Kitabı oku: «Wenn es Doch Nur Für Immer Wäre », sayfa 2
KAPITEL ZWEI
Am Morgen nach Thanksgiving wachte Emily voller Freude auf. Noch nie zuvor war sie so glücklich gewesen. Der wunderschöne Schein der Wintersonne drang durch die Spitzenvorhänge, was ihre Freude sogar noch vergrößerte. Nach einem kurzen Moment des Zweifels schloss Emily, dass sie nicht träumte, Daniel hatte ihr wirklich einen Antrag gemacht und bald würden sie heiraten.
Als ihr plötzlich klar wurde, was sie noch alles zu tun hatte, sprang sie aus dem Bett. Sie musste Anrufe tätigen! Wie hatte sie vergessen können, Jayne und Amy die Neuigkeiten zu verkünden? Und was war mit ihrer Mutter? Sie war so in dem Augenblick, in ihrer Freude und dem Feiern mit ihren Freunden gefangen gewesen, dass sie keinen Gedanken daran verschwendet hatte.
Schnell duschte sie sich und zog sich an, dann rannte sie mit ihrem Handy in der Hand hinaus auf die Veranda. Während sie durch ihre Kontakte scrollte, tropfte Wasser aus ihrem noch immer nassen Haar auf ihr Oberteil. Bei der Nummer ihrer Mutter angekommen, zögerte sie und ihre Finger begannen zu zittern. Sie hatte einfach nicht den Mut, auf den Hörer zu drücken. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht so reagieren würde, wie sie es sich erhoffte; stattdessen würde sie Charlotte gegenüber argwöhnisch sein und annehmen, das Daniel Emily nur heiratete, um eine Mutter für sein Kind zu bekommen. Deshalb beschloss Emily, die Lage bei Jayne zu sondieren. Ihre beste Freundin sagte ihr immer geradehinaus, was sie dachte, doch in ihrer Stimme schwang nie diese Enttäuschung mit wie es normalerweise bei Emilys Mutter der Fall war.
Sie wählte Jaynes Nummer und lauschte dem Klingeln. Dann nahm jemand ab.
„Em!“, rief Jayne. „Ich habe dich auf laut gestellt.“
Emily hielt inne. „Warum das denn?“
„Wir sind gerade im Konferenzzimmer. Ames und ich.“
„Hi Emily!“, rief Amy fröhlich. “Geht es um das Jobangebot?”
Emily brauchte einen Moment, um zu verstehen, worüber sie redeten. Das Kerzenunternehmen, das Amy auf der Universität in ihrem Studentenzimmer gegründet hatte, florierte richtig. Sie hatte Jayne angestellt und setzte nun alles daran, Emily mit ins Boot zu holen. Keine von beiden konnte wirklich verstehen, warum Emily es vorzog, lieber in einer Kleinstadt als in New York zu wohnen, und warum sie sich dafür entschieden hatte, eine Pension zu führen, anstatt mit ihren zwei besten Freundinnen in einem protzigen Büro zusammen zu arbeiten. Und was sich ihrem Verständnis vollkommen entzog, war die Tatsache, dass sich Emily um das Kind eines anderen Mannes kümmerte (der noch dazu einen Bart trug!), ganz ohne die Absicherung, eines Tages eigene Kinder mit ihm zu bekommen.
„Nicht wirklich“, sagte Emily. „Es geht um…“ Sie verstummte, denn ihr Mut schwand dahin. Dann riss sie sich zusammen. Sie hatte nichts, wofür sie sich schämen musste. Auch wenn ihr Leben eine andere Richtung eingeschlagen hatte als das ihrer zwei besten Freundinnen, war daran überhaupt nichts falsch. Ihre Entscheidungen waren ihre Sache und sollten respektiert werden. „Daniel und ich werden heiraten.“
Am anderen Ende der Leitung herrschte zunächst einen Moment lang Schweigen, dann ertönte schrilles Kreischen. Emily zuckte zusammen. Sie konnte sich ihre Freundinnen geradezu mit ihren perfekt manikürten Nägeln, ihrer durch die Feuchtigkeitscreme nach Rose und Camille riechenden Haut und ihrem glänzenden Haar vorstellen, wie sie von ihren Stühlen aufsprangen.
Durch den Lärm konnte Emily ausmachen, dass Jayne „Oh mein Gott!“ und Amy „Alles Gute!“, schrien.
Sie seufzte erleichtert auf. Ihre Freundinnen hielten zu ihr. Das war eine Sorge weniger.
Schließlich ebbte das unverständliche Kreischen ab.
„Du bist aber nicht schwanger, oder?“, fragte Jayne, die wie immer kein Taktgefühl besaß.
„Nein!“, rief Emily mit einem Lachen.
„Jayne, halt den Mund“, schimpfte Amy. „Erzähl uns alles. Wie hat er um deine Hand angehalten? Wie sieht der Ring aus?“
Emily erzählte ihnen vom Strand, den Liebeserklärungen im Schnee und dem wunderbaren, perlenbesetzten Ring. Ihre Freundinnen seufzten an genau den richtigen Stellen. Emily spürte, dass sich die beiden für sie freuten.
„Wirst du seinen Namen annehmen?“, bohrte Jayne weiter nach. „Oder einen Doppelnamen führen? Mitchell-Morey ist ganz schon umständlich. Wie wäre es mit Morey-Mitchell? Emily Jane Morey-Mitchell. Hmm. Ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Vielleicht solltest du einfach deinen eigenen Namen behalten, findest du nicht? Das wäre immerhin eine aussagekräftige, mutige und feministische Entscheidung.“
Emilys Gedanken schwirrten, während Jayne in ihrer üblichen aufgedrehten Weise vor sich hin brabbelte und ihr kaum eine Pause ließ, um eine ihrer Fragen zu beantworten.
„Wir sind aber schon deine Brautjungfern, oder?“, endete Jayne auf ihre typische, direkte Art.
„Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, gab Emily zu. Jayne und Amy mochten zwar in der Tat ihre ältesten Freundinnen sein, doch seit ihrem Umzug nach Sunset Harbor hatte sie auch hier neue Freunde gefunden. Dazu gehörten Serena, Yvonne, Suzanna, Karen und Cynthia. Und was war mit Chantelle? Es war Emily wichtig, dass sie eine tragende Rolle bei der ganzen Sache spielte.
„Wo findet das ganze denn statt?“, wollte Jayne wissen, die die Tatsache, dass Emily sie beide nicht als Brautjungfern in Betracht gezogen hatte, ein wenig verärgerte.
„Das weiß ich auch noch nicht“, sagte Emily.
Plötzlich wurde ihr klar, wie viel Arbeit noch vor ihnen lag. Es gab noch so viel zu organisieren. So viel zu bezahlen. Auf einmal war sie von der ganzen Sache überwältigt.
„Meinst du, es wird eine große Hochzeit oder ehr eine kleine?“, warf Amy ein. Ihre Frage war nicht so emotional beladen wie die von Jayne, doch trotzdem lastete ihr eine gewisse negative Stimmung an. Emily fragte sich, ob Amy immer noch wegen ihrer geplatzten Verlobung mit Fraser sauer war. Vielleicht nahm sie es Emily übel, einen Ring und einen Verlobten zu haben, während sie selbst beides verloren hatte.
„Wir haben noch keine Details besprochen“, erklärte Emily. „Es ist alles noch so neu.“
„Aber du träumst schon seit Jahren davon“, entgegnete Amy.
Emily runzelte die Stirn. Es stimmte, sie hatte schon lange davon geträumt, zu heiraten. Aber sie hatte sich nie vorgestellt, wie ihr Leben verlaufen würde. Die Liebe, die sie mit Daniel teilte, war einzigartig und unerwartet und ihre Hochzeit würde genauso sein. Sie musste alles noch einmal überdenken, damit es für sie beide perfekt war und zu ihrer besonderen Beziehung und ihrem Leben passte.
„Kannst du uns zumindest ein Datum nennen?“, wollte Jayne wissen. „Unser Kalender ist randvoll.“
Emily stammelte. „Ich weiß es noch nicht.“
„Der Monat tut’s für jetzt auch“. Jayne gab nicht auf.
„Den kann ich euch auch noch nicht sagen.“
Jayne seufzte frustriert auf. „Wie wäre es mit dem Jahr?“
So langsam wurde Emily ungehalten. „Ich weiß es einfach nicht!“, schrie sie. „Ich habe mir um all das noch keine Gedanken gemacht!“
Nun herrschte Stille. Emily konnte sich die Szene bildhaft vorstellen: Ihre Freundinnen, die in ledernen Bürostühlen an einem riesigen Glastisch saßen, wechselten einen Blick, während Emilys Stimme aus dem Telefon zwischen ihnen dröhnte und sich in dem ausladenden Konferenzzimmer multiplizierte. Sie krümmte sich innerlich vor Verlegenheit.
Dann brach Jayne die Stille. „Pass bloß auf, dass die Verlobung nicht zu einer von denen wird, die niemals enden“, sagte sie mit neutraler Stimme. „Du weißt ja, wie manche Männer sind. Man könnte meinen, sie hätten bei ihrem Antrag gar nicht bedacht, dass danach eine Hochzeit erwartet würde. Sie denken wohl, dass sie sich ihr restliches Leben lang entspannt zurücklehnen können und niemals auf der gestrichelten Linie unterschreiben müssen.“
„So ist das nicht“, widersprach Emily angespannt.
„Wenn du meinst“, entgegnete Jayne schnippisch. „Aber du solltest ihn auf jeden Fall auf einen Termin festnageln. Und wenn er den Anschein macht, die Verlobung immer weiter hinauszuziehen, dann pack deine Sachen und lauf davon.“
Emily ballte ihre Hand zu einer Faust. Sie wusste, dass sie sich von Jayne – einer ewigen Bindungsphobikerin, die noch nie in einer längeren Beziehung gewesen war – nicht vorschreiben lassen sollte, wie sie sich zu fühlen hatte, doch ihre Freundin hatte gewisse Zweifel in ihr gesät. So unsinnig sie auch waren, konnte Emily doch spüren, dass sie noch tagelang an Jaynes Worten knabbern würde.
„Ich habe eine Idee“, schaltete sich Amy diplomatisch ein. „Warum kommen wir dich nicht besuchen, um mit dir anzustoßen und dir bei den Planungen zu helfen?“
Trotz ihrer leichten Verärgerung über Jaynes Worte, gefiel Emily die Vorstellung, dass ihre Freundinnen vorbeikommen und ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen würden. Wenn sie erst mal hier in Emilys Revier waren, dann würden die beiden mit eigenen Augen sehen, welche Liebe sie und Daniel verband. Dann würden sie sehen, wie glücklich sie war und sie folglich mehr unterstützen.
„Das wäre wunderbar“, sagte Emily.
Nachdem sie ein Datum ausgemacht hatten, das allen passte, legte Emily auf. Doch dank Jaynes Worten schwirrten ihre Gedanken wild umher und die Flamme der Aufregung in ihrem Inneren war ein bisschen gedämpft worden. Diese Gefühle vermischten sich mit der Tatsache, dass sie immer noch den gefürchteten Anruf bei ihrer Mutter hinter sich bringen musste, der mit Sicherheit alles andere als gut verlaufen würde. Sie hatte versucht, ihre Mutter zu Thanksgiving einzuladen, doch die Frau hatte es als Beleidigung aufgefasst. Nichts, was Emily tat, war je gut genug für Patricia Mitchell. Wenn sie sich schon bei Amys und Jaynes Fragen unwohl gefühlt hatte, dann würden die ihrer Mutter sie am Boden zerstören.
Und das war gerade einmal ihre Familie! Wenn sie dann noch Daniels Seite dazurechnete, verstärkten sich ihre nagenden Ängste. Warum musste es den Rest der Welt überhaupt geben? In Sunset Harbor erschien Emily alles perfekt. Doch außerhalb der Stadtgrenze gab es missbilligende Freunde und problematische Mütter. Und abwesende Väter.
Zum ersten Mal seit dem Antrag dachte Emily an ihren Vater, der nun schon seit zwanzig Jahren vermisst wurde. Erst vor kurzem hatte sie einen Stapel Briefe im Haus gefunden, die bewiesen, dass er noch lebte. Anschließend hatte ihr Nachbar Trevor Mann betätigt, Roy vor ein paar Jahren auf dem Grundstück gesehen zu haben. Ihr Vater lebte, doch selbst dieses Wissen änderte nichts. Emily hatte immer noch keinen Weg gefunden, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie zum Altar führte, war also praktisch nonexistent.
Emily spürte, wie sich ihre Gefühle in ihr aufstauten und drohten, ihre Freude zu ersticken. Sie sah auf den Bildschirm ihres Handys hinab, auf dem sie die Nummer ihrer Mutter eingegeben, sich jedoch nicht getraut hatte, auf den Hörer zu drücken.
Bevor Emily die Möglichkeit hatte, über ihren Schatten zu springen und ihre Mutter anzurufen, hörte sie Fußschritte auf der Treppe hinter ihr. Als sie herumwirbelte, sah sie, dass Daniel und Chantelle auf sie zukamen. Daniel hatte dem kleinen Mädchen eines ihrer Vintage-Outfits angezogen – ein rostrotes Glockenkleid aus Kord zusammen mit einem schwarz-weißen Cardigan im Blumenmuster und einer dazu passenden Strumpfhose. Sie sah zauberhaft aus. Er selbst trug wie immer abgetragene Jeans und ein T-Shirt, sein Haar stand in alle Richtungen ab und sein Kinn wurde von Stoppeln umrandet.
„Wir wollten frühstücken gehen“, sagte Daniel. „Etwas Besonderes machen. Eine Art Frühstücksfeier.“
Emily steckte ihr Handy zurück in ihre Hosentasche. „Tolle Idee.“
Da war sie gerade noch einmal darum herumgekommen, ihre Mutter anzurufen. Doch Emily wusste, dass sie das nicht ewig würde aufschieben können. Früher oder später würde sie die scharfe Zunge von Patricia Mitchell zu spüren bekommen.
*
In der warmen Luft in Joe’s Diner hing der Geruch von Sirup. Die Familie ließ sich in eine der roten Plastiknischen sinken, wobei sie jedoch nicht umhinkam, die Blicke und das Geflüster um sie herum zu bemerken.
„Es wissen schon alle“, raunte Emily Daniel mit leiser Stimme zu.
Dieser verdrehte die Augen. „Natürlich tun sie das.“ Dann fügte er sarkastisch hinzu: „Es überrascht mich sogar, dass es so lange gedauert hat. Immerhin haben wir die Neuigkeit erst vor einem halben Tag verkündet und ich bin mir sicher, dass Cynthia Jones nur eine oder zwei Stunden braucht, um durch die ganze Stadt zu radeln und den neuesten Klatsch zu verbreiten.“
Chantelle kicherte.
Zumindest schienen die Blicke und das Geflüster freundlicher Natur zu sein, dachte Emily. Alle schienen sich für sie zu freuen. Trotzdem war es Emily ein wenig peinlich, dass sich alle Aufmerksamkeit auf sie richtete. Schließlich passierte es ja nicht alle Tage, dass man die Blicke aller Anwesenden auf sich zog, wenn man ein Waffelhaus betrat. In ihrem Kopf schwirrten immer noch die Fragen herum, die sich nach ihrem Gespräch mit Amy und Jayne in ihre Gedanken geschlichen hatten, und sie fragte sich, ob jetzt wohl ein günstiger Moment wäre, um einige von ihnen mit Daniel zu besprechen.
In diesem Augenblick trat der grauhaarige Joe mit einem Notizblock in den runzligen Händen zu ihnen an den Tisch.
„Ich höre, es gibt etwas zu feiern?“, sagte er lächelnd, während er Daniel auf den Rücken klopfte. „Wann ist denn der große Tag?“
Emily sah Daniel zögern. Er schien genauso verwirrt zu sein wie sie sich fühlte. Alle wollten Antworten auf Fragen, die sie sich selbst noch nicht einmal gestellt hatten.
„Das steht noch nicht fest“, stammelte Daniel. „Wir haben noch keine Details besprochen.“
Dann bestellten sie Waffeln und Pfannkuchen und nachdem Joe davongegangen war, um ihr Frühstück zuzubereiten, fasste Emily den Mut, Daniel ein paar Fragen zu stellen.
„Wann denkst du sollten wir einen Termin festlegen?“, wollte sie wissen.
Daniel sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Oh. Ich weiß nicht. Willst du das jetzt schon besprechen?“
In Emilys Kopf tauchte wieder Jaynes Warnung auf. „Wir müssen ja kein festes Datum ausmachen, aber sprechen wir hier über Monate oder nächstes Jahr? Willst du eine Sommerhochzeit? Oder doch lieber im Herbst, da wir ja in Maine wohnen?“
Trotz ihres Lächelns fühlte sie sich innerlich zerrissen. An dem Ausdruck auf Daniels Gesicht konnte sie erkennen, dass er noch gar nicht so weit in die Zukunft geplant hatte.
„Darüber muss ich nachdenken“, sagte er unverbindlich.
„Ich will eine Sommerhochzeit“, warf Chantelle ein. „Am Hafen. Mit Daddys Boot.“
„Über was musst du denn nachdenken?“, hakte Emily nach, wobei sie Chantelle ignorierte. „Es gibt nur vier Optionen. Sonnenschein, stürmischer Wind, Schnee oder warme Brisen. Was ist dir lieber?“
Daniel schien von Emilys leicht scharfem Tonfall überrascht zu sein. Chantelle schien es genauso zu gehen.
„Ich weiß es nicht“, stammelte Daniel. „Alle davon haben ihre Vor- und Nachteile.“
Emily spürte, wie die Emotionen in ihr aufkochten. Hatte Jayne Recht? Hatte Daniel ihr einen Antrag gemacht, ohne davon auszugehen, dass es am Ende wirklich eine Hochzeit geben würde?
„Hast du schon jemandem davon erzählt?“, fragte Emily weiter.
So langsam bildeten sich vor Frustration Falten auf Daniels Stirn. „Es ist noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her“, antwortete er, ohne seine Verärgerung zu unterdrücken. Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er dann hervor: „Können wir den Augenblick nicht einfach genießen?“
Chantelle sah mit besorgtem Blick zwischen Emily und Daniel hin und her. Sie stritten sich nicht häufig und dass sie es nun taten, schien sie offensichtlich zu beunruhigen.
Das kleine Mädchen so besorgt zu sehen, rüttelte Emily wach. Welche Probleme sie auch immer hatten, es war nicht fair, Chantelle mit hineinzuziehen. Diese Angelegenheit musste von ihr und Daniel gelöst werden.
„Du hast Recht“, sagte Emily seufzend.
Dann streckte sie ihre Hand nach der von Chantelle aus und drückte sie aufmunternd. In diesem Moment kam Joe mit einem Stapel Pfannkuchen an. Sofort begannen alle, still zu essen.
Emily frustrierte es, dass sie sich Jaynes und Amys Worte so zu Herzen genommen hatte. Das war einfach nicht fair. Gestern noch hatte sie auf Wolke sieben geschwebt.
„Kann Bailey ein Blumenmädchen sein?“, fragte Chantelle. „Und ich eine Brautjungfer?“
„Das wissen wir noch nicht“, erklärte Emily, wobei sie versuchte, ihre Gefühle im Zaum zu halten.
„Aber ich will mit dir zum Altar gehen“, fügte Chantelle hinzu. „Es wird doch einen Gang zum Altar geben, nicht wahr? Ihr werdet doch in einer Kirche heiraten?“ Das kleine Mädchen wühlte in ihrem Rucksack herum, aus dem sie kurze Zeit später einen rosa Notizblock und einen glitzernden Stift herausholte. „Lasst uns eine Liste schreiben“, verkündete sie.
Trotz ihrer unterschwelligen Sorge munterte es Emily auf, Chantelle so voller Organisiereifer zu sehen. Normalerweise war sie immer so ernst, fast schon erwachsen und ihrem Alter weit voraus.
„Als erstes braucht ihr einen Veranstaltungsort“, sagte sie mit strenger Stimme, die in Emily die Vorstellung auslöste, dass Chantelle eines Tages die Pension leiten würde.
„Du hast Recht“, stimmte Emily hinzu, deren Augen nicht von Daniel wichen. „Wir sollten uns zuerst einen Veranstaltungsort suchen und von diesem Punkt aus den Rest planen.“ Sie wollte sich ihre gute Laune um keinen Preis verderben lassen. „Lasst uns keine übereilten Entscheidungen treffen.“
Zum ersten Mal, seit sie Daniel mit ihren Fragen gelöchert hatte, schien dieser sich zu entspannen. Das Runzeln auf seiner Stirn verschwand, was Emily erleichtert bemerkte.
Durch das Fenster des Diners konnte Emily sehen, wie ein großer Baum im Stadtzentrum aufgestellt wurde. Bei all der Aufregung hatte sie den Christbaum der Stadt, der jedes Jahr am Tag nach Thanksgiving aufgestellt wurde, komplett vergessen. Als Kind hatte sie es sich immer angesehen, wenn die Familie die Winterferien in Sunset Harbor verbracht hatte. Sie erinnerte sich daran, dass die Lichter des Baums jedes Jahr am Abend angezündet wurden.
„Wir sollten uns heute Abend das Beleuchten des Baums ansehen“, schlug Emily vor.
Chantelle sah von ihrem Notizblock hoch, der mittlerweile mit einer langen Liste an Stichpunkten in ihrer krakeligen Schrift gefüllt war. „Oh ja, bitte!“ Sie schien sich für die Sache zu begeistern.
„Natürlich“, meinte Emily. „Aber zuerst sollten wir unseren eigenen Baum aufstellen. Wenn die Stadt einen hat, dann braucht die Pension auf jeden auch einen. Was meinst du, Chantelle?“
Emily wurde bei dem Gedanken daran, dass in der Pension bald ein riesiger Christbaum stehen würde, ganz aufgeregt. Als Kind hatte ihr Vater immer nur einen kleinen Baum im Wohnzimmer aufgestellt, da sie ja immer nur die Ferien in dem Haus verbracht hatten. Aber jetzt, da es ihr Zuhause war, würde sie einen riesigen drei Meter hohen Baum in den Eingangsbereich stellen. Vielleicht würde er sogar dreieinhalb Meter hoch sein! Sie und Chantelle könnten ihn gemeinsam schmücken und mithilfe einer Trittleiter die obersten Äste dekorieren. Bei dem Gedanken daran wurde sie von kindlicher Aufregung erfüllt.
„Oh bitte, Daddy, können wir das machen?“, wollte Chantelle von ihrem Vater wissen, der seine Pfannkuchen still aß. „Können wir einen Christbaum aufstellen?“
Daniel nickte. „Sicher doch.“
„Und uns dann ansehen, wie der Baum in der Stadt beleuchtet wird?“
„Mhm.“
Emily runzelte die Stirn, denn sie fragte sich, was wohl in Daniel vorging, warum er sich nicht wie sie und Chantelle freute, sich so etwas Wunderbares mit der Familie anzusehen. Daniel war ihr selbst jetzt, da sie einen Ring am Finger hatte und mehr als bereit war, sich ihm ein Leben lang zu verschreiben, ein Rätsel. Sie fragte sich, ob sie jemals wirklich wissen würde, was in seinem Kopf vorging oder ob sie sich immer noch das gleiche fragen würde, wenn sie Mrs. Daniel Morey war.