Kitabı oku: «Typisch!», sayfa 5
Nutzen Sie Ihre Intuition
Vertrauen Sie Ihrer Intuition und lassen Sie Spontanität zu: Welche Typen können Sie mit gutem Gefühl ausschließen, wenn Sie an den entsprechenden Kollegen denken, was passt gar nicht? Grenzen Sie die Auswahl ein.
Nachdem Sie auf diesem Weg von den neun Typen beispielsweise drei bis vier gefunden haben, die aus Ihrer Sicht infrage kommen, schauen Sie sich zu diesen auch die jeweiligen Nachbartypen (Flügel) an, inwiefern Sie auch dort Aspekte finden, die zutreffen. Passen die Flügel-Aspekte gar nicht, können Sie diese Haupttypen ausschließen, sodass dann am Ende vielleicht nur noch einer oder zwei Typen übrig bleiben. Schließlich: Sprechen Sie mit Ihrem Kollegen über das Enneagramm. Lassen Sie ihn daran teilhaben, was Sie bewegt, und lassen Sie sich überraschen, wie er darauf reagiert. Auch die Art und Weise, wie er reagiert, kann zu weiteren Hypothesen führen.
Bleiben Sie offen und neugierig und lassen Sie sich überraschen, dass es innerhalb von Typengruppen eine ganze Bandbreite geben kann. Besuchen Sie Panels, Podiumsinterviews, bei denen Typrepräsentanten unter professioneller Moderation eines ausgebildeten Enneagrammlehrers innerhalb ihrer Typengruppe eins bis neun zu ihrem Typ befragt werden. Die Arbeit mit dem Enneagramm hilft, das eigene Bewusstsein zu erweitern, es fördert Verständnis und Mitgefühl für andere Menschen. Vielleicht haben Sie sogar selbst einmal Lust, an einem solchen Panel teilzunehmen? Auf meiner Website finden Sie weitere Informationen dazu.
PS: Glauben Sie Typ 10 zu haben?
Drei der neun Enneagramm-Typen fällt es typbedingt schwer, sich eindeutig in einem der neun Typen wiederzufinden. Im typendiagnostischen Interview stellt sich in diesen Fällen in der Regel heraus, dass der gesuchte Typ eine Vier, Sechs oder Neun ist. Und die Gründe für die Typen-Verwirrung sind geradezu typisch Vier, Sechs und Neun!
Vieren finden sich bei erster Berührung mit dem Modell mitunter nicht sofort wieder, weil sie sich als jemand ganz Besonderen wahrnehmen. Das Modell sei viel zu einfach, um die Komplexität menschlichen Verhaltens abzubilden, und schon gar nicht geeignet, um einen so ungewöhnlichen Menschen (wie denjenigen, der das aus seinem Vierer-Muster heraus empfindet) zu klassifizieren, sagen sie dann.
Menschen mit Typmuster Sechs betrachten das Modell zu Beginn oft mit großer Skepsis. In einem klärenden Gespräch zeigt sich dann, dass der Grund darin liegt, dass sie befürchten, wenn sie erst einmal in einem Typenmuster erkannt und festgelegt werden, für andere durchschaubar und dann ggf. unlauteren Manipulationen ausgesetzt sein könnten.
Schließlich suchen Neunen nicht selten überall statt bei Typ Neun den eigenen Persönlichkeitstyp. Typisch für Neunen ist ja, dass sie sich in verschiedenste Menschen einfühlen und deren Perspektive einnehmen können.
Erkennen Sie sich wieder? Dann schauen Sie doch noch mal in den entsprechenden Kapiteln die Einführungsseiten an. Oder vereinbaren Sie einen Termin für ein typendiagnostisches Interview.
Und nun viel Freude beim Erkennen und Verstehen Ihrer Kollegen, Mitarbeiter, Führungskräfte … Und vor allem: beim Entdecken des eigenen Typs!

Im Meeting


TYP 1 - PERFEKTIONIST/IN
Arbeitsstil: Genau
Antreiber: Vollkommenheit
Selbstbild: Ich bin korrekt.
Weltbild: Die Welt ist voller Unzulänglichkeiten.
Leidenschaft: Groll
Laster: Zorn
Abwehr: Fehlverhalten, Fehler
Handeln: Kritisieren, korrigieren
Aufmerksamkeit: Was stimmt hier nicht?
Sprachstil: Aufklärend, belehrend: „So ist das nicht richtig!”
Äußeres: Akkurat, sorgfältig, abgestimmt, ordentlich
Stresspunkt: Typ 4 – Individualist
Entwicklungspunkt: Typ 7 – Optimist
Gruppe: Bauchtypen

TYP 1
PERFEKTIONIST/IN
Perfektionisten sind gewissenhafte Menschen, die genaue Vorstellungen davon haben, wie etwas zu sein hat, damit es „richtig“ ist. Sie haben einen Sinn für Details und mögen es, wenn alles gut durchdacht, sorgfältig ausgeführt und perfekt aufeinander abgestimmt ist. Sie arbeiten gründlich und strengen sich an, um perfekte, makellose Ergebnisse zu liefern. Unstimmigkeiten, Mängel und (Schönheits-)Fehler lösen in ihnen den Impuls aus, zu korrigieren.
Perfektionisten sind geradlinig und wertebewusst. Sie handeln entsprechend ihren Prinzipien und Moralvorstellungen und bleiben sich selbst bei Widerständen treu. Sie sind bodenständig, rechtschaffen, diszipliniert. Manche empfinden sie als unnachgiebig oder ein wenig streng.
Perfektionisten haben sehr hohe Ansprüche und Maßstäbe, vor allem an sich selbst. Sie haben einen inneren Kritiker als ständigen Begleiter, der sie antreibt, sich mehr Mühe zu geben und sich selbst zu beherrschen.
Perfektionisten gehören wie Bosse (Typ 8) und Vermittler (Typ 9) zu den Bauchtypen. Diese orientieren sich an ihren Werten und folgen ihren Eingebungen; zudem spielt die Emotion Wut eine wichtige Rolle. Während Achten ihren Gefühlen freien Lauf lassen und ihre Wut zeigen, Neunen hingegen scheinbar nie wütend sind, richtet sich bei Einsen der Ärger nach innen und verwandelt sich dort zu Groll und Zorn. Einsen sind sich selbst und anderen gegenüber kritisch und ärgern sich oft. Zum Beispiel, wenn etwas nicht genau nach ihrem Plan läuft oder wenn gegen Regeln und Vereinbarungen verstoßen wird, vor allem aber, wenn ihnen ein Fehler unterlaufen ist. Da Einsen ihren Ärger öfter herunterschlucken als ihn herauszulassen, wirken Einsen oft angespannt und ernst.
Die Hauptthemen von Einsen sind: das Streben nach Vollkommenheit, die Orientierung an Idealen und Werten sowie der innere Kritiker.
TYPISCH EINS!
Sorgfältig
Vernünftig
Korrekt
Gewissenhaft
Geradlinig
Anspruchsvoll
Aufrichtig
Zuverlässig, pflichtbewusst
Kritisch Bodenständig
Was Einsen gut können:
Sich selbst beherrschen
Strukturieren, organisieren
Perfekte Ergebnisse liefern
Mängel und Lücken finden
Wissen weitergeben, lehren
Werte vorleben
Korrigieren
Richtung weisen, Orientierung geben
Kontrollieren
Kritisieren
Was Einsen motiviert:
Genauigkeit
Sorgfalt
Recht haben, richtig liegen
Gültige Regeln und Gesetze
Gute Umgangsformen
Verbindliche Absprachen
Klare Verantwortlichkeiten
Professionalität
Hohe Ansprüche
Anstand und Moral
Was Einsen nicht mögen:
Fehler, Fehlverhalten
Kritisiert werden
Unredlichkeit
Ungenauigkeit
Regelverstöße
Unvollständigkeit
Schlechte Manieren
Unordnung
Ineffizienz
Unbeherrschtheit

KENNEN SIE EINSEN?
Kennen Sie Kollegen, die geradlinig, korrekt und bodenständig sind, die nach ihren Prinzipien handeln, die zuverlässig, werte- und verantwortungsbewusst sind und darauf achten, dass alles in geordneten Bahnen verläuft; die einen Adlerblick für Details haben und einen hohen (Perfektions-)Anspruch an sich und andere legen? Die auf Unstimmigkeiten aufmerksam machen, sodass Sie im Umgang mit ihnen an sich selbst zu zweifeln beginnen und darüber nachdenken, was Sie nicht richtig gemacht haben? Dann haben Sie es vermutlich mit Einsen zu tun. Oder sind Sie vielleicht selbst eine?
Liebe zum Detail
Perfektionisten streben nach Vollkommenheit und einer perfekten Welt. Sie begeistern sich für Details und lieben es, wenn alles in guter Ordnung und stimmig ist. Sie erfreuen sich an einem runden Gesamtbild, in dem jede Einzelheit durchdacht ist und jede Kleinigkeit passt.
Einsen führen ihre Aufgaben korrekt aus und übernehmen Verantwortung. Sie setzen sich für die besten Ergebnisse ein und geben sich nicht mit 80-Prozent-Lösungen zufrieden. Einsen arbeiten gründlich: Sie fertigen keine Skizze, sondern gleich eine Reinzeichnung an; sie schätzen ein Ergebnis nicht, sondern berechnen es; sie überfliegen nicht, sondern durchforsten. Für Einsen gibt es keine Grauzonen. So wie es ist, ist es entweder „richtig“ oder es ist „falsch“.
Einsen können Lücken und Fehler schwer ertragen, da sie ihrem Wunsch nach Vollkommenheit zuwiderlaufen. Wenn sie sehen, dass etwas nicht zu hundert Prozent in Ordnung ist, spüren sie den inneren Drang, zu korrigieren, oder den Impuls, andere auf den Fehler aufmerksam zu machen. Wenn andere längst zufrieden sind, sieht eine Eins immer noch Verbesserungspotenzial. Es dauert lange, bis eine Eins zufrieden ist. Einsen loben selten und tun sich schwer damit, Lob für sich anzunehmen, wenn sie sehen, dass sie etwas noch besser hätten tun können.
Die Liebe zum Detail zeigt sich nicht nur in der perfekten Ausführung von Aufgaben, sondern auch im Kommunikationsstil. Einsen reden, berichten und präsentieren detailgetreu und ausführlich. Sie legen Wert darauf, alle Informationen vollständig und richtig wiederzugeben, und sind sehr bemüht darum, an alles gedacht und alles gesagt zu haben. Sie erinnern sich genau, wer wann wo was gesagt oder getan hat, und führen nicht nur in Gedanken, sondern auch sonst gerne Buch. Einsen mögen Listen, Übersichten und Tabellen und erfreuen sich an Ordnungssystemen. Einsen sind gut organisiert und arbeiten strukturiert. Sie gehen planvoll vor und schätzen Zeitpläne und Tagesordnungen, die eingehalten werden.
Richtig oder falsch – das ist hier die Frage
Einsen handeln intuitiv und nehmen ihre Prinzipien zum Maßstab. Sie handeln „aus dem Bauch heraus“. Sie tun das, was sie für richtig halten, und lassen, was sie falsch finden. Davon, wie etwas zu sein hat, damit es „richtig“ ist, haben Einsen eine sehr klare Vorstellung. Sie streben nach dem Ideal und investieren viel Energie, um dem gerecht zu werden. Im Beruf zeigt sich das im genauen, gewissenhaften Arbeitsstil, der den Alltag wie ein roter Faden durchzieht. Da werden zum Beispiel Unterlagen immer – „aus Prinzip“ – drei Mal Korrektur gelesen, starke Aussagen getroffen („Ganz oder gar nicht“) oder grundsätzliche Vorstellungen von dem, was „richtig“ ist, als Maßstab an sich und andere angelegt.

Einsen können eine Situation oder einen Umstand nicht unbewertet lassen. Sie bilden sich rasch eine Meinung und urteilen schnell. Es fällt Ihnen schwer, das Positive zu sehen, sie fokussieren primär den vermeintlichen Mangel.
Wer Einsen kennt, weiß, dass sie mit ihrer aufrechten Meinung, wie sie etwas sehen oder wie es aus ihrer Sicht zu sein hat, nicht hinter dem Berg halten, sondern ihren Standpunkt klar vertreten. Einsen nehmen in Kauf, dass sich andere an ihren Ansichten stoßen könnten, und bleiben standhaft, auch wenn sie anecken. Ihre Klarheit und Entschiedenheit lässt sie mitunter unnachgiebig oder streng wirken.
Der erhobene Zeigefinger in der maypaula®-Illustration steht dafür, dass Einsen andere oft auf etwas aufmerksam machen, Hinweise geben oder Situationen aufklären. In der Kombination mit ihrer Tendenz zum kritischen Blick auf Fehler wirken Einsen mitunter erzieherisch und lehrerhaft.
Orientieren an Idealen und Werten
Einsen sind bodenständige, ehrliche und rechtschaffene Menschen, die Ethik und Moral pflegen. Ihre Wertvorstellungen leben sie konsequent und für andere wahrnehmbar aus. Tugenden wie Zuverlässigkeit, Höflichkeit und Anstand, Treue und Wahrhaftigkeit bedeuten Einsen viel. Der gute Ton, die passenden Worte, das sorgfältige Äußere und gepflegte Traditionen sind Einsen wichtig.

Auf Einsen ist Verlass. Sie handeln verantwortungs- und pflichtbewusst. Mit ihrem Pragmatismus und ihrer zupackenden Art gehen sie Aufgaben beherzt und lösungsorientiert an. Sie krempeln die Ärmel hoch und beißen die Zähne zusammen, wenn es darauf ankommt.
Einsen stellen ihr Vergnügen hintan, um zunächst das zu tun, was aus ihrer Sicht notwendig ist. Sie sind fleißig, arbeitsam und ausdauernd und verzichten eher auf den frühen Feierabend, als dass sie eine halb fertige Arbeit liegen lassen. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“, ist ihr Motto. Sie geben sich erst zufrieden, wenn sie ihre Arbeit wirklich zu Ende gebracht und alles vervollkommnet haben. Einsen mögen Verbindlichkeit. Sie legen Wert darauf, dass alles wie vereinbart, eben wie es sich gehört, läuft. Im Umkehrschluss ärgert es sie, wenn Zusagen nicht eingehalten, Vereinbarungen gebrochen oder Regeln missachtet werden.
Die Macht des inneren Kritikers
Einsen sind sich selbst gegenüber ausgesprochen kritisch und anspruchsvoll. Wie kein anderer der neun Enneagramm-Typen sind sie der Stimme des inneren Kritikers ausgesetzt. Dieser innere Kritiker hat im Grunde überhöhte Idealvorstellungen und ist deshalb extrem schwer zufriedenzustellen. Er findet immer irgendetwas, das nicht in Ordnung ist. Ständig flüstert ihnen ihr innerer Nörgler ins Ohr, dass sie sich noch mehr anstrengen sollen, dass sie sich mehr Mühe geben sollten, das sie etwas hätten tun sollen, dass es noch etwas zu tun gibt, dass sie etwas nicht zu hundert Prozent richtig gemacht haben. Das setzt Einsen unter Druck. Weil ihre Ansprüche so hoch sind, bemühen sich Einsen ständig darum, alles richtig zu machen, und sorgen sich, irgendetwas falsch zu machen.
Da sie selbst ihr strengster Kritiker sind, ist von außen kommende Kritik für Einsen nicht nur schwer erträglich, sondern sie fühlt sich für sie geradezu existenziell bedrohlich an. Sie reagieren mit massiven inneren Selbstvorwürfen und hoch emotional.
Praxisbeispiel
Anja ist Produktmanagerin in einem großen Konzern. Zu ihren Routineaufgaben gehört es, im Rahmen von Team-Meetings Vorträge über Produktneuerungen zu halten und Konzepte zu Vermarktungsstrategien zu präsentieren.
Obwohl sie außerordentlich fachkompetent ist und ihre Präsentationen gewissenhaft und genau vorbereitet, schafft Anja es nicht, ihre Zuhörer zu überzeugen. Sie kann ihre Argumente nicht platzieren, weil alle durcheinander reden und sie einfach keine Lücke findet, etwas zu sagen. Ins Wort fallen oder gar laut werden ist indiskutabel für sie, schließlich ist sie wohlerzogen. Doch das Allerschlimmste für sie ist, wenn ein Kollege ihr Wissen kritisch hinterfragt und die These im Raum steht, sie hätte etwas Wichtiges übersehen oder etwas falsch eingeschätzt haben können.
In solchen Situationen überfällt sie der totale Selbstzweifel. Sie interpretiert diese Kritik als ein Totalversagen. Innerhalb von Sekunden kommt das zuvor mit großem Zeiteinsatz und Tiefgang erworbene Detailwissen und damit die ganze Sicherheit, dass ihr Vorschlag der Richtige ist, ins Wanken. Sie verstummt.
Disziplin und Selbstbeherrschung
Einsen schätzen es, wenn man (höfliche) Distanz wahrt und wartet, bis sie auf einen zugehen. Sie zeigen ihre Gefühle nicht gerne, weil sie finden, dass es sich bei der Arbeit nicht gehört, Gefühle zu zeigen, schon gar nicht negative oder intensive. Ihre weiche, verletzliche und ihre lockere, lebensfrohe Seite zeigen sie daher nur, wenn sie sich sicher fühlen – in einem Rahmen, der aus ihrer Sicht angemessen ist, also eher im Privaten.
Mit der Disziplin, mit der die Eins ihrer Arbeit nachgeht, begegnet sie sich auch selbst. Einsen sind streng zu sich selbst und können sich sehr gut selbst beherrschen. Sie verwenden oft das Wort „müssen“ und fast nie „dürfen“. Sie treten verbal wie nonverbal kontrolliert auf. Dadurch wirken Einsen mitunter steif oder förmlich auf ihre Kollegen, die sie dann nicht selten mit kleinen provokativen Spitzen aus der Reserve locken wollen („Seien Sie doch mal ein bisschen lockerer!“).

Einsen genießen es, wenn sie eine „offizielle Erlaubnis“ zum „Ungezwungen-Sein“ haben und auch einmal dürfen statt müssen. Sie versetzen ihre Umgebung in Erstaunen, wenn sie auf einmal aus sich heraustreten und beispielsweise bei einem Betriebsfest über die Stränge schlagen oder über ihr exzentrisches Hobby berichten.
Hohe Messlatte
Einsen legen die hohen Maßstäbe, die sie an sich selbst haben, auch anderen auf, zum Beispiel bei der Delegation. Sie können nicht gut aushalten, wenn jemand entgegen ihren Vorstellungen handelt und eine Aufgabe nicht genau so erledigt, wie sie es für angemessen halten. Folglich fällt es ihnen schwer, beim Delegieren Entscheidungsspielräume zu übertragen. Sie sind überzeugt davon, dass jemand anders eine Aufgabe niemals so gut ausführen wird wie sie selbst. Die Vorannahme, dass sie also mit einem weniger guten Ergebnis rechnen müssen, bewegt sie dann dazu, so viele Details wie möglich vorzugeben und den Handlungsspielraum einzuschränken.
Das wirkt sich auf die Motivation des Mitarbeiters aus. Weil das Maß an Eigenverantwortung begrenzt ist, gibt er sich weniger Mühe, die Aufgabe gewissenhaft auszuführen. Flüchtigkeitsfehler sind vorprogrammiert. Und damit auch das negative Feedback der Führungskraft, was sie zusätzlich darin bestätigt, dass es besser ist, Aufgaben selbst auszuführen. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung wird hier zum selbst auferlegten Knebel.
Praxisbeispiel
Herr Pauli ist Geschäftsführer eines kleinen Produktionsunternehmens, das er von den Eltern übernommen hat. Er ist mit der Firma groß geworden, hat dort seine Lehre gemacht und kennt jeden Angestellten. Er wohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern in der Nähe der Firma und führt ein geregeltes Leben.
Bis vor drei Jahren hatte noch Pauli Senior die Geschäftsführung inne. Er hatte das Unternehmen bis zu seinem 70. Lebensjahr patriarchalisch und streng geführt und dann seinem Sohn die Führung des Unternehmens übertragen. Seitdem hat Pauli Junior die Gesamtverantwortung für die knapp einhundert Mitarbeiter.
Und seitdem fühlt er sich wie im Hamsterrad. Die übertragene Aufgabe und die damit verbundene Verantwortung belasten ihn und setzen ihn unter einen enormen inneren Druck. Pauli Junior fürchtet jeden Tag, eine falsche Entscheidung zu treffen oder einen Fehler mit schweren Folgen zu machen, für den er geradestehen müsste und in die Verantwortung genommen werden könnte.
Pauli Junior will den Familienbetrieb seinem Vater ebenbürtig weiterführen, ihn auf keinen Fall enttäuschen und bloß alles richtig machen. Er sieht, was sein Vater alles geleistet hat, und bewundert ihn für seine Disziplin und Ausdauer. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, war der Leitspruch des Vaters. Und so kommt auch Pauli Junior täglich als Erster in das Unternehmen und verlässt als Letzter das Betriebsgelände. Die Samstage sind Bürotage, an denen er sich um die Verwaltungsaufgaben kümmert. Das Familienleben beschränkt sich auf den Sonntag. Dass es so auf Dauer nicht weitergehen kann, hat Pauli erkannt und sich vorgenommen, an seinem Zeitmanagement zu arbeiten.
Doch wo soll er ansetzen, fragt er ratlos. Aufgaben nach dem Pareto-Prinzip bearbeiten? Auf gar keinen Fall, er nimmt doch nicht sehenden Auges Fehler in Kauf, weist er von sich. Aufgaben delegieren? An wen? Keiner kommt an ihn heran und eine Assistentin hat er auch nicht, aus gutem Grund und ganz bewusst nicht, sagt Herr Pauli. Die Einarbeitung würde viel zu viel Zeit beanspruchen, die er ja nicht hat, und seinen Anforderungen könnte sie sowieso nicht genügen, sodass sie ohnehin nur einfache Aufgaben übernehmen würde und die Arbeit letztlich doch bei ihm hängen bliebe. Auf Aufgaben verzichten? Nein, einer muss sich doch kümmern, wenn das alle täten, wo kämen wir denn da hin, erwidert er. So steht sich Herr Pauli mit seinen eigenen Maßstäben und Ansprüchen selbst im Weg.
RUCKSACK DER EINS
Zorn und Groll
Die oft von außen wahrnehmbare „Unentspanntheit“ der Eins ist Ausdruck der hohen Anspannung, unter der sie steht. Für eine Eins ist es sehr schwer, locker und gelassen zu bleiben. Bei Unstimmigkeiten oder wenn etwas nicht genau nach ihren Vorstellungen läuft, ärgern sich Einsen sehr schnell und fühlen Zorn in sich aufsteigen. Da Einsen jedoch gelernt haben, dass es sich nicht gehört, intensive negative Gefühle zu zeigen, kontrollieren sie den aufkeimenden Zorn und bringen ihren Unmut durch Grollen zum Ausdruck, indem sie alles und jeden kritisieren. Manchmal gelingt diese Selbstkontrolle nicht und es kommt zu explosionsartigen Zornesausbrüchen. Die Folge davon sind dann extreme Schuldgefühle.
Einsen sind oft wohlbehütet aufgewachsen und hatten strenge Eltern, die auf Ordnung und Disziplin Wert legten. Viele Einsen berichten, Musterschüler gewesen zu sein: fleißig, ordentlich, artig. Als Kind wurden ihnen hohe Moralvorstellungen und Ideale vermittelt, an denen sie sich zu messen hatten. Das Einser-Kind hat gelernt, was man nicht tut und was sich nicht gehört, und hat daher früh geübt, sich zurückzuhalten und kontrolliert zu leben. Die Strenge der Eltern hat die erwachsene Eins als inneren Kritiker verinnerlicht. Eine Eins weiß genau, was richtig und was falsch ist. Sie wird zornig, wenn etwas falsch ist, beherrscht sich aber, sodass ihr Zorn sich nach innen richtet und zum Grollen wird.
Der Zorn, den die Eins spürt, ist ihre verinnerlichte Reaktion auf die Disziplinierung, die sie als Kind erfahren hat. Mit ihrer Selbstbeherrschung und dem strengen Umgang mit sich selbst kommt sie anderen zuvor. Sie ruft sich faktisch selbst im Inneren unbewusst zur Ordnung, um bloß keinen Anlass zu einer Zurechtweisung zu geben.
STRESSPUNKT DER EINS
4 - Individualist
Wenn Einsen sehr unter Druck geraten, zum Beispiel weil sie ihren eigenen überhöhten Ansprüchen nicht gerecht werden können, übernehmen sie Verhaltensweisen von Vieren. Sie reagieren hoch emotional und überzogen. Entweder verurteilen sie sich unbarmherzig und überzogen selbstkritisch, zum Beispiel, indem sie sich vorwerfen, der totale Versager zu sein oder einen absolut unverzeihlichen Fehler begangen zu haben – oder aber sie ziehen sich mit der Haltung, auf verlorenem Posten und unverstanden zu sein, voller Weltschmerz und melancholisch-depressiver Verstimmung zurück. Mit ihrer Selbstablehnung und ihren Selbstvorwürfen bestrafen sie sich strenger, als ihr größter Feind es jemals getan hätte.
ENTWICKLUNGSPUNKT DER EINS
7 - Optimist
Im Berufsleben der sehr nach ihren Prinzipien handelnden Eins kommen Lockerheit und Leichtigkeit recht kurz. Sie strengt sich sehr an, alles perfekt zu machen und ihren geraden Weg zu gehen, und diese nie enden wollende Sisyphos-Arbeit erschöpft sie auch. Die Lebensaufgabe der Eins ist es, die Unvollkommenheit der Welt anzunehmen und wie die Sieben zu genießen, statt zu kritisieren und zu korrigieren.
Wenn es ihr gelingt, von ihrem Entwicklungspunkt Sieben eine Portion heitere Gelassenheit zuzulassen, wird sie weicher und weniger streng zu sich und anderen sein. Sie wird dann ihre Ansprüche etwas reduzieren können, sich und andere weniger (über)fordern und entspannter auftreten. Im wahrsten Sinne wird sie dann die berühmten „Fünfe gerade sein lassen“ können – und zwar ohne schlechtes Gewissen.
FLÜGEL DER EINS
9 - Vermittler und 2 - Helfer
Einsen mit einem Zweier-Flügel übernehmen gerne Verantwortung für andere. Sie opfern sich auf und wollen anderen Gutes tun, sie bewerten allerdings auch das Verhalten der anderen. Eine typische Einser-Aussage: „In diese Situation hat sie sich selbst hineinmanövriert, hätte sie auf mich gehört, wäre es nicht soweit gekommen.“ Einsen leben traditionelle Tugenden, daher ist es für sie eine Selbstverständlichkeit, in der Not zu helfen, „weil es sich ganz einfach so gehört“. Das ist auch ein wesentlicher Grund, weshalb es der Eins schwerfällt, im Gegenzug ein Dankeschön anzunehmen.
Der Neuner-Flügel lässt Einsen gemäßigter, ruhiger wirken. Sie machen das meiste mit sich selbst aus und sind introvertierter. Sie sind zurückhaltender mit ihren Ansichten und Missstimmungen, schmollen und grollen eher, als zornig zu werden. Außerdem bewerten und verurteilen sie weniger, sind offener, kompromissfähiger und toleranter.
ÄHNLICHKEITEN MIT ANDEREN TYPEN
Einsen und Dreien ähneln sich in ihrem Arbeitsstil. Beide strengen sich an, um Top-Ergebnisse abzuliefern, und sind sich selbst und anderen gegenüber anspruchsvoll und ehrgeizig. Einsen folgen dabei jedoch ihren eigenen Werten, ihren Prinzipien. Sie können es nicht ertragen, wenn ihre Arbeit nicht zu 100 Prozent – besser noch 120 Prozent – korrekt ist, und verurteilen sich selbst, wenn sie einen Fehler übersehen haben oder ihrem eigenen Anspruch nicht genügen konnten – ganz gleich, wie ihre Umgebung das sieht. Dreien hingegen können sehr gut damit leben, eine Sache nur zu 80 Prozent bearbeitet zu haben. Wenn sie dafür die Anerkennung ihrer Kollegen bekommen, haben sie trotzdem ihr Ziel erreicht und sind zufrieden.
Mit ihrem Anspruch, Fehler zu finden und Lücken zu schließen, um damit kein Risiko einzugehen, können Einsen auch mit Sechsen verwechselt werden. Beide ziehen ein Gefühl von Sicherheit daraus zu wissen, dass wirklich für alles gesorgt und alles getan ist. Der Antreiber der Sechs ist jedoch die Befürchtung, dass es zu Problemen in der Sache und für andere kommen könnte. Sie will Risiken durch Vorkehrungen vermeiden. Der Antreiber der Eins ist die Sorge, dass sie etwas falsch gemacht haben könnte und dann – zumindest sich selbst gegenüber – Rechenschaft abzulegen hätte, also in die Verantwortung genommen werden könnte. Der innere Kritiker treibt die Eins an, Furcht die Sechs.
INTERVIEWS MIT EINSEN
Mechthild, 47, Hausfrau und Küsterin
Wie würdest du dich mit einigen Adjektiven selbst beschreiben?
Oh je, darauf bin ich jetzt ja gar nicht vorbereitet! Da muss ich mal eben drüber nachdenken.
Also: wahrhaftig, zuverlässig, treu, werteorientiert, kreativ, in wichtigen Dingen genau. Und ich bin zielstrebig, tolerant, geduldig. Wobei … Tolerant bin ich schon, aber wenn eine Sache meine Kernwerte betrifft, dann kann ich durchaus sehr impulsiv reagieren. Dann kann ich mich auch ungeachtet der Gesamtsituation zu Wort melden und sagen, so sehe ich das und ich finde das nicht richtig.
Was machst du beruflich?
Ich bin im Moment für meine Familie tätig. Ich mache die Hausarbeit, ich versorge meine Kinder und den Mann. Außerdem habe ich ein Küsteramt in der Kirche. Und ich bereite mich auf den nächsten Lebensabschnitt vor und habe den Heilpraktiker Psychotherapie gemacht.
Was war ausschlaggebend für dich, diese drei Tätigkeiten zu wählen?
Das ist bei allen die Werteorientierung. Für mich hat das alles einen Sinn, was ich tue, das passt einfach mit den Werten zusammen, die ich meinem Leben geben möchte.
Das Küsteramt hat für mich auch mit dem Glauben zu tun. Gott ist für mich lebendig, ich liebe ihn und ich möchte ihm in dieser Art dienen.
Und der Heilpraktiker: Ich möchte Gesprächspsychotherapie machen und Menschen anregen, in ihrem Leben wieder neuen Sinn zu finden. Ich möchte ihnen helfen, ihre Talente und Fähigkeiten in ihrem Leben wiederzufinden, wenn sie verschüttet waren, oder sie dabei anregen, diese auch ganz neu zu entdecken. In jedem Fall Menschen unterstützen, ihre Talente wahrzunehmen und sie in ihrem Leben auszudrücken.
Worauf kommt es aus deiner Sicht an, um das alles gut zu machen? Was braucht man dafür für Fähigkeiten?
Also bei allen drei Bereichen, dem Küsteramt, der Familie und beim neuen Bereich Gesprächstherapie, brauche ich auf jeden Fall die Fähigkeit, gut zuzuhören. Auch die Fähigkeit, neue Impulse zu geben, da gehört Kreativität dazu. Dann gehört die Fähigkeit dazu, überhaupt Sachen, die schwierig oder nicht richtig laufen, wahrzunehmen, herauszustellen und Verbesserungsimpulse zu geben. Auch zu sehen, was an meiner eigenen Person nicht stimmt, damit die Sache besser funktioniert. Das gilt auch für alle drei Bereiche.
Mir ist auch wichtig, dass die Leute das Ziel im Blick behalten, das sie erreichen wollen, dass sie ihre Aufmerksamkeit bündeln, um dort hinzukommen, was ihnen wichtig ist.
Zum Beispiel im Gottesdienst. Da gibt es immer ein spezielles Thema und alles muss dann auf das Thema hinweisen, was ich gestalte, im Wort oder auch andersartig.
In der Psychotherapie geht es auch darum, zu bündeln und zusammenführen. Damit der Klient immer wieder seinen Sinn deutlich sehen kann; dass ich erkenne, der kommt seinem Ziel ein Stück näher, das er sich gesetzt hat und das er erreichen möchte.
Was macht dir an deiner Arbeit Spaß?
Wenn ich sehe, dass Leute sich wohlfühlen, wenn mir etwas gut gelingt, wenn sie sagen, das ist jetzt rund, das war jetzt richtig passend. Zum Beispiel beim Gottesdienst, wenn ich da etwas Besonderes gestaltet habe und die Leute bemerken das dann und sagen, dass es ihnen gefallen hat. Wenn andere sagen, das hat mir was gegeben, wie du das gestaltet hast, der Impuls, den du mir gegeben hast, der war für mich besonders wichtig, das finde ich dann ganz besonders gut.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.