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2.4.2 Die Anlagestrategie der Robo-Advisors
Jede Rebalancing-Strategie hat seine Tücken. Anleger mit gemischten Aktien-Renten-Portfolios, die Ende 2008 Aktien an einem Tiefpunkt der Märkte nachkauften, konnten sich 2009 über phantastische Renditen freuen. Doch es gibt nicht nur kurzfristige Kurskorrekturen, sondern auch länger andauernde Marktturbulenzen. Sie stellen Rebalancing-Strategien bzw. die Anlagedisziplin auf eine harte Probe, wie die drei verlustreichen Aktienjahre 2000, 2001 und 2002 eindrucksvoll zeigten. Hätten Sie angesichts der DAX-Verluste von 7,5 % im Jahr 2000, im folgenden Jahr von 20 % und dem darauffolgenden 44-Prozent-Absturz im Jahr 2002 die Nerven besessen, jeweils zum Jahresende stoisch in Aktien umzuschichten und ihre Gewinner-Anleihen zu verkaufen? Ein Robo-Advisor hätte das. Er setzt anhand klarer Regeln und ohne Emotionen das Rebalancing um. Doch das Vorgehen der Robos unterscheidet sich voneinander.
Grob lässt sich die Anlagestrategie von Robo-Advisors zweiteilen. Auf der einen Seite gibt es Robo-Advisors, die eher einer aktiven Anlagestrategie folgen. Auf der anderen Seite stehen die Robo-Advisors, die einen passiven Investmentansatz umsetzen29. Was bedeutet das genau?
Strategie | passiv | semipassiv | semiaktiv | aktiv |
Anlagen | passiv gemanagte ETF und ETC | passiv gemanagte ETF und ETC | passiv gemanagte ETF und ETC | aktiv gemanagte Fonds, Aktien, Anleihen, Rohstoffe usw. |
Generelle Strategie | Bei der passiven Strategie wird die Zusammensetzung des Portfolios nach der Depoteröffnung nicht mehr geändert, d. h. es findet kein aktives Umschichten statt. Die Rendite dieser Strategie hängt vom Wachstum der Märkte ab. | Bei der aktiven Strategie sind die Robos jederzeit in der Lage, die Portfolios umzuschichten, um auf aktuelle Entwicklungen an den Aktienmärkten zu reagieren. Damit besteht die Chance, die Marktrendite zu schlagen. Ob das gelingt, liegt allerdings am Geschick des Robos. | ||
Beschreibung | Der Chance-Risiko-Mix des Depots soll dauerhaft gleich bleiben, daher werden einmal jährlich die Gewichte auf die Ausgangswerte zurückgesetzt (statisches Rebalancing). | Sobald der Risiko-Mix des Depots (Mischung der Assetklassen zueinander) festgelegte Abweichungsgrenzen überschreitet (z. B. Abweichung um 10 %), wird der ursprüngliche Mix wiederhergestellt. Kleine Korrekturen können schon bei Ein- oder Auszahlungen vorgenommen werden. | Hier wird nicht die Mischung der Anlageklassen im Portfolio konstant gehalten, sondern das gewünschte Anlagerisiko. Wenn sich das Risiko erhöht, werden Aktien und andere Risikopapiere abgebaut und verstärkt risikoärmere Titel, wie Anleihen, gekauft. Sinkt dagegen das Risiko, so läuft das Prozedere umgekehrt. | Die Mischung der Assetklassen (wie Aktien, Anleihen usw.) wird je nach Markt- und Kapitalmarktlage umgeschichtet und/oder neu zusammengestellt. Ähnliches gilt, wenn technische Analysen für einen Ein- und Ausstieg an der Börse beachtet werden oder einzelne Anlagen neu bewertet werden. |
*Eine eindeutige Kategorisierung der Robo-Advisor ist nur schwer möglich, weil sich die Anlagestrategien teilweise untereinander vermischen oder die Anbieter verschiedene Modelle anbieten. Besuchen Sie deshalb immer die Webseite des Anbieters und informieren Sie sich im Detail über die Anlagestrategie.
Abb. 4: Anlagestrategie der Robo-Advisors
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Robo-Advisors, die einen passiven Ansatz folgen. Wer diesen Ansatz mit Passivität gleichsetzt, hat ein falsches Bild vor Augen. Denn schon Carmen Sylva fand: „Die Geduld ist nicht passiv. Im Gegenteil, sie ist eine Tat, sie ist konzentrierte Kraft.“ Denn die Robo-Advisors, die sich diesem Ansatz verschrieben haben, verteidigen die mit dem Anleger zusammen erarbeitete Aufteilung des Depots gegen die Stürme an den Finanzmärkten. Deswegen findet nach der Eröffnung des Depots keine Veränderung der Gewichtung von Anleihen zu Aktien mehr statt. Damit dies gelingt, findet monatlich, quartalsweise oder jährlich ein Rebalancing statt, sodass die ursprüngliche Aufteilung der Gelder auf Aktien, Anleihen usw. wieder erreicht wird30.
Aus diesem Grund sind die erzielbaren Renditen in großem Maß davon abhängig, wie sich die Finanzmärkte entwickeln. Denn ein passiver Robo-Advisor versucht nicht durch aktive Umschichtungen die Marktrendite zu übertreffen, sondern er versucht so nah wie möglich die Marktrendite nachzubilden31. Er arbeitet nicht gegen den Markt, sondern mit ihm. Steigt die Börse, dann gewinnt auch das Portfolio an Wert. Fällt sie, dann kann auch die Maschine kaum mehr tun, als die Verluste durch Diversifikation zu begrenzen.
Ein Vorteil des passiven Ansatzes ist, dass die Rendite nicht von den Geschicken des Robo-Advisors abhängig ist. Zudem ist die passive Anlagestrategie nahezu risikolos, allerdings nur, wenn sie als Langzeitstrategie (mehr als zehn Jahre) angewendet wird. Es gibt weltweit nur wenige bedeutende Indizes, die über die letzten Jahrzehnte im Mittel Verluste eingefahren haben. Der Haken ist, dass viele Indizes auch jahrelange Phasen des Abstiegs aufweisen, d. h., dass der Anleger jahrelang auf Verlusten sitzenbleiben kann. Doch meist wird die Geduld des Anlegers belohnt, die Indizes kehren wieder in die Gewinnzone zurück und somit auch das Portfolio des Anlegers.
Warum entscheiden sich die passiven Robo-Advisors für diese Strategie? Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die allermeisten Fondsmanager den Markt nicht dauerhaft schlagen können. John Bogle, einer der Väter der ETF, sagte dazu: „Suchen Sie nicht nach der Nadel im Heuhaufen, kaufen Sie einfach den Heuhaufen.“ Folglich ist es eher entscheidend, Märkte möglichst genau und kostengünstig abzubilden. Da ETFs in die großen, breiten Indexe – wie DAX, Dow-Jones, S&P 500 usw. – investieren und deren Entwicklung nahezu 1:1 abbilden, sind sie genau die richtigen Investmentvehikel für Robo-Advisors. Zudem sind sie noch sehr kostengünstig. Bringt man es auf den Punkt, so sieht der passive Ansatz eigentlich „nur“ vor, die Geldanlage möglichst gut zu streuen – meist mit den breit diversifizierten ETFs, um dann im Anschluss immer wieder die ursprüngliche Allokation (Gewichtung der Anlageklassen) herzustellen. Durch dieses Rebalancing entsteht zudem ein antizyklisches Investment, weil die Anleger dann mehr in die Märkte investieren, wenn diese nicht stark nachgefragt sind, und dafür Anteile der Märkte verkauft werden, die sich gerade sehr gut entwickelt haben. Ketzerisch könnte man sagen, dass man für den passiven Ansatz, abgesehen von Feinheiten wie dem Rebalancing, gar keinen Computer bräuchte. Jeder halbwegs informierte Anleger könnte selbst ein ETF-basiertes 50-45-5-Portfolio aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen zusammenstellen. Aber dann wird es knifflig: Führt der Anleger das Rebalancing strikt nach vorher festgelegten Regeln durch oder schichtet er sein Portfolio bei der erstbesten Gelegenheit doch wieder um? Die eigentliche Stärke der passiven Robo-Advisors liegt nicht in der Rechenpower, sondern darin, eine Strategie konsequent durchzuziehen, was die meisten Anleger aufgrund ihrer Emotionalität nicht schaffen.
Natürlich werden die Anlegergelder nicht nach Gutdünken auf verschiedene ETFs verstreut, sondern nach dem Konzept der modernen Portfoliotheorie angelegt. Hierzu berechnen die Robo-Advisors mithilfe der Markowitz-Theorie die optimalen Depots, d. h. die beste Aufteilung des Geldes auf Anlageklassen für eine bestmögliche Diversifizierung, um auch schweren Zeiten an den Finanzmärkten trotzen zu können. Folglich ermöglichen passive Robo-Advisors eine günstige Anlage nach Lehrbuch.
Was ist die Markowitz-Theorie? Harry Markowitz, ein US-amerikanischer Ökonom, nahm Folgendes an: Kein Experte kann die Entwicklung der Märkte sicher vorhersagen. Jegliche Vorhersagen zur Entwicklung von Einzelaktien bzw. Märkten sind lediglich Meinungen. Risiko und Ertrag sind voneinander abhängig. Je höher der Ertrag, desto höher ist das Risiko, das entsprechende Titel einbrechen und einen hohen Verlust erleiden. Börsenguru André Kostolany stellte einmal treffend fest: „Börsengewinne sind Schmerzensgeld.“ Nicht jeder Anleger ist bereit, sich dem Risiko solcher Schmerzen auszusetzen. Dummerweise versprechen gerade die risikoreichen Anlagen höhere Renditen, wohingegen Anleihen deutlich geringere Risiken als Aktien haben, weshalb spektakuläre Gewinne aber auch nicht zu erwarten sind. Man muss also, das Vermögen so aufteilen, dass Risiko und Rendite in einem „optimalen“ Verhältnis zueinander stehen. Die meisten Anleger werden einen Teil ihres Vermögens sicher anlegen und einen anderen Teil etwas spekulativer. Wie groß die jeweiligen Teile sind, wird von der Risikoneigung des Investors bestimmt. Erinnern Sie sich noch daran, dass Anleger in die Anlageberatung von Robo-Advisors starten, indem sie einen Fragenkatalog beantworten? Die Befragung soll ermitteln, welchen Sparbetrag Anleger sich vorstellen, welche Anlagedauer ihnen vorschwebt, und wie risikobereit sie sind. Für den Robo-Advisor sind die Risikoneigung und Renditewünsche des Anlegers besonders interessant. Diese spielen nämlich bei der Markowitz-Theorie eine zentrale Rolle. Grob gesagt, wird mit Markowitz eine Aufteilung des Vermögens (in z. B. Aktien und Anlagen) für ein optimales Risiko-Rendite-Verhältnis berechnet. „Optimiert“ bedeutet, dass es bei gleichem Risiko keine andere Aufteilung des Vermögens gibt, die eine höhere Rendite verspricht. Ich möchte Ihnen die Markowitz-Theorie so nahebringen, dass Sie kein Mathematikdiplom benötigen, um sie zu verstehen. Deswegen werde ich sie nur in groben Zügen erläutern32. Markowitz fasst das Risiko als die Schwankungsbreite des Kursverlaufes eines Anlageproduktes auf. Klingt ziemlich abstrakt, oder? Vergleicht man die Wertentwicklung des deutschen Aktienindexes DAX mit der des deutschen Rentenindexes REXP, so stellt man fest, dass der DAX deutlich höhere Renditen erzielt als der REXP, aber mit deutlich größeren Schwankungen. Ein mathematisches Maß für diese Schwankungen ist die Volatilität. Je stärker der Kurs einer Anlage schwankt, umso höher ist die Unsicherheit bzw. das Risiko, welches mit dem Investment verbunden ist. Die Volatilität des DAX liegt bei 13 %, die des REXP bei 6 %. Die Kehrseite der Medaille ist die Rendite. So konnte der DAX eine Rendite von 10 % p.a. erzielen, während der REXP „nur“ 3 % p.a. erreichte. Stellen Sie sich jetzt ein Depot vor, dass zur Hälfte in einen DAX-ETF (deutsche Aktien) und zur anderen Hälfte in einen REXP-ETF (deutsche Renten) investiert hat. Natürlich entspricht die Rendite (10 % p.a.) und das Risiko (13 %) des DAX-ETF genau dem des DAX. Ebenso entspricht die Rendite (3 % p.a.) und Risiko (6 %) des REXP-ETF dem des REXP. Aus der vergangenen Wertentwicklung des DAX kann man die zukünftige Rendite des DAX-ETF von 10 % p.a. ableiten. Ebenso kann man aus der vergangenen Wertentwicklung des REXP annehmen, dass der REXP-ETF eine zukünftige Rendite von 3 % p.a. erwirtschaften kann. Logischerweise sollte die Rendite des Aktien-Renten-Depots, welches zur Hälfte aus dem DAX-ETF und zur anderen Hälfte aus dem REXP-ETF besteht, 6,5 % betragen. 50 % · 10 % + 50 % · 3 % = 6,5 % Nach derselben Logik dürfte man ein Risiko des Gesamtportfolios von 9,5 % erwarten, wenn man annimmt, dass die zukünftige Volatilität des DAX-ETF 13 % und die des REXP-ETF 6 % beträgt. 50 % · 10 % + 50 % · 6 % = 9,5 % Tatsächlich liegt die Volatilität des Depots bei lediglich 5,9 %, also deutlich niedriger als man zunächst vermuten kann. Diese Tatsache bezeichnen einige auch als das Wunder der Diversifikation (Streuungseffekt). Denn das Risiko des Gesamtdepots ist immer geringer als die Summe der Risiken seiner Bestandteile. Hieraus leitet sich auch die Börsenweisheit „Lege nicht alle Eier in einen Korb“ ab. Der Knackpunkt ist nämlich, dass nichts und niemand mit Sicherheit sagen kann, welche Aktie der „Winner“ und welche der „Loser“ sein wird. Deswegen investieren Robo-Advisors so gerne in die breit diversifizierten ETFs. Denn durch das Halten eines diversifizierten Portfolios wird das Risiko der einzelnen Aktien bzw. Wertpapiere minimiert. Wodurch entsteht dieses Phänomen – Diversifikation? Sie kommt dadurch zustande, dass die Kursentwicklung des DAX-ETF und des REXP-ETF manchmal gegenläufig ist. So kommt es häufig vor, dass z. B. der DAX-ETF an einem Tag um 0,8 % fällt, während der REXP-ETF um 0,5 % steigt. Ein Aktien-Renten-Depot, das zu 50 % in Aktien und zu 50 % in Renten investiert ist, verliert an einem solchen Tag „nur“ -0,15 % (= 50 % · -0,8 % + 50 % · 0,5 %) Auf der anderen Seite bedeutet dies, dass die Tagesschwankung des Gesamtdepots (-0,15 %) sowohl geringer war als die des DAX-ETF (-0,8 %) als auch die des REXP-ETF (0,5 %). Da es öfter solche Tage gibt, an denen Renten und Aktien sich gegenläufig verhalten, kommt es zum Diversifikationseffekt. Das ist der Grund, aus dem die Streuung des Vermögens auf mehrere Investments sinnvoll ist, weil erfahrungsgemäß die Wertentwicklung verschiedener Anlageprodukte unterschiedlich ist. Deswegen investieren Robo-Advisors die Kundengelder in unterschiedliche Anlageprodukte. Eine Abwandlung eines Sprichwortes von Mark Twain lautet: „Seien Sie vorsichtig mit Wirtschaftsbüchern – Sie könnten wegen der Vereinfachung eines Sachverhaltes Verluste erleiden.“ Deswegen müssen wir noch tiefer in die Materie Diversifikationseffekt eintauchen. Der Diversifikationseffekt tritt nämlich nur auf, wenn sich die Kurse der unterschiedlichen Anlageprodukte gegenläufig verhalten. Als Maß für die Gegenläufigkeit von Kursentwicklungen könnte man z. B. die Korrelation33 verwenden. Die Korrelation kann zwischen +1 und -1 liegen. Wenn z. B. zwei Aktien perfekt korreliert sind, d. h. eine Korrelation von eins aufweisen, entwickelt sich ihr Kurs ähnlich. Dies bedeutet: Steigt Aktie A um einen Euro, so tut dies der Kurs der Aktie B ebenfalls. Für ein Portfolio wäre das natürlich ungünstig, da sich das Risiko nicht verringern würde. Es gibt also keine Risikominimierung. Bei einer Korrelation von -1 verhält es sich genau andersherum. Fällt die Aktie A um einen Euro, so steigt die Aktie B um einen Euro, d. h. die beiden Aktien sind perfekt negativ korreliert. Die Aktien verhalten sich also genau invers, was so viel wie spiegelverkehrt heißt. Hierdurch heben sich die Schwankungen der beiden Kurse auf. Das Risiko wäre also gleich null, doch gleichzeitig heben sich die Gewinne (Rendite strebt gegen null) gegenseitig fast auf. Bei einer Korrelation von null entwickeln sich die Kurse der beiden Aktien völlig unabhängig voneinander. Mal steigen oder fallen beide Aktien und ein anderes Mal steigt Aktie A und Aktie B fällt. Die beiden Aktien stehen in keinerlei Verbindung zueinander. Das ist der optimale Fall, denn so erhält man den größten Diversifikationseffekt. Dumm nur, dass die Aktienmärkte der großen Industrienationen einen Korrelationskoeffizienten zwischen +0.4 und +0.9 aufweisen. Solange die Korrelation nicht +1 beträgt, kann man jedoch seine Anlagen auf diese Weise diversifizieren34. Bei den Indizes DAX und REXP sieht die Welt ganz anders aus, dort beträgt die Korrelation nur 0,159. John M. Templeton formulierte es mal so: „Der einzige Investor, der nicht diversifizieren sollte, ist derjenige, der immer 100 % richtig liegt!“ Die Robo-Advisors investieren die Kundengelder nicht nur innerhalb einer Anlageklasse (z. B. Aktie), sondern über mehrere Anlageklassen hinweg, um eine möglichst große Diversifikation zu erreichen. Man könnte nun durch Ausprobieren das Aktien-Renten-Depot finden, welches die bestmögliche Diversifikation bietet. Das ist allerdings sehr mühselig und zeitaufwendig. Darum wird es in der Regel berechnet. Dazu benötigt man drei Werte: geschätzte künftige Rendite der Anlageprodukte, die geschätzten künftigen Volatilitäten sowie die Korrelationen der Anlageprodukte miteinander. Die sehr komplizierte Berechnung des optimalen Depots zeigt folgendes Schema. Mittels der von Markowitz aufgestellten Formeln lassen sich für verschiedene Gewichtungen von DAX-ETF und REXP-ETF jeweils Rendite und Risiko berechnen. Üblicherweise werden die Werte für die unterschiedlichen Gewichtungen in 10-Prozent-Schritten in folgende Grafik eingezeichnet: Da die Korrelation nicht 1,0 beträgt, sondern 0,159, ergibt sich für die verschiedenen Aufteilungen des Depots auf die beiden ETFs keine Gerade zwischen den Punkten „100 % DAX-ETF“ und „100 % REXP-ETF“. Was bedeutet dies? Nehmen wir an, Sie möchten Ihr Geld zu 100 % in den DAX-ETF investieren. Dann haben Sie eine erwartete Rendite von 10 % bei einem damit verbundenen Risiko von 13 %. Bei einer hälftigen Aufteilung (50 % DAX-ETF und 50 % REXP-ETF) sinkt die Rendite auf 6,5 % und das Risiko auf 5,9 %. Betrachten wir jetzt den umgekehrten Fall: Sie investieren zu 100 % in den REXP-ETF. Ihre erwartete Rendite beträgt 3 % bei einem Risiko von 6 %. Sehen Sie sich nochmals das hälftige Depot an. Sie erkennen, dass Sie bei dieser Aufteilung deutlich mehr Rendite erzielen und gleichzeitig einem geringeren Risiko von Kursschwankungen ausgesetzt sind als das Depot, welches zu 100 % aus dem REXP-ETF besteht. Markowitz bezeichnet ein Portfolio als effizient, wenn kein anderes Portfolio eine höhere Rendite bei gleichem oder geringerem Risiko aufweist oder kein anderes Portfolio ein geringeres Risiko bei gleicher oder höherer Rendite aufweist. Diese Portfolios liegen auf eine sog. Effizienzlinie (in der Grafik dargestellt mit den Kästen). Diese Linie liest man so: Sucht man ein Depot mit einer Volatilität von 10 %, so sollte man das Depot mit 80 % DAX-ETF und 20 % REXP-ETF wählen. Dieses Depot hat bei dem gegebenen Risiko (Volatilität von 10 %) die höchste zu erwartende Rendite. Auch die Robo-Advisors ermitteln die optimalen Portfolios für ihre Kunden auf diesem Weg. Meine Ausführungen verschleiern etwas den gewaltigen mathematischen Aufwand, der hinter der Markowitz-Optimierung steht. Bei zwei Anlagealternativen sind es nur fünf Größen, aber schon bei 10 sind 65 und bei hundert sind ca. 5.150 Größen zu berechnen. Das ist der Grund, warum die Robo-Advisor-Anbieter auf vorgefertigte Musterportfolios setzen, die sie nach Risiko- und Rendite-Aspekten erstellt haben. Der Robo-Advisor sucht dann nur noch anhand der Anlegerantworten auf den Fragebogen das Depot aus, welches am besten zu den Risiko- und Renditewünschen des Anlegers passt. Marie von Ebner-Eschenbach stellte fest: „Theorie und Praxis sind eins wie Seele und Leib, und wie Seele und Leib liegen sie großenteils miteinander in Streit.“ So ist es nicht verwunderlich das auch die Markowitz-Theorie nicht unumstritten ist. Der Hauptkritikpunkt ist, dass die Renditen, Volatilitäten und Korrelationen geschätzt werden müssen. Dabei nimmt man als Indikator für deren Größen die Vergangenheitswerte. Hier macht es aber einen Unterschied, ob man ein Jahr zurückgeht, zwei, drei oder gar zehn Jahre. Je nachdem erhält man eine andere Schätzung, wie die folgende Tabelle zeigt. 8,5 Jahre 3 Jahre 2 Jahre DAX REXP DAX REXP DAX REXP Rendite p.a. 18,6 % 7,3 % 7,5 % 4,6 % 10,4 % 2,3 % Volatilität 20,4 % 3,3 % 26,3 % 3,3 % 23,1 % 3,3 % Korrelation (DAX) 1 0,159 1 -0,062 1 0,012 Korrelation (REXP) 0,159 1 -0,062 1 0,012 1 Bei aller berechtigten Kritik an Markowitz haben aber viele Studien gezeigt, dass Anleger ihr Risiko – bei gleicher Renditeerwartung – senken können, wenn sie ihr Geld auf verschiedene Anlageklassen verteilen. Es gilt: Je mehr Anlageklassen man kombiniert, die nicht vollständig miteinander korrelieren, umso besser das Ergebnis – egal wie die Zukunft auch aussehen mag. Die vom Anleger angestrebte Rendite entscheidet über das Risiko, welches er in Kauf nehmen muss – oder umgekehrt: Die Risikotoleranz des Anlegers hinsichtlich Schwankungen des Depots bestimmt die maximal erzielbare Rendite. Ein Bonbon liefert die Portfoliotheorie auch noch, und zwar in Form einer Extra-Rendite durch konsequentes Rebalancing, was bedeutet, sich entgegen der vorherrschenden Meinung zu verhalten: Anlagen, die „gut gelaufen“ sind, werden reduziert (verkauft), und diejenigen, die sich unterdurchschnittlich entwickelt haben, werden aufgestockt (gekauft). Das ist der Grund, aus dem Robo-Advisors überhaupt ein Rebalancing durchführen. Letztlich bedeutet nämlich diversifizieren, dass von Zeit zu Zeit die ursprüngliche Gewichtung der Anlageklassen im Portfolio wiederhergestellt werden muss. Aus dem hier Gesagten folgt, dass die Robo-Advisors nicht nur innerhalb der Assetklassen, z. B. Aktien, diversifizieren, sondern auch noch unterschiedliche Assetklassen ins Depot aufnehmen. Zusätzlich nehmen sie auch noch eine geografische Diversifikation vor. Ein solches Depot könnte so aussehen: Aktien Industrieländer HSCB S&P500 ETF (Nordamerika) iShares Stoxx Europe 600 (DE) ETF (Europa) UBS MSCI Pacific Ex Japan A ETF (Pazifik) iShares MSCI Japan UCITS ETF (Dist) (Japan) iShare Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Schwellenländer) Aktien kleine und mittlere Unternehmen iShares S &P Small Cap 600 Fund ETF (USA) iShares Euro Stoxx Small Cap ETF (Europa) Unternehmensanleihen iShares Global Corp Bond Eur Hedged UCITS ETF (weltweit) Hochzinsanleihen iShares Euro Corporate Bond BBB-BB UCITS ETF- EUR (Europa) Staats- und Unternehmensanleihen höchster Bonität iShares Pfandbriefe UCITS ETF (DE) – EUR (Deutschland) iShares Global Govt Bond UCITS ETF (weltweit) Immobilien iShares European Property Yield UCITS ETF – EUR (Industrieländer) Bedenken Sie also immer: Wenn der Robo-Advisor Ihnen einen Anlagevorschlag unterbreitet, ist sein Ziel, bei gleichbleibender Rendite-Erwartung (Ihrer) das Risiko zu verringern oder bei gleichbleibender Risiko-Erwartung (Ihrer) die Rendite zu erhöhen. |
Theodor Fontane erkannte schon: „Der Zauber steckt immer im Detail.“ Um uns verzaubern zu lassen, sehen wir uns nun im Detail an, wie die Robo-Advisors das Rebalancing durchführen. Ein typischer Vertreter der passiven Robo-Advisors ist easyfolio mit seinen drei Anlagestrategien 30, 50 und 70. Die Zahlen 30, 50 und 70 entsprechen der jeweiligen Gewichtung von Aktien im Depot, der Rest entfällt auf Anleihen. Die prozentuale Verteilung der einzelnen Regionen im Aktienteil erfolgt entsprechend der wirtschaftlichen Bedeutung. In der Regel umfasst jedes Depot 15 ETFs. Easyfolio führt quartalsweise ein Rebalancing durch.
Bei vielen semipassiven Robo-Advisors erfolgt das Rebalancing schon, wenn die Anlageklassen um einen bestimmten Prozentsatz vom ursprünglichen Gewicht abweichen (abweichungsinduziertes Rebalancing). Nach diesem Ansatz managt der Robo-Advisor von fintego die angebotenen Portfolios: „Ich will’s defensiv“, „Ich will’s konservativ“, „Ich will streuen“, „Ich will mehr“ und „Ich will alles“. Je nach Risiko schwankt der Aktienanteil zwischen 10 bis 90 %. Investiert wird anhand der Risikotoleranz des Anlegers in Aktien global, Aktien Schwellenländer, Staatsanleihen Europa, Unternehmensanleihen Euro sowie Rohstoffe. Anders als beim passiven Ansatz legt fintego eine Obergrenze für die Abweichungen von der ursprünglichen Depotaufteilung fest. Bei einer 15 %-igen-Abweichung von der ursprünglichen Gewichtung erfolgt das Rebalancing. Zusätzlich führen viele passive Robo-Advisors, wie Ginmon, ein smartes Rebalancing durch. Hierbei werden bei jeder Anlage (Einmalanlage oder Sparplan) die Anlagebeträge so aufgeteilt, dass sich das Depot des Kunden so gut wie möglich wieder an die ursprünglich gewählte Struktur anpasst.
Mit diesen passiven, geduldigen Robo-Advisors konkurrieren die aktiven, hibbeligen Robo-Advisors um die Gunst der Anleger. Bei den aktiven Robo-Advisors wird nicht die „Anlagemischung“ (Aufteilung des Depots z. B. zwischen Aktien und Anleihen) verteidigt, sondern das Risiko im Depot wird konstant gehalten. Hierzu misst der aktive Robo-Advisor jeden Tag aufs Neue, welchem Risiko jedes einzelne Kundendepot ausgesetzt ist. Hierfür muss der Robo eine Unmenge von Daten sammeln, z. B. darüber, wie sehr die Kurse einzelner Wertpapiere steigen und nachgeben und wie die Entwicklungen verschiedener Wertpapiere miteinander zusammenhängen. Schwankt der Kurs einer Aktie stärker (als üblich), steigt das Risiko, damit Verluste zu erleiden, und der Robo-Advisor tauscht die Aktie ganz oder teilweise gegen weniger riskante Anlagen aus. Da allerdings „nur“ die Gewichtung der Assetklassen (wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe usw.) aktiv je nach Marktentwicklung verändert wird, wird diese Strategie als semiaktiv bezeichnet.
Beispielsweise verfolgt der Robo-Advisor von Scalable Capital eine semiaktive Strategie. Er bietet 23 Risikokategorien mit jeweils 10 bis 15 ETFs an. Zudem beobachtet er die Märkte dauerhaft und versucht Ereignisse, die zu großen Verlusten führen können, schon im Vorfeld zu erkennen, um dann rechtzeitig umzuschichten. Dafür stützt er sich auf die Risikokennzahl Value at Risk (VaR). Diese Kennzahl gibt an, dass eine bestimmte Verlustschwelle (vom Anleger festgelegt) mit 95- %-iger-Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird. Natürlich kann dies dennoch vorkommen, weil sich bestimmte Risiken nicht ausschalten lassen und unwahrscheinliche Ereignisse eintreten können. Je nachdem, was der Value at Risk sagt, schichtet der Robo-Advisor zwischen risikoreicheren oder risikoärmeren Anlageklassen um.
Erst wenn die Robo-Advisors noch eine Stufe weitergehen, wenn sie also Einzeltitel bzw. Fonds gezielt kaufen, kommen wir zu der „echten“, aktiven Vermögensverwaltung. Sie führt ein Stock Picking durch, d. h. der Robo-Advisor sucht nach der besten Aktie am Markt. Um diese Aktie zu finden, muss der Robo-Advisor Prognosen über die künftige Marktentwicklung anstellen und sie in seine Investmententscheidung miteinfließen lassen. Er sucht demnach die besten Ein- und Ausstiegschancen an den Börsen (dies wird als „Timing-Strategie“ bezeichnet). Ein aktiver Robo-Advisor würde eine Aktie ins Portfolio aufnehmen, wenn er erkennt, dass sich die Aktie in einem Aufwärtstrend befindet. Erkennt er dagegen, dass sich eine Aktie in einem Abwärtstrend befindet, so verkauft er. Auf diese Weise versuchen die aktiven Robo-Advisors die Krisen und Chancen an den Börsen für sich auszunutzen, während die passiven Robo-Advisors geduldig der Dinge harren müssen, die über sie hereinbrechen. Allerdings besteht natürlich auch die Möglichkeit für Fehlentscheidungen. Ein aktiver Robo-Advisor ist z. B. Fundamental Capital.
Aus dem hier Gesagten wird deutlich, wie vielfältig die Methoden des Rebalancing der Robo-Advisors sind. Eine kleine Auswahl zeigt die folgende Tabelle.
Tabelle 2: Rebalancing-Strategien ausgewählter Robo-Advisors
Robo-Advisor (am Markt seit) | Anbieter | Anlageprodukte (Risikoklassen) | Anlagestrategie | Rebalancing-Strategie |
ROBIN (November 2017) | Deutsche Bank | ETF (Risikoklassen: individuell) | semi-aktiv | börsentägliche Überwachung, bei Bedarf erfolgt ein Rebalancing |
Solivest (Mai 2015) | DJE Kapital AG | Aktien, Anleihen (Risikoklassen: 4) | aktiv | regelmäßige Anpassung an die ursprünglichen Gewichte |
Privatbank Portfolio konservativ (2013) | Sutor Bank | ETFs, Indexfonds (Risikoklassen: 4) | semi-passiv | kein festes Intervall, mindestens monatliche Überprüfung |
Liqid Global (September 2016) | Liqid | ETF, ETC (Risikoklassen: 10) | aktiv | tägliche Überwachung, automatische Anpassung bei Erreichen bestimmter Schwellenwerte |
growney (Mai 2016) | growney | ETFs (Risikoklassen: 4) | passiv | einmal jährlich wird Rebalancing durchgeführt |
Wüstenrot ETF Managed D. (Oktober 2016) | Wüstenrot Pfandbrief-bank | ETFs (Risikoklassen: 5) | semi-passiv | Rebalancing findet bei einer Abweichung von mehr als 15 % vom Risikoprofil statt |
Easyfolio (Januar 2014) | Hauck & Aufhäuser (Januar 2014) | Dachfonds aus ETFs (Risikoklassen: 4) | passiv bis semi-aktiv | es findet ein quartalsweises Rebalancing statt (bei easyfolio 30, 50, 70), dagegen findet bei easyfolio flex die Anpassung kontinuierlich statt |
(Stand: 12.10.2018)
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