Kitabı oku: «Ricarda Huch: Deutsche Geschichte – Mittelalter – I. Römisches Reich Deutscher Nation –», sayfa 7

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Im Wesen vieler dieser Kirchenmänner waren Hochmut mit Demut, Ausgelassenheit, Wildheit, Abenteuerlust und Prachtliebe mit Gottergebenheit und Askese wunderlich gemischt. Die eben noch mit Begeisterung Hiebe ausgeteilt oder an reichbesetzter Tafel geschwelgt hatten, überschwemmten bald darauf den Boden der Kirche mit Tränen.

Groß war aber auch die Zahl derer, die ihr Leben in staatsmännischer Arbeit verzehrten und daneben das Beispiel der Sittenreinheit und priesterlichen Frömmigkeit gaben.

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Frauen

Frauen

Die Leiden und Entbehrungen, zu denen die Frau durch die Natur bestimmt ist, wird keine menschliche Einrichtung je ganz aufheben können; denn wer befreite sie von der Liebe zu den Kindern, die von diesen nie im selben Grad erwidert wird, von ihrer Anhänglichkeit an den Mann, der im Wechsel glücklich ist, von ihrem Schwelgen in Unterordnung, das ihre Beherrscher erst recht zu Tyrannen macht, von ihrem Pflichtgefühl, das sie an Haus und Familie bindet, von der Zartheit ihres Gewissens, das ihr manches verbietet, was der Mann sich erlaubt, und ihr manches auferlegt, was der Mann vernachlässigt. Sieht man ab von den Beschränkungen, mit denen die Natur die Frau eingeengt hat, so findet man, dass sowohl die germanische Auffassung wie die der Kirche der Frau günstig war. Das Wort Frau heißt Herrin, und Herrinnen waren die adligen und freien nordischen Frauen, von denen Geschichte und Sage melden. Durch das Gesetz allerdings war die Frau vom Mann abhängig und von der Betätigung im staatlichen Leben ganz ausgeschlossen, wenn sie auch im Volksrecht einiger Stämme doppeltes Wergeld genoss und auch sonst gewisse Züge auf eine zartfühlende Berücksichtigung der körperlich schwächeren und geistig so wirksamen, der opferbereiten, mit so schwerer Verantwortung beladenen Gefährtin deuten. Allein man kann auf die Geltung, die eine Klasse von Menschen hat, nicht nur aus dem Gesetz schließen. Die enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn, Vater und Tochter, Bruder und Schwester, Mann und Frau schuf im täglichen Leben Gewohnheiten, die der Frau mehr zuwendeten, als das plumpe Gesetz ihr nahm. Soweit die Persönlichkeit wirken konnte, hatte die Frau viel Einfluss. Lässt er sich selten ausdrücklich berechnen, so spiegelt er sich darin, dass die Überlieferung oft, wenn ein Mann etwas im Guten oder Bösen Auffallendes, etwas Sieghaftes oder Unheilvolles tat, die Mutter oder Frau dafür verantwortlich machte.

Unbändiger Stolz beseelte die deutsche und namentlich die nordische Frau, ebenso wie die nordgermanischen Männer. Sie zürnen dem Vater, wenn er sie, ohne sie um ihre Einwilligung zu fragen, vermählt, zürnen ihm doppelt, wenn er sie einem Unebenbürtigen gibt. Es kommt vor, dass der Mann die Frau im Zorn schlägt, aber ebenso oft, dass sie den Schlag mit seinem Tod rächt.


Olav I. Tryggvason (* 968; † 9. September 1000 in der Svolder) war ein norwegischer König, der von 995 bis 1000 regierte. Auf Altnordisch lautete sein Name „Óláfr Tryggvason“ und auf den von ihm geprägten Silberpfennig-Münzen bezeichnet er sich in der lateinischen Inschrift als „ONLAF REX NOR“ (Abkürzung für: „Onlafus rex Normannorum“).


Sigrid die Stolze

Als der norwegische König Olaf Tryggvasohn um die schwedische Königin Sigrid warb und verlangte, dass sie Christin würde und sie das nicht wollte, schlug er ihr den Handschuh ins Gesicht. „Das soll dir noch einmal den Tod bringen“, sagte sie und hielt Wort.


Sven Gabelbart

Sie heiratete den Dänenkönig Sven Gabelbart und bewog ihn, Olaf zu bekriegen, bis er als Unterliegender sich selbst den Tod gab. Es scheint, dass die Männer die Frauen umso mehr liebten, je stolzer, kühner und selbständiger sie waren. Sie bewunderten ihre Klugheit, hörten auf ihren Rat, ordneten sich ihnen unter, hatten besonders eine abergläubische Ehrfurcht vor ihnen, wenn sie ihre Sehergabe, Zauberkunst und Heilkunst ausübten. Zu der Zeit, als die Sitten schon bedeutend gemildert waren, erscheinen in der Dichtung Kriemhild und Gudrun in einer Pracht der Persönlichkeit, wie sie nur bei ungekränktem Selbstgefühl sich entfalten kann.


Kriemhild


Brynhild und Gudrun

Gudruns entrüstete Ablehnung eines Gemahls, der Vasall ist, veranlasst verheerenden Krieg, und wilden Stolz verleugnet das Königskind nie, nicht in Todesgefahr, nicht unter Qualen und Demütigungen, nicht gegenüber der Schmeichelei. Als Bräutigam und Bruder sie wiedergefunden haben und Befreiung in Aussicht steht, ist ihr erstes Tun, dass sie mit jubelndem Hohn die Wäsche, die sie waschen musste, ins Meer wirft. In königlicher Großmut sucht sie die Feindin, als sich der Sieg den Ihren zugewendet hat, zu schützen, findet es aber doch richtig, dass die Frau, die sie, die Hochgeborene, gezwungen hat, Magd-Dienste zu tun, mit dem Tod büßen muss. Nicht selten erscheint der Verschwendung, den hochmütigen Ansprüchen der Frau gegenüber der Mann als der Bescheidenere, Maßvollere.

Wieviel Anteil die Frauen an den Staatsgeschäften nahmen, zeigt die Geschichte.


Bertrada, die Mutter Karls des Großen

Bertrada, die Mutter Karls des Großen, veranlasste seine Heirat mit einer langobardischen Prinzessin; obwohl andere Wege eingeschlagen wurden, blieb sie bis zu ihrem Tod hochgeehrt von ihrem Sohn und ihrer ganzen Familie. Eine ähnliche Stellung hatte in Sachsen die fränkische Oda, die Frau Ludolfs und Mutter der Herzöge Brun und Otto, und ganz besonders die Königin Mathilde.


Königin Mathilde

Sie wurde einer Heiligen gleich geachtet, ihr Name erbte sich in der Familie fort, solange sie bestand. Nicht nur ihre eigenen erwachsenen Söhne betrachteten sie als Oberhaupt, sondern auch Ottos natürlicher Sohn Wilhelm, der Erzbischof von Mainz. Nach dem Tode ihres Mannes beschäftigte sie sich mit der Sorge für Arme, Kranke und Pilger, was als vornehmste Aufgabe der Frau angesehen wurde, aber auch mit Handarbeit und Wissenschaft; ihr Biograph betont, dass sie bei aller Demut immer die königliche Würde behauptete.


Schwester Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg

Seiner Schwester Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, vertraute Otto der Große während seiner Abwesenheit das Reich an; seine Tochter Mathilde, ebenfalls Äbtissin von Quedlinburg, hatte großen Einfluss während der Kindheit Ottos III. Ottos Bruder Heinrich hatte zwei energische und kluge Töchter, Gerberga, die Äbtissin von Gandersheim wurde, und Judith, die Gattin des viel älteren Herzogs Burkhard von Schwaben, welche letztere ganz besonders sowohl des Vaters Schönheit sowie seine Herrschsucht und sein heftiges Temperament geerbt zu haben scheint. Ihr Freund Ekkehard II., den sie zu sich auf den Hohentwiel befahl, um mit ihr den Virgil zu lesen, und den sie mit Gnaden und Geschenken überhäufte, genoss die Gunst der herben Dame halb widerwillig; so wenigstens wird berichtet.


Äbtissin Gerberga

Unter der Führung der Äbtissin Gerberga und der Lehrerin Richardis bildete sich im Kloster Gandersheim, am Rande des Harzes, die Dichterin Hroswitha, deren Werk, wenn es auch, wie der Körper von einer Kutte, durch die fremde Sprache vermummt ist, Verstand und Geschmack und eine feste Linienführung offenbart. Dass Nonnen Latein lernten, war nicht selten. Nicht nur die Mädchen, sondern auch die Knaben erhielten ihren ersten Unterricht in den Frauenklöstern.


Gisela, Witwe des Herzogs von Schwaben

Unter den Frauen der Salier ragt Gisela, die Witwe des Herzogs von Schwaben und Mutter des unglücklichen Ernst, als bedeutende Persönlichkeit hervor.


Richenza

Sehr großen Einfluss scheint die Braunschweigerin Richenza auf ihren Mann, den König Lothar, gehabt zu haben, so dass, wer etwas bei ihm erreichen wollte, zuerst sie zu gewinnen suchte. Als sie mit Lothar in Italien war, besuchte sie nicht nur die heiligen Stätten, um zu beten, wie das üblich war, sondern auch die durch Geschichte und Kunst denkwürdigen Orte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie noch jahrelang die Führerin der Welfen im Kampf gegen die Staufer; als sie starb, erlahmte die Bewegung.


Auch die Frau Barbarossas, die Kaiserin Beatrix, begleitete ihren Mann auf allen seinen Feldzügen; sie galt als klug und gebildet, und man wusste, dass der Kaiser sehr abhängig von ihrem Urteil war. Mochten Geistliche gelegentlich die Schwachheit der Frau im Mund führen, so dachte man doch nicht daran, der Frau ihr Geschlecht als Minderwertigkeit anzurechnen oder sie auf ein enges Feld der Betätigung einzuschränken, wenn die kriegerische auch für sie natürlich nicht in Frage kam. Wir hören, dass im 9. Jahrhundert Bischof Ansgar zuweilen zu einer sächsischen Adligen namens Liutbirg pilgerte, die im Bodetal ein Eremitendasein führte; sie unterrichtete Mädchen im Beten, Singen und Handarbeiten. Dazu kam später wohl noch die Kenntnis von Sprachen und das Spielen verschiedener Musikinstrumente. Jedenfalls waren die Frauen eher gebildeter als die ritterlichen Männer; noch Ende des 15. Jahrhunderts konnten ein Burggraf von Nürnberg und ein Graf von Sayn nicht schreiben, vielleicht konnte es auch Rudolf von Habsburg nicht: es ist anzunehmen, dass die Frauen, die sich so warm für Dichter und Dichtkunst interessierten, das Lesen verstanden. Dass Nonnen oft schrift- und sprachenkundig waren, ist selbstverständlich. Den Bürgerfrauen stand in Bezug auf Arbeitsbetätigung ihr Geschlecht nur insofern im Weg, als ihnen zu manchen Berufen die körperliche Kraft fehlte. Der Eintritt in eine Zunft war ihnen nicht verwehrt, abgesehen davon, dass oft Witwen das Geschäft des Mannes fortsetzten. Besonders gehörten ihnen gewisse Berufe, die eine zarte, biegsame Hand erforderten, wie der der Schleierwäscher oder Goldspinner oder Sticker, aber auch andere, in denen sie seit der Zeit geschickt sein mochten, als der häusliche Haushalt für die eigenen Bedürfnisse aufkam. Wie in der Frühzeit übten sie auch später die ärztliche Kunst aus; es gab hier und da Stadtärztinnen.

Dem Vater stand es zu, Söhne und Töchter ins Kloster zu schicken oder zu verheiraten; aus vielen Beispielen geht hervor, dass er dabei in der Regel die Wünsche der Mutter berücksichtigte. In vielen adligen Familien war es Sitte, nur je eines der Kinder zu verheiraten, die übrigen geistlich werden zu lassen. Bei der Heirat wurde hauptsächlich der Vorteil in Betracht gezogen; aber es wird liebevolle Eltern gegeben haben, die bestimmte Neigung oder Abneigung der Kinder nicht unbeachtet ließen. Von der eigenwilligen Judith erzählte man, sie habe, weil sie keine Lust hatte, den ihr bestimmten griechischen Prinzen zu heiraten, dem griechischen Maler gegenüber, der sie porträtieren sollte, ihr schönes Gesicht zur Grimasse verzogen, um den Freier abzuschrecken, was ihr auch gelungen sei. Den Aufenthalt im Kloster zogen gewiss viele Mädchen der Ehe vor; sie genossen dort Bequemlichkeit, Sicherheit und Ehre, und auch eine weitgehende Freiheit nahmen die adligen Frauen als selbstverständlich für sich in Anspruch. Fanden die Frauen kein Glück in der Ehe, so wussten sie sich zu entschädigen, wenigstens möchte man das aus den häufigen Verdächtigungen hochgestellter Frauen schließen, wenn sie auch nicht immer begründet waren.


Liutgard

Ottos des Großen Tochter Liutgard wurde des Ehebruches beschuldigt, die später heiliggesprochene Kunigunde, die Frau Heinrichs II., soll sich durch das Gottesgericht von der Anklage gereinigt haben, indem sie mit bloßen Füßen über ein glühendes Eisen schritt. Man dachte im Allgemeinen nicht streng über leidenschaftliche Beziehungen zwischen Mann und Frau. Bischof Salomon von Konstanz hatte ein Liebesverhältnis mit der Äbtissin des Klosters Fraumünster von Zürich; in die schöne Tochter, die der Verbindung entsprang, verliebte sich der Kaiser Arnulf. Es ist nicht zu verwundern, wenn Frauen oft beschuldigt wurden, mit Geistlichen zärtliche Verbindungen zu unterhalten, wenn sie gern mit Geistlichen verkehrten. Das Interesse für die gleichen Gegenstände, für Armen- und Krankenpflege, für Poesie und Kunst führte sie zusammen, Frauen und Geistliche waren gebildeter als die weltlichen Männer, sie betrachteten die Dinge in einem Licht, das sie interessanter, bedeutender, vielgestaltiger erscheinen ließ. Begreiflich ist es auch, dass die Mütter wenigstens einige ihrer Söhne der Kirche zu übergeben liebten, wo sie einigermaßen vor dem Tod im Krieg gesichert waren, wo ihre Begabung gepflegt wurde und sich entfalten konnte. So dachte zum Beispiel die Gräfin von Goseck, eine geborene Gräfin von Weimar, von deren Söhnen einer, Adalbert, der berühmte Erzbischof von Bremen wurde. Die ritterliche Erziehung der Knaben war so hart, sie verlief zwischen Pferden und Waffen, im Stall, im Sattel, unter Knüffen und Püffen, dass es dem Herzen mancher Mutter wehtun mochte, besonders wenn das Kind zart war und darunter litt.

Das Christentum hat mit seiner Anpreisung der Demut wohl nicht nur im guten, sondern auch im üblen Sinne zähmend gewirkt, indem es mit der Wildheit der heidnischen Frau ihre frische Kraft dämpfte; aber es setzte ihre weibliche Würde nicht herab, verklärte sie vielmehr in ihren wesentlichen Eigenschaften. Das überirdische Geheimnis der Empfängnis und Mutterschaft hatte sein Symbol in der jungfräulichen Mutter des Herrn, in der das Wort Gottes Fleisch wurde. In den kleinen dunklen Kirchen der ottonischen Zeit sah man sie unnahbar groß, den wunderbaren Sohn auf dem Arm, eine Göttin mit unergründlichem Leidensblick, man sah sie unschuldig ernst, halb abgewendet der Botschaft des Engels lauschen, der die Fülle himmlischer Herrlichkeit vor sie hinstürzt, man sah sie, das Herz von Schwertern durchbohrt, sah die Überwinderin aufwärts schweben, das verjüngte Haupt mit der Krone des Lebens gekrönt. Sie, die Gottesgebärerin, die Himmelskönigin, war in allen irdischen Leiden geprüft. Und erlebte nicht jede Frau das Wunder, dass ihrem Schoß ein Kind entsprang, dem Gott die Seele einhauchte? Das unlösbare Geheimnis der Geburt band die Frau an den Gott, dessen Atem dem Geschöpf die letzte Vollendung zur Menschenwürde gibt; ihm brachte man es dar nicht erst bei der Taufe; schon vorher, als es noch ungestaltet in ihrem Schoß lag, musste es durch sie von seinem Wort beseelt werden. Im Märchen wird die Frau, die beschuldigt wurde, anstatt eines menschlichen Kindes einen Hund oder einen Wolf zur Welt gebracht zu haben, zum Feuertod verurteilt; wie eine Ketzerin oder Zauberin, eine Gottlose, erscheint die, deren Kind kein Menschenantlitz trägt, also kein Gotteskind ist.

Neben der Maria stehen viele große Heilige: Margarete, die Drachentöterin, Agnes, die im Haus der Unzucht ihre Reinheit bewahrt, Katharina, Dorothea und viele andere, die von dem todüberwindenden Heldenmut der Frau und ihrer Überzeugungstreue zeugen. In der Hochschätzung der Jungfräulichkeit traf die christliche Auffassung mit der germanischen zusammen. Die Walküren verloren ihre Kraft mit der Jungfräulichkeit, das Blut oder der Kuss einer reinen Jungfrau hat im Märchen erlösende Kraft. Darin wird nicht nur die Tatsache gewürdigt, dass die Frau durch die sinnliche Liebe oft bis zur Betäubung des Gewissens und zum Verlust der eigenen Persönlichkeit vom Mann abhängig wird, sondern wohl auch die andere, dass die zurückgedrängte Kraft geschlechtlicher Liebe sich in schöpferische Geisteskraft umsetzen kann. Die Heilige trat für den Germanen an die Stelle der wegen ihres prophetischen Geistes oder wegen ihrer Zauberkunst verehrten Frauen. Sieht man, mit was für geduldiger Aufmerksamkeit ein so imperatorischer König wie Friedrich I. Barbarossa die Strafpredigten der Hildegard von Bingen aufnahm, kommt es einem vor, als habe die Ehrfurcht in ihm nachgewirkt, die seinen heidnischen Vorfahren die Seherin als die von den Göttern Erwählte einflößte.

Dass die Frau die frohe Botschaft verständnisvoll aufnahm, hat die rasche Verbreitung des Christentums erleichtert, wenn nicht ermöglicht. In vielen Fällen wurden die Könige und Volkshäupter, die das Beispiel gaben, durch die Frau bekehrt. Es ist immer die Frau, die den Sinn für das Übersinnliche hat, und Frauen waren es, die das eigentliche Wesen des Christentums erkannten oder erfühlten. Ihnen empfahl sich der Christengott nicht, weil er der mächtigste, sondern weil er der liebende war, der gerechte und gnädige, der der Sünde wehrt und dem reuigen Sünder verzeiht. Die Frau als die körperlich Schwächere, als Mutter zu Schmerz und Opfer und zur Hüterin von Haus und Familie bestimmt, verstand die Religion, welche die Gewalt durch die Kraft des liebevollen Geistes und durch den Glauben an den Sieg des Guten überwindet. Die Heiligung der Ehe durch die Kirche entsprach dem Interesse der Frau, die den Kindern den Vater erhalten will, die aus Liebe zu den Kindern auf den Wechsel verzichtet, und der, da ihre zarte Körperlichkeit den Reiz früh einbüßt, der den Mann anzieht, die Verklärung des ehelichen Verhältnisses durch das Sakrament willkommen sein musste. Von der ungeregelten Leidenschaft der nordischen Heiden hatten wohl Frauen Genuss und Vorteil; aber überwiegend litten doch Frauen darunter. Denn es ist unumgänglich, dass der natürliche Mann sich seiner überlegenen Kraft bedient, um die Frau zu beherrschen und um sich ihrer zu entledigen, wenn sie ihm im Wege ist, nicht selten mit derselben Leidenschaft, die er einsetzte, um sie zu gewinnen, solange er sie begehrte. Drückten nun auch Päpste und Bischöfe zuweilen ein Auge zu, wenn es sich um mächtige Herren handelte, so haben sie doch im Allgemeinen auch solchen gegenüber die gekränkte Frau beschützt. Die Familie konnte zu einem befriedeten Bezirk werden, innerhalb dessen, wenn ringsum ungezähmte Leidenschaft, Habsucht und Machtgier der Großen sich austobten, vorzüglich unter der mütterlich regierenden Hand der Frau sich diejenigen Tugenden erhielten, die der Gesundheit und dem Glücke des Volkes zugrunde liegen.

Dass die Regelung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau durch die Kirche nichts mit Zimperlichkeit und Sinnenfeindlichkeit zu tun hatte, beweist die Unbefangenheit, mit der die Dirnen in den öffentlichen Frauenhäusern betrachtet und behandelt wurden. Sie erschienen bei festlichen Anlässen als eine ständische Gruppe neben anderen, oft mit Blumen geschmückt, und wenn an der Rücksicht, die man auf sie nahm, auch der finanzielle Gewinn einen Anteil hatte, den Stadträte oder Fürsten aus ihnen zogen, so zeigte sich doch auch die Neigung des ganzen Volkes darin, diese Mitbürgerinnen sich eher mit Wohlwollen einzugliedern, als sie zu verachten oder sich an ihnen zu ärgern. Auch in dieser Beziehung brachte das Christentum wohl Veredlung, aber nicht Vergewaltigung der Natur; die „Tochter Gottes“ sollte nicht nur für ihre schönen Triebe, sondern auch für Ausgelassenheit und Unart Spielraum haben.

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Der Norden

Der Norden

Otto I. schickte den Bischof Liutprant von Cremona, einen begabten, temperamentvollen Langobarden, an den Hof von Byzanz, um für seinen Sohn um die Hand einer griechischen Prinzessin zu bitten. Als der Kaiser Nikephoros sich bei Tisch über die Völlerei der Burgunder lustig machte, sagte Liutprant, schon gereizt durch geringschätzige Behandlung: „Wir Langobarden, Sachsen, Franken, Lothringer, Bayern, Schwaben und Burgunder verachten die Römer so sehr, dass wir im Zorn für unsere Feinde kein anderes Schimpfwort haben als Römer.“ Zweihundert Jahre später waren aus den Langobarden Lombarden geworden, und ihr germanischer Ursprung glich den Gegensatz zwischen Deutschen und Italienern nicht mehr aus. Wohl aber bestand im Norden noch lange ein germanisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn es auch englische und schwedische, dänische und norwegische Königreiche gab, die sich untereinander bekriegten, wenn auch die Sachsen und Friesen sich bewusst waren, zum Römischen Reich Deutscher Nation zu gehören, wenn sie auch verschiedene Sprachen redeten und verschiedene Ziele verfolgten, so fühlten sie sich doch als Nordleute, verbunden durch das nordische Meer, das gegen ihre Küsten flutete, das ihre Schiffe befuhren, das ihr gemeinsames Schicksal war. Oft scheint es sogar, als fühlten die Sachsen mehr Verwandtschaft zu den Angelsachsen, Dänen und anderen Nordleuten als zu den Schwaben und Bayern; selbst das bedeutende Moment der Zusammengehörigkeit, das das Christentum bildet, kommt nicht immer gegen das germanische Verwandtschaftsgefühl auf.

Clarum inter Germanos Frisiorum nomen. Berühmt ist unter den Deutschen der Name der Friesen, sagte Tacitus. Kaum erscheint ihr Name in der Geschichte, hatten sie schon Taten getan, die sie als Rächer ihrer Freiheit zeigten. Weder Herren noch Knechte litten sie unter sich. Jahrhunderte hindurch war ihre Chronik Kampf und Sieg über alle, die sie unterwerfen wollten. Viele Grafen von Holland, die die Friesen als ihre Untertanen betrachteten, fanden in ihren Sümpfen ihr Grab. Wie die Möwen, die sich kreischend vor gieriger Lust in den Sturm werfen, wenn sie am Strande gehen, etwas von gemütlichen Enten haben, so sagt man von den Friesen, dass sie daheim stumpfsinniger Untätigkeit verfallen; aber wenn eine Sturmflut Deich oder Vieh bedroht, oder auf dem Meer, stürmen sie furchtlos in die Gefahr, ringen sie wie ein unbändiges Element mit den Elementen. Dieser Friesenstolz war allen Nordleuten bis zu hohem Grad eigen. Man hat bemerkt, dass die Sprache der Friesen der englischen näher als der deutschen verwandt ist, von der sie sich stärker als ein Dialekt unterscheidet, und dass sie auch im Charakter den Engländern gleichen; allein auch den Sachsen waren sie so ähnlich, dass es schwer ist, eine bestimmte Grenze zwischen Sachsen und Friesen zu ziehen. Waren doch auch die Engländer damals unvermischte Sachsen, vielleicht schon mit Friesen verschmolzene. Meeranwohner waren sie alle, als Kinder des Meeres einander verschwistert. Sachsen und Friesen waren viel eher Christen geworden als die Skandinavier; aber wie diese waren jene durch die wilde Taufe des Meeres gefeit, ein Geschlecht, das mitten im Untergang, wenn Erde und Sterne wanken, die Wonne seiner Kraft am sichersten fühlte. Auf den ewig von Stürmen umsausten Dünen wuchsen keine Bäume, gab es keine heiligen Haine; heilig war dort die Freiheit. Noch jahrhundertelang beteten auf den friesischen Inseln die Pfarrer selbst um gesegneten Strand, nämlich dass viele Schiffe scheiterten. Als die Blutrache längst nicht mehr im Schwange war, schlugen die Angehörigen eines Getöteten noch mit dem Schwert an die Kirchhofspforte und an die Tür des Mörders und murmelten: Rache! Rache! Die Weisen, die beim friesischen Festmahl zur Harfe gesungen wurden, waren bald stürmisch, bald unsäglich süß und zwangen Alt und Jung zu tanzen, tolle, heidnische Tänze, bis sie besinnungslos hinfielen. Die nordischen Glaubenshelden behielten als Christen ihre schwungvolle Faust.


Bischof Evermod von Ratzeburg * um 1100 in Belgien, † 17. Februar 1178

Bischof Evermod von Ratzeburg wollte einmal einen vornehmen Dithmarscher, dem ein Verwandter erschlagen worden war, bewegen, von der Rache abzustehen. Vergebens predigte er ihm die Grundsätze christlicher Nächstenliebe, vergebens drang er mit Bitten und Flehen auf den Unversöhnlichen ein, endlich fiel er ihm zu Füßen. Der Dithmarscher verschwur sich mit schrecklichen Eiden, sich niemals mit dem Beleidiger zu versöhnen. Da holte der Bischof aus und versetzte dem Mann einen gewaltigen Backenstreich, worauf der Dithmarscher nachgab und verzieh. Außerordentlich stark und verwegen war Dankbrand, der Sohn eines sächsischen Grafen. Nachdem er wegen eines schönen Mädchens mit einem dänischen Großen in Streit geraten war und ihn erschlagen hatte, floh er nach England und wurde dort Kaplan des berühmten norwegischen Königs Olaf Tryggvason, der soeben mit der ungestümen Leidenschaft, die ihm eigen war, das Christentum ergriffen hatte. Olaf Tryggvason war ein König nach dem Herzen der Nordleute: fröhlich, prächtig, glücklich und gütig, im Zorn unaufhaltsam zerstörend wie das Feuer. Er begann sofort die Heiden zu bekehren und schickte den kühnen Dankbrand zu diesem Zweck nach Island. Einige Heiden, die sich der Taufe widersetzten, schlug Dankbrand sofort tot, einem besonders starken Helden erbot er sich, die Überlegenheit seines Gottes im Zweikampf zu beweisen. Trotz mancher auf diese Art errungenen Erfolge hielten es die erstaunten Isländer für ratsam, den gefährlichen Missionar aus ihrem Land zu verbannen. So waren die nordischen Küstenbewohner: funkelnd vor Kraft und Übermut und Grausamkeit wie das Meer, halb Kinder, halb Riesen.

Meerkönig im Norden zu werden, die verschiedenen, das friesische Meer begrenzenden Länder zu einem Reich zusammenzufassen, war eine Lockung für Eroberer-Herzen. Dänen und Deutsche kamen dabei hauptsächlich in Betracht, Dänemark und Deutschland haben jahrhundertelang um die Beherrschung der Nord- und Ostsee gerungen, bald kämpfend, bald sich vertragend.


Knut der Große war König von England (1016 bis 1035), König von Dänemark (1019 bis 1035) und König von Norwegen (1028–1035). Herkunft.

Der erste, der die Aufgabe mit großem Sinn erfasste, war der König von Dänemark, Knut, der im Beginn des 11. Jahrhunderts England mit seinem Land vereinigte und musterhaft regierte. Sein Ansehen war so überzeugend, dass Konrad II., der damalige Kaiser, es für das beste hielt, in Freundschaft mit ihm auszukommen, ihm das Land zwischen Eider und Schlei abtrat, seinen Sohn Heinrich mit Knuts Tochter verheiratete. Auch Erzbischof Unwan von Bremen, ein Nachkomme Widukinds und Vetter des Bischofs Meinwerk von Paderborn, dem er darin glich, dass er angestammten Reichtum seinem Bistum zugutekommen ließ, unterhielt mit Knut freundschaftliche Beziehungen. Er empfing ihn in Hamburg, wo er gern Hof hielt, um ihn zu ehren, zugleich aber auch, ihm einen Eindruck von seiner fürstlichen Macht zu geben. Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen waren die größten Herren im deutschen Norden, mächtiger als die Herzöge von Sachsen, die eifersüchtig sie zu schädigen trachteten. Es war deshalb natürlich, dass einem von ihnen die Vision des Nordischen Reiches aufging, wenn sie es auch nur in kirchliche Grenzen bannen konnten.

Nachdem Knut und Unwan gestorben waren, ernannte Heinrich III. Adalbert, einen Grafen von Goseck, zum Erzbischof von Bremen.


Adalbert, Erzbischof von Bremen

Gegenüber von Naumburg sind noch Reste seiner Stammburg erhalten, die er und seine Brüder in ein Kloster verwandelten. Von allen Leidenschaften, die diesen ungewöhnlichen, hochbegabten Mann bewegten, war Ruhmbegierde die stärkste. Man hätte denken können, ihr wäre Genüge getan, als der Kaiser, der ihn hochschätzte, ihn zum Papst machen wollte; aber er lehnte es ab, um ein Patriarchat im Norden zu errichten. So sehr hatte der Norden seinen Sinn berückt. Allerdings konnte er im Norden unabhängiger sein als ein vom Kaiser ernannter Bischof von Rom. Um die nordischen Angelegenheiten bekümmerten sich die Kaiser wenig: es war keine Unterstützung, aber auch keine Einmischung von ihnen zu erwarten. Hier war alles neu und fremd, Abenteuer, unbegrenzte Möglichkeit. Der Blick des jungen Mannes, der in den thüringischen Wäldern gefangen gewesen war, schweifte entzückt über das britannische und das baltische Meer, über nie gesehene Inseln bis dahin, wo in Dunkel und Grauen die Erde endet. Diese Länder waren zum Teil noch heidnisch, zum Teil noch nicht im Christentum befestigt; durch lebhafte Missionstätigkeit konnte die Kirche von Bremen hoffen, sie sich kirchlich unterzuordnen, war sie doch mit Hinblick auf diese Aufgabe gegründet, die nur durch unglückliche Umstände und durch die Nachlässigkeit mancher Bischöfe nicht erfüllt war. Es war ein ähnlicher Gedanke, wie im Südosten des Reiches Bischof Pilgrim von Passau ihn gehegt hatte.

Aus eigener Anschauung hatte Adalbert keine Kenntnis der nordischen Länder; aber er sammelte so viele Nachrichten über sie wie möglich. Mit den Slawen, die Mecklenburg und Pommern bewohnten, gab es Beziehungen, denn an der Mündung der Oder lag Jumne, die reichste Handelsstadt der Welt, wo kostbare Erzeugnisse ferner Länder getauscht wurden. Es war bekannt, dass man von dort zu Lande nach Griechenland gelangen konnte, wenn auch dieser Weg wegen der unberechenbaren Sinnesart der anwohnenden Völker vermieden wurde. Weiterhin nach Osten warf das Meer den goldgelben Bernstein ans Ufer, mit dem die Frauen des Südens sich schmückten, und noch weiter oben lag das seltsame Land der Amazonen, von denen man sagte, dass sie durch ein Wasser, das dort fließe, schwanger würden, andere meinten durch vorüberreisende Kaufleute, die sie gefangennähmen und nach dem Gebrauch wieder verstießen. Sie erzeugten Mädchen von wunderbarer Schönheit und Söhne mit Hundeköpfen. Zur Zeit des Erzbischofs Alebrand, der vor Adalbert regierte, taten sich einige vornehme Friesen zusammen, um zu erkunden, ob es wahr sei, dass man von der Mündung der Weser aus immer nordwärts fahrend zum grenzenlosen Weltmeer komme. Nachdem sie sich eidlich miteinander verbunden hatten, fuhren sie ab, ruderten an Dänemark, Schottland und Island vorüber und gerieten plötzlich in den Nebel des weltendenden Meeres. Dort riss sie ein Strudel mit, der ihrer Meinung nach dadurch entstanden sei, dass dort alle Strömungen Ursprung und Ausmündung hätten, verschlang einige Schiffe und spie andere wieder aus. Sie kehrten nach Bremen zurück und erzählten dem Erzbischof ihre Erlebnisse. Bei Island, sagten sie, sei das Eis des Ozeans schwarz und so trocken vor Alter, dass es angezündet brenne. Sicherere Nachrichten gab es über die skandinavischen Länder. Nicht nur dass schon der heilige Ansgar am Mälarsee gewesen war, Adalbert stand in freundschaftlicher Beziehung zum schwedischen König Sven Esthritson, in dessen Gedächtnis die Geschichte der nordischen Völker wie in einem Buch geborgen war.

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