Kitabı oku: «Ricarda Huch: Deutsche Geschichte – Mittelalter – I. Römisches Reich Deutscher Nation –», sayfa 8
Sven II Estridsen (1020-1074 n.Chr.), der letzte Wikingerkönig von Dänemark und Vorfahre aller nachfolgenden dänischen Könige, wurde in der Roskilde Kathedrale begraben.
Man kannte Fünen mit der großen Stadt Odense, Seeland mit Röskilde, dem dänischen Königssitz, Schonen mit Lund, die fruchtbarste dänische Landschaft, wo es schon 300 Kirchen gab. Schweden schilderte der König als ein ebenfalls an Vieh, Früchten und Honig reiches Land, dem auch viele Waren aus der Fremde zugeführt würden; herrlich sei der goldene Tempel von Uppsala, wo alle neun Jahre, zur Zeit der Frühlings-Tagundnachtgleiche alle schwedischen Völker zusammenkämen und ein Fest feierten. Norwegen dagegen sei rau, ungeheuer kalt, unfruchtbar, arm. Das Volk lebe von Viehzucht, nur an Milch und Wolle sei es reich. Er erzählte von den schwarzen Füchsen und Hasen, weißen Mardern und Bären, die es oben im Norden gäbe, und von den Finnen, die auf Schneeschuhen die Ure, Büffel und Elche überflügelten, die sie jagten. Alle Nordleute, aber ganz besonders die Finnen, kannten noch die alten Zauber; so wussten sie durch gemurmelte Sprüche die Walfische in ihre Gewalt zu bringen. Je mehr man nach Norden kam, desto mehr war heidnische Zauberei im Schwange.
Den Charakter der Nordleute stellte man an Adalberts Hof nach allem, was man davon sah und hörte, sehr hoch. Sie besaßen die von den Deutschen so geschätzten Eigenschaften der Tapferkeit und des Stolzes; sie ließen sich lieber töten als züchtigen; von einem zum Tod Verurteilten erforderte der Anstand, unbekümmert fröhlich zu erscheinen. Sie verachteten Gold und Silber, Pelzwerk und feine Stoffe, und ihre Gastfreiheit war unbegrenzt. Es machte tiefen Eindruck, dass in manchen Gegenden Schwedens und Norwegens die vornehmsten Männer Viehhirten waren wie die Erzväter der Bibel, dass die Schweden noch keine Städte hatten und ihr Leben in Armut und heiliger Einfalt zubrachten. Sie waren so liebevoller Gesinnung, dass sie alles gemeinsam besaßen, und zwar nicht nur die Einheimischen untereinander, sondern die Fremden inbegriffen. Dies, sagte man, sei nicht eine Folge des Christentums, sondern ihre Natur sei christlich, ohne dass sie von Christi Lehre etwas wüssten. Die gebildeten Deutschen betrachteten die Nord-Leute gerührt wie etwa Tacitus die Germanen.
Sowohl in Dänemark wie in Schweden gab es schon christliche Kirchen und Gläubige, überhaupt ließ sich das Volk dort oben gern von Christus und seinen Taten erzählen; aber die deutschen Christen waren es, so erfuhr man, die die Ausbreitung des Christentums erschwerten. Ihr Beispiel schreckte ab, da sie das, was sie lehrten, nicht durch ihr Leben verwirklichten. Besonders die Habgier, mit der sie Steuern auflegten, und die Härte der Einforderung derselben erregten Unwillen; beides wurde dem Herzog Bernhard von Sachsen vorgeworfen, der ohnehin Adalberts Feind war. Auch der Slawen Freigebigkeit und Gastfreiheit hob sich preiswürdig ab von der christlichen Habgier. Die Anerkennung schöner und edler Eigenschaften der Heiden führte nicht etwa zur Herabsetzung des Christentums, sondern zu dem verstärkten Wunsch, diese Heiden zu Christen zu machen, damit sie das einzige erwürben, was ihnen fehlte. Denn erst als Christen waren sie Glieder des Reiches, traten sie ein in den gotterfüllten Raum des Himmels und der Erde, des Lebens in der Ewigkeit. Es war ein Zauber, der die Menschen verklärte, auch wenn er ihr Inneres nicht verwandelte.
In einem Punkt nur fand man die Nord-Leute zu tadeln, in der Maßlosigkeit nämlich, mit der sie sich sinnlichen Genüssen hingaben. Sie berauschten sich im Trunk und in der Liebe, und weder das Trinken noch die Frauen wollten sie sich nehmen lassen. König Sven wurde vom Volk wegen der großen Zahl seiner natürlichen Kinder König Vater genannt. Die Menge der Beziehungen hinderte nicht, dass sie einer einzelnen Frau mit beharrlicher Leidenschaft anhingen. Sven hatte nach dem Tod seines Vorgängers auf dem schwedischen Thron dessen Witwe Gunhild geheiratet, die nach der Ansicht der Kirche in einem verbotenen Grad mit ihm verwandt war. Da die dänischen Bischöfe ihn bei Adalbert deswegen anklagten und Adalbert, in diesem Punkt unerbittlich, ihm riet, sich von seiner Frau zu scheiden, weigerte er sich, musste schließlich aber doch nachgeben. Adalbert hatte Mühe, den Erbitterten zu versöhnen. Die Frau, die er dann heiratete, wurde von seiner Geliebten vergiftet. Adalbert, der selbst, augenscheinlich mehr infolge natürlicher Veranlagung als aus Askese, keusch war, verachtete die, welche ihre sinnlichen Gelüste nicht beherrschen konnten. Davon abgesehen mochte er sich dem Ausschweifenden und Phantastischen der nordischen Menschen verwandt fühlen. Mönchische Dürre war ihm fremd; es war, als breche die verhaltene Sinnlichkeit mit doppeltem Überschwang aus seinem Geiste hervor. Er war ein Verschwender, der nur in der Fülle atmen konnte. Nach einem großen Brand baute er den Dom von Bremen nach dem Muster des Doms von Benevent fremdartig und über alle Gewohnheit prächtig.
Er liebte das Alte Testament, wo der Herr sich in seiner Majestät offenbart. Obwohl er an guten Tagen ohne Geselligkeit nicht leben konnte, empfand er leicht Verachtung für die Menschen. Freigebigkeit, sagte er, sei ein Merkmal des Adels; das Überwiegen von Kleinlichkeit, Dummheit und Habgier an den Menschen erregte seinen Hohn. Seine Pläne waren Visionen, die auf die Wirklichkeit wenig Rücksicht nahmen; das galt besonders von seinem größten, seinem eigentlichen Plan, den geheimnisvollen, urgewaltigen Norden zu seiner Diözese zu machen. Eine Zeitlang schien es, als sollte dieser mächtige Traum, der dem deutschen Einfluss ein neues, ausgedehntes Gebiet eröffnete, Gestalt gewinnen, als der deutsche Bruno von Toul den Heiligen Stuhl innehatte.
Papst Leo IX. – Bruno von Toul (* 1002 – † 1054)
Seine Regierung war zu kurz, als dass ein so wenig vorbereitetes Unternehmen vom Papst hätte an Hand genommen werden können. Das nordische Patriarchat sollte nach Adalberts Meinung zwölf Bistümer umfassen, von denen noch keines vorhanden war. Die Bekehrung machte keine nennenswerten Fortschritte. Es gehörte zu Adalberts Plänen, dass er selbst den Norden bereisen und den Heiden predigen würde; aber als König Sven ihm riet, die Aufgabe einem Einheimischen zu überlassen, der der Sprache mächtig sei, ließ er sich leicht überreden. Als ein großer Träumer badete er seine Stirn in Ruhm, ohne daran zu denken, dass der vorgefühlte Glanz durch Arbeit und mühselige Tage in die Wirklichkeit geleitet werden müsse. Allerdings nahm der Königsdienst seine Kraft und Zeit sehr in Anspruch: er begleitete Heinrich III. auf allen seinen Heerfahrten und stand in den Anfängen Heinrichs IV. eine Zeitlang an der Spitze der Reichsregierung. Wenn er den ungenügenden Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, schuld gab, dass er seine Gedanken nicht verwirklichen könne, hatte er nicht ganz unrecht; er sagte einmal, es fehlten ihm zum herrlichen Ausbau seiner Kirche nichts als Geistliche und Steine.
Einmal jedoch begegnete Adalbert einem Ebenbürtigen, wenn auch im Charakter ganz von ihm Verschiedenen, in dem Slawen Gottschalk.
Gottschalk (lateinisch „Godeschalcus“, „Godescalcus“, veraltet auch „Gottschalk der Wende“; * etwa um 1000; † 7. Juni 1066 in Lenzen) war ein abodritischer Samtherrscher aus dem Adelsgeschlecht der Nakoniden, unter dem das Abodritenreich von einem Teilstämmestaat in einen Territorialstaat umgewandelt wurde.
Ein Obotriten-Fürst war so weit für das Christentum gewonnen worden, dass er seinen Sohn dem Michaelskloster in Lüneburg zur Erziehung übergab, wo er den Namen Gottschalk annahm. Als dem Jüngling die Kunde zukam, dass sein Vater von den Sachsen ermordet worden sei, floh er aus dem Kloster, um Rache zu nehmen. Tausend Sachsen sollten fallen für einen Wenden. Nach mörderischem Wüten unter den Feinden wurde er von Herzog Bernhard von Sachsen gefangengenommen, der aus Achtung vor der Tapferkeit des Gegners ihm die Freiheit schenkte unter der Bedingung, dass er das Land verlasse. Gottschalk ging nach Dänemark, befreundete sich mit König Knut und begleitete ihn nach England. Dort wurde er vom Christentum, das er als Knabe wie andere Schulaufgaben gelernt hatte, im Innersten ergriffen und wünschte nun, seinem Volk diesen Glauben mitzuteilen. Er kehrte zurück, setzte sich mit Adalbert ins Einvernehmen und entwarf mit ihm den Plan eines Bekehrungsversuches unter den Wenden. Was Adalbert angriff, bekam einen großen, schwungvollen Umriss: ein christliches Wendenreich sollte gebildet werden, an dessen Spitze Gottschalk stehen sollte unter dem Schutz des Erzbischofs. Als eingeborener Fürst, der Sprache kundig und von der Kraft des aufrichtigen Glaubens durchdrungen, erzielte Gottschalk bedeutende Erfolge; es konnte ein Bistum Aldenburg den Bistümern Mecklenburg und Ratzeburg hinzugefügt werden. Adalberts Freund Sven Esthritson trat in die Verbindung ein, indem er Gottschalk seine Tochter Sigrid zur Frau gab. Bremens beherrschender Einfluss über das benachbarte Slawenland schien gesichert zu sein.
Da verriet ein furchtbarer Aufstand, zu dem der Sturz Adalberts im Jahre 1066 das Zeichen gab, dass der Hass der Wenden gegen die Christen und ihren Gott nicht erloschen sei: Gottschalk wurde erschlagen, ebenso die Bischöfe von Mecklenburg und Ratzeburg; wie Opfertiere wurden sie den heidnischen Göttern geschlachtet.
Adalbert sang wie das Standbild der Sage einen Hymnus des Lebens, wenn die Sonne des Glücks ihn berührte; dem Unglück gegenüber hatte er keine Widerstandskraft. Um dem Bischof von Würzburg gleichzukommen, der fast alle Grafschaften in seiner Diözese und zugleich die Herzogsgewalt besaß, hatte er möglichst viele Grafschafts-Rechte aufgekauft und den umwohnenden Adel zu Vasallen gemacht und war dadurch in Schulden geraten. Seine königlichen Lebensgewohnheiten aufzugeben, war ihm unmöglich, lieber verkaufte er die Kirchenschätze und gab dadurch seinen zahlreichen Feinden Anlass, ihn der Ketzerei und Zauberei zu beschuldigen. Als es ihnen gelungen war, ihn von Hof zu verdrängen, und er schutzlos den Übergriffen der Herzöge von Sachsen preisgegeben war, flüchtete er aus der hässlichen Wirklichkeit tiefer in seinen Traum, der allmählich fast Wahn wurde. Um die Einzelheiten der Verwaltung hatte er sich nie kümmern mögen, die Folge war, dass er von allen Seiten betrogen wurde. Seine jähen Zornausbrüche, wenn er es erfuhr, wurden verlacht oder machten ihn verhasst. Wenn er auch nach drei Jahren in seine Würde wieder eingesetzt wurde und Beweise königlicher Gunst in Fülle davontrug, so vermochte er doch weder sein Erzbistum noch seine verwilderte Seele neu zu ordnen. Um ihn herum bröckelte alles ab. Anstatt dem Verfall ernstlich zu wehren, raffte er gewaltsam zusammen, soviel er konnte, und wenn er von nutzlosem Auftrieb ermüdet war, wiegte er sich mit Musik und Märchen in Schlaf.
Adalberts großartige Gedanken in Bezug auf ein nordisches Patriarchat fanden nach seinem Tod, als mit Gregor VII. eine dem deutschen Reich feindliche Stimmung zur Herrschaft gekommen war, kein Verständnis mehr in Rom. Nun empfing König Sven schmeichlerische Briefe vom Papst mit Aufmunterungen, die nordischen Reiche durch Gründung eines eigenen Erzbistums von den Deutschen zu befreien. Sven jedoch, dem die Abhängigkeit von Rom nicht lockender erscheinen mochte als die vom Kaiser, antwortete nicht. Er starb fünf Jahre nach Adalbert. Sein Nachfolger verhielt sich gegenüber weiteren Bemühungen Gregors, eine schwedische Nationalkirche zu gründen, ebenso wenig zugänglich, erst Paschalis II. erhob im Jahre 1104 das Bistum Lund zum Erzbistum und übertrug ihm die Leitung des ganzen skandinavischen Nordens. Einige Jahrzehnte später trat in Erzbischof Eskil (* um 1100; † 1181) ein Mann auf, der den neuen Anspruch energisch ins Werk setzte. So war denn im Norden ebenso wie im Südosten der deutschen Kirche der Einfluss abgeschnitten, den sie anfangs auf die heidnischen Völker ausgeübt hatte, und Skandinavien wie Ungarn und Polen unmittelbar dem Papst unterworfen. Tatsächliche Herrschaft über die umwohnenden Völker auszuüben, hatten die Deutschen nicht Kräfte und Mittel genug, und überall begegneten ihnen hervorragende Männer, die ihnen die Kraft des fremden Volkstums entgegensetzten. Innerhalb dieser Wechselwirkung aber hatte das deutsche Volk, das Träger des Weltreichsgedankens war, doch noch ein so großes Übergewicht, dass es Angriffe nicht zu fürchten brauchte und mit dem Glanz seines ruhmreichen Namens weithin wirken konnte. Den slawischen Nachbarn entriss es sogar in langen, schweren Kämpfen so große Gebiete, dass damit fast ein neues Reich dem alten hinzuwuchs.
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Imperatoren
Imperatoren
Zur Zeit Rudolfs von Habsburg, also am Ende des 13. Jahrhunderts, schrieb Jordanus von Osnabrück (* vor 1237; † 15. April nach 1283) ein Buch über das Römische Reich und seine Übertragung auf die Deutschen; als Verfasser wird jetzt ein anderer, aber auch ein Westfale angesehen. Er erzählt, wie Äneas und Priamus, des großen Priamus Sohn, von Afrika nach Italien zogen, wo Äneas blieb.
Priamus – Πρίαμος
Priamus sei nach Gallien gegangen, habe die Gallier nach Westen gedrängt, habe am Rhein Xanten und Bonn gegründet, und seine Begleiter hätten sich mit den Frauen der einheimischen Teutonen, Nachkommen eines Riesen, verbunden und ihre Sprache erlernt.
Äneas – Αἰνείας
Das aus dieser Verbindung entsprungene Volk der Germanen werde von den Römern, dem Volke des Äneas, als Zwillingsbruder angesehen. Später wurden die Germanen, so heißt es weiter, von Julius Cäsar unterworfen, da sie aber, nachdem die alte Brüderschaft erneuert war, für die Römer die Alanen besiegten, wurden sie von den Römern aus Dankbarkeit von der Tributzahlung befreit und deshalb Franken genannt. Auf die Ostfranken wird das römische Imperium übertragen, während die Römer als die älteren Brüder das Sacerdotium übernehmen; zur Entschädigung erhalten die Westfranken das Studium. Sacerdotium und Studium sind des Reiches Dach und Fundament; aber das Imperium, nämlich Aachen, Arelat, Mailand und Rom, sind seine Mauern. Die Schrift hatte den Zweck, die Feinde der Deutschen, namentlich die Kirche und Frankreich, zu warnen. Es ist göttliche Bestimmung, das ist ihr Grundgedanke, nicht menschliche Erfindung, dass das Kaisertum den Deutschen gegeben ist. Wie die Kirche die Kirche Gottes ist, so ist das Reich das Reich Gottes, Kirche und Reich sind nicht zu trennen. Stürzt das Imperium, so stürzt auch die Kirche, und der Weltuntergang ist da. Es war die allgemeine Annahme, dass dem Untergang des römischen Weltreiches die Herrschaft des Antichrist folgen werde.
Magnanimiter et imperialiter (großmütig und kaiserlich), mit großem Herrschersinn, sollten die Deutschen das Reich innehaben; dieser Aufgabe haben die deutschen Kaiser entsprochen. Sie erfassten die Pflichten, die das Imperium, die Weltherrschaft ihnen auferlegte, als die größte und wichtigste. Nach ihrer Meinung und der ihres Volkes unterschieden sie sich durchaus von allen anderen Königen und Fürsten dadurch, dass sie nicht nur ihrem Volk, sondern dass sie der gesamten Welt, insbesondere der Christenheit vorstanden. Sie vollzogen zwar, nachdem sie zu Königen gekrönt waren, zuerst den Umritt durch Deutschland, um sich von allen Stämmen huldigen zu lassen; denn als den Königen der Deutschen stand ihnen das Imperium zu, und diese Grundlage musste also zuerst gesichert werden; dann aber hatte der Zug nach Rom zu folgen, wo durch die Krönung des Papstes die Übernahme der höchsten irdischen Würde besiegelt wurde. Während andere Kriege und Feldzüge nur mit Zustimmung der Großen des Reiches unternommen werden konnten, waren alle Reichsglieder ohne weiteres verpflichtet, dem König zur Romfahrt Zuzug und Beiträge zu leisten. An eine Weltherrschaft im altrömischen Sinn dachten die deutschen Nachfolger der Cäsaren nicht, und es hätte das auch dem germanischen Staats- und Rechtsgefühl gar nicht entsprochen; nur auf eine persönliche Oberhoheit des Kaisers kam es an, die auch lange Zeit allgemein anerkannt wurde. Die Reiche des Nordens und Ostens, die zum Teil von Deutschland aus christianisiert und kolonisiert waren, unterwarfen sich, wenn auch nur nach immer wiederholten Auflehnungen, der Lehenshoheit des Kaisers, was sich darin ausdrückte, dass sie ihn nicht bekämpften, zuweilen sogar ihm Heeresfolge leisteten. Auch England und Frankreich anerkannten das Imperium, Frankreich allerdings mit dem (nur so lange es schwach war) zurückgehaltenen Gedanken, dass sie, die Westfranken, mehr Recht daran hätten, als die Ostfranken. Das Bewusstsein der Einheit, das in den Völkern des Abendlandes lebendig war, kam in der Anerkennung der miteinander verbundenen päpstlich-kaiserlichen Herrschaft zum Ausdruck. Man hätte sich aus der abendländischen Gemeinschaft ausgeschaltet, wenn man die Hoheit der beiden Häupter, die zusammen das Ewige Rom beherrschten, geleugnet hätte. Daran allerdings konnte man zweifeln, ob die Deutschen durchaus Träger des Imperiums sein müssten. Dass sie es waren, konnte man, wenn man Lust hatte, auf Priamus und Äneas zurückführen; tatsächlich waren sie es geworden durch ihre militärische Übermacht und ihre geographische Lage. Als das Reich der Mitte, als ein Land, reich an starken Männern und Waffen, als ein empfängliches Volk, das fremden Einflüssen zugänglich und zugleich fähig war, sie eigenartig zu verarbeiten, als ein phantasievolles Volk, das zwar kriegstüchtig, aber nicht eigentlich eroberungssüchtig war, besaßen die Deutschen viele Eigenschaften, die sie geeignet machten, Vermittler, Träger der Einheit zu sein.
Was den Kaisern oblag, dem Reich, dessen Grenzen der Idee nach mit den Grenzen der Welt zusammenfielen, Richtung, Recht und Frieden zu geben, überstieg Menschenkraft; deshalb hatten die Kaiser fast alle, mit Ausnahme Karls des Großen und Ottos des Großen, einen tieftragischen Zug. Aller Leben war ein fortwährender Kampf, ein fortwährendes vergebliches Bemühen, das Unmögliche zu verwirklichen, wobei sie sich aufrieben. Die meisten starben jung, Otto II. und Otto III. erreichten nicht einmal das Mannesalter, Konrad II. wurde 50, Heinrich III. nur 40 Jahre alt, Heinrich IV. starb mit 56 Jahren, Heinrich V. mit 44 Jahren. Vorteile gab es kaum zu erlangen außer größere Ehre und größere Verantwortung. Dass es trotzdem nie an Bewerbern um die Krone fehlte, erklärt sich daraus, dass es im Kreis derer, die sich berechtigt fühlen konnten, immer Hochherzige gab, die eben die Ehre und die Verantwortung lockte. Schon Deutschland zu einigen erforderte eine ungeheure Anspannung der Kräfte, die geleistet werden musste nicht mit Söldnern und einem Volksheer, sondern mit Hilfe von Vasallen, von denen die meisten nur dann gehorchten, wenn sie dabei zu gewinnen hofften. Es kam nie vor, dass alle Stämme, alle Reichsglieder sich freiwillig dem gewählten Kaiser unterwarfen; das Deutsche Reich war nichts fest Umgrenztes, es musste fortwährend neu gebildet werden. Zu dieser Aufgabe, das Reich im Inneren zu einem Ganzen zusammenzufassen, kamen die Einfälle der fremden Völker im Norden, Osten und Süden, die stets wachsame Angriffslust Frankreichs und die Gegnerschaft des Papstes. War es das Gefahrvolle, so war es doch auch das Wundervolle in der Verfassung des Römischen Reiches Deutscher Nation, dass es darin keine Gewalt gab, die nicht einen Gegenspieler gehabt hätte, der es ihr unmöglich machte, unbeschränkt zu herrschen. Niemand konnte nur befehlen, niemand hatte nur zu gehorchen. Selbst die hörigen Bauern hatten wenigstens in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters ihren Grundherren gegenüber bestimmte Rechte, die es ihnen ermöglichten, übermäßigen Druck abzuwehren; erst in der Verfallzeit wurden sie ganz wehrlos. Jeder Stand musste sich sein Bestehen und Gedeihen im täglichen Kampf erobern. Ein Spiel von leidenschaftlichen Gegensätzen, die nie aufhörten, sich auszuwirken, führte oft zu unheilvollen Erschütterungen, erzeugte aber doch Jahrhunderte hindurch großartige Schöpfungen auf allen Gebieten und gab Menschen und Ereignissen großen Umriss. Am Gegensatz entbrennt das Feuer der Geschichte. – Heinrich III, Herzog von Bayern (* 940; † 5. Oktober 989), war nach dem Tod Ottos III. der Nächstberechtigte zur Königskrone als nächster Verwandter der Ludolfinger; er war der Enkel von Ottos des Großen Bruder Heinrich und ihm wenigstens im Herrscherbewusstsein ähnlich; aber er war klüger und bedächtiger, er verstand zu warten und versuchte es mit diplomatischen Künsten, bevor er Gewalt anwendete. Da zu seiner Zeit im Osten unter bedeutenden Herrschern, Stephan von Ungarn und Boleslaw von Polen, selbständige Staaten sich bildeten, musste er sich anstrengen, um den Deutschen die bisherige Sphäre des Einflusses zu erhalten. Er brachte es dazu, dass Boleslaw, vielmals besiegt und immer wieder abfallend, die Oberhoheit des Reiches anerkannte. Der Kirche verstand er seinen Willen aufzuzwingen, ohne sie sich zum Feind zu machen, ist er doch als einziger unter den deutschen Kaisern unter die Heiligen aufgenommen worden. Nicht einmal dass er vom slawischen Stamm der Liutigen Hilfe gegen Polen durch Freigebung ihres heidnischen Kultus erkaufte, machte die Geistlichkeit an ihm irre. Seine Vorliebe für Bamberg beruhte wohl zum Teil auf dem Verständnis für die freundliche Schönheit der fränkischen Landschaft. Wie ein Geschöpf der Natur in edler Anmut wächst sein Dom daraus hervor und bewahrt das Gedächtnis des letzten Kaisers aus der großen sächsischen Familie.
Die Mischung von Hoheit und Traulichkeit, den Humor, die herzliche Wärme, die den Ottonen eigen war, hatten die Salier nicht. Sie waren ein herrisches Geschlecht, unbeugsam, schroff und hätten Despoten werden können, wenn die vielfachen Widerstände im Reich sich hätten überwinden lassen. Als Konrad II. den Markgrafen Adalbero von Kärnten absetzen wollte und zu diesem Zweck die Großen des Reiches versammelt hatte, erhob sein Sohn Heinrich, damals schon König, Einsprache dagegen, weil er Adalbero gegenüber durch einen Eid gebunden sei. Konrad bat wieder und wieder, bestürmte immer eindringlicher, zuletzt bewirkte der Anprall seines heftigen Willens gegen einen ebenso stark widerstrebenden, dass er ohnmächtig zu Boden fiel. Als er die Besinnung wiedererlangt hatte, stürzte er sich sofort mit frischer Kraft wieder in den Kampf, fiel seinem Sohn zu Füßen und flehte ihn an, einzuwilligen. Da gab Heinrich nach.
Das Reich wurde immer noch als Gottesreich aufgefasst, der Kaiser als Stellvertreter Christi, Gerechtigkeit zu üben als seine erste Pflicht.
Konrad II. („Konrad der Ältere“; * um 990; † 4. Juni 1039 in Utrecht) war römisch-deutscher Kaiser von 1027 bis 1039, ab 1024 König des Ostfrankenreichs „(regnum francorum orientalium)“, ab 1026 König von Italien und ab 1033 König von Burgund.
Als Konrad II. in Mainz die Weihe empfing, hielt der Erzbischof von Mainz eine Anrede, in der er von den Aufgaben sprach, die Gott den Königen zuerteilt habe, nämlich in seinem Reich Recht, Gerechtigkeit und Frieden walten zu lassen, ein Verteidiger der Kirche, ein Schirmer der Witwen und Waisen zu sein. Daran schloss er die Bitte der Kirche um Gnade für alle, die sich gegen den König verfehlt hätten. Vor der Weihe erschienen mehrere Bittsteller vor dem König, ein Bauer der Mainzer Kirche, ein Waisenkind, eine Witwe, ein Verbannter. Als einige Fürsten den König zur Eile mahnten, damit der feierliche Akt nicht verzögert werde, antwortete Konrad, ihm scheine es wichtiger, seine Pflicht zu tun, als Reden darüber anzuhören. Es mag sein, dass die Bittsteller als herkömmliche Requisiten der Königskrönung anzutreten hatten; aber auch als Symbole zeigten sie doch an, was die allgemeine Meinung vom künftigen Kaiser verlangte.
Sowohl Konrad II. wie Heinrich III. gelang es im Reich wenigstens überwiegend den Frieden zu erhalten. Konrad durfte sich Mehrer des Reiches nennen, da er Burgund, dessen letzter König im Jahre 1032 starb, dem Reich angliederte. Indessen trotz ihrer starken und strengen Führung, trotz ihrer glänzenden Erfolge wurde unter ihrer Regierung, teils von ihnen selbst, der Samen künftiger Gefahren gelegt; oft sind es ja die in der Gegenwart unscheinbaren Ereignisse, aus denen sich Großes, im Schlimmen und im Guten, entwickelt. Der Ansiedelung der Normannen in Unteritalien wirkte Konrad nicht entgegen, weil sie ihm weniger bedenklich erschienen als die Griechen, deren Kaiser sich immer noch als die echten Cäsaren betrachteten und wenn auch keine tatsächlich zu fürchtende Gegnerschaft, doch eine ärgerliche Legitimität bedeuteten. Dass Heinrich II. den großen königlichen Vasallen die Erblichkeit zugestanden hatte, suchte Konrad II. dadurch auszugleichen, dass er den niederen Lehnsleuten denselben Vorteil einräumte. Das Gesetz über die Erblichkeit aller Lehen im Mannesstamm besiegelte allerdings nur eine Entwicklung, die sich ohnehin eingebürgert hatte; durch die förmliche Anerkennung erkauften sich die Könige den guten Willen der Begünstigten und somit einen augenblicklichen Gewinn. Die Verstärkung der Macht der Vasallen war leidlich, solange die Könige selbst insofern erblich waren, als man von der herrschenden Familie nicht abzugehen pflegte. Sowie man die Gewohnheit aufgab, den Sohn, Neffen oder Enkel folgen zu lassen, vielmehr es zum Grundsatz machte, zu wechseln, musste der König in die Abhängigkeit der wählenden Fürsten geraten.
Der Kirche gegenüber traten Heinrich II., Konrad II., Heinrich III. als Gebieter auf, sie setzten Bischöfe nach ihrem Gutdünken ein und ab und begegneten dabei im Allgemeinen keinem Widerstand; aber gerade auf kirchlichem Gebiet beförderten sie das Wachstum einer verhängnisvollen Saat. Die Verwilderung der kirchlichen Einrichtungen in Frankreich rief eine reformatorische Gegenbewegung hervor, deren Mittelpunkte die Klöster Cluny in Burgund und Gorze in Lothringen waren.
Kloster Cluny
Diese strenge Richtung förderten die Kaiser, nicht so sehr aus Frömmigkeit, sondern weil die reformierten Klöster besser bewirtschaftet wurden und infolgedessen leistungsfähiger waren, wohl auch aus dem Instinkt des Herrschers für Ordnung. Sie stießen bei diesen Bemühungen auf einmütigen Widerstand der großen deutschen Reichsklöster. Einerseits hatte sich zwar die strenge Regel bedeutend gelockert, wie denn ein Hinausgehen über die Natur immer nur vorübergehend, dank einem besonderen Antrieb von innen oder außen, geleistet werden kann; aber so arg war die Verwilderung doch nicht, dass die Notwendigkeit des Einschreitens sich ohne weiteres aufgedrängt hätte. Der Deutsche hat, ohne gerade ausschweifend zu sein, viel Sinn für Gemütlichkeit und fröhliches Beieinandersein, die Askese im Sinne verdrossenen oder gar finsteren Triumphierens über einen geschurigelten Körper liegt immer nur sehr wenigen. Den kleinen Überschuss an Lebenswonne, den der Wein und die müßiggängerische Stunde im Freundeskreise erzeugten, ein gewisses Maß an Ungebundenheit und Raum für den Flügelschlag der Seele wollten auch die Mönche nicht missen. Waren sie doch adlige Herren; der Versuch, sie gewaltsam einem Sklavenjoch zu unterwerfen, mochte ihnen wie ein schnöder Eingriff in ihr angeborenes Recht erscheinen; viele verließen lieber das Kloster, als dass sie sich reformieren ließen. Der herrische Wille der Salier trug doch den Sieg davon. Besonders Heinrich III. hatte einen fanatischen Zug, der die unbändigen Deutschen fremdartig anmutete; dass er an seinem Hochzeitsfest die Gaukler und Spaßmacher fortwies, die sich bei solchen Gelegenheiten anzusammeln pflegten, missfiel allgemein, und man lobte den frommen Erzbischof Bardo von Mainz (Bardo (* 980 oder 981 in Oppershofen; † 10. oder 11. Juni 1051 in Oberdorla) war Mönch in Fulda , Abt von Werden und Hersfeld sowie Erzbischof von Mainz), der sich ihrer erbarmte. Es gehörte zu den Grundsätzen der strengen kluniazensischen Richtung, dass die Priesterehe und die Simonie, das Kaufen und Verkaufen geistlicher Stellen, als verdammenswerte Laster abzuschaffen seien. Die Ehelosigkeit war zwar bei der höheren Geistlichkeit längst eingeführt, nicht aber bei der niederen, den Pfarrern, deren Widerstand gegen den Zölibat den Bischöfen selbst unüberwindlich vorkam. Als Patrizius von Rom und Vogt der römischen Kirche hielt Heinrich III. sich für verpflichtet, sie von allen Flecken eingerissener Unordnung zu reinigen, und um sicher zu sein, dass die Spitzen, von denen aus Gesinnung sich verbreitet, in seinem Sinn regierten, brachte er nicht nur reformatorische Männer auf die Bischofssitze, sondern auch reformatorische Päpste auf den römischen Stuhl. Nachdem Bischof Suitger von Bamberg, als Papst Clemens II. (Clemens II., weltlicher Name Suitger (Suidger), Graf von Morsleben und Hornburg, (* 1005 in Hornburg; † 9. Oktober 1047 im Kloster San Tommaso in Foglia in Apsella di Montelabbate)), innerhalb eines Jahres und Poppo von Brixen, als Papst (Damasus II. Damasus II. Damasus II., vorher Poppo von Brixen (* vermutlich in Pildenau bei Ering, Niederbayern; † 9. August 1048 in Palestrina), war Papst vom 17. Juli bis 9. August 1048.) nach drei Monaten gestorben waren, schien es, als seien die deutschen Päpste mit einem unentrinnbaren Fluch beladen. Schweren Herzens folgte Bischof Bruno von Toul dem Befehl des Kaisers. Dieser elsässische Graf, damals 46 Jahre alt, war schön und hochbegabt, sehr musikalisch, sittlich makellos, ohne pedantisch und kleinlich zu sein. In seinem Verhalten gegen die Sünder wählte er sich Christus zum Vorbild, der nicht gestraft, sondern gesagt habe: Gehe hin in Frieden und sündige hinfort nicht mehr. Man nannte ihn den guten Bruno. Um dem Tod zu entgehen, der, wie er glaubte, den deutschen Päpsten in Italien auflauere, reiste er so oft wie möglich nach Deutschland; aber er ereilte ihn doch nach sechsjähriger Regierung. In den Armen seines Nachfolgers und Gegners, des Bischofs Gebhard von Eichstätt, der sich als Papst Viktor II. (Viktor II. Viktor II., auch Victor II. (* um 1020; † 28. Juli 1057 in Arezzo ), war als Gebhard I. Bischof von Eichstätt von 1042 bis 1057 und amtierte von 1055 bis zu seinem Tod als Papst.) nannte, starb der mächtige Kaiser, nachdem er seinen hohen Gast in Goslar empfangen hatte. Schon im nächsten Jahr folgte ihm der Papst. Obwohl diese deutschen Päpste ruhelos Italien möglichst mieden, um den Tod zu betrügen, haben sie doch in Rom einen Umschwung der Gesinnung vorbereitet, wie Heinrich III. gewünscht hatte. Die gereinigte, auf strengen Grundsätzen aufgebaute Kirche begann sich als eine selbständige Macht zu fühlen.
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