Kitabı oku: «Seal Team 9», sayfa 5
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Brady
Aufmerksam beobachte ich Kendra dabei, wie sie sich anzieht. Gleichzeitig höre ich in das Innere des Hauses hinein. Es gibt nichts, was mir entgeht. Meine Sinne sind geschärft und nehmen alles wahr, was um uns herum geschieht.
Als ein leises Klicken an meine Ohren dringt, richten sich sofort all meine Nerven darauf aus. Noch in der gleichen Sekunde stehe ich neben Kendra, die sich gerade die Schuhe anzieht, und ziehe sie auf die Füße. Ich stehe so dicht neben sie, dass ich sie mit meinem Körper bedecke. Doch mein Gefühl sagt mir, dass das nicht ausreichen wird.
Wir müssen von hier verschwinden.
In diesem Moment ist das der einzige Gedanke, der sich in meinem Kopf befindet. Zu gerne würde ich wissen, wer sich da Zutritt zu ihrem Haus verschafft hat. Doch ich muss Kendra in Sicherheit bringen und diesen Wunsch nach hinten stellen.
„Egal was passiert, dreh´ dich nicht um. Ich will, dass du auf direktem Weg zu meinem Wagen gehst“, weise ich sie eindringlich an. „Egal, was um dich herum geschieht.“
Ich versuche so ruhig wie möglich zu sprechen. Doch die Wahrheit ist, dass ich die Sorgen nicht aus meiner Stimme heraushalten kann. Normalerweise würde ich mir einfach vor Augen halten, dass es mein Job ist, eine andere Person zu schützen. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass Kendra nicht irgendein Einsatz ist. Sie ist überhaupt kein Einsatz für mich. Diese Frau geht mir unter die Haut.
An ihrem Blick erkenne ich, dass sie keine Ahnung hat, wovon ich spreche. Doch hier und jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um sie darüber zu informieren, dass ich genau weiß, was ich tue. Ganz davon abgesehen ist es gerade vielleicht sogar besser, wenn sie nicht weiß, welche Gefahr hier droht.
Zum einen kann ich es selber nicht genau beschreiben. Und zum anderen habe ich selber keine Ahnung, was hier los ist. Doch ich werde es herausfinden, sobald ich sie in Sicherheit gebracht habe.
Ohne noch ein Wort von mir zu geben, bedeute ich ihr, dass sie mir folgen soll. Ich spüre, die Panik, die von ihr ausgeht, als wir durch das Haus zum Hintereingang schleichen, während ich Geräusche aus dem Wohnzimmer höre. Gleichzeitig mache ich mich darauf gefasst, dass wir jeden Augenblick entdeckt werden. Gerade habe ich nur noch den Wunsch, sie so schnell wie möglich aus dem Haus und in Sicherheit zu bringen.
In dem Moment, in dem wir die Tür erreichen, die in den Garten führt, höre ich, wie ein Schuss abgegeben wird. Sofort bedecke ich Kendra wieder und dränge sie an die Seite, sodass sie von der Hauswand verdeckt wird.
Schnell drehe ich mich einmal um, um einen Blick auf den Schützen zu erhaschen. Doch er ist komplett in Schwarz gekleidet, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen kann.
„Los“, fordere ich Kendra auf und ziehe sie gleichzeitig wieder auf die Füße.
Für den Bruchteil einer Sekunde sieht sie mich an. Ihre Augen sind geweitet und zeigen mir die Angst, die sie gerade verspürt. Nicht zum ersten Mal wird mir bewusst, dass sie keine Ahnung hat, wie meine Welt ist. Doch jetzt kann ich mich nicht damit beschäftigen.
Gemeinsam rennen wir auf meinen Wagen zu, als weitere Schüsse abgefeuert werden.
„Steig ein“, fordere ich Kendra auf, nachdem ich den Knopf für die Zentralverriegelung meines Autos betätigt habe.
In der nächsten Sekunde wird mir jedoch klar, dass ich das nicht machen müsste. Ich habe noch nicht einmal ausgesprochen, da hat sie sich bereits auf den Beifahrersitz gesetzt und versinkt so tief im Sitz, dass man sie von außen kaum noch sehen kann.
Während ich den Motor starte und den Rückwärtsgang einlege, spüre ich das Zittern, welches von ihrem Körper ausgeht. Ihre Augen sind geschlossen, als würde sie ausblenden wollen, was hier gerade geschieht und das kann ich ihr nicht übel nehmen. Den meisten geht es so.
Doch darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Stattdessen ziehe ich meine Waffe unter dem Sitz hervor, während ich auf die Straße brettere.
Als ich sie das nächste Mal ansehe, erkenne ich, dass sich ihre Augen ein Stück geöffnet haben. Mit großen Augen betrachtet sie mich.
„Wo hast du die denn jetzt so schnell her?“, fragt sie mich, nachdem ich mich ein Stück von ihrem Haus entfernt habe.
Kurz sehe ich in den Rückspiegel und erkenne dabei zwei Männer, die auf die Straße rennen und uns nachsehen. Zu gerne würde ich wissen, wer sie sind und was sie von mir wollen. Und das sie nur etwas von mir wollen, ist mir durchaus klar. Es gibt keinen Grund, wieso sie hinter Kendra her sein sollte. Bei meinem Job gibt es aber verdammt viele, wieso sie Jagd auf mich machen.
Doch wenn ich jetzt umdrehe, gehe ich das Risiko ein, dass Kendra etwas passiert und das will ich um jeden Preis verhindern.
„Wir haben uns in den letzten Stunden über alles unterhalten“, stelle ich fest, als ich mich wieder auf sie konzentriere.
Dabei greife ich nach ihrer Hand, da ich das Gefühl habe, als müsste ich ihr nah sein. In diesem Moment kommt es mir so vor, als würde sich zu viel Abstand zwischen uns befinden und das gefällt mir überhaupt nicht. Ich will ihr zeigen, dass sie keine Angst haben muss und sie bei mir in Sicherheit ist.
„Ja, das haben wir“, murmelt sie nun mit zittriger Stimme.
„Wir haben aber nie darüber gesprochen, was ich beruflich mache.“
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sie mich so ansieht, als würde sie nicht wissen, wie sie darauf reagieren soll. Und ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht.
Ich habe bei anderen Männern gesehen, wo es hinführen kann, wenn man sich auf eine Beziehung einlässt, oder eine Frau darin einweiht, was man macht.
Man geht jedem Risiko aus dem Weg, weil die Frau, mit der man zusammen ist, immer Angst hat, dass einem etwas passiert. Doch ich will es ihr nicht verheimlichen. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren und zu wissen, auf was sie sich eingelassen hat. Ganz davon abgesehen kann ich es eh nicht ewig vor ihr verheimlichen.
„Ich bin ein Navy Seal“, erkläre ich ihr schließlich und breche so das Schweigen, welches sich zwischen uns gebildet hat.
Das Geräusch, als sie scharf die Luft einzieht, dringt an meine Ohren. Ich verstärke meinen Griff um ihre Hand, während ich gleichzeitig Angst habe, dass sie sich mir entzieht. Doch das macht sie nicht.
Es ist eher das Gegenteil der Fall. Sie greift auch mit der anderen Hand nach mir, als würde sie sich an mir festhalten wollen.
„Ist das dein Ernst?“, fragt sie mich schließlich.
Keine Sekunde wendet sie sich von mir ab. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie sich wieder ein wenig aufrichtet und sich so in meine Richtung dreht, dass sie mich besser ansehen kann.
„Ja.“
Mehr sage ich nicht. Allerdings weiß ich auch nicht, was ich sonst dazu sagen soll. Ich glaube, dass sich wohl jeder vorstellen kann, dass es ein gefährlicher Job ist. Daher brauche ich ihr das nicht extra zu sagen.
„Und wo fahren wir jetzt hin?“
„Wir werden bei einem Kollegen bleiben. Dort wird man uns nicht suchen.“
Einige Sekunden ist es still im Auto. Mir ist bewusst, dass sie erst einmal verarbeiten muss, was ich gerade alles gesagt habe. Doch ich hasse es, dass sie schweigt. Mit jeder Sekunde wird die Entfernung zwischen uns noch größer, zumindest kommt es mir so vor. Und das gefällt mir überhaupt nicht.
Schweigend fahre ich die nächsten Minuten weiter.
Als sie sich endlich wieder in meine Richtung dreht, habe ich die Hoffnung schon aufgegeben, dass sie noch etwas sagen wird.
„Meinst du, dass der Brand und der Einbruch in mein Haus etwas miteinander zu tun haben?“
Ja, dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Allerdings wollte ich mich damit nicht auseinandersetzen. Doch ich muss zugeben, dass es am Wahrscheinlichsten ist. Dies behalte ich jedoch für mich.
Kendra soll sich nicht deswegen auch noch Sorgen machen. Sollte es nämlich so sein, habe ich sie mit in diese Geschichte, was auch immer das für eine ist, hineingezogen. Und das gefällt mir überhaupt nicht.
12
Kendra
Mit geöffneten Augen liege ich in der Dunkelheit des Zimmers und versuche mein noch immer wild schlagendes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass es mir in der letzten Stunde nicht gelungen ist und ich daher auch nicht glaube, dass ich es jetzt schaffen werde.
Immer wieder geht mir der Moment durch den Kopf, in dem man das erste Mal auf mich geschossen hat. Erst habe ich es nicht realisiert. Das heißt, ich habe es schon realisiert, aber nicht wirklich wahrgenommen. Doch in dem Moment, in dem Brady mich hinter die Hauswand geschoben hat, habe ich verstanden, was hier gerade los war. Und das war der Moment, in dem ich mich am liebsten auf den Boden gelegt und ergeben hätte.
Allerdings bin ich froh darüber, dass ich es nicht getan habe. Wer auch immer diese Männer waren, sie waren hinter uns her und ich habe es nur Brady zu verdanken, dass ich noch lebe. Ich kenne mich mit solchen Situationen nicht aus. Daher rechne ich mir auch keine allzu großen Überlebenschancen ein, wenn ich alleine auf mich gestellt gewesen wäre.
Brady hat mich zu seinem Freund Riley gebracht, den ich schon an meinem ersten Tag in dem neuen Haus gesehen habe. Nun sitzt er mit ihm und ein paar anderen Männern, die in der letzten Stunde nach und nach gekommen sind, im Wohnzimmer und erzählt ihnen was passiert ist.
Ihre leisen Stimmen dringen durch die Tür zu mir hindurch. Ich habe zwar keine Ahnung, was sie genau sagen, doch aufgrund ihrer Stimmen weiß ich, dass sie alle wütend sind.
Ich hingegen bin damit beschäftigt zu verarbeiten, dass ich mich tatsächlich mit einem Navy Seal getroffen habe. Als ich hergezogen bin, habe ich mir geschworen, dass ich genau das nicht machen werde. Ich habe mich nie als eine Soldatenfrau gesehen. Und schon gar nicht als die eines Seals. Ich wollte immer wissen, dass mein Mann abends nach Hause kommt und ich mir keine Sorgen um ihn machen muss.
Mir ist bewusst, dass sie in dieser Stadt ihr Hauptquartier haben. Ich glaube, das weiß jeder, der auch nur ansatzweise zwischendurch mal vor die Tür geht. Doch ich habe nicht gedacht, dass er einer von ihnen ist.
Auch, wenn ich es hätte wissen müssen.
Und das bringt mich zu meiner nächsten Frage.
Was ist passiert, dass er sich in psychologischer Behandlung befindet?
Das etwas vorgefallen sein muss weiß ich. Doch mich würde interessieren, wie diese Geschichte aussieht.
Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergeht, bis ich höre, wie sie sich voneinander verabschieden und die Tür aufgeht, um einige Sekunden später wieder ins Schloss zu fallen. Doch ich weiß, dass es eine Ewigkeit ist. Und dann dauert es noch einmal ein paar Minuten, bis die Tür zum Gästezimmer aufgeht und ich die Umrisse von Brady im Licht der aufgehenden Sonne erkennen kann.
Einige Sekunden steht er im Türrahmen und sieht mich einfach nur nachdenklich an. Doch dann schließt er sie wieder und kommt auf das Bett zu. Seufzend lässt er sich auf die Kante sinken und greift nach meiner Hand.
„Geht es dir gut?“, fragt er mich schließlich.
Einen Moment sehe ich ihn an, ehe ich mich aufrichte und leise seufze.
„Ich muss den Schreck noch ein wenig verarbeiten, aber mir geht es gut“, erkläre ich ihm und zucke mit den Schultern.
Er wirft mir einen skeptischen Blick zu, als würde er sicher gehen wollen, dass es auch mein ernst ist. Doch ich lasse keinen Zweifel daran. Daher beuge ich mich ein Stück nach vorne und küsse ihn sanft. Gerade kommt es mir so vor, als könnte ich ihn nur so davon überzeugen, dass er sich keine Sorgen um mich machen muss.
„Du brauchst dir keine Gedanken zu machen“, flüstere ich dennoch.
„Das mache ich aber, da ich weiß, wie das hätte ausgehen können. Und das werde ich so lange, bis ich weiß, was hier los ist.“
Ich spüre die Anspannung, die von ihm ausgeht. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken während ich überlege, wie ich dafür sorgen kann, dass er sich ein wenig entspannt. Doch es ist egal, was mir in den Sinn kommt, ich bin mir sicher, dass es nichts bringen wird.
Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er es der Polizei überlassen soll, damit sie herausfinden, was hier los ist. Doch ehrlich gesagt bin ich mir gerade nicht sicher, ob die da wirklich etwas unternehmen können. Außerdem ist er ein Seal.
Er weiß, was er macht. Das hat er mir vorhin schon bewiesen und die Tatsache, dass seine Teamkollegen so schnell hier waren, beruhigt mich irgendwie.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, sagt er nun und zieht so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Dir wird nichts passieren. Aber ich will, dass du dich die nächsten Tage krankmeldest.“
Überrascht sehe ich ihn an.
„Wieso das?“
Ich bin verwirrt und kann es auch nicht für mich behalten.
„Solange ich nicht weiß, was hier vor sich geht, will ich kein Risiko eingehen. Und das würde ich dann eindeutig. Doch ich bin mir sicher, dass diese Männer auch dafür verantwortlich sind, dass mein Haus nur noch eine Ruine ist. Schon alleine aus diesem Grund müssen wir vorsichtig vorgehen.“
Er lässt keinen Zweifel daran, dass er es so meint, wie er es gesagt hat.
Mit leicht geöffnetem Mund sehe ich ihn an. Ja, dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Schließlich ist alles in derselben Nacht geschehen. Doch es aus seinem Mund zu hören ist etwas völlig anderes.
Einige Sekunden betrachtet er mich, bevor er seine warme Hand an meine Wange legt.
„Ich bin ein Seal, daher muss ich mir leider diese Frage stellen“, stellt er nun fest.
Ich nicke, da ich nicht genau weiß, was ich darauf erwidern soll. In meinem Kopf gehen unzählige Dinge herum, sodass ich nicht einmal weiß, wo ich gerade überhaupt anfangen soll. Aber wenigstens vor mir selber kann ich zugeben, dass ich es mir nach dem Mist auch nicht zutraue, zur Arbeit zu gehen. Daher bin ich ganz froh darüber, dass er anscheinend der gleichen Meinung ist.
„Guten Morgen“, begrüße ich Riley, als ich am nächsten Tag in die Küche komme.
Es dauert ein paar Sekunden, doch schließlich dreht er sich in meine Richtung und betrachtet mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Morgen“, verkündet er gut gelaunt. „Hast du gut geschlafen?“
„Nachdem ich endlich zur Ruhe gekommen bin, ja.“
Nachdenklich sieht er mich einen Moment an. Doch dann bedeutet er mir, dass ich mich setzen soll und reicht mir eine Tasse Kaffee.
„Wo ist Brady?“, frage ich ihn, nachdem ich mich einmal umgesehen habe. Weit und breit kann ich ihn jedoch nirgends entdecken oder hören.
„Er ist gerade bei seinem Wagen und will es untersuchen.“
„Untersuchen?“
Einen Moment sieht er mich so an, als würde er darüber nachdenken, ob er es mir wirklich sagen kann. Doch dann seufzt er.
„Er will sich vergewissern, dass er keinen Sender an seinem Fahrzeug hat.“
Es dauert einen Moment, bis seine Worte bei mir angekommen sind. Doch dann sehe ich ihn mit großen Augen an.
In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Er braucht es nicht zu sagen. Ich weiß auch so, was er mir damit sagen will. Auch wenn ich noch immer etwas unter Schock stehe, bin ich nicht doof.
„Oh Mann“, entfährt es mir, obwohl ich es eigentlich für mich behalten wollte.
Doch in dem Moment, in dem er noch etwas von sich geben will, dringt das leise Klingeln meines Handys an meine Ohren.
„Wer ist das?“, erkundigt sich Riley, nachdem ich einen Blick auf das Display geworfen habe.
„Meine Schwester. Da muss ich rangehen. Ich möchte nicht, dass sie sich auch noch Sorgen macht.“
Ich werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu, bevor ich nach der Tasse greife und aus dem Zimmer verschwinde.
„Hi“, begrüße ich sie, nachdem ich die Tür zum Gästezimmer hinter mir geschlossen habe.
„Hi. Hast du Lust, dich heute mit mir zum Mittag zu treffen?“
„Heute ist schlecht“, murmle ich.
Gleichzeitig hoffe ich, dass sie nichts von der Unsicherheit bemerkt, die mich gerade fest im Griff hat.
„Oh“, sagt sie nur.
„In den nächsten Tagen geht es bestimmt“, erkläre ich schnell, bevor sie noch etwas dazu von sich geben kann.
„Darf ich den Grund erfahren?“
Tief atme ich durch, während ich überlege, was ich ihr erzählen kann. Zumindest werde ich ihr nichts von der Schießerei berichten, das steht fest. Doch irgendetwas muss ich ihr geben.
„Ich hatte gestern ein Date und wir treffen uns nachher wieder“, beginne ich also und berichte ihr von Brady.
Vor meinem inneren Auge kann ich sehen, wie sie sich ein Stück nach vorne beugt und mir aufmerksam zuhört, bis ich geendet habe. Dabei behalte ich jedoch für mich, dass er ein Navy Seal ist.
Ich weiß nicht genau wieso, doch meine Schwester ist nicht sehr gut auf sie zu sprechen. Dabei kann ich mich nicht daran erinnern, dass sie mal mit einem zusammen war und auch sonst kennt sie niemanden. Doch ich habe auch keine Lust es jetzt herauszufinden.
„Das ist ja wunderbar. Wann lerne ich ihn kennen?“ Vor Aufregung ist ihre Stimme so schrill, dass ich mein Handy ein Stück vom Ohr entfernt halte, damit ich nicht taub werde oder einen Tinnitus bekomme.
„Das ist alles noch ganz frisch. Daher würde ich es lieber erstmal ruhig angehen lassen“, erwidere ich, als die Tür aufgeht und Brady auf der Bildfläche erscheint.
„Aber ich will ihn sehen“, erklärt sie nun mit beharrlicher Stimme.
„Irgendwann wirst du das. Jetzt muss ich aber auflegen, die Arbeit ruft.“
Mit diesen Worten unterbreche ich die Verbindung, ohne darauf zu warten, dass sie noch etwas sagt.
„Ich wollte nicht stören“, erklärt er und deutet dabei auf das Telefon.
„Keine Sorge, meine Schwester wird es überleben.“
Ich kann mir ein leises Lachen nicht verkneifen.
Einen Moment sieht Brady mich an, ehe er sich langsam in Bewegung setzt. Schließlich bleibt er so dicht vor mir stehen, dass ich meinen Kopf ein Stück in den Nacken legen muss, um ihn ansehen zu können.
„Ich werde gleich kurz verschwinden. Ich möchte, dass du in dieser Zeit in der Wohnung bleibst. Ich werde zu den Häusern fahren. Es wird nicht länger als eine Stunde dauern.“
Mit einem eindringlichen Blick betrachtet er mich. In diesem Moment hat er mich so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich nur nicken kann. Ich bin nicht in der Lage, einen Ton von mir zu geben.
„Mach dir keine Sorgen. Sollte etwas sein, ruf mich sofort an. Ich werde mich dann direkt auf den Weg machen.“
„Ich mache mir keine Sorgen um mich, sondern um dich“, erkläre ich ihm, obwohl ich es eigentlich für mich behalten wollte.
Einen Moment ist es ruhig zwischen uns. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich sanft. Ich schließe meine Augen und schmiege mich an seinen warmen Körper.
Nicht zum ersten Mal wird mir bewusst, dass ich keine Ahnung habe, was das zwischen uns ist. Auch als ich letzte Nacht in seinen Armen eingeschlafen bin, habe ich darüber nachgedacht. Doch genauso wie vor einigen Stunden weiß ich es auch jetzt nicht.
„Ich bin bald wieder da.“
„Pass auf dich auf“, weise ich ihn noch an.
Er nickt und verschwindet dann genauso plötzlich, wie er aufgetaucht ist. Nachdem ich gehört habe, wie die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, lasse ich mich seufzend auf das Bett sinken und fahre mir über das Gesicht.
„Verdammt!“
13
Brady
Wütend stehe ich an meinen Wagen gelehnt und starre auf die Stelle, an der sich bis gestern Abend noch mein Haus befunden hat. Nun kann man nur noch erahnen, dass ich gestern um diese Zeit dort noch gelebt habe.
Nach einigen Sekunden stoße ich mich ab und gehe auf das Nachbargrundstück zu dem Haus von Kendra. Langsam umrunde ich es, bis ich den Zugang zu ihrem Keller entdeckt habe. Dabei sehe ich mir alles ganz genau an. Doch an den Fenstern und auch an der Vordertür kann man keine Spuren des nächtlichen Einbruchs erkennen.
An der Kellertür kann ich jedoch auf den ersten Blick das kaputte Schloss erkennen. Es lässt keinen Zweifel daran, dass es Profis waren, die in der letzten Nacht sich Zugang zu dem Haus verschafft haben.
Genauso wie es Profis waren, die mein Haus in die Luft gejagt haben, denke ich angespannt.
Der Anblick sorgt dafür, dass ich wütend werde und mich anspanne. Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle. Doch wenn es um Kendra geht, ist meine Selbstbeherrschung nicht vorhanden. Allerdings ist mir bewusst, dass ich es nur schaffe, sie zu beschützen, wenn ich mich besser im Griff habe.
„Ah, hatte ich also recht“, ruft Riley hinter mir mit einem zufriedenen Ton.
In der Sekunde, in der ich mich zu ihm umdrehe, kann ich erkennen, dass auch Killian und Caiden um die Ecke biegen. Sie bleiben hinter Riley stehen und sehen mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Was macht ihr denn hier?“, frage ich meine Freunde, während ich sie aufmerksam ansehe.
„Na was schon? Du hast dir anscheinend ein paar große Schwierigkeiten eingefangen. Hast du wirklich gedacht, dass wir dich damit alleine lassen? Wir wollen auch ein wenig Spaß haben.“
Einen Moment sehe ich einen nach dem anderen an. Auch wenn es nicht alle aus meinem Team sind, so weiß ich doch, dass die Meinung der anderen da nicht anders aussieht. Bereits in der letzten Nacht haben sie mir klar zu verstehen gegeben, dass ich mich auf sie verlassen kann.
„Wer auch immer das ist, er wird sich wünschen, dass er mir niemals über den Weg gelaufen ist“, knurre ich. „Dafür werde ich ihn fertig machen.“
Killian wirft einen Blick auf mein Haus, oder besser gesagt das, was davon übrig geblieben ist, und nickt.
„Du bist auf jeden Fall jemanden richtig auf die Füße getreten“, stellt er fest und geht an mir vorbei auf die Tür zu. „Es waren Profis. Ich habe das schon oft genug gesehen, um mir in diesem Punkt sicher sein zu können.“
„Soweit bin ich auch schon.“ Ich kneife meine Augen ein Stück zusammen.
„Ja, aber das macht den Anschein auf mich, als wäre es ihnen egal gewesen, ob man etwas sieht oder nicht. Und das wiederum sorgt dafür, dass sie dir wahrscheinlich ganz offen sagen wollen, dass sie hinter dir her sind.“
Mit diesen Worten dreht er sich wieder in meine Richtung.
Ohne ein Wort zu verlieren, ziehe ich meine Waffe, die ich unter meinem Shirt im Hosenbund versteckt habe, und entsichere sie. Dann gehe ich an ihm vorbei und betrete das Haus. Es dauert nicht lange bis ich höre, wie die anderen mir folgen.
Während ich auf die Treppe zugehe, die nach oben führt, werfe ich in jede Ecke einen Blick. Jede Stelle, wo sich noch jemand versteckt haben könnte, schaue ich mir genauer an. Doch mich hätte es gewundert, wenn jemand so dämlich gewesen sein sollte, sich hier zu verstecken.
In der nächsten Etage empfängt uns Chaos. Kissen liegen im Wohnzimmer herum und der Inhalt der Schränke wurde auf dem Boden verteilt. Der Fernseher liegt mit dem Bildschirm nach unten auf dem Boden und Türen wurden aus ihren Fassungen gerissen.
Bei dem Anblick, der sich uns bietet, bin ich froh, dass ich es erst gesehen habe und so Kendra darauf vorbereiten kann, was sie hier erwartet.
„Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet“, stellt Caiden fest und pfeift leise durch die Zähne.
Der Anblick sorgt dafür, dass ich noch wütender werde. Wenn es jemand auf mich abgesehen hat, soll er zu mir kommen. Ich werde ihm schon zeigen, dass es eine denkbar schlechte Idee ist, mir in die Quere zu kommen.
Allerdings sollte er Kendra heraushalten. Sie hat mit meinem Job nichts zu tun. Und hierbei kann es nur um meinen Job gehen.
In dem Moment, in dem ich mich jedoch dazu entschlossen habe, sie in mein Leben zu lassen, habe ich dafür gesorgt, dass dies nicht mehr so ganz stimmt.
Dieser Gedanke gefällt mir nicht, doch er stimmt. Hätte ich mich weiterhin von ihr ferngehalten, wäre sie nun nicht in Gefahr und ich bräuchte mir keine Sorgen machen. Doch dann hätte ich auch nicht die Chance gehabt, einer wundervollen Frau näherzukommen.
„Verdammt“, fluche ich laut genug, sodass sich alle in meine Richtung drehen.
Allerdings beachte ich sie nicht weiter, sondern gehe ins Schlafzimmer. Hier sieht es auch nicht besser aus. Die Matratze wurde vom Bett geschmissen und der Inhalt ihres Kleiderschrankes ist überall verteilt. Doch in dem Moment, in dem ich mich umdrehen und es wieder verlassen will, fällt mein Blick auf etwas.
Es ist nur ein Zettel, der mitten in diesem Chaos liegt. Doch genau das ist es, wieso er meine Aufmerksamkeit erregt. Irgendwie sieht er Fehl am Platz aus.
Langsam gehe ich auf ihn zu und hebe ich ihn schließlich auf.
Ich werde dich umbringen und ich werde deine kleine Freundin umbringen. Erst hast du meiner Schwester Hoffnung gemacht und jetzt fickst du eine andere. Dafür werdet ihr büßen müssen.
Es sind nur drei Sätze, mehr nicht. Doch sie reißen meine Welt aus ihren Angeln. Auch wenn kein Name darunter steht weiß ich, von wem dieser Brief ist. Und ich weiß auch genau, worauf er anspielt. Allerdings habe ich bis jetzt gedacht, dass ich ihn von dieser schwachsinnigen Idee abbringen konnte, indem ich ihm klar gesagt habe, dass da nichts zwischen uns lief.
Dieser Brief beweist mir jedoch gerade das Gegenteil.
Mit großen Schritten gehe ich wieder zu den Jungs und lese ihnen das Schreiben vor. Ich brauche ihnen nicht sagen, worum es geht, da auch sie es wissen. Sie waren bei diesem Vorfall dabei und haben genau mitbekommen, wie es abgelaufen ist.
„Ich glaube, wenigstens in diesem Punkt kann ich dich beruhigen. Aber du hast ihr nie Hoffnung gemacht“, stellt Riley deswegen fest.
„Das weißt du, das weiß ich. Verdammt, das weiß das ganze Team und jeder, der von dieser Geschichte gehört hat. Ihr Bruder nimmt es jedoch ganz anders auf.“
Es fällt mir gerade schwer, mich unter Kontrolle zu halten. Meine Lippen bilden nur noch eine dünne Linie und ich sehe rot. Würden er und seine Schwester mir jetzt gegenüber stehen, würde ich ihnen sagen, dass sie mich mal können und die Geschichte richtig stellen. So bleibt mir jedoch nichts anderes übrig, als diesen Spinner zu fassen, bevor er Kendra in seine Hände bekommt.
„Wir werden ihn schnappen“, erklärt nun Killian, als würde er meine Gedanken lesen können, und die anderen nicken.
Ich bin den Jungs dankbar, dass ich mich jederzeit auf sie verlassen kann. Wir sind nicht nur ein Team, wir sind auch Freunde. Verdammt, in den letzten Jahren haben wir so viel durchgemacht, dass wir zu einer Familie geworden sind.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.