Kitabı oku: «Über Ungleichheit», sayfa 5
“ Wir denken, dass Märkte unsere Bedürfnisse effizient erfüllen. Dabei können wir allenfalls sagen, sie sind Pareto-effizient.
Das Problem ist: Wir tun immer noch so, als ob die Wissenschaft etwas über den tatsächlichen Kardinalnutzen oder das Glück sagen könnte. Dabei können wir nur etwas über die Präferenzen der Menschen sagen – über die Rangfolge, die sie Bedürfnissen beimessen. Wir denken, dass Märkte unsere Bedürfnisse effizient erfüllen. Dabei können wir allenfalls sagen, sie sind Pareto-effizient. Indem wir annehmen, dass Märkte effizient Glück schaffen, stellen wir uns stillschweigend an die Seite von Eugenikern wie Edgeworth. Wir stimmen zu, dass im Sinne des größtmöglichen Gesamtglücks eben doch manche Menschen eine Milliarde Euro dringender brauchen als eine Milliarde Menschen einen Euro.
Aber was, wenn die Wahrheit näher bei den Thesen der klassischen Liberalen und Utilitaristen liegt? Was, wenn wir gleich geboren werden, mit der gleichen Fähigkeit, zur Gesellschaft beizutragen und ihre Früchte zu genießen? Dann wäre die Ungleichheit, die wir sehen, womöglich eine gewaltige Ressourcenverschwendung, mit der wir eine große Chance vergeben, Bedürfnisse zu decken.
EINE GAY PRIDE PARADE: POLITIK ALS ANWENDUNG MENSCHLICHER BEZIEHUNGEN AUF DAS PROBLEM DER WAHRHEIT.
DEMOKRATIE UND EUROPAS ANTWORT AUF DAS PROBLEM DER UNGLEICHHEIT
Europa hat ein Ungleichheitsproblem – oder zumindest ein Legitimitätsproblem. Die Wissenschaft kann zwar Zusammenhänge zwischen Ungleichheit und Innovation, sozialer Mobilität und Wachstum darstellen; sie kann aber nicht zeigen, ob die gegenwärtige Einkommensverteilung überhaupt unsere Bedürfnisse erfüllt und unser kollektives Glück fördert. Und immer weniger Menschen glauben, dass es so ist.
Aber Europa hat vielleicht eine Lösung. Europa ist ein Hafen und Vorreiter der Demokratie mit einer offenen Zivilgesellschaft, die sich aktiv beteiligt. Wenn wir auf dieser Stärke aufbauen, können wir die Ungleichheit überwinden.
“ Aber Europa hat vielleicht eine Lösung. Europa ist ein Hafen und Vorreiter der Demokratie mit einer offenen Zivilgesellschaft, die sich aktiv beteiligt. Wenn wir auf dieser Stärke aufbauen, können wir die Ungleichheit überwinden.
Von dem Politiktheoretiker Benjamin Barber stammt der Satz: „Politik ist nicht die Anwendung der Wahrheit auf das Problem menschlicher Beziehungen, sondern die Anwendung menschlicher Beziehungen auf das Problem der Wahrheit.“[11] Als technokratische Disziplin wendet die Wirtschaftswissenschaft die „Wahrheit“ auf die Politik an und berät Entscheidungsträger darin, wie sie Politik bestmöglich gestalten. Aber wenn es um Ungleichheit geht, müssen wir die Grenzen unseres Wissens anerkennen und die Frage an das Gemeinwesen weiterreichen. Denn als Mitglieder der Gesellschaft haben wir in der Tat etwas dazu zu sagen.
DIE SCHWESTERN NATALIA VARGA UND CAMILIA ISTVAN IN DER INFORMELLEN ROMA-SIEDLUNG PONORATA IN RUMÄNIEN, 2013.
Wie ist das bei uns selbst? Wenn wir zehnmal so viel für Essen, für unser Auto oder für unseren Sommerurlaub ausgäben, würde uns das zehnmal zufriedener machen? Wie viel glücklicher wären wir, wenn wir doppelt so viel verdienten oder 100 Mal so viel? Wie weniger glücklich wären wir mit halb so viel Geld, wenn wir nur mit Mühe über die Runden kämen? Wir können zurückblicken: auf Zeiten, in denen wir knapp bei Kasse waren, oder Zeiten, in denen es leichter war.
Wir können auch zuhören, wenn andere erzählen, wie sie Erfolg und Not erleben. Wir können nicht in die Köpfe unserer Mitmenschen blicken, aber wenn wir das Gespräch suchen und Empathie zeigen, versetzen wir uns in ihre Lage und fühlen ihnen nach. Keine Expertin und kein Experte kann das Glück aller messen, aber jede und jeder von uns hat vielleicht etwas Sinnvolles darüber zu sagen, wie ein Ergebnis anderen und uns selbst schadet oder nutzt. Solche Überlegungen liefern keine Wahrheit, mit der sich ein wissenschaftliches Modell füttern lässt, aber sie können dem demokratischen Prozess dienen. So wird Politik auf ein Problem der Wahrheit angewandt. Es ist auch das klassische und utilitaristische Konzept von Demokratie als Mechanismus zur Lösung moralischer Probleme der politischen Ökonomie.
“ Welche Bedeutung messen wir dem Wachstum und dem Wohlergehen einer Generation gegenüber dem einer anderen bei?
Die Wirtschaftswissenschaft muss Fragen zu technischen Zusammenhängen zwischen Ungleichheit, Größe der Volkswirtschaft und Wachstum beantworten. In welchem Maße fördert Ungleichheit die Innovation? Wie stark hemmt Ungleichheit die soziale Mobilität?
WIR KÖNNEN NICHT IN DIE KÖPFE ANDERER MENSCHEN BLICKEN, ABER GESPRÄCHE UND EMPATHIE HELFEN, UNS IN IHRE LAGE ZU VERSETZEN.
Anschließend sind im demokratischen Prozess die moralischen Fragen zu beantworten – die Fragen zum Glück und Schaden, für andere und uns selbst. Welche Bedeutung messen wir dem Wachstum und dem Wohlergehen einer Generation gegenüber dem einer anderen bei? Welche Bedeutung messen wir sozialer Mobilität und Leistungsfähigkeit bei? Und wie stark sollten wir diese Aspekte angesichts der Notwendigkeit gewichten, die Früchte des Wirtschaftens zu verteilen – und zwar so, dass wir nach unserem kollektiven Ermessen das meiste Glück schaffen?
EINE REINIGUNGSKRAFT WISCHT DEN BODEN IM NEUEN LUXUS-PENTHOUSE „ONE HYDE PARK“ IN KNIGHTSBRIDGE, LONDON.