Kitabı oku: «Kinder kann man sich nicht aussuchen», sayfa 3
Auszug
Das Verhältnis zu meinen Schwiegereltern war durch meine monatelange Abwesenheit ein wenig distanzierter geworden, was sich aber im Laufe der Zeit normalisierte, als sie sahen, dass ich wieder alles im Griff hatte.
Dann stand ein wichtiges Fest an. Meine Schwiegereltern hatten bald „silberne Hochzeit“ und bereiteten eine große Feier vor.
Zu den wenigen Familienangehörigen und Freunden lud mein Schwiegervater mehrere Kollegen von der Nato ein. Alle waren hohe Offiziere mit ihren Ehefrauen, die alle nur Englisch sprachen, obwohl sie schon Jahre in Düsseldorf lebten.
Das war für meinen Mann eine große Herausforderung, da er als ältester Sohn eine Rede halten wollte. Leider waren seine Kenntnisse in der englischen Sprache sehr bescheiden, sodass er sich entschloss, deutsch zu sprechen. Sein Vater lehnte Roberts Bitte, doch simultan zu übersetzen, kategorisch ab. Er war der Meinung, das mache keinen guten Eindruck, wenn er seine eigene Lobrede wiederhole.
Das war der erste Punkt, der zu einer Missstimmung führte.
Leider schaukelte sich die schlechte Stimmung während der Feier noch weiter hoch. Natürlich hatten die Anwesenden auch schon einigen Alkohol intus, sodass das Gehirn träger aber des Mundwerk lockerer wurden.
Der Grund war das leere Nachbargrundstück, das nicht mehr lange leer bleiben sollte. Roberts Mutter jammerte, dass man nun ihr Fenster zubauen werde, und sie dadurch eine dunkle Küche bekäme. Weil Robert das, von seinem verstorbenen Großvater geerbte Grundstück, dann aber verkauft hatte, welches nun bebaut wurde, machten die Schwiegereltern meinem Mann schwere Vorwürfe.
Aber Robert hatte wohl den höchsten Alkoholspiegel, obwohl sein Vater ihn gebeten hatte, wegen der Engländer Zurückhaltung zu üben, deshalb war er sehr streitsüchtig.
Wer zuerst und wer erst als Antwort auf die verbalen Angriffe ausfallend wurde, war nicht mehr zu ermitteln, aber der Streit endete mit heftigen gegenseitigen Vorwürfen. Die englischen Gäste verabschiedeten sich schnell.
Robert beschimpfte seinen Stiefvater als Erbschleicher, der sich ins gemachte Nest gesetzt hatte, und bekam als Antwort die Kündigung von dem, der sich als Hausherr fühlte. Was wir lächerlich fanden.
Die Feier endete mit einem Desaster. Denn selbst meine Mutter meinte Robert und mir beistehen zu müssen und ging auf meinen Schwiegervater los. So war zum Abschluss der Feier die komplette Familie zerstritten.
Am nächsten Tag hatte Robert einen derartigen Kater, dass er in der Frühe den Kleinen zum Einkaufen schickte, weil wir kein Mineralwasser im Haus hatten. Dummerweise gab er zwei Flaschen in Auftrag, womit Rene wohl überlastet war, und dem Jungen im Hausflur ein Malheur passierte. Eine der Wasserflaschen rutschte dem Kleinen aus der Hand und zerschellte mit lautem Knall direkt vor der Wohnungstür der Schwiegereltern.
Als ich hörte, dass mein Schwiegervater laut mit unserem Sohn schimpfte und ihm Ohrfeigen androhte, raste ich im Schlafanzug ins Treppenhaus und schrie laut: „Das kannst du dich wagen, den Kleinen anzufassen! Das Echo kannst du nicht vertragen, glaube mir mein Lieber. Meine Kinder schlägt niemand, auch du nicht! Spiel dich hier nicht als Hausbesitzer auf, du bist hier genauso nur geduldet, wie wir auch. Aber mach dir keine Sorgen, wir ziehen freiwillig aus. Mit dir wollen wir nicht länger in einem Haus wohnen. Komm hoch Rene, du brauchst keine Angst zu haben, dir tut niemand etwas, ich passe auf dich auf!“
Noch am gleichen Tag entschlossen wir uns auszuziehen. Das hieß leider für mich, dass ich nicht länger zur Schule gehen konnte, sondern ganztags arbeiten musste, denn der Umzug würde viel mehr kosten, als wir uns leisten konnten. Also brach ich die Schule auf halbem Weg ab. Der Arbeitsplatz, den ich wegen der Ganztags-Schule verlassen musste, war allerdings inzwischen besetzt. Mona war zurück gekommen. Nun waren wir zu dritt. Während Esther sich freute, maulte ihre Schwester.
Wir mussten nicht lange suchen, denn wir fanden ein ganzes Hinterhaus in einem entfernten Stadtteil. Zwar bekamen wir nur die obere Etage des ehemaligen Kartonagen-Betriebs, aber im Erdgeschoss blieben nur noch Lagerräume des Besitzers. Auch hatten wir einiges umzubauen, die Decken abhängen lassen, das Badezimmer musste abgeteilt und eingerichtet werden, aber ansonsten nur normale Malerarbeiten, die Robert selbst machte.
Das Vorderhaus war komplett vermietet, aber der große Hof zwischen den Häusern sorgte für einen großen Abstand. Außerdem gehörten zu unserer neuen Wohnung eine die einzige Garage und auch ein großer Garten, der nur zu unserer Verfügung stand, sodass wir mit den drei Familien des Vorderhauses nichts zu tun hatten.
Eigentlich hätte alles in Ordnung sein können, wenn nicht Roberts Unbeständigkeit gewesen wäre.
Das hieß wieder einmal keine Arbeit, weil Leo selbst nicht mehr genug Aufträge hatte.
Dummerweise stieg auch ich aus dem horizontalen Geschäft aus, weil inzwischen Esthers Schwester als Dritte im Bunde einfach zu viel für den geringen Kundenzulauf war. Für drei Frauen kam einfach nicht genug Geld rein.
Wir trennten uns im Guten, denn ich hatte sowieso meine Fahrlehrer-Prüfungen vor mir, die mir keine Zeit für einen Job ließen. Zwar hatte ich nicht mehr viel von meinen Ersparnissen übrig, aber irgendwie musste es reichen.
Die Prüfung wurde zum Desaster, die mangelnde Unterrichtszeit machte sich voll bemerkbar. Ich fiel mit Pauken und Trompeten durch. Aus der Traum von der Fahrlehrerin.
Ein Lichtblick
Auch Esther gab das horizontale Geschäft auf, weil sie nicht mehr damit klar kam. Mit ihrer Schwester verstand sie sich nicht, die Freier konnte sie nicht mehr ertragen und Leo bot ihr wohl eine andere Alternative, er hatte nämlich ein Einfamilien-Reihenhaus in Leverkusen gemietet, wo sie nun hinzog. Was sie beruflich machte wusste ich nicht, nur dass sie nun mit ihrem Lebensgefährten zusammen arbeitete.
So verloren wir uns vorerst aus den Augen, und ich saß ohne Arbeit und deprimiert zu Hause. Mein Ehemann hatte sich zwangsläufig auf seinen Beruf besonnen, und versuchte bei ehemaligen Kunden Aufträge zu bekommen. Das erwies sich jedoch als schwierig, weil Robert nicht gerade der zuverlässigste und auch nicht der Beste Meister seines Fachs war. In der Vergangenheit hatte es zu viel Ärger und Reklamationen gegeben. Einen guten Namen hatte er sich deshalb nicht bei seinen Kunden gemacht.
Ob die Kinder glücklich in der neuen Umgebung waren, konnte ich anfangs nicht beurteilen, weil Ramona sich sehr zurückgezogen hatte, und Rene sich erst in der neuen Schule zurechtfinden musste. Das klappte leider nicht so wie ich es mir gewünscht hätte, weil er einfach noch zu flapsig war, deshalb versetzte man ihn in die Vorschulklasse. Damit war die frühe Einschulung wieder hinfällig, sodass er erst im nächsten Jahr erneut eingeschult werden sollte.
Dem kleinen Strolch machte das alles nichts aus, ob er in schlechte Gesellschaft geriet oder ob es aus seinem eigenen Willen entstanden war weiß ich nicht, aber eines Tages erwischte Robert den Kleinen beim Rauchen.
Dummerweise hatte Rene sich den schmalen Zwischenraum, zwischen unserer Garage und der kleinen Mauer zum Nachbargrundstück ausgesucht, um wie ein Schornstein zu qualmen. Dummerweise wohnte der Rektor seiner Schule in diesem Nachbarhaus, und der hatte unseren Sohn aus seinem Fenster beobachtet hatte.
Aber statt einer gewaltigen Standpauke und langgezogenen Ohren, fand mein Mann eine andere Methode als Strafe, womit er unserem Sohn das Rauchen abgewöhnen wollte. Er gab ihm eine Packung Zigaretten und verlangte, dass Rene so viele davon rauchte, bis es ihm schlecht würde. Ich war entsetzt, erklärte Robert für verrückt. Verhindern konnte ich die Strafe allerdings nicht. Allerdings hielt Rene, zum Glück, auch nicht sehr lange durch. Roberts drohende Schilderung des Strafablaufes hatte ihm wohl Angst gemacht.
In dem Moment größter Not, wenn man glaubt alle Wege seien zu Ende oder verschlossen, öffnet sich meist eine neue Tür, sagt eine alte Weisheit.
Tatsächlich wurde mir ein Lichtblick von völlig unerwarteter Seite gebracht, worüber ich mich noch heute wundere und gleichzeitig dankbar bin.
Mit großem Staunen horchte ich auf, als sich der Anrufer mit Namen meldete. „Hallo Ruth, ich bin es, Norbert Fuchs, wie geht es dir? Du, ich wollte dich fragen, ob du momentan Zeit hast. Die Esther hat gesagt, dass du nicht arbeitest und hat mir deine Nummer gegeben. Weißt du, ich hab die Fleppe weg und die Elvira kann mich nicht fahren, die ist im Krankenhaus. Könntest du mich fahren? Natürlich werde ich mich erkenntlich zeigen. Du würdest mir wirklich aus der Patsche helfen. Na, was sagst du?“ redete Esthers ehemalige Affäre auf mich ein, dass es einem Wasserfall gleich kam.
Ich hatte ihn lange nicht gesehen, was mir auch keineswegs gefehlt hatte, denn ich mochte den rothaarigen Vertreter absolut nicht. Was meine Freundin damals an dem hässlichen Zwerg gefunden hatte, war mir ein Rätsel geblieben. Aber eines musste ich dem Großkotz zugute halten, er war immer sehr erfolgreich und großzügig, er hatte nur den Nachteil, dass Kleptomane war, er klaute was nicht Niet-und Nagelfest war.
Als er erstmals als Kunde kam, großspurig gleich den doppelten Preis für Esther bezahlte, um uns zu imponieren, fand ich ihn gleich zum Kotzen. Er hatte eine angeberische, aufdringliche Art an sich, die mir total widerstrebte. Zwar war er wirklich so erfolgreich und weltgewandt wie er sich gab, aber seine schleimig einschmeichelnde Art sich gleich als dazugehörig und zu Hause zu fühlen, lag mir einfach nicht.
Als Vertreter eines großen Möbelunternehmens brachte ihm vermutlich seine direkte Vertraulichkeit seinen großen Erfolg ein, denn es klappte ja auch bei meiner Freundin. Esther bestellte die komplette Wohnungs-Einrichtung, für unsere neue Geschäfts-Adresse, bei ihm.
Dass Norbert ab dem ersten Tag bei Esther ein- und ausging, also auch mir täglich über die Füße stolperte, war die Folge, die mir anfangs nur auf die Nerven ging. Als er aber später meinen Lover beklaute, während der bei mir im Bett lag, war er bei mir endgültig unten durch. Natürlich wurde ich ebenfalls verdächtigt, an dem Raub und der Beute beteiligt zu sein. Was wirklich nicht stimmte, denn ich hatte genauso ahnungslos im Bett gelegen, wie der Bestohlene selbst. Danach wendete sich mein damaliger Liebhaber natürlich von mir ab, sodass die Affäre beendet war.
Dass nun ausgerechnet dieser Halunke mich um Hilfe bat, wunderte mich sehr. Allerdings war mir auch sofort klar, dass er mir damit eine Chance bot, Geld zu verdienen und vielleicht sogar einen neuen Job, in einer lukrativen Branche zu ergattern. Weil ich dringend Arbeit benötigte, überlegte ich nicht lange, sondern sagte spontan zu, als ich endlich zu Wort kam.
Schon am ersten Arbeitstag, beim ersten Kunden, war mir klar, dass Norbert mir die neue Chance quasi auf dem Silbertablett serviert hatte, ohne es zu ahnen.
Denn der Verkauf von „Fassaden-Verkleidungen“ war so leicht, und der Verdienst so saftig, dass ich unbedingt den Verkauf selbst machen wollte. Ich klaute die nächsten Wochen der Zusammenarbeit mit Augen und Ohren, nicht mit den Händen. Ich war sicher, was Norbert mir zeigte konnte ich auch.
Der Chef des Unternehmens baggerte mich zwar an, wäre mir sicher gerne an die Wäsche gegangen, aber seine „guten Adressen“ wollte er nicht einer Frau überlassen. Weil er der Meinung war, Frauen hätten von der Materie keine Ahnung. Von meinem Körper hielt ich mir den hässlichen „Bazi“ zwar fern, jedoch fand ich die Möglichkeit in das Geschäft einzusteigen.
Da Adressen knapp waren, offerierte ich ihm meine Idee, mehr interessierte Kunden durch „Direktwerbung“ zu finden. Dadurch war ich schon bald die fest angestellte „Werbeleiterin“ mit eigener „Werbedamen-Kolonne“ und Firmenwagen, des Fassadenbau-Unternehmens. Außerdem vermittelte ich meinem Ehemann den Job als „Leiter der Putzkolonne“. So waren wir beide sehr schnell in Lohn und Brot. Wir hatten beide eine leitende lukrative Arbeit.
Auch mit den Kindern schien inzwischen alles in Ordnung zu sein, sodass wir normalerweise ein angenehmes geregeltes Leben hatten. Nun hatten wir die räumliche Möglichkeit den Kindern ihren heißesten Wunsch zu erfüllen, wir schafften uns einen Hund an, einen jungen Dalmatiner. Die Kinder waren glücklich.
Zwar musste ich mal mit Renes Lehrerin ein ernstes Wort reden, weil sie den Jungen offensichtlich schikanierte. Dass er nicht gerne zur Schule ging, hatte ich anfangs nicht auf die Lehrerin bezogen, aber als er eines Morgens darauf bestand, dass ich sein Arbeitsblatt bügeln müsse, wurde ich hellhörig. Er weinte sogar, berichtete, dass er wieder in der Ecke stehen müsse, wenn er mit „Eselsohren“ in die Schule komme.
Natürlich fuhr ich sofort mit meinem Sohn zur Schule und stellte die „Dame“ zur Rede, dabei informierte ich sie mal, in aller Höflichkeit, darüber, dass die „Asozialen“ auf der anderen Straßenseite wohnten, und mein Mann als Malermeister kaum dazu gehören könne. Ich bat sie, mein Kind genauso anständig und freundlich zu unterrichten, wie die Anderen und wie es ihre Aufgabe sei.
Diese kleine Episode war meinem Ehemann nicht so wichtig, er hatte andere Interessen. Unser Familienleben hätte im gewohnten Rahmen weiter laufen können, wäre da nicht die Unruhe meines Ehemannes gewesen, der mit seinen Saufgelagen, und seiner sexuellen Gier nach Abwechslung, nach mehr als ich zu geben bereit war, alles kaputt gemacht hätte.
Sexsucht
Roberts Tick bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit alles aus sexueller Sicht zu sehen, ging sogar so weit, dass er seine Witzchen über eine ganz normale mütterliche Vorsorge machte.
Weil ich bei unserem Sohn gesehen hatte, dass sein Hodensack leer war, hatte unser Hausarzt mich für meine Aufmerksamkeit gelobt, und mir empfohlen, den Mangel im Auge zu behalten, und regelmäßig zu ertasten, ob eine Änderung eingetreten sei. Wenn nicht, müsse das auf jeden Fall, noch vor Schuleintritt des Jungen, hormonell behandelt werden um Unfruchtbarkeit zu verhindern.
Ich nahm das natürlich sehr ernst, und kontrollierte den Stand immer wenn Rene aus der Badewanne kam.
Roberts dumme Bemerkung dazu konnte ich gar nicht lustig finden: „Ach guck mal Ramona, die Mama spielt dem Kleinen mal wieder an den Eiern.“
Angewidert dachte ich nur >Kann dieser Mann denn mal an etwas anderes denken, als an Sex<?
Was oder wer meinen Mann auf diesen Unfug gebracht hatte, war mir nicht ganz klar, aber er bedrängte mich plötzlich ständig mit seinem speziellen Wunsch. Er wollte, dass ich ihn in einen „Pärchenclub“ begleite.
Entsetzt lehnte ich dieses Ansinnen ab. Ich konnte absolut nicht verstehen, dass Robert mir eine solche Sache zumuten wollte, denn ein Versuch, mich zum „Partnertausch“ zu überreden, war Jahre zuvor mal eskaliert.
Aus Wut, weil ich diese „Schweinerei“ abgelehnt hatte, zerschlug Robert damals im Alkoholrausch unseren Glastisch. Dass er dieses Erlebnis nicht mehr in Erinnerung hatte, konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, ja glaubte er denn, ich hätte meine Einstellung geändert?
Tatsächlich erklärte mir mein Ehemann, dass ich nicht mitmachen müsse, ich könne mich ja an die Bar setzen, schließlich bräuchte er mich nur als Begleitung, weil er alleine nicht rein komme.
„Wie bitte? Ich soll mich an die Bar setzen und auf meinen Mann warten, bis der sich ausgepoppt hat? Sag mal, spinnst du? Welch eine Zumutung, pfui, dass du dich nicht schämst, kann ich kaum glauben. Das kommt ja überhaupt nicht in Frage!“ entschied ich konsequent.
Bei einem Besuch kam dummerweise ausgerechnet meine Freundin Beate auf dieses Thema zu sprechen. So ganz nebenbei erzählte sie in amüsiertem Ton, dass sie als Begleitung mit einem Freier in einem Pärchenclub gewesen sei, und die Atmosphäre als sehr angenehm empfunden hätte.
„Das ist das Vergnügen der Zukunft, die kommende Freizeitbeschäftigung, da bin ich ganz sicher. Der Eintritt kostet zwar hundertfünfzig Mark, aber dafür wird echter Luxus geboten. Die Einrichtung ist einfach Spitze, ein tolles Buffet haben die, und man kann essen und trinken so viel man will. Auch das Publikum ist echt nett, eine so lockere Atmosphäre findet man sonst nirgendwo. Also ich gehe mit dem Typ wieder hin, habe ich ihm gerne versprochen!“ schwärmte Beate regelrecht.
Ab dem Tag ließ Robert mir keine Ruhe mehr. Er bohrte und redete so lange, bis ich es leid war und ihm sagte, er könne ja meine Freundin Beate als Begleitung mitnehmen.
Robert zögerte keine Sekunde, sondern rief meine Freundin sofort an, und bat sie um ihre Begleitung. Natürlich rief Beate mich später zurück und fragte mich, ob ich meinem Mann wirklich die Zustimmung gegeben habe, mit ihr in den „Pärchenclub“ zu gehen.
„Ich kann ihn nicht daran hindern, Beate. Er tötet mir den letzten Nerv mit seinem ständigen Gerede von dem Mist. Ja, ich habe gesagt, dass ich auf gar keinen Fall mit ihm dahin gehe. Meinetwegen könne er dich als Begleitung mitnehmen, wenn du dazu bereit bist.“ Erwiderte ich wahrheitsgemäß.
Sie hatte ihm ihre Begleitung zugesagt, und mit Robert einen Termin für Freitag in zwei Wochen zugesagt. Damit war das unliebsame Thema vorerst vom Tisch.
Natürlich bekamen unsere Kinder von dieser Sache nichts mit. Das kam allerdings daher, weil die beiden sehr traurig waren, denn unser Hund war auf die stark befahrene Straße gerannt, und überfahren worden. Dummerweise ließ Robert sich überreden, das Tier in einer Tierklinik operieren zu lassen. Leider eine vergebliche Sache, denn das Tier erholte sich nicht, sondern musste Wochen später eingeschläfert werden.
Versuchung
Der Freitag vor Roberts Ausbruch war der übliche „Kegelfreitag“.
Das hieß für mich, dass ich ebenfalls mit einer Freundin ausging, und darauf achtete später als mein Ehemann nach Hause zu kommen. Denn Robert war immer noch sehr streitsüchtig unter Alkoholeinfluss. Auch darin hatte er sich nicht geändert. Ob man ihm zu nahe getreten war, oder nichts getan hatte, irgendeinen Grund fand Robert immer, Irgendjemand anzugreifen. Dem ging ich lieber aus dem Wege.
In unserer Lieblingsdisco in Wuppertal war es schon brechend voll, als Beate und ich dort eintrafen, sodass wir uns an der Theke mit Mühe und Not nur einen Stehplatz erobern konnten. Bei der Drängelei und Schieberei stieß ich aus Versehen mit einem Mann zusammen, der mich amüsiert fragte, ob er im Weg stünde. Frech bejahte ich und meinte, wenn er weggehen würde, wäre das besser für mich.
Erst als ich zu ihm aufsah, und das lachende Gesicht näher betrachtete, erkannte ich den Mann. Fast gleichzeitig stellten wir uns gegenseitig die Frage, ob wir uns nicht schon aus Lörrach kannten.
Wir waren uns einig, dass wir vor langer Zeit bereits mehrmals nebeneinander an der Theke in Lörrach, im Bijou, gestanden hatten. Die Verbindung war somit geknüpft, die sich im Laufe der nächsten Wochen zu einer Affäre entwickelte.
Während meine Affäre mit Udo immer
enger wurde, verweigerte ich mich meinen Mann, weil ich seinen ekelhaften Ausrutscher nicht verkraften konnte. Unsere Ehe war total am Ende, und mir war klar, dass die auch nicht mehr zu kitten war.
Als Udo nach ein paar Wochen von Trennung oder ganz zusammen zu bleiben sprach, ließ er mir keine Zeit zum überlegen, sondern nahm unser beider Trennungsschritt gleich selbst in die Hand.
Bei einem Treffen mit unseren Partnern, erklärte Udo seiner Lebensgefährtin und meinem Mann, dass wir uns lieben und zusammen bleiben wollen.
Mit den Worten: „Wir werden euch heute verlassen!“ brachte Udo unseren Status gezielt auf den Punkt.
Damit begann ein völlig anderer aber auch unruhiger Lebensabschnitt für mich, aber speziell auch für meine Kinder.
Rasanter Wechsel
Nachdem mein Ehemann sich mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass ich ihn verlasse, einigten wir uns, das Ramona bei ihm bleiben, und Rene bei mir wohnen solle.
Um ein Kind im ersten Schuljahr zu beaufsichtigen, hatte ich die bessere Möglichkeit, weil ich nur halbtags arbeitete. Zwar maulte Ramona, die vermutlich befürchtete, zum Dienst- und Putzmädchen ihres Vaters zu werden, aber wir ließen uns da nicht rein reden. Wir fanden diese Lösung am Besten.
Zwar mussten Udo und ich anfangs bei Beate unterkriechen, und es dauerte noch ein paar Monate, bis ich die passende Wohnung gefunden und eingerichtet hatten, aber dank Udos Entscheidung verdienten wir, als freie Verkäufer, genügend um ein schönes Zuhause zu schaffen.
Trotzt Udos Spielsucht ging es uns sehr gut, weil wir Summen verdienten, die uns ein großzügiges Leben zu gestatten.
Rene wusste das alles zu seinem Vorteil zu nutzen. Dabei respektierte der Bengel weder Udo noch dessen Umfeld, nahm aber was er kriegen konnte, er war mit allen Wassern gewaschen. Außer in der Schule, wo man gleich seine Legasthenie erkannte und ihn in den Deutsch-Förderkurs steckte, da passte er sich an.
Man verzieh man ihm jeden Blödsinn, sogar, dass er gerne klaute. Sobald sich die Möglichkeit ergab, dass er eine Spardose oder Geldbeutel unbeobachtet erwischen konnte, nahm er sich was er brauchte.
Allerdings beklaute Rene nur Leute, von denen er wusste, dass sie den Verlust verkrafteten. Udos Spardose und die Haushaltskasse von Roberts Mutter mussten oft herhalten, jedoch meine Mutter bestahl er nie. Nicht weil er diese Oma mehr mochte als die Andere, nein, weil er wusste wie schwer meine Mutter für ihr Geld arbeitete. Und weil der soziale Unterschied deutlich sichtbar war. Seines Vaters Mutter empfand er als reich, denn sie hatten ja ein Mehrfamilienhaus, meine Mutter als arm, sie wohnte zur Miete und lebte bescheiden.
Rene sah sich vermutlich als eine Art „Robin Hood“. Denn er beklaute nur die Reichen und mit dem erbeuteten Geld beglückte er die Armen, in dem Fall seine Freunde. Er lud sie zu einem Stadtbummel ein, und verprasste die Kohle auf eine soziale Art mit denen gemeinsam. Dass er, als Legastheniker, auch noch oft die Schule schwänzte, sah er als normal an. Probleme waren folglich vorprogrammiert.
Rene hatte das Glück, dass seine junge Lehrerin ihm wohl auch gut gesonnen war, sodass sie mir die Schuld für seine Fehlzeiten gab. Einmal warf sie mir sogar vor, dass ich nicht täglich für meinen Sohn kochte, denn der Gaststätten-Mittagstisch sei doch nichts gescheites, fand sie.
Natürlich verbat ich mir ihre Einmischung in meine Tagesplanung und war der Ansicht, dass mein Sohn mehr als gut versorgt wurde.
Leider war unser Leben von ständigen Umbrüchen beruflicher Natur geprägt, weil wir in unsicheren Sparten arbeiteten. Das bekam auch unser kleines „Schlitzohr“ mit und versuchte auch das zu seinen Gunsten zu nutzen.
Weil er immer Augen und Ohren offen hielt, bekam Rene auch unsere weniger soliden Geschäftspraktiken mit, was sicher nicht gerade gut für die Entwicklung eines kleinen Jungen war.
Nach der Fassadengeschichte orientierten wir uns neu als Subunternehmer im Baugeschäft. Leider bemühten wir uns einfach zu wenig, unsere nicht ganz koscheren Geschäftspraktiken von dem Jungen fern zu halten, sodass er schon am Telefon die gleichen Sprüche und Lügen losließ wie wir, wenn unsere Gastarbeiter bei uns anriefen.
Ich ließ es dummerweise zu, dass Rene log: „Nein Udo nix da, nein Chefin auch nix da. Ich sagen, Ramis angerufen. Tschüss.“ Obwohl ich daneben stand. So lehrte ich meinen Sohn zu lügen. Worüber wunderte ich mich, wenn ich ihn auch bei anderen Gelegenheiten beim Lügen erwischte?
Nach einiger Zeit hatte auch Ramona ihre Schmollphase aufgegeben und war mehr bei uns als bei ihrem Vater. Robert war das inzwischen ganz recht, da er sich wohl mit seiner neuen Freiheit arrangiert hatte. Was er beruflich machte und wie es finanziell bei ihm aussah wusste ich nicht, nur dass er irgendwann umzog bekam ich mit. Er hatte mit einem Freund und dessen Familie ein altes Zweifamilienhaus gemietet, in das unsere Tochter auch plötzlich umzog. Damit zog Ramona sich mal wieder beleidigt von mir zurück. Zwar fiel mir das anfangs kaum auf, denn ich war viel zu viel geschäftlich unterwegs, sodass auch Rene häufig bei Robert und Ramona übernachtete. Allerdings war ich froh, dass die Kinder bei ihrem Vater gut aufgehoben waren, weil bei uns gerade wieder ein Umbruch anstand.
Die Subzeit nahm ein radikales Ende, sodass wir mal wieder in die Lage kamen, uns neu orientieren zu müssen.
Damit begann die Zeit des illegalen Glückspiels.
Schlitzohr Rene begutachtete unser neues Geschäft neugierig, und fragte beim Anblick der Roulette-Anlage: „Sag mal Mutsch, haben die Spieler dabei überhaupt eine Chance?“
Als ich verneinte, sagte der Junge im Brustton der Überzeugung: „Das dachte ich mir, sonst hätte der Udo das auch nicht gemacht.“ Ich ließ diese Feststellung kommentarlos stehen, denn genau diese aufmerksame Helligkeit des Zehnjährigen war das, was ich an ihm liebte.
Im Gegensatz zu seiner älteren Schwester nahm er am Leben teil, und war auch an seinem Umfeld interessiert. Manchmal zwar auf raffinierte Art und Weise, aber ich mochte seine geistige Beweglichkeit. Ramona war eine Schlafmütze gegen ihn. Ihre übersensible Mentalität führt sogar dazu, dass sie die sechste Klasse wiederholen musste.
Kurz darauf mussten Udo und ich uns ganz schnell eine andere Bleibe suchen. Denn durch Udos Zockerei waren Mietschulden aufgetreten. Weil unsere Vermieter ihre Eigentums-Wohnung verkaufen wollten, beauftragten sie einen Makler mit dem Verkauf. In der Zeit passierte es des Öfteren, dass der Makler mit Kaufinteressenten zur Besichtigung kommen wollte. Da wir immer sehr viel unterwegs waren, und mein Sohn alleine zu Hause war, wimmelte Rene den Makler telefonisch ab. Auf die Bitte des Maklers, er möge mir bitte eine Notiz hinterlegen, dass der Makler am nächsten Nachmittag mit Interessenten kommen wolle, erwiderte der kleine „Strolch“: „Ich bin Legastheniker, ich kann nicht schreiben!“ und legte den Hörer auf. Anstatt ihm zu erklären, dass er so nicht mit Erwachsenen umgehen dürfe, verkniff ich mir schmunzelnd, die nötige Standpauke.
Deshalb bekamen wir gleich nach der fristlosen Kündigung die Räumungsklage. Wegen der Schnelle des Verfahrens mussten wir unsere Möbel einlagern und mal wieder bei Beate unterkriechen.
Welch ein Glück, dass die Kinder bei Robert gut aufgehoben waren, dachte ich nur. Natürlich ließ Robert sich seine Großzügigkeit von mir fürstlich belohnen. Aber das waren mir meine Kinder wert, und dagegen kam nicht einmal Einspruch von Udo.
Nach ein paar Wochen ging uns die Enge in Beates möbliertem Zimmer denn doch gegen den Strich. Seit sie im Erdgeschoss des Hauses eine Kneipe eröffnet hatte, war es im Haus immer recht laut, aber was uns am meisten missfiel war, dass Beate ständig irgendeinen Typ in ihr Bett schleppte. Uns war es zwar egal was die mit ihren Gästen machte, wen die mit ins Bett nahm oder wie viele, aber dass wir immer befürchten mussten, dass irgendein Fremder in der Wohnung herum lief, gefiel uns gar nicht.
Nach kurzer Suche überraschte Udo mich mit einer neuen Wohnung. Er hatte in Wülfrath eine große Wohnung angemietet. Dass er das ohne mich zu fragen gemacht hatte ärgerte mich schon ein wenig, denn die Kleinstadt war immerhin circa zwanzig Kilometer entfernt, und wir mussten nun jede Nacht, nach Feierabend, die Strecke fahren.
Der einzige Vorteil den ich in der Wohnung sah war, dass Udo den Mietvertrag auf seinen Namen gemacht hatte.
Für Rene hieß das aber, die Schule zu wechseln, und das wollte er eigentlich nicht. Also sollte der Kleine auch bei Robert bleiben. Damit war der Junge einverstanden. Weil Robert aber zu wenige Aufträge hatte und dadurch finanziell sehr knapp war, bot Udo ihm an, ihn bei uns im Zockgeschäft anzulernen.
Leider war Robert ein unbelehrbarer Dummkopf, weil er keine Lust hatte, sich von Udo oder dessen Partner Klaus, korrigieren zu lassen. Er meinte, er könne ja die Kugel werfen, das müsse reichen. Weil er am Tableau nicht klar kam hielt Robert es nicht lange bei uns im Casino aus, sondern blieb nach kurzer Zeit einfach weg. Udo und Klaus waren zuerst empört über diese Art der Undankbarkeit, denn immerhin hatte Robert volle Gage für seine Unfähigkeit bekommen, obwohl er als Anfänger in der Branche total überbezahlt war. Aber dann ignorierten die Beiden Roberts Dummheit einfach.