Kitabı oku: «Sea of Flames», sayfa 2
>> Und wenn nicht?<< fragte Charly vorsichtig nach und sah nachdenklich auf meinen Bauch, während ich zu Emily sah und überlegte.
>> Dann werde ich das wohl alleine schaffen müssen.<<
>> Keine Abtreibung?<<
>> Nein, ich glaube nicht. Das Kind kann nichts dafür und ich bin fertig mit meiner Ausbildung. Verdiene gutes Geld, was ich die nächsten Monate noch beiseite legen könnte, um finanziell einen Puffer zu haben. Ich könnte eine bessere Wohnung finden, diese in Ruhe einrichten... Irgendwie wird das schon klappen, auch wenn ich das nicht allein schaffen möchte.<< murmelte ich, wobei mir diese Möglichkeit nicht gefiel. Ich liebte Blake und ich konnte und wollte das Kind nicht abtreiben.
Charly hatte Recht, damals war es eine andere Situation gewesen. Zwar konnte das Kind nichts dafür, wie es entstanden war, aber ich hätte es nicht ertragen, es zu bekommen. Wohlmöglich jedes Mal an Adam erinnert zu werden, wenn es aussah wie er. Ihm oder ihr zu erklären, wie es entstanden war und wer sein oder ihr Vater war.
Doch nun war es das Kind eines tollen Mannes. Eines Mannes, den ich über alles liebte. Mit dem ich sogar den Bund fürs Leben eingegangen war. Ich war mir sicher, dass er mich nicht einfach so sitzen lassen würde. Dass er sich um mich und das Kind kümmern würde und dass er zur Vernunft käme. Doch die Zeit bis dahin, war auch für mich nervenaufreibend, da ich ihn jede einzelne Sekunde vermisste und in der Luft schwebte.
>> Ich bin immer für dich da Eve, das weißt du hoffentlich und auch wenn Blake einen Rückzieher macht, auf mich kannst du zählen. Ich werde dir bei allem helfen.<< versicherte er mir, was mich ein wenig aufbaute.
>> Ich weiß, danke.<<
>> Und finanziell solltest du dir am wenigsten Sorgen machen. Er ist der Vater, also würde er auch bezahlen müssen.<<
>> Darüber mache ich mir auch am wenigsten Sorgen. Ich möchte ihn einfach nur wiederhaben, weil ich ihn liebe und vermisse.<< seufzte ich und spürte den Kloß in meinem Hals, da meine Gefühle mich wieder einmal über den Haufen rannten.
>> Komm her Süße.<< sagte er liebevoll und zog mich an sich, wo ich mich an seine starke Seite schmiegte und fallen ließ. Es tat gut mal wieder in den Arm genommen zu werden und zu spüren, dass ich nicht allein war. Auf Charly und auch Maggie würde ich immer zählen können und auch Laura war wieder an meiner Seite, ebenso wie Robert, der ein richtig guter Freund geworden war. Ich war nicht alleine, weswegen ich mir nicht so viele Sorgen machen sollte, wobei das nicht so einfach war.
Auch wenn Blake sich wirklich von mir trennen würde, hätte ich genügend Menschen um mich, die mich unterstützten und mir Kraft geben würden. Ein Kind war kein Weltuntergang und insgeheim freute ich mich über diesen kleinen Zwerg, was ich jedoch nicht zugeben wollte, da die Meinung von Blake dazu noch nicht klar war.
Es wäre wesentlich einfacher, wenn Blake endlich das Gespräch suchen würde und mir seine Sicht der Dinge mitteilen würde. Nicht zu wissen, woran ich war, war das mieseste Gefühl, dass es gab, da ich damit nicht planen konnte und in der Luft schwebte.
Kapitel III
Blake
>> Können wir reden?<< fragte mich Dan und schloss bereits die Tür zu meinem Büro, obwohl ich keine Lust auf ein Gespräch mit ihm hatte. Ich wusste, dass er mit mir über Evelyn reden wollte, da ich es bisher immer herausgeschoben hatte, doch auch nach einer Woche konnte ich mit diesem Thema noch nicht umgehen.
Als ich gestern nach Hause gekommen war, hatte ich bemerkt, dass sie sich in meiner Abwesenheit einige Kleidungsstücke und Kosmetikartikel geholt hatte. Auch ihre Handtasche hatte auf einmal gefehlt, weswegen ich sie beinahe angerufen hätte.
Ich musste das mit ihr klären, aber sobald ich an sie und die Schwangerschaft dachte, war ich zu nichts mehr in der Lage. Unzählige Male hatte ich ihre Nummer gewählt, aber nicht auf anrufen gedrückt, weswegen es bei den kläglichen Versuchen geblieben war.
>> Ich möchte aber nicht darüber reden...<< murmelte ich Dan zu und sah wieder auf die Verträge vor mir, was ihn jedoch nicht interessierte.
>> ICH möchte aber reden.<< erwiderte er streng und ließ mich nicht aus den Augen.
>> Sie hat es dir erzählt, richtig?<< hakte er nach, weswegen ich aufgab und mich seufzend zurücklehnte.
>> Dass sie schwanger ist? Ja, hat sie.<<
>> Wann?<<
>> Vor einer Woche.<<
>> Und? Hast du mit ihr geredet? Habt ihr eine Entscheidung getroffen? Wie geht es dir und ihr damit?<< überhäufte er mich mit Fragen, die jedes Mal ein Stich in die Magengrube waren.
>> Wenn du es genau wissen möchtest. Sie hat es mir an dem Abend nach der Anprobe erzählt, ich bin ausgerastet und bin abgehauen. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen oder gesprochen.<< gab ich zu, hasste mich selbst für mein Verhalten, vor allem weil ich ihr ein anderes Verhalten versichert hatte und spürte, wie angewidert Dan mich ansah.
>> Du bist so ein feiger und widerlicher Wichser!<< schrie er mich lautstark an, stand auf und warf den Locher nach mir, woraufhin auch ich aufsprang und ihn anschrie.
>> Was soll die Scheiße?<<
>> So ein Arschloch!<< schrie er erneut und warf mit dem Stuhl nach mir, der eben noch vor ihm gestanden hatte. Blitzschnell wehrte ich den Stuhl ab, verteidigte mich, indem ich eine Flasche nach ihm warf, die er jedoch ebenfalls gut abwehrte.
Plötzlich ging er auf mich zu und stürzte sich auf mich, woraufhin wir die Fäuste sprechen ließen. Ich spürte einige Schläge von ihm an meinem Bauch, als er einen guten Treffer an meinem Kiefer landete, doch auch ich teilte aus, traf ihn am Wangenknochen, bis wir auf den Boden flogen und weitermachten.
Während wir uns auf dem Boden herumwälzten und immer wieder zuschlugen, fielen einige Gegenstände herunter, weswegen es ziemlich laut wurde und schließlich Lewis zu uns kam, der uns fassungslos ansah, ehe er dazwischen ging.
>> Hört auf mit der Scheiße. Wie oft muss ich euch denn noch auseinander zerren? Hat das beim letzten Mal nicht gereicht?<< schrie er uns an, während wir uns trennten und jeder die Stellen rieb, wo der andere ihn gut getroffen hatte.
>> Kann mir einer von euch erklären, was hier los ist? Wieso ihr wieder einmal wie Tiere aufeinander losgeht?<<
>> Weil Blake ein Wichser ist!<<
>> Halt doch einfach deine verdammte Fresse, immerhin betrifft es dich nicht.<< fuhr ich ihn an, trank einen Schluck Whisky und betäubte somit den Schmerz.
>> Mich betrifft es nicht? Du bist mein Freund, wir sind Partner in diesem Unternehmen, da betrifft es mich sehr wohl, wenn du charakterlich ein Arschloch bist und dich wie ein Waschlappen verhältst.<<
>> Waschlappen?<<
>> Ja, Waschlappen!<< wiederholte Dan noch einmal überdeutlich, ehe er fortfuhr.
>> Nach außen tust du immer so, als seist du stark und als könnte dir nichts etwas anhaben. Mit deinen ganzen Muskeln, deinen Tattoos, deinem Vollbart... Aber in Wirklichkeit bist du schwächer als jedes Kind. Sie ist deine Ehefrau, ist selbst vollkommen überfordert, weiß nicht, was sie machen soll, ob sie das Kind behalten soll und du? Anstatt ihr beizustehen, eine Lösung zu finden, ihr Mut zuzureden, lässt du sie stehen und verpisst dich? Meldest dich eine verfickte Woche nicht bei ihr?<< schrie er mich erneut an, während Lewis mich entgeistert ansah.
>> Evelyn ist schwanger?<<
>> Ja.<< antwortete ich ihm missmutig und trank einen weiteren Schluck.
>> Vielleicht.<< entgegnete mir Dan und sah mich dabei scharf an.
>> Vielleicht hat sie es ja auch schon abtreiben lassen, weil der Vater sich einfach verpisst hat. Vielleicht hat sie ja dein Baby getötet. Vielleicht hat sie deswegen auf den Bildern in den Zeitschriften so geweint und eine starke Schulter bei Charly gesucht.<< konfrontierte er mich. Abtreibung, ein Gedanke, der mir noch nicht gekommen war und der mein Innerstes plötzlich schmerzlich zusammenziehen ließ.
Dazu noch die Tatsache, dass sie wohl geweint und sich an Charly gewandt hatte, um Trost zu finden, den ich ihr im Moment nicht bieten konnte... Im Gegensatz zu Dan hatte ich sämtliche Zeitschriften und Klatschspalten im Internet gemieden, weswegen ich nicht so gut informiert gewesen war, wie er.
>> Du redest so einfach Dan, aber du hast June damals auch nicht im Bett liegen sehen, hast sie nicht angefasst, nicht gemerkt wie kalt und steif sie gewesen war. Hast den Schmerz nicht empfunden und das Gefühl, dass du versagt hättest... musstest die Blicke der anderen nicht ertragen, die dir die Schuld zugeschoben haben...<<
>> Es war ein plötzlicher Kindstod, da kann man nichts gegen tun, das passiert leider manchmal Blake! Es war aber nicht deine Schuld!<<
>> Ich würd es aber nicht überleben, wenn es meinem eigenen Kind passiert!<< sagte ich verzweifelt, während mich beide mitfühlend ansahen und ich seufzend aufs Sofa sank.
>> Deswegen tötest du es lieber direkt im Mutterleib? Wirst ein Mörder?<< fuhr er mich kopfschüttelnd an, was mich kurz innehalten ließ, da mir dieser Gedanke noch nie gekommen war.
>> Bei June war es die Hölle gewesen und das schaffe ich nicht noch einmal.<<
>> Aber das passiert selten und überleg doch mal, wie sehr du sie geliebt hast, wie sehr du dich um deine kleine Schwester gekümmert hast... Hatte sie kein schönes Leben davor? Wäre es besser gewesen, wenn sie nie gelebt hätte?<< fragte Dan mich vorsichtig und wesentlich ruhiger als eben.
>> Überleg doch mal, Evelyn ist Ärztin, sie weiß, was sie machen muss, um das so gut es geht zu verhindern. Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten der Überwachung im Kinderbett, meinetwegen überwache dein Kind ein Jahr lang wie im Krankenhaus auf der Intensivstation, aber denk doch mal an die Freude, wie viel Freude du mit June hattest. Es ist dein Kind, was sie hoffentlich noch im Bauch trägt, weswegen ihr auf der Yacht so übel war, weswegen sie keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte... Dein Kind, dein Fleisch und Blut.<< redete er mir ins Gewissen, was sich immer wieder in meinem Kopf wiederholte. Mein Kind. Mein Fleisch und Blut...
>> Ich habe Angst.<<
>> Ich weiß und Evelyn wusste das auch. Sie hat mir auf der Yacht erzählt, wie du sicherlich reagieren würdest und ich Depp sage ihr auch noch, dass sie mit dir reden müsse, dass sie sich trauen müsse und dass du schon damit klar kommen würdest und was machst du?<< fuhr er mich noch einmal an, während ich nickte und die Kritik einsteckte.
>> Deswegen war sie gestern so kurz angebunden, als sie über dich sprachen...<< murmelte Lewis nachdenklich, was mich sofort aufmerksam werden ließ.
>> Gestern?<<
>> Ja, Jen hat sich mit Diane und ihr noch einmal getroffen abends, um Kleinigkeiten wegen der Hochzeit zu besprechen und anschließend erzählte sie mir halt, dass Evelyn nachdenklich und traurig gewirkt habe. Sie hat ein paar Mal nachgefragt, aber Evelyn hatte es dann mit der Begründung abgetan, dass sie nur durcheinander sei, weil sie ja morgen...? Ja, morgen fliegt sie ja mit ihrem Kollegen für drei Wochen nach Kenia, dass es deswegen sei.<< klärte er uns auf, was mich sofort in Panik versetzte. Die drei Wochen in Kenia mit Robert hatte ich vollkommen vergessen. Deswegen hatte sie sich auch die Sachen aus der Wohnung geholt.
>> Ach ja und Jen wollte sich ein Taxi mit Evelyn teilen, weil deine Wohnung ja nicht so weit von unserer entfernt ist, aber da meinte Evelyn, dass sie zu sich nach Hause fahren würde, da du arbeiten müsstest und dass das am anderen Ende der Stadt sei.<<
Sofort verspannte ich mich noch mehr, als ich an ihre Wohnung dachte, daran, wie sie seit einer Woche auf einer Matratze im Dreck schlief und das mit meinem Kind im Bauch, an das heruntergekommene Gebäude, die Wände, die spärliche Einrichtung, die anderen Mieter und Drogenabhängigen, weswegen ich es nicht mehr aushielt und aufstand.
>> Was machst du?<< fragte Dan mich schnell und stand ebenfalls auf, während ich meine Sachen zusammensuchte.
>> Zu Evelyn fahren und reden.<< knurrte ich und suchte meine Schlüssel. Kaum hatte ich sie gefunden, rannte ich aus dem Büro, die Treppen herunter und stieg in mein Auto ein, mit dem ich so schnell ich konnte zu ihrer Wohnung fuhr.
Im Rekordtempo lief ich die sechs Stockwerke nach oben, betrachtete die reparierte Tür und klopfte dagegen, doch es tat sich nichts. Wieder klopfte ich dagegen, dieses Mal jedoch ein wenig lauter und rief ihren Namen, doch niemand öffnete mir.
Verzweifelt stieg ich wieder ins Auto, fuhr zur Adresse von diesem Robert und klingelte auch dort einige Male, wo ebenfalls keiner öffnete, weswegen ich immer unruhiger wurde. Ich überlegte, was ich noch tun konnte und rief Laura an, die jedoch nicht ans Telefon ging.
Fluchend setzte ich mich wieder ins Auto, fuhr in meine Wohnung, um zu sehen, ob sie vielleicht dort war, doch auch da war keine Evelyn zu sehen, weswegen meine letzte Hoffnung das Krankenhaus war. Wenn sie nach Kenia fliegen und operieren durfte, dann würde sie vielleicht auch hier wieder arbeiten dürfen.
Ich parkte vor dem Gebäude, lief nach oben auf ihre Station und fragte die Schwestern, ob Evelyn heute Dienst hätte, was sie nach einem langen Zögern und vielen Überredungskünsten zugaben. Allerdings operierte sie grade auf der Notfallstation, weswegen ich wieder nach unten lief und mich in den Wartebereich setze.
Die Minuten verstrichen wie Stunden, während ich genügend Zeit hatte über Dans Worte nachzudenken. Natürlich war mein Kopf seit einer Woche mit nichts anderem beschäftigt gewesen, doch alleine hatte ich mich immer nur in die falsche Richtung verrannt.
Schon Ava hatte mir gesagt, dass sie viel Angst gehabt hatte und dass sie auch alle möglichen elektronischen Überwachungsgeräte am Bett gehabt hatte, also würde ich das doch auch schaffen.
Und was wäre schlimmer, wenn ich mein Kind jetzt tötete und ein Mörder wurde, weil wir es abtreiben ließen, oder wenn es am plötzlichen Kindstod starb, wobei die Wahrscheinlichkeit gering war und bis dahin ein schönes Leben hatte, wo es Liebe und Zuneigung erfahren würde? Vielleicht ging ja auch wirklich alles gut und es würde nichts passieren.
Natürlich liebte ich Kinder und konnte es kaum erwarten eigene zu bekommen, wenn da nicht dieses verflixte erste Jahr wäre. Am liebsten würde ich einfach vorspulen, doch das ging nicht, auch nicht für Millionen von Dollar.
Ich überlegte grade, wie unser Kind wohl aussehen würde, ob es Evelyns blonde Locken oder meine dunklen Haare erben würde, als ich ihre Stimme hinter mir hörte und mich sofort umdrehte. Evelyn stockte kurz in ihrem Gespräch mit den Angehörigen und sah mich kurz überrascht an, ehe sie sich wieder konzentrierte und weitersprach.
Seit einer Woche hatte ich sie nicht gesehen, weswegen mich ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung direkt wieder umhauten. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass sie mich geheiratet hatte, was sie wohl auch schon bereute, nachdem ich mich wie der letzte Arsch aufgeführt hatte.
Während sie weitersprach beobachtete ich ihr warmes Lächeln, das sie den Angehörigen schenkte, sah wie sich ihre Locken leicht bewegten und auf und ab wippten, als sie nickte. Vor mir stand die Liebe meines Lebens, die Mutter meines Kindes und anstatt ihr beizustehen, weil es auch für sie nicht einfach gewesen sein musste, hatte ich nur an mich gedacht und den Schwanz eingezogen.
Ich war mehr als egoistisch gewesen, wofür ich mich selbst am meisten hasste. Sie hatte ein besseres Verhalten verdient, eine bessere Stütze in ihrem Leben verdient und auch einen besseren Ehemann verdient, was mir erst jetzt klar wurde, wo ich sie sah.
Ich wartete geduldig, bis sie sich von den Leuten verabschiedet hatte und zu den Schwestern zurückging, um ihnen die Akte zu geben. Doch anstatt danach zu mir zu kommen, ging sie zum Aufzug und drückte auf den Knopf, weswegen ich schnell zu ihr ging.
>> Evelyn ich...<< begann ich den Satz, als ich neben ihr stand und wir zusammen auf den Aufzug warteten, als sie mich auch schon unterbrach.
>> Ich muss arbeiten Mr Humphrey.<<
>> Evelyn...<< seufzte ich, wobei ich ihre Abfuhr und die Kälte, mit der sie es gesagt hatte, nur all zu gut nachvollziehen konnte.
Wir stiegen zusammen in den Aufzug ein, wobei sie mich immer noch komplett ignorierte, was ich jedoch auch nicht anders verdient hatte. Auf der ersten Etage hielten wir kurz an, wo dieser Robert zu uns stieß und uns stirnrunzelnd ansah.
Schnell verharrte sein Blick auf mir, während wir uns schweigend duellierten. Ich versuchte ihm zu verstehen zu geben, dass er sich verziehen solle, doch bei seinem Ego war das ohnehin nutzlos gewesen. Mit einem triumphierenden Lächeln stieg er ein und ignorierte mich schnell, da er seine Aufmerksamkeit Evelyn schenkte. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie stolz er grade auf sich war, dass er Evelyns Aufmerksamkeit bekam, während mir dies weiterhin versagt war.
>> Kann ich dich gleich noch mal sprechen?<< fragte er Evelyn und stellte sich vor sie.
>> Ich komme gleich zu dir.<<
>> Aber erst nach Mitternacht.<< forderte er sie grinsend auf, was mich stutzig machte.
>> Sag bloß, du hast was für mich.<<
>> Natürlich. Meine Schneeflocke wird nur einmal 28.<< zwinkerte er ihr zu und verließ den Aufzug, während ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hätte. Ich hatte ihren Geburtstag vollkommen vergessen und nun waren es nur noch zwei Stunden, bis es so weit war.
Doch bevor ich mich weiter deswegen verfluchen konnte, stieg Evelyn auf ihrer Etage aus und ging, ohne mich zu beachten, zu den Schwestern.
>> Wie geht es meinen Patienten?<< fragte sie und blätterte durch einige Akten, während ich so langsam die Geduld verlor. Ich wusste einfach nicht, wie ich zu ihr durchdringen sollte, wie ich sie dazu bringen könnte, mich zu beachten.
>> Die sind alle stabil. Dr. Ross hat eben noch nach ihnen gesehen.<<
>> Ist gut. Piepen Sie mich an, falls etwas sein sollte.<<
>> Natürlich Dr. Chamberlain.<< versicherte ihr die Schwester, als mir auffiel, dass sie hier alle noch unter ihrem alten Namen kannten, was wir jedoch so abgesprochen hatten. Bevor ich reagieren konnte, wandte Evelyn sich von mir ab und ging zurück zu den Aufzügen, weswegen ich ihr schnell folgte.
>> Bitte, ich flehe dich an! Rede mit mir!<<
>> Nicht während meiner Arbeit. Solltest du ein medizinisches Problem haben, bin ich gerne für dich da, aber sonst lass mich in Ruhe!<< fuhr sie mich erneut an, was mich zur Verzweiflung brachte. Ich musste unbedingt mir ihr sprechen, musste das mit ihr klären, bevor sie nach Kenia fliegen würde, weswegen ich mich schnell umsah und ohne darüber nachzudenken ein Messer vom Besteckwagen neben uns nahm, was ich mir im nächsten Moment ins Bein rammte.
>> Blake!<< schrie Evelyn mich an und sah entsetzt auf meinen Oberschenkel, wo das Messer drin steckte, während ich den stechenden Schmerz so gut es ging ertrug. Immerhin hatte ich jetzt ihre Aufmerksamkeit, da es nach ihrer Schicht zu spät gewesen wäre, da sie dann nach Kenia fliegen würde und diese drei Wochen könnte ich nicht warten. Wir mussten jetzt reden.
>> Hörst du mir jetzt zu?<< fragte ich sie mit zusammengebissenen Zähnen, da der Schmerz doch ziemlich stark war.
>> Du bist so ein Vollidiot!<< wich sie mir wütend aus, nahm einen Rollstuhl, der etwa drei Meter entfernt gestanden hatte und setzte mich hinein. Sofort schob sie mich in einen freien Behandlungsraum und rief anscheinend einen anderen Arzt an, der sofort zu uns kommen sollte.
>> Leg dich auf die Liege.<< bat sie mich und versuchte wirklich mir dabei zu helfen, weswegen ich sie böse anfunkelte.
>> Das schaffe ich schon allein...<<
>> Wieso rammst du dir ein beschissenes Messer ins Bein?<< schrie sie mich erneut an und boxte mir in den Oberarm, um ihrer Wut Luft zu machen.
>> Damit du mir zuhörst! Du hast selber gesagt, dass ich...<<
>> Ich weiß, was ich gesagt habe, aber ich konnte nicht wissen, dass du es direkt in die Tat umsetzt und es auf die Goldwaage legst.<<
>> Was kann ich für dich tun Eve?<< fragte plötzlich ein Arzt, der in den Raum getreten war und uns nachdenklich ansah.
>> Mr Humphrey hier hat sich ein Messer in den Oberschenkel gerammt. Frag nicht wieso, aber könntest du bitte einmal nachsehen, ob irgendwelche Nerven verletzt sind?<<
>> Kannst du es nicht einfach rausziehen und die Wunde zunähen?<< fragte ich Evelyn schroff, da ich jetzt keine Lust hatte untersucht zu werden. Sie sollte es nur zunähen und dabei mit mir reden, was nicht ging, wenn noch eine dritte Person im Raum wäre.
>> Nein, kann ich nicht.<<
>> Ich schaue es mir an.<< versicherte er ihr, während sie zur Tür ging, was mir ganz und gar nicht gefiel. Sie sollte hier bleiben.
>> Evelyn, wo gehst du hin?<< fragte ich sie panisch, da dieser Schmerz und diese Wunde nicht umsonst gewesen sein sollten. Mein Ziel war es mit ihr zu reden und nun verschwand sie?
>> Ich sage den Schwestern nur kurz Bescheid, dass wir dich behandeln und fülle den Papierkram für dich aus. Bin gleich zurück.<<
Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum, während ich mit dem Arzt zurückblieb, der sich das Messer in meinem Bein nun genauer ansah. Da ich die ganze Zeit über nachsah, ob Evelyn endlich zurückkäme, achtete ich überhaupt nicht auf die Untersuchungen, die er durchführte, geschweige denn darauf, was er mir erzählte.
Plötzlich ging er aus dem Raum heraus, ließ mich allein zurück, als wenige Minuten später wieder Evelyn zurückkam und ziemlich fertig aussah. Sie schien müde und überarbeitet zu sein, was sie in ihrem jetzigen Zustand definitiv nicht sein sollte.
>> Du hast Glück gehabt.<< seufzte sie, legte meine Akte zur Seite und kam zu mir, um mir endlich das Messer aus dem Bein zu ziehen.
>> Das hätte übel ausgehen können, also mach das nie wieder! In deinem Bein sind viele Nerven, die du mit solch einer dummen Aktion verletzen könntest, von der Möglichkeit wichtige Arterien zu treffen mal abgesehen...<<
>> Es tut mir Leid, aber ich suchte nur nach einem Weg mit dir zu reden.<<
Sie nickte nur und konzentrierte sich auf mein Bein, da sie das Messer nun Millimeter für Millimeter herauszog, bis sie es neben sich in eine sterile Schale legte und einen Tupfer auf die Stelle drückte.
>> Drück da bitte kurz drauf. Ich hole etwas zum Nähen.<< forderte sie mich auf und stand bereits auf, um aus den Schubläden und Schränken die notwendigen Sachen herauszuholen.
>> Wegen letzter Woche...<< wollte ich grade beginnen, als sie den Kopf schüttelte und wieder zu mir kam.
>> Nicht jetzt. Lass mich dich erst nähen und danach können wir meinetwegen reden. Ich brauche Ruhe dabei.<<
>> Ist gut.<< seufzte ich und wollte grade nach einer Betäubung fragen, als sie den ersten Stich setzte und ich die Zähne zusammenbiss.
>> Bekomme ich keine Betäubung?<<
>> Nein. Nicht nach der letzten Woche und schon gar nicht nach der dummen Aktion!<< legte sie fest und setzte den nächsten Stich. Wieder riss ich mich zusammen und ertrug auch noch die fünf weiteren Stiche, bis Evelyn zufrieden nickte und noch ein Pflaster drauf klebte.
>> Die Fäden müssen in einer Woche gezogen werden.<< erklärte sie mir und deutete auf den Rollstuhl, damit ich mich wieder hineinsetzte. Schnell zog ich meine Hose wieder an und tat ihr den Gefallen, woraufhin wir wieder zu den Aufzügen fuhren und einstiegen.
Sie redete kein Wort mit mir, bis wir ganz oben ausstiegen und die Stufen im Treppenhaus nach oben gingen, wobei ich jede einzelne Bewegung mehr als deutlich im Bein spürte. Draußen atmete ich die frische Luft ein und versuchte wieder Ordnung in das Chaos meines Kopfes zu bekommen, während Evelyn sich mit verschränkten Armen an die Wand lehnte und mich erwartungsvoll ansah.
>> Danke, dass du mir zuhörst, auch wenn ich das nicht verdient habe.<< sagte ich kleinlaut, während Evelyn mich unbeeindruckt ansah. Sie war sauer, sehr sogar, was verständlich war.
>> Ich weiß, dass ich nichts sagen kann, was mein Verhalten von letzter Woche in irgendeiner Weise wieder gut machen würde, aber... Verdammt... Es tut mir Leid, dass ich dir letzte Woche die Schuld gegeben habe, das war dumm. Es tut mir Leid, dass ich mich nicht an mein Versprechen, für dich da zu sein und ruhig zu bleiben, gehalten habe. Es tut mir Leid, dass ich einfach abgehauen bin und es tut mir Leid, dass ich dich dort stehen lassen habe, ohne deine Tasche, dein Geld... Es tut mir Leid, dass ich mich eine ganze Woche nicht gemeldet habe, dass ich dich mit all dem Stress und den Sorgen allein gelassen habe und dass ich so feige war.<< entschuldigte ich mich und blieb dabei auf Distanz, da sie mir noch nicht zeigte, dass sie bereit dafür war, dass ich näher kommen dürfte.
>> Warum?<< hauchte sie erstickt, sah mich kurz mit Tränen in den Augen an, bevor sie den Blick wieder zum Boden richtete.
>> Ich habe Panik bekommen, dachte nur noch an June und wie es wäre, mein eigenes totes Kind im Arm zu halten. Daran wie es wäre mein eigenes Kind zu Grabe tragen zu müssen. Wie ich daran zu Grunde gehen würde und wie ich mir das Leben nehmen...<<
>> Sag so etwas nicht!<< fuhr sie mir plötzlich dazwischen und funkelte mich böse an, weswegen ich nickte und inne hielt.
>> Also möchtest du, dass wir es abtreiben.<< schlussfolgerte sie schließlich und mied dabei den Augenkontakt.
>> Das müssen wir zusammen entscheiden und das waren ja auch nur meine ersten Gedanken gewesen. Seitdem sind einige Tage vergangen und Dan hat mir ein wenig Vernunft hineingeprügelt.<<
>> Ihr habt euch geschlagen?<<
>> Eben, ja.<<
Evelyn seufzte laut und sah sich mein Gesicht nun näher an, bevor sie sich hinhockte und mein Hemd nach oben zog, um die Blessuren von eben genauer zu betrachten.
>> Es sind nur blaue Flecke.<< wiegelte ich es ab, wobei es unendlich gut tat ihre Hände auf meiner nackten Haut zu spüren. Sie war so sanft und liebevoll zu mir, was ich überhaupt nicht verdient hatte. Selbst dieses Gespräch hätte ich nicht verdient gehabt.
>> Ich hoffe, dass du Dan auch ein paar ordentliche Hiebe verpasst hast, denn wirklich gut bin ich nicht auf ihn zu sprechen.<<
>> Er kann nichts dafür, er wollte nur, dass ich die Augen aufmache, weil es dir nicht gut ging, dass ich nicht den gleichen Fehler mache wie er.<< verteidigte ich ihn, da es vollkommen richtig gewesen war, wie er sich verhalten hatte.
>> Wie er?<<
>> Als er das zweite Mal mit Jules zusammen gewesen war, hatte er viel Stress gehabt. Er hatte sich um mich gekümmert, weil ich Kelly verloren und neben mir gestanden hatte. Er war es, der mich in die Klinik gebracht hatte, dann war sein Vater an Krebs erkrankt, seine Mutter wurde depressiv und so hat er nicht auf Jules geachtet und nicht mitbekommen, dass sie selbst um ihr Leben wegen einer Krebserkrankung gekämpft hatte. Um ihn dann nicht weiter zu belasten, ist sie einfach abgehauen und hat alleine dagegen angekämpft und sich erst jetzt, vier Jahre später, wieder bei ihm gemeldet und ihm das alles gestanden und das wollte er für uns nicht, weil er weiß, dass du so ähnlich reagieren könntest und weil er heute mitbekommen hat, wie ich dich seitdem behandelt habe, ist er auf mich losgegangen.<< erklärte ich es ihr, woraufhin sie nickte und ich ein wenig näher zu ihr trat, da sie nicht mehr so angespannt zu sein schien.
>> Wegen deiner Schwangerschaft...<< begann ich den Satz und atmete noch einmal tief durch, nahm ihre Hände in meine, um die Distanz zwischen uns ein wenig zu umgehen, was sie zum Glück zuließ.
>> Wenn es nach mir geht und da spreche ich jetzt wirklich nur von mir, dann bin ich dafür, dass wir das Kind bekommen. Bei einer Abtreibung würde ich mich wie ein Mörder fühlen, was noch schlimmer wäre als ein plötzlicher Kindstod, wobei beides nicht die optimale Lösung für mich ist, aber ich werde mein Bestes geben. Wahrscheinlich werde ich das Kinderzimmer dann eher wie eine Intensivstation ausstatten und es rund um die Uhr bewachen, aber da musst du dann nachsichtig sein mit mir. Und wenn du deine Karriere nicht hinten anstellen möchtest, wegen des Kindes, dann würde ich das schon irgendwie hinkriegen, immerhin bin ich mein eigener Chef und kann auch viel von zu Hause aus arbeiten und wenn...<<
Plötzlich stoppte Evelyn mich, küsste mich gierig auf den Mund und schlang ihre Arme um meinen Nacken, woraufhin ich sie in meine Arme nahm und fest an mich drückte, bis mir wieder ein unangenehmer Gedanke kam und ich mich kurz von ihr losriss.
>> Oder hast du schon abgetrieben?<<
>> Nein. Das konnte ich nicht, weil ich dich liebe und dieses Kind ein Recht hat zu leben.<<
Nie hätte ich gedacht, dass mich diese Antwort so erleichtern würde, weswegen ich sie wieder an mich zog und sie dankbar auf die Stirn küsste.
>> Also werden wir Eltern...<< flüsterte ich liebevoll, und ließ mir diesen Satz in Ruhe durch meinen Kopf gehen. Es hörte sich gut an, was ich vor ein paar Stunden noch nicht für möglich gehalten hätte.
>> Bist du sicher?<< hakte Evelyn noch einmal nach, weswegen ich nickte und sie daraufhin erleichtert grinste.
Liebevoll nahm ich ihr Kinn zwischen meinem Daumen und Zeigefinger gefangen, dirigierte ihre Lippen zu meinen und küsste sie zärtlich. Evelyn bäumte sich mir entgegen, sog tief die Luft ein und vertiefte den Kuss schnell, da wir beide einander brauchten und wollten.
Unsere Zungen tanzten wild umeinander, heizten uns an und sorgten dafür, dass wir immer wilder wurden. Doch mein Körper verlangte nach mehr, viel mehr, weswegen ich sie packte, sie stärker an mich drückte und ihren knackigen Hintern knetete.
>> Ich war so dumm...<< murmelte ich kurz, während ich mit der anderen Hand über ihren Hals strich und ihren Kittel ein wenig zur Seite schob.
>> Du hattest deine Gründe...<< nahm Evelyn mich in Schutz, was mir wieder vor Augen führte, wie gut ich es mit ihr hatte. Sie war so verständnisvoll, was ich nicht verdient hatte.