Kitabı oku: «Frieden - eine verlorene Kunst?», sayfa 5

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Verzicht auf Rache: Der Friede von Dardanos (85 v. Chr.)

Die innenpolitische Lage zwingt den römischen Heerführer Sulla, dem pontischen König Mithridates einen maßvollen Frieden zu gewähren; erst Jahrzehnte später gelingt die endgültige Niederwerfung des verhassten Feindes.

In den Wirren nach dem Tod Alexanders d. Gr. war im nordöstlichen Kleinasien das Königreich Pontos entstanden; den Höhepunkt seiner militärischen Macht und historischen Bedeutung erlebte es unter Mithridates VI. Eupator (112 – 66, geb. um 132 v. Chr.), einem der ausdauerndsten und zähesten Gegner der römischen Expansionspolitik. Nach innerdynastischen Auseinandersetzungen zur Herrschaft gelangt, gewann er durch Erbschaft auch das Bosporanische Reich (auf der Krim), später eroberte er außerdem Kolchis und Kleinarmenien (am oberen Euphrat). Im Bund mit dem König von Bithynien besetzte er Paphlagonien; dann aber zerbrach die Allianz, da sich der Verbündete durch Heirat die Herrschaft über Kappadokien sicherte. Gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Tigranes von Armenien entriss ihm Mithridates dieses Gebiet; eine Intervention des später so mächtigen L. Cornelius Sulla, der damals als Propraetor Kilikien verwaltete, blieb trotz anfänglicher Erfolge ohne dauerhafte Wirkung (92 v. Chr.). Das nächste Opfer des pontischen Königs wurde Bithynien, wo Mithridates einen eigenen Prätendenten einsetzte; der vertriebene Herrscher bat in Rom um Hilfe, ebenso der rechtmäßige König von Kappadokien.

Als der Senat ihre Wiedereinsetzung verfügte (89 v. Chr.), führte der Konsular Manius Aquilius als Leiter einer römischen Delegation die Weisung aus, ohne auf Widerstand zu stoßen. Mit diesem Erfolg noch nicht zufrieden, veranlasste er den bithynischen Herrscher zum Angriff auf den pontischen König. Daraufhin eröffnete dieser den 1. Mithridatischen Krieg (88 – 85 v. Chr.); als „Zweiter Alexander“ und „Neuer Dionysos“ gefeiert, überrannte er mit einer gewaltigen Armee nahezu ganz Kleinasien einschließlich der Provinz Asia.14 Willig vernahm man dort seine Parole, er wolle die Unterworfenen von der Fremdherrschaft befreien, weithin wurde der König mit Jubel begrüßt; denn in den langen Jahren der systematischen Ausplünderung durch die römischen Statthalter und Steuerpächter hatten sich Hass und Erbitterung angestaut. Nur allzu bereitwillig befolgten die Bewohner Kleinasiens daher den Blutbefehl, den Mithridates im Taumel seiner Siege zu Ephesos erließ: Alle Italiker im Machtbereich des pontischen Herrschers sollten getötet, den Ermordeten zudem die Bestattung verweigert werden; angeblich fielen 80.000 Menschen der „Vesper von Ephesos“ zum Opfer. Danach errang der König die Seeherrschaft über die Ägäis und setzte nach Hellas über, auch dort von vielen Städten begeistert empfangen.

Im folgenden Jahr landete auch Sulla in Griechenland (87 v. Chr.), der zuvor durch einen Marsch auf Rom den ersten Bürgerkrieg der römischen Geschichte eröffnet und seinen Rivalen C. Marius aus der Stadt vertrieben hatte (inzwischen waren die popularen Gegner Sullas wieder zurückgekehrt und hatten erneut die Macht übernommen). Nach langer Belagerung zwang der römische Feldherr das abgefallene Athen zur Übergabe und schlug das Heer des pontischen Königs bei Chaironeia und Orchomenos (86 v. Chr.). Gleichzeitig errangen die Truppen seiner innerrömischen Gegner (die ebenfalls in die Kämpfe eingegriffen hatten) weitere Erfolge; die mögliche Gefangennahme des Mithridates scheiterte jedoch, da sich Sullas Quaestor Lucullus weigerte, mit den innenpolitischen Rivalen gegen den Feind des römischen Volkes zusammenzuwirken (ganz modern, wurde hier das Parteiinteresse über das Gesamtwohl gestellt!).

Frieden mit Mithridates – Massenmord bleibt ungesühnt

Im folgenden Winter fanden bereits Friedensgespräche statt, auf pontischer Seite durch den griechischen Feldherrn Archelaos, der auch beim Gegner hohes Ansehen genoss (daher fand er später in Rom Zuflucht, als er am Hof des Königs wegen seiner Verhandlungsführung des Verrats beschuldigt wurde). Schließlich kam es zu Dardanos (in der Troas) – auf einer Ebene zwischen beiden Heeren – bei einer persönlichen Begegnung Sullas mit dem feindlichen Herrscher zum Friedensschluss (85 v. Chr.). Mithridates musste alle Eroberungen aufgeben (also auch Bithynien, Galatien und Kappadokien); der Krieg endete demnach mit dem Status quo ante. Der König gab alle Gefangenen frei und lieferte die Überläufer aus, übergab den Römern seine Kriegsflotte und leistete eine Reparationszahlung von 2.000 Talenten; außerdem übernahm er Sold und Verpflegung für Sullas Truppen.

Die milden Friedensbedingungen mussten verwundern, zumal angesichts der ungezählten Opfer des Blutbefehls von Ephesos. Aber der römische Heerführer wollte so schnell wie möglich nach Italien zurückkehren, wo sich die Macht seiner popularen Gegner immer mehr konsolidierte; der Kampf gegen die innenpolitischen Rivalen war wichtiger geworden als die Rache für das vergossene Römerblut. Dass der Schuldige straflos blieb, erbitterte auch die siegreichen Soldaten; vielleicht deswegen wurde der Vertrag nicht schriftlich festgehalten. Nachdem er zahlreiche Maßnahmen des Königs (u. a. die Befreiung der Sklaven sowie einen allgemeinen Schuldenerlass) aufgehoben und die wieder gewonnene Provinz Asia reorganisiert hatte, schiffte sich Sulla nach Italien ein, um dort die Macht zurück zu gewinnen und seine restaurative Ordnung zu begründen.

Bereits zwei Jahre nach dem Friedensschluss griff der römische Statthalter L. Licinius Murena den pontischen König an, wurde aber zurückgeschlagen (2. Mithridatischer Krieg, 83 – 81 v. Chr.); auf Sullas Geheiß wurde der Vertrag von Dardanos bestätigt. Über diesen Rechtsbruch erbittert, rüstete Mithridates erneut und verbündete sich mit den kilikischen Seeräubern sowie dem römischen Heerführer Q. Sertorius, einem Anhänger des Marius, der sich in Spanien eine eigene Machtstellung aufgebaut hatte. Als sich die politischen Kräfteverhältnisse in Kleinasien entscheidend verschoben – der letzte bithynische Herrscher hatte sein Reich testamentarisch dem römischen Volk vermacht – eröffnete der König den 3. Mithridatischen Krieg (74 – 63 v. Chr.). Doch nun traf er auf feindliche Feldherren, die nicht von innenpolitischen Auseinandersetzungen gehemmt wurden; durch die glänzenden Feldzüge des Lucullus und Cn. Pompeius aus Kleinasien vertrieben, setzte er schließlich selbst seinem Leben ein Ende. Pontos wurde zunächst zu einem römischen Vasallenstaat, unter Nero zur Provinz; das Bosporanische Reich auf der Krim erlebte als Klientelkönigreich des Imperiums eine Jahrhunderte lange wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.

Das göttliche Kind: Der Vertrag von Brundisium (40 v. Chr.)

Die Versöhnung zwischen Octavian und M. Antonius ist nur eine Atempause im Kampf um die Nachfolge Caesars. Wenige Jahre später fällt bei Actium die endgültige Entscheidung zwischen den Rivalen.

Wie Caesar weit blickend vorhergesagt hatte, brachte sein Tod neue, noch blutigere Bürgerkriege über den römischen Staat. Während die entscheidende Auseinandersetzung mit den Mördern des Dictators noch bevorstand, kämpften dessen wichtigster Gefolgsmann M. Antonius und Octavian, sein testamentarisch adoptierter Großneffe,15 im Mutinensischen Krieg – benannt nach dem Schwerpunkt der Kämpfe, der Stadt Mutina (j. Modena) – um das Erbe des Ermordeten. Die Niederlage des Rivalen und den Schlachtentod beider Konsuln nutzte Octavian zu einem Marsch auf Rom; dort erzwang er seine eigene „Wahl“ in das höchste Staatsamt sowie die Ächtung der Caesarmörder. Dann vollzog er jedoch eine politische Kehrtwendung und verbündete sich im 2. Triumvirat mit seinem früheren Gegner Antonius sowie M. Aemilius Lepidus, Caesars Magister equitum (43 v. Chr.).16 Erbarmungslos gingen die neuen Machthaber in den Proskriptionen gegen ihre politischen Widersacher vor; dann setzten sie zum Entscheidungskampf mit den Caesarmördern nach Griechenland über. In der Doppelschlacht von Philippi endete der Traum von republikanischer Freiheit, Brutus und Cassius starben von eigener Hand (42 v. Chr.).

Danach teilten die Sieger die Provinzen unter sich auf; Antonius – damals zweifellos die dominierende Persönlichkeit des Triumvirates – erhielt Gallien sowie den Osten des Reiches, Octavian Spanien und Gallia Cisalpina (Oberitalien);17 Italien sollte gemeinsam verwaltet werden. Auch die wichtigsten Aufgaben wurden vergeben: Antonius übernahm die Reorganisation des römischen Orients; dies führte ihn in den schicksalhaften politischen und persönlichen Bund mit der ägyptischen Königin Kleopatra, der noch heute die Phantasie der Nachwelt beflügelt.

Octavian fielen weit unangenehmere Pflichten zu: Die Bekämpfung des Sex. Pompeius, der sich eine Machtstellung im westlichen Mittelmeer aufgebaut hatte und dadurch die Getreideversorgung Italiens bedrohte, ferner die Ansiedlung von zahlreichen Veteranen der Bürgerkriege. Zwar mussten nicht – wie früher vermutet – etwa 170.000 Mann, sondern lediglich 50 – 60.000 versorgt werden; ihre Ausstattung mit Bauernstellen führte jedoch zur Vertreibung der angestammten Besitzer (zu ihnen zählte auch der Dichter Vergil), allgemeiner Unzufriedenheit sowie Versorgungsproblemen für die Hauptstadt. Andererseits konnte Octavian durch die zahlreichen neu angesiedelten Parteigänger seine Herrschaft über Italien sichern.


Abb. 3 Brundisium, Endsäule der Via Appia: Ursprünglich bezeichneten zwei Säulen das Ende der wichtigsten römischen Fernstraße; von einem Erdbeben gestürzt (1528), wurde die andere angeblich gegen die berühmte Blutwurst des nahe gelegenen Lecce eingetauscht.

Schon bald zeigten sich weitere Schwierigkeiten; die Veteranen des Antonius fühlten sich bei der Landzuteilung benachteiligt. Geschickt wühlten dessen Gattin Fulvia sowie sein Bruder, der Konsul L. Antonius, unter den Unzufriedenen sowie den Truppen des Triumvirs; erneut kam es zum Bürgerkrieg. Ob M. Antonius in die Pläne seiner Angehörigen eingeweiht war, bleibt bis heute ungeklärt. Obwohl er über bedeutende Streitkräfte verfügte (die jedoch ein energisches Vorgehen vermieden), wurde L. Antonius im umbrischen Perusia (j. Perugia) eingeschlossen und im Februar 40 v. Chr. zur Kapitulation gezwungen (daher bezeichnet man diesen Konflikt als „Bellum Perusinum“). Er durfte mit seinen Soldaten abziehen und wurde sogar als Statthalter nach Spanien entsandt; auch Fulvia konnte unbehelligt zu ihrem Gemahl nach Athen reisen. Umso schwerer traf die Rache des Siegers die bedauernswerte Stadt: Sie wurde geplündert und zerstört; die politischen Gegner Octavians, die sich dorthin gerettet hatten, unter ihnen zahlreiche Senatoren und Ritter, mussten ebenso sterben wie die Mitglieder des Stadtrates – hingeschlachtet am Altar des göttlichen Caesar als Opfer für dessen Manen.

Teilung der Welt – Caesarerben einigen sich

Nun aber landete M. Antonius in Italien und belagerte das strategisch wichtige Brundisium (j. Brindisi) sowie weitere Städte; das Heer Octavians rückte ihm entgegen, es kam zu ersten Gefechten. Da erzwangen die Soldaten der beiden Rivalen – nicht gewillt, gegen die Kameraden von Philippi zu kämpfen – die Aufnahme von Verhandlungen (Oktober 40 v. Chr.). Unter der Vermittlung des Konsuls C. Asinius Pollio (auf Seiten des Antonius) sowie des C. Cilnius Maecenas (dessen Name später zum Begriff für einen großzügigen Förderer des künstlerischen und literarischen Schaffens wurde) für dessen Gegner kam es zur Versöhnung: Antonius erhielt den Osten, Octavian den Westen des Reiches, der unbedeutende Lepidus blieb im Besitz der afrikanischen Provinzen. Beide Machthaber durften in Italien Soldaten anwerben; Octavian übernahm den Krieg gegen Sex. Pompeius, Antonius den Rachefeldzug gegen die Parther, die bei Carrhae das Heer des Crassus vernichtet hatten (53 v. Chr.); die Konsuln der nächsten Jahre wurden einvernehmlich bestimmt. Die Heirat zwischen Antonius (Fulvia war kurz zuvor gestorben) und Octavians schöner Schwester Octavia (die tatsächlich für drei Jahre die blonde Kleopatra verdrängte) sollte der Abmachung Dauer verleihen.

Italien und die Provinzen atmeten auf – dem Reich blieb ein weiterer Bürgerkrieg erspart. In dieser Stimmung verfasste P. Vergilius Maro seine berühmte 4. Ekloge. Sie preist das göttliche Kind, das der gegenwärtigen Not ein Ende setzt und ein neues Goldenes Zeitalter heraufführt. Auch wenn seine Identität nicht zweifelsfrei geklärt werden kann – mussten die Zeitgenossen nicht zwangsläufig an das (erhoffte) Kind des mächtigen Paares denken, das der Welt den Frieden bescheren würde? Die Christen erkannten darin jedoch eine Ankündigung des Erlösers; Vergil galt ihnen als antiker Prophet des Heilsgeschehens und erscheint daher auch auf christlichen Darstellungen, u. a. einem Fresko der Verkündigungskathedrale im Moskauer Kreml.

Das gute Einvernehmen zwischen beiden Machthabern hatte nicht allzu lange Bestand; bereits wenige Jahre später entschied die Seeschlacht bei Actium (31 v. Chr.) über das Schicksal der Welt. Das politische Genie des siegreichen Octavian (Augustus) schuf die Staatsordnung des Prinzipates, in der sich monarchische Macht mit republikanischen Formen verband, und verlieh damit dem Römischen Reich für Jahrhunderte Frieden und innere Stabilität.

Triumph der Propaganda: Der Partherfrieden des Augustus (20 v. Chr.)

Die militärische Pattsituation an der Euphratgrenze zwingt Rom zu einem Kompromissfrieden mit dem östlichen Nachbarn; geschickt wird das Abkommen in der augusteischen Propaganda zum grandiosen Sieg umgedichtet.

Oft haben bildende Künstler und Literaten die kriegerischen Erfolge ihrer Auftraggeber verherrlicht – durch triumphale Bauten ebenso wie in Gemälden und Skulpturen, historischen Berichten und Siegesliedern. Selten wurden dagegen Friedensabkommen in ähnlich hymnischer Form gepriesen; eine signifikante Ausnahme bildet der Vertrag von Nimwegen (1678) – dessen Spuren uns noch heute in der höfischen Kunst von Versailles begegnen – ebenso der Partherfrieden des Augustus.

Um die Mitte des 3. Jhs. v. Chr. hatte das iranische Reitervolk der Parner die seleukidische Satrapie Parthien überrannt und den Namen des eroberten Gebiets angenommen. In den folgenden Jahrzehnten weiteten sie ihre Macht auf Kosten des Diadochenreiches immer mehr aus und drangen bis nach Mesopotamien vor; schließlich nahm Mithridates I. (171 – 138 v. Chr.) den Titel eines Großkönigs an. Zu einem ersten Kontakt mit Rom kam es bei Sullas Intervention gegen Mithridates VI. von Pontos (92 v. Chr.); damals verpflichten sich beide Großmächte zu gegenseitiger Neutralität.

Daher handelte es sich zweifellos um einen schwerwiegenden Bruch des Völkerrechts, als M. Licinius Crassus einen Krieg gegen das Reitervolk begann – getrieben von dem Wunsch, Caesar und Pompeius, seinen Verbündeten im 1. Triumvirat, an militärischem Ruhm gleichzukommen. Das dilettantische Unternehmen des militärisch unbefähigten Multimilliardärs endete jedoch in einer Katastrophe; die römischen Legionen wurden von den gefürchteten Bogenschützen und den schwer gepanzerten Lanzenreitern der Parther bei Carrhae vernichtend geschlagen, er selbst bei Verhandlungen verräterisch ermordet (53 v. Chr.). Nach dem Sieg über seine innerrömischen Gegner hatte Caesar einen Rachefeldzug geplant, zu dem er drei Tage nach den Iden des März 44 v. Chr. aufbrechen wollte. Den erneuten Bürgerkrieg zwischen den Caesarianern und den Anhängern der Republik nutzten die Parther zu einem Vorstoß gegen Syrien und Kleinasien,18 der jedoch nach Anfangserfolgen zurückgeworfen wurde. Ein groß angelegter Straffeldzug des M. Antonius war ebenfalls gescheitert.

Nach dessen Ende fiel seinem siegreichen Rivalen Augustus die Aufgabe zu, die Schmach von Carrhae zu tilgen; in der zeitgenössischen Dichtung finden sich zahlreiche Anspielungen auf einen baldigen Krieg, der Ruhm und Rache, vor allem aber reiche Beute versprach. Tatsächlich neigte der Princeps jedoch nicht zu einem militärischen Abenteuer, dessen Ausgang nach den bisherigen Erfahrungen höchst fraglich war. Stattdessen erstrebte er einen diplomatischen Erfolg, der ihm auch ohne kriegerische Auseinandersetzung erlaubte, das „Gesicht zu wahren“. Daher verlangte er von dem parthischen Großkönig Phraates IV. (38 – 2 v. Chr.) die bei Carrhae verlorenen römischen Feldzeichen zurück, ebenso die Kriegsgefangenen, die man mit orientalischen Frauen verheiratet und als Bauern angesiedelt hatte (23 v. Chr.).

Als diese Forderung nicht erfüllt wurde, verstärkte Augustus den militärischen Druck auf den Gegner; während er selbst die römische Position am Euphrat ausbaute, entsandte er seinen Stiefsohn Tiberius mit einem Heer nach Armenien. Dadurch war Phraates an zwei Fronten bedroht; zudem wurde seine königliche Stellung durch einen Thronprätendenten gefährdet, der unter kaiserlichem Schutz in Syrien lebte; daher lieferte er jetzt die Feldzeichen und Gefangenen aus (20 v. Chr.). Armenien blieb römischer Vasallenstaat, der Euphrat bildete fortan die Grenze zwischen beiden Großmächten. Die näheren Umstände sowie der Schauplatz des Geschehens sind nicht überliefert; umstritten bleibt auch, ob tatsächlich Tiberius selbst die Feldzeichen in Empfang nahm (s. u.). Unklar ist ebenfalls, ob der parthische Herrscher den Vertrag durch Geiseln absichern musste; möglicherweise liegt hier eine Verwechslung mit späteren Ereignissen vor: Zehn Jahre nach dem Friedensschluss übergab Phraates vier seiner Söhne mit ihren Familien den Römern. Diese sollten jedoch nicht für ein völkerrechtliches Abkommen bürgen; vielmehr wollte sie der Großkönig zugunsten eines jüngeren Erben aus der Verbindung mit einer italischen Nebenfrau von der Thronfolge ausschließen.

Frieden am Euphrat – Feldzeichen und Gefangene kehren zurück

Als „Rache für Carrhae“ konnte der Partherfrieden dem römischen Empfinden freilich nicht genügen; daher wurde der Vertrag von der augusteischen Propaganda wie ein grandioser militärischer Sieg gefeiert: Auf dem Forum Romanum errichtete man dem Princeps für diesen „Triumph“ neben dem Tempel seines göttlichen „Vaters“ einen dreifachen Ehrenbogen, den eine vergoldete Quadriga bekrönte. Auch die Panzerstatue von Primaporta verherrlicht die Rückgabe der Feldzeichen: Von Apoll und Artemis sowie Uranus und Tellus, Sol und Aurora als kosmischen Zeugen umgeben, nimmt Tiberius einen Legionsadler entgegen, begleitet von einem Hund als Sinnbild seiner Treue. Die heimgekehrten Standarten wurden zunächst in einem kleinen Heiligtum des Mars Ultor auf dem Kapitol bewahrt, später in den nunmehr vollendeten Tempel des Gottes auf dem Forum des Augustus übertragen. Zahlreiche Münzen feierten das Geschehen mit der Legende SIGNIS RE-CEPTIS; sie zeigen demütig kniende Parther, die römischen Feldzeichen in den Händen. Tatsächlich behandelte man jedoch die angeblich besiegten Gegner als gleichrangige Partner; bei Verhandlungen zwischen C. Caesar, dem Enkel des Augustus, und dem jungen Partherkönig Phraates V. traf man sich mit der gleichen Anzahl von Begleitern auf einer Insel im Euphrat (1 n. Chr.)19; mehrfach wurde in späterer Zeit das Friedensabkommen des Jahres 20 v. Chr. bestätigt. Für über zwei Jahrhunderte blieb das Partherreich das einzige Staatswesen, mit dem Rom auf „Augenhöhe“ verkehrte (lediglich im Verzicht auf eine eigene Goldprägung gestanden die arsakidischen Großkönige dem Imperium einen gewissen Ehrenvorrang zu).


Abb. 4 Denar des Augustus (18 v. Chr.) mit „Sign(is) rece(ptis)“ (nach Rückgabe der Feldzeichen).

Durch eine geschickte Propaganda hatte Augustus die Schmach von Carrhae aus dem allgemeinen Bewusstsein getilgt. Seine außenpolitische Zurückhaltung sollte sich als klug und weit blickend erweisen; ungeachtet einiger späterer Versuche, die Parther zu unterwerfen (so eroberte Trajan kurzfristig Mesopotamien), blieb die Machtkonstellation am Euphrat durch Jahrhunderte weitgehend erhalten – auch nach dem Ende des arsakidischen Staates und der Gründung des Neupersischen Reiches der Sassaniden (227 n. Chr.). Erst die arabische Expansion nach dem Tod Mohammeds sollte sie grundlegend verändern.

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22 aralık 2023
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