Kitabı oku: «Deutsche Geschichte», sayfa 9

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Imperatoren

Zur­zeit Ru­dolfs von Habs­burg, also am Ende des 13. Jahr­hun­derts, schrieb Jor­da­nus von Os­na­brück ein Buch über das Rö­mi­sche Reich und sei­ne Über­tra­gung auf die Deut­schen; als Ver­fas­ser wird jetzt ein an­de­rer, aber auch ein West­fa­le an­ge­se­hen. Er er­zählt, wie Äne­as und Pria­mus, des großen Pria­mus Sohn, von Afri­ka nach Ita­li­en zo­gen, wo Äne­as blieb. Pria­mus sei nach Gal­li­en ge­gan­gen, habe die Gal­lier nach Wes­ten ge­drängt, habe am Rhein Xan­ten und Bonn ge­grün­det, und sei­ne Beglei­ter hät­ten sich mit den Frau­en der ein­hei­mi­schen Teu­to­nen, Nach­kom­men ei­nes Rie­sen, ver­bun­den und ihre Spra­che er­lernt. Das aus die­ser Ver­bin­dung ent­sprun­ge­ne Volk der Ger­ma­nen wer­de von den Rö­mern, dem Vol­ke des Äne­as, als Zwil­lings­bru­der an­ge­se­hen. Spä­ter wur­den die Ger­ma­nen, so heißt es wei­ter, von Ju­li­us Cäsar un­ter­wor­fen, da sie aber, nach­dem die alte Brü­der­schaft er­neu­ert war, für die Rö­mer die Ala­nen be­sieg­ten, wur­den sie von den Rö­mern aus Dank­bar­keit von der Tri­but­zah­lung be­freit und des­halb Fran­ken ge­nannt. Auf die Ost­fran­ken wird das rö­mi­sche Im­pe­ri­um über­tra­gen, wäh­rend die Rö­mer als die äl­te­ren Brü­der das Sa­cer­do­ti­um über­neh­men; zur Ent­schä­di­gung er­hal­ten die West­fran­ken das Stu­di­um. Sa­cer­do­ti­um und Stu­di­um sind des Rei­ches Dach und Fun­da­ment; aber das Im­pe­ri­um, näm­lich Aa­chen, Are­lat, Mai­land und Rom, sind sei­ne Mau­ern. Die Schrift hat­te den Zweck, die Fein­de der Deut­schen, na­ment­lich die Kir­che und Frank­reich, zu war­nen. Es ist gött­li­che Be­stim­mung, das ist ihr Grund­ge­dan­ke, nicht mensch­li­che Er­fin­dung, dass das Kai­ser­tum den Deut­schen ge­ge­ben ist. Wie die Kir­che die Kir­che Got­tes ist, so ist das Reich das Reich Got­tes, Kir­che und Reich sind nicht zu tren­nen. Stürzt das Im­pe­ri­um, so stürzt auch die Kir­che, und der Welt­un­ter­gang ist da. Es war die all­ge­mei­ne An­nah­me, dass dem Un­ter­gang des rö­mi­schen Wel­trei­ches die Herr­schaft des An­ti­christ fol­gen wer­de.

Ma­g­na­ni­mi­ter et im­pe­ria­li­ter, mit großem Herr­scher­sinn, soll­ten die Deut­schen das Reich in­ne­ha­ben; die­ser Auf­ga­be ha­ben die deut­schen Kai­ser ent­spro­chen. Sie er­fass­ten die Pf­lich­ten, die das Im­pe­ri­um, die Wel­t­herr­schaft ih­nen auf­er­leg­te, als die größ­te und wich­tigs­te. Nach ih­rer Mei­nung und der ih­res Vol­kes un­ter­schie­den sie sich durch­aus von al­len an­de­ren Kö­ni­gen und Fürs­ten da­durch, dass sie nicht nur ih­rem Vol­ke, son­dern dass sie der ge­sam­ten Welt, ins­be­son­de­re der Chris­ten­heit vor­stan­den. Sie voll­zo­gen zwar, nach­dem sie zu Kö­ni­gen ge­krönt wa­ren, zu­erst den Um­ritt durch Deutsch­land, um sich von al­len Stäm­men hul­di­gen zu las­sen; denn als den Kö­ni­gen der Deut­schen stand ih­nen das Im­pe­ri­um zu, und die­se Grund­la­ge muss­te also zu­erst ge­si­chert wer­den; dann aber hat­te der Zug nach Rom zu fol­gen, wo durch die Krö­nung des Paps­tes die Über­nah­me der höchs­ten ir­di­schen Wür­de be­sie­gelt wur­de. Wäh­rend an­de­re Krie­ge und Feld­zü­ge nur mit Zu­stim­mung der Gro­ßen des Rei­ches un­ter­nom­men wer­den konn­ten, wa­ren alle Reichs­glie­der ohne wei­te­res ver­pflich­tet, dem Kö­ni­ge zur Rom­fahrt Zu­zug und Bei­trä­ge zu leis­ten. An eine Wel­t­herr­schaft im alt­rö­mi­schen Sin­ne dach­ten die deut­schen Nach­fol­ger der Cäsa­ren nicht, und es hät­te das auch dem ger­ma­ni­schen Staats- und Rechts­ge­fühl gar nicht ent­spro­chen; nur auf eine per­sön­li­che Ober­ho­heit des Kai­sers kam es an, die auch lan­ge Zeit all­ge­mein an­er­kannt wur­de. Die Rei­che des Nor­dens und Os­tens, die zum Teil von Deutsch­land aus chris­tia­ni­siert und ko­lo­ni­siert wa­ren, un­ter­war­fen sich, wenn auch nur nach im­mer wie­der­hol­ten Auf­leh­nun­gen, der Le­hens­ho­heit des Kai­sers, was sich dar­in aus­drück­te, dass sie ihn nicht be­kämpf­ten, zu­wei­len so­gar ihm Hee­res­fol­ge leis­te­ten. Auch Eng­land und Frank­reich an­er­kann­ten das Im­pe­ri­um, Frank­reich al­ler­dings mit dem (nur so lan­ge es schwach war) zu­rück­ge­hal­te­nen Ge­dan­ken, dass sie, die West­fran­ken, mehr Recht dar­an hät­ten, als die Ost­fran­ken. Das Be­wusst­sein der Ein­heit, das in den Völ­kern des Abend­lan­des le­ben­dig war, kam in der Aner­ken­nung der mit­ein­an­der ver­bun­de­nen päpst­lich-kai­ser­li­chen Herr­schaft zum Aus­druck. Man hät­te sich aus der abend­län­di­schen Ge­mein­schaft aus­ge­schal­tet, wenn man die Ho­heit der bei­den Häup­ter, die zu­sam­men das Ewi­ge Rom be­herrsch­ten, ge­leug­net hät­te. Da­ran al­ler­dings konn­te man zwei­feln, ob die Deut­schen durch­aus Trä­ger des Im­pe­ri­ums sein müss­ten. Dass sie es wa­ren, konn­te man, wenn man Lust hat­te, auf Pria­mus und Äne­as zu­rück­füh­ren; tat­säch­lich wa­ren sie es ge­wor­den durch ihre mi­li­tä­ri­sche Über­macht und ihre geo­gra­fi­sche Lage. Als das Reich der Mit­te, als ein Land, reich an star­ken Män­nern und Waf­fen, als ein emp­fäng­li­ches Volk, das frem­den Ein­flüs­sen zu­gäng­lich und zu­gleich fä­hig war, sie ei­gen­ar­tig zu ver­ar­bei­ten, als ein fan­ta­sie­vol­les Volk, das zwar kriegs­tüch­tig, aber nicht ei­gent­lich er­obe­rungs­süch­tig war, be­sa­ßen die Deut­schen vie­le Ei­gen­schaf­ten, die sie ge­eig­net mach­ten, Ver­mitt­ler, Trä­ger der Ein­heit zu sein.

Was den Kai­sern ob­lag, dem Reich, des­sen Gren­zen der Idee nach mit den Gren­zen der Welt zu­sam­men­fie­len, Rich­tung, Recht und Frie­den zu ge­ben, über­stieg Men­schen­kraft; des­halb hat­ten die Kai­ser fast alle, mit Aus­nah­me Karls des Gro­ßen und Ot­tos des Gro­ßen, einen tief­tra­gi­schen Zug. Al­ler Le­ben war ein fort­wäh­ren­der Kampf, ein fort­wäh­ren­des ver­geb­li­ches Be­mü­hen, das Un­mög­li­che zu ver­wirk­li­chen, wo­bei sie sich auf­rie­ben. Die meis­ten star­ben jung, Otto II. und Otto III. er­reich­ten nicht ein­mal das Man­nes­al­ter, Kon­rad II. wur­de 50, Hein­rich III. nur 40 Jah­re alt, Hein­rich IV. starb mit 56 Jah­ren, Hein­rich V. mit 44 Jah­ren. Vor­tei­le gab es kaum zu er­lan­gen au­ßer grö­ße­re Ehre und grö­ße­re Verant­wor­tung. Dass es trotz­dem nie an Be­wer­bern um die Kro­ne fehl­te, er­klärt sich dar­aus, dass es im Krei­se de­rer, die sich be­rech­tigt füh­len konn­ten, im­mer Hoch­her­zi­ge gab, die eben die Ehre und die Verant­wor­tung lock­te. Schon Deutsch­land zu ei­ni­gen er­for­der­te eine un­ge­heue­re An­span­nung der Kräf­te, die ge­leis­tet wer­den muss­te nicht mit Söld­nern und ei­nem Volks­heer, son­dern mit Hil­fe von Va­sal­len, von de­nen die meis­ten nur dann ge­horch­ten, wenn sie da­bei zu ge­win­nen hoff­ten. Es kam nie vor, dass alle Stäm­me, alle Reichs­glie­der sich frei­wil­lig dem ge­wähl­ten Kai­ser un­ter­war­fen; das Deut­sche Reich war nichts fest Um­grenz­tes, es muss­te fort­wäh­rend neu ge­bil­det wer­den. Zu die­ser Auf­ga­be, das Reich im In­ne­ren zu ei­nem Gan­zen zu­sam­men­zu­fas­sen, ka­men die Ein­fäl­le der frem­den Völ­ker im Nor­den, Os­ten und Sü­den, die stets wach­sa­me An­griffs­lust Frank­reichs und die Geg­ner­schaft des Paps­tes. War es das Ge­fahr­vol­le, so war es doch auch das Wun­der­vol­le in der Ver­fas­sung des Rö­mi­schen Rei­ches Deut­scher Na­ti­on, dass es dar­in kei­ne Ge­walt gab, die nicht einen Ge­gen­spie­ler ge­habt hät­te, der es ihr un­mög­lich mach­te, un­be­schränkt zu herr­schen. Nie­mand konn­te nur be­feh­len, nie­mand hat­te nur zu ge­hor­chen. Selbst die hö­ri­gen Bau­ern hat­ten we­nigs­tens in den ers­ten Jahr­hun­der­ten des Mit­tel­al­ters ih­ren Grund­her­ren ge­gen­über be­stimm­te Rech­te, die es ih­nen er­mög­lich­ten, über­mä­ßi­gen Druck ab­zu­weh­ren; erst in der Ver­fall­zeit wur­den sie ganz wehr­los. Je­der Stand muss­te sich sein Be­ste­hen und Ge­dei­hen im täg­li­chen Kampf er­obern. Ein Spiel von lei­den­schaft­li­chen Ge­gen­sät­zen, die nie auf­hör­ten, sich aus­zu­wir­ken, führ­te oft zu un­heil­vol­len Er­schüt­te­run­gen, er­zeug­te aber doch Jahr­hun­der­te hin­durch groß­ar­ti­ge Schöp­fun­gen auf al­len Ge­bie­ten und gab Men­schen und Er­eig­nis­sen großen Um­riss. Am Ge­gen­satz ent­brennt das Feu­er der Ge­schich­te. – Hein­rich III, Her­zog von Bay­ern, war nach dem Tode Ot­tos III. der Nächst­be­rech­tig­te zur Kö­nigs­kro­ne als nächs­ter Ver­wand­ter der Lu­dol­fin­ger; er war der En­kel von Ot­tos des Gro­ßen Bru­der Hein­rich und ihm we­nigs­tens im Herr­scher­be­wusst­sein ähn­lich; aber er war klü­ger und be­däch­ti­ger, er ver­stand zu war­ten und ver­such­te es mit di­plo­ma­ti­schen Küns­ten, be­vor er Ge­walt an­wen­de­te. Da zu sei­ner Zeit im Os­ten un­ter be­deu­ten­den Herr­schern, Ste­phan von Un­garn und Bo­les­law von Po­len, selbst­stän­di­ge Staa­ten sich bil­de­ten, muss­te er sich an­stren­gen, um den Deut­schen die bis­he­ri­ge Sphä­re des Ein­flus­ses zu er­hal­ten. Er brach­te es dazu, dass Bo­les­law, viel­mals be­siegt und im­mer wie­der ab­fal­lend, die Ober­ho­heit des Rei­ches an­er­kann­te. Der Kir­che ver­stand er sei­nen Wil­len auf­zu­zwin­gen, ohne sie sich zum Fein­de zu ma­chen, ist er doch als ein­zi­ger un­ter den deut­schen Kai­sern un­ter die Hei­li­gen auf­ge­nom­men wor­den. Nicht ein­mal dass er vom sla­wi­schen Stam­me der Li­u­ti­gen Hil­fe ge­gen Po­len durch Frei­ge­bung ih­res heid­nischen Kul­tus er­kauf­te, mach­te die Geist­lich­keit an ihm irre. Sei­ne Vor­lie­be für Bam­berg be­ruh­te wohl zum Teil auf dem Ver­ständ­nis für die freund­li­che Schön­heit der frän­ki­schen Land­schaft. Wie ein Ge­schöpf der Na­tur in ed­ler An­mut wächst sein Dom dar­aus her­vor und be­wahrt das Ge­dächt­nis des letz­ten Kai­sers aus der großen säch­si­schen Fa­mi­lie.

Die Mi­schung von Ho­heit und Trau­lich­keit, den Hu­mor, die herz­li­che Wär­me, die den Ot­to­nen ei­gen war, hat­ten die Sa­lier nicht. Sie wa­ren ein her­ri­sches Ge­schlecht, un­beug­sam, schroff und hät­ten De­spo­ten wer­den kön­nen, wenn die viel­fa­chen Wi­der­stän­de im Reich sich hät­ten über­win­den las­sen. Als Kon­rad II. den Mark­gra­fen Adal­be­ro von Kärn­ten ab­set­zen woll­te und zu die­sem Zweck die Gro­ßen des Rei­ches ver­sam­melt hat­te, er­hob sein Sohn Hein­rich, da­mals schon Kö­nig, Ein­spra­che da­ge­gen, weil er Adal­be­ro ge­gen­über durch einen Eid ge­bun­den sei. Kon­rad bat wie­der und wie­der, be­stürm­te im­mer ein­dring­li­cher, zu­letzt be­wirk­te der An­prall sei­nes hef­ti­gen Wil­lens ge­gen einen eben­so stark wi­der­stre­ben­den, dass er ohn­mäch­tig zu Bo­den fiel. Als er die Be­sin­nung wie­der­er­langt hat­te, stürz­te er sich so­fort mit fri­scher Kraft wie­der in den Kampf, fiel sei­nem Sohn zu Fü­ßen und fleh­te ihn an, ein­zu­wil­li­gen. Da gab Hein­rich nach.

Das Reich wur­de im­mer noch als Got­tes­reich auf­ge­fasst, der Kai­ser als Stell­ver­tre­ter Chris­ti, Ge­rech­tig­keit zu üben als sei­ne ers­te Pf­licht. Als Kon­rad II. in Mainz die Wei­he emp­fing, hielt der Erz­bi­schof von Mainz eine An­re­de, in der er von den Auf­ga­ben sprach, die Gott den Kö­ni­gen zu­er­teilt habe, näm­lich in sei­nem Rei­che Recht, Ge­rech­tig­keit und Frie­den wal­ten zu las­sen, ein Ver­tei­di­ger der Kir­che, ein Schir­mer der Wit­wen und Wai­sen zu sein. Da­ran schloss er die Bit­te der Kir­che um Gna­de für alle, die sich ge­gen den Kö­nig ver­fehlt hät­ten. Vor der Wei­he er­schie­nen meh­re­re Bitt­stel­ler vor dem Kö­ni­ge, ein Bau­er der Main­zer Kir­che, ein Wai­sen­kind, eine Wit­we, ein Ver­bann­ter. Als ei­ni­ge Fürs­ten den Kö­nig zur Eile mahn­ten, da­mit der fei­er­li­che Akt nicht ver­zö­gert wer­de, ant­wor­te­te Kon­rad, ihm schei­ne es wich­ti­ger, sei­ne Pf­licht zu tun, als Re­den dar­über an­zu­hö­ren. Es mag sein, dass die Bitt­stel­ler als her­kömm­li­che Re­qui­si­ten der Kö­nigs­krö­nung an­zu­tre­ten hat­ten; aber auch als Sym­bo­le zeig­ten sie doch an, was die all­ge­mei­ne Mei­nung vom künf­ti­gen Kai­ser ver­lang­te.

So­wohl Kon­rad II. wie Hein­rich III. ge­lang es im Rei­che we­nigs­tens über­wie­gend den Frie­den zu er­hal­ten. Kon­rad durf­te sich Meh­rer des Rei­ches nen­nen, da er Bur­gund, des­sen letz­ter Kö­nig im Jah­re 1032 starb, dem Reich an­glie­der­te. In­des­sen trotz ih­rer star­ken und stren­gen Füh­rung, trotz ih­rer glän­zen­den Er­fol­ge wur­de un­ter ih­rer Re­gie­rung, teils von ih­nen selbst, der Sa­men künf­ti­ger Ge­fah­ren ge­legt; oft sind es ja die in der Ge­gen­wart un­schein­ba­ren Er­eig­nis­se, aus de­nen sich Gro­ßes, im Schlim­men und im Gu­ten, ent­wi­ckelt. Der An­sie­de­lung der Nor­man­nen in Un­ter­ita­li­en wirk­te Kon­rad nicht ent­ge­gen, weil sie ihm we­ni­ger be­denk­lich er­schie­nen als die Grie­chen, de­ren Kai­ser sich im­mer noch als die ech­ten Cäsa­ren be­trach­te­ten und wenn auch kei­ne tat­säch­lich zu fürch­ten­de Geg­ner­schaft, doch eine är­ger­li­che Le­gi­ti­mi­tät be­deu­te­ten. Dass Hein­rich II. den großen kö­nig­li­chen Va­sal­len die Erb­lich­keit zu­ge­stan­den hat­te, such­te Kon­rad II. da­durch aus­zu­glei­chen, dass er den nie­de­ren Lehns­leu­ten den­sel­ben Vor­teil ein­räum­te. Das Ge­setz über die Erb­lich­keit al­ler Le­hen im Man­nes­stam­me be­sie­gel­te al­ler­dings nur eine Ent­wick­lung, die sich oh­ne­hin ein­ge­bür­gert hat­te; durch die förm­li­che Aner­ken­nung er­kauf­ten sich die Kö­ni­ge den gu­ten Wil­len der Be­güns­tig­ten und so­mit einen au­gen­blick­li­chen Ge­winn. Die Ver­stär­kung der Macht der Va­sal­len war leid­lich, so­lan­ge die Kö­ni­ge selbst in­so­fern erb­lich wa­ren, als man von der herr­schen­den Fa­mi­lie nicht ab­zu­ge­hen pfleg­te. So­wie man die Ge­wohn­heit auf­gab, den Sohn, Nef­fen oder En­kel fol­gen zu las­sen, viel­mehr es zum Grund­satz mach­te, zu wech­seln, muss­te der Kö­nig in die Ab­hän­gig­keit der wäh­len­den Fürs­ten ge­ra­ten.

Der Kir­che ge­gen­über tra­ten Hein­rich II., Kon­rad II., Hein­rich III. als Ge­bie­ter auf, sie setz­ten Bi­schö­fe nach ih­rem Gut­dün­ken ein und ab und be­geg­ne­ten da­bei im All­ge­mei­nen kei­nem Wi­der­stand; aber ge­ra­de auf kirch­li­chem Ge­biet be­för­der­ten sie das Wachs­tum ei­ner ver­häng­nis­vol­len Saat. Die Ver­wil­de­rung der kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen in Frank­reich rief eine re­for­ma­to­ri­sche Ge­gen­be­we­gung her­vor, de­ren Mit­tel­punk­te die Klös­ter Cluny in Bur­gund und Gor­ze in Loth­rin­gen wa­ren. Die­se stren­ge Rich­tung för­der­ten die Kai­ser, nicht so sehr aus Fröm­mig­keit, son­dern weil die re­for­mier­ten Klös­ter bes­ser be­wirt­schaf­tet wur­den und in­fol­ge­des­sen leis­tungs­fä­hi­ger wa­ren, wohl auch aus dem In­stinkt des Herr­schers für Ord­nung. Sie stie­ßen bei die­sen Be­mü­hun­gen auf ein­mü­ti­gen Wi­der­stand der großen deut­schen Reichs­klös­ter. Ei­ner­seits hat­te sich zwar die stren­ge Re­gel be­deu­tend ge­lo­ckert, wie denn ein Hin­aus­ge­hen über die Na­tur im­mer nur vor­über­ge­hend, dank ei­nem be­son­de­ren An­trieb von in­nen oder au­ßen, ge­leis­tet wer­den kann; aber so arg war die Ver­wil­de­rung doch nicht, dass die Not­wen­dig­keit des Ein­schrei­tens sich ohne wei­te­res auf­ge­drängt hät­te. Der Deut­sche hat, ohne ge­ra­de aus­schwei­fend zu sein, viel Sinn für Ge­müt­lich­keit und fröh­li­ches Bei­ein­an­der­sein, die As­ke­se im Sin­ne ver­dros­se­nen oder gar fins­te­ren Tri­um­phie­rens über einen ge­schu­ri­gel­ten Kör­per liegt im­mer nur sehr we­ni­gen. Den klei­nen Über­schuss an Le­bens­won­ne, den der Wein und die mü­ßig­gän­ge­ri­sche Stun­de im Freun­des­krei­se er­zeug­ten, ein ge­wis­ses Maß an Un­ge­bun­den­heit und Raum für den Flü­gel­schlag der See­le woll­ten auch die Mön­che nicht miss­en. Wa­ren sie doch ad­li­ge Her­ren; der Ver­such, sie ge­walt­sam ei­nem Skla­ven­joch zu un­ter­wer­fen, moch­te ih­nen wie ein schnö­der Ein­griff in ihr an­ge­bo­re­nes Recht er­schei­nen; vie­le ver­lie­ßen lie­ber das Klos­ter, als dass sie sich re­for­mie­ren lie­ßen. Der her­ri­sche Wil­le der Sa­lier trug doch den Sieg da­von. Be­son­ders Hein­rich III. hat­te einen fa­na­ti­schen Zug, der die un­bän­di­gen Deut­schen fremd­ar­tig an­mu­te­te; dass er an sei­nem Hoch­zeits­fes­te die Gauk­ler und Spaß­ma­cher fort­wies, die sich bei sol­chen Ge­le­gen­hei­ten an­zu­sam­meln pfleg­ten, miss­fiel all­ge­mein, und man lob­te den from­men Erz­bi­schof Bar­do von Mainz, der sich ih­rer er­barm­te. Es ge­hör­te zu den Grund­sät­zen der stren­gen klu­nia­zen­si­schen Rich­tung, dass die Pries­ter­ehe und die Si­mo­nie, das Kau­fen und Ver­kau­fen geist­li­cher Stel­len, als ver­dam­mens­wer­te Las­ter ab­zu­schaf­fen sei­en. Die Ehe­lo­sig­keit war zwar bei der hö­he­ren Geist­lich­keit längst ein­ge­führt, nicht aber bei der nie­de­ren, den Pfar­rern, de­ren Wi­der­stand ge­gen den Zö­li­bat den Bi­schö­fen selbst un­über­wind­lich vor­kam. Als Pa­tri­zi­us von Rom und Vogt der rö­mi­schen Kir­che hielt Hein­rich III. sich für ver­pflich­tet, sie von al­len Fle­cken ein­ge­ris­se­ner Un­ord­nung zu rei­ni­gen, und um si­cher zu sein, dass die Spit­zen, von de­nen aus Ge­sin­nung sich ver­brei­tet, in sei­nem Sin­ne re­gier­ten, brach­te er nicht nur re­for­ma­to­ri­sche Män­ner auf die Bi­schofs­sit­ze, son­dern auch re­for­ma­to­ri­sche Päps­te auf den rö­mi­schen Stuhl. Nach­dem Bi­schof Suit­ger von Bam­berg, als Papst Cle­mens II., in­ner­halb ei­nes Jah­res und Pop­po von Bri­xen, als Papst Da­ma­sus II., nach drei Mo­na­ten ge­stor­ben wa­ren, schi­en es, als sei­en die deut­schen Päps­te mit ei­nem un­ent­rinn­ba­ren Flu­che be­la­den. Schwe­ren Her­zens folg­te Bi­schof Bru­no von Toul dem Be­fehl des Kai­sers. Die­ser el­säs­si­sche Graf, da­mals 46 Jah­re alt, war schön und hoch­be­gabt, sehr mu­si­ka­lisch, sitt­lich ma­kel­los, ohne pe­dan­tisch und klein­lich zu sein. In sei­nem Ver­hal­ten ge­gen die Sün­der wähl­te er sich Chris­tus zum Vor­bild, der nicht ge­straft, son­dern ge­sagt habe: Gehe hin in Frie­den und sün­di­ge hin­fort nicht mehr. Man nann­te ihn den gu­ten Bru­no. Um dem Tode zu ent­ge­hen, der, wie er glaub­te, den deut­schen Päps­ten in Ita­li­en auf­laue­re, reis­te er so oft wie mög­lich nach Deutsch­land; aber er er­eil­te ihn doch nach sechs­jäh­ri­ger Re­gie­rung. In den Ar­men sei­nes Nach­fol­gers und Geg­ners, des Bi­schofs Geb­hard von Eich­stätt, der sich als Papst Vik­tor II. nann­te, starb der mäch­ti­ge Kai­ser, nach­dem er sei­nen ho­hen Gast in Gos­lar emp­fan­gen hat­te. Schon im nächs­ten Jah­re folg­te ihm der Papst. Ob­wohl die­se deut­schen Päps­te ru­he­los Ita­li­en mög­lichst mie­den, um den Tod zu be­trü­gen, ha­ben sie doch in Rom einen Um­schwung der Ge­sin­nung vor­be­rei­tet, wie Hein­rich III. ge­wünscht hat­te. Die ge­rei­nig­te, auf stren­gen Grund­sät­zen auf­ge­bau­te Kir­che be­gann sich als eine selbst­stän­di­ge Macht zu füh­len.

Die sa­li­schen Kai­ser ga­ben ih­rem im­pe­ria­lis­ti­schen Hoch­ge­fühl Aus­druck durch den Bau der Kir­che von Spey­er, die sie zu ih­rer Grab­stät­te be­stimm­ten. Mit bis da­hin in Deutsch­land un­er­hör­ter Mäch­tig­keit er­hob sich der viel­tür­mi­ge Bau über den Sär­gen des stol­zen Ge­schlech­tes, weit­hin den Rhein be­herr­schend. Noch er­grei­fen­der ver­sinn­bild­li­chen die Rui­nen der Ab­tei­kir­che Lim­burg im Was­gau, zu der Kon­rad II. am sel­ben Tage wie zum Dom von Spey­er den Grund­stein leg­te, eine tri­um­phie­ren­de Macht und einen weltum­fas­sen­den Ge­dan­ken.

Heinrich IV. und Gregor VII.

Eine neue Idee er­griff die Geis­ter, ein neu­es Schlag­wort er­klang und wirk­te: die Un­ab­hän­gig­keit der Kir­che von welt­li­cher Ge­walt. Es war eine ganz und gar be­rech­tig­te, selbst­ver­ständ­li­che Idee, die frü­her oder spä­ter zur Auf­leh­nung ge­gen Ein­grif­fe der Kai­ser in das kirch­li­che Ge­biet füh­ren muss­te. Nicht nur aber Be­vor­mun­dung von Sei­ten des Staa­tes muss­te die Kir­che ab­leh­nen; es lag ihr nah, ih­rer­seits eine sol­che über den Staat aus­üben zu wol­len. Mit dem Sitz in Rom war der An­spruch auf Herr­schaft so not­wen­dig ver­bun­den, dass, so­wie ein her­vor­ra­gen­der, zur Herrsch­sucht nei­gen­der Mann Papst wur­de, das Ge­fühl, Nach­fol­ger der Cäsa­ren zu sein, ihn er­griff. Dann ver­schmolz die Idee des rö­mi­schen Wel­treichs mit der Idee der christ­li­chen Welt­kir­che zu ei­nem Trach­ten nach Wel­t­herr­schaft von fürch­ter­li­cher Kraft. Der Papst war dann nicht nur das Ober­haupt der christ­li­chen Kir­che, der dem Kai­ser das welt­li­che Schwert zu füh­ren über­ließ, son­dern er war der rö­mi­sche Kai­ser rö­mi­scher Na­ti­on, der in dem rö­mi­schen Kai­ser deut­scher Na­ti­on einen bar­ba­ri­schen Usur­pa­tor sah. Das mach­te sich gel­tend, so­wie schwa­che Kai­ser die Re­gie­rung in­ne­hat­ten. Wäh­rend das Reich un­ter den Söh­nen und En­keln Karls des Gro­ßen zer­fiel, in der Mit­te des 9. Jahr­hun­derts, als man glaub­te, der Un­ter­gang der Welt ste­he be­vor, be­stieg den päpst­li­chen Stuhl Ni­ko­laus I., ein vor­neh­mer und ge­bil­de­ter Rö­mer, und er­griff die Zü­gel, die den er­schlaff­ten Hän­den der Ka­ro­lin­ger ent­fal­len wa­ren. Die rat­lo­se, rings von Bar­ba­ren­hor­den über­flu­te­te Chris­ten­heit klam­mer­te sich an den neu­en Eli­as, der in ei­ner zer­trüm­mer­ten Welt die ein­zi­ge, die ewi­ge Macht dar­stell­te. Die Gunst des Au­gen­blicks er­ken­nend, leg­te er mit si­che­rer Hand den Grund zur Herr­schaft: zog mög­lichst vie­le Streit­fäl­le vor ein schieds­rich­ter­li­ches Ur­teil, er­klär­te je­den für den Bann ver­fal­len, der die von den rö­mi­schen Bi­schö­fen er­las­se­nen De­kre­te und Ent­schei­dun­gen nicht an­er­ken­ne, such­te die Bi­schö­fe von sich ab­hän­gig zu ma­chen. Die­se wi­der­streb­ten: der Erz­bi­schof Gün­ther von Köln pro­tes­tier­te ge­gen die Ab­sicht des Paps­tes, die Welt zu be­herr­schen, fuhr fort, die Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on ver­ach­tend, in der Kir­che zu am­tie­ren, aber schließ­lich muss­te er sich doch un­ter­wer­fen. Die au­ßer­or­dent­li­chen Macht­an­sprü­che Ni­ko­laus I. konn­ten al­ler­dings von sei­nen Nach­fol­gern nicht durch­ge­setzt wer­den; ver­ges­sen und auf­ge­ge­ben wur­den sie nicht. Nur auf Au­gen­bli­cke konn­ten die bei­den Ge­wal­ten, die ge­mein­sam die Welt re­gie­ren soll­ten, im schwe­ben­den Gleich­ge­wicht er­hal­ten wer­den; zu sehr wa­ren die In­ter­es­sen der bei­den Völ­ker, de­nen sie an­ge­hör­ten, ver­schie­den, zu sehr die Kai­ser zu­gleich Kö­ni­ge der Deut­schen, zu sehr die Päps­te zu­gleich Her­ren von Rom, Cäsa­ren, Wel­t­herr­scher. Hät­te Hein­rich III. län­ger ge­lebt, so wäre der Kampf zwi­schen Kai­ser und Papst hin­aus­ge­scho­ben; er ent­brann­te, als sich nach sei­nem Tode ein über­mü­ti­ger, zucht­lo­ser jun­ger Mann und ein Dä­mon der Herrsch­sucht ge­gen­über­tra­ten.

In den Chro­ni­ken wird er­zählt, dass, wäh­rend Hein­rich III. sich in Rom auf­hielt, dort ei­nes Zim­mer­man­nes Söhn­chen bei der Ar­beits­stät­te sei­nes Va­ters mit Spä­nen spie­lend sie in der Form von Buch­sta­ben zu­sam­men­leg­te. Zu­fäl­lig kam ein Pries­ter vor­bei und las, dass die Buch­sta­ben den Satz bil­de­ten: Do­mi­na­bor a mari us­que ad ma­re – ich wer­de herr­schen von Meer zu Meer. Er schloss dar­aus, dass das Kind einst Papst wer­den wer­de und mach­te den Zim­mer­mann dar­auf auf­merk­sam, der es dar­auf­hin zur Schu­le schick­te. Es wur­de ge­lehrt und kam in die kai­ser­li­che Kanz­lei, wo des Kai­sers jun­ger Sohn ihn ken­nen­lern­te und zu ver­spot­ten pfleg­te. Da träum­te der Kai­ser ein­mal, dass dem Zim­mer­manns­sohn, der Hil­de­brand hieß, zwei Hör­ner bis an den Him­mel wuch­sen, mit de­nen er sei­nen Sohn er­fass­te und in den Dreck warf. Die Kai­se­rin leg­te den Traum so aus, dass Hil­de­brand Papst wer­den und ih­ren Sohn vom Thro­ne sto­ßen wer­de. Auch er­zähl­te man sich, dem gu­ten Bru­no von Toul, dem Papst Leo IX., sei Hil­de­brand im Traum in ei­nem flam­men­sprü­hen­den Ge­wand er­schie­nen, und in­dem er das Hil­de­brand er­zählt habe, habe er hin­zu­ge­fügt: »Wenn du je, was Gott ver­hü­te, den Apo­sto­li­schen Stuhl be­steigst, wirst du die gan­ze Welt in Ver­wir­rung brin­gen.« Si­cher­lich mach­te sich die be­deu­ten­de Per­sön­lich­keit des Mönchs schon früh be­merk­bar, sein Wil­le ge­bot in Rom, be­vor er selbst Papst wur­de. In sei­nem Sin­ne wur­de auf der be­rühm­ten Synode des Jah­res 1059 be­schlos­sen, dass die Papst­wahl künf­tig dem Kar­di­nals­kol­leg, Kle­rus und Volk, den Wäh­lern nach al­tem ka­no­ni­schen Recht, nur die for­mel­le Zu­stim­mung zu­ste­hen sol­le. Dem Kai­ser soll­te das Recht blei­ben, die Wahl zu be­stä­ti­gen, was aber auch nicht ei­gent­lich ein Recht, son­dern ein per­sön­li­ches Zu­ge­ständ­nis des Paps­tes sein soll­te. Da­durch war der Ein­fluss des Kai­sers auf die Be­set­zung des Päpst­li­chen Stuh­les aus­ge­schal­tet. Die Kir­che zu be­frei­en war ein großes und gu­tes Ziel; aber Hil­de­brand kam es nicht mehr nur auf Frei­heit, son­dern auf Herr­schaft an. Es scheint in der mensch­li­chen Na­tur be­grün­det zu sein, dass Frei­heit un­ter den Men­schen sich sel­ten ver­wirk­li­chen lässt, was Goe­the in den furcht­ba­ren Wor­ten aus­ge­drückt hat, man müs­se Am­boss oder Ham­mer sein. Die einen Druck ab­wer­fen wol­len, trach­ten ge­wöhn­lich da­nach, ihn selbst aus­zuü­ben; wer die an­de­ren nicht un­ter­wirft, muss fürch­ten, un­ter­wor­fen zu wer­den. Hil­de­brand, als Papst Gre­gor VII., er­klär­te förm­lich den An­spruch der Kir­che, den Staat zu be­herr­schen; er be­grün­de­te das mit der Stell­ver­tre­tung des all­mäch­ti­gen Got­tes durch den Papst. Es kam nun dar­auf an, den kai­ser­li­chen Ein­fluss auch auf die Wahl der Bi­schö­fe ab­zu­stel­len; das wur­de vor­be­rei­tet durch die Aus­deh­nung des Be­grif­fes der Si­mo­nie auf je­den Ein­griff von welt­li­cher Sei­te in die Be­set­zung kirch­li­cher Stel­len. Wä­ren die Bi­schö­fe nichts als Pries­ter ge­we­sen, hät­te man die­se Auf­fas­sung bil­li­gen müs­sen; da sie welt­li­che Fürs­ten wa­ren, konn­te der Kö­nig auf das Recht, sie zu er­nen­nen oder bei ih­rer Er­nen­nung mit­zu­wir­ken, nicht ver­zich­ten. Die Bi­schö­fe wa­ren seit der Zeit Ot­tos des Gro­ßen die Stüt­ze des Thro­nes ge­we­sen; ge­schick­ter und ge­fähr­li­cher konn­te der Papst den Kai­ser nicht an­grei­fen, als in­dem er sie ihm ent­zog, sie ihm im Zwei­fels­fal­le zu Geg­nern mach­te.

In dem Kamp­fe, den Hil­de­brand ent­zün­de­te, wa­ren zu­nächst für den Kai­ser die Aus­sich­ten nicht schlecht. Die Neue­run­gen, die der Papst ein­füh­ren woll­te, wa­ren zu ein­schnei­dend, zu um­wäl­zend, als dass sie nicht hät­ten er­schre­cken und ver­wir­ren sol­len. Der rö­mi­sche Adel, der durch die neu­en Be­stim­mun­gen von der Papst­wahl aus­ge­schlos­sen war, der nie­de­re Kle­rus, der sich der re­for­ma­to­ri­schen Stren­ge, be­son­ders dem Zö­li­bat wi­der­setz­te, vor al­len Din­gen die Bi­schö­fe selbst, so­wohl in Deutsch­land wie in der Lom­bar­dei, wa­ren na­tür­li­che Geg­ner des Paps­tes. Denn sei­ne Ab­sicht war, in der Kir­che, die bis­her ari­sto­kra­tisch ver­fasst war, ein mon­ar­chi­sches, wenn nicht des­po­ti­sches Re­gi­ment ein­zu­füh­ren, wo­durch die Bi­schö­fe päpst­li­che Be­am­te wür­den. Von der Na­tur schi­en der häss­li­che klei­ne Mönch nicht aus­ge­stat­tet, um an­zie­hend zu wir­ken; sei­ne fa­na­ti­sche Wut hat­te et­was zu­gleich so Im­po­nie­ren­des und Ab­sto­ßen­des, dass man ihn den hei­li­gen Sa­tan nann­te. Von sei­nem Na­men schlie­ßend, hat man ihm ger­ma­ni­sche Ab­kunft zu­ge­schrie­ben, auch die Mög­lich­keit, dass er jü­di­sches Blut ge­habt habe, ist er­wo­gen wor­den.

Zwei Um­stän­de aber gab es, die dem Papst zu­stat­ten ka­men: der Auf­stand der Sach­sen ge­gen den Kai­ser und des Kai­sers Per­sön­lich­keit. Zum ers­ten Male trat jetzt ver­häng­nis­voll her­vor, was so oft noch zu bit­te­ren Kämp­fen füh­ren soll­te, dass ein Riss durch das Reich ging, der den Nor­den vom Sü­den trenn­te. Es zeig­te sich, dass die Sach­sen nicht so mit den üb­ri­gen Stäm­men ver­schmol­zen wa­ren, wie man be­son­ders zu der Zeit hat­te glau­ben kön­nen, als Sach­sen un­ter den Ot­to­nen als Stamm­land der herr­schen­den Dy­nas­tie be­vor­zugt war. Auch die Sa­lier hiel­ten sich mit Vor­lie­be in Sach­sen auf; das wur­de nicht als will­kom­me­ne Gunst auf­ge­fasst, son­dern als Be­stre­ben, die säch­si­sche Frei­heit zu be­schrän­ken. Dem lag die Tat­sa­che zu­grun­de, dass die Sa­lier die Ver­min­de­rung des Kö­nigs­gu­tes durch Er­wer­bun­gen in Sach­sen aus­glei­chen woll­ten, ein be­rech­tig­tes Be­stre­ben, das aber die Sach­sen zum Wi­der­stand reiz­te. Zur­zeit Ot­tos des Gro­ßen wa­ren die Erz­gru­ben am Ra­ben­ber­ge bei Gos­lar ent­deckt wor­den; da al­les Berg­werk Re­gal war, den Kö­ni­gen zu­stand, be­kam die­ser Ort für sie eine be­son­de­re Wich­tig­keit. Hein­rich III. mach­te Gos­lar ge­ra­de­zu zum Mit­tel­punk­te sei­nes Rei­ches und gab ihm einen Teil des Reich­tums, den er sei­nem Ber­ge ver­dank­te, in Bau­ten von un­ver­gleich­li­cher Pracht wie­der. Er er­rich­te­te am Fuße des Ra­ben­ber­ges einen Palast, der das Vor­bild vie­ler kö­nig­li­cher und fürst­li­cher Pfal­zen wur­de, und nahe da­bei den viel­be­wun­der­ten Dom, von dem ein ein­zi­ges Por­tal üb­rig­ge­blie­ben ist. Hing Gos­lar den Kö­ni­gen treu an, so wur­den im All­ge­mei­nen ihre häu­fi­gen Be­su­che un­gern ge­se­hen, die, da die Herr­scher mit­samt ih­rem Ge­fol­ge von der Be­völ­ke­rung er­hal­ten wer­den muss­ten, teu­er zu ste­hen ka­men. Man emp­fand die Dy­nas­tie als Frem­de, und vollends als Ein­dring­lin­ge be­trach­te­te man die Süd­deut­schen, die sie mit­brach­ten. Hein­rich IV. wur­de vor­ge­wor­fen, dass er die Leu­te von nied­ri­ger Ge­burt und dass er Schwa­ben be­vor­zu­ge; da­mals kam die Rede auf, dass ein Sach­se sie­ben Schwa­ben wert sei. Das ge­bie­te­ri­sche Auf­tre­ten der Sa­lier, na­ment­lich das et­was hoch­tra­ben­de fei­er­li­che We­sen Hein­richs III., sein kirch­li­cher Ei­fer stie­ßen ab; im­mer­hin wird von ei­nem sehr stol­zen und un­ge­bär­di­gen Vol­ke eher noch ein stren­ger Ge­bie­ter er­tra­gen, der fol­ge­rich­tig kla­re Zie­le ver­folgt, als ein Un­be­re­chen­ba­rer, der bald des­po­ti­schen Ge­lüs­ten, bald sinn­li­chen An­trie­ben oder be­que­men Ratschlä­gen nach­gibt.

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Hacim:
1861 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783962817725
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