Kitabı oku: «Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4», sayfa 16

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Dann spielt ja neben dem CentrO über viele Jahre hinweg bis heute der Gasometer eine ganz herausragende Rolle für das touristische Erscheinungsbild der Stadt, auch sicherlich für die Identifikation der Oberhausener mit ihrer Stadt. Der Gasometer am Rhein-Herne-Kanal ist heute einer der spannendsten Ausstellungsräume, die es in Deutschland gibt. In den 1990er Jahren gab es eine spannungsreiche und emotionsgeladene Entscheidungsphase über den Abriss oder den Erhalt des Gasometers. Öffentlichkeit und Politik waren durchaus gespalten. Wie war Ihre persönliche Haltung in dieser Entscheidungssituation?

Die Ruhrkohle hatte 1992 den Abriss des Gasometers bei der zuständigen Bauordnungsbehörde beantragt und die hatte den Abriss genehmigt. Und dann lag die Genehmigung für den Abriss auf meinem Schreibtisch. Ich habe sie festgehalten und die Diskussion abgewartet. Die Diskussion wurde sehr stark von einigen Oberhausener Aktivisten, Roland Günter, Hartwig Kompa und Walter Kurowski seien hier genannt, vorangetrieben. Aber auf der anderen Seite ebenso von Professor Karl Ganser, dem Direktor der Internationalen Bau Ausstellung Emscher Park. Die ersten Nutzungsideen kamen auf und Projektvorschläge wurden auf den Tisch gelegt. Eine Idee war, den Gasometer zum Hochregallager umzubauen. Dann wollte jemand mit alten Lufthansa-Flugzeugstühlen ein Planetarium einbauen. Es gab also die verrücktesten Ideen bis zum Indoor-Golfplatz. Aber all diese Projektideen haben mich nicht überzeugt und ich war dann wirklich der Meinung, wir können es uns finanziell nicht erlauben, das Ding zu unterhalten. Deshalb war ich eher geneigt, die Abrissgenehmigung an die Ruhrkohle weiter zu geben.

Doch dann kam Herr Ganser und stellte mir das Projekt „Feuer und Flamme“ vor. Das war eine Ausstellung über die Industriegeschichte des Ruhrgebietes. Er hat mir dazu die Umbaupläne gezeigt. Ich bin dann mit ihm im Gasometer gewesen, wir sind unten in den Gasschlauch hinein gekrochen, da hing die Scheibe noch ganz tief. Er hat mich schließlich überzeugt, dass es Sinn macht, aus dem Gasometer eine Ausstellungshalle zu machen. Nun kommt aber Eddie Healey wieder ins Spiel. Es ging damals wie heute bei allen Projekten um Fördermittel. Die waren damals zwar leichter zu bekommen als heute, aber nicht so der Eigenanteil. Mir war eines klar: Wenn ich in den Rat der Stadt mit dem Vorschlag gehe, dass die Stadt 640.000 D-Mark als Eigenanteil auf den Tisch legen sollte, würde ich scheitern. Denn die Haushaltssituation war damals ähnlich wie heute, so dass man keine zusätzlichen Ausgaben tätigen wollte und konnte. Und dann bin ich zu Herrn Healey gegangen und habe gesagt: „Mr. Healey, für Ihr Projekt da unten am Fuß des Gasometers brauchen wir ein industriekulturelles Erbe wie den Gasometer. Sind Sie bereit, die 640.000 DM auf den Tisch zu legen?“ Und er hat sich dazu bereit erklärt. Allerdings war das eine Ausfallbürgschaft. Die ist später nie in Anspruch genommen worden, weil das Ganze sich dann über erfolgreiche Ausstellungen wirtschaftlich so positiv entwickelte. Also ich war nun überzeugt, dass wir „das Ding“ erhalten müssen. Wir haben dann im Rat dafür gekämpft. Herr Ganser und ebenso Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond waren vorher in den Fraktionen. Es war jetzt wieder die alte Führungsmannschaft, die gesagt hat: Okay, wenn das so ist, dass es die Stadt keine Mark kosten wird, dann kann das Ding als Ausstellungshalle erhalten werden. Viele sind davon ausgegangen: Da findet jetzt einmal eine Ausstellung statt und dann ist die Zukunft des Gasometers wieder offen. Wir haben also die Fördermittel bekommen; es kostete die Stadt kein Geld und wir durften den Umbau realisieren. Dann lief die Ausstellung und die Ausstellung hat uns alle überrascht, weil der Zustrom enorm war. Ich glaube da waren 240.000 Besucher im ersten und noch einige mehr im zweiten Jahr.

Der Erfolg hat die Erwartungen übertroffen?

Ja, die Erwartungen wurden weit übertroffen. Und dann wurde nicht mir alleine, sondern auch dem Rat der Stadt und der Verwaltung langsam klar: Das wird auch langfristig ein wichtiges Thema. Daraufhin haben wir dann eine eigene GmbH gegründet und eine Geschäftsführung eingesetzt, die auch heute noch den Gasometer managt. Seit dieser Zeit kommt der Gasometer ohne einen Zuschuss der Stadt aus. Seit 2007 bekommt die Gesellschaft lediglich vom RVR einen Zuschuss für die Instandhaltung. Seit 1994 läuft der Gasometer erfolgreich. Die damaligen Besucherzahlen sind heute längst überholt, weil es auch Jahre gegeben hat mit um die 400.000 Besuchern. An den Befragungen der Besucher ist ablesbar, der Gasometer ist ein Ausstellungsgebäude, das weit über Oberhausen hinaus Ausstrahlungskraft hat. Inzwischen ist er das Wahrzeichen der Stadt Oberhausen.

Der Gasometer hatte aber noch eine ganz andere Bedeutung: In der Bauphase des CentrO war er schon umgebaut, 1994/​1995. Und da die Skepsis bei den Oberhausenern, aber auch bei Investoren, noch immer ausgeprägt war, ob das CentrO unter dem Gasometer wirklich in der angekündigten Größe und Vielfalt gebaut wird, war es für mich immer wieder eine entscheidende Überzeugungstat, mit den Menschen auf den Gasometer zu fahren. Einmal vom Dach blicken und feststellen: Ach tatsächlich, guck mal, da wird gebaut! Das galt übrigens auch für die Landesgartenschau. Da konnte man auch sehen, tatsächlich, da wird abgerissen, die bauen da wirklich! Das steht nicht nur in der Zeitung und ist nicht nur ein Sonderblatt der Stadt, sondern es wird tatsächlich gebaut! Also: Die Besucher des Gasometers erhielten durch diese Anschauung vom Dach einen direkten Bezug zu dem gesamten Entwicklungsprozess der Neuen Mitte Oberhausen. Da erst haben viele Oberhausener begriffen, was in ihrer Stadt passiert. Das „Sehen, Fühlen, Anfassen“ war entscheidend.

Sie haben uns gerade einen sehr interessanten Einblick gegeben, dass der Direktor der Internationalen Bauausstellung, Karl Ganser, einen Beitrag zu dieser Entscheidungssituation über den Gasometer beigesteuert hat. Wie war Ihr persönliches Verhältnis zu Karl Ganser?

Das persönliche Verhältnis war am Anfang, vor allen Dingen von seiner Seite, von Skepsis geprägt. Ich war damals mit 40 Jahren als Oberstadtdirektor ein relativ junger Verwaltungschef – ich wurde eher mit dem Macher-Image in Verbindung gebracht. Ich war vorher Stadtkämmerer in Grevenbroich und hatte dort als Wirtschaftsförderer ein Profil entwickelt. Karl Ganser aber hatte einen anderen Anspruch. Schließlich wollte er aus dem Ruhrgebiet sogar mal einen Nationalpark der Industriekultur machen. Ich kam vom Niederrhein und daher waren das für mich Dinge, die eher fremd waren. Ich habe dann viel von ihm gelernt. Dann hat er gesehen: Die in Oberhausen bekommen mit Drescher etwas umgesetzt. Und, als ich dann zum Erhalt des Gasometers meinen Beitrag geleistet hatte, auch das TZU umgebaut werden konnte, da hatte ich mir bei ihm einen gewissen positiven Stellenwert erarbeitet. S. hat sich später zwischen uns ein regelmäßiger Schriftverkehr entwickelt; ich habe ihn immer angeschrieben mit „großer Meister“. Das war witzig und ironisch gemeint, hatte aber einen ernsten Hintergrund: Ich habe nicht die städtebaulichen, wissenschaftlichen Grundkenntnisse und die Visionen von Karl Ganser, da konnte ich nur von ihm lernen. Da war ich Lehrling. Das habe ich auch aufgenommen, so gut ich konnte und dabei viel in realen Projekten umgesetzt. Was ich damals gelernt habe, ist mir bis heute sehr zugute gekommen bei meiner Einsichtsfähigkeit in städtebauliche Probleme. Daraus hat sich entwickelt, dass ich auf seinem siebzigsten Geburtstag war und auch meine Frau immer noch mit ihm Kontakt hat.

Zu den ganz wichtigen IBA-Projekten in Oberhausen, über die Neue Mitte hinaus, zählt die Umgestaltung des Oberhausener Hauptbahnhofs auch als ein Projekt zur Aufwertung der Innenstadt. Welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht das IBA-Projekt Hauptbahnhof Oberhausen?

Es gibt in Oberhausen eine ganze Perlenkette von Projekten, die einen hohen Stellenwert haben. Das alles waren Projekte, die wir unter der Überschrift O.2000 versuchten als ganzheitliches Konzept zum Strukturwandel umzusetzen. Da gehörte der damals „fiese“ Bahnhof dazu, der schließlich 1996 umgebaut wurde. Es war unser Ziel, den Urzustand des Bahnhofs aus der Bauphase von 1930 bis 1934 wieder herzustellen. Das ist ja weitgehend so geschehen. Es war ein ganz wichtiges Projekt. Und es war damals ein Glücksfall, denn damals in der Umstrukturierungsphase der Deutschen Bahn AG hatten wir das Glück, dass es einen Generalbevollmächtigten gab, der die verschiedenen Töchter der Bahn AG koordinieren durfte. Er hatte die Macht zu entscheiden. Sonst ist man bei der Bahn immer ins Leere gelaufen, weil niemand zuständig war. Und da war auf einmal einer, der saß in Essen, und ich bin dann oft zu ihm gefahren. Er hat gesagt: „Herr Drescher, Sie haben Recht, das machen wir so.“

Und dann konnten wir mit den Mitteln des Landes, mit den Ministern Zöpel und Kniola, den Umbau als IBA–Projekt umsetzen. Wir hielten das städtebaulich von der Qualität des Gebäudes für einen ganz wichtigen Schritt zur Stärkung der Innenstadt. Dazu gehört auch der Bahnhofsvorplatz. Das Gebäude ist sehr gelungen. S. sehen die anderen Bahnhöfe im Revier noch lange nicht aus. Wie das ganze Stadtquartier zwischen Bahnhof und Rathaus Oberhausen, welches in späteren Jahren mit dem Parkstadtkonzept eine deutliche Aufwertung erhielt.

Abschließend möchten wir noch ein Mal zur Neuen Mitte Oberhausen zurückkehren. Nach der Stilllegung des Elektrostahlwerkes an der Osterfelder Straße im Dezember 1997 wurde diese frühere Betriebsfläche von Töchtern der Stadt Oberhausen aufgekauft und baureif gemacht. Im Gegensatz zum CentrO war hier die Stadt in einer anderen Rolle, in der Rolle eines aktiven Projektentwicklers für den O.VISION Zukunftspark. Hat die Stadt diese Rolle im Gefühl eines neuen, gewachsenen Selbstbewusstseins nach der erfolgreichen Realisierung der Neuen Mitte übernommen oder war das aufgrund der besonderen Bedingungen dieser Fläche eine zwingende Notwendigkeit?

Also ich glaube, dass wir als Stadt bei der Gesamtkonzeption der Neuen Mitte immer Projektentwickler waren. Der Unterschied zu O.VISION bestand darin, dass wir beim CentrO einen Investor hatten, der große Teile der Fläche bebaut hat und dieses nach unseren Vorstellungen. Das hatten wir beim Stahlwerk nicht. Wir hatten in der Tat geänderte Bedingungen, denn bei der Komplexität der Entwicklung für das Stahlwerksgelände konnte man das nicht mit einem Investor allein machen. Wir hatten vor, das Thema „Wohnen“ neu aufzugreifen und in Zukunftsbranchen zu investieren.

Wenn man das Stahlwerksgelände, diese wichtige Fläche zwischen Oberhausen und Essen, einer echten Zukunftsentwicklung zuführen wollte, blieb uns gar keine andere Wahl, als das Ganze in die städtische Hand zu nehmen. Wir haben dann zunächst mit Fördermitteln das Gelände baureif gemacht. Parallel entwickelten wir tolle Projektideen. Wobei man sagen muss, da hatte sich das politische Umfeld nach der Jahrtausendwende wesentlich geändert. Die Landesregierung war nicht mehr die Landesregierung von Johannes Rau und es fehlte der Mut, in Strukturwandel zu investieren. Und erst recht der Mut auch in Kauf zu nehmen, dass mal etwas schief gehen kann. Bei der IBA sind ebenfalls Dinge schief gegangen – das war die Normalität. Die Landesregierung hatte nicht mehr den Mut, große Dinge zu bewegen. Stattdessen war die Bereitschaft zur Baureifmachung als Gewerbegebiet noch gegeben. Dann folgte auch verbale Unterstützung. Aber der Mut, solche Dinge wirklich umzusetzen und dann öffentlich zu fördern, der war ziemlich schwach ausgeprägt. Wir hatten allerdings auch Großes vor. Ja, wenn man das heute betrachtet, ist die Dimension der Pläne aus dem Selbstbewusstsein erwachsen, was wir alles schon realisiert hatten und was wir glaubten stemmen zu können. Wir waren da vielleicht ein bisschen sehr mutig, das will ich nicht verhehlen. Auf der anderen Seite hätte die Landesregierung damals klar und mutig gesagt: „Bis dahin und nicht weiter!“ Dann hätte man Manches vielleicht noch mit privaten Investoren machen können.

Auf jeden Fall bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass es richtig ist, wenn Kommunen mit städtischen Gesellschaften solche wichtigen, zentralen Flächen für die Entwicklung der Stadt sichern.

Einmal noch nachgefragt: Im Jahre 2006 hat die nordrhein-westfälische Landesregierung nach langen Jahren der Projektentwicklung den O.VISION Zukunftspark endgültig abgelehnt. Wenn man das aus heutiger Sicht betrachtet, was hat die Stadt Oberhausen in dieser Projektentwicklung gut gemacht und was hätte man aus der heutigen Betrachtung eventuell noch besser machen können?

Einerseits gab es bis 2004 die Zusagen der Landesregierung, bis zu einem bestimmten Kostenpunkt das Zentrum des Projektes, nämlich den Gläsernen Menschen als Ausstellungsgebäude für Mensch und Gesundheit sowie den Umbau des ehemaligen Stahlwerks, zu fördern. Aus meiner heutigen Sicht ist immer noch schade, dass dies alles nicht realisiert werden konnte. Das Stahlwerk mit der Straßenbahnhaltestelle wäre für die gesamte Region ein Highlight gewesen. In Düsseldorf wurde uns zwar immer gesagt, ja, wir werden das fördern. Aber durch das administrative Tun im Wirtschaftsministerium wurde die Realisierung hinausgezögert und schließlich unmöglich gemacht.

Man hätte aus Oberhausener Sicht vielleicht früher darauf setzen müssen, z. B. den Gläsernen Menschen anders und mit privaten Investoren zu realisieren. Es gab ja Interesse, nicht in der schönen organischen Form, wie wir uns das gedacht hatten, so ein Projekt zur Gesundheit zu realisieren, sondern abgespeckter, kostengünstiger. Auch die Straßenbahnhaltestelle wäre kleiner besser zu realisieren gewesen. Aber: aus heutiger Sicht ist es schwierig dieses zu beurteilen. Ich würde sagen, wenn die Landesregierung frühzeitig – vielleicht in 2002 – abgesagt hätte, hätten wir in Oberhausen versucht mit Privatinvestoren das Projekt eine Nummer kleiner zu fahren und es trotzdem zu realisieren, um die Entwicklungspotenziale für die gesamte SWO-Fläche nutzen zu können.

In der Schlussphase von O.VISION von 2004 bis Anfang 2006 war ich dann nicht mehr an den Diskussionen beteiligt und nicht mehr im Amt. Und dann sollte man besser schweigen.

Magnus Dellwig/​Ernst-Joachim Richter

Die Neue Mitte Oberhausen als Trendsetter im Ruhrgebietstourismus
Interview mit Axel Biermann

Herr Biermann, im April 1997 haben Sie die Leitung der Tourismus GmbH in Oberhausen übernommen. In diesem Jahr zählte die Fremdenverkehrsstatistik gut 71.000 Gäste mit über 122.000 Übernachtungen. Oberhausen als nationales und internationales Tourismusziel erschien den meisten Oberhausenern als Wunschtraum. 2008 waren es dann fast 151.000 Gäste mit 248.000 Übernachtungen. Wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?

Die Grundlage dieser Entwicklung war das klare Bekenntnis der handelnden Akteure in Politik und Verwaltung, dass das Thema Tourismus als ein Themenschwerpunkt im Bereich der Stadtentwicklung definiert wurde und dass man dann die entsprechenden Kräfte gebündelt und Institutionen geschaffen hat, wie die Tourismus GmbH. Parallel dazu ist auch sehr viel im Umfeld der Neuen Mitte entstanden und die Neue Mitte selbst als ein neues touristisches Angebot. Hierfür waren die Stadtentwicklung und die Stadtverwaltung federführend verantwortlich. Dies war direkt ausschlaggebend für diese positive Entwicklung, die sich im Übrigen nicht nur auf die Zahl der Übernachtungsgäste niedergeschlagen hat, sondern auch auf die Zahl der Tagestouristen, was sehr gern vergessen wird. Heute oder auch schon 2008 haben wir etwa fünf Millionen Tagestouristen in der Neuen Mitte Oberhausen, also Menschen, die aus einer Entfernung von mehr als 50 Kilometern anreisen. Diese Gruppe macht 70 bis 80 Prozent des touristischen Umsatzes aus. Der Rest kommt über die Übernachtungsgäste. Wir liegen in Oberhausen mittlerweile bei über 400 Millionen Euro Umsatz durch den Tourismus. Das ist durch entsprechende Schwerpunktsetzung in der Stadtentwicklung und den Aufbau professioneller Vermarktungsstrukturen gelungen sowie durch die Bündelung aller touristischen Leistungspartner wie Hotellerie, Gastronomie, Museen, Musical, Theater, Sealife Aquarium mit dem Ziel, diese an einen Tisch zu holen, um gemeinsame Werbung zu machen und damit schlagkräftiger zu werden. Ich denke, das sind die zwei Hauptmerkmale, warum diese positive Entwicklung sich so einstellen konnte. Wenn man es betriebswirtschaftlich betrachtet, gab es drittens einen erheblichen Nachholbedarf. Wir befanden uns somit am Anfang des Produkts-„Lebenszyklus“. Mir ist daher auch nicht Bange, dass sich in den nächsten Jahren die Zahlen positiv weiter entwickeln werden.

Zum Zeitpunkt Ihres Starts in Oberhausen erfolgte zugleich auch die Gründung der Tourismus GmbH. Das korrespondierte unmittelbar mit der Eröffnung des CentrO im September 1996. Schätzen Sie diese Gründung der städtischen Akteure als richtig im Zeitablauf ein und gab es dann auch eine Aufbruchstimmung in der Zusammenarbeit mit den unternehmerischen Akteuren der Freizeitwirtschaft in der Neuen Mitte?

In jedem Fall. Es war vielleicht sogar ein halbes Jahr zu spät. Aber das sind dann eben operative Probleme, die es gab. Ich kann mich noch erinnern, als der damalige Geschäftsführer des Verkehrsvereins mir erzählt hat, dass im Jahr 1996 nach Eröffnung des CentrO im alt ehrwürdigen Verkehrsverein das Fax dann durchgeglüht wäre. Vor dem Hintergrund war es dringend notwendig, entsprechende Infrastruktur zu schaffen, die dann zeitverzögert sechs Monate später an den Start ging. Erstmals haben sich professionelle Akteure mit der Förderung des Tourismus beschäftigt und dies hat sich natürlich auch auf die Motivation der touristischen Partner in der Region ausgewirkt, die das bisher noch nicht so ernst genommen hatten. Das war schon wichtig. Ich kann mich noch gut erinnern, dass bei einigen einschlägig bekannten Hoteliers in der Stadt es noch Jahre danach schwer war zu erklären, dass auch der Gasometer durchaus eine Vermarktungsberechtigung hat und nicht nur das CentrO. Die Industriekultur in der Stadt, aber auch in der Region, hat es aus meiner Sicht erst durch den Schub der Kulturhauptstadt 2010 geschafft, richtig als touristisches Massenziel wahrgenommen zu werden. Es gibt natürlich Ausnahmen. Eine schöne Ausnahme ist der Gasometer Oberhausen, der durch seine hochattraktive Bespielung auch schon viele Jahre vor der Kulturhauptstadt Besucherscharen in Millionenhöhe angezogen hat.

Viele große Reiseveranstalter bieten heute Städtetouren mit Besichtigungsprogrammen in Oberhausen an. Hat diese überörtliche Wahrnehmung der Stadt und ihrer Attraktionen auch zu einer stärkeren Identifizierung der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt geführt?

Ich glaube ja. Aber das ist ein langer Prozess gewesen, der von einigen exponierten Mitbürgern sogar ein bisschen konterkariert wurde. Letztendlich glaube ich das sind Erfahrungswerte, die die Bürger haben, wenn sie selber im Urlaub waren und andere Leute kennen gelernt haben und dann erzählten, wo sie herkommen. Während sie früher gesagt haben, irgendwoher aus der Nähe von Düsseldorf komme ich, sagen sie heute mit Stolz: aus Oberhausen. Und wenn dann diejenigen, die sie im Urlaub kennen gelernt haben, sagen: „Mensch, das kenn ich doch, da war ich doch schon, da ist der Gasometer und das CentrO!“. Dies stellt sofort eine positive Rückkoppelung dar. Denn dem Oberhausener Bürger, der Bürgerin wird automatisch von außen bestätigt, dass es dort, wo sie leben, schön und attraktiv ist. Dahin kommen Besucher. Dadurch entwickelt sich auch ein Identitätsgefühl. Ich glaube schon, dass das Thema Tourismus erheblich dazu beigetragen hat, dass man sich sehr stark mit der Stadt identifiziert. Ein anderes schönes Beispiel ist, wenn man Kinder heute in der Grundschule bittet, ein Bild von Oberhausen zu malen. Dann malen die natürlich den Gasometer, der ja fast mal abgerissen worden wäre. Wenn er wirklich abgerissen worden wäre, müssten wir uns die Frage stellen, was die Kinder dann malen würden. Ich weiß nicht, ob sie dann vielleicht das Schloss malen würden.


Abb. 1: Axel Biermann

Also es würde eine Leerstelle verbleiben?

Ja. Davon bin ich überzeugt.

Ich glaube, in diesem Zusammenhang ist wichtig, dass die Errichtung der Neuen Mitte Oberhausen in den 1990er Jahren durchaus auch eine Phase abgelöst hat, in der in Oberhausen ein ausgeprägtes Krisenbewusstsein vorhanden und nach dem Abbau der Stahlindustrie noch keine neue Zukunftsperspektive entwickelt worden war. War vor diesem Hintergrund vielleicht auch die Zeit besonders günstig, um eine neue Identität auszubilden?

Klar. Also da war natürlich ein gewisses Vakuum und vielleicht auch eine gewisse Lethargie. Die konnte durch die Neue Mitte Oberhausen zu guten Teilen ausgeräumt werden.

Im Ruhrgebiet hat sich auch der Radtourismus zu einem starken Wachstumsfaktor im Fremdenverkehr entwickelt. Welche Chancen sehen Sie hier für Oberhausen?

Oberhausen liegt geographisch betrachtet sehr gut, was das Thema Radtourismus angeht, und hat infrastrukturell wirklich vorbildlich vorgearbeitet. Das muss man wirklich hervorheben: Das best ausgebaute Radwegenetz im Ruhrgebiet ist in Oberhausen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, weil ich sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs bin. Da gibt es kaum noch Straßen, die nicht einen Radweg haben. Im Gegensatz zu einigen Nachbarstädten. Dann liegt Oberhausen direkt am Ruhrtalradweg. Zwar nur eine kurze Sequenz, aber die Gastronomie, die es dort gibt, wird wahrscheinlich jetzt schon davon profitieren. Man muss allerdings jetzt die Trassenführung noch ein bisschen optimieren. Es ist geplant, durch die Ruhraue den neuen Radweg zu führen und die sich in der Nähe befindende Gastronomie würde wahrscheinlich sofort davon profitieren. Das ist der eine Vorteil für Oberhausen und der andere Punkt ist natürlich das ganze Radwegesystem: Emscherparkradweg, Rhein-Herne-Kanal, die Verbindung beispielsweise Grüner Pfad zum Landschaftspark Duisburg Nord, dann auch die Fertigstellung der weiteren Trassen durch den Regionalverband Ruhr. In Oberhausen befindet man sich sehr zentral in diesem Radwegeangebot und wir als RTG wollen dieses Angebot stärker touristisch vermarkten. Wir haben 700 Kilometer ausgebaute Radwege auf ehemaligen Bahntrassen in der Region. Das ist ein Angebot, das bisher eigentlich am radtouristischen Markt noch gar nicht bekannt ist. Wir wissen, dass eigentlich nur Einheimische und vielleicht mal der eine oder andere Tagestourist auf diesen Wegen unterwegs sind und wir sehen ein sehr großes Potenzial, das touristisch erfolgreich zu vermarkten ist. Es ist wirklich einzigartig, weil man die Standorte der Industriekultur ja quasi autofrei mit dem Fahrrad erreichen kann. Da ist Oberhausen perfekt angebunden mit dem Kanal, dem Radweg, dem Gasometer und der gesamten Neuen Mitte Oberhausen. Insofern bin ich auch der Meinung, dass speziell Oberhausen davon sehr stark in den nächsten Jahren profitieren wird, weil es ein sehr interessantes, spannendes Angebot in der Region gibt und Oberhausen wirklich ein bedeutender Teil dieses Angebotes ist.

Schätzen Sie das auch so ein, dass dieses attraktive regionale Angebot einen Beitrag dazu leisten kann, die Verbundenheit der Menschen über ihre Stadt hinaus mit der Region zu fördern, weil man letzten Endes mit dem Fahrrad leichter mal die Stadtgrenze überschreitet als mit einem kleineren Radius zu Fuß?

Absolut. Das kann ich nur bestätigen und wir stellen das immer wieder in unseren Befragungen fest. Nehmen wir jetzt mal den Ruhrtalradweg als Beispiel. Wir wissen, dass etwa 1,1 Millionen Tagesausflügler im Jahr den Ruhrtalradweg befahren, weil sie ganz gezielt den Ruhrtalradweg befahren wollen. Also keine Essener, die mal eine Runde am Baldeneysee drehen, sondern wirklich Leute aus der gesamten Region, die dann auch eine Strecke da unten am See fahren. Das ist für mich ein schönes Beispiel. Das Gleiche gilt zunehmend für das Trassennetz im Kernruhrgebiet. Beispielsweise die Trasse zwischen der Jahrhunderthalle Bochum und Zollverein. Da gibt es mittlerweile schon Fahrradstaus und da gibt es eine Imbissbude, die am Wochenende wirklich regelmäßig völlig überrannt wird. Sie kriegen da keinen Sitzplatz mehr. Das sind alles nicht nur Leute aus Bochum oder Essen, sondern sie kommen auch aus Duisburg oder eben aus Oberhausen. Ein anderes schönes Beispiel, an dem wir das immer stärker feststellen, ist die Ruhrtopcard, die Sie vielleicht kennen, und die von uns heraus gegeben wird. Dieses Jahr haben wir 91.000 Cards verkauft und diese haben insgesamt 700.000 Besuche induziert in Freizeiteinrichtungen in der Region. Wir können für jede Stadt eine Statistik auswerfen, mit einem positiven oder negativen Saldo. Beispielsweise in Oberhausen wissen wir, dass etwa 6.000 Leute eine Ruhrtopcard gekauft haben. Die von der Ruhrtopcard ausgelösten Besuche in Oberhausen sind über 110.000. Also fast ein Siebtel aller Besuche mit der Ruhrtopcard finden hier statt, weil hier so viele Attraktionen sind. Viele Leute verbinden den Besuch der Attraktionen in Oberhausen, die alle Ruhrtopcard-Partner sind, also Aquapark, Gasometer, Sealife, mit einem Tagesausflug. Sie sind dann hier entsprechend präsent. Dabei ist der Gasometer der erfolgreichste Teil des industriekulturellen Angebotes im Ruhrtopcardranking. Unter den ersten fünf der meist besuchten Standorte.

Wenn man die Regionalplanung des Ruhrgebietes betrachtet, dann sind neben den vier Oberzentren am Hellweg andere Städte bisher kaum mit einem klaren Profil gekennzeichnet. Aber man kann durchaus in den letzten Jahren feststellen, dass in der regionalen Wahrnehmung Oberhausen als der zentrale Ort für Freizeitangebote und für Tourismus wahrgenommen wird. Würden Sie das so einschätzen, dass Oberhausen zu Recht den Titel trägt, die Tourismushauptstadt des Ruhrgebietes zu sein?

Völlig zu Recht. Das muss man ganz klar so sagen, auch immer im Verhältnis zur Größe der Stadt und zur infrastrukturellen Substanz. Man kann natürlich Oberhausen nicht mit Essen vergleichen. Doch in dem Größenverhältnis hat Oberhausen wirklich überproportional viel zu bieten. Insofern kann man durchaus sagen, dass Oberhausen touristisch überdurchschnittlich attraktiv ist. Das ist in der Region anerkannt. Wir haben es ja damals 2007 geschafft, Oberhausen als fünften Standort eines Ruhr. Visitorcenters zu etablieren. Neben den vier genannten Hellwegstädten Duisburg, Bochum, Essen und Dortmund ist Oberhausen die fünfte Stadt, die diesen Stellenwert in der Region bekommen hat, obwohl sie eben deutlich kleiner ist als die anderen. In Bezug auf die touristische Dynamik hat Essen mit Eröffnung des Ruhrmuseums und dem Neubau des Folkwang Museums nachgezogen. Aber in Bochum ist beispielsweise wenig passiert, da gibt es noch Starlightexpress und die Jahrhunderthalle bzw. das Bergbaumuseum, aber nichts wesentlich neues. Duisburg ähnlich. Ich denke, was jetzt wieder spannend wird, ist wenn in Dortmund 2014 das nationale Fußballmuseum eröffnet wird. Da wird es dann auch noch einmal ein stärkeres Angebot geben.

Im Zeitraum von 1997 bis 2008 hat sich die Zahl der Hotelbetten in Oberhausen von 900 auf fast 1600 erhöht. Ist damit der Markt gesättigt?

Das ist ja immer ein Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage und ich verkürze das mal auf die Einstellung, dass ich sage: Das regelt der Markt. Das heißt konkret, wenn das Angebot sich weiter vergrößert, wird sich auch die Zahl der Hotelbetten vergrößern. Und diese Zahl ist kontinuierlich gewachsen. Wir wissen, dass ein Hotel in der Stadt mit Gewinn geführt werden kann, wenn eine Zimmerauslastung so etwa zwischen 50 und 55 Prozent liegt oder ein bisschen darüber. Ich glaube, dass wir hier durchaus noch etwas verkraften könnten. Dies ist natürlich dann auch immer eine Standortfrage. Es ist völlig klar, es gibt immer attraktivere Standorte als andere und je näher man sich am Zentrum des Geschehens mit seinem Hotel befindet, desto einfacher hat man es natürlich, eine hohe Auslastung zu erreichen. Das hätte theoretisch auch im Wettbewerb Auswirkungen auf weiter entfernte Häuser, die dann evtl. Einbußen erleiden und die sich dann wieder neue Angebote überlegen müssten, um den Wettbewerb erneut aufzunehmen. Letztendlich regelt das immer der Markt zu Gunsten verbesserter Angebote für die Kunden. Man kann aber immer ein positives Investitionsklima schaffen. Das ist der alte Spruch aus der Wirtschaft, die Hälfte ist Psychologie und die andere Hälfte sind die nackten Zahlen. Wir wissen beispielsweise, dass durch die Kulturhauptstadt die großen Investoren die Region im Moment recht positiv ins Visier genommen haben, was Hotelneubauten angeht. Das heißt, im Moment ist eigentlich auch die Psychologie auf unserer Seite, nicht nur die harten Zahlen. Das sollte man nutzen! Ich denke, als Stadt Oberhausen sollte man, so wie das andere Städte auch tun, das Thema Hotelansiedlung bearbeiten.

Seit August 2008 sind Sie Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH mit Sitz in Oberhausen. Welche Herausforderungen sehen Sie auf den verschiedenen Tourismusfeldern auf das Ruhrgebiet und die Stadt Oberhausen zukommen?

Wir haben uns genau aus dieser Fragestellung heraus im Kontext der Erfahrungen mit der Kulturhauptstadt entschlossen, einen sehr umfangreichen Marketingplan zu entwickeln, der empirisch fundiert jetzt veröffentlicht wird und der eine Gültigkeit für die nächsten fünf Jahre hat. Da war einfach die simple Frage, mit welchen Themen wollen wir welche Zielgruppen in welchen Quellmärkten erreichen? Wo sind unsere Stärken, wo sind unsere Schwächen? Die Herausforderung sehe ich eigentlich jetzt speziell in der finanziellen Situation der öffentlichen Haushalte. Tourismusförderung ist eine freiwillige Aufgabe, das wissen wir. Und das hängt z. B. sehr eng zusammen mit dem Thema Kulturförderabgabe, Bettensteuer. Darin sehe ich eine große Herausforderung und mein Wunsch ist, dass hier zweckgebunden agiert wird. Das heißt, dass keine Steuer in den Städten erhoben wird, sondern eine Abgabe. Die Einnahmen, die dadurch erzielt werden, sollten teilweise der Tourismusfördergesellschaft zugute kommen, damit auf der anderen Seite die Stadt ihren Zuschuss entsprechend reduzieren kann, so dass trotzdem ein Konsolidierungseffekt übrig bleibt. Das ist für mich ganz wichtig.

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