Kitabı oku: «Der Weg zur Promotion», sayfa 2
THEMEN- UND BETREUERINNENWAHL
Ist die Entscheidung gefallen, sollten Sie als erstes eine doppelte Überlegung anstellen: Über welches Thema wollen Sie arbeiten? Und: An welcher Universität beziehungsweise bei wem würden Sie am liebsten promovieren? Wenn Ihr Entschluss zu promovieren primär aus dem Interesse an einem bestimmten Forschungsproblem entstanden sein sollte, zum Beispiel wenn sie darüber nachdenken, das Thema Ihrer Masterarbeit zu vertiefen, ist die Themenwahl zunächst einmal keine langwierige Angelegenheit. Und wenn der Plan aus Ihrer Bindung an ein Institut heraus gewachsen ist, dürfte auch die Frage, wo und bei wem sie promovieren wollen, leicht zu beantworten sein. Komplizierter wird die Sache, wenn sie von vornherein eine »externe« Promotion planen, also an einem Institut oder Seminar Ihre Arbeit schreiben möchten, das Sie noch gar nicht kennen.
Die Themen- und Betreuerinnenwahl sollten Sie nicht getrennt voneinander angehen. Da es keine Universalgelehrten mehr gibt, und da redlicherweise nicht einmal die »Koryphäen« eines Faches mehr behaupten können, Expertise zu sämtlichen Facetten ihrer Disziplin zu besitzen, sollten die Untersuchungsgebiete der zukünftigen Betreuerin schon einigermaßen nahe an dem sein, was Sie als Ihr Dissertationsthema anpeilen. Dabei muss es sich nicht um eine hundertprozentige Deckung handeln – schlecht wäre es aber, wenn Ihre zukünftige Betreuerin vom Thema, von der einschlägigen Fachliteratur und von den anzuwendenden Methoden überhaupt keine Ahnung hätte. Sammeln Sie also als erstes eine Namensliste derjenigen Wissenschaftlerinnen, die zu Ihrem Wunschthema affine Literatur publiziert haben. Auf den Personalseiten der Webauftritte der Forschungsinstitute beziehungsweise Fakultäten finden Sie eigentlich immer auch entsprechende Publikationslisten.
Es spielt letztlich keine Rolle, ob Sie die Auswahl Ihres Themas von der Entscheidung, bei Betreuerin X zu promovieren, abhängig machen, oder ob Sie mögliche geeignete Betreuerinnen nach der Entscheidung für ein bestimmtes Thema auswählen: Wichtig ist lediglich, dass Betreuerin und Thema zueinander passen.
Bei der Begutachtung der Liste der grundsätzlich für Sie in Frage kommenden Betreuerinnen gibt es mehrere Kriterien, nach denen Sie eine engere Auswahl treffen können:
•Das Renommee: Bei berühmten Persönlichkeiten zu promovieren kann natürlich förderlich sein für Ihr eigenes Standing innerhalb der Scientific Community. Bedenken Sie jedoch, dass sich berühmte Professorinnen ihre wissenschaftliche Reputation in der Regel nicht aufgrund ihrer herausragenden Lehrfähigkeiten erworben haben, sondern aufgrund ihrer Fähigkeiten, die eigenen Forschungsprojekte zu bewerben, zu finanzieren und in den akademischen Diskursen up to date zu halten. Für besonders gute Betreuungsleistungen hat noch niemand den Nobelpreis bekommen! Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Berühmtheit generiert in der Regel Neid bei den Minderberühmten. Wenn Sie sich entscheiden, bei einem wissenschaftlichen Superstar zu promovieren, müssen sie später eher mit Gegenwind rechnen, als wenn Sie bei einer in der akademischen Welt eher unauffälligen Betreuerin promovieren.
•Die Anzahl der betreuten Promotionen: Professorinnen, die jedes Jahr viele Promotionen betreuen, stehen unter Studentinnen im Ruf, dass es bei ihnen leichter zu promovieren sei als bei jenen Professorinnen, die nur ganz wenige Doktorandinnen haben. Das mag gelegentlich sogar zutreffen, nur sollten Sie sich selbst die Frage stellen, ob »Leichtigkeit« hier das richtige Kriterium ist. Jemand, der 20 und mehr laufende Promotionen betreut beziehungsweise von seinen Mitarbeiterinnen betreuen lässt, wird mit Sicherheit weniger Zeit für jedes einzelne Projekt haben und generell seltener ansprechbar sein als jemand, der nur ein oder zwei laufende Promotionen betreut. Ob Sie sich für eine Betreuerin entscheiden, bei der viele oder nur sehr wenige Promotionsverfahren angängig sind, hängt auch von Ihrer eigenen Persönlichkeit ab und dem, was sie sich wissenschaftlich zutrauen: Gehören Sie selbst zu den eher selbstbewussten Menschen, die sich nicht gerne allzu viel in ihre Projekte hineinreden lassen wollen, dann wählen Sie eine Betreuerin, die ohnehin wenig Zeit für Beratungsgespräche hat. Gehören Sie aber zu den eher anleitungsbedürftigen Menschen, suchen Sie sich eine Betreuerin, die sich dafür viel Zeit nehmen kann.
•Die Vernetztheit: Eine inner- und außeruniversitär gut vernetzte Professorin kann Ihnen viel leichter Zugänge zu Kongressen, Fachtagungen, Publikationsmöglichkeiten verschaffen als eine Professorin, die kaum jemand kennt. Gleichzeitig steigt bei zunehmender Vernetztheit Ihrer Betreuerin natürlich die Gefahr, dass Sie vor lauter Anfragen, am Workshop X, der Fachtagung Y oder dem Publikationsband Z teilzunehmen, gar nicht mehr die Zeit für Ihre eigene Dissertation finden – dass Sie zur Fliege im Netz Ihrer Professorin werden.
•Das Image des Faches beziehungsweise der Fakultät an der in Betracht kommenden Universität: Es ist in Deutschland dank der föderalen Bildungslandschaft glücklicherweise (noch) nicht so, dass sie an einer »Eliteuniversiät« promovieren müssten, um sich einen akademischen Namen zu machen oder um später beruflichen Erfolg zu haben. Trotz der mannigfachen Bemühungen vieler Universitäten, hohe Positionierungen in Rankings zu besetzen und Drittmittel aus den immer wieder neu aufgelegten Elitenförderungsprogrammen einzuwerben, haben wir in Deutschland (bisher) weder so etwas wie die amerikanischen »Big Five« oder das englische Oxford/Cambridge-Duopol noch die französischen Grandes Écoles. Trotzdem gibt es auch in Deutschland Fächer oder Institute, die an der Universität X einen besseren Ruf haben als an der Universität Y. Welche das jeweils sind, kann ich Ihnen hier natürlich nicht verraten. Das müssen Sie selbst herausfinden. Nur soviel: Ein öffentlich publiziertes Universitätsranking ist nicht hilfreich dabei, das wissenschaftliche Ansehen eines Instituts zu ermitteln. Ihr Fach wird möglicherweise an der Eliteuniversität X viel schlechter repräsentiert als an der »Normalouniversität« Y.
•Die Bereitschaft, Ihre Promotion auch dann zu betreuen, wenn Sie sich von vornherein nicht für eine akademische Karriere, sondern für außerakademische Berufsoptionen qualifizieren möchten. Idealerweise sollte Ihre Betreuerin in diesem Fall eine Expertise oder ein Netzwerk besitzen, die die Anschlussfähigkeit Ihrer Promotion in Wirtschaft oder Verwaltung sicherstellen kann. Wenn Sie kumulativ promovieren, sollte Ihre Betreuerin sich mit den Publikationsbedingungen der einschlägigen Journale auskennen, ebenso sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein, falls Sie Ihre Arbeit auf Englisch verfassen wollen (oder müssen).
•Die Attraktivität des Hochschulstandortes: Vorausgesetzt, Sie wollen Ihren Lebensmittelpunkt an den Hochschulstandort verlegen, an dem die von Ihnen favorisierte Betreuerin lehrt, ist die Attraktivität der Stadt in die Überlegungen einzubeziehen. Denn selbst ein ideales Betreuungsverhältnis wird Ihnen mittelfristig kaum darüber hinweghelfen können, wenn Sie sich mit dem Leben in Ihrer Universitätsstadt nicht arrangieren können oder wollen. Ein Beispiel: Eine Promotionsstipendiatin, die aus einem afrikanischen Land kommt, hat mir berichtet, dass Professorin X an der Universität Y für Ihr Fach eigentlich die am besten geeignete Person gewesen sei. Die Stipendiatin hat dann aber die Berichterstattung über regelmäßig stattfindende rassistische Kundgebungen in der entsprechenden Stadt zur Kenntnis nehmen müssen und sich aufgrund dessen nach einer Alternative umgesehen.
•Der politische Wertekanon der Betreuerin beziehungsweise des Instituts. Insbesondere wenn Sie selbst ein politisch engagierter Mensch sind, sollten Sie sich zumindest grob über das politische Mindset der von Ihnen favorisierten Betreuerin informieren. (zum Beispiel durch Artikel in der Tagespresse oder Informationen vom AStA.) Es hat nämlich nur geringe Erfolgsaussichten, wenn Sie selbst etwa betont progressiv-ökologische Ansichten vertreten sollten und gleichzeitig versuchen würden, bei einer bekannten erzkonservativen Professorin zu promovieren. Natürlich sind mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Fächer von dieser Problematik der inkompatiblen politischen Mindsets seltener betroffen als geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer, doch auch hier kann es zu großen Problemen kommen, wenn Sie zu spät merken sollten, dass der von Ihrer Betreuerin oder Ihrer Fakultät vertretene Wertekanon dem Ihrigen diametral entgegengesetzt ist.
Die Frage, wie die Persönlichkeiten, das wissenschaftliche Renommee, der Vernetzungsgrad und die allgemeine Betriebsamkeit der infrage kommenden Betreuerinnen einzuschätzen sind, wird uns übrigens weiter unten (im Abschnitt »Professorinnentypen« ab S. 106) erneut beschäftigen.
KONTAKTAUFNAHME
Sie haben also einige Professorinnen als mögliche Betreuerinnen Ihrer Promotion in die engere Wahl genommen. Der nächste Schritt besteht dann darin, Termine mit den Sekretariaten der infrage kommenden Professorinnen auszumachen. (Telefonisch, nicht per Email. Emails landen gerne mal im Spam!) In den meisten Fällen werden Sie bereits am Telefon Informationen über bestimmte Vorbedingungen erhalten: Etwa, dass man für ein erstes Kontaktgespräch bereits die Einsendung eines Exposés erwarte. Koordinieren Sie die verschiedenen Termine gut – und sagen Sie auf jeden Fall rechtzeitig ab, wenn Sie einen Termin nicht wahrnehmen können! Vermeiden Sie unter allen Umständen, bei den Sekretärinnen Ihrer möglichen späteren Betreuerinnen einen unhöflichen Eindruck zu hinterlassen, denn sie sind die Mittlerinnen zwischen Ihren Interessen und denen Ihrer Betreuerin. (Sie sind unheimlich wichtig!)
Das Vier-Augen-Gespräch mit den möglichen zukünftigen Betreuerinnen ist von entscheidender Bedeutung, denn das allerwichtigste Kriterium für die Betreuerinnenwahl ist die persönliche Eignung der Betreuerin. Die Professorin muss Ihnen sympathisch sein (und idealerweise auch umgekehrt), und das können Sie nur in einem persönlichen Gespräch herausfinden. Gehen Sie nicht das Wagnis ein, bei jemandem zu promovieren, bei dem sie das Gefühl haben, es könnte im Zwischenmenschlichen zu Problemen kommen – mag dieser jemand auch noch so renommiert, vielbeschäftigt und perfekt vernetzt sein. Denn vergessen Sie nicht: Sie begeben sich freiwillig in eine mehrjährige Abhängigkeitsbeziehung zu dieser Person, weshalb nicht nur sachliche (fachliche) Aspekte wichtig sind, damit sie gemeinsam mit Ihrer Betreuerin eine gute Promotion zustande bringen, sondern auch emotionale.
Verhalten Sie sich weder kriecherisch noch überheblich: Bekommen Sie also weder weiche Knie vor dem Namen einer weltberühmten »Koryphäe« noch tun Sie klüger, als Sie sind. Formulieren Sie sachlich Ihre Vorstellung von Ihrem wissenschaftlichen Projekt und seien Sie bereit, an dieser frühen Stelle schon mit inhaltlicher Kritik, mit Erweiterungsvorschlägen oder sogar mit der kompletten Ablehnung Ihres Themas konfrontiert zu werden. Formulieren Sie insbesondere auch Ihre eigenen Erwartungen, die Sie an die Betreuungssituation stellen – denn schließlich hat Ihr Gegenüber auch ein Interesse daran, abschätzen zu können, wie groß der Betreuungsaufwand werden wird.
Im Falle einer inhaltlichen Verständigung über das Promotionsprojekt (und gegenseitiger persönlicher Sympathie) kommt es nach einem solchen Vier-Augen-Gespräch in der Regel schon dazu, dass die Professorin Ihnen zu erkennen gibt, Ihre Promotion betreuen zu wollen. In der Regel wird dazu eine »Betreuungsvereinbarung« abgeschlossen, eine Art Compliance-Kodex, ein fakultätsweit verwendetes Standardformular, das die gegenseitigen »Erwartungen« von Doktorandin und Betreuerin schriftlich fixiert. (Früher begnügte man sich mit der mündlichen Zusage seitens der Betreuerin.) Diese Betreuungsvereinbarung ist (zusammen mit Ihrem Hochschulabschlusszeugnis) die formale Voraussetzung zur »Zulassung zur Promotion«, die Sie bei der entsprechenden Fakultät einreichen müssen. Mit der Zulassung beginnt dann die sogenannte »Qualifikationsphase« Ihrer Promotion. Das heißt, Sie sind ab diesem Zeitpunkt offiziell »Doktorandin« beziehungsweise eine »Promovierende«.
STRUKTURIERTE PROMOTION ODER INDIVIDUALPROMOTION?
Wenn Ihnen solch ein Abhängigkeitsverhältnis zu einer einzelnen Person unheimlich sein sollte: Seit ein paar Jahren gibt es in Deutschland die Möglichkeit, sich für »strukturierte Promotionsprogramme« nach dem Vorbild der PhD-Ausbildung zu bewerben, wie sie an nordamerikanischen und britischen Universitäten üblich ist. Dabei handelt es sich um an verschiedenen Universitäten angesiedelte, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Graduiertenkollegs. Im November 2019 liefen 56 derartige Projekte in geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächern, 77 im Bereich der Biomedizin und Pharmakologie und 87 im MINT-Bereich.
Bevor Sie sich zu früh freuen: Der Einstieg in diese Promotionsprogramme führt immer noch traditionell über eine einzige Betreuerin, die Sie gegebenenfalls für eine strukturierte Promotion vorschlägt. Und: Im Gegensatz zum angelsächsischen PhD ist der Abschluss einer strukturierten Promotion hierzulande nicht mit dem Recht verbunden, an einer Universität zu lehren – genauso wenig wie der traditionelle Doktortitel übrigens.
Aber immerhin: Sie wären als Teilnehmerin an einem solchen Programm nicht einer einzigen Betreuerin (der »Doktormutter« oder dem »Doktorvater«) zugeordnet (und in gewisser Weise ausgeliefert), sondern würden von einem Team an Betreuerinnen und Mentorinnen im Promotionsverlauf gemanagt werden. Sie würden auch enger mit Kolleginnen zusammenarbeiten, weil die einzelnen Forschungsprojekte in einem mehr oder weniger koordinierten Zusammenhang mit dem Forschungsprogramm des gesamten Kollegs stehen, das heißt, Sie hätten weniger Gelegenheit zu akademischem Einzelgängerinnentum, als es bei der klassischen individuellen Promotion der Fall wäre. Allerdings würden Sie auch häufiger zu regelmäßigen Erfolgskontrollen herangezogen werden – was für den Fortschritt eines Promotionsprojekts förderlich sein kann, Ihnen persönlich aber in geringerem Maße das Gefühl von »akademischer Freiheit« vermitteln dürfte als bei einer klassischen Promotion. Wenn Sie also ein eher geselliger Typ sind, ein Thema haben, das zum Forschungsdesign eines Graduiertenkollegs passt, oder wenn Ihre Fragestellung zu einer interdisziplinären Bearbeitung drängt, dürfte die Bewerbung an einem Graduiertenkolleg eine Überlegung wert sein. Für Naturwissenschaftlerinnen besonders, denn für sie bieten sich darüber hinaus die Promotionsprogramme der außeruniversitären Forschungseinrichtungen an, wie die der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft. Für ausländische Studierende sind die internationalen Promotionsprogramme interessant, die auf den Seiten des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) präsentiert werden.
Doch wie immer Sie sich auch entscheiden, ob für eine klassische Promotion oder für eine strukturierte Promotion in einem Graduiertenkolleg: Sehr früh, nämlich am besten, schon bevor es zu einem ersten persönlich Treffen mit einer zukünftigen Betreuerin kommt, sollten Sie sich die Zeit nehmen für die sorgfältige Erstellung eines Exposés.
EIN EXPOSÉ SCHREIBEN
Funktional ist das Exposé gleichzeitig ein Programmplan Ihres Promotionsprojektes (zu Ihrem eigenen Gebrauch) und ein Bewerbungsschreiben (für gleich mehrere Gelegenheiten). Sie empfehlen sich dadurch Ihrer zukünftigen Betreuerin, es bildet die Grundlage für die Bewerbung auf eine wissenschaftliche Stelle und es ist ebenso die Voraussetzung dafür, ein Stipendium zu erlangen, wenn sie sich um ein solches bewerben wollen.
Inhaltlich sollte das Exposé eine Einführung in Ihr Promotionsthema beinhalten, eine vorläufige Gliederung Ihrer Dissertationsschrift und schließlich einen mit den einzelnen geplanten Arbeitsschritten verknüpften Zeitplan. Es ist die schriftliche geistige Vorwegnahme des gesamten zukünftigen Forschungsprozesses (inklusive des Abfassens der Dissertation) auf wenigen Seiten Papier. Das Paradoxe an einem Exposé ist: Sie müssen so tun, als wüssten Sie schon alles, als hätten Sie alles durchgeplant. Und Ihre zukünftige Betreuerin muss so tun, als würde sie Ihnen das glauben. Das gehört zu den Spielregeln.
Dass diese Darstellung ihres Promotionsplans in den meisten Fällen nur sehr wenig mit dem tatsächlichen Verlauf Ihrer Promotion zu tun haben wird, dass sich Ihr erstes Gliederungskonzept für die Dissertation von Ihrer endgültigen Gestalt bis zur Unkenntlichkeit unterscheiden wird, dass Zeitpläne in der Realität so gut wie nie eingehalten werden: Darauf kommt es gar nicht an.
Was potenzielle Leserinnen aus Ihrem Exposé herauslesen können wollen, ist: dass Sie eine wissenschaftlich sinnvolle Fragestellung formulieren können; dass Sie überhaupt planvoll an ein Projekt heranzugehen in der Lage sind; dass das Projekt inhaltlich in einem Bearbeitungszeitraum von drei Jahren realisierbar sein könnte. Dass das Exposé tatsächlich kaum ein realistisches Abbild Ihres zukünftigen Promotionsprojektes ist, sondern eher werblichen Charakter hat, liegt an seiner Funktion: Mit dem Exposé werben Sie für Ihr Projekt. Es kommt in der Hauptsache darauf an, dass Sie sich gut darin »verkaufen«.
Bei den einzelnen Punkten, die in Ihrem Exposé Erwähnung finden sollten, können Sie sich an dem orientieren, was Sie schon bei Ihrer Masterarbeit als einführende und strukturierende Elemente des Inhaltsverzeichnisses verwendet haben. Oder Sie recherchieren einfach nach Exposés von ähnlichen Forschungsvorhaben, um sich davon inspirieren zu lassen. Oder Sie fragen Freundinnen, die bereits ein Exposé geschrieben haben. Das Exposé sollte auf jeden Fall Folgendes beinhalten:
•Eine ganz kurze Einführung in die spezifische Problemstellung Ihres Faches, in deren Rahmen Ihr spezielleres Forschungsinteresse einzuordnen ist. Sie müssen nicht erklären, was – um ein Beispiel zu wählen – die Literaturwissenschaft ist; aber dass sich die Literaturwissenschaft (u. a.) mit »Alteritätsartikulationen im frühen 20. Jahrhundert« befasst, wäre durchaus erklärungsbedürftig.
•Eine knappe, möglichst einprägsame Formulierung der von Ihnen angedachten Fragestellung.
•Einen kurzen Hinweis auf die Forschungslage (sie sollten demonstrieren, dass sie schon etwas zu Ihrem Thema gelesen haben), gerne auch mit einem Hinweis auf »Desiderate«.
•Die »Positionierung« Ihrer Fragestellung / Ihres Forschungsansatzes in Bezug auf die vorhandene Forschung.
•Die Nennung einer Theorie, besser mindestens zweier Theorien, die für Ihre Fragestellung einschlägig sind, mitsamt einer Selbstpositionierung des von Ihnen bevorzugten Theorieansatzes.
•Die Nennung der von Ihnen intendierten Methode.
•Überlegungen, wie Sie die Erschließung von Daten angehen wollen: Gibt es Vorfeldexperimente, auf die Sie sich beziehen können? Haben Sie sich Gedanken um den Feldzugang gemacht (wenn Sie zum Beispiel Interviews machen wollen)? Sind alle Literaturquellen zugänglich, und wenn ja: wo?
•Eine vorläufige Gliederung der zu schreibenden Dissertation.
•Ein Zeitplan; hier sind eventuelle Auslandsaufenthalte zu berücksichtigen.
•Eine Literaturliste.
Gehen Sie nicht leichtfertig mit dem Exposé um! Gerade wenn die Finanzierung Ihrer Promotion von einer Stelle an einem Institut oder von einem Stipendium abhängig sein sollte, hängt ja besonders viel von der Überzeugungskraft Ihres Exposés ab. Verschwenden Sie andererseits aber auch nicht zu viel Zeit mit dem Exposé. Denn wenn es auch schon den Charakter einer Dissertation im Kleinen tragen soll: Es ist nur das Programmheft, nicht die Aufführung selbst. (Dieses Thema wird im Kapitel »Die Produktionsphase der Promotion« ab S. 71 noch einmal aufgegriffen und ausführlicher behandelt.)
Sobald Sie wissen, bei wem – und vor allem: an welcher Fakultät – Sie promoviert werden wollen, sollten Sie sich die aktuelle Promotionsordnung dieser Fakultät beschaffen. Sie ist Ihr formaler Leitfaden für die organisatorische Koordination der nächsten Schritte, die Sie absolvieren müssen, damit Ihr Promotionsprojekt offiziell wird. Studieren Sie vor allem die Abschnitte über die formalen Voraussetzungen zur Beantragung des Promotionsverfahrens und eventuelle Zeitfristen, die beachtet werden müssen. Manche Fakultäten verlangen noch weitere Studienleistungen über den Masterabschluss hinaus, sodass sie neben der Arbeit an Ihrer Dissertation noch Seminare absolvieren müssen. Sollten Sie zum Beispiel kein Latinum besitzen und in einem Studiengang promovieren wollen, der dies laut Promotionsordnung voraussetzt, ist es jetzt höchste Zeit, das nachzuholen. Dies sollte alles in Ihren Zeit- und Organisationsplan einfließen. Wie wichtig die Promotionsordnung ist, soll die folgende Erzählung verdeutlichen. Sie beruht auf Tatsachen, die handelnden Personen sind nicht frei erfunden!