Kitabı oku: «Rollin Becker - Leben in Bewegung & Stille des Lebens», sayfa 6
EIN UNIVERSELLES DESIGN
Es gibt in diesem Kraniosakralen Mechanismus und in der gesamten Anatomie und Physiologie des ganzen Körpers auch den Aspekt der Universalität. Ungefähr zehntausend Generationen oder drei Millionen Jahre hat es gedauert, um den menschlichen Körper zu dem zu machen, was er heute ist. Grundsätzlich ist er so gestaltet, dass er als willkürlicher und unwillkürlicher Mechanismus funktioniert. Der einzige Grund, warum wir heute hier sitzen, ist, dass wir das Produkt von x Menschengenerationen sind, die es geschafft haben, zu überleben. Daher sind die Mechanismen in uns allesamt solche, die von der Natur zum Überleben bestimmt wurden.
Mit anderen Worten: Der fundamentale Leitgedanke in den Heilkünsten (ich habe absichtlich nicht gesagt ‚im osteopathischen Berufsstand‘ , weil es hier um etwas geht, was die Angehörigen aller Heilkünste verstehen sollten), der fundamentale Leitgedanke also ist, dass der Körper vom Kopf bis zu den Füßen einen wunderschönen Mechanismus darstellt und, obgleich aus vielen Teilen bestehend, als umfassende Einheit, als universelle Funktionseinheit gestaltet wurde. Je klarer wir verstehen, wie er in uns selbst als ein ganzheitlicher Mechanismus funktioniert – und damit meine ich sowohl den willkürlichen als auch den unwillkürlichen Teil –, desto präziser kann unsere Diagnose werden und desto fähiger sicherlich auch unsere Behandlung.
Gestern sprach man im Fachbereich über die architektonischen Grundlagen der Knochen des Neurokraniums. Wir alle haben Ossa temporalia, ein Os occipitale und sphenoidale, wir alle haben zwei Ossa parietalia und funktionell gesehen auch zwei Ossa frontalia. Es ist egal, wem sie gehören: In jedem von uns sind sie in der Hinsicht gleich, dass sie ein anatomisches Funktionsprinzip darstellen. Es gibt bei uns Angehörigen der Heilkunst eine automatische Tendenz, jemanden anzuschauen und zu sagen: „Aha, der hat eine Dysfunktion. Ich kann sehen, dass sein Gesicht schief ist, und das bedeutet, dass er ein Problem hat.“ Unser erster Gedanke sollte aber stattdessen sein: „Wie dient das Design dieses Schädelbereichs der Funktion in diesem bestimmten Menschen? Was ist sein Gesundheitsmuster, was ist seine Grundlage, um innerhalb dieses physischen Mechanismus zu funktionieren?“
Das Gleiche gilt für einen Arm. Wenn jemand mit einem Tennisarm in die Praxis kommt, haben wir es mit einer Extremität zu tun, in deren Mechanismus eine Dysfunktion produziert wurde. Unser erster Gedanke sollte sein, wie dieser Mechanismus aussehen würde, wenn er ohne dieses Dysfunktionsmuster hereingekommen wäre. Wie sollten die Muskeln sein? Was sind die Funktionsgrundlagen dieser Muskeln in diesem Arm, diesem Unterarm, diesem Handgelenk und dieser Schulter? Wie sind sie für den gesunden Zustand in dieser bestimmten Person gestaltet? Dann können wir, wenn wir den Arm anfassen, verstehen, wie er innerhalb dieser speziellen Schwierigkeit, mit der der Patient gekommen ist, funktioniert.
Unser eigentliches Ziel bei diesem Kurs ist deshalb nicht das Erlernen von Pathologien in den Körperbereichen, die wir besprechen und mit unseren Händen berühren. Wir wollen vielmehr begreifen lernen, was die zugrunde liegenden Gesetze für diesen Mechanismus sind. Wofür ist dieses oder jenes Ding im Patienten da? Die Frage lautet nicht: Was machen sie jetzt gerade? Was sie jetzt gerade machen, ist lediglich der diagnostische Hinweis darauf, dass da vielleicht ein Problem besteht. Die Frage ist: Wofür sind diese Mechanismen im Patienten da? Dabei spreche ich nicht nur über den Kraniosakralen Mechanismus, obwohl dies das Thema dieses Kurses ist. Die Grundprinzipien der Anatomie und Physiologie des Kraniosakralen Mechanismus sind identisch mit den Prinzipien eines jeden anderen Körpersystems – ob Bewegungsapparat, Verdauungs-system, Herz-Kreislauf- oder Atemsystem.
Wir müssen uns also fragen: Wie manifestiert sich dieses universelle System, wie arbeitet es im Patienten? Dieses universelle System hat in jedem Einzelnen einen individuellen Namen, es hat in jedem Patienten ein individuelles Muster, mit dem dieser herumläuft. Jeder Mensch hat ein einzigartiges Design, auf dessen Basis er funktioniert, aber seine einzelnen Anteile sind universell. Jede Komponente des Kraniosakralen Mechanismus hat Prinzipien, die allgemeingültig in jedem von uns funktionieren und dann ihren individuellen Ausdruck in der Persönlichkeit, zu der sie gehören, finden.
Dass wir beim Studieren in diesen Kursen nicht nach Pathologien suchen, sondern nach den Grundlagen, die diesen Mechanismus funktionieren lassen, erweitert unseren Horizont um einiges. Nicht um das sogenannte Normale zu studieren, seid ihr also hier, sondern um die Prinzipien zu verstehen, die bei dem individuellen Menschen, mit dem ihr gerade arbeitet, zum sogenannten Normalen gehören.
DNS-MUSTER
Wenn ihr die unwillkürliche Struktur eines Menschen ohne jegliche Einmischung des Willkürlichen untersuchen könntet, würdet ihr finden, dass es für jeden einzelnen Menschen auf dieser Welt ein individuelles Muster der Gesundheit gibt. Jeder anatomisch-physiologische, unwillkürliche Mechanismus folgt vom obersten Punkt des Kopfes bis zu den Füßen einem Muster, das ihm eingeimpft, für ihn geschaffen wurde von der DNS, die zum Zeitpunkt der Empfängnis da war und um die herum jeder Mensch sein Muster der Gesundheit auf baut. Er hat Energie erhalten, um dieses Muster aufzubauen. Es dauert neun Monate, um auf die Welt zu kommen, und
90 Jahre, um sie wieder zu verlassen; aber all diese Zeit über wird die unwillkürliche Struktur ständig Zelle für Zelle wieder aufgebaut, wobei einzig das DNS-Muster dieses speziellen Körpers den inneren Mechanismus erschafft, der sie zu einem funktionierenden unwillkürlichen System macht.
Wenn du dich mit deinen Händen auf diesen Patienten einstimmst mit dem Ziel, Probleme ausfindig zu machen, dann findest du auch Probleme, hervorgerufen durch willkürlich geschaffenen Stress, Krankheit oder Traumen – also durch etwas, was der Patient von außen nach innen getragen hat. Wenn du aber in der Lage bist, durch das, was dieser Sache aufgebürdet wurde, hindurchzuarbeiten und deinen Fokus auf die Gesamtheit des unwillkürlichen Musters richtest, rufst du stattdessen die stärksten Energien der Welt – die DNS und ihr Muster oder ihre Blaupause – herbei, die sagen: „Das ist es, was ich sein will.“ Dieses Muster ist individuell entworfen für diese eine Seele, dieses eine Individuum.
Wenn ich also diesen Kranialen Mechanismus, oder was auch immer ich zu behandeln versuche, berühre, während ich den Fokus meines Bewusstseins auf den Mechanismus dieses Patienten richte, bemühe ich mich, darunter zu lesen mit der Frage: Was möchte dieser unwillkürliche Mechanismus tun? Wo ist er, und wie kann ich ihn an die Oberfläche hochholen, damit er arbeitet? Da ich weiß, dass er diese Energie besitzt, deren Kraft noch vom Zeitpunkt der Geburt oder früher herrührt, dass diese Energie also zur Verfügung steht, kann, wenn ich meine Aufmerksamkeit darauf lenke, diese Energie hervorkommen und sich in dem Gebiet, das ich behandle, ausdrücken. Wenn ich fühle, dass sie ihren Kopf herausstreckt und sagt: „Okay, Boss, ich habe diesen neutralen Punkt gefunden und jetzt kann ich anfangen zu arbeiten“, weiß ich, dass etwas auf der unwillkürlichen Ebene geschehen ist. Und ich kann zurückgehen und auf der Ebene des willkürlichen Mechanismus die Dysfunktion überprüfen, die ich dort ursprünglich vorgefunden hatte. Allein durch dieses Lenken der Aufmerksamkeit korrigieren sich viele Dysfunktionen selbst.
EINE TIEFERE BEZIEHUNG
Nehmen wir an, wir sind wieder zurück in unserer Praxis und wir haben die übliche Behandler-Patient-Beziehung. Wir erheben eine sorgfältige Anamnese, untersuchen den Körper, veranlassen Laboruntersuchungen, Röntgenaufnahmen, konsultieren einen Facharzt und erstellen schlussendlich eine Diagnose und planen ein Behandlungsprogramm. Vielleicht setzen wir Medikamente ein oder eine Operation wird vorgenommen. Wir machen also, was auch immer nach unserem besten Wissen in dieser Behandler-Patient-Beziehung angebracht ist.
Wenn wir nun aber eine andere, tiefere Ebene der Beziehung haben wollen – eine engere Verbindung, ein persönlicheres Verhältnis, dann lasst uns statt der üblichen, objektiven Behandler-Patient-Beziehung einen etwas subjektiveren Ansatz wählen und den Arzt und den Patienten zu einer Einheit zusammenbringen.
Arzt und Patient haben einen ähnlichen physischen Körper, der jeweils über den gleichen anatomisch-physiologischen Mechanismus verfügt. Dieser Mechanismus hat kein Ego, er hat keinen Namen, er heißt weder Becker noch Jones. Beide, Arzt und Patient, haben einen Energiekörper, der sie lebendig macht, einen Mentalkörper mit sowohl intellektuellen wie emotionalen und spirituellen Anlagen. Beide sind gleich, es gibt keinen Unterschied. Es ist der gleiche Körper; es gibt keinen Unterschied, keinen einzigen.
Ihr als Studenten, wir als Fakultät haben genau denselben identischen Mechanismus, den ich eben beschrieben habe. Was diesen Mechanismus angeht, besitzt keiner von uns ein Ego.
2.2. BEWEGUNG – DER SCHLÜSSEL ZU DIAGNOSE UND BEHANDLUNG
Vortrag auf einer Konferenz der Cranial Academy, die 1979 mit Unterstützung der Sutherland Cranial Teaching Foundation stattfand.
Bewegung ist nicht Leben. Bewegung ist eine Manifestation des Lebens. Das Wunder des Lebens drückt sich in Bewegung aus, vom Fluss der Elektronen um einen Nucleus herum bis hin zu den lebendigen Wesen, die wir Viren, Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere und die Menschheit nennen. Dieses Leben kann man im Meer finden, auf dem Land und in der Luft – vielleicht sogar im Weltraum. Die Menschheit hat in all diesen Umgebungen gelebt bzw. sich angepasst, um dort leben zu können. Webster definiert Bewegung als:
„Die Handlung bzw. den Prozess des sich Bewegens; die örtliche Veränderung eines Körpers von einer Stelle zur andern; die Handlung, seinen Körper oder einen Körperteil zu bewegen; in der Mechanik: eine Kombination von sich bewegenden Teilen; Mechanismus.“ 9
Zu Dorlands insgesamt 30 Definitionen von Bewegung gehören auch folgende:
1.Der Vorgang des Sich-Bewegens.
2.Aktive Bewegung: eine durch die eigene Muskulatur hervorgerufene Bewegung.
3.Automatische Bewegung: eine Bewegung, die ihren Ursprung im Organismus hat, aber nicht willentlich ausgelöst ist.
4.Übertragene Bewegung: eine durch Krafteinwirkung von außen ausgelöste Bewegung.
5.Passive Bewegung: jede von einer außerhalb des Organismus befindlichen Kraft verursachte Körperbewegung.
6.Reflexbewegung: eine unwillkürliche Bewegung, provoziert durch einen externen Stimulus, der auf ein Nervenzentrum wirkt.
7.Spontanbewegung: eine Bewegung, die ihren Ursprung innerhalb des Organismus hat.
8.Indexbewegung: eine Bewegung eines kranialen Körperteils in Relation zu einem fixierten kaudalen Teil.
9.Brownsche Bewegung: die tanzende Bewegung winziger Partikel, die in einer Flüssigkeit schweben.
Diese neun Definitionen des Begriffs Bewegung sind für unsere Diskussion wichtig. So ist zum Beispiel Definition Nummer acht: „Indexbewegung: eine Bewegung eines kranialen Körperteils in Relation zu einem fixierten kaudalen Teil“, eine sehr klare Bestimmung des klinischen Zustandes, den wir bei einem Schleudertrauma oder nach einem schweren Sturz auf das Gesäß finden, wo die blockierte unwillkürliche Bewegung des Os sacrum zu einer Bewegung des kranialen Körperteils um einen fixierten kaudalen Punkt beiträgt.
Als Ärzte und Behandler befassen wir uns auf einer persönlichen Basis mit Bewegung im Patienten. Wenn der Patient gesund ist, braucht er unsere Dienste nicht. Sein Leben und seine Bewegung, die er in seiner inneren und äußeren Umgebung und seinen anatomisch-physiologischen Mechanismen manifestiert, sind in einem frei funktionierenden Zustand. All seine innerlichen Systeme, sowohl die willkürlichen als auch die unwillkürlichen, arbeiten, um seine homöostatische Funktionsbalance von innen heraus aufrechtzuerhalten. Und er beantwortet und reflektiert eine natürliche Wechselbeziehung mit der spezifischen Umgebung seiner externen Welt der Bewegung und innerhalb seiner selbst.
Während unserer medizinischen Ausbildung haben wir diesen Körper, in dem wir sowohl anatomisch als auch physiologisch leben, seziert. Wir haben allen Teilen eines komplexen Systems, bestehend aus Zellen, Flüssigkeiten, Mechanismen von Körperteilen und deren Bewegung und Antriebsmechanismen, Namen und Funktionsbeschreibungen gegeben. In Wirklichkeit jedoch hat sich unser anatomisch-physiologischer Körper nicht in die vielen Teile, die wir als Mediziner kennen, aufgespalten. Dieser physische und funktionierende Körper hat seine vielen Teile und Aktivitäten nicht definiert. Er hat eigentlich keinen Namen, nicht einmal den, der uns von unseren Eltern gegeben wurde. Dieser namenlose Körper, den wir während unserer Zeit auf der Erde nutzen, funktioniert auf der Basis einer einfachen Eins-zu-Eins-Beziehung, sowohl innerhalb seiner selbst als auch mit seiner Umgebung.
Dies ist ein wichtiger Punkt. Wir als Ärzte, brauchen das detaillierte Wissen der Anatomie und Physiologie, das wir uns angeeignet haben, um ein analytisches Bewusstsein für die Bedürfnisse unserer Patienten zu bekommen. Der Körper unseres Patienten dagegen findet dieses detaillierte Wissen nicht notwendig. Das Leben im Körper und seine Bewegung arbeiten vereint als ein Gesamtmechanismus, um Gesundheit zu offenbaren, Krankheit zu widerstehen und zu bekämpfen sowie den Effekt von Traumen entweder zu korrigieren oder sich ihm anzupassen.
Wir sprechen über ganzheitliche Medizin und Ganzheitlichkeit, aber in Wirklichkeit sind dies meist nur schöne Worte, die nicht in die Praxis umgesetzt werden. Mein namenloser Körper und der meiner Patienten – ‚namenlos‘, weil er etwas Ganzheitliches ist – geben mir als Behandler die Gelegenheit, bei Diagnose und Behandlung medizinisch angewandte ganzheitliche Grundprinzipien in der Praxis einzusetzen. Die Ressourcen meines namenlosen Körpers und des meines Patienten, mit ihren offensichtlichen Bewegungen, die, egal ob grob oder fein, ihre Kraft von einer inhärenten Potency beziehen, ermöglichen es mir als Behandler, zuzulassen, dass die innere physiologische Funktion ihre eigene, sich nie irrende Potency offenbart, statt bei der Behandlung meiner Patienten blinde Kraft von außen anzuwenden.
Unsere namenlosen Körper haben andere Ressourcen, die die gesamten Funktionsabläufe in unserer inneren und äußeren Umgebung ergänzen, komplizieren, fördern und stützen. Wir haben einen Namen, der uns von unseren Eltern gegeben wurde. Wir haben ein Ego, einen Geist und Emotionen. Diese drei – Ego, Geist und Emotionen – sind ebenfalls Manifestationen des Lebens als Bewegung, allerdings auf anderen Frequenzen als auf der, die der physischen und physiologischen Struktur unseres namenlosen Körpers zu eigen ist. Alle drei sind ein inhärenter Anteil unserer ganzheitlichen Natur und gehören somit zu unserer Gesamtexistenz. Ego, Geist und Emotionen schaffen Bereiche sich manifestierender Bewegungen mit so vielen rasch wechselnden Variablen, wie es Menschen auf der Erde gibt. Auch hier wieder beantwortet und reflektiert unser namenloser Körper eine nach innen und außen bestehende natürliche Wechselbeziehung mit all diesen Variablen in den Bereichen von Ego, Geist und Emotionen.
Vergleiche den Körper eines Mannes, dessen ganzes Wesen Wut ausdrückt, mit dem eines Menschen, der gelassen ist, sich in einem Zustand völliger Hingabe, in meditativem Schweigen befindet. Beobachte den Einfluss einer verängstigten Mutter auf ihr verletztes Kind. Einmal brachte man mir ein Baby, das aus seinem Hochstuhl gefallen und bewusstlos war. Während ich es untersuchte, saß seine Mutter auf der anderen Seite des Raumes. Ich sah mir den immer noch bewusstlos erscheinenden kleinen Jungen gründlich an und fand keine körperlichen Verletzungen. „Sie müssen sich keine Sorgen machen, es ist nichts passiert“, sagte ich zu der Mutter. „Gott sei Dank!“, rief sie und entspannte sich. Sofort reagierte der Kleine darauf, indem er begann, sich normal zu bewegen und zu weinen. Die Angst der Mutter hatte zu der Regungslosigkeit des Kindes beigetragen.
Wir haben nun kurz über die Gesamtheit der vielfältigen Arten von Bewegung in einem namenlosen Körper gesprochen, der von sich heraus fähig ist, seine innere und äußere Umgebung als eine Funktionseinheit an sich zu beantworten und zu reflektieren. Wir haben sie ergänzt durch die vielfältigen Variablen, die Ego, Geist und Emotionen mit ihren Formen von Bewegung beitragen können. Dies sind keine Ursache-Wirkung-Zusammenhänge. Hier geht es, egal ob es sich um den Arzt oder den Patienten handelt, um ein ungeteiltes Individuum in einer nach außen und innen bestehenden Wechselbeziehung mit seiner individuellen Umgebung. Es gibt aber noch einen weiteren Faktor, der zu unserem ganzheit-lichen medizinischen Ansatz hinzugefügt werden muss, und das ist das Leben selbst, das sich durch die Bewegung des namenlosen Körpers und der variablen Bereiche von Ego, Geist und Emotionen ausdrückt. Nimmt man Leben als einen Faktor, der sich auf allen Ebenen – von grobmotorischen Bewegungen bis hin zu kleinsten Elektronenbewegungen innerhalb der Zellfunktion oder der Bereiche von Ego, Geist und Emotion – als Bewegungsvielfalt offenbart, dann sollte man diesen Faktor studieren und entwickeln, bis auch er, synchron mit der medizinischen Entwicklung der verschiedenen Arten von Bewegung als sich manifestierende Muster des Lebens, zu einer medizinischen Erfahrung wird.
Man kann es Leben nennen oder Potency oder irgendeinen anderen Begriff verwenden. Es ist ein Faktor, der in mir, dem individuellen Behandler, ebenso vorhanden ist wie im Patienten und in jeder anderen lebenden Kreatur auf der Erde. Der Faktor Leben kann vom Behandler und im Patienten auf einer individualisierten Basis entwickelt und genutzt werden. Es ist interessant zu beobachten, dass die Beziehung von Arzt oder Patient zum Leben als Faktor wieder auf einer Einzel-Basis stattfindet, genauso wie die des namenlosen Körpers. Leben hat keine Variablen wie Ego, Geist oder Emotionen. Leben ist. Der einzelne Behandler muss sich in seinem Bemühen, Leben als Faktor und aktiv Beteiligten in der klinischen Anwendung zu verstehen und zu nutzen, aus selbst Erfahrenem sein eigenes Verständnis erarbeiten. Wir können einander nicht beibringen, wie man den Faktor Leben in die tägliche Praxis und die individuellen Beziehungen zu den Patienten mit hinein nimmt. Es ist etwas, was gelernt werden kann, aber offensichtlich muss es jeder für sich lernen. Um es zusammenzufassen: Wir haben über die in vielfältiger Form stattfindende Bewegung in der Physiologie eines namenlosen Körpers und in der auch Ego, Geist und Emotionen einschließenden Physiologie eines benannten Körpers gesprochen.
Alle Formen von Bewegung, egal ob es sich um Denkprozesse, emotionale Erfahrungen oder physiologische Körpermechanismen handelt, sind Folgen. Voraussetzung für diese Bewegungen sind automatisch sich verändernde, frei schwebende Stillpunkte oder Fulkren. Der Behandler kann die vielfältigen Arten von Bewegung mit Hilfe seines sensorischen Systems wahrnehmen. Auch die koexistierenden, ständig sich verändernden Fulkren, die die Bewegungen zentrieren, erfordern von ihm, dass er ihre Existenz bewusst wahrnimmt. Es ist also wichtig, dass der Behandler bei seinem Diagnose- und Behandlungsprogramm im Dienste des Patienten sowohl eine bewusste klinische Wahrnehmung der existierenden Fulkren als auch eine sensorische Erfahrung der Bewegungen hat. Die nun folgenden Kriterien für Behandler und Patient lassen sich aus den Funktionsabläufen der Körperphysiologie herauslesen. Die Physiologie unseres namenlosen Körpers hat vier Hauptbewegungsmuster, fünf Sinne, die der Behandler zusätzlich zu seiner bewussten Wahrnehmung für die Diagnose nutzen kann, und fünf Grundprinzipien der potenziellen Behandlung. Die vier Hauptbewegungsmuster sind:
1.Die neuromuskulären Bewegungen des Bewegungsapparates; man könnte es auch als den willkürlichen Mechanismus der physiologischen Funktionsabläufe im Körper bezeichnen.
2.Die sekundären Rippen- und Atemmechanismen, die alle Körpergewebe während der Atemzyklen bewegen.
3.Das inhärente, rhythmisch motile und mobile, unwillkürliche kraniosakrale Fluktuieren des Liquor cerebrospinalis und des gesamten lymphatischen Systems mit einer Zyklusgeschwindigkeit von 10–14 Mal pro Minute im gesunden Zustand. Dr. WIlliam G. Sutherland hat diese vollkommen rhythmische Bewegung als eine Art Tidenphänomen beschrieben. Das bedeutet, dass in einem Zeitraum von zehn Minuten die gesamte Körperphysiologie jeweils etwa 100 Mal einen Bewegungszyklus von Flexion mit Außenrotation und Extension mit Innenrotation durchläuft. Dies ist ein mächtiges Werkzeug für Diagnose und Therapie.
4.Eine große tidenartige Bewegung, die in einem Zeitraum von neun Minuten ungefähr 6 Mal stattfindet, ein fluktuierender Mechanismus, der für jeden rhythmischen Zyklus ungefähr eineinhalb Minuten braucht. Ich konnte diese große Tide in meinen Patienten zum ersten Mal vor zehn Jahren beobachten und ich habe keine Ahnung, was ihr Ursprung oder ihre grundlegende Natur ist. Es ist eine Tide, die sich massiver anfühlt, mit einer allmählich anschwellenden Expansion der gesamten Körperphysiologie und einer allmählich rückläufigen Bewegung, gefolgt von einer nächsten, allmählich massiv werdenden Expansion in einem rhythmisch balancierten Austausch innerhalb der gesamten Körperphysiologie. Ich habe diese Bewegung in zwei Patienten simultan gezählt, und sie war in beiden vorhanden, aber jeweils auf eine individuelle Art und Weise. Auch das ist ein kraftvolles therapeutisches Werkzeug, wie wir später noch erörtern werden.
Die kompletten Ressourcen der Körperphysiologie, inklusive der vier Hauptbewegungsmuster, beantworten und spiegeln die kreativen Spannungen der normalen Funktionsabläufe innerhalb der unwillkürlichen artikulär-membranösen Mechanismen des Primären Atemmechanismus und der faszial-ligamentären willkürlichen und unwillkürlichen Gelenkmechanismen der übrigen Körperphysiologie. Diese gleichen kreativen Spannungen findet man auch in Stress- oder Dysfunktionsmustern, die mit bestimmten Problemen in der Körperphysiologie des Patienten einhergehen. Anders gesagt bedarf es einer reziproken Spannungsbalance, um einen homöostatischen Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten. Eine solche reziproke Spannungsbalance ist auch erforderlich, um ein spezifisches Stress- oder Dysfunktionsmuster innerhalb der Physiologie des namenlosen Körpers aufrechtzuerhalten.
Um die verschiedenen Formen von Bewegung zu evaluieren, stehen dem Behandler außer seiner bewussten Wahrnehmung folgende fünf Sinne zur Verfügung:
1.Sein Geruchssinn.
2.Sein Geschmackssinn, insbesondere für Chemikalien in fester Nahrung oder in Flüssigkeiten.
3.Sein Hörsinn, um den vielfältigen Bewegungen in den Funktionsabläufen innerhalb der Gewebe zu lauschen.
4.Sein Sehsinn, um Bewegungen zu beobachten.
5.Sein Tastsinn und die Fähigkeit zur Palpation, um die Bewegungsvielfalt in der Physiologie des namenlosen Körpers zu spüren.
All diese uns angeborenen sensorischen Wahrnehmungsmöglichkeiten nutzen wir ohne bewusstes Bemühen. Wir können jedoch auch bewusst jede Sinneswahrnehmung trainieren, um eine tiefere Erfahrungsebene zu erreichen. Beispiele dafür sind der Geruchssinn eines Parfümherstellers, der Geschmackssinn eines Wein- oder Teehändlers, das Hörvermögen eines Musikers, Kardiologen oder Lungenspezialisten sowie die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit eines Malers.
Den Tastsinn zu verfeinern und wirkliche Palpationskunst zu entwickeln erfordert Monate und Jahre bewusster Wahrnehmung und Erfahrung. Man braucht dazu Geduld und Patienten und eine lange Zeit, um zu lernen, wie sich die vielen Abstufungen in der namenlosen Körperphysiologie anfühlen. Man kann seine Fähigkeiten in der Kunstfertigkeit und Wissenschaft des Palpierens erweitern und vertiefen, indem man lernt, den Tastsinn mit Hilfe der propriozeptiven neurologischen Bahnen und Tastkörperchen vom sensorischen Bereich des Gehirns zu den Händen übertragen, anstatt nur passiv darauf zu warten, dass die sensorische Wahrnehmung von den Händen zu den entsprechenden Zentren des Gehirns übertragen wird.
Ebenfalls wichtig ist es, zu erkennen, dass die Entwicklung einer palpatorischen Fähigkeit eine Eins-zu-Eins-Erfahrung in der Quantenmechanik ist. Es ist unmöglich, ein unabhängiger Beobachter zu sein. In der Tat sind wir aktive, uns bewusst entwickelnde Beteiligte. Wir haben teil am Erfahren vielfältiger Bewegungsformen in allen Stufen der Funktionsabläufe, von der einfachsten positionellen Bewegung der Gelenkmechanismen bis hin zur tiefsten Ebene der willkürlichen und unwillkürlichen Bewegung in der Gesamtphysiologie des Patienten.
Je sensibler wir als Beteiligte bei der Palpation werden, desto mehr Bewusstsein entwickeln wir den wahren Wert des Leistungsvermögens und der Ressourcen, die den willkürlichen und unwillkürlichen Mechanismen unseres Patienten innewohnen. Sie sind es, die uns diagnostische Einschätzung erlauben und uns die therapeutischen Mechanismen zur Verfügung stellen, mit deren Hilfe sich die vielen Probleme, die uns in unserer Praxis begegnen, behandeln lassen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Das Konzept der Bewegung bei der Behandlung in den Heilkünsten umfasst einen weiten Bereich und viele Wissenszweige: Medizin und Chirurgie, Psychologie, Radiologie, Physiotherapie, Krankenpflege, und jede andere zusätzliche Versorgung. All diese Wissensbereiche basieren auf einer Reihe von Prinzipien, die so ausgerichtet sind, dass sie sich für jede Art von Dienst nutzen lassen und sich zur Bewältigung spezifischer Probleme beim Erstellen einer brauchbaren Diagnose und eines klinischen Behandlungsplan für eine Wiederherstellung in Richtung Gesundheit eignen. In unserer Erörterung geht es weiterhin um die von uns aufgestellten Kriterien für einige der Hauptbewegungsformen in einer namenlosen Körperphysiologie sowie um die Kriterien für den Gebrauch der bewussten Wahrnehmung, der fünf projizierten Sinneseindrücke und der sensiblen motorischen Fähigkeiten durch den Behandler, der diese Werkzeuge mit dem Befund seiner von ihm als Beteiligter vorgenommenen Palpation koordiniert.
Folgende therapeutischen Prinzipien werden angewandt, wenn wir Bewegung nutzen:
1.Verstärkung
2.Auseinanderführen
3.Direkte Aktion
4.Entgegengesetzte physiologische Bewegung
5.Kompression
Die Kunstfertigkeit und Wissenschaft der Palpation für einen diagnostischen Befund lässt sich, wenn man bewusst als Beteiligter dient, nicht von den therapeutischen Prinzipien trennen, da es sich um einen synchronen Prozess in den physiologischen Funktionsabläufen des namenlosen Körpers handelt, wenn der Behandler mit dem Problem im Patienten arbeitet. Der Grund dafür ist einfach: Der namenlose Körper des Patienten hat ein Problem entwickelt, das den Patienten zu uns bringt. Unser sorgfältiges Einschätzen mit Hilfe unserer teilnehmenden Palpation und unserer motorischen Fähigkeiten lässt uns das Bewegungsmuster in diesem Patienten erfahren. Wir werden von der Bewegungsvielfalt geführt und verwenden die eben genannten fünf Prinzipien, nicht die Techniken, von Verstärkung, Auseinanderführen, Direkter Aktion, Entgegengesetzter physiologischer Bewegung, Kompression oder eine Kombination aus diesen Fünfen, um die für die Beschwerden des Patienten spezifische Qualität der Bewegung zu lokalisieren und zu fokussieren. Dies sind auch die Anfangsschritte beim Behandeln des Problems. Der Behandlungsprozess geht dann einen Schritt weiter, indem wir den Balancepunkt oder die Balancepunkte für diese Bewegungseinschränkung suchen, und dann den inhärenten physiologischen Ressourcen und den Potencys des namenlosen Körpers erlauben, die an diesem Tag möglichen Korrekturen zu bewirken.
Eine Behandlung könnte vielleicht folgendermaßen beschrieben werden: Unsere Hände, unsere sensible palpatorische Fähigkeit, als ein Beteiligter in der Quantenmechanik verschiedene Qualitäten von Bewegung zu spüren, liefern Referenzpunkte, Fulkren, damit die Physiologie des namenlosen Patientenkörpers aufwachen kann und ihre Bewegungsvielfalt sowie ihre inneren Ressourcen nutzt, um ihre Probleme zu korrigieren und ihren Mechanismus in Richtung Gesundheit zu steuern. Mit Hilfe von bewusster Wahrnehmung, Palpationsfähigkeit und sensiblen motorischen Fähigkeiten suchen wir den Balancepunkt des Bewegungsmusters für diese bestimmte Dysfunktion oder die Dysfunktionen, unterstützen die Gewebe an diesen Balancepunkten und fühlen, wie die Gewebe und Flüssigkeiten durch eine Spannungsphase gehen, um das Problem zu lösen. Wir werden uns einer Ruhephase bewusst, eines Stillpunktes, einer Veränderung in der reziproken Spannungsbalance oder in den Fulkren, die spezifisch für dieses Problem sind. Und wir spüren in den Geweben jene sanfte Auflösung, die nach der Korrektur die Wiederherstellung in Richtung Gesundheit anzeigt. Die namenlose Körperphysiologie hat die Arbeit getan, die an diesem bestimmten Tag möglich war. Abhängig von dem, was der Patient braucht, können in einer Behandlungseinheit auch mehrere Bereiche behandelt werden.
Die fünf Prinzipien der Behandlung sind Prinzipien und keine Techniken, weil jedes Prinzip für sich allein oder in Kombination mit einem anderen die namenlose Körperphysiologie zum Handeln bringt. Was für Ressourcen werden hier angesprochen? Jede Einschränkung wird die vier Hauptmuster der Bewegung modifizieren: die neuromuskuläre willkürliche Bewegung, die sekundären Rippen- und Atemmechanismen, die inhärente unwillkürliche kraniosakrale Fluktuation des Liquor cerebrospinalis und des gesamten lymphatischen Systems und die große tidenartige Bewegung, die einen rhythmischen Zyklus von ungefähr eineinhalb Minuten hat. Diese Ressourcen, und wahrscheinlich noch viele andere, liefern uns die Werkzeuge, die wir für eine mit Hilfe der fünf Behandlungsprinzipien vorgenommene Diagnose und Behandlung brauchen. Es ist wiederum interessant zu erleben, dass dann, wenn wir den Balancepunkt bzw. die Balancepunkte erreicht haben und die Gewebe so unterstützen, dass sie durch den Behandlungszyklus gehen, die kreativen Spannungen des namenlosen Körpers von innen heraus Verstärkung, Auseinanderführen, Direkte Aktion, Entgegengesetzte physiologische Bewegung und Kompression – oder eine Kombination aus den Fünfen – zeigen, während der Körper sucht und durch den ruhigen Zeitraum der Veränderung der reziproken Spannungsbalance geht, was Korrektur bedeutet. Der namenlose Körper nutzt in sich selbst die gleiche Reihe von Prinzipien, die wir als Behandler anwenden, um jenen Balancepunkt zu finden, der dem Körper erlaubt, durch seinen Behandlungszyklus zu gehen.