Kitabı oku: «Eventuell spirituell...?!», sayfa 2
Aber so ging es mir ständig. Niemand hat mir geglaubt. Ich wollte nur schreien: Sehen die das denn nicht?! Versteht´s doch endlich! Kapiert´s doch endlich! Heute weiß ich, all die Menschen um mich herum waren genauso gefangen in ihren Welten, wie ich in meiner Welt. Sie konnten nicht anders. Ich verstehe heute, warum sie mir nicht glauben konnten. Und kann diese Art der Ablehnung annehmen. Sie lebten in einer Welt, die nicht zulassen konnte, sich auf das, was ich ihnen widerspiegelte, einzulassen. Aber damals war ich noch nicht so „weise“ und ich fing an, die Welt und die Menschen um mich herum immer weniger zu mögen. Ich will nicht sagen, zu verabscheuen, das wäre das falsche Wort. Aber ich baute immer mehr einen Widerstand und auch irgendwie einen Trotz in mir auf. Und so ist es kein Wunder, dass ich ständig im Konflikt und in Reibung mit der Welt und den Menschen um mich herum stand. Und mich viele für echt bekloppt und anstrengend hielten.
Verzweiflung, Verdrängen, Stecker raus
Ich bekam auch immer mehr Angst. Denn natürlich ist es ein ureigenes Bedürfnis, nicht nur von einem Kind, sondern auch von Erwachsenen, „dazu zu gehören“ und „richtig“ zu sein. Man möchte geliebt werden, alles richtig machen, und vor allem „richtig“ sein. Doch was ich immer mehr zu spüren bekam, war, dass ich nicht genug bin. Nicht richtig. Anders. Suspekt. Dass etwas mit mir nicht stimmt. Dass ich einfach nicht gut bin, wie ich bin.
Ich wollte niemandem Ärger machen und schon gar nicht meinen Eltern. Ich wollte nichts mehr, als das Kind sein, auf das sie stolz sind, das sie lieben. Ich wollte sie nicht mit meinem komischen Verhalten verunsichern, verstören und von mir wegstoßen. Kein Kind will das.
Dieses Gefühl, nicht gut zu sein, wie ich bin, manifestierte sich in mir über viele, viele Jahre. Es fing mit der Ablehnung meiner Mitschüler in der Grundschule an. Und es hakte sich mit kleinen unlösbaren fiesen Widerhaken in meinem Herzen und meiner Seele fest. Es war anfangs ein kleiner Schneeball, der mit der Zeit aber zu einer monströsen Riesen-Kugel wurde, an der immer mehr Matsch haftete, die immer größer wurde. Immer mehr „du bist nicht gut wie du bist“ pappte sich über die Jahre daran fest. Es wurde immer mehr, bis zu dem Zeitpunkt, meinem „Ausbruch“, an dem ich endlich so vieles hinter mir lassen und selbst zu mir stehen konnte. Seitdem wird diese Kugel immer kleiner. Sie schmilzt in mir. Es ist noch da, das Gefühl „du bist nicht gut“, welches sich über Jahrzehnte festgebrannt hat, es verschwindet nicht von heute auf morgen. Aber ich weiß, ich bin auf einem guten Weg. Und irgendwann werde ich einen kleinen, winzigen Ball in meinen Händen halten und den kleinen widerspenstigen Rest mit meiner Wärme, Liebe und Annahme schmelzen.
Dabei konnte ich nichts dafür. Ich konnte mich vor dem, was ich sah und wahrnahm, nicht verschließen. Es gab keine Tür, die ich hätte zuknallen und hinter der ich mich hätte verbarrikadieren können. Alles, was ich sah und wahrnahm, kam zu mir – ungefragt. Ich wollte das doch selbst gar nicht. Ich wollte die Welt anschreien, mich mit ihren Botschaften und unerklärlichen Energien, die auf mich wirkten, endlich in Ruhe zu lassen. Ich wollte diese Gabe und Fähigkeit los werden, es war nur noch ein Fluch. „Warum ich, verdammt noch mal?! „, fragte ich mich immer wieder. Ich wusste viel, schon immer. Es gab nichts, was man vor mir verbergen konnte. Ich habe alles gesehen und gespürt. Ich dachte, ich tue den Menschen um mich herum etwas Gutes, wenn ich ihnen davon erzähle, sie warne, ihnen Hinweise gebe. Aber alles, was ich hörte, war immer wieder: Du bist eine Lügnerin! Du spinnst!
Das schlimmste aber war, wenn man noch nicht mal etwas zu mir sagte, mich nur anstarrte und schwieg. Wenn ich spüren konnte, wie unangenehm meine Gegenwart für mein Gegenüber war, wie sehr es sich wünschte, ich wäre nicht da. Denn die Menschen spürten schon, das, was die Kleine da sagt – da ist was dran. Sie wussten, instinktiv, dass ich Recht habe. Aber das war ihnen unheimlich. Denn das konnte doch nicht sein! Sie vertrauten lieber ihrem Verstand statt ihrer inneren Stimme (Verstand vs. innere Stimme – dazu mehr in Kapitel 3).
Dieser Mauer-Moment im Unterricht, wie weiter oben geschildert, war so bezeichnend. Denn „murus“ bedeutet nicht nur Mauer, sondern auch Stadtwall oder Schutzdamm. Und genau so einen Schutzdamm baute ich dann all die Jahre über um mich herum auf. Eine Mauer, hinter der ich mein wahres Ich versteckte, ich es darin regelrecht einmauerte. Ich schützte die kleine Stadt in mir und ließ sie verwahrlosen. Ich fing an, immer dickere Masken zu tragen, was mich so viel Kraft kostete. Ich wollte nicht mehr der Sonderling sein, ich wollte dazu gehören, nicht anecken, keine Probleme bereiten. Ich wollte einfach verdammt nochmal ein „normales“ Leben.
Ich gewöhnte mir an, das zu tun, was ich schon als Kind tat, wenn ich mich nachts unter meiner Bettdecke vor den Erscheinungen in meinem Zimmer versteckte. Ich gewöhnte mir an, diese Angst wegzudrücken. Ich hatte Angst vor den Erscheinungen, Stimmen, Impulsen, Visionen. Ich wollte das alles nicht! Und wann immer ich spürte, da ist was im Anmarsch, habe ich es innerlich mit aller Kraft weggedrückt. Mich metaphorisch unter einer Decke versteckt. Wenn ich nichts mehr fühlte, konnte ich auch nichts sehen. Ich habe mich selbst ausgetrickst und überlistet. Dachte ich. Denn was passierte in den Momenten? Ein Total-Ausfall. Mein Kreislauf brach jedes Mal zusammen, ich wurde jedes Mal ohnmächtig. Ich kann schon nicht mehr zählen, wie oft ich in meinem Leben ohnmächtig wurde. Ich habe zig Narben an meinen Knien, weil ich so oft gefallen bin. Das ging 20 Jahre lang so. Ich kippte in den unmöglichsten Situationen um, in Bars, Restaurants, Meetings. Die Leute dachten immer, das sei Unterzucker. Ich ließ sie in dem Glauben. Ich erzählte ihnen auch, das läge daran, weil ich so groß bin. Irgendwann glaubte ich mir meine Geschichte selber. Mein Körper und mein Geist konnten sich nach jedem Ohnmachts-Anfall an nichts mehr erinnern. Es war meine Schutzmauer, mein Schutzmechanismus.
Es gab keinen anderen Ausweg für mich, keinen Aus-Knopf für diese mich so sehr belastenden Erscheinungen. Das war der einzige Weg. Ich musste mich selbst ausschalten. Komplett. Es war, wie wenn man ein technisches Gerät nicht ausschalten kann, sondern nur die Crash-Variante hat. Stecker raus. Rien ne va plus.
Unternehmer-Life
Durch die Erlebnisse in meiner Kindheit, durch die Ablehnung und das Mobbing in der Schule hatte ich kaum Selbstbewusstsein. Mein Selbstwertgefühl war null. Dementsprechend mies waren meine schulischen Leistungen und Noten. Und auch in der Schulzeit legte ich eine echte Odyssee hin: Die Fünfen und Sechsen in fast allen Fächern zwangen mich, zur Hauptschule gehen zu müssen. Dort habe ich mich durchgebissen. Meine Noten wurden besser, ich schaffte es auf die Realschule. Damit kam etwas Selbstbewusstsein zurück, so dass ich es sogar bis zur Fachhochschulreife schaffte. Ich begann eine Ausbildung, aber auch das war nichts für mich, ich flog raus. Trotzdem schaffte ich es, einen Platz an einer Berufsakademie zu ergattern und absolvierte ein berufsbegleitendes BWL-Studium. Dort hatte ich dann meine ersten Erfolge, kam gut mit und der Gedanke reifte in mir: „Hey, ich kann ja was!“ Ich war Mitte Zwanzig, als ich mir erlaubte, endlich anzufangen, an mich zu glauben.
Es war ein langer Weg, ein langer Prozess, bis ich bereit war, das zu leben und zu sein, was ich bin und was ich wirklich mit all meinem Herzen machen möchte. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit, um sich zu ent-wickeln. Ich wickelte mich zunächst viele Jahre in ein „normales“ Leben ein. Ich machte Karriere, so wie man das eben in unserer Gesellschaft macht. Wer Karriere macht, ist angesehen, wird bewundert und akzeptiert. Ich stieg in die Geschäftsleitung der Firma meiner Familie ein, die bestimmte und weltweit einzigartige Bauteile für Fußbodenheizungen herstellt und vermarktet. Ich war weltweit unterwegs, habe viel erlebt, lernte auf Messen und in Meetings immer wieder andere spannende Unternehmer-Persönlichkeiten kennen, hatte meinen Freiraum, konnte gestalten und unsere Firma weiter auf Erfolgs-Kurs halten. Ich habe gutes Geld verdient. Es ging mir gut. Ich heiratete, bekam eine Tochter. Im Außen war alles prima. Im Innen war ich leer und zerrissen.
Alles war so, wie es sein sollte. Alles war perfekt. Ein Bilderbuch-Lebenslauf, eine Bilderbuch-Karriere, eine Bilderbuch-Familie. Und doch war es nicht meine Bestimmung. Mein Seelenplan hatte anderes mit mir vor. Ich konnte es zu dem Zeitpunkt nur noch nicht annehmen. Erkennen schon, denn ich spürte immer, dass das nicht alles ist, dass das nicht ICH bin. Ich will nicht undankbar sein für diese Zeit und das
Leben, das ich führen durfte. Ich habe auch in dieser Zeit viel gelernt, erlebt und entdeckt. Und natürlich hatte ich meinen Spaß. Ich bin meiner Familie dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben, Teil dieser Firma sein zu dürfen.
Und genauso dankbar bin ich meiner Familie, dass sie mich nicht in Ketten gelegt haben. Die Konflikte innerhalb Familie und Firma hatten so zugenommen, dass ich immer deutlicher spürte: Hier kann ich nicht länger bleiben, nicht länger sein, nicht länger wirken. Die Zeichen wurden immer klarer, dass ich in diesem Konstrukt nicht länger bleiben kann.
Als der Zeitpunkt gekommen war, an dem ich den Mut hatte, mich aus diesem Leben heraus zu wickeln, mich weiter zu ent-wickeln, haben sie meine Entscheidung akzeptiert. Ich verließ die Firma, verkaufte meine Anteile. Denn ich wollte nur noch eins: Mich als das zeigen, was ich bin. Das anbieten, was ich kann. Coach im Bereich der Energie-Arbeit. Natürlich war das für alle Beteiligten nicht einfach. Weder für meine Familie und am allerwenigsten für mich. Ich tat mich sehr schwer damit, diese Bande zu lösen. Akzeptanz heißt auch nicht automatisch Verständnis. Denn natürlich hatte ich Angst. Ich hatte Angst vor Zurückweisung von meiner Familie. Schon wieder Saskia mit ihrem komischen Kram. Ich hatte aber auch ganz weltliche Existenz-Angst. Ich musste doch völlig bekloppt, naiv und übergeschnappt sein, meine gute Stellung als Teilhaberin und Geschäftsführerin der familieneigenen Firma einfach so in den Wind zu schießen. Ich zweifelte an mir. Und doch spürte ich, wusste ich, ich muss es tun. Es führt kein Weg daran vorbei. Ich habe mir viele, viele Jahre einen anderen Weg gebaut. Und wusste doch immer, das ist nicht meiner. Und so tauschte ich Sicherheit gegen Unsicherheit. Und bin heute mehr bei mir als jemals zuvor.
Masken
Was macht es mit einem Menschen, wenn er nicht das leben kann, was er ist? Was hat es mit mir gemacht? Ich habe gelernt, mich anzupassen. Ich habe gelernt, meine natürlichen Gaben zu verstecken. Eigentlich ist alles in uns, was wir brauchen, um unser authentisches Sein zu leben und so glücklich zu sein. Es ist eigentlich so einfach. Aber wir verlernen es. Packen uns allen möglichen Mist aus Erwartungen und Druck auf unser naturgegebenes Glück drauf. Denken, wir müssten so sein, wie die Welt und die Menschen um uns herum – auch die, die wir lieben – es gern hätten. Aber warum? Warum beugen wir uns diesem Druck und diesen Erwartungen und verraten dabei uns selbst? Auch das ist eines meiner Herzensanliegen mit diesem Buch: dich zu ermutigen, zu entdecken, wer du bist, was du kannst und den Sprung zu wagen, das zu leben. Wenn du es nicht schon bereits längst tust.
Apropos: Bezeichnenderweise – wenn wir schon mal einen kurzen Ausflug ins Lateinische machen – gibt es im Lateinischen zwei Übersetzungen für „Maske“, nämlich „persona“ und „larva“. Wir als „Person“ sind also noch lange nicht das, was wir denken, zu sein. Wir verstecken uns hinter unserer Person, hinter unseren Masken. Ent-larven wir uns!
Ich habe mir über all die Jahre meine Freude an meinem Leben und meinen Fähigkeiten kaputt machen lassen. Ich fing sogar irgendwann an, meine Fähigkeiten zu hassen. Mich selbst zu hassen. Du bist nicht richtig, Saskia. Du bist nicht gut, Saskia. Hämmerte und dröhnte es in meinem Kopf. Ich hörte die Stimmen der anderen. Aber nicht mehr meine eigene. Mir wurde es ausgeredet. Ich redete mir das selbst alles irgendwann aus. Ich musste erst wieder lernen, meine Gaben und Fähigkeiten zu lieben. Mich selbst zu lieben.
Ich war die Frau, die zu viel wusste. Die Frau, die allen immer irgendwie unheimlich war. Ich konnte das, was ich sah und fühlte nicht kommunizieren. Und wenn ich es doch tat, wurde ich als Spinnerin abgestempelt. Oder man sah, dass ich recht hatte, konnte es aber nie zugeben. Ich machte den Menschen um mich herum nur Angst.
Ich konnte der Welt um mich herum einfach nicht mehr trauen. Ich ließ mir das nicht anmerken, nach außen funktionierte meine Maske wunderbar. Ich war die toughe, fröhliche Unternehmerin, die anpackte, die für jeden Spaß zu haben war, der es gut ging, die alles hatte in ihrem Leben. Ich trug mit meiner Maske ein immenses Selbstbewusstsein nach außen, ich war so selbstbewusst, „Hallo Welt, ich komme“, das war stets mein Motto. Und die Welt konnte sich mir nicht entziehen. Ich war da. Präsent. Aber es war nicht mehr als eine sehr robuste Hülle. Innerlich fühlte ich mich klein und zerrissen.
Coming-Out
Ich konnte irgendwann meine Masken nicht mehr (er)tragen. Wollte ich mich wirklich weiter verstecken? Mich wirklich weiter bescheißen? Am Ende meines Lebens sagen, okay, dein Leben war nett und bequem, aber halt nicht DEIN Leben? Was nütze ich der Welt, wenn ich nicht ICH bin? Ich bin überzeugt, jeder trägt mit seinem Seelenplan, seiner „Aufgabe“, und seinen ganz individuellen Fähigkeiten, Talenten und Gaben etwas zu unserer wunderbaren, großartigen Welt bei. Jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Egal mit was. Aber die Welt merkt es, wenn wir uns durchmogeln, uns selbst und die Welt bescheißen. Dann senden wir „doof“ aus. Und „doof“ kommt zurück. So einfach ist das. Und dann wundern wir uns, warum so viele Menschen psychisch krank sind, depressiv, unter Burnout leiden. Sie alle leiden unter ihren tonnenschweren Masken.
Auch für mich war es ein langer und quälender Prozess, der mich so viel Kraft gekostet hat, bis ich den Mut hatte, alles abzulegen, was nicht ICH war, auszusteigen, auszubrechen. Mir selbst gegenüber, aber auch meiner Umwelt, Familie und Mitmenschen gegenüber. Ja, es war wie ein Coming-Out. Ich zeigte, wer ich bin und was ich wirklich liebte.
Warum hatte ich so eine Angst davor? Weil auch ich vollgestopft war mit Klischees, Vorurteilen und Ängsten, die ich selbst erst mal für mich hinterfragen musste. Woher kamen sie? Warum? Welches Bild zeichnete wer in meinem Kopf? Ich hatte auch eine Heidenangst vor dem totalen Kontrollverlust.
Ich musste lernen, mir selbst zu vertrauen. Ich hatte so viele Vorurteile gegenüber dem, was ich letztlich bin. Ich hatte Angst, zur „Klangschalen-Ulla“ zu mutieren. Ich sah noch nicht, dass Spiritualität viele Gesichter, Formen und Facetten haben kann. Dass Spiritualität nichts mit Esoterik zu tun hat. Dass ich trotzdem über Eso-Quatsch lachen darf. Und überhaupt, was ist so schlimm an einer leidenschaftlichen Klangschalen-Ulla im Batik-Hemd? Was hatte ich überhaupt gegen sie? Ist doch okay. Muss halt einfach nur nicht meine Ausprägung sein.
Ich hielt lange krampfhaft an meinen Masken und meinem „normalen“ Leben fest. Ich wollte mich nicht verändern. Ich wollte die alte Saskia bleiben. Ich wollte mein gebautes Leben behalten, aber vieles, was ich in diesem Leben anpackte, ging schief. Mir krachte alles auf die Füße. Meine Ehe ging in die Brüche. Alles brach zusammen. Ich spürte, ich muss mich zeigen, aber ich hatte keinerlei Drang dazu. Ich wollte wirklich ein stinknormales Leben haben. Ich wollte ein Desperate Housewife sein, mit allen lapidaren Alltags-Problemen. Ich wollte, dass die Dinge so bleiben wie sie sind. Einen normalen Job, eine normale Ehe, mit einem Mann, der fremd geht, den kleinen Dramen, eben ein normales, kleines, beschauliches Leben.
Ich war wütend auf mich selbst: Warum habe ich „DAS“, verdammt noch mal?! Wieso ich? Konnte mich das Universum mit diesem Scheiß nicht einfach in Ruhe lassen? Aber das Universum gab mir nun mal einen Arschtritt nach dem anderen. Eigentlich war der Schritt, alles hinter mir zu lassen, nicht wirklich eine freie Willensentscheidung von mir. Ich bockte. Aber ich spürte, ich muss. Weil es meine Berufung ist. Aber nicht meine Wahl. Es ist schwer zu erklären. Und ich bin immer noch kotzwütend darauf. Aber ich habe mich entschieden, die Widerstände aufzulösen. In den Sturm hineinzugehen. Mir alles anzugucken.
Mein „Coming-Out“ war ebenfalls nicht von mir gewollt. Ich hatte eine Art „Zwangs-Coming-Out“. Ich arbeitete schon als Coach, als „normaler Coach“ für Persönlichkeitsentwicklung und Führungstrainings und bildete mich regelmäßig fort. Unter anderem bei einem Hypnose-Seminar. Dort brachen dann bei einer Übung alle Dämme in mir. Es überrollte mich wie eine Welle. Alles, was ich über so viele Jahre weg verdrängt hatte, explodierte in mir und bahnte ich seinen Weg nach außen. Es war nicht mehr zu bändigen und wegzupacken. Ich musste es annehmen. Sonst wäre ich wirklich in der Anstalt gelandet oder schlimmer.
Aber warum habe ich mich so lange geweigert, meine spirituellen Fähigkeiten anzunehmen? Es ist einerseits ein Geschenk. Wenn ich mit meinen Klienten arbeite und sehe, was meine Methoden der Energie-Arbeit und Quantenheilung alles bewirken, macht mich das glücklich, berührt und bewegt mich. Und ich spüre dann, du tust genau das richtige. Du bist genau deshalb hier. Andererseits ist es eine Last und eine große Verantwortung, vor der ich mich lange gedrückt habe. Es ist auch kaum zu ertragen, „erwacht“ zu sein. Spirituelle Menschen verstehen die Strukturen und nehmen die Welt anders wahr, als man uns die Welt beibringt, wie sie zu sein hat. Spirituelle Menschen blicken hinter die Kulissen. Wie Neo in dem Film „Matrix“, der schonungslos mit der „Wahrheit“ konfrontiert wird. Wie oft habe ich mir gewünscht, wieder „schlafen“ und träumen zu dürfen. Denn ist „unwissend“ und „blind“ zu bleiben nicht irgendwie doch schöner und leichter? Ich trage die Verantwortung, die Klappe zu halten, obwohl ich hinter die Kulissen blicken kann, und muss trotzdem mit meinen Fähigkeiten dafür sorgen, dass die Welt weiter ein wunderschöner Ort ist.
Muss ich? Nein. Ich darf. Denn seitdem ich mich meiner Berufung hingegeben habe, passieren wundersame Dinge. Auf einmal laufen die Dinge von allein. Die Klienten kommen. Ich muss nicht viel dafür tun. Es ist verrückt. Ich fließe jetzt mit meinem Fluss mit, halte mich nicht mehr fest. Und staune.
Erkenne, wer du bist und habe den Mut, das zu leben. Ich habe den Kampf gegen mich selbst aufgegeben. Ich gebe mich allem hin. Freue mich auf alles, was kommt. Bin befreit. Und erlaube mir, glücklich zu sein.
Und nach einer langen Odyssee endlich zu Hause.
„Ein Baum, der in einer Höhle wächst, trägt keine Früchte.“
1.1 (M)Eine Odyssee
Khalil Gibran
Nach Hause kommen – (M)Eine Odyssee
Nach Hause kommen – (M)Eine Odyssee
Was ist deine Odyssee?
Was ist dein zu Hause?
Weißt du, was dein zu Hause ist?
Lebst du, wer du bist und was
du kannst?
Wenn nein, warum nicht?
Was ist dein Coming-Out?
SCHAU MAL IN DIR NACH – FRAGEN
Angst. Eigentlich ist es doch verrückt, dass wir großartigen Menschen-Geschöpfe mit all unseren Möglichkeiten, Fähigkeiten und Gaben so viel Angst haben. Wir haben Angst vor Veränderung, wir haben Angst vor Stillstand, wir haben Angst vor zu viel, wir haben Angst vor zu wenig, wir haben Angst vor den anderen, wir haben Angst vor uns selbst, wir haben Angst uns zu zeigen, wir haben Angst vor Schmerzen, wir haben Angst vor Verlust, wir haben Angst vor Zurückweisung, wir haben Angst vor Dunkelheit, wir haben einfach Angst vor allem. Und die Angst vor Gespenstern, die einem nachts die Zehen kitzeln und die Pantoffeln klauen, ist da noch die harmloseste.
Wir sind so unsichere Würmchen, es ist schon fast zum Lachen. Nein, es ist nicht fast zum Lachen, es IST zum Lachen.
Es gibt viele wissenschaftliche Studien und Erklärungsversuche, die diese Ängste, die wir ALLE in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen haben (auch du, gib´s zu!), begründen. Das hat alles mit Evolution und Überlebenssicherung zu tun. Unser Gehirn befindet sich einfach immer noch im Steinzeitmodus und hat Angst:
» vorm Verhungern: Weil es in der Steinzeit-Steppe halt nicht immer
und permanent etwas zu futtern gab. Da gab´s nicht an jeder Ecke eine
Dönerbuden und ´nen Back-Shop. Deshalb sind wir auch so gern faul.
Das ist unser Steinzeit-Hirn, das uns sagt, ey, chill mal lieber statt
dich anzustrengen, wir müssen mit unserer Energie haushalten.
» vor Zurückweisung: Wenn die anderen aus der Sippe mich nicht
mögen, dann stehe ich allein und schutzlos da. Und das ist mitunter in
der Steinzeit-Tundra nicht so förderlich. Deshalb sind wir so verrückt
danach, dass uns alle irgendwie mögen.
» vorm Säbelzahntiger: Überall wittert es Gefahren. Jederzeit könnte
ein wildes Tier um die Ecke kommen und uns angreifen. Deshalb
wollen wir alles planen, sicher sein, bloß keinen Fehler machen, bloß
kein Risiko eingehen. Es ist die Angst vor Misserfolg.
Jede unserer Ängste können wir letztlich einer dieser drei Kategorien zuordnen. Unser Hirn braucht dringend ein Update. Denn eigentlich sind diese Ängste völlig überflüssig. Wir verhungern heute nicht, wir überleben, auch wenn uns nicht alle aus der Familie mögen, und Säbelzahntiger, nun ja, gibts´s halt auch nicht mehr.
Trotzdem sind wir immer noch von so vielen Ängsten beherrscht. Warum ist das so? Ich habe noch keine Antwort gefunden, jedoch eine spirituelle These, die ich im nächsten Kapitel kurz erläutern werde.
„Mut verlangt nicht, dass man großartige, spektakuläre Heldentaten vor aller Welt zur Schau stellt, sondern dass man den unsichtbaren Krieg in sich selbst führt.
Dieser Mut ist täglich erforderlich: In den alltäglichen Handlungen, im Kampf gegen die eigenen Gewohnheiten, gegen die Lügen,
gegen das Sich-Arrangieren, gegen die Kompromisse, die den Geist verdunkeln und seine Befreiung verhindern.“
1.2 Die zwei Seiten einer Persönlichkeit
Drukpa Rinpoche

Los...! fürchtet Euch!
Wir haben genauso viel Angst vorm Leben als auch vor dem Tod. Wir haben vor den guten Zeiten in unserem Leben Angst, weil wir Angst haben, das Gute zu verlieren. Wir haben vor den schlechten Zeiten im Leben Angst, weil wir Angst vor Schmerz haben. Wir haben vor dem Tod Angst, kommen mit dieser Ungewissheit und der Endlichkeit nicht klar. Und haben Angst zu sterben, nicht nur weil wir dann einfach erst mal weg vom Fenster sind und uns niemand verlässlich sagen kann, wie es so ist, als Sternenstaub im Universum rumzuflattern. Sondern auch weil wir Angst davor haben, uns im Angesicht des Todes bewusst zu werden, nicht genug gelebt zu haben. Nicht alles ausgekostet zu haben. Nicht alles probiert zu haben. Nicht alles gewagt und riskiert zu haben. Wir haben Angst vor unserem eigenen Bedauern. Wir haben Angst davor, im letzten Moment zu erkennen, wie sehr uns all unsere Ängste gehemmt und behindert haben. Wie doof das ist. Und dann ist es zu spät. Wir haben Angst vor der Angst. Wir lassen die Katze sich in den Schwanz beißen. Wir wissen, dass wir es am Ende unseres Lebens mehr bereuen werden, nicht alles ausgekostet zu haben, was das Leben uns zu bieten hatte. Dennoch wagen sich immer noch viel zu wenige Angsthäschen aus ihren routinegetränkten Komfortzonen heraus.
Und weil wir so viel Angst vor allem haben, setzen wir Masken auf. Verbarrikadieren uns hinter Mauern, tragen Schutzrüstungen. Aus Angst zeigen wir uns nicht.
Auch ich trug – und trage immer noch – diese Ängste in mir. Angst, nicht gut (genug) zu sein. Angst, nicht für das geliebt und gemocht zu werden, wer, was und wie ich wirklich bin. Ich habe mich aus Angst in zwei Teile aufgespalten. In eine innere Saskia und eine äußere Saskia. Die innere Saskia habe ich versteckt und gefangen gehalten. Die äußere Saskia hat das Leben – vermeintlich – gerockt. Die äußere Saskia war eine Verkleidung.
Das verrückte ist, wie viel Kraft und Energie wir aufbringen, um unsere äußere Hülle funktionieren und glänzen zu lassen. Warum verwenden wir diese Power nicht, um unser Innen dabei zu unterstützen, sich zeigen zu dürfen? Wir Menschen sind wirklich merkwürdig.
Im Nachhinein kann ich das verstehen, denn um sein Inneres stolz und ohne Angst zeigen zu können, müssen wir unser wahres Sein, unser Inneres erst mal selbst akzeptieren, anerkennen, wahrnehmen, leben und lieben. Wir können es nicht zeigen, so lange wir selbst nicht behutsam und liebevoll damit umgehen, solange wir es selbst ablehnen und verdrängen. Und das tat ich so viele Jahre. Ich habe mich selbst abgelehnt. Mich selbst verdrängt. Ich konnte meinen inneren Schatz nicht annehmen.
Aber alles, was innen versteckt ist und Kraft hat, bahnt sich seinen Weg nach außen. Der Löwenzahn wächst durch Beton.
Es ist die Liebe zu uns selbst, um die es hier geht. Erst wenn ich mich selbst liebe, annehme und akzeptiere, kann ich ICH sein. Mich zeigen, wie ich bin.
Wir setzen die Masken nicht nur aus Schutz auf. Sondern vor allem aus Mangel an Selbstliebe. Wir finden uns selbst so doof, dass wir in andere Rollen schlüpfen. Das beherrschen wir verdammt gut. Auch ich war darin ein echter Champion.
Ich trug so viele Jahre den Gedanken in mir: Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht richtig. Ich bin komisch. Aus den Gedanken wurden Überzeugungen und Glaubenssätze. Aber natürlich wollte ich gut und richtig sein. Ich hatte einen enormen Leidensdruck, war zwiegespalten. Ich hatte Zugang zu dieser merkwürdigen Welt, wusste damit aber nichts anzufangen. Denn alles, was ich dadurch und damit erlebte, brachte mir nur Ärger ein. Ich sah Dinge und nahm sie wahr, von denen ich wusste, dass sie wahr sind, aber konnte und wollte das nicht glauben und zulassen. Ich war verwirrt. Und immer wieder der Gedanke: Du bist nicht wie die anderen. Ich wollte aber so sehr wie die anderen sein. Als Kind schon, als Jugendliche und auch als Erwachsene.
Ich wollte so sehr wie die anderen sein, dass ich ein Bild von mir kreierte, dass den gängigen Erfolgsillusionen entsprach. Ich habe mir ein Image aufgebaut, mit dem ich mich stark und toll, sicher und akzeptiert fühlen konnte. Das hat mich aber viel Kraft gekostet. Ich habe so viel Gas gegeben, so viel Energie da reingesteckt, jemand zu sein, der ich eigentlich nicht bin. Schizophren, oder? Ich habe es mir hart erarbeitet, erfolgreich im Job zu sein. Ich war die toughe Unternehmerin, die alles im Griff hat. Ich bekam Anerkennung und Respekt und damit auch das Gefühl, wow, ich bin gut! Natürlich habe ich das genossen. Sehr sogar. Ich war immer super gut drauf, top gestylt, legte Top-Auftritte hin, konnte immer alles, nie war mir etwas zu viel. Gebt mir alles, was ihr habt, her damit, ich komme damit klar! Ich habe alles geschafft und gestemmt, egal was. Die Saskia, die schafft alles im Leben, das war irgendwann das Bild, das alle von mir hatten. Genau so nahm man mich wahr und ich wollte auch so wahrgenommen werden. Ich bin Wonder-Woman, yeah. Ich erreichte damit nicht nur Anerkennung, sondern auch viel Neid. Denn ich war so perfekt, bzw. ließ alles perfekt und mich unfehlbar erscheinen. Puh, wenn ich daran zurückdenke, finde ich mich selbst rückblickend ziemlich doof. „Perfektion schafft Aggression“, habe ich mal irgendwo aufgeschnappt. Und ja, das kann ich bestätigen. Wobei das am Ende ja auch gar nicht ICH war, es war nur meine Maske, meine Kostümierung.
Der mir entgegenbrachte Neid und die dadurch hier und da erlebten negativen Erlebnisse beschäftigten mich und machten mich fertig. Natürlich. Aber ist das nicht verrückt und plemplem, man baut ein Bild von sich auf, um sein eigentliches Ich nicht zu zeigen, das unechte Bild erzeugt bestimmte Reaktionen und wir zermartern uns deswegen. Wegen eines Fakes, der Reaktionen auslöst, die eigentlich nur unsere Maske erzeugt.
Wonder-Woman war nur ein Kostüm. In den seltenen Momenten, wo ich es ablegte, wo ich allein war, mich niemand beobachten konnte, war mir eigentlich alles in meinem Leben zu viel. Ich zerbrach fast an der Last, alles schaffen zu müssen. An der mir eigens auferlegten Last. Ich wollte perfekt und unfehlbar sein. Ich habe verdrängt, dass Wonder Woman nur eine Comic-Figur ist. Ich war eine einzige Geschichte. Ich selbst habe nie an mich geglaubt, zumindest nicht an das, was die innere Saskia in sich verbarg. Ich verrannte mich darin, Wonder-Woman sein zu müssen.
Habe ich meine Masken und meine Kostümierungen komplett abgelegt? Nein. Sie liegen immer noch herum, aber ich traue mich immer mehr, mich ohne sie zu zeigen. Es ist ungewohnt und ich muss mich neu kennen lernen. Ich muss entdecken, wie die Welt auf die „echte“ Saskia reagiert, ohne all das Klimbim drumrum, die ganze Show. Es ist ein spannender und schönender Prozess. Und das schönste: Ohne Masken und Kostümierung bist du frei, kannst dich frei bewegen, bist nicht eingeengt und kannst viel besser atmen.
Ich weiß, dass jeder, der spirituelle Gaben und Fähigkeiten in sich trägt, ähnliche innere Kämpfe mit sich ausficht, ähnlich gespalten ist. Aber uns zu zeigen, ist das schönste Geschenk, dass wir uns selbst – und der Welt – machen können. Die Welt braucht echte Menschen. Die Welt spürt, wenn du nicht echt bist. Nur, wenn du echt bist, bist du in deiner Kraft und kannst wirken.
Setzen wir die Masken ab. Recken wir uns stolz und mutig all unseren Ängsten entgegen, strecken wir ihnen die Zunge raus, nehmen wir sie an. Sagen wir den Ängsten: Hallo Angst, ich weiß, dass du da bist. Und das ist auch okay. Aber ich werde das jetzt trotzdem tun.