Kitabı oku: «The Fulfillment», sayfa 3

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Ein Call aus Genf

Mein Holokrypt-Tattoo flasht. Es ist Jael. Ich nehme den Call an, und sofort erscheint Jaels Avatar über meinem Handgelenk. „Hallo, Lars.“

„Hallo, Jael. Wie geht es dir in Genf?“

„Ich hatte dich ja bereits in Tel Aviv kurz eingeweiht. Wir kommen mit unseren neuesten Messergebnissen nicht weiter. Die Daten im Pentaquark-Ring stellen alles, was wir bisher über die Materie vermuteten, auf den Kopf. Zugleich sind die Ergebnisse so komplex, dass wir nicht wissen, wie wir das alles verstehen und einordnen sollen.“

„Wie ich damals schon sagte – vielleicht sind eure Messergebnisse nur deshalb so komplex, weil euer Experimentalaufbau so komplex ist. Die Antwort, die man erhält, hängt von der Art zu fragen ab. Einfache Versuchsaufbauten liefern einfache Antworten. Komplexe Versuchsaufbauten liefern komplexe Antworten. Im CERN stellt ihr komplizierte Anfragen an die Natur. Und ihr bekommt daher auch schwer verständliche Antworten. So würde ich die Sache sehen.“

„Könntest du für ein oder zwei Tage nach Genf kommen? Ich würde dir gerne zeigen, womit wir es zu tun haben.“

„Da muss ich mich mit Lisa absprechen. Unser Maurice ist letzte Woche zur Welt gekommen. Ich mag Lisa im Moment nicht alleine lassen.“

„Das verstehe ich, Lars. Bitte melde dich, sobald du dich mit deiner Frau abgesprochen hast.“

Wir beenden den Call.

Lisa fragt mich „War das Jael?“

„Ja. Sie fragt, ob ich ein oder zwei Tage nach Genf kommen kann. Sie will mir etwas am Teilchenbeschleuniger vorführen. Es dreht sich um irgendein Phänomen, das sie nicht einordnen können.“

„Wenn du diese Woche noch bei mir bleiben könntest, wäre das gut. Wenn du dann weg bist, kann ja Kerstin mehr hier sein und sich um Francis kümmern.“

„Kerstin kann auch für euch kochen.“

„Ja. Das kann sie. Allerdings ist es kein Vergleich mit deinen Kochkünsten. Aber für ein oder zwei Tage werden wir es verkraften.“ Lisa lächelt mich an. „Magst du Maurice die Windel wechseln?“

„Ja. Natürlich.“

Lisa gibt mir unseren Sohn. Und dann verschwinde ich mit ihm im Badezimmer.

Genève Aéroport

Wir gehen bereits in den Sinkflug. Der Grund kommt immer näher. 300 Fuß. 200 Fuß. 100 Fuß. Touchdown.

Die Crew meldet sich. „Dürfen wir sie bitten, zu ihrer eigenen Sicherheit solange angeschnallt sitzen zu bleiben, bis wir die endgültige Parkposition erreicht haben und die Anschnallzeichen über ihnen erloschen sind. Kapitän Schwyzer und seine Crew wollen sich von ihnen noch ganz herzlich verabschieden. Wir hoffen, sie hatten einen angenehmen Aufenthalt hier bei uns an Bord. Wir wünschen ihnen eine schöne Zeit in Genf, und wir sagen ‚Vielen Dank, dass sie heute unsere Gäste waren.‘ Vergewissern sie sich bitte, dass sie nichts Persönliches bei uns an Bord vergessen haben. Bis zu ihrem nächsten Flug mit Swiss. Tschüss. Servus. Und auf Wiedersehen.“

Das Anschnallzeichen erlischt. Ich verlasse meinen Sitz. Ich muss nicht zur Gepäckausgabe. Ich habe nur Handgepäck dabei. Ich bleibe ja nur kurz. Ich habe für übermorgen schon einen Rückflug reserviert. Wenn wir schneller durch sind, dann fliege ich auch morgen schon zurück. Ich mag Lisa und die Kinder nicht so lange allein lassen. Nicht jetzt.

Am Gate erwartet mich bereits Jael, Ich habe fast vergessen, wie schön sie ist. Sie ist groß, schlank und hat wundervolle schwarze Haare. Und die warme Farbe in ihren dunkelbraunen Augen nimmt mich wieder ganz in ihren Bann. Ich muss aufpassen, ich fange fast schon wieder an, zu schwärmen.

„Hallo Lars. Magst du erst etwas essen gehen, oder wollen wir gleich zum CERN?“

„Ich schlage vor, wir nehmen eine kleine Mahlzeit mit. Und eine große Thermoskanne mit Kaffee. Und dann machen wir uns gleich an die Arbeit. Ich möchte verstehen, was dich so sehr in deiner Forschung bewegt, dass du mich dazu rufst.“

Der Pentaquark-Ring

Wir nehmen ein Taxi zum Haupteingang des CERN in Meyrin. Die Gebäude wirken schlicht und nüchtern. Es sieht fast ein bisschen langweilig aus. Die Architektur lässt sich mit dem Zentrum für Nanowissenschaften in Tel Aviv nicht vergleichen.

Da fällt mein Blick auf ein interessantes Gebäude, das besonders heraussticht. „Was ist das für eine Halbkugel, Jael?“

„Das ist der Wooden Dome. Hier finden Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Wir fahren aber gleich weiter zum Pentaquark-Ring, Lars.“

Vor einem unscheinbaren, kleinen Gebäude bleiben wir stehen.

„Ist in diesem Gebäude der Pentaquark-Ring? Ich hatte es mir größer vorgestellt.“

„Der Pentaquark-Ring liegt gute zwanzig Meter unter der Erde und besteht aus einem zwanzig Kilometer langen Ringtunnel. Der Pentaquark-Ring ist etwas kleiner als der Large Hadron Collider.“

„Müssen wir unter die Erde?“

„Ja. Dieser Aufzug fährt uns nach unten. Komm, Lars.“

Wir besteigen einen Fahrstuhl. Sanft setzt er sich auf dem Weg nach unten in Bewegung.

„Ich wundere mich, dass es nicht genügt, mir die Sensorbilder von euren Experimenten zu senden, Jael.“

„Wir sehen während der Durchführung der Kollisionen etwas sehr Myteriöses auf den Sensoren, das dann aber in den Aufnahmen, die wir anfertigen, unsichtbar bleibt.“

„Und was seht ihr da?“

Inzwischen sind wir im zwanzig Meter unter der Erdoberfläche liegenden Ringtunnel angekommen. Wir verlassen den Fahrstuhl.

Jael schaltet die Lichter ein und schaut mir direkt in die Augen. Sie spricht ganz leise. „Wir sehen auf unseren Sensoren etwas wie einen Schatten. Es hat weder Masse noch Ladung.“

„Wie könnt ihr es nachweisen, wenn es weder Masse noch Ladung hat? Welche Eigenschaften hat das Phänomen dann überhaupt?“

„Sieh es dir selbst an, Lars.“

Jael schaltet das System ein. Ein leises Surren ertönt. „Ich löse jetzt eine Kollision im Teilchenbeschleuniger aus. Achte genau auf den Detektor. Es ist nur sehr kurz zu sehen. Und es gelingt uns nicht, es im Datenspeicher zu halten.“ Jael drückt einen Knopf. Ein leises Zischen ertönt.

Die Teilchenkollision erzeugt ein buntes Bild. Jael erklärt mir, was wir sehen. „Zentral ist eine rote Punktwolke. Sie ist der Ort der eigentlichen Kollision. Und hier siehst du am Rand weitere Wolken und schleifenförmige Bewegungen der Pentaquarks. Farbe und Position sagen etwas über Ladung und Masse der Teilchen.“

„Und was wolltest du mir zeigen?“

„Auf dieser Aufnahme ist es nicht mehr zu sehen. Du musst sehr konzentriert im Moment des Aufpralls auf den Detektor schauen. Im Datenspeicher bleibt das Phänomen unsichtbar.“

„Na gut. Löse noch eine Kollision aus.“

Jael drückt den Knopf. Wieder ein leises Zischen. Ich sehe etwas über den Schirm huschen. „Da war etwas. Es flog von der Mitte zum linken Rand fort.“

„Ja, Lars. Und nun zeige ich dir die Aufnahme. Siehst du? Es ist keine Spur von der Mitte zum Rand mehr sichtbar.“ Jael zeigt mir das Bild im Speicher des Detektors.

Ich schüttele den Kopf. „Kannst du es mir noch einmal vorführen?“

Jael betätigt erneut den Knopf. Zischen. Dann die Kollision. „Diesmal huschte es von der Mitte zum rechten Rand fort. Ich wundere mich, wie auf den Sensoren etwas zur Abbildung kommen kann, das keine Masse und keine Ladung hat.“

Sie schaut mich ratlos an. „Wie wollen wir weiter vorgehen?“

Ich kratze mich am rechten Ohr. „Wenn es keine Masse und keine Ladung hat, dann ist es vielleicht reine Information.“

„Aber Lars, kann Information auch unabhängig von Materie bestehen? Unabhängig von Masse und Ladung? Information braucht doch ein Trägermedium.“

„Vielleicht entdecken wir hier etwas Neues. Etwas, was unabhängig von Materie existiert.“

„Reine Information…“ murmelt Jael. „Was machen wir jetzt?“

„Lass uns mal an die frische Luft gehen. Ich kann mich hier in diesem dunklen Keller nicht konzentrieren.“

„Gut, Lars. Willst du mit mir in den Wooden Dome gehen? Dort habe ich einen Konferenzraum für uns gebucht.“

„Ja. Und dann fällt uns vielleicht ein, wie wir weiter vorgehen könnten. Vergiss nicht unser Essen und unsere Thermoskanne.“

Jael packt beides wieder ein. Wir fahren mit dem Fahrstuhl nach oben und treten hinaus ins Licht.

Das Lächeln

Lieber Lars,

ich habe heute ein wundervolles Foto von Francis und Maurice gemacht. Francis hat Maurice angeschaut und als großer Bruder dabei ganz lieb gelächelt. Das Bild ist ein toller Schnappschuss. Ich sende es Dir. Ist das nicht ein Bild voller Anmut und Zauber?

Ich bin froh, dass Du morgen wieder nachhause kommst. Du fehlst uns.

Deine Lisa.

Wooden Dome

Jael reibt sich die Augen. Dann schaut sie mich an. „Was würdest du empfehlen?“

„Wir müssen die Auflösung vergrößern, wenn wir auf den Sensoren mehr erkennen wollen.“

„Unsere Sensoren haben eine Auflösung von 800 Nanometern. Das ist die Wellenlänge des roten Lichts. Feinere Sensoren gibt es nicht.“

„Ich spreche nicht von der räumlichen Auflösung.“

Jael schaut mich zweifelnd an. Sie zögert. Dann fragt sie mich. „Wie meinst du das?“

„Ich spreche von der zeitlichen Auflösung.“

Ich sehe das Erschrecken in Jaels Augen. „Du willst erneut den quantenmechanischen Effekt des Quantencomputers nutzen…“

„Meinst du, wir bekommen ein Exemplar aus Israel?“

„Noah Rubinstein und Samuel Kaikov verwalten das Kontingent an Quantencomputern der dritten Generation. Ich müsste mich bei ihnen melden.“

„Magst du den beiden sofort einen Call senden?“

„OK.“ Jael greift an ihr Handgelenk. Sie wählt den Konferenzmodus mit den beiden. Und sofort erscheinen zwei rotierende hellblaue Kugeln als Avatare über ihrem Holokrypt-Tattoo. „Hier ist Jael. Wir brauchen am CERN einen Quantencomputer der dritten Generation. Könnt ihr uns helfen?“

Noah ist der erste, der sich hierzu äußert. „Abraham Mandelzweig hat damals verfügt, dass keiner dieser Quantencomputer außer Landes gehen darf.“

Samuel klingt auch eher ablehnend. „Unsere Sicherheitsinteressen sind betroffen. Ich halte das für keine gute Idee. Was habt ihr überhaupt vor?“

„Wir wollen parallel zu unserem Teilchenbeschleuniger einen quantenmechanischen Effekt ausüben.“

„Wir würden euch einen Remotezugriff auf den Quantencomputer einrichten. Dann könnt ihr von Genf aus auf den Computer zugreifen.“

„Nein, Noah. Es muss hier, vor Ort in Genf, eine lokale Verwerfung des Raum-Zeit-Kraft-Simulationsdichte-Kontinuums erzeugt werden. Dazu muss der Quantencomputer in der Nähe des Detektors des Pentaquark-Rings stehen.“

„Kann man den Aufbau nicht hierher nach Tel Aviv bringen?“

Jael schüttelt den Kopf. „Einen Tunnelring mit zwanzig Kilometern Länge kann man nicht eben mal nach Israel schaffen. Wir müssen eine andere Lösung finden.“

Noah meldet sich wieder zu Wort. „Wir besprechen uns und melden uns wieder.“

Jael, Noah und Samuel beenden den Call.

Ich reibe mich am rechten Ohr. „Also, bis morgen werden wir da wohl keine Lösung haben. Ich kann eigentlich wieder nachhause fliegen.“

„Ja, Lars. So sehe ich das auch. Du kommst wieder?“

„Wenn der Quantencomputer aus Tel Aviv da ist. Ja.“ Ich nehme schon heute – und nicht erst übermorgen – eine Maschine zurück nach Frankfurt. Lisa wird mir um den Hals fallen. Und Francis auch. Und Maurice wird meinen Finger umfassen. Ich bekomme Herzklopfen, wenn ich an meine Familie denke.

Die Überraschung

„Papa, Papa.“ Francis springt auf meine Arme hoch, als er mich zur Tür reinkommen sieht.

„Du bist ja heute schon wieder da.“ Lisa freut sich ebenso und gibt mir einen Kuss.

„Der Experimentalaufbau muss noch angepasst werden. Wenn alles steht, fahre ich wieder nach Genf.“

„Wann wird das sein, Lars?“

„Das kann ich noch nicht abschätzen. Abraham Mandelzweig hat damals verfügt, dass kein Quantencomputer der dritten Generation Israel verlassen darf. Und wir können ja nicht so einfach mit dem Teilchenbeschleuniger nach Tel Aviv umziehen.“

„Auf jeden Fall ist es eine wunderbare Überraschung, dass du heute schon wieder zurückgekehrt bist.“

„Habt ihr schon zu Abend gegessen?“

„Nein.“

„Ich mache uns ein einfaches Essen. Ich mache uns Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Wollt ihr?“

Lisa und Francis jubeln.

Ich verschwinde in der Küche. Ich suche alle Zutaten. Ich reibe zuerst die geschälten Kartoffeln und die Zwiebeln, vermische beides in einer großen Schüssel mit Eiern, Mehl, Salz und Pfeffer. Ich knete alles gut durch. Dann erhitze ich in der Pfanne Öl. Das Backen geht los. Francis steht als Erster mit seinem leeren Teller neben mir. Er bekommt den ersten Kartoffelpuffer. Dann serviere ich Lisa den nächsten. „Fangt ruhig schon an, zu essen. Ich backe jetzt noch die restlichen Kartoffelpuffer und komme dann zu euch an den Esstisch.“

„Ich nehme gerade noch die wichtigste Zutat mit, Lars.“ Lisa greift nach dem Glas mit dem Apfelmus. Ich schaue ihr hinterher, als sie die Küche verlässt. Dann backe ich weiter. Es ist herrlich, zuhause zu sein.

Studentenparty

„Ulrich hat uns heute Abend zur Physikumsparty eingeladen. Wollen wir gehen, Lars?“ Lisa schaut mir in die Augen. Ich sehe, sie mag gerne mal raus.

„Ja. Hat Kerstin heute Abend Zeit?“

„Ich habe schon mit ihr gesprochen. Sie könnte es einrichten, zu kommen.“

„Dann hat dieser Ulrich also seine Zahnärztliche Zwischenprüfung bestanden?“

„Ja.“

„Na, dann kann er ja als Cand. med. dent. die Familientradition fortsetzen. Warum brauchen die Zahnmediziner eigentlich ein Semester länger als die Humanmediziner bis zum Physikum?“

„Na, Ulrich musste ja noch die ganzen Zahntechnikkurse machen. Und er musste Phantome behandeln.“

„Phantome?“

„Ja. Das sind Puppen aus Kunststoff, denen er Zahnersatz und Füllungen anfertigt.“

„Ulrich hat eine Gummipuppe behandelt?“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Es heißt ‚Phantom‘. Da legt Ulrich Wert drauf.“

Es klingelt. Lisa geht an die Tür. Kurz darauf ruft sie mir zu: „Das ist Kerstin. Wir können los.“

Als wir am Carolinum eintreffen, folgen wir dem süßlichen Geruch, der aus dem Untergeschoss zu kommen scheint. Ich schaue Lisa an. „Gibt es heute wieder eine Feuerzangenbowle?“

Ulrich kommt uns aus dem Raum der Fachschaft entgegen. „Kommt, wir haben bereits angefangen.“

„Gibt es eine Feuerzangenbowle?“

„Ja. Im Carolinum wird allerdings kein Alkohol ausgeschenkt. Die Bowle ist ohne Umdrehung.“

„Ja, das ist auch besser für mich während der Stillzeit.“ Lisa lächelt Ulrich an.

Eine andere Kandidatin aus Ulrichs Semester singt voller Inbrunst und a capella „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“. Sie hat eine phantastische Stimme. Ich frage mich, ob sie Gesangsunterricht nimmt. Lisa und ich hören ihr zu.

Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n

Und dann werden tausend Märchen wahr

Ich weiß, so schnell kann keine Liebe vergeh'n

Die so groß ist und so wunderbar

Ich lache. „Also, dass der UIrich sein Physikum geschafft hat, ist wirklich ein Wunder. Jetzt können nach der Zahnärztlichen Zwischenprüfung tausend Märchen wahr werden.“

Ulrich hört mich. „Ja, Lars. Und jetzt geht es an die Behandlung der Patienten. Jetzt beginnt der spannende Teil des Studiums.“

Ich gehe zu Ulrichs Kommilitonin, die so schön gesungen hat und spreche sie an. „Du hast eine gut ausgebildete Stimme. Aber ich kannte das Lied gar nicht, das du gesungen hast.“

„Der Text ist von Bruno Balz. Er engagierte sich im Dritten Reich in der Homosexuellenbewegung und wurde von der Gestapo mehrfach verhaftet. Nachdem er aus den Folterkellern der Geheimen Staatspolizei entlassen worden war, schrieb er das unvergessene Lied ‚Davon geht die Welt nicht unter‘. Beide Lieder sang Zarah Leander.“

„Magst du das Lied auch singen? Ich würde es sehr gern hören.“

Sie geht zu Ulrich. Der bittet alle Anwesenden um Ruhe. Dann singt seine Kommilitonin nochmals.

Davon geht die Welt nicht unter

Sieht man sie manchmal auch grau

Einmal wird sie wieder bunter

Einmal wird sie wieder himmelblau

Ich frage, nachdem sie das Lied beendet hat, nach ihrem Namen. „Wie heißt du?“

Sie lächelt. „Nenne mich Zarah.“ Dann verschwindet sie in der Menge der Studenten. Ulrichs Kommilitonin bleibt ein Geheimnis.

Die Stimmung ist sehr ausgelassen, obwohl die Feuerzangenbowle alkoholfrei ist. Zwei frische Kandidaten der Zahnmedizin knutschen in der Ecke des Fachschaftsraums. Ich stoße Lisa an. „Ob die sich vorher auch die Zähne geputzt haben?“

„Wieso?“

„Na, wegen der Übertragung der Kariesbakterien…“

„Keine Ahnung, Lars.“

Ulrich zitiert gern aus der Feuerzangenbowle. Er hat seinen großen Auftritt mit einem Glas alkoholfreiem Punsch in der rechten Hand. Er spricht den Schüler Pfeiffer und seinen Lehrer:

„‚Sehen sie, Pfeiffer, es ist nichts mit ihnen. Sie werden immer dümmer! In allen Fächern sind sie gut – nur in Deutsch werden sie immer schlimmer.‘

‚Deutsch liegt mir nicht, Herr Lehrer.‘

‚Ja, was wollen sie denn einmal werden, Pfeiffer?‘

‚Das weiß ich noch nicht.‘

‚Suchen sie sich einen Beruf, bei dem sie nicht viel zu schreiben haben. Am besten Zahnarzt.‘“

Alle lachen und heben dann das Glas. Lisa und ich trinken feste mit. Mir ist die Bowle allerdings zu süß. Egal. Ulrich macht nur einmal Physikum.

Neuigkeiten aus Tel Aviv

Mein Holokrypt-Tattoo flasht. Ich nehme den Call an. Jaels Avatar erscheint über meinem Handgelenk. „Lars, wir können nächste Woche starten.“

„Kommt nun doch ein Quantencomputer aus Tel Aviv?“

„Ja. Er kommt mit einer Sondermaschine von El Al. Und er wird zwei Begleiter haben.“

„Zwei Begleiter?“

„Noah Rubinstein und Samuel Kaikov werden den Quantencomputer eskortieren.“

„Nicht schlecht. Dann ist ja unsere alte Truppe fast wieder beisammen.“

„Ja, Lars. Nur Abraham Mandelzweig ist nicht mehr unter uns.“

„Manchmal denke ich noch an Abraham und vermisse ihn, Jael.“

„Ich auch.“

„Wann soll ich in Genf eintreffen?“

„Kannst du schon am Montag da sein?“

„Ich spreche mit Lisa. Ich denke, es sollte möglich sein.“

Wir beenden das Gespräch. Lisa schläft noch. Gestern Abend ist es auf der Studentenparty spät geworden. Aber ich höre Maurice. Ich glaube, er möchte gestillt werden. Ich hole ihn und bringe ihn zu Lisa. Und da kommt auch schon Francis. Wie schön. Wir stehen jetzt alle auf. Und ich bereite uns das Frühstück vor.

Francis beobachtet jede meiner Handbewegungen.

Ich schäle Grapefruits und richte die Schnitze in einer Schüssel an. Dazu brate ich Rührei und toaste Brot. Auf dem Esstisch im Wohnzimmer decke ich den Tisch mit dem Frühstück.

Francis setzt sich an den Tisch, und Lisa kommt mit Maurice zu uns. Sie legt ihn in eine Wippe, die auf dem Boden steht. Dann essen wir gemeinsam.

„Hattest du heute Morgen schon telefoniert? Ich dachte, ich hätte dich sprechen gehört.“

„Ja, Lisa. Jael sandte mir einen Call. Nächste Woche können wir unser Experiment starten. Bist du einverstanden, dass ich noch einmal für zwei oder drei Tage nach Genf fliege?“

Lisa nickt. Ich freue mich, dass sie mit meiner Reise einverstanden ist.

Goodbye

Francis ist im Kindergarten. Lisa begleitet mich zusammen mit Maurice zum Terminal des Rhein-Main Airports. Am Gate haben wir noch kurz Zeit, uns voneinander zu verabschieden. Mein Boarding startet in zehn Minuten. „Ich liebe dich, Lisa.“

„Ich liebe dich auch, Lars. Ich werde dich immer lieben.“

„Und du bist nicht eifersüchtig auf Jael? Du weißt, dass du dazu keinen Grund hast?“

„Ja, Lars. Ich vertraue dir. Es ist alles gut. Du kommst ja wieder.“

„Ja.“

Wir umarmen uns. Ich strecke Maurice meinen Zeigefinger entgegen. Er umklammert ihn sofort mit seiner kleinen Hand.

„Wie spektakulär ist das Projekt, an dem du jetzt wieder mit Jael arbeitest?“

„Ich kann es nicht abschätzen. Ich glaube, wir weisen etwas nach, was keine Materie ist.“

„Aber in einem Teilchenbeschleuniger wird doch Materie beschleunigt. Wie kann man da etwas anderes als Materie nachweisen?“

„Ich kann es nicht sagen, Lisa. Ich weiß es nicht.“

„Pass bitte gut auf dich auf, Lars.“ Lisa sieht besorgt aus.

„Es wird ein neues Abenteuer. So viel steht fest. Aber ich vertraue darauf, dass wir sicher sind, bei dem was wir tun und entdecken.“

Der Aufruf zum Boarding geht über die Lautsprecheranlage. Wir umarmen uns. Dann breche ich auf. Ich schaue noch einmal zurück. Lisa und Maurice sehen sehr schön aus.

Lisa winkt mir zu.

Und ich nicke ihr zu. Ich halte mein Handgelenk an den Scanner, und die Schranke öffnet sich. Kurz darauf betrete ich meine Swiss-Maschine.

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