Kitabı oku: «Kriegerin der gekreuzten Schwerter», sayfa 2

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Wie kommst auf links?”, fragt Dina.

In der Usirispyramiden fanden wir auch den Sarkophag von Neos in der südlichen Kammer, also in der linken.”

Schatz, manchmal bist du ein Genie!”

Torsten taucht weiter in dem nun waagerechten engen dunklen Schacht. Nur einen Meter breit und einen Meter hoch, was ihm wenig Platz lässt. Meter für Meter kommt er weiter. Die Lampe hält er immer vor sich. Ein unerfahrener Taucher würde nun in Bedrängnis kommen, aber Torsten behält die Ruhe. Nach einigen Minuten meldet er sich wieder: „Dr., ich bin in einer Kammer. Sie ist dreimal drei Meter … ungefähr … Sie werden nicht glauben, was hier steht.“

Jetzt muss es schnell gehen.

Torsten, können wir es raus ziehen?“, fragt Mark mit schnellen Worten.

Ja, das ist nicht all zu groß.“

Kannst du das Sicherungsseil daran befestigen?”

Ja, das wird gehen.“

Dann mach das und dann ziehst du dich an dem Seil wieder raus und zwar schnell!”, ruft Mark ins Mikrofon. Sofort macht sich Torsten an die Arbeit. Plötzlich beginnt die Alarmleuchte zu blinken. Torsten muss sich beeilen, denn der Luftvorrat geht zu ende. Schnell macht er noch einen festen Knoten und beginnt nun mit dem Rückweg.

Dr., bin unterwegs.“

Sag nichts, spar Luft und raus”, sagt Mark, kaum noch fähig, das Mikro zu halten. Zu verschwitzt sind seine Hände. Nicht die Hitze treibt den Schweiß in seine Hände - Es sind die Sorgen um den jungen Kollegen. Sekunden kommen wie Minuten vor, Minuten wie Stunden. Starre Blicke auf den Monitor, doch noch ist Torsten nicht zu sehen. Dina nimmt Marks Hand: „Er schafft es schon.”

Und wirklich, da taucht Torsten am Roboter vorbei und nur wenige Sekunden später kommt er an der Oberfläche an. Sofort reißt er sich den Helm vom Kopf und holt mehrmals tief Luft. Nils steht oben am Rand des Schachtes.

Hey Alter. Alles klar?”, ruft er zu ihm runter.

Ja, komm schon“, ruft Torsten rauf, „zieh mich raus hier.”

Mark gratuliert Torsten für seine gute Arbeit: „Mein Gott, spannender als ein Krimi. Gute Arbeit. Was hast du gesehen?”

Warten Sie es ab und ziehen Sie es raus.”

Auch hierfür wird der Radlader genutzt. Noch hält Doc den Roboter an seine Position, während das Seil aus dem Loch einen Würfel ins Bild zieht. Nicht mehr als dreißig Zentimeter Kantenlänge, ein doch recht kleiner Würfel. Doc ruft Mark: „Hey, komm her und sieh dir das mal an.”

Mark lächelt „Wow, raus damit und den Roboter auch.”

Alles klar Boss.” Mit Hilfe des Roboters war es schnell möglich den aus grauem Stein bestehenden Würfel zu bergen, der nun am Rand des Schachtes steht. Auch auf dem befinden sich wieder ägyptische Schriftzeichen. Aber auch sie sind im schlechten Zustand. Dina macht ein Foto und möchte auch diese Zeichen später in ihr neues Programm Tomo-Mac einspeisen.

Ein Mitarbeiter macht sich mit einem Benzinmotor betriebenen Trennschleifer daran, den Würfel zu öffnen. Vor Beginn klopft Mark ihm auf die Schulter und ruft: „Vorsichtig sein! Da kann alles drin sein.”

Die Maschine ist laut. Funken sprühen, während das ganze Team sich gespannt um den Würfel versammelt hat. Stück für Stück fallen kleine Gesteinsbrocken heraus, bis ein großes Loch den Blick ins feuchte Innere des Klotzes freigibt. Auf dem Boden des geöffneten Würfels liegt ein dunkles verschmiertes Etwas. Mark kniet sich hin. Vorsichtig greift er hinein und nimmt es heraus. Dina hockt sich neben ihn und legt ein Stück Folie aus. Langsam und sehr vorsichtig beginnen Dina und Mark das etwa zwanzig Zentimeter große Objekt von Schlamm und Dreck zu säubern. Sie lächeln sich kurz an, machen aber dann schnell weiter. Im Team breitet sich Freude aus. Immer mehr von dem Objekt wird sichtbar. Mark kann es kaum erwarten, doch er muss vorsichtig sein. Nicht mehr lange und sie haben es geschafft. Nervös wischt sich Mark die Stirn ab und Doc, der sitzt noch am Monitor und knabbert auf einer Zigarre. Auch er hält seinen gespannten Blick auf Mark und Dina. Endlich ist das Objekt gesäubert und Dina steht auf. Mark bleibt noch auf den Knie. Er flüstert: „Ich werd verrückt!”

Es ist totenstill. Sekunden der Stille und des auf sich Wirkens. Das ganze Team steht stumm, aber mit Glanz in den Augen, vor der auf Folie liegenden goldglänzenden Schönheit. Mark steht auf und murmelt leise: „Das ist sie! Das ist die Harfe der Kaßandhra!”

Vorsichtig hält Mark das wundervolle Instrument in seinen Händen. Nach knapp 2.000 Jahren sind seine Hände nun die ersten, die diese kleine Harfe berühren. Mark stellt die Harfe auf den Würfel ab und das Team kann einen vollen Blick auf die Harfe werfen und den Anblick genießen. An der Stirnseite der Harfe ist eine kniende Frau mit gefalteten Händen geformt. Die Augen werden von zwei roten Edelsteinen dargestellt.

Auf der Oberseite liegt ein wellenförmiges Gebilde, das die Form von langen Haaren hat. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Abbildung Kaßandhra sein soll, oder sein könnte. Nach Jahrzehnten ist nun das Ziel erreicht. In diesen Augenblick fällt die gesamte Anspannung der letzten Tage vom Team ab. Ein Moment, in dem sich jeder ruhig jubelnd um den Hals fallen kann. Auch Dina und Mark schließen sich fest in ihre Arme. Mark geht zu Doc, auch diese zwei umarmen sich zur Gratulation. Doc sagt stolz zu Mark: „Du hast es geschafft. Du hast den richtigen Riecher gehabt.”

Wir!”, betont Mark. „Wir haben es geschafft.”

Mark geht zu Dina zurück und die klammert sich an ihren Mann fest und flüstert ihm leise ins Ohr: „Ich liebe dich mein Schatz.”

Er drückt seine Frau fest an sich und flüstert zurück: „Ich liebe dich auch und werde es ewig tun.”

Für genauere Untersuchungen und zum Schutz wird die Harfe von einigen Studenten in das nahe gelegene Labor 1(*1) gebracht.


Die Harfe wollen sie später untersuchen. Der Sarkophag hat nun Vorrang und soll geöffnet werden. Noch ist es trocken, doch es ziehen einige dunkle Wolken auf.

Mark reagiert sofort.

Leute!“, ruft er seinem Team zu. „Wir müssen das Ding sofort ins L 2 bringen.” Während die einen den Sarkophag auf einen Hänger befördern, decken die anderen ihre Ausgrabungen und den Schacht zu. Der Schacht muss extra gesichert werden, damit niemand hineinstürzen kann.

Es ist schon sechzehn Uhr und es regnet stark. Dina, Doc und Mark stehen am Sarkophag, der im Labor 2 auf drei nebeneinander liegende Paletten steht. Unterstützt werden sie von Studenten, die an Autopsien von Mumien interessiert sind. Bevor der Deckel abgenommen werden kann, macht Dina auch von diesen Zeichen ein Foto, falls der Deckel beim Öffnen zerbrechen sollte. Mark und einige seiner Helfer fällt es sichtlich schwer, den enormen Deckel zu bewegen, doch er rutscht und bewegt sich zur Seite. Er fällt mit einem lauten Rumps zu Boden und bricht in etliche Teile. Dina wirft einen ersten Blick in den Sarkophag, in der eine leicht eingestaubte Mumie liegt. Die Figur einer Frau ist klar abgezeichnet.

Und eines ist seltsam. Nicht ein Tropfen Wasser oder Feuchtigkeit ist im Inneren des Sarkophags zu finden. Mit vereinten Kräften wird die Mumie nun auf einem Edelstahltisch gelegt. Höchste Vorsicht ist geboten. Nachdem die Mumie aus dem Sarkophag entfernt ist, entdeckt Mark zwei fast einem Meter lange, in Tüchern eingewickelte Gegenstände auf den Boden des Sarkophags liegen. Er nimmt das erste heraus und wickelt es aus. Ein Schwert kommt zum Vorschein, ein schönes und gut erhaltenes Kurzklingenschwert mit knapp Fünfzig Zentimeter Klingenlänge und Zwanzig Zentimeter langem Griff. Auch der zweite Gegenstand ist vom gleichen Modell. Beide recht ungewöhnlich in Verzierung und Form. Solche Schwerter waren nur den Reichen vorbehalten. Es sind keine Ägypterwaffen, sondern sie sind germanischer Herkunft. Stellt sich nun die Frage, wie die Person auf dem Edelstahltisch in den Besitz dieser wertvollen

Waffen kam. Schnell wird allen klar, dass es sich hier um das Markenzeichen Kaßandhras handeln könnte. Das Kreuz, bestehend aus zwei Schwertern, über ihrem Kopf zu einem X gekreuzt. Das gab Kaßandhra vor langer Zeit den Namen „Kriegerin der gekreuzten Schwerter“, als sie diese über ihren Kopf kreuzte, nach jedem Sieg oder Massaker. Nun widmet sich Dina der Mumie und beginnt sie zu öffnen. Mark und einige Archäologiestudenten assistieren der Ägyptologin. Durch die Mumifizierung ist ihr Körper in einen erstaunlicherweise sehr guten Zustand. Die Ägypter hatten ganze Arbeit geleistet. Sicher wäre es ihnen schlecht bekommen, wenn sie dies nicht getan hätten. Das macht es Dina leichter. Laut der Geschichte starb Kaßandhra durch einen Schwertstich in den Hals. Es muss also eine tiefe Wunde an ihrem Hals zu finden sein, wenn es wirklich Kaßandhra ist, die sie gefunden haben. Allerdings gibt es kaum noch Zweifel. So beginnt Dina am Hals. Vorsichtig schneidet sie den alten, grau-weißen Verband auf.

Schicht für Schicht durchtrennt sie die Verbände und Treffer, eine tiefe Schnittwunde ist deutlich zu erkennen. Ein fast sieben Zentimeter langer Schnitt, den Dina sogar mit ihren Finger leicht öffnen kann. Mit zwei Fingern hält sie die Wunde auf und leuchtet mit einer Lampe in die Wunde hinein und die reicht sogar bis tief in den Brustkorb. Offenbar wurde ihr der Kopf weit in den Nacken gehalten, als die Klinge eingestoßen wurde. Hier ist jemand sehr brutal vorgegangen, doch wenn verwundert es nach den Taten, die sie selber verübte. Dieser Schnitt war nicht sofort tödlich, doch sicher sehr schmerzhaft. Das ist es, was Dina und Mark finden wollten. Nun ist es klare Gewissheit, wer auf ihrem Tisch liegt. Die Studenten machen ihre Notizen und auch einige Fotos. Als nächstes befreit Dina das Gesicht von den Verbänden und auch das ist noch gut zu erkennen. Eine junge hübsche Frau kommt zum Vorschein.

Alle sehen ihr in das weiße Gesicht mit einer noch immer glatten Haut. Sie sehen in dieses junge und so unschuldig wirkende Gesicht. Sie sieht so friedlich aus. Wenn man sie so ansieht, kann man kaum glauben, dass sie die gefürchtete Kriegerin der gekreuzten Schwerter sein soll. Minutenlang sehen Dina und Mark dieses Mädchen von gerade achtzehn Jahren einfach nur an, bevor sie ihre Arbeit fortführen.

Um einundzwanzig Uhr sind bereits fast alle der Studenten in die Unterkunft zurückgekehrt und nun verabschieden sich auch die letzten. Dina, Mark und Doc sind allein und kommen langsam zur Ruhe.

Ich fahre noch ins andere Labor und hole die Harfe. Die werde ich mitnehmen”, sagt Mark. „Ich begleite dich”, sagt Dina noch.

Auch Doc verabschiedet sich jetzt zur Nachtruhe. Die Anstrengung der ganztägigen Robotersteuerung zeigt doch Erschöpfung. Im Labor 1 sind Dina und Mark doch damit beschäftigt, die Harfe zu vermessen und zu wiegen. Sie machen Fotos und polieren die Harfe immer wieder, damit der Glanz bewahrt bleibt.

Aus nur die Harfe holen, wurde nun doch noch eine weitere Untersuchung. An der Unterseite der Harfe entdeckt Mark etwas: „Engel, kommst du mal her? Hier ist eine Inschrift.” Dina wirft einen kurzen Blick drauf. „Das ist einfach!“, stellt Dina schnell fest. „Das ist eine Signatur von Neos. Eine Art Unterschrift, wenn du so willst.”

Es ist bereits nach dreiundzwanzig Uhr und Dina versucht die schlechten Zeichen zu übersetzen, die auf dem Würfel standen.

Also das hier oben könnte zieren heißen“, beginnt sie mit ihrer Arbeit, „und das hier … oh man, die sind echt in einem schlechten Zustand … ich tippe hier auf Schwert oder Schwertes und dies Krieg … großer Krieg … aber das war’s. Mehr ist nicht zu entziffern.” Jetzt wäre ein Ausdruck des Tomo-Macs hilfreich, doch starke Müdigkeit zwingt die beiden nun doch langsam Feierabend zu machen. So entschließt sich Dina das Foto des Würfels morgen früh einzuspeisen. Mark schließt das Labor ab. Dina hält die Harfe in den Händen. Müde fahren die beiden zur Unterkunft. Nach einer gut tuenden Dusche kommt Dina mit einem Handtuch umwickelt zu Mark und fragt: „Wissen unsere Investoren eigentlich schon Bescheid?“

Nein“, sagt Mark. „Die informieren wir, wenn wir fertig sind.“

Mit dieser Antwort hatte sie gerechnet. So legt sie sich zu Mark und es dauert nur wenige Augenblicke, bis sie in seinen Armen eingeschlafen ist. Bei ihm dauert es etwas länger. Mark sieht zum Nachttisch, auf der die Harfe steht und es entsteht der Eindruck, als sehe sie ihn an. Mark lächelt und ist glücklich, sie nach so langen Jahren der Suche gefunden zu haben. Nach Minuten siegt die Müdigkeit und zwingt auch seine Augen, sich nun zu schließen. Auch er, genau wie Dina, schläft nun tief und fest. Ihre Träume werden wohl die Entdeckungen dieses Tages sein.

(*1 Die Archäologischen Labore 1 und 2: Labor 1 und 2 sind transportfähige Großcontainer, die mit spezieller Technik für Archäologie und Ausgrabungen ausgestattet sind. Beide bestehen aus mehreren aneinander gestellten Containern.

Aus Platz- und Gewichtsgründen konnten die Labore daher nur an ausgewiesenen Plätzen aufgebaut werden. Abgekürzt in L1 und L2. Die beiden Labore liegen etwa fünf Kilometer aus einander. Dazwischen liegt die Ausgrabungsstelle.)

Kapitel 2, Ein Fluch erwacht

9. September sechs Uhr siebenundzwanzig

Beim Frühstück beschließen Dina und Mark den heutigen Tag im Labor 1 zu verbringen. Doc wird im Labor 2 seine Arbeit verrichten. Gut gelaunt geht es zu den Laboren und Mark setzt Doc am Labor 2 ab und fährt weiter. Doc beginnt mit einigen chemischen Experimenten an der Mumie Kaßandhras. Er möchte natürlich wissen, warum sie noch heute so gut erhalten ist. Unterdessen bleiben die Studenten an der Ausgrabungsstelle und arbeiten fleißig weiter. Ihr Ehrgeiz ist geweckt. Die Zeit verrinnt schnell und es ist bereits acht Uhr fünfundvierzig. Schon seit gut zwei Stunden sind sie bei den Steinmauern beschäftigt, um sie weiter frei zu legen. Im Labor 1 sind Dina und Mark in der Untersuchung der Harfe vertieft. Der Tomo-Mac hat seine Arbeit beendet und druckt einen Zettel aus. Dina nimmt ihn raus und beginnt direkt die Übersetzung der nun klar lesbaren Zeichen. Fünfzehn Minuten sind nur vergangen und Dina ist schon fertig.

„Schatz, ich hab’s”, ruft sie stolz. Mark nimmt den Zettel. Dina erklärt ihm: „Das Zeichen hier unten weist auf einen Zusatz hin. Ich weiß bloß noch nicht, auf welcher.“

Mark lächelt und liest die fertige Übersetzung laut vor:

Sollte die goldene Harfe fremde Hände zieren,

wird die Legende zur Wahrheit mutieren.

Ein großer Krieg soll folge sein.

Was vergangen ist, tritt wieder ein.

Kann die Macht des Schwertes von neuen beginnen?

Wird die Goldene Orchidee die Schlacht gewinnen.”

Blitzartig dreht sich Dina zur Harfe. Mark fragt sie: „Was ist denn?”

„Ach, mir war gerade so, als hätten die Augen der Harfe einmal kurz aufgeblinkt.”

Sie untersuchen die Harfe, doch nichts. Alles scheint in Ordnung.

„Alles gut mein Engel. Mit der Harfe ist alles wie es soll. Machen wir weiter“, sagt Mark. beruhigend zu Dina. Die Zeit vergeht. Unscheinbar und ruhig, fünf Minuten, zehn Minuten. Dina kratzt etwas Material von der Harfe ab und geht zum Mikroskop. Mark untersucht unterdessen eine eben angefertigte Zeichnung der Grabstruktur und die ägyptische Anordnung des Grabes so wie die Ausrichtung. Doc nimmt einige Hautproben von der Mumie und untersucht sie, doch ungewöhnliches feststellen, kann er nicht. Er setzt sich an seinen Laptop und schreibt seinen Bericht, dann hört er auf und horcht. Hektisch sieht er sich um. Irgendwas stimmt hier nicht! Mark setzt sich an den Tisch, auf der die Harfe in ihrem Reinigungsbad liegt. Dann schreckt er plötzlich hoch.

„Was war das?“, fragt Mark wirbelnd durch den Raum. „Ein Gewitter? Dann muss sofort alles …”

„Schatz”, unterbricht Dina ihn lächelnd. „Unsere Leute wissen, was zu tun ist.”

Dann sieht sie wieder in ihr Mikroskop. Mark bleibt skeptisch, aber er setzt sich wieder an den Tisch. Minutenlang sieht er die Harfe einfach nur an. Tausende Gedanken gehen ihm dabei durch den Kopf. Nach einigen Minuten hört Mark auch noch in der Ferne die Sirenen von irgendwelchen Einsatzfahrzeugen ertönen. Ob es die Polizei ist oder die Feuerwehr kann er nicht sagen, doch er wird sichtlich nervöser. Dina kommt zu ihm und nimmt ihn beruhigend in ihre Arme. Mit liebevoller Stimme sagt sie: „Schatz, es wird alles in Ordnung sein! Ok? Was ist denn los mit dir?“

Zehn Minuten später, vierzehn Minuten, fünfzehn, sechzehn. Das Handy von Mark klingelt. Ein Schauer geht seinem Rücken nieder als er ran geht: „Ja? Hey Doc, wie sieht … was? … jetzt warte … wovon redest d… Komet? … wie Feuerball? … beruhig di… ja … Ok, wir kommen sofort.”

Er legt auf. Dina hatte das Stottern mitbekommen und war besorgt schnell zu Mark gestürmt. Jetzt fragt sie schnell: „Was ist denn los?”

„Das war Doc. Er sagte was von einem Kometen oder Feuerball. Wir müssen da sofort hin.”

Der Tomo-Mac spuckt den Zettel der Deckelschriftzeichen des Sarkophags aus. Diesen nimmt Dina noch schnell an sich, faltet ihn auf den Weg nach draußen und steckt ihn in die Beintasche ihrer Militärhose. Die Zwei eilen zum Auto und fahren besorgt, mit durchdrehenden Reifen los. Vorbei an zwei Reiterinnen und mit stark überhöhtem Tempo rast Mark zu seinem anderen Labor. Als sie dort angekommen, bietet sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Einige Polizisten haben das Gebiet bereits abgesperrt. Unter Sirene trifft die Feuerwehr ebenfalls ein. Vor dem Labor stehen einige ihrer Studenten. Ihre Hände geschockt hinterm Kopf haltend starren sie wie angewurzelt auf das Labor, aus dem noch etwas schwarzer Rauch aufsteigt. Sofort stürmt Doc auf Mark und Dina zu.

„So ein Mist, alles ist kaputt!“, schreit Doc mit fuchtelnden Armen. Mark nimmt ihn in seine Arme: „Bist du verletzt? Ist alles Ok?“

„Ja, ja, mir geht’s gut.“

„Was ist denn hier passiert?”

„Keine Ahnung. Ich saß an meinem Laptop als da ein Zischen war, dann hat es auch schon geknallt und ich flog raus, durchs Fenster. Da hinten hab ich gelegen. Ich wollte euch sofort anrufen, aber ich konnte mein Handy nicht finden. Einer unserer Jungs gab mir seins.”

„Ok, jetzt beruhige dich erst mal. Hauptsache dir ist nichts passiert.“

Dina ist bereits zu den Studenten geeilt, um sie zu trösten und festzustellen, ob sie verletzt sind. Eine Studentin hockt am Boden und weint. Dina beugt sich zu ihr runter.

„Hey, bist du verletzt?“, fragt sie vorsichtig.

„Nein“, sagt sie mit verweinter Stimme. „Oh mein Gott!“, wimmert sie weiter, „wie das Teil plötzlich runter geschossen kam.“

„Was hast du gesehen?“, fragt Dina. Die Neugier siegt, doch die Studentin schweigt. Mark ist inzwischen an den Polizisten vorbeigestürmt, gefolgt von Doc. Gemeinsam klettern sie durch die zerstörte Tür, die nur noch zur hälfte im Rahmen hängt. Der gewaltige Einschlag von dem, was auch immer es war riss ein etwa zwei Meter großes Loch in die Decke des Containers, durchschlug den Boden und grub sich fast zwei Meter in die Erde, direkt durch den Sarkophag, der dadurch in unzählige Teile gesprengt wurde. Die gewaltige Druckwelle zerstörte die gesamte Einrichtung und alle Geräte, so wie auch alle Fenster, durch das auch Doc ins Freie geschleudert wurde. Er hatte Glück. Als Mark sich so umsieht, sagt er zu Doc: „Ein Glück, dass du am Fenster gesessen hast!”

„Das kannst du aber laut sagen!“

Mark sieht sich im Labor um und geht dabei langsam auf das tiefe leicht rauchende Loch zu. Doch das Loch ist leer und die Mumie Kaßandhras scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Der Edelstahltisch ist ebenfalls kaum noch als solches erkennbar. Doc steht neben Mark und fragt: „Ehm sag mal, wo kommt denn das dritte Loch her?”

„Welches dritte Loch?“, fragt Mark weiter ins Loch starrend.

„Na, sieh doch mal hin“, spricht Doc weiter. „Das eine ist in der Decke, das zweite hier im Boden. Aber wo kommt das menschengroße Loch in der Rückwand her?”

„Stimmt“, antwortet Mark. Und wieder läuft ihm ein Schauer über den Rücken.

„Und es sieht seltsam aus! oder nicht?“, sagt Mark mit fragenden Augen . „Doc, das ganze Metall ist nach außen gebogen.”

Nun wird es noch seltsamer. Sie gehen zurück zu Dina. Mark fragt sie: „Sind alle unverletzt?“

„So wie es aussieht schon”, antwortet Dina.

Mark sieht ihr in die Augen.

„Tja mein Engel. Der Feuerball hat ganze Arbeit geleistet. Sie ist weg, von Kaßandhra ist nichts mehr übrig”, sagt er mit enttäuschender Stimme.

Ein Polizist erhält einen Funkspruch: „Alle verfügbaren Einheiten zu den archäologischen Labor am Feldweg. Überfall mit Toten! Keine Übung!“

Einige Polizisten rennen los. Mark reagiert panisch und fragt: „Und was ist da jetzt los?“

Er packt Dina, rennt mit ihr zu seinem Auto. Doc rennt hinterher und kann noch gerade ins Auto springen.

„Torsten, kümmere dich eben um alle!“, schreit Mark noch aus dem Fenster. Dieser nickt ihm zu und schon rasen sie zu dem anderen Labor. Auf dem Weg berichtet Doc von den Studenten, die den Feuerball von der Ausgrabungsstelle aus gesehen und gehört haben. Doch als sie am Labor ankamen, war schon alles vorbei. Unterwegs werden sie von mehreren Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene überholt. Nach wenigen Minuten sind sie am Labor 1 angekommen, doch zu ihrem Entsetzen müssen sie feststellen, dass es hier noch schlimmer ist. Auch dort wurde ein riesiges Loch in die Wand geschlagen. Die Polizei ist eifrig dabei, das Gebiet weiträumig abzusperren. Ein Rettungswagen steht neben dem Labor.

Mark sieht sich wild um und sagt: „Ihr beide bleibt hier. Ich geh allein rein. Die ganze Sache stinkt doch bis zum Himmel.”

Doc und Dina bleiben beim Wagen während Mark sich mit einem sehr mulmigen Gefühl ins Labor begibt. Auch dieses Labor ist verwüstet. Mark klettert über zerstörte Tische, Stühle, Glassplitter und weiteres Labormaterial. Er kommt zum Tisch, auf der die Harfe lag, doch der Tisch ist umgestoßen und die Schale, in der die Harfe lag liegt am Boden. Und die Harfe selbst ist verschwunden. Das Gefühl der Hilflosigkeit überwiegt und einem anderen Gefühl, dass Mark nicht beschreiben kann. Einem Gefühl, welches er allerdings nur zu gut aus seiner Vergangenheit kennt. Noch einmal sieht er sich um und kehrt dann zu seinem Wagen zurück. Leise flüstert er Doc zu: „Sie ist weg! Die Harfe ist auch weg.”

„Gestohlen?”, fragt Doc.

„Weiß ich doch nicht, … sehr wahrscheinlich. Ich kann es nicht glauben!”, antwortet Mark verärgert. Ein weiterer Rettungswagen kommt unter Sirene angebraust. Die Sanitäter springen heraus und rennen hinter das Labor. Mark, Dina und Doc eilen hinterher. Eine Trage liegt bereits am Boden. Auf ihr liegt ein junges Mädchen, eine Reiterin. Regungslos und still. Ein Sanitäter deckt die verstümmelte Leiche mit einem weißen Tuch ab. Dina würgt und hält sich eine Hand vor dem Mund. Polizisten suchen ein Feld ab auf dem das tote Pferd des Mädchen gefunden wurde. Einige Meter weiter liegt eine zweite Trage, auf der ebenfalls eine junge Reiterin liegt. Dina und Mark erkennen diese beiden Mädchen. Es sind die beiden Reiterinnen, die ihnen bei ihrer Abfahrt entgegen kamen. Das Mädchen auf der Trage kämpft verbittert um ihr Leben. Notarzt und Sanitäter versuchen verzweifelt, die stark blutende Wunde in ihrem Brustkorb zu versorgen und die Blutung zu stoppen, doch es scheint ihnen nicht zu gelingen. Dina klammert sich an Mark fest. Mit weit aufgerissen, schmerzverzerrten Augen streckt das Mädchen geistesabwesend einen Arm dem Himmel entgegen, als wolle sie Gott um Hilfe bitten. Der Notarzt setzt sein ganzes Können ein, um die Blutung zu stoppen, doch es läuft weiter. Zu tief wurde die Wunde geschlagen, die langsam ihren Tribut fordert. Angsterfüllt ruft sie leise nach ihrer Mutter, doch der hohe Blutverlust lässt ihre Kräfte schwinden. Ihre Atmung wird flacher und ihr ausgestreckter Arm sackt nun langsam zu Boden. Ein letztes Mal ertönt ein sehr schwaches: „Mama?”

Der Arm liegt am Boden und rührt sich nicht mehr. Dann ist es still. Keine Bewegung ist mehr von ihr zu sehen. Nur eine Träne rinnt aus ihren offenen, bewegungslosen Augen. Der Notarzt gibt auf. Ein weißes Tuch,…

Ein weißes Tuch verdeckt nun den verlorenen Todeskampf …

Ein weißes Tuch, das nun beginnt, sich langsam Rot zu färben.

Mark, Dina und Doc stehen da, als hätten sie soeben eine fremde Welt betreten. Wie in einer Schockstarre können sie ihre Augen nicht von den beiden Tragen mit den blutgetränkten Tüchern wenden. Die drei kehren schließlich zu Marks Wagen zurück und Doc öffnet die hintere Tür. Mark legt Dina auf den Rücksitz und möchte sie gern beruhigen, aber dazu kommt er nicht. Blitzartig springen mehrere Polizisten in ihre Streifenwagen und rasen los Richtung Autobahn A3. Ein Polizeihubschrauber schießt über dem Labor hinweg und folgt den Streifenwagen. Das Autoradio ist eingeschaltet. Mark dreht etwas lauter. Ein Hubschrauber des Fernsehsenders AT-Entertainment fliegt über der Autobahn. Eigentlich sind diese vier Männer Staumelder, doch was sie nun vor die Kamera bekommen sollten, wird alle bisherige Aufnahmen in den Schatten stoßen. Die Männer halten ihre Kamera ausgerichtet und starren auf eine langhaarige blonde Frau in recht knapp gehaltener bauchfreier brauner Bärenfellbekleidung, die auf einem Pferd mit ungewöhnlich hohem Tempo in westliche Richtung reitet. Ihr Haar zu einem Zopf gebunden und mit zwei gekreuzten Schwertern auf ihrem Rücken. An jedem Stiefel sind ebenfalls Messer befestigt. Eine Kleidung aus grauer Vorzeit. Am Gurt ihrer Hüfte hängt die goldene Harfe. Der Staujäger Thomas, ein schwarzhaariger Ökotyp in Jeanskleidung, der sein Haar zu einem Zopf gebunden hat, nimmt sein Mikrofon: „Staujäger Tommy an alle Autofahrer auf der A3 Richtung Würzburg, Achtung! Dort bewegt sich eine Frau auf einem Pferd mit äußerst starkem Tempo. Die Polizei ist bereits hinter ihr! Es gab bereits mehrere Unfälle. Ich wiederhole. Eine Frau auf einem Pferd in Richtung Würzburg. Achtung, die Frau schlägt mit einem Schwert wild um sich!”

Laufende Sendungen werden unterbrochen und die Verfolgung wird live im Fernsehprogramm übertragen. Auch andere Sender schalten sich blitzartig zu. Eine solche Verfolgung hat es bis heute noch nie gegeben.

Mark und Doc sehen sich einige Sekunde an. Mit dieser Situation sind sie maßlos überfordert, dann springen sie schließlich doch ins Auto und Mark gibt Gas. Die von der Frau überholten Autos rasen vor Schreck in die Leitplanken. Ein Polizeiwagen kann sich mit einhundertzwanzig Km/H neben ihr setzen. Der Fahrer hält die Geschwindigkeit. Der Beifahrer öffnet das Fenster, setzt sich auf die Tür. Mit einer Hand hält er sich am Blaulicht fest, richtet mit seiner anderen Hand seine Pistole auf sie und brüllt: „HALT, sofort anhalten!!!”

Dann ist er still, als sie sich bei ihrem Tempo zu ihm dreht. Geschockt starrt er in ein zwar hübsch geformtes, aber scheinbar totes Gesicht. Ihre Haut von weiß-grauer Färbung am ganzen Leib. Ihr kalter Blick mit den rotglühenden Augen, umschlossen von nachtschwarzen Ringen durchbohrt ihn förmlich und ihre Lippen, mit einem gelblichen schimmeligen Schimmer bewuchert. Ein fieses Grinsen ermöglicht den Blick auf ihre so tiefschwarzen Zähne, als bestünden sie aus Leder. So ist das schauernde Bild komplett. Mark rast die Autobahnzufahrt hoch. Streifenwagen jagen bereits auf der Autobahn. Sirenen sind aus allen Richtungen zu hören. Mark gibt Gas Richtung Würzburg. Doc sieht sich wild um. Auf dem Beschleunigungsstreifen kommen sie an einem großen Loch in der Leitplanke vorbei, vor dem zwei Streifenwagen stehen. Mehrere Polizisten laufen umher und sichern die Stelle ab. Mark sieht noch mal in den Rückspiegel. „Hey Doc“, sagt er etwas leise. „Wie in unserem Labor. Da ist keiner von der Autobahn runter geflogen. Da ist was durch die Leitplanke auf die Autobahn geschossen.”

Mark beschleunig …

Auf dem Standstreifen steht ein Fahrzeug mit stark deformierter Front. Einige Polizisten kümmern sich um die Insassen. Mark beschleunigt weiter …

Ein paar Meter weiter steht das nächste Fahrzeug auf dem Standstreifen. Zwar unbeschädigt, doch muss sich das Auto gedreht haben.

Die Front steht in Gegenrichtung. Vor dem Fahrzeug tröstet ein Vater sein kleines schreiendes Kind. Mark gibt weiter Gas. Überall, wo sie lang fahren stehen zerstörte Fahrzeuge. Einige davon haben sich überschlagen. Zerstörung und Chaos auf der Autobahn. Mark gibt Gas, jetzt schon bei Tempo einhundertachtzig. Langsam kommen sie näher und fahren etwa dreihundertfünfzig Meter hinter der Frau auf dem Pferd. Sie sehen wie Fahrzeuge in die Leitplanken knallen. Mark steuert nach links, dann nach rechts. Trümmer schleudern umher und Mark weicht aus und gibt Gas. Noch immer sitzt der Polizist auf der Tür und schreit wieder los, dass sie stoppen soll. Dann holt sie mit ihrem Schwert weit aus und schlägt kräftig durch die Frontscheibe auf den Fahrer ein. Glassplitter fliegen umher. Dieser Treffer katapultiert die halbe Fahrertür heraus. Schwer getroffen schreit der Fahrer um sein Leben. Er beginnt zu schlenkern. Vor Schreck lässt der Polizist auf der Tür seine Pistole fallen. Nur mit Mühe kann er sich festhalten. Wieder holt sie weit aus. Der nächste Treffer zerfetzt den Fahrer nun endgültig. Der Beifahrer hat starke Mühe sich zu halten. Unkontrolliert schleudert der Wagen von links nach rechts und umgekehrt. Mark kommt näher und näher. Doc reißt seine Augen auf: „Ich glaub es nicht! Siehst du, wer da vor uns reitet!”

„Ja, Ich sehe es. Halts Maul jetzt”, sagt Mark während er langsam vom Gas geht, um nicht von hinten auf das Pferd auf zu fahren. Er fährt nun ebenfalls einhundertzwanzig Km/H. Sein Herz pocht doppelt so schnell wie sonst, vielleicht sogar dreifach. Weitere Trümmerteile schleudern ihnen entgegen. Dem Polizisten auf der Tür gelingt es nicht, ins Wageninnere zu gelangen. Mit der Geschwindigkeit haltend knallt der Streifenwagen durch die rechte Leitplanke, seitlich gegen ein Autobahnschild. Der panisch schreiende Beifahrer wird eingeklemmt und brutal in Stücke gerissen.