Kitabı oku: «Redeflüssigkeit und Dolmetschqualität», sayfa 3
2.2 Redeflüssigkeit
Wie bei der Qualität ist auch die Definition von Redeflüssigkeit nicht einfach. Bei der Bewertung von Gesprochenem – seien es Dolmetschungen, öffentliche Ansprachen oder der Fremdsprachenunterricht – wird häufig die Flüssigkeit der Rede als wichtiges Kriterium genannt, das die Qualität der Darbietung mit ausmacht. Angesichts der großen Bedeutung, die der Flüssigkeit in vielen Bereichen beigemessen wird, erscheint es erstaunlich, dass eine eindeutige und allgemein anerkannte Definition des Begriffes bislang ausständig ist. Zwar wird der Begriff in der Fachliteratur vieler Disziplinen häufig verwendet, oft jedoch ohne nähere Definition. Auch wenn die meisten Menschen sagen können, ob sie etwas Gehörtes als „flüssig“ oder „unflüssig“ empfinden, so sind diese Einschätzungen keinesfalls einheitlich, sodass der Begriff der Flüssigkeit nicht als allgemein eindeutig definiert vorausgesetzt werden kann.
Dieser Abschnitt widmet sich daher zunächst in 2.2.1 eingehend der Problematik der Begriffsbestimmung. Danach werden in 2.2.2 verschiedene Ansätze besprochen und es wird eine Definition von Flüssigkeit für den Bereich der Dolmetschwissenschaft aufgestellt, deren Komponenten anschließend näher beschrieben werden. Die Begriffe Flüssigkeit und Redeflüssigkeit werden in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.
2.2.1 Problematik der Definition
Eine grundsätzliche Schwierigkeit liegt in den vielfältigen Bedeutungen und vor allem auch in der alltagssprachlichen Verwendung des Begriffs (vgl. Aguado Padilla 2002: 14, Guillot 1999: vii, Koponen & Riggenbach 2000: 19). Sowohl die deutschen Ausdrücke „Flüssigkeit der Rede“, „Sprechflüssigkeit“, „Redeflüssigkeit“ oder „fließend“ als auch das englische „fluency“ bzw. „fluent“ haben in unterschiedlichen Disziplinen verschiedene Bedeutungen.
Zu den Disziplinen, die sich unter diversen Gesichtspunkten mit Flüssigkeit beschäftigen, zählen u.a. Psychologie, Psycholinguistik, Soziolinguistik, Sprachpathologie und Fremdsprachendidaktik (vgl. Aguado Padilla 2002: 12f.). Diese enorme Bandbreite an verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichen Weisen, in denen „Flüssigkeit“ verstanden wird, erklärt zum Teil das Fehlen einer einheitlichen Definition. Doch auch innerhalb der einzelnen Fachgebiete hat sich bislang keine allgemein akzeptierte Definition herausgebildet, und es herrscht allenfalls Einigkeit darüber, dass es sich um ein komplexes Phänomen handelt, für das es keine einheitliche Definition gibt (vgl. Aguado Padilla 2002: 14, Freed 2000: 245, Guillot 1999: vii, Koponen & Riggenbach 2000: 19). Guillot (1999: vii) stellt fest, dass der Begriff der Flüssigkeit trotz des Fehlens einer klaren Definition von ExpertInnen wie auch Laien mit einer Selbstverständlichkeit verwendet wird, die angesichts der intuitiven Herangehensweise kaum gerechtfertigt erscheint:
Fluency is an elusive notion. It has a foot in almost every language-related discipline, without being the province of any one in particular, and crosses over boundaries in a way which has made it resistant to analysis and rationalisation, even within applied linguistics. Yet it is peculiarly available to all, language specialists and non-specialists, as a measure of oral performance, and is used with a confidence which hardly seems justified in view of the scarcity of accounts governed by anything other than intuition. (Guillot 1999: vii)
Allgemeinsprachlich wird der Begriff der Flüssigkeit vor allem im Zusammenhang mit der Beherrschung von Fremdsprachen verwendet, etwa in „fließend Französisch sprechen“. In diesem Sinne ist Flüssigkeit das höchste erreichbare Niveau auf einer Skala, die aus Abstufungen wie „Grundkenntnisse“, „gute Kenntnisse“ und „fließend in Wort und Schrift“ besteht. (vgl. Lennon 1990: 389) Flüssigkeit wird aber manchmal auch mit Eloquenz, geistreicher oder witziger Konversation oder auch Geschwätzigkeit gleichgesetzt (vgl. Fillmore 1979: 93). Andere wiederum sehen grammatikalische Korrektheit als Bestandteil flüssiger Rede an (vgl. Freed 2000: 254), während vor allem im englischen Sprachraum im Bereich der Fremdsprachendidaktik „fluency“ (im Sinne von „ohne Unterbrechungen sprechen“) in Opposition zu „accuracy“ gestellt wird (vgl. Brumfit 2000, Freed 2000: 244).
Neben dieser allgemeinen Ebene gibt es das engere Verständnis von Flüssigkeit als Komponente der mündlichen Sprachkompetenz. Dies ist vor allem im Fremdsprachunterricht der Fall, wo mündliche Leistungen nach Kriterien wie Aussprache, Grammatik, Wortschatz, idiomatischer Ausdruck und Flüssigkeit der Rede beurteilt werden. Hier gibt es oft auch verschiedene Abstufungen von „Flüssigkeit“. (vgl. Lennon 1990: 389) Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen etwa beschreibt Flüssigkeit allgemein als „the ability to articulate, to keep going, and to cope when one lands in a dead end“ (COE 2000: 128). Flüssigkeit ist dort in eine 6-stufige Skala unterteilt, deren höchste Stufe lautet: „Can express him/herself at length with a natural, effortless, unhesitating flow. Pauses only to reflect on precisely the right words to express his/her thoughts or to find an appropriate example or explanation“ (COE 2000: 129).
Neben diesen zwei Bedeutungen, die sich vor allem auf die Sprachbeherrschung und die Ausdrucksweise beziehen, ist Flüssigkeit aber auch ein prosodisches Merkmal der gesprochenen Sprache, das wie Intonation, Lautstärke und Rhythmus jede Äußerung begleitet und prägt (vgl. Ahrens 2004: 76f.). In diesem Sinne, in dem sie vor allem in der Linguistik und in jüngerer Zeit auch in der Dolmetschwissenschaft behandelt wird, soll Flüssigkeit in der vorliegenden Arbeit verstanden werden.
2.2.2 Flüssigkeit als Funktion temporaler Variablen
Wie bereits einleitend erwähnt, ist Flüssigkeit aufgrund der Vielfalt an Bedeutungen ein schwer fassbarer Begriff. Problematisch ist dabei nicht nur, dass es sehr viele verschiedene Definitionen gibt, sondern auch, dass oft überhaupt auf eine nähere Definition verzichtet wird oder diese implizit vorausgesetzt wird, wie Guillot (1999) feststellt:
[W]hile references to it in applied linguistics are frequent, attempts to circumscribe it and get to grips with what is involved are few, in a field otherwise so punctilious in defining its concepts.(…) Although the question of fluency is sometimes signalled as a problem area (…), its meaning on the whole tends to be simply assumed, taken for granted, or elusively defined – explicitly or implicitly – as something like ‘ease of communication’ or ‘smoothness of expression’, that is to say in ways reminiscent of general dictionary definitions. (Guillot 1999: 3)
Nicht selten wird von einem intuitiven Gefühl für Flüssigkeit ausgegangen (vgl. Aguado Padilla 2002: 14), oder es werden „schwer zu operationalisierende, subjektive und intuitive Begriffe“ (Aguado Padilla 2002: 13) ins Treffen geführt, wie hier von Ejzenberg, die von „unnatürlichen“ Unterbrechungen des Redeflusses spricht:
Oral fluency is here described as a component of overall language ability or proficiency that indicates the degree to which speech is articulated smoothly and continuously without any ‘unnatural’ breakdowns in flow. (Ejzenberg 2000: 287)
Andere hingegen gehen eher von einem Zusammenspiel von temporalen Variablen und anderen, weniger greifbaren, Faktoren wie Stimmqualität, Sicherheit beim Sprechen und Aussprache aus (vgl. Freed 2000: 261).
Auf der Suche nach objektiven, quantifizierbaren Parametern, über die Flüssigkeit wissenschaftlich bestimmt werden kann, fällt die Wahl schließlich bei einem großen Teil der AutorInnen in Linguistik, Dolmetschwissenschaft und auch Zweitspracherwerb auf temporale Variablen wie Pausen, Sprechrate und Häsitationen. Zwar gibt es Unterschiede bei der Anzahl der berücksichtigten Teilparameter und deren Klassifizierung, doch gibt es auch einige zentrale Begriffe, die sich in zahlreichen Definitionen wiederfinden (vgl. Aguado Padilla 2002).
Lennon (2000) unterscheidet zwischen „higher-order fluency“, der Sprachbeherrschung im weiteren Sinne, und „lower-order fluency“, die über temporale Variablen wie z.B. Sprechgeschwindigkeit, Pausen, Fehlstarts und Häsitationen gemessen werden kann:
Lower-order fluency can be measured both impressionistically and instrumentally by speech rate and by such dysfluency markers as filled and unfilled pauses, false starts, hesitations, lengthened syllables, retraces, and repetitions. (Lennon 2000: 25)
Bei Hedge (1993: 275) finden sich „frequent pauses, repetitions, and self-corrections“ als Merkmale unflüssiger Sprachproduktion bei Nicht-Muttersprachlern, während Chambers (1997) ihr Augenmerk vor allem auf Pausen und Häsitationen richtet. Nicht nur diese Phänomene selbst sind dabei allerdings von Bedeutung, sondern auch deren Dauer und Häufigkeit:
The presence, length and frequency of silences and hesitations affect the listener’s perception of an interlocutor’s fluency. (Chambers 1997: 538)
Für Laver (1994: 537) ist auch die Position der Pausen wichtig; er unterscheidet folglich zwischen „continuous, fluent speech“ ohne jegliche Pause und „non-continuous but fluent speech“, in der zwischen einzelnen Intonationseinheiten durchaus ungefüllte Pausen vorkommen können, nicht aber innerhalb der Intonationseinheiten.
Im Bereich der Dolmetschwissenschaft sehen Kurz & Pöchhacker (1995) Flüssigkeit ebenfalls als ein Zusammenwirken verschiedener temporaler Faktoren, wie Sprechgeschwindigkeit, Häsitationen, Pausen und Fehlstarts, merken aber auch an, dass nicht bekannt sei, welchen Beitrag die einzelnen Faktoren zum Eindruck der Flüssigkeit leisten:
What is conveniently labeled fluency of delivery for the purpose of user expectation surveys is actually a highly complex paralinguistic criterion which relates to such interdependent features as speaking speed, pauses, voiced hesitation, and false starts. While the relative weight of these factors in shaping judgments on the fluency of a simultaneous interpretation is not clearly understood, these paraverbal and textual parameters are at least amenable to quantitative analysis. (Kurz & Pöchhacker 1995: 354, Hervorhebung im Original)
Mead (2005: 45) berücksichtigt in seiner Bewertung der Flüssigkeit von Konsekutivdolmetschungen die temporalen Variablen Sprechrate (Wörter bzw. Silben pro Minute), Pausendauer, Anteil der Sprachproduktion an der Gesamtredezeit, Artikulationsrate (Wörter bzw. Silben pro Minute reiner Redezeit, abzüglich der Pausen) sowie die durchschnittliche Länge (in Wörtern oder Silben) von Redeabschnitten zwischen zwei Pausen. Andere Unflüssigkeiten wie Fehlstarts oder Wiederholungen schließt er hingegen von der Beurteilung aus:
Other disfluencies such as false starts and repetitions (…) are related as much to content as to rhythm and will thus not be examined in this initial exploration of interpreters’ fluency. (Mead 2005: 46)
Tissi (2000) verwendet für ihre Untersuchung von ungefüllten Pausen und Unflüssigkeiten beim Simultandolmetschen ein detailliertes Analyseschema, in dem die Oberkategorie „non-fluencies“ in „ungefüllte Pausen“ und „Unflüssigkeiten“ („disfluencies“) unterteilt wird, wobei letztere Kategorie in „gefüllte Pausen“ und „Unterbrechungen“ geteilt ist. Bei den ungefüllten Pausen wird zwischen Pausen mit grammatikalischer oder kommunikativer Funktion und ungrammatikalischen Pausen unterschieden. Gefüllte Pausen unterteilt sie in Häsitationen und Lautdehnungen, die Unterbrechungen wiederum in Wiederholungen, Strukturänderungen und Fehlstarts (vgl. Tissi 2000: 112).
Für die Zwecke der vorliegenden Arbeit soll Flüssigkeit als eine Funktion verschiedener temporaler Variablen definiert werden. Die komplexe Interaktion der Variablen Pausen, Häsitationen, Fehlstarts, Selbstkorrekturen und Sprechgeschwindigkeit erweckt den Eindruck einer flüssigen oder unflüssigen Rede. Die einzelnen Variablen sollen nun im Folgenden genauer beleuchtet werden.
2.2.2.1 Pausen
Unter Pausen versteht man Unterbrechungen des Redeflusses bzw. „eine Unterbrechung im akustischen Signal des geäußerten Lautkontinuums“ (Ahrens 2004: 102). Diese Unterbrechung kann aus einer ungefüllten (auch stille oder stumme Pause genannt) oder einer mit Häsitationslauten oder anderen Unflüssigkeiten wie Lautlängungen gefüllten Pause bestehen (siehe Abschnitt 2.2.2.2).
Eine Definition rein über das akustische Signal ist allerdings problematisch, da Pausen von ZuhörerInnen auch an Stellen wahrgenommen werden können, an denen es gar nicht zu einer tatsächlichen Unterbrechung des akustischen Signals kommt, beispielsweise beim Reset der Grundfrequenz zu Beginn einer neuen Intonationseinheit (vgl. Ahrens 2004: 102) oder bei der Dehnung von Lauten vor oder als Ersatz für eine Pause (vgl. Pompino-Marschall 1995: 237). Diese sogenannte präpausale Längung ist laut Pompino-Marschall (1995: 237) eine „lokale Verlangsamung der Sprechgeschwindigkeit“, durch die sich die Dauer der betroffenen Lautsegmente erhöht und die zur auditiven Wahrnehmung einer Pause führt, selbst wenn keine echten Signalpause vorliegt (vgl. Pompino-Marschall 1995: 238). Andererseits kommt es wiederum bei bestimmten Lauten (stimmlosen Verschlusslauten) zu einer Pause im akustischen Signal, die sogar länger sein kann als manche wahrgenommene Pausen, aber nicht als solche empfunden wird (vgl. Ahrens 2004: 102, Laver 1994: 536, Pompino-Marschall 1995: 174).
Viele AutorInnen geben eine Mindestlänge für Pausen an, die allerdings stark variiert: Während Goldman-Eisler (1968: 12) 0,25 Sekunden als Minimalwert betrachtet um artikulationsbedingte Unterbrechungen (z.B. durch aufeinander treffende Verschlusslaute) auszuschließen, stellen Hieke et al. (1983) fest, dass viele Pausen im Bereich zwischen 0,13 und 0,25 Sekunden eine kognitive Funktion haben, weshalb sie eine Mindestlänge von knapp über 0,10 Sekunden vorschlagen. Eine eindeutige Untergrenze für Pausen ist auch deshalb schwer festzulegen, weil die Länge, ab der eine Pause wahrgenommen wird, stark von ihrer Position abhängig ist. Butcher (1981) stellt fest, dass Pausen an syntaktischen Positionen von den meisten ZuhörerInnen erst ab einer Länge von 220 ms wahrgenommen werden, an nichtsyntaktischen Positionen aber bereits ab rund einem Drittel dieses Wertes:
… whereas breaks between tone groups are not heard by 75 % of listeners until they are approximately 220 ms long, breaks within tone groups are heard by the same proportion of listeners when only 80 ms long. (Butcher 1981: 205)
Obwohl Unterbrechungen des Sprachsignals mit moderner Audiobearbeitungssoftware leichter identifiziert werden können, ist es nicht immer möglich, zwischen einer sehr kurzen Pause und einer kurzen physiologisch bedingten Unterbrechung des Sprachsignals zwischen zwei Lauten zu unterscheiden (Pradas Macías 2015: 166).
Pausen können nach ihrer Funktion oder Position unterschieden werden, wobei diese beiden Faktoren häufig zusammenhängen. So trifft etwa Laver (1994: 537) die funktionelle Unterscheidung zwischen „hesitation pauses“ und „juncture pauses“ danach, ob sie innerhalb oder zwischen Intonationseinheiten liegen. Eine ähnliche, auf der Position basierende Einteilung sind die „tentative and final pauses“ (Pike 1967: 31), also Pausen innerhalb oder am Ende von grammatikalischen Einheiten. Ihrer Funktion nach können Pausen physiologisch, kognitiv oder semantisch bzw. grammatikalisch bedingt sein. So fallen etwa Atempausen und Artikulationspausen in die Kategorie der physiologischen Pausen, während kognitiv bedingte Pausen vornehmlich der Sprachplanung dienen (Goldman-Eisler (1968: 12) bezeichnet diese als „hesitation pauses“). Pausen semantischer bzw. grammatikalischer Natur treten beispielsweise auf, wenn sie der Abgrenzung einzelner Redeteile voneinander bzw. der Strukturierung der Rede dienen (vgl. Butcher 1981: 209f., Goldman-Eisler 1968). Sowohl in spontaner als auch in gelesener Sprache stehen Atempausen häufig in syntaktischen Positionen (vgl. Ahrens 2004: 186–187, Butcher 1981: 112, Chambers 1997: 539, Schmitz 2008: 19), da in der normalen Sprechplanung physiologische und kognitive Prozesse aufeinander abgestimmt werden können. Da beim Dolmetschen aufgrund der Abhängigkeit von der ProduzentIn des Ausgangstextes (AT) die Planung nicht immer autonom möglich ist, ist dies laut Ahrens (2004: 187) eine mögliche Erklärung für die manchmal nicht-syntaktische Positionierung von Pausen im ZT.
Die Position entscheidet nicht nur darüber, ab welcher Länge eine Pause als solche wahrgenommen wird, sondern auch darüber, ob sie für die Verarbeitung durch die ZuhörerInnen hilfreich oder störend ist. Pausen können eine kommunikative Wirkung haben, etwa wenn sie die Aufmerksamkeit auf das nachfolgende Wort lenken (vgl. Lindner 1969: 211), und auch rhetorisch wirkungsvoll eingesetzt werden. Pausen zwischen Intonations- bzw. Informationseinheiten grenzen diese voneinander ab und erfüllen somit eine wichtige Funktion bei der Segmentierung des Sprechflusses (vgl. Ahrens 2004: 104f., Goldman-Eisler 1968: 13). Ahrens (2004) unterscheidet daher auch sinnunterstützende und störende Pausen nach ihrer Position:
Sinnunterstützend sind Pausen, die zum Beispiel am Ende von Phrasen oder Sätzen auftreten. Pausen, die innerhalb einer grammatischen Struktur gemacht werden, in der üblicherweise keine Pausen vorkommen, können dagegen den Verstehensprozess der Zuhörer eher behindern. (Ahrens 2004: 159f.)
Auch Chambers (1997) weist auf die Bedeutung der Pausenpositionierung hin und stellt fest, dass Pausen zwischen Satzteilen oder nach semantischen Einheiten als natürliche Atempausen akzeptiert werden, während Pausen an anderen Stellen als Zögern interpretiert werden:
Although listeners accept pauses in their native language, not all pauses are acceptable, hence the differentiation between ‘natural’ and ‘unnatural pauses’. Natural pauses, allowing breathing space, usually occur at some clause junctures or after groups of words forming a semantic unit. Pauses appearing at places other than these are judged as hesitations, revealing either lexical or morphological uncertainty. (Chambers 1997: 539)
Das Vorhandensein von Pausen allein verringert die Flüssigkeit also nicht; vielmehr ist es die Position, die darüber bestimmt, ob eine Pause als störend und die Flüssigkeit behindernd oder als unterstützend empfunden wird.
2.2.2.2 Unflüssigkeiten
Als Unflüssigkeiten können alle Arten von Phänomenen bezeichnet werden, die den Redefluss unterbrechen (vgl. Fox Tree 2003: 983). Während manche AutorInnen auch ungefüllte Pausen zur Kategorie der Unflüssigkeiten zählen, erscheint diese Einteilung für die Zwecke der vorliegenden Arbeit nicht konsequent, da ungefüllte Pausen, wie in Abschnitt 2.2.2.1 beschrieben, verschiedene Funktionen erfüllen können und daher nicht immer als Unflüssigkeit empfunden bzw. bisweilen überhaupt nicht wahrgenommen werden. Gefüllte Pausen hingegen fallen klar in die Kategorie der Unflüssigkeiten, da sie immer eine Unterbrechung des Redeflusses darstellen.
Gefüllte Pausen sind meist mit Häsitationslauten („ääh“, „hmm“, „ähm“) oder in die Länge gezogenen Lauten gefüllt. Im Gegensatz zur im vorigen Abschnitt erwähnten präpausalen Längung, die als ungefüllte Pause wahrgenommen wird, sind diese Dehnungen als Unflüssigkeiten wahrnehmbar. Diese Phänomene sind typisch für spontane Rede und treten in vorgelesenen Texten kaum auf (vgl. Henderson et al. 1966), da sie ein Anzeichen für spontane Sprachplanungsprozesse sind und meist eingesetzt werden, um Zeit für die Planung der Rede zu gewinnen (vgl. Arnold & Tanenhaus 2011; Clark & Wasow 1998; Hieke 1981). Es gibt Hinweise darauf, dass ZuhörerInnen nach Unflüssigkeiten eher einen neuen oder schwierigen Begriff erwarten als einen bereits genannten, was darauf hindeuten würde, dass wir auch beim Zuhören diese Planungsfunktion zumindest unbewusst erkennen (Arnold & Tanenhaus 2011; Brennan & Schober 2001).
Ebenfalls zu den Unflüssigkeiten gehören verschiedene Arten von Unterbrechungen. Dazu zählen Wiederholungen, Fehlstarts und Selbstkorrekturen. Zu den ersten gehört das Wiederholen von Wörtern, Silben oder Satzteilen, soweit dies keine rhetorische Funktion erfüllt (Tissi 2000: 114). Fehlstarts entstehen, wenn ein Satz abgebrochen und stattdessen ein neuer angefangen wird, ohne den vorherigen zu korrigieren. Zu den Selbstkorrekturen zählt sowohl die Korrektur von Versprechern als auch von grammatikalischen, strukturellen, inhaltlichen oder stilistischen Fehlern. Manche Planänderungen, bei denen innerhalb eines Satzes die Struktur geändert wird, können ebenfalls zu den Selbstkorrekturen gezählt werden (vgl. Pöchhacker 1994a: 135f., Tissi 2000: 114). Im Gegensatz zu Häsitationslauten und Lautdehnungen dienen diese Arten von Unflüssigkeiten meist nicht der Verzögerung und Sprachplanung, sondern der Korrektur von Fehlern (Selbstkorrekturen) bzw. sind das Ergebnis bewusster oder unbeabsichtigter Planänderungen oder Versprecher (Fehlstarts). Wortwiederholungen können zwei verschiedene Funktionen erfüllen: Sie können einerseits der Verzögerung und damit der Sprachplanung dienen, andererseits kann die Wiederholung des letzten vor einer Pause geäußerten Wortes der Anknüpfung an das zuvor Gesagte dienen. (vgl. Hieke 1981: 152ff.)