Kitabı oku: «Redeflüssigkeit und Dolmetschqualität», sayfa 4
2.2.2.3 Sprechgeschwindigkeit
Auch bei der Sprechgeschwindigkeit herrscht keine Einigkeit darüber, wie sie zu messen sei. Sie wird häufig in Silben pro Zeiteinheit gemessen (vgl. Goldman-Eisler 1958: 61, Möhle 1984: 27), was gegenüber der Messung in Wörtern pro Zeiteinheit vor allem bei sprachübergreifenden Untersuchungen den Vorteil hat, dass es den Vergleich verschiedener Sprachen unter Berücksichtigung ihrer strukturellen und morphosyntaktischen Unterschiede ermöglicht und somit eine objektivere Messgröße darstellt (vgl. Ahrens 2004: 141, Pöchhacker 1994a: 131f.). Pfitzinger (2001) plädiert allerdings für eine differenziertere Messung und weist darauf hin, dass Wort-, Silben- und Phonrate sich voneinander unterscheiden (Pfitzinger 2001: 129):
Zweifellos werden hohe Sprechgeschwindigkeiten vorwiegend von überdurchschnittlichen Wort-, Silben- und Phonraten begleitet und niedrige Sprechgeschwindigkeiten eher von unterdurchschnittlichen Raten. Diese oft beobachtete Kovariation führte in der phonetischen Forschung zu der weit verbreiteten Praxis, Sprechgeschwindigkeit durch eine beliebige dieser drei Raten zu kennzeichnen. (Pfitzinger 2001: 123)
Unabhängig davon, welche sprachliche Einheit verwendet wird, wird in der Literatur häufig zwischen Sprechrate und Artikulationsrate unterschieden. Die Sprechrate ist die durchschnittliche Anzahl von Einheiten pro Minute (oder Sekunde) der Gesamtzeit inklusive Pausen, während für die Artikulationsrate nur die reine Redezeit, also abzüglich der ungefüllten Pausen aber einschließlich Häsitationen und gefüllter Pausen, berücksichtigt wird (vgl. Ahrens 2004: 101, Goldman-Eisler 1958: 61, Laver 1994: 539, Möhle 1984: 27). Diese Unterscheidung ist notwendig, weil in Reden mit vielen Pausen zwar die Sprechrate niedrig ist, die Abschnitte zwischen den Pausen aber dennoch sehr schnell artikuliert sein können (vgl. Ahrens 2004: 101). Dies macht die Artikulationsrate gerade auch in der Dolmetschforschung zu einem wichtigen Analysewerkzeug, da es bei Simultandolmetschungen durch das Warten auf den Ausgangstext zu längeren Pausen, gefolgt von dichten, schnellen Redeabschnitten, kommen kann (vgl. Goldman-Eisler 1972: 128f., Kurz & Pöchhacker 1995: 355). Für diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten eignet sich für die Analyse die Unterscheidung in globale und lokale Sprechgeschwindigkeit: Die globale Sprechgeschwindigkeit (in Einheiten pro Sekunde) wird als Durchschnitt der gesamten Rede berechnet, während die lokale Sprechgeschwindigkeit in gleichmäßigen Abständen über den ganzen Text gemessen wird, um so eine Sprechgeschwindigkeitskurve zu ermitteln (vgl. Pfitzinger 2001: 13).
Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass die gemessene Geschwindigkeit nicht unbedingt mit der wahrgenommenen überstimmt. So stellte Pfitzinger (2001: 203ff.) in einer Reihe von Experimenten fest, dass sowohl die lokale Silben- als auch Phonrate nur schlecht dazu geeignet sind, die wahrgenommene Sprechgeschwindigkeit vorherzusagen. Die genaue Kombination von akustischen Merkmalen, die die wahrgenommene Sprechgeschwindigkeit (perzibierte lokale Sprechgeschwindigkeit) bestimmen, ist noch unbekannt (vgl. Pfitzinger 2001: 218ff.).
Einige AutorInnen verwenden auch die Länge von Redeabschnitten (in Silben oder Wörtern) zwischen zwei Pausen als weitere Variable zur Bestimmung der Flüssigkeit (vgl. Lennon 1990: 404, Möhle 1984: 27). Für die vorliegende Arbeit erscheint dieser Parameter für sich genommen allerdings nicht sinnvoll, da der Eindruck von Flüssigkeit vermutlich weniger vom Abstand zwischen den einzelnen Pausen als von der Position und Länge der Pausen abhängt (vgl. Pfitzinger 2001: 140ff.). Wenngleich es in extremen Fällen (nur wenige Wörter zwischen den Pausen) durchaus aufschlussreich sein könnte, sei an dieser Stelle auf die Untersuchung von Goldman-Eisler (1968: 17) hingewiesen, bei der selbst beim höchsten Grad von Flüssigkeit (mehrfache Wiederholung der Aufgabe mit entsprechendem Lerneffekt) 65 % der (halb)spontanen Redeabschnitte aus höchstens fünf Wörtern bestanden. Eindeutige Rückschlüsse von der Länge von Redeabschnitten auf wahrgenommene Flüssigkeit lassen sich also nicht zwangsläufig ziehen.
Für die vorliegende Arbeit werden trotz der besprochenen Unzulänglichkeiten die globale Sprechrate in Silben bzw. anderen Lauten (z.B. Häsitationen) pro Sekunde der Gesamtzeit (einschließlich Pausen) und die globale Artikulationsrate in Silben bzw. anderen Lauten pro Sekunde der reinen Redezeit (Gesamtzeit abzüglich Pausen) verwendet. Die Silbenzahl wird dabei nicht wie in der Phonetik und Dolmetschforschung meist üblich über die kanonische Form (also die Transkription) bestimmt, sondern es werden die tatsächlich artikulierten Silben gezählt. Verschmelzen zwei Silben zu einer, wird dies also nur als eine Silbe gezählt (vgl. Pfitzinger 2001: 140).
3 Flüssigkeit in der Dolmetschwissenschaft: Ein Forschungsüberblick
Qualitätsforschung und Redeflüssigkeit sind in der Dolmetschwissenschaft eng miteinander verknüpft. Gerade im Bereich des Simultandolmetschens haben zahlreiche Erwartungserhebungen und Beurteilungsstudien gezeigt, dass sowohl DolmetscherInnen als auch ZuhörerInnen Flüssigkeit als wichtiges Qualitätsmerkmal sehen. Neben diesen Studien gibt es auch verschiedene experimentelle Ansätze, die sich aus diversen Gesichtspunkten mit Flüssigkeit bzw. ihren Teilaspekten, etwa Pausen, beschäftigen. Auf den ersten Blick könnte man also vermuten, dass dies ein bereits gut untersuchtes Forschungsgebiet darstelle. Da es jedoch, wie in Kapitel 2 dargelegt wurde, weder für Qualität noch für Flüssigkeit eine einheitliche Definition gibt, ist bei vielen Forschungsarbeiten keine Vergleichbarkeit gegeben, da von unterschiedlichen Begriffen ausgegangen wird. Dennoch soll in diesem Kapitel ein Überblick über den Stand der Forschung zum Thema Redeflüssigkeit sowie deren Überschneidungen mit der Qualitätsforschung geboten werden.
In Abschnitt 3.1 wird der Blick auf Flüssigkeitsmerkmale in Ausgangs- und Zieltext gerichtet. Dabei geht es – im Gegensatz zu den darauffolgenden Abschnitten – weniger um den Aspekt der Qualitätsbeurteilung als um die Inzidenz von (Un)flüssigkeitsmerkmalen in AT und ZT sowie mögliche Zusammenhänge. In der Qualitätsforschung im Bereich der Dolmetschwissenschaft hat das Thema Flüssigkeit bisher hauptsächlich im Rahmen von Erwartungserhebungen und Qualitätsbeurteilungen Beachtung gefunden, weshalb Abschnitt 3.2 verschiedenen Ausprägungen dieser Art von Studien gewidmet ist. Zunächst werden in 3.2.1 Studien vorgestellt, in denen die Erwartungen verschiedener Zielgruppen erhoben oder Dolmetschungen in authentischen Situationen durch verschiedene Zielgruppen beurteilt wurden. 3.2.2 ist experimentellen Qualitätsstudien gewidmet, bei denen Dolmetschungen unter kontrollierten Versuchsbedingungen bewertet werden, wobei hier im Gegensatz zum vorigen Abschnitt z. T. auch auf Teilparameter der Flüssigkeit, vornehmlich Pausen, eingegangen wird. Anschließend werden in Abschnitt 3.2.3 einige methodische Überlegungen zu den beschriebenen Studien angestellt. Abschnitt 3.3 schließlich widmet sich der Bewertung der kognitiven Wirkung, wobei sich in diesem Bereich keine Arbeiten direkt mit dem Thema Flüssigkeit auseinandersetzen, weshalb ein kleiner Einblick in andere dolmetschwissenschaftliche Arbeiten zur kognitiven Wirkung geboten wird, die für die vorliegende Arbeit relevant sind.
3.1 Flüssigkeitsmerkmale in Ausgangs- und Zieltext
Die Frage nach der Bedeutung von Pausen im Ausgangstext (AT) für das Simultandolmetschen beschäftigte schon Goldman-Eisler (1968) und Barik (1973). Die Annahme Goldman-Eislers, DolmetscherInnen würden bewusst die Redepausen im Ausgangstext für die Zieltextproduktion nutzen, um die Belastung durch das gleichzeitige Hören und Sprechen zu minimieren (vgl. Goldman-Eisler 1968: 88) – eine Einschätzung, der sich auch Barik (1973: 267) anschloss – wurde inzwischen widerlegt (vgl. Ahrens 2004: 121). Dennoch bleiben Pausen – ebenso wie andere prosodische Merkmale – des AT nicht ohne Einfluss auf den Zieltext. Eine Reihe von Studien widmet sich daher eben diesem Verhältnis sowie der Beurteilung der Flüssigkeit von Dolmetschleistungen.
3.1.1 Alexieva (1988)
Für die Analyse des Outputs von Simultandolmetschungen stellt Bistra Alexieva (1988) vier Kategorien von Parametern auf, die neben sprachlichen (Morphologie, Syntax, Lexik) auch temporale Phänomene, zielsprachenspezifische Sprechphänomene (Phonologie, Prosodie, extralinguistische und paraverbale Faktoren) und die Semantik größerer Einheiten (Sätze, Satzsegmente) mit einschließen. Pausen und ihr Bezug zu einigen der semantischen Parameter werden von ihr näher untersucht.
Alexieva stellt die These auf, dass die Anzahl und Dauer von Pausen in Simultandolmetschungen geringer sind als im jeweiligen Ausgangstext. Sie begründet dies damit, dass es „large amount of data confirming the hypothesis“ (Alexieva 1988: 485) gebe, nähere Angaben über diese Daten bleiben leider aus. Sie ist allerdings nicht, wie Goldman-Eisler (1968) und Barik (1973), der Auffassung, dies sei darauf zurückzuführen, dass DolmetscherInnen bewusst versuchten, die Pausen im AT für die ZT-Produktion zu nutzen, um das gleichzeitige Hören und Sprechen möglichst gering zu halten, sondern geht vielmehr davon aus, dass das Dolmetschen in den AT-Pausen an der Struktur und Art der Dolmetschtätigkeit selbst liege.
Für Alexieva ist nicht lediglich die Anzahl, Länge und Position, sondern auch die Funktion von Pausen von Bedeutung, und sie unterscheidet daher in ihrer Analyse zwischen Pausen mit segmentierender Funktion, die das Ende einer Informationseinheit signalisieren, und Häsitationspausen. Sie führte ein Experiment mit DolmetschstudentInnen durch, die zwei Versionen eines Textes vom Englischen ins Bulgarische dolmetschen sollten, die sich in ihrer Pausenstruktur unterschieden. Dabei stellte sie fest, dass Pausen an semantisch sinnvollen Stellen für die Dolmetschung genutzt werden konnten, ist aber der Ansicht, dass dies nicht auf eine bewusste Strategie zurückzuführen sei, sondern vielmehr eine logische Folge dessen sei, dass solche Pausen das Ende einer Sinneinheit kennzeichnen. Es sei also nur natürlich, kurz vor oder zu Beginn einer solchen Pause mit der Dolmetschung zu beginnen. Die Anzahl und Länge der Pausen in den ZT war wesentlich geringer als im AT.
In einem weiteren Schritt veränderte sie die Struktur des AT derart, dass bei der Dolmetschung ins Bulgarische kaum Umstrukturierungen notwendig waren. In diesem Fall glich die Anzahl und Dauer der Pausen im ZT jener des AT. Alexieva geht daher davon aus, dass die Pausenstruktur von Simultandolmetschungen von Inhalt und Struktur des ZT abhängt, also davon, wie viel in der Dolmetschung umformuliert oder explizit verbalisiert werden muss. Auch das Sprachenpaar könne aus diesem Grund einen Einfluss auf die Pausen haben. Sei eine große Anzahl von expliziten Verbalisierungen notwendig oder falle es der DolmetscherIn schwer, implizite und zeitsparende Formulierungen zu finden, komme es im ZT zu einer höheren Sprechrate und starken Schwankungen des Sprechrhythmus mit sehr schnellen Redeabschnitten. Gelinge es der DolmetscherIn hingegen, die Informationen zeitsparend und verständlich zu verdichten, werde Zeit gewonnen, um die Intonation und den Rhythmus angenehm und sinnunterstützend zu gestalten. (vgl. Alexieva 1988: 487)
Die von Alexieva getroffene Unterscheidung der Pausenarten und die Analyse ihrer Funktionen ist für die genauere, über die rein quantitativen Zählungen früherer ForscherInnen hinausgehende Untersuchung von Pausen in Simultandolmetschungen und den Einfluss von AT-Pausen auf den ZT von großer Bedeutung. Während die These, Simultandolmetschungen enthielten zahlenmäßig weniger und kürzere Pausen als die jeweiligen Ausgangstexte, beispielsweise von Ahrens (2004, siehe Abschnitt 3.1.5) nicht bestätigt werden konnte, mag dies auf die von Alexieva angesprochene Abhängigkeit vom Sprachenpaar zurückzuführen sein.
3.1.2 Pöchhacker (1997)
Eine Fallstudie zur Flüssigkeit findet sich in Pöchhacker (1997). Bezugnehmend auf die in Kurz (1989, 1993) sowie Kurz & Pöchhacker (1995) (siehe 3.2.1.2) erhobenen sehr hohen Anforderungen an Dolmetschungen im Fernsehen im Bezug auf Stimme, Akzent und Flüssigkeit wird in dieser Studie eine authentische Fernsehdolmetschung im Hinblick auf das Qualitätskriterium Flüssigkeit untersucht. Dazu wurde die Dolmetschung einer Rede des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton in Berlin am 12. Juli 1993 aus dem Englischen ins Deutsche, die live im Österreichischen Rundfunk (ORF) übertragen wurde, analysiert und mit der Originalrede verglichen.
Die verwendeten Parameter waren: Gesamtlänge, Silbenanzahl, Silben pro Sekunde (Durchschnitt), Zahl der Pausen (≥ 2 Sekunden), Gesamtlänge der Pausen, Sprechgeschwindigkeit (in Silben pro Minute, abzüglich der Pausen), Häsitationen und Fehlstarts.
Die Silbenzahl pro Sekunde beträgt in der Originalrede 2,01 und in der Dolmetschung 2,65. Werden die Pausen von der Gesamtredezeit (jeweils ca. 9 Minuten) abgezogen, ergibt sich eine Artikulationsrate von 154 Silben pro Minute im Original und 202 Silben pro Minute in der Dolmetschung. Die höhere Artikulationsrate und die um ca. 20 % höhere Silbenzahl ist zumindest teilweise durch die lexikalischen und strukturellen Unterschiede der beiden Sprachen erklärbar. Durch die gleichzeitig um ein Drittel längere Pausenzeit in der Dolmetschung ergeben sich sehr schnelle, dichte Redeabschnitte. (vgl. Pöchhacker 1997: 210)
Ein Vergleich der Pausenmuster zeigt, dass 12 der 13 Pausen im Original, die eine Länge von ≥ 2 Sekunden aufweisen, eine Entsprechung in der Dolmetschung haben, die meist ca. 0,5 Sekunden länger ist. Zu diesen 13 Pausen im Original kommen in der Dolmetschung 12 Pausen hinzu, die keine Entsprechung im Original haben. Diese Pausen haben eine Länge von 2–3,5 Sekunden und können größtenteils mit dem time lag erklärt werden. Nur etwa ein Drittel dieser Pausen ist eindeutig als Anzeichen von Zögern erkennbar. Allerdings kommen keine der Pausen innerhalb von syntaktischen Einheiten vor, sondern sind an Stellen angesiedelt, an denen üblicherweise Planungspausen vorkommen. In der gesamten Dolmetschung kommen keinerlei Fehlstarts und nur ein Häsitationslaut vor. (vgl. Pöchhacker 1997: 211)
Auf Grundlage dieser Analyse wird die untersuchte Dolmetschung von Pöchhacker als sehr flüssig eingestuft: „All things considered, the degree of fluency and smoothness of the interpretation under study seems to be as close to the ideal as it could possibly be.“ (Pöchhacker 1997: 212)
An dieser Analyse einer authentischen Dolmetschung ist begrüßenswert, dass nicht nur die Länge, sondern auch die Position der Pausen berücksichtigt wird. Interessant ist auch das Ergebnis, dass sich scheinbar beinahe alle Pausen des Originals in der Dolmetschung wiederfinden. Leider stellt die Studie insofern eine Ausnahme unter den Flüssigkeitsstudien dar, als solche Untersuchungen oft nicht nur unter Laborbedingungen stattfinden, sondern auch häufig mit DolmetschstudentInnen als Versuchspersonen durchgeführt werden.
3.1.3 Cecot (2001)
Das Verhältnis von Pausen in AT und ZT ist auch das Thema der Studie von Michela Cecot (2001). Sie wählte für ihr Experiment elf professionelle DolmetscherInnen (sechs Frauen, fünf Männer) als Versuchspersonen, die zwei mit unterschiedlicher Sprechgeschwindigkeit vorgetragene englische AT simultan ins Italienische dolmetschen sollten. Cecot verglich die Verteilung, Länge und Funktion von Pausen in den AT und ZT und analysierte auch das Vorkommen von Pausen in den Simultandolmetschungen in Abhängigkeit von der Sprechgeschwindigkeit. Abschließend wurden die Ergebnisse mit der subjektiven Einschätzung der DolmetscherInnen verglichen.
Cecot untersucht dabei nicht nur ungefüllte Pausen, sondern alle Arten von Unflüssigkeiten, einschließlich Selbstkorrekturen, Fehlstarts, langgezogenen Lauten etc. Auch die ungefüllten Pausen unterteilt sie nach ihrer Position und ihrem kommunikativen Wert in verschiedene Kategorien (Segmentierungspausen, rhetorische Pausen und Häsitationspausen).
Der erste Text wurde mit 263,3 Silben/Minute vorgetragen, der zweite mit 204 Silben/Minute. Im Anschluss an die Dolmetschungen erhielten die DolmetscherInnen einen Fragebogen, in dem sie nach ihrer Einschätzung der Bedeutung verschiedener Arten von Pausen in Dolmetschungen gefragt wurden. Fünf der elf Versuchspersonen waren der Meinung, dass Häsitationspausen vor allem quantitativ eine große Rolle spielten und ihre Anzahl mit steigendem Tempo wachse. Die meisten betrachteten rhetorische Pausen als wichtig, gaben aber an, diese bei hohem Redetempo seltener anzuwenden. Neun DolmetscherInnen erinnerten sich noch an einige der Pausen, die sie gemacht hatten. Häsitationspausen schienen leichter in Erinnerung zu bleiben, da sie mit Problemen bei der Dolmetschung zusammenhingen. Die meisten gaben auch an, Pausen eher automatisch zu verwenden. (vgl. Cecot 2001: 75)
Der Vergleich der AT mit den ZT zeigte, dass es beim schnelleren AT weniger Pausen und Unflüssigkeiten gab. Cecot verglich auch die Pausenmuster in AT und ZT, indem sie die Zahl der ungefüllten Pausen in den ZT, die eine Entsprechung im AT hatten, in Bezug zur Gesamtzahl der Pausen im jeweiligen ZT setzte. Beim schnelleren AT hatte ca. die Hälfte der Dolmetschungen mehr als 50 % Pausen mit Entsprechung im AT, die andere Hälfte weniger als 50 %. Beim langsameren Text hatten sieben von elf Dolmetschungen weniger als 50 % Pausen mit Entsprechung im AT. Da in den AT keine Häsitationen vorkamen, hatten die Häsitationen in den ZT keine Entsprechungen im AT. Bei beiden Texten kamen in den Dolmetschungen mehr Unflüssigkeiten als ungefüllte Pausen vor.
Ein Vergleich nach Geschlechtern zeigte, dass Frauen mehr gefüllte und Männer mehr ungefüllte Pausen verwendeten. Bei den Männern gab es weiters eine längere Pausendauer, d.h. sie sprachen langsamer und machten mehr Pausen.
Cecot sieht in dieser Studie einen wichtigen Beitrag zum Nachweis der Bedeutung von Pausen beim Simultandolmetschen und stellt fest, dass, obgleich die rhetorische Funktion von Pausen von den meisten Versuchspersonen betont wurde, die meisten ungefüllten Pausen nicht rhetorisch eingesetzt wurden, sondern Segmentierungs- oder Häsitationspausen waren. Außerdem gab es viele Unflüssigkeiten, die die Zuhörer stören könnten. Durch die Analyse könnten DolmetscherInnen auf ihre Pausen aufmerksam gemacht werden und so ihre Leistung bewusst verbessern. (vgl. Cecot 2001: 80)
Wenngleich die genaue Bestimmung des Pausentyps nicht immer möglich ist, wie auch Cecot (2001: 74) selbst anmerkt, so ist dennoch der Ansatz der Analyse der Funktionen der von DolmetscherInnen verwendeten Pausen nützlich. Auch der Vergleich mit der subjektiven Wahrnehmung der DolmetscherInnen ist vor allem aus didaktischer Perspektive interessant, zumal eine Sensibilisierung für störende Pausen zu einer Verbesserung der Dolmetschleistung führen könnte.
3.1.4 Tissi (2000)
Von Benedetta Tissi (2000) stammt eine Untersuchung zum Einfluss von Pausen, Häsitationen und Unterbrechungen in einem Ausgangstext auf das Verständnis und die Leistung von zehn DolmetschstudentInnen.
Zwei Ausschnitte aus einem frei gehaltenen Redebeitrag, die Pausen, Häsitationen und Unterbrechungen aufwiesen, wurden von den ProbandInnen simultan aus dem Deutschen ins Italienische gedolmetscht. Tissi wählte bewusst StudentInnen, da sie davon ausging, dass deren Dolmetschungen näher am AT wären und sie somit von den Unflüssigkeiten stärker beeinflusst würden als professionelle DolmetscherInnen. Zum Vergleich wurde das Versuchsmaterial von einer weiteren Versuchsperson mit dreijähriger Berufserfahrung gedolmetscht.
Anschließend wurden die Dolmetschungen transkribiert, die Sprechrate (in Silben/Minute) und Pausenlängen gemessen sowie die Unflüssigkeiten (gefüllte Pausen, Unterbrechungen) gezählt und mit denen des AT verglichen.
Beim Vergleich zeigte sich, dass die durchschnittliche Dauer der Dolmetschungen etwa jener des jeweiligen AT entsprach, die Dolmetschungen aber eine niedrigere Sprechrate und eine längere Gesamtdauer der Pausen aufwiesen. Trotz der größeren Gesamtlänge der Pausen enthielten die Dolmetschungen aber weniger Pausen als die AT, die einzelnen Pausen waren also durchschnittlich länger. Der Unterschied in den Sprechraten könnte laut Tissi (2000: 115) zumindest teilweise auch auf die Unterschiede zwischen Ausgangs- und Zielsprache zurückzuführen sein. Die durchschnittliche Pausenrate (Pausen pro Minute) war in den Dolmetschungen beider Texte sehr ähnlich, während AT 2 wesentlich mehr Pausen enthielt als AT 1. Tissi (2000: 116) erklärt die hohe Pausenanzahl in den AT damit, dass es sich um spontane Reden mit entsprechenden Planungspausen handelte.
Die Pausenlänge schwankte zwischen den einzelnen Dolmetschungen sehr stark und erreichte Maximalwerte von bis zu 12,6 Sekunden. Diese stellten allerdings die Ausnahme dar; der Großteil der Pausen lag sowohl in den AT als auch in den Dolmetschungen zwischen 0,25 und 1,25 Sekunden. Tissi (2000: 117) schließt daraus, dass normale Pausen sowohl bei spontaner Rede als auch bei Simultandolmetschungen eine Dauer von 0,25–1 Sekunden haben. Die hohe Anzahl längerer Pausen in den Dolmetschungen führt sie auf die spezifischen Schwierigkeiten des Simultandolmetschens sowie die Tatsache zurück, dass es sich um StudentInnen handelte, die noch Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit und dem Verständnis hatten.
Ein Vergleich der Pausenpositionen zeigte, dass der Anteil von Pausen in syntaktischen Positionen in den Dolmetschungen etwas, wenn auch nicht erheblich, geringer war als in den AT, was Tissis Meinung nach auf die für Simultandolmetschungen typische geringere Kontrolle über die Textproduktion zurückzuführen sein könnte (vgl. Tissi 2000: 117).
Bei Häsitationslauten und Lautlängungen gibt es starke individuelle Unterschiede zwischen den DolmetscherInnen, wobei die einzelnen ProbandInnen in beiden Dolmetschungen ähnliche Trends aufwiesen. Es schien sich hier also um ein individuelles Phänomen zu handeln. Da es sich bei den AT um spontan gehaltene Reden handelte, enthielten sie ebenfalls Häsitationslaute, allerdings kaum Lautlängungen. In einigen der Dolmetschungen kamen sogar weniger Häsitationslaute vor als im Original. (vgl. Tissi 2000: 118)
Die Dolmetschungen wiesen erheblich weniger Wiederholungen auf als die Ausgangstexte, was Tissi auf Planungsprozesse im spontanen Diskurs bei der Produktion der AT zurückführt. Während die Dolmetschungen natürlich auch Planungsprozesse aufwiesen, könnten durch den time lag Wiederholungen im AT erkannt und deren Übernahme in den ZT vermieden werden. (vgl. Tissi 2000: 118)
Selbstkorrekturen bzw. Planänderungen kamen sowohl in den AT als auch in den Dolmetschungen vor, wobei es keinen Zusammenhang zwischen ihrem Auftreten in den AT und in den ZT gab. Fehlstarts kamen am seltensten vor. In den AT gab es keine Fehlstarts, und in den ZT maximal zwei pro Dolmetschung, wobei nur drei ProbandInnen bei AT 1 und vier bei AT 2 überhaupt Fehlstarts aufwiesen. Nur eine der ProbandInnen hatte in beiden Dolmetschungen einen Fehlstart.
Während grundsätzlich ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Pausen und Unflüssigkeiten in AT und ZT beobachtet werden konnte, war dieser nicht so direkt wie von Tissi ursprünglich angenommen. Vor allem bei den Unflüssigkeiten konnte kein systematischer Zusammenhang beobachtet werden. Es gab große individuelle Unterschiede und in vielen Fällen waren die Unflüssigkeiten und Pausen in den Dolmetschungen darauf zurückzuführen, dass es sich bei den ProbandInnen um StudentInnen handelte. Tissi fand auch Hinweise darauf, dass eine Art von Unflüssigkeit im AT sich in anderer Form im ZT niederschlagen könnte. (vgl. Tissi 2000: 121)
Während Tissi ihre Wahl von StudentInnen als Versuchspersonen damit begründet, dass diese näher am AT wären und daher eher von Pausen und Unflüssigkeiten beeinflusst werden könnten, ist anzumerken, dass dadurch keine Rückschlüsse auf professionelle DolmetscherInnen gezogen werden können. Die starken individuellen Unterschiede zwischen den ProbandInnen erlauben auch keine Verallgemeinerung der Daten für Studierende, da auf Grundlage des zur Verfügung stehenden Datenmaterials von erheblichen Unterschieden im Können der Versuchspersonen ausgegangen werden kann. Die erwähnte Vergleichsdolmetschung durch eine erfahrenere DolmetscherIn wird leider nicht analysiert oder mit den Ergebnissen der Studierenden verglichen. Die genaue Analyse der einzelnen Kategorien von Unflüssigkeiten und der Positionen von Pausen macht diese Arbeit dennoch aus methodischer Sicht interessant.
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