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4.3. Der Imperativ und die Aufforderung in der didaktischen Diskussion

Dem Imperativ wird in der didaktischen Diskussion nicht besonders viel Aufmerksamkeit zuteil.1 Er wird jedoch in enger Verbindung mit der Aufforderung betrachtet. Im Gegensatz zur linguistischen Perspektive steht die Funktionalität des Imperativs bzw. der Aufforderungen im Vordergrund.

Desselmann (1990) betrachtet die Aufforderungen durch das Prisma der Handlungsorientierung. Dabei muss der Sprecher dem Gegenüber seine Intention zum Ausdruck bringen und eine bestimmte Handlung ausführen lassen. Für eine situationsangemessene und adressatengerechte Kommunikation braucht der Lernende jedoch verschiedene sprachliche Mittel. Nur der Imperativ zum Ausdruck von Aufforderungen reiche im Anfängerunterricht erstmal aus, so Desselmann (1990: 164). Dafür schlägt der Autor vor, sich zur Bewusstmachung von Bedeutungsnuancen mit sprachlichen Mitteln in unterschiedlichen kommunikativen Situationen im Unterricht zu beschäftigen. Auf der Grundlage von Faktoren, wie die Art des Kommunikationsbereichs, die Art der kommunikativen Beziehungen der Gesprächspartner und die Art der Handlungsinhalte, unterteilt Desselmann (1990) Subtypen des Sprachhandlungstypen Aufforderung im Gegensatz zu Buscha et al. (1998) in drei Gruppen: bindende, nicht-bindende und handlungsunterstützende Aufforderungen. Der Imperativ wird im Beitrag den nicht-bindenden Aufforderungen zugeordnet. Darüber hinaus verleihe die Partikel mal Sätzen mit einem Imperativ eine Unverbindlichkeit und Höflichkeit (vgl. Desselmann 1990: 170). Da es sich um einen niveauübergreifenden Überblick sprachlicher Mittel handelt, ist der Beitrag aus der situativen Perspektive für die vorliegende Arbeit interessant.

Während sich Desselmann (1990) mit Aufforderungen hauptsächlich in mündlicher Kommunikation beschäftigt, widmen sich Fandrych und Thurmair (2011) bei der Beschreibung von Aufforderungen der textsortenbezogenen Grammatik. Dabei weisen sie auf verschiedene Kontexte hin, in denen Texte mit einem Aufforderungscharakter vorkommen können: Studienordnungen und Aufgabenstellungen im universitären Kontext, Gebrauchsanweisungen und Kochrezepte im alltäglichen Leben, Reiseführer und Ratgeber in der Freizeit, Horoskope und Kummerkästen in Zeitungen sowie Schilder, Merkblätter, verschiedene Ordnungen, die institutionell gebunden sind (vgl. ebd.: 88ff). Das Wissen von Sprecher und Hörer über die Textsorten, kommunikativen Rahmen sowie sprachliche Mittel stehen im engen Zusammenhang und werden im Beitrag exemplarisch analysiert. Ihre Analyse zeigt, dass der Imperativ „im Deutschen in wirklich handlungsreglementierenden Texten eher nicht der Regelfall“ sei, er habe jedoch seine Funktion in Ratgebern und höflichen Bitten (vgl. ebd.: 92). Der Artikel von Fandrych und Thurmair (2011) verdeutlicht die Bedeutung der Einbeziehung von Texten für die Beschreibung grammatischer Phänomene. In Bezug auf den Höflichkeitsaspekt des grammatischen Phänomens wird dem Imperativ noch weniger Aufmerksamkeit als in den wissenschaftlichen Grammatiken geschenkt, obwohl der Imperativ zu höflichkeitsrelevanten Grammatikthemen gehört (vgl. Scialdone 2009: 287).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Imperativ in der didaktischen Diskussion als eines mehrerer Sprachmittel zum Ausdruck von Aufforderungen betrachtet wird. Darüber hinaus stehen die Funktionsweise sowie der situative Kontext im Vordergrund. Allerdings wird die Vermittlung des Imperativs für Anfänger außer Acht gelassen, wobei das Thema im Unterricht relativ früh (z. B. in Aufgabenstellungen) vorkommt. Daher wird im Folgenden ein Blick in die Lehrwerke und Übungsgrammatiken für das Sprachniveau A1 geworfen.

4.4. Der Imperativ in didaktischen Grammatiken

Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Grammatiken wird in didaktischen auf ausgewählte Aspekte fokussiert. Im Folgenden liegt der Fokus auf der Darstellung des Imperativs und der Aufforderung in verschiedenen didaktischen Grammatiken. Dabei handelt es sich um Übungsgrammatiken, da für die Konzeption der Interaktiven Grammatik nicht nur die Präsentation der grammatischen Struktur, sondern auch Übungen dazu relevant waren.

Eine umfassende Übersicht über die Aufforderung ist in der Grammatik in Feldern1 zu finden, die ein onomasiologisches Konzept darstellt (vgl. Buscha et al. 1998). Die Autoren zählen zum Feld der Aufforderung „sowohl die einzelnen semantischen Funktionen des Aufforderns als auch die Gesamtheit der ihr zugeordneten grammatischen und lexikalischen Sprachmittel“ (ebd.: 239) [Hervorhebung im Original]. Die erste Annäherung an das Feld der Aufforderung geschieht, indem jedem Imperativsatz eine Funktion zugeordnet wird (vgl. ebd.: 239-240). Der Imperativ stellt die Grundform der Aufforderung dar, dabei können Partikeln, Modalwörter, Satzstrukturen dem Imperativ eine der einzelnen Funktionen des Aufforderns zuweisen. Darüber hinaus steht die Aufforderung im engen Zusammenhang mit der konkreten Situation, dem Verhältnis zwischen Sprecher und Adressaten sowie der Intonation (vgl. ebd.: 240). Die Autoren bieten eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Funktionen der Aufforderung an, die in Abbildung 4-2 als Teilfelder dargestellt sind:

Abb. 4-2:

Teilfelder des Feldes Aufforderung (nach Buscha et al. 1998: 241)

Der Imperativ wird zwar als Grundform des Feldes betrachtet, kann aber in vielen Situationen als nicht angemessen gelten. Daher werden auch weitere sprachliche Ausdrucksmittel zu jedem einzelnen Teilfeld ausgearbeitet. Dabei wird die Semantik der jeweiligen Teilfelder skizziert, anschließend werden einzelne Sprachmittel vorgestellt sowie Übungen dazu angeboten. Bei einigen Teilfeldern, wie z. B. Anordnung, Appell und Warnung, wird zusätzlich zwischen den Aufforderungen in der offiziellen und privaten Kommunikation unterschieden. Da Grammatik in Feldern für Fortgeschrittene konzipiert ist, wird die Bildung des Imperativs sehr kurz dargestellt. Infinitive und Imperativformen sind aus einem Kästchenrätsel in eine Tabelle zu übertragen. Anschließend wird angeboten, die Regelmäßigkeiten zu erschließen und sie in „Merksätzen“ zusammenzufassen (vgl. ebd.: 241-242). Interessanterweise werden dabei drei Formen des Imperativs behandelt. Jedoch kommt noch die wir-Form in den Teilfeldern Appell und Vorschlag vor. Auch wenn der Imperativ nicht in allen Situationen angemessen ist, wird er in einem Teilfeld als ein mögliches Ausdrucksmittel mit Beispielen erwähnt (vgl. ebd.: 243 ff.). Dabei spielen Partikeln, wie z. B. doch, mal, bitte, ja, bloß etc., eine wichtige Rolle, um eine Aussage zu verstärken oder den befehlenden Charakter des Imperativs abzuschwächen.

Eine weitere Grammatik, die die Funktionen der Aufforderungen zum Ausgangspunkt macht, ist Grammatik mit Sinn und Verstand (Rug und Tomaszewski 2006). Zum Einstieg werden vier verschiedene Textsorten (Gedicht, Spielbeschreibung, Rezept und Witz) angeboten, die unterschiedliche Sprachmittel von Aufforderungen beinhalten. Anschließend werden sie aufgelistet, dabei liegt der Fokus auf Dialogen bzw. gesprochener Sprache. Auch die Formen des Imperativs sowie die Wortstellung werden kurz zusammengefasst. Im Übungsteil wird die Form kaum geübt, es gilt lediglich verschiedene Aufforderungen in unterschiedlichen Kontexten zu formulieren (vgl. ebd.: 114-115). So kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die beschriebenen Grammatiken einen starken Fokus auf der pragmatischen Dimension des Imperativs haben. Eine Erklärung dafür könnte die Zielgruppe der Grammatiken sein: fortgeschrittene Lernende, von denen das Vorhandensein der Kenntnisse über die Bildung des Imperativs erwartet wird. Daher konzentrieren sich die Grammatiken auf eine differenzierte Vertiefung in der Funktionsweise des Imperativs bzw. der Aufforderung.

Die Darstellung des Imperativs in den Übungsgrammatiken für Anfänger unterscheidet sich im Hinblick auf die Gewichtung pragmatischer, syntaktischer und morphologischer Aspekte des Imperativs. In Anhang 1 sind Informationen zur Imperativvermittlung in vier analysierten Übungsgrammatiken für die Grundstufe zusammengefasst.2 In allen vier Grammatiken wird eine Doppelseite dem Imperativ gewidmet, dabei beinhalten sie die ausgewählten Aspekte des Imperativs sowie vier bis sechs Übungen zum Thema.

In den Übungsgrammatiken (s. Anhang 1) werden die Funktionen des Imperativs mithilfe von Beispielen präsentiert. Während in Einfach Grammatik nur eine Funktion, Aufforderung, in der Regelformulierung thematisiert wird (vgl. Rusch und Schmitz 2007: 36), sind in drei weiteren Grammatikbüchern folgende Funktionen zu finden: Aufforderung, Bitte, Ratschlag, Tipp, Anweisung (Fandrych und Tallowitz 2008: 36; Gottstein-Schramm et al. 2010: 82; Jin und Voß 2011: 20). Auch wenn sich die Autoren von Einfach Grammatik für eine Funktion in der Regeldarstellung entschieden, lassen sie die anderen Funktionen nicht außer Acht, so sind im Übungsteil auch Bitten zu formulieren.

In Einfach Grammatik wird versucht, das Thema nach dem S-O-S-Prinzip (s. Kap. 4.1.2) entdecken zu lassen. Dafür muss man zuerst Sätze zuordnen und danach die Imperativsätze in der Tabelle ergänzen, somit wird die Position des Verbs in Aufforderungssätzen hervorgehoben. Anschließend ist der Regelsatz auszufüllen. Die Formen des Imperativs sind zwar in der Tabelle zusammengefasst, dennoch wird der Lernende aufgefordert, die Präsens- und Imperativformen zu vergleichen und eine weitere Regel zu ergänzen (vgl. Rusch und Schmitz 2007: 36). Schritte Übungsgrammatik und Klipp und klar bieten Beispielsätze mit farbig bzw. durch Fettschrift hervorgehobenen Imperativformen. Direkt darunter sind kurze Regelsätze formuliert. In Klipp und klar wird zuerst auf die syntaktische Ebene der Imperativsätze und gleichzeitig die Funktionen, dann auf die Bildung eingegangen (vgl. Fandrych und Tallowitz 2008: 20). In Schritte Übungsgrammatik werden, wie oben bereits erwähnt, die Funktionen anhand von Beispielen gezeigt (vgl. Gottstein-Schramm et al. 2010: 82). Die farbig markierten Imperativformen in den Beispielsätzen sollten vielleicht die Aufmerksamkeit auf die Verbstellung im Satz lenken. Die syntaktische Ebene der Imperativsätze wird in Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache mit einem Regelsatz explizit formuliert: „Der Imperativ mit du und ihr hat kein Subjekt“ (Jin und Voß 2011: 20).

Im Hinblick auf die verwendete Terminologie lassen sich Unterschiede in den analysierten Grammatiken feststellen. Während in Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache für die Bezeichnung der Imperativformen „formell“ und „informell“ benutzt wird (Jin und Voß 2011: 20), bietet Klipp und klar „familiär“ und „formell“ (Fandrych und Tallowitz 2008: 20). Zwei weitere Grammatikbücher verzichten auf die Bezeichnung und verwenden nur Pronomen (vgl. Rusch und Schmitz 2007: 36; Gottstein-Schramm et al. 2010: 82). Die Bezeichnungen von regelmäßigen und unregelmäßigen Verben sind ebenso nicht einheitlich. So steht z. B. „normale Verben“ für regelmäßige Verben in Schritte Übungsgrammatik und Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache. Der Begriff regelmäßige Verben mag den Autorinnen zu kompliziert für Anfänger erschienen zu sein. Dann stellt sich die Frage, warum sich die Autorinnen der Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache für den Begriff unregelmäßige Verben unmittelbar neben normalen Verben entschieden. Die Veranschaulichung grammatischer Strukturen, die für didaktische Grammatiken üblich ist (s. Kap. 4.1.3), wird in allen vier Grammatikbüchern durch die drucktechnischen Visualisierungen (Kapitel 3.4) realisiert. Dadurch kann m. E. die grammatische Terminologie reduziert bzw. das Verstehen grammatischer Begriffe unterstützt werden.

Die Übungsgrammatiken bieten eine Zusammenfassung der Regeln zum Imperativ in tabellarischer Form an. Sowohl die Verbposition in Sätzen als auch die Bildung des Imperativs werden präsentiert. Dabei wird die Bildung des Imperativs für schwache und starke, sowie trennbare Verben, die Verben sein und haben zusammengefasst. Bei der Imperativbildung starker Verben wird auf die Unterschiede hingewiesen, wie Verben mit e und a im Verbstamm. Dafür werden in allen vier Grammatiken Pfeile verwendet: ei und äa. Grammatische Informationen werden zwar visuell (mit Tabellen, Farben, Pfeilen, Fettschrift) unterstützt, jedoch haben Zeichnungen eine eher rein dekorative Funktion und sollen die Lernenden motivieren. Eine kognitive Herausforderung könnte eine Bilder-Sequenz in Schritte Übungsgrammatik sein, in der ein Gesprächspartner Aufforderungen formuliert und der andere auf die Notwendigkeit der Höfflichkeitspartikeln bitte zu deuten versucht. Abbildung 4-3 demonstriert, dass die Anspielung nicht verstanden wird:

Abb. 4-3:

Eine Bilder-Sequenz zum Themeneinstieg in Schritte Übungsgrammatik (Gottstein-Schramm et al. 2010: 82)

Versteht der Lernende den witzigen Charakter der Bilder-Sequenz, wirkt es wahrscheinlich motivierend zum Lernen des grammatischen Themas (s. zur motivierenden Funktion der Visualisierungen Kap. 3.3).

Hinsichtlich der Höflichkeitsperspektive lässt sich feststellen, dass abgesehen von Einfach Grammatik dieser Aspekt in allen anderen explizit thematisiert wird (in Schritte Übungsgrammatik wird dafür freundlich statt höflich benutzt). Auch in Beispielsätzen im Übungsteil kommen die Modalpartikel wie bitte, doch, mal, doch mal vor.

Resümierend kann festgehalten werden, dass die Darstellung des Imperativs in den Übungsgrammatiken für Anfänger auf wichtige Aspekte wie Funktionsweise, Bildung verschiedener Formen und unterschiedlicher Verbtypen, Syntax der Aufforderungssätze sowie pragmatische Seite wie Höflichkeit reduziert wird, wie es von didaktischen Grammatiken erwartet wird. Darüber hinaus spielen visuelle Elemente eine bedeutende Rolle für die Darstellung der Regeln und dienen der Niveauangemessenheit.

4.5. Der Imperativ in Lehrwerken für die Niveaustufe A1

In der Konzeptionsphase der Interaktiven Grammatik wurden elf Lehrwerke1 sowie vier Grammatikbücher2 für die Niveaustufe A1 (Erscheinungsjahre 2002-2012) analysiert.3 Auf der Grundlage der Analyse wurden zehn grammatische Themen ausgewählt, für welche die Einheiten implementiert wurden. Im folgenden Unterkapitel werden die Analyseergebnisse für den Imperativ dargestellt, die Vorgehensweise und analysierte Aspekte sind für alle Themen identisch. Bei der Analyse wurde auf folgende Aspekte geachtet:

 in welchem situativen Kontext bzw. thematischen Rahmen kommt der Imperativ vor;

 welche Funktionen des Imperativs werden behandelt;

 werden alle drei Formen des Imperativs auf einmal eingeführt und in welcher Reihenfolge;

 welche Medien (Text, Audio, Bild,…) werden bei der Einführung verwendet; im Vergleich bzw. in Kombination mit welchen grammatischen Phänomenen wird der Imperativ eingeführt sowie mit welchen Verben (starken, schwachen, trennbaren etc.);

 wie viel und welche grammatische Terminologie sowie Visualisierungen werden bei der Darstellung der Imperativbildung und der Verbposition in Imperativsätzen benutzt;

 wie wird der Imperativ geübt.

Im Folgenden werden einzelne Aspekte kurz skizziert, eine tabellarische Zusammenfassung der Lehrwerkanalyse stellt Anhang 2 dar.

Kontext

Im Hinblick auf die kontextuelle Umrahmung des grammatischen Phänomens findet man unterschiedliche Varianten, welche im engen Zusammenhang mit den durch den Imperativ darstellenden Funktionen und dem Kontext der Lektion stehen. Die Titel der Lektionen in Anhang 2 verschaffen einen Überblick über die situativen Rahmen, in denen der Imperativ eingeführt und geübt wird. Einer der häufigen Kontexte ist das Thema Orientierung. Dabei kann es um die Wegbeschreibung in der Stadt wie im Lehrwerk Netzwerk gehen (vgl. Dengler et al. 2011: 31). In Aussichten kommt der Imperativ in Form von Anweisungen zur Orientierung im Gebäude vor (vgl. Jentges et al. 2010: 84ff.). Dabei wird erstmal nur die Sie-Form thematisiert. In Berliner Platz und Pluspunkt Deutsch wird der Imperativ im Zusammenhang mit dem Thema Essen eingeführt. Während es im erstgenannten Lehrwerk um Vorschläge zu verschiedenen Gerichten geht (vgl. Köker et al. 2002: 65ff.), geschieht die Einführung des Phänomens im Lehrwerk Pluspunkt Deutsch mittels eines Hörtextes und einer Aufgabe zu einem Einkaufszettel. Weitere Übungen des Lehrwerks sind ebenso thematisch mit dem Einkaufen von Lebensmitteln verbunden (vgl. Jin und Schote 2009a: 62ff., 2009b: 57ff.). Auch in Tangram aktuell wird der Imperativ im Kontext Einkaufen vermittelt. Allerdings wird nicht nur auf Lebensmittel beschränkt sondern ebenfalls auf das Einkaufen von Kleidung (vgl. Dallapiazza et al. 2004: 54). Die Kleidung dient in einem weiteren Lehrwerk als situativer Rahmen des Imperativs. Jedoch handelt es sich in DaF kompakt um Anleitungen zum Waschen von Kleidung im Waschsalon (vgl. Braun et al. 2011: 53 ff.).

In Lagune wird der Imperativ, wie auch in Pluspunkt Deutsch, in einem Hörtext, in Form einer Nachricht auf dem Anrufbeantworter eingeführt. Thematisch geht es um eine Einladung, dabei werden die Sie- und ihr-Form verwendet, gefolgt von der du-Form, die in Anweisungen bei der Vorbereitung auf den Gästebesuch formuliert wird (Aufderstraße et al. 2006b). Ähnliche Anweisungen im Imperativ (z. B. Deckt den Tisch!) sind im Lehrwerk Menschen zu finden. Sie sind allerdings stärker emotional gefärbt, da sie im Tagebucheintrag eines Mädchens vorkommen, die mit ihren Aufgaben im Haushalt unzufrieden ist. Dabei werden die du- und ihr-Formen benutzt (vgl. Evans et al. 2012: 112). Auch in Aussichten sind Probleme bei der Aufgabenverteilung im Haushalt (in diesem Fall in einer Wohngemeinschaft und nur mit der ihr-Form) thematisiert (vgl. Jentges et al. 2010: 111).

Das Thema Gesundheit bietet in mehreren Lehrwerken eine thematische Grundlage für den Imperativ. Das geschieht in Form von sowohl Anweisungen und Empfehlungen vom Arzt (Funk et al. 2005; Dengler et al. 2012) als auch Ratschlägen einer Nonne (Evans et al. 2012: 99 ff.). Dabei steht nur die Sie-Form im Fokus. In Studio d und Netzwerk werden zwei weitere Formen in derselben Lektion in Form von Tipps gegen das Rauchen (vgl. Funk et al. 2005) bzw. als Anweisungen für eine Sportübung (vgl. Dengler et al. 2012) behandelt. Im Lehrwerk Schritte plus ist der Imperativ in Aufforderungssätzen (z. B. Füllen Sie das Formular aus!) in der Lektion Ämter und Behörden vorhanden, wobei die Übungen im Arbeitsbuch thematisch kaum damit verbunden sind (vgl. Bovermann et al. 2009). Das Lehrwerk Optimal führt den Imperativ bereits in der ersten Lektion ein, dabei handelt es sich um Aufforderungsätze bzw. Arbeitsanweisungen. Erst in der sechsten Lektion wird die Bildung des Imperativs im thematischen Kontext Lerntipps dargelegt.

Die pragmatische Ebene des Imperativs bzw. der Höflichkeitsaspekt wird nur in wenigen Lehrwerken explizit erwähnt. So wird in Aussichten in der Regelformulierung darauf hingewiesen, dass der Imperativ mit bitte höflicher klingt (vgl. Jentges et al. 2010: 175). DaF kompakt bietet ebenfalls eine Regel zur Nutzung von Modalpartikeln in Imperativsätzen, dabei wird explizit auf ihre Konnotation hingewiesen: „‚Doch‘ betont den Vorschlag, ‚mal‘ macht ihn freundlich“ (Braun et al. 2011: 53). Eine ähnliche Regelformulierung ist in Tangram zu finden (vgl. Dallapiazza et al. 2004: 54). In diesem Lehrwerk wird dazu eine Übung dargeboten. In Berliner Platz, Lagune, Pluspunkt Deutsch, Schritte plus. Studio d kommt der Modalpartikel doch in Beispielsätzen sowie in Übungen vor, jedoch wird seine Rolle in Imperativsätzen nicht thematisiert bzw. die Erklärung wird vermutlich den Lehrenden überlassen. Es lassen sich keine Hinweise darauf finden, welche Imperativ-Form in welchen Situationen angemessen ist. Es wird vermutlich davon ausgegangen, dass dieser Höflichkeitsaspekt bei der Einführung von Pronomen intensiv diskutiert wird, wie es in der linguistischen Grammatik von Weinrich (2007) der Fall ist (s. Kap. 4.3).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Imperativ in verschiedenen Kontexten in den Lehrwerken für A1 vorkommt, die in drei Gruppen unterteilt werden können: Haushalt, Orientierung und Gesundheit. Die Themen sind alltagsnah, daher werden die Relevanz des Imperativs und seine Funktionalität für Lernende verdeutlicht. Das Thema Höflichkeit wird nur am Rande des Themas Imperativ und ausschließlich mit der Nutzung der Modalpartikel behandelt.

Funktionen des Imperativs

Die Lehrwerkanalyse zeigte, dass unterschiedliche Lehrwerke das Thema Imperativ in funktionaler Hinsicht unterschiedlich behandeln. Oben (4.2-4.4) wurden bereits einige Funktionen genannt, Tabelle 4-1 zeigt alle Funktionen, die in den analysierten Lehrwerken zu finden sind.


Funktionen Lehrwerke
Bitte Aussichten, DaF kompakt, Lagune, Menschen, Tangram aktuell
Aufforderung Aussichten, Menschen, Netzwerk, Optimal, Schritte plus
Anweisung Aussichten, DaF kompakt, Lagune, Optimal, Studio d
Vorschlag Berliner Platz, DaF kompakt
Anleitung DaF kompakt
Ratschlag Menschen, Schritte plus, Tangram aktuell
Tipp Menschen, Netzwerk, Optimal, Pluspunkt Deutsch, Studio d, Tangram aktuell
Empfehlung Studio d

Tab. 4-1:

Funktionen des Imperativs in den analysierten Lehrwerken

Die Funktionen werden in Regelformulierungen, falls solche vorhanden sind, nicht explizit genannt, sondern sind aus Aufgabenstellungen zu erschließen, wie z. B.: „Geben Sie Ratschläge.“ (Schritte plus Bovermann et al. 2009: 98) oder „Vorschläge machen - Arbeiten Sie mit der Speisekarte auf Seite 62-63.“ (Berliner Platz Köker et al. 2002: 65). Die Regelformulierung in Tangram aktuell beinhaltet Informationen zu Funktionen des Imperativs, die Aufmerksamkeit wird jedoch auf die Modalpartikeln gelenkt, die im Lückensatz zu ergänzen sind: „Die Wörter _________ machen den Ratschlag oder die Bitte freundlich und höflich.“ (Dallapiazza et al. 2004: 54). Die hierarchische Feldstruktur nach Buscha et al. (1998) scheint in den Lehrwerken für Anfänger sowie in den analysierten didaktischen Grammatiken (s. Kap.4.4) keine Realisierung zu finden, da die Aufforderung gleichrangig mit anderen Funktionen des Imperativs steht und nicht als Oberbegriff verwendet wird. „Neben Ratschlag findet man als Synonyme Rat, Empfehlung, Hinweis und Tipp. Diese Reihung drückt gleichzeitig eine abnehmende Intensität des Ratens aus.“, so Buscha et al. (1998: 278). Die analysierten Lehrwerke vermitteln die Funktionen Ratschlag, Empfehlung und Tipp synonym ohne eine feinere Differenzierung. Dass die Funktion der Anleitung nur in einem Lehrwerk thematisiert wird, ist mit der Spezifik der Textsorte erklärbar: die Formulierung von Gebrauchsanweisungen für A1-Lernende kann herausfordernd sein. Außerdem könnte diese Funktion nicht unbedingt eine wichtige Rolle auf dem Niveau spielen.4 Die weiteren Funktionen, die in linguistischen Grammatikbüchern erwähnt werden, wie Apelle, Anweisungen, Verbote und Warnungen (Kap. 4.2), kommen in den Lehrwerken nicht vor.

Reihenfolge der Imperativformen

Im Fokus der Analyse standen die Reihenfolge bei der Präsentation der Imperativformen sowie die Intensität der Beschäftigung mit dem grammatischen Thema.5 Die explizite Vermittlung bzw. Behandlung des Themas unterscheidet sich von Kurs zu Kurs und von Lehrwerk zu Lehrwerk. Je nach Lehrwerk unterscheidet sich auch der Umfang, wie das Thema vermittelt wird: Es gibt sowohl Lehrwerke, in denen die Formen des Imperativs separat voneinander dargestellt werden, als auch die Behandlung aller Formen innerhalb einer Lektion. Das Lehrwerk Aussichten demonstriert die du- und Sie-Formen in der Lektion zum Thema Orientierung, in der darauf folgenden Lektion wird im Rahmen des Themas Streit im Haushalt die Ratschlag-Funktion eingeführt. In diesem Zusammenhang folgt auch die Einführung der ihr-Form. Eine ähnliche Reihenfolge bietet Netzwerk an: zuerst die Sie-Form in Lektion drei zur Wegbeschreibung und im zweiten Teilband folgen in Lektion elf die zwei weiteren Formen. Allerdings wird in der Grammatikübersicht die Bildung aller drei Formen zusammengefasst. Auch im Lehrwerk Menschen wird zuerst nur die Sie-Form in Lektion 18 thematisiert, erst in Lektion 20 werden die du- und ihr-Formen eingeführt. In allen weiteren Lehrwerken werden drei Imperativformen innerhalb einer Lektion vorgestellt.

Ein weiterer Unterschied ließ sich beobachten, wenn alle drei Formen auf einmal oder nach einander eingeführt werden. Zu der ersten Gruppe gehören zwei analysierte Werke: Berliner Platz und Tangram aktuell. Erwähnenswert ist, dass die beiden Lehrwerke 2002 und 2004 erschienen sind, abgesehen von dem Lehrwerk Optimal (2004). In allen weiteren Lehrwerken, die später erschienen sind, lässt sich die Tendenz beobachten, dass die Imperativformen nach einander eingeführt werden. Wie oben bereits erwähnt, kommt die Sie-Form sehr früh, in der ersten Lektion des Lehrwerks Optimal vor. Dabei handelt es sich um die Verbstellung in Aufforderungssätzen. In Lektion sechs wird die Bildung der du- und Sie-Formen dargelegt, die ihr-Form wird im Band für A1 nicht vermittelt. In den meisten Lehrwerken, außer Pluspunkt Deutsch,6 wird die Sie-Form als erste eingeführt. Wobei in Lagune die Sie-Form zusammen mit der ihr-Form thematisiert wird. Eine mögliche Erklärung könnte die Ähnlichkeit der Sie-Form des Imperativs mit der Präsensform sein und somit wird die Aufmerksamkeit der Lernenden in erster Linie auf die Funktionsweise des grammatischen Phänomens gelenkt. In einem einzigen Lehrwerk wird auch die wir-Form des Imperativs thematisiert (DaF kompakt Braun et al. 2011).

Darstellungsweise und grammatische Terminologie

Die Einführung des Imperativs in den analysierten Lehrwerken ist auf den Prinzipien des entdeckenden Lernens aufgebaut. Dabei werden in den meisten Lehrwerken Texte zum Hörverstehen angeboten, wie z. B. Audio mit einer Wegbeschreibung und einem Stadtplan dazu in Netzwerk (Dengler et al. 2011: 31) oder ein Gespräch über Einkäufe und ein Einkaufszettel in Pluspunkt Deutsch (Jin und Schote 2009a: 62). In Berliner Platz steht zwar kein Audio zur Verfügung, jedoch wird dem Lernenden vorgeschlagen, einen Dialog vorzulesen und dabei auf die Intonation zu achten (Köker et al. 2002: 65). Dabei wird die fallende und steigende Intonation in den Sätzen mit Pfeilen verdeutlicht. Dass die meisten Lehrwerke den Imperativ mit Hörtexten einführen, weist auf die bedeutende Rolle der Intonation in Imperativsätzen hin.

Die syntaktische Ebene bzw. die Verbstellung in Imperativsätzen wird in den Lehrwerken ebenfalls thematisiert. Dabei sind unterschiedliche Satztypen zu vergleichen, wie z. B. in Studio d ein Aussagesatz und ein Imperativsatz (Abb. 4-4). Zur Verdeutlichung des Vergleichs sind die Verben durch Umrahmung hervorgehoben.

Abb. 4-4:

Hervorhebung der Verbposition in Studio d (Funk et al. 2005: 194) (ISBN 978-3-464-20707-9)

In Netzwerk kommt für die Sie-Form neben der farbigen Markierung der Verben noch eine Hervorhebung der Position des Verbs und des Pronomens im Satz mit den Zahlen 1 und 2 im Hintergrund vor (Abb. 4-5).

Abb. 4-5:

Hervorhebung der Imperative und der Verbposition im Satz in Netzwerk (Dengler et al. 2011: 31)

Zur Hervorhebung der Verbposition in Imperativsätzen werden sowohl visuelle (wie in den oben genannten Beispielen) als auch verbale Elemente verwendet. So ist z. B. im Regelsatz im Lehrwerk Tangram aktuell eine Lücke zu ergänzen: „Im Imperativsatz steht das Verb __________.“ [am Anfang]. Auch das Satzzeichen wird thematisiert:7 „_____________steht oft ein Ausrufezeichen („!“).“ [Am Ende] (Dallapiazza et al. 2004: 54). Optimal fordert dazu auf, die Imperativsätze (hier: Aufforderungssätze) in eine Tabelle zu schreiben, die die Verbposition verdeutlichen soll und danach den Regelsatz zu ergänzen (Abb. 4-6):

Abb. 4-6:

Visuelle und verbale Thematisierung der Verbposition im Satz in Optimal (Müller et al. 2004: 13)

Die in Optimal vorgeschlagene Vorgehensweise ist eine Möglichkeit, die Regel bereits zum Start ‒ in Lektion 1 ‒ zu entdecken.

Einige Lehrwerke (Aussichten, Berliner Platz) lassen die Verbposition in Imperativsätzen ohne eine explizite Darlegung innerhalb der Lektion und platzieren stattdessen eine Zusammenfassung der Formen, Funktionen und der Verbposition im Satz in eine Grammatikübersicht am Ende der Lektion bzw. des Buches (Jentges et al. 2010; Köker et al. 2002: 69). In DaF kompakt kommt die Regelformulierung mit dem Titel „Grammatik auf einen Blick: Imperativsätze — gemischt“ zwar vor, jedoch handelt es sich ausschließlich um unterschiedliche Imperativformen (vgl. Braun et al. 2011: 56). In Lagune und Schritte Plus wird die Wortstellung in Imperativsätzen nicht gesondert thematisiert.

Im Hinblick auf die Präsentation der Imperativbildung lassen sich auch Unterschiede in den Lehrwerken beobachten. In vielen Lehrwerken (wie z. B. Netzwerk, Pluspunkt Deutsch) findet man eine kleinschrittige Erklärung der Formbildung, bei der die Präsensformen als Ausgangspunkt dienen. Für die Bildung der du- und ihr-Formen wird eine konjugierte Form im Präsens benutzt, die im Imperativ um einige Elemente reduziert wird, die Pronomen und die Endung -st werden durchgestrichen. Die Position des Verbs am Satzanfang ist ebenfalls hervorgehoben (Abb. 4-7).

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480 s. 117 illüstrasyon
ISBN:
9783823300991
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