behalten, wenn sich in der ungeheuren Menge der neulateinischen Dichtung über die neun mir bisher bekannt gewordenen Gedichte ein paar weitere verbergen, die im Titel als Hyporchema bezeichnet werden oder aus metrischen Gründen dieser Textsorte zugeordnet werden können. Neben den erwähnten Hyporchemata von Scaliger und Grotius gehören hierzu in chronologischer Reihenfolge Scaligers Ad animam Fracastorij hyporchemaScaliger, Julius CaesarAd animam Fracastorii hyporchema,Becmann, ChristianHyporchema ad Christianum II Ducem Saxoniae3 Christian Becmanns Hyporchema ad Christianum II Ducem SaxoniaeFleming, PaulSylva4 sowie Paul Flemings Sylva 8,39 (= Suavium 39), Sylva 9,1,2Fleming, PaulSylva Sponsus ad Sponsam, Sylva 9,1,11Fleming, PaulSylva Sponsus ad Aedones, Sylva 9,2Fleming, PaulSylva Christo hodie-nascenti hyporchemaFleming, PaulSylva5 und Sylva 9,3,4 Hyporchema. Sponsus ad sponsam.6
Als antike Gattung ist das Hyporchema weitgehend verloren, und die Vorstellung, die sich aus den Fragmenten von Texten, die so bezeichnet werden, sowie aus den Zeugnissen über Hyporchemata (Scholium zu PindarPindar und pindarische Dichtung, Pythie 2,127; Plutarch, Quaestiones convivales 748a7–b1PlutarchQuaestiones convivales; Athenaios 1,15d–eAthenaiosDeipnosophistaeAthenaiosDeipnosophistaeAthenaiosDeipnosophistaeAthenaiosDeipnosophistae; 14,628d, 630d, 631c; Lukian, De saltationeLukianDe saltatione 16) gewinnen lässt, ist nicht sehr klar. Schon die Bezeichnung ‚TanzliedTanz‘ ist problematisch, weil eigentlich alle ChorliedChorer als Tanzlieder in dem Sinne gelten müssen,Musik7 dass bei ihrer Vorführung poetischer Text, Gesang und TanzTanz des ChoresChor zusammenkamen (Aristoteles, Poetik 1447b24–27AristotelesPoetik). Allerdings ist bei den Hyporchemata im engeren Sinne umstritten, ob SängerMusik und Tänzer identisch sind.Tanz8 Einige Zeugnisse deuten darauf hin, dass der Tanz das primäre Element darstellte. So soll der Archeget Thaletas von GortynThaletas von Gortyn ein solches LiedMusik als Begleitung zum WaffentanzTanz der kretischen Kureten, der sogenannten Pyrrhiche, gedichtet haben.Creticus9 Entsprechend lässt sich in einigen Fragmenten ein lebhafter Rhythmus, in anderen ein kretisches Maß konstatieren. Strophische Korresponsion scheint hingegen für das Hyporchema nicht typisch zu sein. Zumindest weist das genannte Pratinas-FragmentPratinas-Fragment keine solche Korresponsion auf. Der Text dieses Fragmentes ist durch die Überlieferung stark verderbt, jedoch durch die Konjekturalphilologie soweit wiederhergestellt worden, dass sich Inhalt und Metrum weitgehend erkennen lassen: Ein Sprecher, der am Ende des Fragments Dionysos als efeubekränzten Herrn apostrophiert, wendet sich gegen den Lärm der FlöteFlöte und beansprucht nachdrücklich die führende Rolle im Preislied des als Bromios bezeichneten Dionysos für sich. Metrisch lässt sich eine Abfolge von aufgelösten AnapästenAnapaestus, DaktyloepitritenDaktyloepitriten, TrochäenTrochaeus, noch einmal AnapästenAnapaestus, Trochäen sowie JambenIambus mit einem abschließenden IthyphallicusIthyphallicus beobachten:10
Was ist das für ein Lärm? Was sind das für Tänze? Welcher Frevel näherte sich dem laut schallenden Altar des Dionysos? Mein, mein ist Bromios. [5] Ich muss lärmen, ich muss schwärmen, durch die Berge stürzend zusammen mit den Najaden und wie ein Schwan anstimmend die buntgeflügelte Melodie der Gesänge. [10] Die FlöteFlöte aber soll später zum TanzTanz aufspielen. Sie ist nämlich Dienerin. Nur für türstürmende Komoi und Boxkämpfe von betrunkenen jungen Männern mag sie [15] Anführerin sein wollen. Schlage ihn, der den Atem des bunten Phryneos hat; verbrenne den rohrverderbenden, den lautes Geschwätz donnernden, den Rhythmus überschreitenden [20], vom Drillbohrer geformten Tagelöhner. Du aber, Thriambodithyrambos, efeubekränzter Herr, höre mein dorisches TanzliedTanz.
Das Fragment wird von einigen Vertretern der Forschung einem SatyrspielSatyrspiel des ausgehenden 6. Jahrhunderts zugewiesen,Dithyrambos11 von anderen, namentlich Bernhard Zimmermann, einem Dithyrambos der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts.Chor12 Hier zeigt sich die Schwierigkeit, das Hyporchema von anderen Arten von Chorliedern zu unterscheiden. Insbesondere die Nähe zum DithyrambosDithyrambos und zum PaianPaian scheint groß. Die Verwandtschaft zum Paian wird dadurch deutlich, dass ein Paian PindarPindar und pindarische Dichtungs über Jahrtausende als Hyporchema gelten konnte, bis er als Paian identifiziert wurde, und dass in der Antike darüber gestritten wurde, ob Xenodamas von KytheraXenodamas von Kythera Hyporchemata und PaianPaiane gedichtet habe oder nur Hyporchemata, wobei ein von ihm überliefertes Lied eindeutig als Hyporchema zu gelten habe (Pseudo-Plutarch, De musica 1134c4–d3PlutarchDe musica).TanzPindar und pindarische Dichtung13 Dadurch, dass dem Exponenten erhabener und pathetischer griechischer Lyrik, d.h. Pindar, Hyporchemata zugeschrieben wurden (Athenaios 14,631c), konnte diese Form mit Pathos konnotiert werden.
Noch nebulöser als die Vorstellungen, die ein Altphilologe zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Hyporchema haben konnte – die referierten Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf dem RE-Artikel von Ernst Diehl –, waren offensichtlich diejenigen des Arztes, Literaturhistorikers, Literaturkritikers und Dichters Iulius Caesar ScaligerScaliger, Julius Caesar. Scaliger widmet dieser Lied-Form im 47. Kapitel des 1. BuchesScaliger, Julius CaesarPoetices libri septem seiner Poetices libri septem zwar einen eigenen Abschnitt, beschränkt sich aber auf eine Charakterisierung des Hyporchema als lockerer (laxius) und zwangloser (remissius) als der DithyrambosDithyrambos, dem es nahestehe, sowie als voller Bewegung (gestuosum) und Leidenschaft (affectuum plenum)Pratinas-Fragment14 – also durchaus als pathetisch – und schließt an diese Charakterisierung das Zitat des Pratinas-Fragmentes aus Athenaios an, wie er auch an anderen Stellen Informationen aus Athenaios bezieht,Pratinas-Fragment15 also ebenso manches von dem aus Diehl zum Hyporchema Referierten gewusst haben dürfte. Der von Scaliger zitierte Pratinas-Text entspricht natürlich nicht der stark emendierten Fassung unserer Ausgaben, stellt aber den Text dar, auf dessen Grundlage sich Scaliger und seine Nachfolger ihr Verständnis vom Hyporchema gebildet haben. Deshalb muss dieser Text auch die Grundlage der folgenden Untersuchung bilden:16
Τί̆ς ὁ̆ θό̆ρῠβο̆ς ὅ̆δε̆; | |
Τί̆να τά̆δε̆ τὰ̆ χο̆ρεύ̄- | |
μᾰτᾰ; Τί̆ς ὕ̆βρῐς ἔ̆μο̆λε̆ν | |
ἐ̆πὶ̆ Δῐο̆νῡσῐά̆δᾰ | |
πο̆λῠπά̆τᾰγᾰ θῠμέ̆λᾱν | 5 |
Ἐ̆μὸ̆ς, ἐ̆μὸ̆ς ὁ̆ Βρό̆μῐο̆ς. Ἐ̆μὲ̆ δε̄ῖ | |
κε̆λᾰδε̄ῖν | |
ἐ̆μὲ̆ δε̄ῖ | |
πᾰτᾰγε̄ῖν ἀ̆ν᾿ ὄ̆ρε̆ᾰ ἐ̄σσύ̆με̆νο̄ν | |
με̆τὰ̆ Νᾰϊ̆ά̆δω̄ν | 10 |
ο̄ἷά̆ τε̆ κύ̄κνο̆ν ἄ̆γο̄ντᾰ | |
ποῑκῐλό̄πτε̆ρο̄ν μέ̆λο̄ς | |
τᾶ̄ν ἀ̆οῑδᾶ̄ν | |
Οὔ̄τ᾿ αὐ̄λὸ̆ς ὕ̄στε̆ρο̄ν χο̆ρεῡέ̆τω̄· | |
καὶ̄ γὰ̆ρ ἔ̄σθ ὑ̆πη̄ρέ̆τη̄ς κώ̄μω̄ν μό̆νω̄ν. | 15 |
Πῠρᾱμά̆χοῑς τε̆ πῡγμᾰσί̆αῑσῐ | |
πά̆ροῑνο̆ν ἔ̄με̆ναῑ στρᾰτη̄λά̆ταῑς. | |
Παῖ̄ε̆ τὸ̄ν Φρῡναί̄οῡ ποῑκί̆λο̄ν προ̆ᾰνέ̆χο̄ντᾰ | |
φλέ̆γε̆ τὸ̆ν ὀ̆λε̆σῐᾰλο̆κά̆λᾰμο̆ν | |
λᾰλο̆βᾰρῠο̆πᾰρᾰμε̆λο̆ρῡθμο̆βά̆τᾱν | 20 |
θῠ̄πᾰτρῡπᾰνο̆δέ̆μρᾱς πε̆πλᾱσμέ̆νο̄ν νη̄νῐδό̆νᾰ. | |
Σὺ̆ δὲ̆ δε̄ξῐο̆πό̆λε̆ | |
θρῐᾱμβο̆δῑθύ̆ρᾱμβε̆ κῑσσό̆χαῑτ᾿ ἄ̆νᾱξ | |
ἄ̆κοῡε̆ τὰ̄ν ἐ̆μὰ̄ν Δώ̄ρῐο̄ν χο̆ρεί̄ᾱν |
Was ist das für ein Lärm? Was sind das für ChortänzeTanzChor? Welcher Frevel näherte sich dem dionysischen, [5] lautschallenden Altar? Mein, mein ist Bromios; ich muss lärmen, ich muss schwärmen, durch die Berge eilend [10] mit den Najaden und wie ein Schwan antreibend die buntgeflügelte Melodie der Gesänge. Später soll die FlöteFlöte nicht mehr zum TanzTanz aufspielen; [15] sie wird nämlich sein die Dienerin der Komoi allein. (…) und dem Boxen, betrunken sein für die Anführer. Schlag den vielfarbigen (…), verbrenne den (…) [20] (…) (…) den geformten (…). Du aber, gnädiger Thriambodithyrambos, efeubekränzter Herrscher, erweise deine Gunst meinem dorischen ChorChor.17
Auf Grund dieses Textes ergibt sich für den frühneuzeitlichen Leser der Eindruck eines – zumindest stellenweise – schwer verständlichen Dionysos-HymnusHymnus. Die metrische Faktur ist in Grundzügen zu erkennen, wenigstens ist klar, dass der Text zwar aus überdurchschnittlich vielen Kürzen, jedoch auch aus einer ganzen Reihe von langen Silben besteht. Scaligers Wahrnehmung ist hingegen primär auf die Kürzen gerichtet. Er bezeichnet das Gedicht als voll von PyrrhichiPyrrhichiusern, d.h. voll von Doppelkürzen (pyrrhichiis refertum),Anapaestus18 wobei er sich sicherlich vor allem auf die aufgelösten Anapäste am Anfang bezieht. Die Pyrrhichier bezeichnet er zwar im folgenden Kapitel als kennzeichnend für die bereits erwähnte lyrische Form der Pyrrhiche, zitiert aber in diesem Zusammenhang den Anfang seines eigenen, wie er sagt, ganz aus Pyrrhichiern bestehenden Gedichtes, das in den Ausgaben seiner Gedichte von 1574, 1591 und 1600 innerhalb des Abschnittes Farrago jeweils als Hyporchema Baccho, Sileno usw. bezeichnet wird. Scaligers Verständnis des Hyporchema beruht also zum einen auf der erwähnten Beziehung zur kretischen Pyrrhiche, zum anderen auf der selektiven Wahrnehmung des zitierten, Pratinas zugeschriebenen HyporchemaPratinas-Fragment als aus PyrrhichiernPyrrhichius bestehendem Gedicht. Tatsächlich sind die 47 Verse von Scaligers Hyporchema Baccho, Sileno usw. jeweils aus 18 Silben gebildet, von denen die ersten 17 kurz sind und die letzte anceps ist:Scaliger, Julius CaesarHyporchema Baccho19
Bĕnĕ cĭtŭs ĕgŏ pĕdĕ cĕlĕrĕ măgĭs ăgŏ nŭmĕrōs: | |
Ăbĕōquĕ Vĕnĕrĕ dŭcĕ sŭpĕr ălĭ̆ălŏcă vŏlāns. | |
M(e) hŭmĕr(o) Ămŏr ĭbĭ gĕrĭt: ŏbĭt ĭnĭbĭ nĭtĭdă Chărĭs. | |
Ăgĕ frĕtĭgĕnă Dĕă, Dĕŭs, ăgĕ pŭĕr, ŭbĭ fĕrŏr? | |
Prĭŭs ăgĭlĭs ănĭmă mĕă, mŏdŏ păvĭtăt: ălĭās | 5 |
cătă rĕfŭgĕrĕ vŏlŭĭt: ădĕŏ stŭpĭdă mĕtŭĭt. | |
Sĭnĕ mĭhĭ, qu(ae) hăbĕŏ vĕtĕră: nŏvă nĭhĭl ĕgŏ mŏrŏr. | |
Dŭbĭă mălă nĭmĭs ăvĭdŭs ŏcŭlŭs ŏpĕră bĭbĭt. | |
Vĭdĕŏ quĭd? Ăn ădĭt ĕă iŭgă săty̆rĭcă fĕră vīs? | |
Tĕnŭĭă fŏlĭă, thy̆ăsĭtĕgă, făcĭfĕră quătĭt. | 10 |
Vĕtŭlŭs hŭmĭlĭtĕr ălĭbĭ sĕdĕt hŏmŭlŭs ăsĭnō. | |
Stătă crĕpĕrĭpĕdă cĭĕt ălĭă trĭpŭdĭă cŏhōrs. | |
Fŭrŏr, ŏdĭă mĕră, călĭdă, tŭmĭdă, răbĭdă fŭgă. | |
Lătĭcĭs hĭc ŏpĭcŭs ŏnĕrĕ mădĭdŭs. Ăt ăt ĕtĭăm | |
grăvĭă glădĭă gĕmĭn(a). Ăb(i), ăb(i) ălĭ(o) ăgĕ tŭă flăgră. | 15 |
Cŏlŭbrĭgĕrŭlă Fŭrĭă. Căpĭtă rŏtăt. Ŭb(i) ŭlŭlăt. | |
Mărĭă Zĕphy̆rifrĕmă sŏnŭs ĕtĭ(am) ĕt ĕtĭ(am) ăcŭĭt. | |
Vĭvĭd(um) ŏpĕrĭt ăbŏlĕt ŏcŭlĭtĕgă tĕnĕbră pŏlŭm. | |
Căpră, lĕpŭs, ĕquŭs, ŏvĭs, ăquĭlă, lĕŏ, lŭpŭs, ărĭēs. | |
Lătĭbŭlĭcŏlă pĕcŏră frŭtĭcĕ lătĕră sĭnŭānt. | 20 |
Strĕpĭt ĭbĭ căvă spĕcŭlă, vĭrĭdĭă nĕmŏră frĕmūnt. | |
Săcră nĕquĕŏ săt ăbŏlĭtă rĕpĕtĕrĕ lŏcă pĕdŭm: | |
Făcĭlĭs ŭbĭ mĕmŏrĭă stătŭĭt ĭnĭtĭ(a) ănĭmī. | |
Mĕmŏrĭă trĕmŭlă, flŭĭdă: bĕnĕfĭcĭă pĕrĕūnt, | |
Văcŭă rŏtă vĕlŭt. Ĕă părĭbŭs hăbĭtă. Rădĭīs | 25 |
spătĭă prĕmĭt ălĭ(a), ĕt ălĭă, sĭnĭbŭs ŭb(i) ăgĭtŭr. | |
Rŭĭt ĭtă cŏr ălăcrĕ, vălĭdăquĕ nŏvăquĕ răbĭēs. | |
Quĭs ĕrĭt ăd ĕă bŏnŭs, ĕt ăd ĕă quĭs ĕrĭt hăbĭlĭs? | |
Ădĕs hĕdĕră nĕmŏrĭvăgă, pĕtĕ, răpĕ, quătĕ, trăhĕ. | |
Rĕsĭlĭăt ăgĕ crĕpĭtŭs. Ădĕrĭt ĭbĭ lătrŏ mĭnāx, | 30 |
spĕcŭă sŏpŏr ŭbĭ lĭquĭdŭs ănĭm(i) hĕbĕtăt ŏbĭēns. | |
Quĭd ĕrŏ? Gĕlĭdă mŏră nĕgăt hĭlărĭŭs ĕă dărĕ. | |
Ŭtĭn(am) hăbĕ(am) ălĭquĭd, ĭnŏpĭă qu(o) ăbĕăt ălĭ(o) ăbhīnc. | |
Lăbŏr ĭnĕrĭt ĭn ŏnĕrĭbŭs: ŏnĕră grăvĭ(a) ĭgĭtŭr ĕrūnt. | |
Ĭtă hŏnŏr ădĭgĭt ĕă făcĕrĕ, quĭbŭs ănĭmă săpĭt. | 35 |
Fătŭŭs hĭăt hŏnŏr, ŏnŭs ŭbĭ plăcĭdă bŏnă prĕmĭt. | |
Cĕlĕbrĭs hăbĭtăt ăpŭd ŏlĭdă pĕcŭă stŏlĭdĭtăs, | |
Făcĭlĭŏr ŭt ŏpĕră dăbĭtŭr ăb hŏmĭnĕ nĭhĭlī. | |
Trăhĕrĕ iŭbĕt ănĭmŭs ăvĭdŭs ĭn ăpĭcĭbŭs ĭtĕr. | |
Vŏcăt ălĭŭd ŏpŭs ĭn ăgĭlĭbŭs ŏpĕrĕ frŭī. | 40 |
Ĕă blătĕrŏ, sĭbĭ ĭtă lŏquĭtŭr, ŭt ĭnhĭat ŏpĭbŭs. | |
Dătĕ, dăbĭtŭr. Hăbĕ, hăbĕŏ. Fĕrŏ, fĕr. Ŭt ăg(o), ĭtă t(u) ăgās. | |
Mĭnĭmă rĕlĭgĭŏ cĭt ŏpĭvŏră căpĭtă pŏpŭlī. | |
Vĭtrĕă Vĕnŭs, ĕt Ămŏr hĕrĕ, Hĕră bŏnă, bŏnă Nĕmĕsĭs. | |
Pĕlăgĭdŏmĕ Nŏmĭĕ, Băry̆brŏmĭĕ, fĕmŏrĭgĕnă. | 45 |
Pătĕr Eūĭĕ, Cy̆bĕlă Phry̆gĭă dŏmĭnă, dătĕ lŏcŭm. | |
Răpĭŏr. Ănĭmŭlă mĭsĕrŭlă prŏpĕrĭtĕr ăbĭĭt. |
Ganz rasch mit schnellem Fuß treibe ich die Metren noch mehr voran und eile unter Venus Führung davon, andere Gegenden überfliegend. Mich treibt auf der Schulter Amor dorthin; gerade ergreift Besitz von mir die glänzende Charis. Wohlan, meergeborene Göttin, wohlan, göttlicher Knabe, wo bin ich? [5] Zuerst ist meine Seele flüchtig, bald bebt sie; ein anderes Mal wollte sie zurückfliehen; so ängstlich ist die dumme. Lass mir das Alte, was ich habe; ich mag nichts wissen von Neuem. Zweifelhafte, schlechte Werke nimmt das allzu gierige Auge in sich auf. Was sehe ich? Nähert sich dieser Höhe eine wilde Truppe von Satyrn? [10] Dünne Blätter, den Thiasus verbergende, schüttelt die fackeltragende (Truppe). Ein ältliches Menschlein sitzt anderswo kleinmütig auf einem Esel. Eine bestimmte stampffüßige Gruppe zeigt andere Waffentänze. Wahn, reiner Hass, hitzige, leidenschaftliche, rasche Flucht. Dieser Unmusische ist nass von einer Menge Milch. Aber, aber auch [15] zwei starke Schwerter sind da. Geh weg, geh weg und wende deine Geißeln anderswohin, schlangentragende Furie. Den Kopf rollt sie, wenn sie heult. Das westwindtosende Meer peitscht der Klang immer mehr auf. Den feurigen Himmel bedeckt augenverhüllende Dunkelheit und macht ihn unsichtbar. Ziege, Hase, Schaf, Adler, Löwe, Wolf, Widder, [20] schlupfwinkelbewohnende Tiere krümmen ihre Flanken im Strauchwerk. Es lärmt dort die gewölbte Grotte, die grünen Haine rauschen. Die heiligen, ganz abgeschafften Orte der Füße kann ich nicht zurückfordern, nachdem das gewandte Gedächtnis den Ursprung der Seele festgesetzt hat. Das Gedächtnis ist zitternd und schlaff – die Liebesdienste vergehen [25] wie ein hohles Rad. Mit gleichlangen Speichen eingerichtet durchmisst es eine Strecke und eine andere, wenn es sich durch die Krümmung dreht. So stürmt das rasche Herz; stark und neu ist die Tollheit. Wer wird dafür gut sein, wer wird dafür geschickt sein? Du bist da, waldumschlingendes Efeu, eile, raffe, schüttele, ziehe! [30] Wohlan, das Klappern soll nachlassen! Dort wird ein bedrohlicher Räuber sein, wo der erquickende Schlaf die Höhlen der Seele schwächt, wenn er kommt. Was werde ich sein? Die starre Zeit lässt nicht zu, dies mit allzu heiterer Miene zu geben. Hoffentlich habe ich etwas, wodurch der Mangel von hier irgendwo anders hin geht. Mühe wird bei den Aufgaben sein; also werden die Aufgaben schwer sein. [35] So zwingt die Ehre, das zu tun, woran die Seele Geschmack hat. Die alberne Ehre tönt, wo die Aufgabe auf ein friedliches Gut fällt. Häufig kommt Tölpelhaftigkeit bei stinkendem Vieh vor, so dass der Mensch für nichts sich leichtere Mühe macht. Die gierige Seele befiehlt, auf den Gipfeln den Weg zu gehen. [40] Eine andere Aufgabe ruft, unter Geschäftigen Nutzen aus einer Aufgabe zu ziehen. So schwatze ich, so spricht man mit sich, um nach Reichtum zu schnappen. Gebt, es wird gegeben werden. Halte, ich halte. Ich bringe, bring. Wie ich handle, so sollst du handeln. Die geringste Frömmigkeit weckt die hilfeverschlingenden Häupter des Volkes. Glänzende Venus, Herr Amor, gute Hera, gute Nemesis, [45] meerbeherrschender Hirte, lauttönender, schenkelgeborener Vater Euius, phrygische Herrin Kybele, gebt Raum. Ich werde hinweggerafft. Das elende Seelchen ist eilends hinfort gegangen.
In der Folgezeit waren Scaligers theoretische Beschreibung des Hyporchema in den Poetices libri septemScaliger, Julius ሴiሴCaesarPoeticesሴiሴ libri septem und/oder sein konkretes Hyporchema Baccho usw. anscheinend normbildend. Denn Johann Heinrich AlstedAlsted, Johann HeinrichEncyclopaedia definiert diese poetische Form in seiner 1630 publizierten Encyclopaedia ausschließlich dadurch, dass nur kurze Silben verwendet werden (Liber X, Sectio IV, Capitulum V, XXVIII: Hyporchema est, quod non nisi breves admittit syllabas).Scaliger, Julius CaesarHyporchema Baccho20 Auch bestehen nicht nur beide als Hyporchemata bezeichneten Gedichte Scaligers aus Versen, die nur aus kurzen Silben mit einer abschließenden anceps gebildet werden, sondern es bestehen alle nach Scaliger entstandenen, mir bekannten lateinischen, jeweils als Hyporchema bezeichneten Gedichte aus solchen Versen, wobei diese Verse entweder gleiche (Scaliger, Hyporchema Baccho, Sileno usw.; Hugo GrotiusGrotius, HugoHyporchema in obitum Aldinae catellae, Hyporchema in obitum Aldinae catellae; Christian BecmannBecmann, ChristianHyporchema ad Christianum II Ducem Saxoniae, Hyporchema ad Christianum II Ducem Saxoniae; Paul Fleming, Sylva 9,3,4 Hyporchema. Sponsus ad sponsam) oder alternierende Silbenzahl (Scaliger, Ad animam Fracastorij hyporchemaScaliger, Julius ሴiሴCaesarAdሴiሴ animam Fracastorii hyporchema; Fleming, Sylva 9,2 Christo hodie-nascenti hyporchema) aufweisen. Ebenso bestehen die drei genannten weiteren Gedichte Flemings, die nicht im Titel als Hyporchema bezeichnet werden, aus alternierenden, nur aus Kürzen mit abschließender anceps aufgebauten Versen: Sylva 8,39 (= Suavium 39) Fleming, PaulSylva; Sylva 9,1,2Fleming, PaulSylva Sponsus ad Sponsam und Sylva 9,1,11Fleming, PaulSylva Sponsus ad Aedones. Ein weiterer Beleg ist ein metapoetischer Hinweis Flemings in seinem Christo hodie-nascenti hyporchema Fleming, PaulSylva(663–665) auf die besondere metrische Faktur des Textes: Brevibus at ego brevia pedibus / tibi mea volo canere canimina. Puere, brevis, / brevis opera mea tibi placeat. („Aber ich will dir meine kurzen Lieder in kurzen Füßen singen. Knabe, kurzer, mein kurzes Werk mag dir gefallen.“).21
Sich mehr oder weniger ausschließlich auf Kürzen zu beschränken, ist im Lateinischen überaus schwierig, jedenfalls schwieriger als im Griechischen, das etwa doppelt so viele kurze wie lange Vokale aufweist, während im Lateinischen die Längen in etwa demselben Verhältnis wie im Griechischen die Kürzen überwiegen.IambusIambenkürzung22 Abgesehen von der Auswahl des lexikalischen Materials begegnet Scaliger diesem Problem mit folgenden Maßnahmen: Alle Vokale vor Muta cum liquida misst er offensichtlich kurz. Auslautendes langes -e, -i oder -o oder Diphthonge verschleift er entweder mit der nächsten kurzen Silbe (1: me humero Amor; 7: quae habeo; 15: Abi, abi alio age; 31: animi hebetat; 38: quo abeat alio abhinc; 47: ago, ita ut tu agas) oder kürzt auslautendes langes -e, -i oder -o an 24 Stellen entsprechend derjenigen in antiker Dichtung zu beobachtenden Lizenz, die später als Iambenkürzungsgesetz erkannt und formuliert wurdeFleming, PaulSylva23 (1: ego, ago; 3: ibi; 4: ubi; 5: modo; 6: adeo; 7: habeo, ego; 9: video; 11: alibi; 16: ubi, leo; 22: nequeo; 23: ubi; 30: ibi, latro; 32: ero; 36: ubi; 41: blatero, sibi; 42: habe, habeo, fero; 43: religio), wobei die Kürzung des auslautenden -o außer im Dativ und Ablativ der o-Deklination in der lateinischen Dichtung der Antike tatsächlich weit verbreitet war.24 Zur Kürzung des Diphthongs in Euie (46) mag sich Scaliger wegen der häufigen Kürzung von langen Vokalen vor einem folgenden Vokal berechtigt gesehen haben, doch werden Diphthonge in diesem Fall in der antiken Dichtung normalerweise nicht gekürzt. Möglicherweise hat Fleming in Sylva 9,3,4,23 Scaligers Fehler dadurch zu korrigieren versucht, dass er – jedenfalls in der Druckfassung –25 nicht Euius, sondern Evius schreibt. Jedenfalls legt Flemings Benutzung der gleichen antik nicht belegten Epitheta barybromyus und femorigena (Sylva 9,3,4,23–24; V. 45 bei Scaliger) für Euius/Evius nahe, dass er an dieser Stelle auf Scaliger rekurriert. Dass aber Fleming das E von Evius vor einem Konsonanten v zu Recht kurz misst, kann, soweit ich sehe, antik nicht belegt werden. Auch Scaligers Kürzung des o in abeoque ist eigentlich nicht statthaft. Zwar ist die Kürzung von auslautendem o in Verbformen, wie gesagt, durchaus üblich und Scaliger mag aus der Beobachtung dieses Verfahrens eine Gesetzmäßigkeit abgeleitet haben, doch ist in der antiken Dichtung von Livius Andronicus bis Juvenal außer in quoque kein kurzes o vor -que belegt.Elision26 Der Verschleifung bzw. der Elision von langen Silben vor kurzen bedient Scaliger sich insbesondere beim Dativ bzw. Ablativ (1: humero) sowie bei MonosyllabaMonosyllabum (1: me; 7: quae; 38: quo; 47: tu), die in der antiken Metrik üblicherweise nicht gekürzt wurden.DactylusHexameter27 Allerdings ist die Elision eines langen Vokals vor einem kurzen bei den antiken Komikern zwar geläufig, in der Hexameterdichtung aber auf die Fälle beschränkt, in denen der nachfolgende kurze Vokal auch lang gemessen werden kann wie z.B. das a in acies, indem das i als Konsonant betrachtet wird, oder beide Worte eng zusammenhängen.28
Was den Inhalt von Scaligers Gedicht angeht, ist festzustellen, dass das Ich des Textes bzw. seine Seele sich in einem ekstatischen Höhenflug befindet (1–4; 47: rapior) und das ausspricht (41: ea blatero), was es in seinem Taumel erlebt. Seine Äußerungen sind nach dem Eindruck Jacopo Morellis dunkel bzw. unverständlich (obscurus),29 nach meinem Eindruck stellenweise nahezu sinnfrei. Ich verweise insbesondere auf Vers 42: Date, dabitur. Habe, habeo. Fero, fer, dann aber auch auf die merkwürdige Apostrophe des Bacchus als „meerbeherrschender Hirte, lauttönender, schenkelgeborener Vater Euius“ (45–46). Tatsächlich ist die Geburt aus dem Schenkel des Jupiter (femorigena) ein Charakteristikum des Bacchus, Euius einer seiner Beinamen, doch die weiteren Epitheta sind üblicherweise mit anderen Göttern verknüpft, die der Überschrift zufolge nicht die Adressaten sind: Der Meerbeherrscher (pelagidomus) ist Neptun/Poseidon (z.B. Cicero, De natura deorum 71,1; Vergil, Aeneis 5,799: domitor maris), der Hirte (nomios) Apoll (Servius zu Vergils Eklogen, prooemium 1; 5,35; Georgica 3,2; 4,7; Donat, Vita Vergilii 53) und der Lauttönende (barybromius) eigentlich Jupiter/Zeus (z.B. Pindar, Olympia 8,44: βαρυγδούπου Διός). Das für ,lauttönend‘ verwendete Adjektiv barybromius ist zwar in seinem zweiten Teil bromius homophon mit dem Beinamen des Bacchus Bromius, und es ist auch ein griechisches Adjektiv βρόμιος ,tönend, laut‘ belegt (Pindar, Nemea 9,8–9: βρομίαν φόρμιγγ’), doch für das Nominalkompositum barybromius gibt es weder im Lateinischen noch im Griechischen einen antiken Beleg.
Man mag die bösartige Vermutung äußern, die Unverständlichkeit und die unüblichen, teilweise neu gebildeten Epitheta seien dem metrischen Zwang geschuldet, ausschließlich Kürzen zu verwenden, doch wahrscheinlicher scheint mir, dass Scaliger die Ekstase abbildet und die Dunkelheit, die Sperrigkeit und nicht zuletzt die geradezu monströs wirkenden Epitheta in den Versen 18–22 des Pratinas-GedichtesPratinas-Fragment imitiertImitation. Diese These wird durch Scaligers Ad animam Fracastorij hyporchemaScaliger, Julius CaesarAd animam Fracastorii hyporchema bestätigt, einem durchaus verständlichen Text über die Aufnahme von Girolamo Fracastoros Seele in den Himmel, sowie durch seinen In Bacchum GalliambusScaliger, Julius CaesarIn Bacchum Galliambus, einen ebenso verständlichen HymnusHymnus auf die Macht des Bacchus mit einigen mythischen Elementen, der in den Ausgaben der Poemata direkt auf das Hyporchema Baccho usw. folgt.Hymnus30 Dass dieser Hymnus in GalliambenIonicusa maioreGalliambus, d.h. demjenigen Versmaß verfasst ist, das CatullCatullAttis-Gedicht für sein Attis-Gedicht (63) verwendet hat, ist insofern passend, als beide Gedichte einen ekstatischen Kult zum Gegenstand haben. GalliambenIonicusa maioreGalliambus bestehen bekanntlich aus vier Ionici a maiore und damit zwar nicht ausschließlich aus Kürzen, in der zweiten Hälfte nach der Dihärese jedoch durchaus häufig aus immerhin 7 Kürzen und einer einzigen Länge im 3. Metrum.Hymnus31 Mit dem Hyporchema Baccho usw. verbindet den In Bacchum Galliambus überdies die für einen Götter-Hymnus typische Fülle von Epitheta des angerufenen Gottes. Von diesen Epitheta – es sind nicht weniger als 48 verschiedene – ist ein Teil als Beiname des Bacchus, ein Teil in ähnlicher Form als Beiname des Bacchus (4: Thyrsiger, Bicornis, Dionysus; 5: Eleleus, Bimater; 31: Bassareus, Euius; 39: Lyus [statt: Lyaeus], Lusius; 58: Thyonieus [statt: Thyoneus], Nyctilieus [statt: Nyctelius]; 73: Eu[h]an; 90: Nys[a]eus; 91: Leneius [statt: Lenaeus], Manicus; 101: Licnites, Sabazius; 130: Liber; 131: Pericionius) und ein Teil in anderen Kontexten belegt (55: Peregrinus, Semitalis, Xenius; 73: Tauriformis [sonst Beiname des Flussgottes Aufidus, vgl. Horaz, Oden 4,14,25]; 101: Dius, Chthonius; 130: Hagnus, Orgiastes), wobei die Abweichungen von der belegten Form dem Metrum geschuldet sein dürften. Die Hauptquellen für die belegten und ähnlich belegten Epitheta sind im Bacchus-Preis im 4. Buch von Ovids Metamorphosen (11–15: Lyaeus, Bimater, Nyseus, Thyoneus, Lenaeus, Nyctelis, Eleleus, Euhan) und in den Orphischen Hymnen (45,2: Bassareus [vgl. Horaz, Oden 1,18,11]; 45,4: Manicus; 46,1: Licnites; 47,1: Pericionius; 48,1: Sabazius [vgl. Cicero, De legibus 2,37; De natura deorum 3,58]; 50, 2: Lysius; 50,3: Euius [vgl. Cicero, Pro Flacco 60; Horaz, Oden 1,18,9; 2,11,17]) zu suchen. Thyrsiger (in Verbindung mit Lyaeus und Liber) ist bei Seneca (Medea 110, Phaedra 753) belegt, Bicornis als Epitheton des Bacchus (und in Verbindung mit Bassareus) nur in einem Beispiel für ein ithyphallischesIthyphallicus Metrum in einem bei Atilius FortunatianusAtilius Fortunatianus überlieferten Stück aus einem metrischen Traktat des Gaius Caesius BassusCaesius Bassus (frg. 6,18). Dass Scaliger dieses Textstück gekannt hat, ist möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich.Atilius FortunatianusHymnus32 Nomius wird sogar zweimal (39, 58) als Beiname des Bacchus verwendet. Bei einem erheblichen Teil jedoch handelt es sich wie in dem Hyporchema Baccho usw. um nicht belegte Nominalkomposita, von denen zwei aus lateinischen (4: Bigenitus; 130: Vitulifrons), die meisten aber aus griechischen Bestandteilen gebildet sind (14: Baryctobromius; 31: Barymenus, Gegeneophonus; 55: Myrionymus; 56: Hyperemeroclophypne, Ploinerterobathypne; 58: Oreodromus; 73: Meretrophus; 90: Botrypyrigenes; 101: Chryphomistes; 130: Nooormus; 131: Holodesmus, Brasmocrator) und von denen sich die beiden Letzteren aus Periphrasen des 47. Orphischen Hymnus ergeben: […] ἔστησε κρατερῶς βρασμοὺς γαίης ἀποπέμψας […] ὃ δ’ ἀνέδραμε δεσμὸς ἁπάντων (3–5; „[…] der machtvoll das Beben der Erde beendete und abwendete […] er aber erhob sich als Fessel von allem“). Das im Hyporchema Baccho usw. verwendete Kompositum Femorigena erscheint in der Verbindung Semelefemorigena (5), pelagidoma (8: soror […] pelagidoma) als Periphrase einer Meernymphe.