Kitabı oku: «Wenn es Doch Nur Für Immer Wäre », sayfa 4

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Diese Worte waren für Emily wie ein Schlag ins Gesicht. „Was meinst du? Natürlich kommst du, Mom. Es ist schließlich meine Hochzeit!“

„Das ist ganz und gar nicht natürlich“, erwiderte Patricia. „Ich werde auf meine Einladung zur Hochzeit antworten, wenn ich sie erhalte.“

„Mom…“, stammelte Emily.

Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Würde ihre Mutter wirklich nicht kommen, nur, um ihr eines auszuwischen? Was würden die Leute denken? Vielleicht, dass Emily ein Waisenkind war, wenn weder ihr Vater noch ihre Mutter auftauchten. Und auch keine Schwester. Auf gewisse Art war sie eine Waise. Sie kämpfte gegen die ganze Welt an.

„Na gut“, schoss Emily hitzig zurück. „Tu doch, was du willst. Das hast du immer schon getan.“ Dann legte sie ohne sich zu verabschieden auf.

Emily wollte nicht weinen. Sie weigerte sich dagegen. Nicht für ihre Mutter, das war es einfach nicht Wert. Doch für ihren Vater, das war eine ganz andere Sache. Sie vermisste ihn unheimlich und nun, da sie davon überzeugt war, dass er immer noch lebte, wollte sie ihn unbedingt sehen. Aber es gab keine Möglichkeit, ihn zu erreichen. Die Frau, mit der er Emilys Mutter betrogen hatte, war vor mehreren Jahren gestorben, und außerdem war auch sie von Roys Verschwinden genauso überrascht gewesen wie der Rest der Welt. Alles, was Emily wusste, war, dass es sie zwar schmerzen würde, wenn ihre Mutter nicht zur Hochzeit kam, doch es würde sie absolut zerstören, ihren Vater nicht dabei zu haben. In diesem Moment beschloss Emily, ihre Bemühungen, ihn zu finden, zu verdoppeln. Irgendjemand, irgendwo musste irgendetwas wissen.

Emily ging wieder hinein. Sie war von dem langen Tag erschöpft, weshalb sie die Stufen zum Schlafzimmer hinaufstieg. Doch als sie dort ankam, konnte sie Daniel nicht finden. Die Panik, die unmittelbar in ihr aufgestiegen war, legte sich wieder, als Daniel mit seinem Handy in der Hand den Raum betrat.

„Wo warst du?“, fragte Emily.

„Ich habe gerade meine Mom angerufen“, erwiderte Daniel. „Um ihr von der Hochzeit zu erzählen.“

Fast hätte Emily vor Überraschung laut aufgelacht. Es war mehr als nur Zufall, dass sie beide gleichzeitig auf den Gedanken gekommen waren, ihre Mütter anzurufen. Es war eindeutig ein Zeichen für ihre Verbindung.

„Wie ist es gelaufen?“, wollte Emily wissen, doch schon an Daniels Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass die Antwort nicht gerade positiv ausfallen würde.

„Was denkst du denn?“, entgegnete Daniel mit hochgezogener Augenbraue. „Sie hat wieder die Chantelle-Karte gezogen und meinte, dass sie nur zur Hochzeit kommen würde, wenn sie regelmäßig Zeit mit Chantelle verbringen dürfte. Ich wünschte, sie könnte sehen, welch zerstörerische Kraft sie hat, damit sie versteht, warum ich nicht will, dass sie meinem Kind zu nahekommt. Zumindest nicht, solange sie noch so viel trinkt. Nach dem, was Chantelle mit ihrer Mutter durchgemacht hat, braucht sie die Gesellschaft von nüchternen Erwachsenen.“ Er ließ sich auf die Bettkante sinken. „Sie versteht meine Sichtweise einfach nicht. ‚Jeder trinkt‘, das sagt sie immer. ‚Ich bin auch nicht schlimmer als andere‘. Vielleicht ist sie das wirklich nicht, aber sie ist auch nicht das, was Chantelle braucht. Wenn ihr ihre Enkelin tatsächlich so sehr am Herzen liegen würde wie sie behauptet, dann würde sie ihretwegen diese Gewohnheit aufgeben.“

Emily kletterte hinter ihm auf das Bett und massierte die Spannung aus seinen Schultern. Daniel entspannte sich unter ihrer Berührung. Dann drückte sie ihm einen Kuss in den Nacken.

„Ich habe auch gerade meine Mutter angerufen“, sagte sie.

Daniel wandte sich ihr überrascht zu. „Wirklich? Wie ist es gelaufen?“

„Schrecklich“, erwiderte Emily und plötzlich konnte sie ihr Lachen nicht länger zurückhalten. Die ganze Sache hatte etwas Komisches an sich.

Mit ihrem Lachen steckte sie auch Daniel an. Schon bald kicherten die beiden hysterisch, teilten ihr Mitleid mit dem jeweils anderen und wuchsen näher zusammen.

„Ich habe nachgedacht“, sagte Daniel schließlich, als sein Lachen abgeklungen war. „Erinnerst du dich noch daran, als Gus hier war?“

„Ja, natürlich“, erwiderte Emily. Der ältere Herr war ihr erster richtiger Gast in der Pension gewesen. Dank ihm war sie der Insolvenz entkommen. Außerdem war er einer der liebenswürdigsten Menschen, die sie je getroffen hatte. „Wie könnte ich Gus vergessen? Aber was ist mit ihm?“

Daniel spielte gedankenlos mit dem Ärmel ihres Oberteils. „Erinnerst du dich daran, dass er zu einer Feier in Aubrey ging? In die Stadthalle?“

Emily nickte mit gerunzelter Stirn und fragte sich, warum Daniel davon sprach.

„Warst du jemals dort gewesen?“, fragte dieser.

Emilys Neugier wuchs immer weiter an. „In Aubrey? Oder in der Stadthalle?“ Dann lachte sie. „Um ehrlich zu sein, war ich weder hier noch dort.“

Daniel zögerte und brachte plötzlich kein Wort mehr über die Lippen. Emily wartete geduldig.

„In der Stadthalle kann man heiraten“, sagte er schließlich, um auf den Punkt zu kommen. „Ich habe mich gefragt, ob wir, du weißt schon, einen Termin ausmachen sollen, oder wie man das auch immer nennt? Mit dem Hochzeitsplaner? Natürlich nur, wenn du lieber in Maine als in New York heiraten willst.“

Es wäre eine Untertreibung, zu behaupten, dass sie schockiert wäre. Emily war unglaublich erleichtert, dass Daniel etwas vorschlug, das mit der Planung ihrer Hochzeit zu tun hatte.

„Ja, ich möchte gerne ich Maine heiraten“, stammelte Emily. „Ich fühle mich hier mehr zuhause als ich es je in New York tat. Und ich habe hier auch mehr Freunde. Ich will nicht, dass sie alle nur der Tradition wegen so weit reisen müssen.“

„Cool“, erwiderte Daniel, während er den Blick verlegen abwandte.

„Wann wolltest du denn dort hingehen?“, fragte Emily.

„Wie wäre es mit nächstem Wochenende?“, schlug Daniel vor, der seine Verlegenheit immer noch nicht ganz abgelegt hatte. „Wir könnten Chantelle mitnehmen. Das würde ihr bestimmt gefallen.“

Nächstes Wochenende? Emily wollte einen Freudensprung machen. So bald schon?

Sie spürte, wie ihre Aufregung wuchs. Was war bloß mit ihrem widerwilligen Verlobten geschehen? Was hatte diesen plötzlichen Sinneswandel bewirkt? Vielleicht war Jaynes Warnung ja doch völlig unbegründet. Daniel wollte diese Hochzeit genauso sehr wie sie. Es war dumm von ihr gewesen, an ihm zu zweifeln.

Doch schon gleich meldeten sich wieder leise Stimmen in ihrem Kopf. Sie fragte sich, ob die schrecklichen Telefonate mit ihren Müttern wohl etwas mit Daniels plötzlichem Interesse zu tun hatten. War er von Patricias Skepsis angetrieben worden und wollte nun seine ehrenhaften Absichten unter Beweis stellen? Oder sogar schlimmer noch: Hatte er das Ganze nur vorgeschlagen, um Emily aufzuheitern und sie für den Moment zu beruhigen?

Nachdem sie beschlossen hatten, für nächsten Samstag einen Termin auszumachen, legten sie sich ins Bett. Daniel schlief schnell ein. Doch Emily, in deren Kopf nagende Zweifel herumschwirrten, lag in dieser Nacht noch lange wach.

KAPITEL FÜNF

Am frühen Samstagmorgen betrat Serena mit Zeitschriften beladen die Pension zu ihrer Frühschicht.

„Das sieht wunderbar aus“, meinte sie mit einem Blick auf den riesigen Christbaum.

„Was ist das alles?“, fragte Emily, während sie von ihrem Platz hinter dem Empfangstresen hervortrat.

Serena kam näher und ließ die Zeitschriften vor Emily auf den Tresen fallen. Es waren Hochzeitsmagazine.

„Oh“, meinte Emily leicht überrascht. Die ganze Woche lang war sie sehr beschäftigt gewesen und hatte sich noch keine einzige Zeitschrift angesehen.

„Ich dachte mir, dass ihr vielleicht ein bisschen Inspiration gebrauchen könnt“, erklärte Serena.

Emily blätterte eines der Magazine durch, doch nahm die Bilder kaum in sich auf. „Chantelle hat uns eine ganze Liste mit Dingen geschrieben, die wir klären müssen. Ganz oben steht der Veranstaltungsort.“

Serena lachte. „Ja, das hat sie mir gezeigt. Ich finde es schön, dass sie bei der Sache so involviert ist. Habt ihr schon einen Ort ausgewählt?“

Emily lächelte. „Wir haben dort in einer Stunde einen Termin.“

„Wirklich?“, entgegnete Serena, deren Augen vor lauter Aufregung strahlten.

Zum ersten Mal seit dem Antrag verspürte Emily eine prickelnde Aufregung, wenn sie an das Planen und den eigentlichen Hochzeitstag dachte.

„Er ist in Aubrey“, fuhr Emily fort. „Daniel hat vorgeschlagen, dass wir die Hochzeit in der Stadthalle abhalten könnten, von der Gus und seine Freunde so schwärmten.“

In diesem Moment hörte sie Daniels Fußschritte auf der Treppe und warf einen Blick über ihre Schulter. Er hatte sein bestes kariertes Hemd angezogen und sogar seine Haare zurückgekämmt. Emily lächelte in sich hinein, zufrieden, dass er sich zumindest ein wenig Mühe machte. Serena ließ ihre Augenbrauen wackeln und gab mit einem Grinsen ihre Zustimmung.

„Chantelle sucht sich gerade noch die Schuhe aus, die sie tragen will“, sagte Daniel, als er die unterste Stufe erreichte.

Emily bemerkte, dass sein Blick auf die glänzende Zeitschrift in ihren Händen fiel. Diese war geöffnet und zeigte gerade eine Reihe an wunderschönen Hochzeitskleidern. Emily war sich nicht sicher, doch sie meinte, einen Hauch Überraschung in Daniels Augen gesehen zu haben, und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Wollte er keine weiße Hochzeit, bei der sie ein typisches Kleid sowie einen Schleier und er einen schwarzen Anzug tragen würde? War er davon ausgegangen, dass sie in ihren normalen Jeans und Hemden heiraten würden? Verärgert schlug sie die Zeitschrift zu.

Einen Moment später erschien Chantelle am oberen Treppenabsatz. Sie hatte eines ihrer elegantesten Kleider zusammen mit einer weißen Strumpfhose sowie putzigen, glänzenden Schuhen angezogen. Sie sah aus wie eine Porzellanpuppe. Es erfüllte Emily mit Freude, zu sehen, wie viel Chantelle das alles bedeutete. Zumindest war einer von ihnen in Hochzeitsstimmung.

Emily schnappte sich ihre Handtasche und Jacke und führte ihre Familie zur Tür hinaus zum Pickup, nachdem sie die Pension Serenas fähigen Händen überlassen hatte.

„Freust du dich darauf, den Veranstaltungsort zu sehen?“, fragte Emily Chantelle, während sie das Mädchen durch den Rückspiegel beobachtete und Daniel auf die Hauptstraße bog.

„Ja!“, rief diese. „Und darauf, das Essen zu probieren!“

Emily hatte die Menüprobe völlig vergessen. Sie fragte sich, ob sie überhaupt etwas runterbekommen würde, denn sie war vor ihrem ersten Treffen mit einem echten Hochzeitsplaner so nervös, dass ihr leicht schlecht wurde.

Nach der zwanzigminütigen Fahrt nach Aubrey kamen sie an dem besagten Ort an. Chantelle schien von ihnen allen am aufgeregtesten zu sein. Während sie die Steinstufen hinaufsprang, verkündete sie lautstark ihr Verzücken an den hängenden Körben und den Buntglasfenstern. Emily fand, dass der Ort von außen wunderschön aussah, er verströmte einen alten und klassischen Charme. Umgeben wurde er von Apfelbäumen, die sich auf den Hochzeitsfotos wunderbar machen würden.

An der Tür wurden sie von einer elegant gekleideten jungen Frau namens Laura empfangen, die sie nach drinnen führte.

Emily schnappte nach Luft, als sie die Pracht im Inneren sah. Jetzt konnte sie sich alles ganz klar vorstellen: die Zeremonie, die Gäste, das Tanzen. Zum ersten Mal hatte sie ein Bild von ihrer Hochzeit mit Daniel vor Augen, von ihrem wunderschönen Kleid und wie es wohl wäre, den Gang hinunter zu laufen, während ihre geliebten Menschen zusahen. Ihr stockte der Atem.

„Möchten Sie sich setzen?“, fragte Laura, wobei sie auf das Buffet deutete, das schon aufgebaut war.

Bis auf Chantelle setzten sich alle. Diese ging jedoch im Saal auf und ab und begutachtete seine Größe und Einrichtung – angefangen von den Teppichen bis zu den Kunstwerken.

„Beachten Sie sie gar nicht“, sagte Emily mit einem Grinsen zu Laura. „Sie ist unsere Gutachterin.“

Emily und Daniel kosteten die erste Zusammenstellung an Vorspeisen, die in kleinen Häppchen serviert wurde. Unwillkürlich fühlte sich Emily in dieser Situation etwas unwohl. Sie wusste nicht, ob es an Daniels Nervosität oder an ihrer eigenen lag, doch es fühlte sich seltsam an, neben ihm in solch einem formellen Umfeld zu sitzen und immer wieder unterschiedliche Gerichte zu kosten. Es fühlte sich so an, als würden sie hier nicht hergehören, als wären sie am falschen Ort. Während sie sich durch die verschiedenen Essensproben kosteten, konnte sie kaum seinen Blick erwidern.

Glücklicherweise löste Chantelle mit ihrem Verhalten einen Teil der Spannung. Sie war in Höchstform, lief in dem Raum hin und her, als ob es ihr Zuhause wäre, und gab lautstark bekannt, welche Speisen sie mochte und welche nicht.

„Ich denke, ihr solltet das hier als Vorspeise servieren“, sagte sie entschlossen, während sie auf Tomate-Mozzarella-Happen deutete. „Zum Hauptgang dann Fisch und als Nachspeise…“ Sie tippte sich auf das Kinn. An dieser Stelle musste sie wohl noch ein wenig nachdenken. „Käsekuchen.“

Alle lachten.

„Aber du hast die drei teuersten Gerichte auf der Karte ausgewählt!“, wandte Emily kichernd ein.

Dies schien Laura als Aufforderung aufzufassen, sich jetzt dem finanziellen Bereich zuzuwenden. „Wie hoch ist denn Ihr Budget für das Essen?“, fragte sie.

„Wir haben noch nicht einmal das Budget für das die ganze Hochzeit festgelegt“, scherzte Daniel, doch Emily fand die ganze Sache nicht witzig. Das ging ihr alles ein bisschen zu nah. Warum hatten sie das eigentlich noch nicht getan? Warum hatten sie noch gar nichts festgelegt? Wenn sie darüber nachdachte, dann stellte sie fest, dass sie sich nach dem Ausmachen des Termins nicht mehr zusammengesetzt und über die Hochzeit gesprochen hatten.

„Nun ja, das ist in Ordnung für den Moment“, erwiderte Laura, die ihnen ein professionelles, leeres Lächeln schenkte. „Es braucht Zeit, all diese Dinge durchzusprechen. Ich schätze, Sie wissen dann auch nicht, wie viele Gäste ungefähr kommen werden? Hier können wir bis zu zweihundert Menschen unterbringen.“

„Oh, äh…“ Emily kratzte sich im Nacken. Wenn sie nicht einmal wussten, ob ihre eigenen Mütter kamen, woher sollten sie dann bitte wissen, wie es um die anderen Gäste stand! „Wir sind gerade dabei, die Liste fertig zu stellen.“

„Kein Problem“, antwortete Laura, deren Blick zu ihrem Ringbuch huschte, auf dem glänzende Fotos von Speisen, Blumen und Dekorationen sowie eine Preisliste und Anpassungsvorschläge standen.

Auf ihrem Gesicht lag immer noch das roboterhafte, professionelle Lächeln, doch Emily konnte in ihren Augen eine wachsende Verzweiflung lesen. Sie musste sich wohl fragen, wie sie ihnen beim Organisieren helfen konnte, wenn noch nicht einmal die grundlegenden Dinge feststanden.

„Wir schlagen üblicherweise vor, den Haupttisch dort drüben zu platzieren“, erklärte Laura mit einer Geste in den hinteren Teil des Raumes in der Nähe der Bühne. „Dort sitzt normalerweise die zentrale Hochzeitsgesellschaft, das heißt, die Brautjungfern, Trauzeugen und die Familie. Sie haben die Wahl zwischen einem kleinen Tisch für sechs oder einem großen Tisch für bis zu sechzehn Leute. Können Sie mir eine grobe Anzahl an Gästen nennen?“

Emily spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog. Das was ein Desaster. Und Daniel schien sogar noch nervöser zu sein als sie. Um ehrlich zu sein sah man ihm direkt an, wie unwohl er sich fühlte.

„Das ist etwas kompliziert“, erklärte Emily. „Mit unseren Familien. Vielleicht sollten wir zu einem anderen Thema wechseln und später darauf zurückkommen.“

Sie konnte die Spannung kaum noch aushalten. Laura machte ebenfalls einen nervösen Eindruck, denn so langsam wurde ihr klar, dass dies kein normales Beratungsgespräch war.

„Ja, natürlich.“ Schnell blätterte sie mehrere Seiten in ihrem Heft weiter. „Also, hier drüben sind die großen Doppeltüren. Bei gutem Wetter können sie geöffnet werden. Bevorzugen Sie ehr eine Hochzeit im Frühjahr oder Sommer oder ist Ihnen Herbst beziehungsweise Winter lieber? Für nächsten Frühling und Sommer sind wir schon komplett ausgebucht, Sie müssten also warten, aber wir haben noch Termine im Herbst und Winter frei.“

Emily achtete auf Daniels Reaktion darauf, dass ihre Hochzeit sogar schon nächsten September stattfinden konnte. Sein Gesicht verlor alle Farbe, was wiederum Emily noch nervöser machte.

Chantelle schien die Spannung zu bemerken, denn ihr verzücktes Grinsen wich so langsam von ihrem Gesicht. Sie sah zwischen Emily und Daniel hin und her, wobei ihre Begeisterung mit jeder verstreichenden Sekunde nachließ.

„Vielleicht sollten wir erst einmal nur Ihre Karte mitnehmen“, sagte Emily zu Laura, „und einen neuen Termin ausmachen, wenn mehr Details geklärt sind.“ Dann stand sie abrupt auf.

„Oh, oh, okay“, erwiderte Laura bestürzt. In ihrer Eile, aufzustehen und Emilys Hand zu schütteln, ließ sie ihr Ringbuch fallen.

Emily schüttelte ihre Hand nur kurz, bevor sie aus dem Gebäude stürzte. Hinter ihr folgten Daniel und Chantelle ihrem Beispiel und gaben der Planerin nur kurz ihre Hand. Als Emily durch die Türen nach draußen stürmte und die Stufen hinabsprang, hörte sie, wie Daniel Laura erklärte, dass er mit ihr in Kontakt bleiben würde.

Draußen in der Kälte musste Emily ihre Tränen zurückhalten. Sie war erschüttert. Und zwar nicht nur von ihren fehlenden Plänen oder von Daniels Schweigen in den vergangenen Tagen, sondern auch von seiner Mikro-Mimik und dem, was sie daraus geschlossen hatte. Wollte Daniel sie wirklich heiraten oder war sein Antrag nichts weiter als ein impulsiver Moment, in den er sich hatte verwickeln lassen? Hatte er schon kalte Füße bei dem Gedanken, einen Termin in nicht allzu ferner Zukunft auszuwählen? Was, wenn er die feige Nummer spielte, und ihre Hochzeit jahrelang hinausschob und die Verlobung so lange wie möglich verlängerte, genau, wie Jayne es ihr gesagt hatte?

„Emily“, versuchte Daniel zu ihr durchzudringen, als er und Chantelle zu ihr traten.

Sie spürte, wie er mit seinen Fingern über ihre Hand strich, doch sie zog sich von ihm zurück, denn sie wollte nicht, dass er sie jetzt berührte.

Daniel versuchte es nicht wieder. Sie hörte ihn seufzen. Dann stiegen alle still in den Pickup-Truck.

Die Stimmung auf der Heimfahrt hätte sich nicht mehr von der auf der Hinfahrt unterscheiden können. Es schien fast so, als ob die Luft mit Unbehagen durchdrungen wäre. Plötzlich wirkte Chantelles putziges Outfit wie eine Fassade, so als ob Emily und Daniel es ihr nur angezogen hätten, um Laura den Eindruck einer glücklichen, unkomplizierten Familie zu vermitteln, obwohl die Wirklichkeit ganz anders aussah. Ihre Vergangenheiten – ihre eigene, die von Daniel und sogar die von Chantelle – verkomplizierten alles. Und das schlimmste war, dass ihre Vergangenheiten ihre Wesen, Persönlichkeiten und Fähigkeiten mit Druck und Stress umzugehen und sich in andere hineinzuversetzen verkomplizierte.

Zum gefühlt hundertsten Mal seit seinem Antrag fragte sich Emily, was wohl in Daniels Kopf vorging.

KAPITEL SECHS

Als Emily Daniel erzählt hatte, dass sie Chantelle adoptieren wollte, hatten sie ihren Freund Richard Goldsmith, ein Sorgerechtsanwalt aus der Stadt, kontaktiert. Anschließend hatten sie sich in der Pension bei Kaffee und Kuchen mit ihm ganz informell unterhalten. Doch diesmal fand das Treffen in seinem Büro in der Stadt statt. Diesmal fühlte es sich ernst und sehr real an.

Emily strich sich ihren Rock nervös glatt, als sie und Daniel das vornehme Büro betraten, das mit seinem roten Backstein, an dem Efeu nach oben kletterte, so aussah, als käme es direkt aus einem Buch. Unwillkürlich stieg in Emily eine gewisse Furcht hoch. Was, wenn Richard schlechte Neuigkeiten hatte? Was, wenn sie niemals Chantelles echte, legale Mutter sein würde, obwohl es sich das kleine Mädchen genauso sehr wünschte wie Emily selbst?

Die Rezeptionistin, eine junge Frau mit feurig rotem Haar, hieß sie mit einem süßen, aufmunternden Lächeln willkommen.

„Mr. Goldsmith wird sofort bei Ihnen sein“, sagte sie, ohne, dass sie sich hätten vorstellen müssen. „Er ist gerade noch bei einem anderen Klienten.“

Emily rutschte nervös umher und kaute auf ihrer Lippe. Klient. Es fühlte sich seltsam an, sich selbst solch einen Namen zu geben. Doch das war sie nun einmal und das war es, was sie sein musste, um ihr Ziel zu erreichen. Das Sorgerecht für Chantelle zu erwirken bestand nicht mehr aus einer freundlichen Unterhaltung auf ihrer Veranda bei einer Tasse Kaffee. Nun würden Anwälte und Gerichte, Richter und offizielle Papiere dazugehören. Das war die Wirklichkeit und sie musste sich daran gewöhnen.

Emily riss sich zusammen. Sie konnte das schaffen. Sie musste es schaffen, denn sie liebte Chantelle viel zu sehr, als dass sie sie verlieren und unter dem Druck nachgeben könnte. Doch es gab auch noch einen anderen Teil in Emily, der immer noch mit dem katastrophalen Besuch des Hochzeitsortes und dem offensichtlichen Unwohlsein von Daniel zu kämpfen hatte, als es darum ging, sich für eine Jahreszeit zu entscheiden, in der ihre Hochzeit stattfinden sollte. Wenn er seine Meinung über diese Sache hier änderte, dann musste er den Mut haben und es ihr sagen, bevor die Dinge ernst wurden, Verträge unterschrieben waren und ihr Herz komplett investiert war. Die Worte ihrer Familie und Freunde, dass Daniel sie nur benutzte, weil er wollte, dass sie Chantelle für ihn großzog, und dass Emily es ihm zu einfach machte, hallten immer noch in ihrem Kopf wider. Sie hatte ihn auf dem Grundstück leben zu lassen, ohne Miete zu verlangen. Sie hatte sein Kind ohne Fragen bei sich aufgenommen und ihm so schnell für diese langen sechs Wochen vergeben, in denen er sein Kind über sie gestellt hatte. Doch was die anderen nicht akzeptieren oder verstehen konnten, war die Tatsache, dass all diese Dinge ihre Liebe zu ihm noch verstärkt hatten: sein Einfallsreichtum und seine Beharrlichkeit in den Jahren, die er in dem Kutscherhaus gelebt hatte; die Fürsorge und Pflege, die er dem Grundstück in den Jahrzehnten entgegen gebracht hatte, in denen es leer gestanden war; dass er das Grundstück am Leben gehalten hatte, falls Roy Mitchell wiederkam; die Tatsache, dass er sich für Chantelle ohne zu fragen einsetzte…mit alldem zeigte er, dass er ein echter Mann war, jemand, der nicht vor seiner Verantwortung zurückschreckte, und der das Wohl seines Kindes über sein eigenes stellte.

Plötzlich schwang die Tür zu Richards Büro auf, was Emily aus den Gedanken riss, die sie so sehr eingenommen hatten. Richard stand im Türrahmen, während eine zierliche, blonde Frau in ein Taschentuch schniefte. Sie erinnerte Emily sofort an Sheila und auf einmal brachen Schuldgefühle über sie herein.

Emily konnte Richards geflüsterte Worte nicht verstehen, doch sie vernahm seinen beruhigenden Ton. Dann verabschiedete er sich von der Frau, die sich an ihnen vorbeischob und hastig zur Tür hinaus verschwand.

Sobald sie davongegangen war, wandte sich Richard an Emily und Daniel. „Bitte, kommt herein.“

„Geht es ihr gut?“, fragte Emily, während sie ihm in sein Büro folgten.

Sie sorgte sich um die Frau, die er gerade hinausbegleitet hatte, aber gleichzeitig hatten ihre Tränen auch Emilys Neugier geweckt. Vielleicht stand sie kurz davor, einen ähnlichen Rechtsstreit zu beginnen wie sie und Daniel, oder vielleicht gehörte sie zur Gegenseite und ihr wurde gerade das Sorgerecht entzogen. War das fair? Hatte sie etwas getan, wie beispielsweise Drogen genommen oder ihr Kind vernachlässigt, um so etwas zu verdienen? Gab es überhaupt jemanden, der so etwas verdiente?

Doch dann kam ihr Chantelle wieder in den Sinn. Nein, es war nicht fair. Aber hier ging es nicht darum, ob etwas fair war, sondern darum, ob es richtig war.

„Ich kann leider nicht darüber sprechen“, antwortete Richard, womit er Emilys wilden Gedankengängen ein Ende setzte. Dann ließ er sich auf seinem großen Ledersessel nieder und rückte die Hosenbeine seines eleganten, grauen Anzugs zurecht. „Ich habe all meinen Klienten gegenüber die gleiche Verschwiegenheitspflicht. Ich hoffe, du verstehst das.“

Das seltsame, unwohle Gefühl, das Emily zuvor verspürt hatte, kehrte bei dem Wort abrupt zurück. Klient. Es erinnerte sie daran, wie erst diese Angelegenheit doch war. Sie bezahlten für dieses Treffen, für Richards Wissen und seine Zeit. Auf einmal war alles so formell geworden. Emily fragte sich, ob sie wohl besser einen Anzug hätte anziehen sollen.

Daniel schien sich neben ihr genauso unwohl zu fühlen. Das erkannte sie an der Art, wie er andauernd mit den Knöpfen seines Hemdes spielte. Sie beide befanden sich in Richards elegantem Büro weit außerhalb ihrer Komfortzone.

Richard setzte seine Brille ab und sah von ihrer Akte auf. „Also, es gibt hier zwei Optionen, über die wir sprechen müssen. Es liegt eigentlich nur an der Wortwahl, aber genau diese führt zu entscheidenden Unterschieden der beiden Kurse, die wir einschlagen können.“

„Und die wären…?“, fragte Emily nach.

„Vormundschaft oder Adoption“, erklärte Richard. „Die Vormundschaft würde im Grunde eine rechtliche Beziehung zwischen Chantelle und Emily etablieren, aber Sheilas rechtliche Beziehung zu ihrem Kind nicht beenden. Auf der anderen Seite würden Sheilas Rechte und Pflichten Chantelle gegenüber durch eine Adoption ungültig und Emily stattdessen als ihre Mutter angesehen werden. In anderen Worten wäre sie ein Ersatz für Sheila auf allen rechtlichen Ebenen. Eine Adoption dient dazu, ein dauerhaftes und stabiles Zuhause zu schaffen, deshalb müssten wir Sheila dazu bringen, ihre Rechte über Chantelle aufzugeben und zu verstehen, dass diese Entscheidung unumkehrbar ist.“

Emily nickte und ließ seine Worte auf sich wirken. Sie dachte an Chantelle, die ihr in ihrem Zimmer das Versprechen abnehmen wollte, dass Sheila nie wieder zurückkommt.

„Chantelle will keine Beziehung zu ihrer Mutter“, erklärte Emily.

„Aber eine Vormundschaft wäre viel einfacher zu bekommen“, widersprach Richard, während er seine Hände auf dem Schreibtisch faltete. „Wenn Sheila nicht dazu bereit ist, ihre Rechte Chantelle gegenüber aufzugeben, was euren Erzählungen nach wahrscheinlich ist, dann müssen wir beweisen, dass es Chantelle bei euch nicht nur bessergeht, sondern, dass Sheila nicht in der Lage ist, sich um sie zu kümmern, und dass jeder Kontakt mit der Mutter dem Kind schaden würde.“

„Sie hat mir immer wieder gesagt, dass sie mich als ihre wirkliche Mutter möchte“, sagte Emily. „Dass sie Sheila nie wieder sehen will.“

Daniel schien die ganze Sache unwohl zu sein. „Ich denke nicht, dass es richtig wäre, Sheila komplett abzuschneiden.“

Richard hörte ihnen stumm zu. „Es geht nicht um Besuchsrechte oder ähnliches. Wenn du Chantelles rechtliche Mutter wirst, dann liegt die Entscheidung, ob sie Sheila jemals wiedersieht, bei dir. Außer, ihr wollt eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirken. Es geht hier nur um die Rechtmäßigkeit, darum, wer die Entscheidungen über ihr Wohlergehen trifft.“

Das fühlte sich zu klinisch an. Wie konnten das Leben und das Wohl eines Kindes als bloße Rechtmäßigkeit gelten? Sie redeten gerade über ihr Herz. Sie konnte ihre Emotionen nicht trennen. Das war schlichtweg unmöglich.

Emily berührte Daniels Hand sanft.

„Es muss eine vollständige Adoption sein“, erklärte sie. „Ansonsten könnte Sheila sie uns irgendwann wegnehmen. Chantelle wacht bei der Vorstellung daran nachts weinend auf. Sie hat mich immer wieder gebeten, sie vor Sheila zu beschützen. Sie hat mich gefragt, ob ich ihre Mutter sein kann. Ich weiß, dass sie gerade einmal sieben Jahre alt ist, aber das Mädchen ist alt genug, um selber zu denken.“

Daniel gab mit einem einzigen, traurigen Nicken nach. Er tat Emily leid, doch gleichzeitig war sie sich sicher, dass dies die richtige Entscheidung für Chantelle sein würde.

„Wir möchten eine Adoption“, bestätigte Daniel.

Richard nickte. „In jedem Staat gibt es ein anderes Vorgehen“, erklärte er. „Aber hier in Maine müssen wir gegen Sheila einen Antrag auf Verzicht stellen. Das Gericht wird ihr die Unterlagen zuschicken, dann hat sie ein Recht auf Beratung. Es wird eine Art Vermittlungstreffen vor dem Familienrichter geben mit dem Ziel, zu einer friedlichen Lösung zu kommen. Schließlich wird ein Gerichtstermin anberaumt, an dem der Richter seine Entscheidung treffen wird. Natürlich wird alles viel einfacher verlaufen, wenn Sheila ihre Einwilligung gibt. Wenn sie Einspruch einreicht, dauert alles länger und es wird eine Abrisshörung, ein Anhörungsverfahren, eine gerichtliche Prüfung und schließlich eine finale Anhörung geben.“

„Wie viel wird das Kosten?“, wollte Daniel wissen.

„Schon etwas“, meinte Richard. „Aber nicht so viel, wie du vielleicht denkst. Wir reden hier von etwa zweihundert Dollar pro Treffen, also insgesamt weniger als eintausend Dollar.“

Eintausend Dollar. Das würde reichen, um Chantelle zu ihrer Tochter zu machen. Eintausend Dollar plus Wochen und Monate nervlicher Belastung.

„Daniel“, sagte Richard dann mit ernster Stimme. „Ich muss dich darauf hinweisen, dass sich deine frühere Verurteilung nicht gerade positiv auf den Fall auswirken wird.“

„Frühere Verurteilung?“, stammelte Emily.

„Ich habe dir davon erzählt“, flüsterte Daniel, dem die Sache peinlich zu sein schien. „Als ich Sheila verteidigt habe. Vor ihrem Exmann. Erinnerst du dich nicht mehr?“

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
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ISBN:
9781640293410
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