Kitabı oku: «Fußball Athletiktraining», sayfa 2

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ZEITSTUDIEN

Aktivitätsprofile von Fußballern werden mittels Zeitstudien unter Wettbewerbsbedingungen erstellt. Sie stellen eine Beziehung zwischen Zeitmessungen und der Belastung beim Gehen, Traben, Laufen, Sprinten, Beschleunigen usw. zu den einzelnen Positionen und Aufgaben im Spiel her (Bangsbo, Nørregaard, Thorsøe 1991). Im späten 20. Jahrhundert erweiterten erste, aus Videoanalysen einzelner Spieler während des Wettkampfs gewonnene Erkenntnisse unser Verständnis der athletischen Anforderungen im Fußball. Forscher konzentrierten sich während eines Wettkampfs auf einzelne Spieler, deren Verhalten mithilfe von Videos oder anderen Methoden aufgezeichnet wurde. Dazu zählten Messverfahren mit Mehrpunkt-Kalibrierung, die sich an Länge und Breite der Spielfläche und bekannten Abständen innerhalb des Spielfelds orientierten.

Tiefe des Strafraums: 16,5 Meter (durch Linien markierte Fläche des Spielfelds vor den beiden Toren, umgangssprachlich als »Sechzehner« bezeichnet)

Breite des Strafraums: 40,32 Meter

Teilkreis am Strafraum: 9,15 Meter

Die Leistung jedes einzelnen Spielers wurde dann hinsichtlich eines spezifischen Bewegungsablaufs (vom Gehen bis zum Sprint) untersucht, gestützt auf kalibrierte Werte aus früheren Testreihen. Anschließend wurden die Anteile der verschiedenen Bewegungsabläufe im Rahmen der gesamten Spielzeit berechnet. Die zurückgelegte Gesamtstrecke ergab sich aus der Multiplikation der für einen bestimmten Bewegungsablauf gemessenen Zeiten mit der Durchschnittsgeschwindigkeit. Diese im Grunde simplen, aber mühsamen Analysen dauerten im Einzelfall Stunden. Solche Pionierarbeiten trugen enorm zu unserem heutigen Verständnis von Fußball bei. Technische Fortschritte bei Kameras und verbesserte Kodierungsverfahren konnten die Detailgenauigkeit der gewonnenen Informationen inzwischen erheblich steigern.

Die Beschäftigung mit diesen älteren Analysen trägt dazu bei, manche heute kaum nachvollziehbare Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Trainingsmethode dennoch zu verstehen. Im Zusammenhang mit Abläufen bei Training und Vorbereitung fällt immer wieder der Satz: »Wir haben das schon immer so gemacht.« Solche Äußerungen signalisieren allerdings nicht Desinteresse am Fortschritt, wie ich als Berufsanfänger noch fälschlich unterstellte. Wir sollten die Arbeit unserer Vorgänger respektieren; die Methoden der Vergangenheit verdienen es, überprüft zu werden und als Grundlage für die Arbeit zukünftiger Spieler und Trainer zu dienen. Konzentrieren wir uns lieber auf die positiven Seiten anscheinend überholter Vorgehensweisen. Die ersten Zeitstudien sind ein gutes Beispiel dafür.

Ein anhaltendes und gleichmäßig ausgeführtes Konditionstraining galt früher – und gilt in manchen Bereichen noch heute – als beste Wahl. Als sich die Idee durchzusetzen begann, verstärkt an der Athletik von Spielern zu arbeiten, standen hauptsächlich Informationen über Laufstrecken zur Verfügung. Aber diesen Erkenntnissen fehlte die Exaktheit, weil sie kaum echte Spielsituationen abbildeten. Das Wissen über die subtilen, eher selten vorkommenden Bewegungsabläufe während eines Spiels war dürftig. Was lernen wir daraus? Wir dürfen unsere Perspektive nicht einengen und sollten uns auf angemessen individualisierte Übungsvorschriften auf Basis mehrerer Variablen konzentrieren. Offenheit bei der Suche nach optimalen Lösungen, die am besten zum Trainingsumfeld des Teams und seiner Spieler passen, wird im Ergebnis wohl dazu führen, dass mehrere Trainingsprogramme mit unterschiedlichen Philosophien umgesetzt werden. So sieht die Realität aus, wenn Spitzenleistungen in einer Mannschaftssportart trainiert werden: Ein durchwegs gleicher Trainingsreiz bewirkt nicht automatisch identische Anpassungen, geschweige denn positive.

Moderne Spielanalysen verzerren die tatsächliche Belastung der Spieler häufig, weil in der Vergangenheit Verallgemeinerungen vorgenommen wurden. Beispielsweise legen Fußballspieler während eines Spiels 10 bis 15 Kilometer zurück, wobei sie in hochintensiven Laufphasen ungefähr 750 Meter zurücklegen und in 90 Minuten 20 bis 30 Sprints absolvieren. Aus Sicht eines Laien sind 9,5 Kilometer in 90 Minuten wahrscheinlich nicht bemerkenswert. Tatsächlich ergibt dies unterm Strich magere 9,4 Minuten pro Kilometer. Selbst Spieler, die unter erhöhter Belastung an die 14 Kilometer zurücklegen, kommen allenfalls auf eine Durchschnittszeit von 6,25 Minuten pro Kilometer.

Nur zur Verdeutlichung: Der Weltrekord über 1500 Meter bei den Männern beträgt 3:26,00 Minuten und wurde 1998 von Hicham El Guerrouj aufgestellt. Weltrekordhalterin bei den Frauen über 1500 Meter ist Genzebe Dibaba mit 3:50,07 Minuten. Eliud Kipchoge absolvierte als professioneller Marathonläufer den Berliner Marathon (42 km) 2018 in 2 Stunden, 1 Minute und 39 Sekunden. Paula Radcliffe benötigte für ihren Rekord beim Londoner Marathon 2003 2 Stunden, 15 Minuten und 25 Sekunden. Im Fußball werden also keineswegs die körperlichen Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit ausgelotet, was Ausdauer und Leistung angeht.

AUF DEM VORHANDENEN AUFBAUEN

Ohne die mühsame Berechnung der individuellen Belastung von Spielern wäre es uns kaum gelungen, Unterschiede in der körperlichen Beanspruchung im Wettkampf wahrzunehmen. Uns hätte schlicht der Ausgangspunkt gefehlt. Diese frühen Untersuchungen schufen eine Grundlage für die Evaluierung des Trainings. Ältere Methoden waren nicht falsch, aber ihre Wirksamkeit war durch die verfügbare Technik begrenzt. Die magere Datenbasis, auf die wir uns damals stützen konnten, floss zwar schon in der Vergangenheit vereinzelt in die Trainingsabläufe ein. Diese wurden aber häufig noch wesentlich von der bestehenden Spielkultur bestimmt, die wiederum stark von den persönlichen Erfahrungen älterer Trainer und Spieler geprägt war. Die vielen detaillierten Informationen, die uns heute bei der Analyse unserer Leistungen helfen, sollten Ansporn sein, auch weiterhin Erkenntnisse darüber zu sammeln, welche Übungen und Trainingsmethoden in einem gegebenen Umfeld angemessen sind.

Der Vergleich mit den Profiläufern führt uns aber deutlich vor Augen, was im Fußball während eines Spiels den Sportlern auf dem Platz läuferisch abverlangt wird. Deren Ziel ist es nicht, in einem Zeitraum von 90 Minuten die weiteste Strecke zurückzulegen. Als Athletiktrainer würde ich niemals Laufleistung als alleiniges Ziel für Fußballspieler ausgeben. Um die körperliche Beanspruchung beim Spiel und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vorbereitung auf diese Anforderungen genauer zu definieren, müssen wir nämlich zuerst die teils erheblichen Unterschiede zwischen den einzelnen Positionen auf dem Spielfeld kennen.

DIE UNTERSCHIEDLICHEN SPIELPOSITIONEN

In der Fachliteratur herrscht Uneinigkeit darüber, wie aussagefähig die Unterteilung nach Spielpositionen ist. In diesem Buch folgen wir der Einteilung von Di Salvo et al. (2007) (siehe Abbildung 1.1).

Für mich gibt es kein stichhaltiges Argument, Torhütern eine eigenständige konditionelle Vorbereitung zu verweigern. In den Kapiteln über Trainingsmethoden werden wir auf diese Position und ihren explosiven und kraftvollen Charakter gesondert eingehen. Einstweilen konzentrieren wir uns auf die Feldspieler und darauf, wie die klaren Unterschiede zwischen ihren spielerischen Aufgaben sich in optimalen Trainingsprogrammen widerspiegeln.


1.1 Die klassische Aufstellung im Fußball: Innenverteidigung, Außenverteidigung, zentrales Mittelfeld, Außenbahn und Offensive

Kommen wir noch einmal kurz auf die Frühzeit der Spielanalyse und die seinerzeitige mühevolle Berechnung der individuellen Belastung zurück. Die Laufleistung galt als zentraler Maßstab für die Überprüfung körperlicher Leistungen in Wettkämpfen. Trainer und Wissenschaftler orientierten sich über die Jahrtausendwende hinaus mit Vorliebe an der aeroben Komponente. Dank technischer Fortschritte und verbesserter Analysemethoden wird die Laufleistung inzwischen allgemein als Gesamtheit aller Reize betrachtet. Auch unter diesen Vorzeichen bleibt sie ein zentraler Bestandteil von Analysen und Überwachungsprozessen. Die letzten 40 bis 50 Jahre standen im Zeichen einer ständig wachsenden Erforschung athletischer Belastungen im Fußball. Tabelle 1.1 zeigt durchschnittliche Laufleistungen, aufgeschlüsselt nach Klassifizierungen, wie sie in der Fachliteratur verwendet werden.

Tab. 1.1Laufstrecken von Feldspielern abhängig von ihrer Position


Tab. 1.2Laufstrecken von Feldspielern abhängig von Position und Geschlecht (in Metern)


Die Daten in Tabelle 1.1 stellen eine Zusammenschau verschiedener Studien dar, die bis ins Jahr 1967 zurückreichen. Manche Autoren verzichten in ihren Arbeiten bis heute auf eine Unterscheidung nach Positionen auf dem Spielfeld. Deswegen enthält unsere Vergleichstabelle an erster Stelle eine neutrale Rubrik. Lange Zeit fand auch keine Differenzierung zwischen Innen- und Außenverteidigung, zentralem Mittelfeld und Außenbahnen statt. Eine genauere wissenschaftliche Definition dieser Positionen geht erst auf Di Salvo et al. (2007) zurück, und jüngere Arbeiten verfolgen diesen Ansatz inzwischen ebenfalls. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Positionen werden zwar deutlich, aber Alter, Spielklasse oder Geschlecht wurden in den Angaben nicht berücksichtigt. In Tabelle 1.2 vergleichen wir die Durchschnittswerte nach Geschlechtern getrennt.

Bei geschlechtsspezifischer Betrachtungsweise – noch ohne Berücksichtigung von Spielklasse und Alter – fällt auf, dass Frauen auf den meisten Positionen vergleichbare oder sogar weitere Laufstrecken als Männer zurücklegen. Nur zentrales Mittelfeld und Außenbahnen stechen als Ausnahmen hervor. Leider ist die Zahl der Fachpublikationen, die sich mit solchen Vergleichen zwischen beiden Gruppen befasst, sehr unterschiedlich. Frauen sind deutlich unterrepräsentiert. Ich hoffe, dass das wachsende Interesse am Frauenfußball einen Wandel einleitet, und dass Qualität und Reichweite der gewonnenen Informationen unser Wissen und damit die Grundlagen individueller Trainingsansätze im Frauenfußball erweitern werden.

Wie können wir solche Informationen zu den unterschiedlichen Spielpositionen sachgerecht ins Konditionstraining einfließen lassen? Mir geht es darum, anhand von Unterschieden bei Faktoren wie Geschlecht oder Alter potenzielle Charakteristiken einzelner Spielertypen in verschiedenen Spielsituationen herauszuarbeiten, ohne dabei das Training bestimmter Aspekte körperlicher Leistung für einzelne Positionen zu vernachlässigen. Beispielsweise legt ein Innenverteidiger in hochintensiven Laufphasen deutlich weniger Distanz zurück als Spieler auf den meisten übrigen Positionen. Dennoch müssen Innenverteidiger in der Lage sein, Fähigkeiten wie Sprint oder Beschleunigen auf Höchsttempo wiederholt abzurufen. Beim Training wiederholter Sprints sollten also das Verhältnis zwischen Belastung und Regeneration sowie die pro Sprint zurückgelegten Distanzen angepasst werden – selbst wenn dieser Aspekt verglichen mit Außenverteidigern oder einer Position im Mittelfeld nachrangig ist. Angesichts der Häufigkeit und Intensität beim Beschleunigen und Abbremsen in einem Spiel und unter Berücksichtigung der Situationen, in der solche Aktionen stattfinden, legen wir größeres Augenmerk auf Kraftanstieg und verbesserte Wendigkeit von Innenverteidigern. Darauf gehen wir in den Kapiteln »Konditionstraining« sowie »Periodisierung und Programmplanung« ausführlich ein. Zunächst wollen wir jedoch die Trends und individuellen Merkmale der verschiedenen Spielpositionen untersuchen.

DENKANSTOSS

Frauen, Jugend und Amateure sind in der fußballerischen Sportleistungsdiagnostik üblicherweise kaum präsent. Vermutlich stehen für diese Gruppen kaum Forschungsmittel zur Verfügung, anders als beim professionellen Männerfußball. Das betone ich deswegen, weil selbst die wenigen vorliegenden Studien signifikante Unterschiede bei den jeweiligen Leistungsniveaus aufzeigen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Trainingsmodelle aus dem Profifußball nicht allgemein anwendbar sind. Eine zunehmend ausgefeilte Leistungsüberwachung führt auf allen Ebenen zu einem Austausch von Informationen und erfolgreichen Methoden. Das gilt insbesondere für die körperliche Vorbereitung der Spieler und kann theoretisch eine Optimierung der Trainingsprozesse in allen Alters- und Spielklassen herbeiführen.

Innenverteidigung

Unabhängig vom Geschlecht fällt auf dieser Position die körperliche Beanspruchung wohl am geringsten aus. Darüber besteht in der Fachliteratur weitgehend Einigkeit (Reilly/Thomas 1976; Mohr/Krustrup/Bangsbo 2003; Scott/Drust 2007; Dellal et al. 2011; Alexander 2014). Mehrere, auch aktuelle Theorien stützen diesen Befund. In der Regel schützen Innenverteidiger überwiegend nur ihre Spielfeldhälfte mit Zentrum und Halbräumen und werden kaum außen aktiv (Abbildung 1.2).

Gelegentlich verlassen Innenverteidiger ihre angestammte Zone, etwa als Offensivverteidiger bei Spielzügen aus dem Halbfeld heraus oder um für einen vom Gegner überraschten Außenverteidiger einzuspringen. Innerhalb der Länge (90–120 Meter) und Breite (45–90 Meter) eines regulären Spielfelds nimmt das in Abbildung 1.2 dargestellte Aufgabengebiet der Innenverteidigung etwa 55 × 40 Meter ein. Vor dem Hintergrund räumlicher Enge und tendenziell hoher Dichte von Teamkameraden und gegnerischen Spielern lassen sich die Besonderheiten dieser Position gut abschätzen. Studien verzeichnen für Innenverteidiger übereinstimmend die geringste Laufstrecke (Tabelle 1.1), ohne Berücksichtigung von Geschlecht, Spielklasse oder kulturellen Einflüssen. Das gilt auch für die in hochintensiven Laufphasen absolvierten Strecken.

Traditionell sind Innenverteidiger größer und schwerer als andere Feldspieler (Reilly/Bangsbo/Franks 2000; siehe Abbildung 1.3).

Diese Attribute kommen den körperlichen Anforderungen bei der Abwehr gegnerischer Offensivspieler auf engem Raum oder bei kämpferischen Tacklings beim Abblocken von Angriffen im Halbraum zugute. Die Testergebnisse bezüglich Sprint und Höchstgeschwindigkeit entsprechen bei Innenverteidigern typischerweise nicht den kleiner gewachsenen und weniger schweren Mittelfeldspielern oder Außenverteidigern, wie aus den geringfügig schwächeren Sprintleistungen (Abbildung 1.3 d und e) hervorgeht. Aufgrund ihres robusteren Körperbaus fehlen ihnen die Wendigkeit und die Leichtfüßigkeit ihrer kleineren Teamkameraden.


1.2 Das Spielfeld der Innenverteidigung


1.3 Durchschnittliche Werte aus Anthropometrie und Sportleistungsdiagnostik abhängig von den Spielpositionen: (a) Körpergröße; (b) Körperfettanteil; (c) Körpergewicht;

Aus: J. Boone/R. Vaeyens/A. Steyaert/L. Bossche/J. Bourgois, »Physical Fitness of Elite Belgian Soccer Players by Player Position«, in: Journal of Strength and Conditioning Research 26,8 (2012), 2051–2057.


1.3 (d) 5-Meter-Sprint; (e) 5-bis-10-Meter-Sprint und (f) Counter Movement Jump (Sprung ohne Ausholbewegung mit angelegten Armen, Höhe in cm)

Innenverteidiger müssen vor allem über kurze Distanzen rasant beschleunigen und kräftig abbremsen, weil sie dicht besetzte Räume in der Mitte oder im letzten Drittel des Spielfelds sowie innerhalb des Strafraums verteidigen. Kraft ist entscheidend für die Standfestigkeit bei Zweikämpfen und Tacklings, beim Rangeln um die beste Ausgangsposition für den Sprint dorthin, wo bei einem Spielzug der Ball landen wird, und überhaupt während des Spielverlaufs (denken wir an das Beispielszenario am Kapitelbeginn). Oder der Fall tritt ein, dass ein Team im Ballbesitz zum Angriff übergeht, aber abrupt den Ball verliert, und ein langer Ball wird über den Kopf des Innenverteidigers hinweg oder am Boden in die eigene Hälfte gespielt. Der Innenverteidiger muss zur Ballrückeroberung kurzfristig über eine längere Distanz sein Höchsttempo abrufen und den gegnerischen Angreifer hinter sich lassen. Für Innenverteidiger wurden die längsten Regenerationszeiten von allen Spielern zwischen Tempoläufen ermittelt (194,6 ± 48,4 Sekunden; Carling/Le Gall/Dupont 2012). Solche Momente mit hoher Belastungsintensität unterstreichen die Notwendigkeit entsprechender Vorbereitung von Innenverteidigern, auch wenn sie seltener vorkommen als bei den übrigen Spielpositionen.

Außenverteidigung

Zu den wichtigsten Eigenschaften der Außenverteidiger gehört ihre Wandlungsfähigkeit, abhängig vom System, nach dem das Team spielt. Zu den konstanten athletischen Ansprüchen an Außenverteidiger zählen die beträchtliche Laufstrecke und die hochintensiven Läufe während des Spiels. Theoretisch ist dies auf die größere Fläche des Spielfelds zurückzuführen, die der Außenverteidiger in der Regel abdeckt (Abbildung 1.4).

Seit vor etwa 20 Jahren Sportwissenschaftler begannen, bei ihren Untersuchungen die Rolle der Verteidigung differenziert zu betrachten, herrscht in der Forschung weitgehende Einigkeit darüber, dass die Außenverteidigung mit dem zentralen Mittelfeld vergleichbar ist. Damit zählt sie zu den physisch anspruchsvollsten Positionen auf dem Spielfeld. Die durchschnittliche Laufstrecke für Außenverteidiger beträgt 10 642 Meter, verglichen mit 9871 Metern für die Innenverteidiger (Tabelle 1.1). Welche Spielposition die schwierigste ist, hängt von den taktischen Vorgaben des Trainerteams ab, und die Rolle der Außenverteidiger wird besonders stark von Aufstellung und Taktik beeinflusst.


1.4 Das Spielfeld der Außenverteidigung

Insgesamt bewegt sich die von Außenverteidigern zurückgelegte Laufstrecke zwischen 10 000 und 11 000 Metern (Tabelle 1.1). Unter hochintensiver Belastung (Leistungen von mehr als 5,5 m/s) werden – abhängig von der Spielklasse – etwa 1000 Meter zurückgelegt. Bei männlichen Außenverteidigern kommen teilweise deutliche Abweichungen von dieser Standardgröße vor (Rampinini et al. 2007; Bradley et al. 2009). Bei den Frauen liegt der Wert bei ungefähr 650 Metern (Bradley et al. 2013). Anders als bei den Innenverteidigern sind die Zonen der Außenverteidiger üblicherweise nicht so dicht besetzt. Auf dieser Position wird das Spiel typischerweise von der Seitenlinie aus aufgenommen, mit einem Radius von 180 Grad. Dies ist aus zwei Gründen bedeutsam:

1.Bei der Planung von Vorgaben für das Athletiktraining spielt die Wendigkeit auf engem Raum hier keine so große Rolle. Ein Schwerpunkt auf längeren Laufstrecken mit hohem Tempo wird den typischen Ansprüchen an diese Spielposition wohl eher gerecht.

2.Die geringere Spielerdichte im zugewiesenen Aufgabengebiet reduziert die Wahrscheinlichkeit, explosiv Kraft oder Antrittsschnelligkeit für eine hochintensive Aktion abrufen zu müssen. Oder, anders ausgedrückt: Außenverteidiger beginnen hochintensive Aktionen mit einer Anlaufphase. Dies ist ein Schlüsselfaktor bei der Planung von Konditionsübungen, der eine entsprechende Individualisierung der Übungselemente in den ersten Wochen der Saisonvorbereitung nahelegt.

Auch die Abstände zwischen hochintensiven Aktionen verleihen der Außenverteidigung ein deutlich abweichendes Aktivitätsprofil. In einer Studie zur französischen Ligue 1 stellten Forscher fest, dass männliche Außenverteidiger die kürzeste durchschnittliche Regenerationszeit zwischen Tempoläufen aufwiesen (115,8 ± 18,6 Sekunden; Carling/Le Gall/Dupont 2012). Dies unterstreicht, wie wichtig das Verhältnis von Belastung zu Regeneration und die mögliche Belastungssteigerung mittels körperlicher Regenerationsvorgänge auf dieser Position zu Beginn der Saisonvorbereitung sind.

Körpergröße und Gewicht von Außenverteidigern sind in der Regel geringer als bei Innenverteidigern und Torhütern, aber vergleichbar mit Mittelfeld- und Offensivspielern (Boone et al. 2012). Solchen Spielern fällt es gewöhnlich leichter, während eines Spiels lange Distanzen zurückzulegen, weil der Körper unter hoher wie niedriger Belastung mehr Kraft entfaltet. Körpermaße stellen bei Trainingsplanungen für bestimmte Positionen einen denkbar einfachen Ansatz dar. Unter dem Gesichtspunkt, dass ein typischer Außenverteidiger insgesamt rund 10,4 Kilometer zurücklegt, davon 1,2 Kilometer unter hoher Belastungsintensität, empfehle ich angesichts der Gesamtbelastung generell Spieler mit geringer Körpermasse für die Außenpositionen.

Zentrales Mittelfeld

Dies ist wohl die physisch anspruchsvollste Position von allen Feldspielern. Nach Tabelle 1.1 legen zentrale Mittelfeldspieler die größte Gesamtdistanz in einem Spiel zurück (durchschnittlich 11 219 Meter, verglichen mit 11 080 bzw. 10 642 Metern für Außenbahnspieler und Außenverteidiger). Die hochintensive Belastung variiert je nach taktischer Ausrichtung erheblich. Die dicht besetzten Räume zwischen den beiden Strafräumen und die Doppelrolle von Angriff und Verteidigung, die fast das gesamte Spielfeld abdeckt (Abbildung 1.5), erfordern zahlreiche explosive Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge.


1.5 Das Spielfeld des zentralen Mittelfelds

TAKTISCHE ERWÄGUNGEN

Bei der schwierigen Einschätzung, welche Aufgaben ein bestimmter Spielstil an das Training stellt, hilft ein Blick in die spanische Primera División. In der Ära von Pep Guardiola 2008–2012 war der FC Barcelona eine stark auf Ballbesitz ausgerichtete Mannschaft, die sich meist lange Zeit im defensiven Drittel des Gegners festsetzte und dort das Spiel bestimmte. Die zentralen Mittelfeldspieler waren für das Verlagern der Bälle nach außen zuständig und stellten im Angriff die Verbindung zwischen linker und rechter Seite des Spielfelds her, immer mit dem Ziel, eine Überzahlsituation zu schaffen. Dank der großen Dichte von Mitspielern in Ballnähe ließen sich die seltenen Ballverluste mithilfe kurzer Spurts oft wieder schnell ausbügeln. Durch die Konzentration auf die Physis glänzten die Spieler dieser BarçaÄra mit schnellen Tempowechseln auf engstem Raum. So setzten sie sich von gegnerischen Verteidigern ab oder verstellten die Passwege, damit der Ball im kontrollierten Umfeld blieb. Dass Spieler wie Xavi Hernández oder Andrés Iniesta mehrere hochintensive Aktionen über eine Distanz von mehr als 20 Metern ausführten, kam selten vor.

Dagegen setzte Real Madrid während fast jeder Trainerära (jedoch am erfolgreichsten zwischen 2016 und 2018 unter Zinédine Zidane) vorwiegend auf überraschende Konter. Für die mit Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema besetzte Offensive bildeten Isco, Toni Kroos und Luka Modric´ die Schaltstelle zwischen Verteidigung und Angriff. Typisch waren deren lange und hochintensive, von der eigenen bis zur gegnerischen Hälfte geführten Aktionen, um ihre Teamkollegen beim Umschaltspiel zu unterstützen. Häufiger als die zentralen Mittelfeldspieler von Barcelona zogen die Madrider Mittelfeldspieler auch in Unterzahl gegen den Gegner hochintensive Aktionen durch.

Taktische Unterschiede müssen daher im Konditionstraining berücksichtigt werden.

Bei zentralen Mittelfeldspielern lassen sich (anders als bei Defensiv- und Außenbahnspielern) sowohl längere als auch kürzere Tempoläufe verzeichnen. Ihre durchschnittliche Regenerationszeit zwischen Phasen hochintensiver Belastung wird mit 134,7 ± 28,5 Sekunden angegeben und nur noch von der Innenverteidigung übertroffen (Carling/Le Gall/Dupont 2012). Verzerrend wirkt, dass in dieser Studie der Beginn von Phasen mit höchstem Lauftempo untersucht wurde, und wir wissen, dass aufgrund der Verdichtung der Spieler im zentralen Bereich des Spielfelds nur selten ausreichend Raum für einen Spieler vorhanden ist, um solche Läufe unter hoher Belastung auszuführen. Das erschwert die Beurteilung zentraler Mittelfeldspieler, weil deren Ergebnisse aus hochintensiven Belastungsphasen möglicherweise nicht korrekt ermittelbar sind. Wir gehen auf die Charakteristiken jeder Position ein, weil wir verstehen wollen, welche Momente besonders ermüdend auf Spieler wirken. Durch bessere Kenntnis der potenziell einschränkenden Faktoren können wir diese Anforderungen am besten trainieren, um die optimale Leistung zu fördern.

Die dicht besetzten Räume machen den Faktor Kraft zu einem relevanten Merkmal dieser Position, wegen der Zweikämpfe in Angriffs- und Verteidigungssituationen. Anthropometrisch lassen sich hier aber nur schwer Grenzen ziehen, weil die neuere Fachliteratur, die bereits nach zentralen Mittelfeld- und Außenbahnspielern unterscheidet, noch nicht sehr umfangreich ist. Unter dem Strich sollten zentrale Mittelfeldspieler eine ausgewogene Mischung aus allen physischen Eigenschaften darstellen, weil sie in so vielen Aspekten des Spiels, ob mit oder ohne Ballbesitz und im Umschaltspiel, entscheidende Rädchen im Getriebe sind.

Außenbahn

Diese auch als Flügelspieler bekannte Spielposition ähnelt der von Außenverteidigern. Auch beim Spielfeld gibt es eine Überschneidung (Abbildung 1.6), weswegen die durchschnittlich zurückgelegte Laufstrecke gleich oder oft sogar länger ist als bei Außenverteidigern, falls die taktischen Vorgaben dies erfordern.

Traditionell sind Außenbahnspieler körperlich kleiner als Innenverteidiger und Offensivspieler, was sich deutlich auf die Laufstrecke auswirkt. Aufgrund der geringeren Spielerdichte legen Außenbahnspieler im Vergleich zum Mittelfeld größere Distanzen mit höherer Intensität zurück (1208 Meter gegenüber 797 Meter im Frauenfußball der National Collegiate Athletic Association der USA; Alexander 2014). Wir kommen später noch darauf zurück, was das für die Trainingspläne bedeutet.


1.6 Das Spielfeld auf der Außenbahn

Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge gleichen wiederum denen bei Außenverteidigern. Demgegenüber deuten sich Unterschiede bei den hochintensiven Aktionen in einem Spiel an. Außenbahnspieler in einer offensiven Position führen am ehesten Aktionen mit hoher Belastungsintensität aus, wenn ihre Mannschaft im gegnerischen Halbfeld in Ballbesitz ist. Hier kommt das Konditionstraining mit dem Ball zum Tragen. Obwohl die höchste Belastung in einem Spiel meist getrennt vom Ball stattfindet, sind bei Außenbahnspielern kritische Aktionen am Ball dennoch sehr wahrscheinlich. Konditionstraining mit dem Ball ist also sehr wichtig.

Offensive

Diese angriffsorientierte Position ist vor allem in der gegnerischen Hälfte aktiv und setzt sich insbesondere mit der gegnerischen Innenverteidigung auseinander (Abbildung 1.7).

Wie bei Innenverteidigern sind Offensivspieler traditionell kräftiger gebaut als Außenverteidiger und Mittelfeldspieler (Boone et al. 2012). Bei Frauen wie Männern legen Stürmer die zweitkürzeste Laufstrecke zurück (Tabelle 1.2): Frauen 10 196 Meter (Innenverteidigerin: 9793 Meter), Männer 10 173 Meter (Innenverteidiger: 9810 Meter). Stürmerinnen legen ähnliche Distanzen zurück wie zentrale Mittelfeld- und Außenbahnspielerinnen (10 196 Meter gegenüber 10 376 bzw. 10 215 Meter). Allerdings ist der Frauenfußball kaum erforscht; möglicherweise wirken sich hier Geschlechterunterschiede aus.


1.7 Das Spielfeld der Offensive

Offensive Fußballer sind allerdings durchaus variabel einsetzbar, je nach taktischer Vorgabe. Aus meiner Sicht gibt es zwei verschiedene Arten von Stürmern: groß gewachsen, nicht so agil, aber kraftvoll im Nahkampf mit den Innenverteidigern, mit Augenmerk auf ballhaltende Dribblings, um Mitspieler aufrücken zu lassen. Dieser Stürmertyp geht in der Regel kein hohes Tempo und belastet sich nur selten hochintensiv über größere Distanzen. Der zweite Typ ist von kleiner Statur, aber viel schneller und wendiger, ähnlich Außenbahnspielern, mit zahlreichen hochintensiven Läufen hinter der gegnerischen Verteidigung und um sie herum.