Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.», sayfa 5
Sir Johann Trevor
Der Lordpräsident mußte im Hause der Gemeinen einen Agenten für das Erkaufen der Mitglieder haben, und Lowther war für ein solches Geschäft zu unbeholfen und zu gewissenhaft. Aber ein Mann, der Klugheit und Verworfenheit in hohem Grade in sich vereinigte, ward ohne Mühe gefunden. Es war der Staatsarchivar Sir Johann Trevor, der in dem einzigen Parlamente, welches Jakob gehalten, Sprecher gewesen war. So hoch Trevor sich in der Welt emporgeschwungen hatte, es gab Leute, die ihn gekannt hatten, als er noch ein wunderlich aussehender Advokatenschreiber im innern Temple gewesen war. In der That, wer ihn einmal gesehen hatte, konnte ihn so leicht nicht vergessen, denn seine grotesken Gesichtszüge und sein abscheuliches Schielen machten ihn zu einer lebenden Karrikatur. Seine nicht gewöhnlichen natürlichen Anlagen hatten ihn befähigt, es in der Kunst der Chikane schon frühzeitig zur Meisterschaft zu bringen. Spiel und Wetten waren sein Vergnügen und er wußte daraus viel praktischen Nutzen für seinen Beruf zu ziehen. Denn seine Ansicht über eine aus einer Wette oder einem Hazardspiele entsprungene Streitfrage hatte eben so viel Autorität als der Ausspruch irgend eines Gerichtshofes in Westminster Hall. Er erhob sich bald zu einem der heiteren Gesellschafter, welche Jeffreys am Abend bei der Flasche in fröhlicher Weinlaune umarmte und am andren Morgen im Gerichtssaale verwünschte und heruntermachte. Unter einem solchen Lehrmeister machte Trevor rasche Fortschritte in der eigenthümlichen Art von Rhetorik, die sich in den Prozessen Baxter’s und der Alice Lisle entfaltet hatte. Man erzählte sich in der That von einigen Schimpfwettkämpfen zwischen dem Kanzler und seinem Freunde, in denen der Schüler keine geringere Zungenfertigkeit und Gemeinheit an den Tag gelegt hatte als der Meister. Diese Zänkereien fanden jedoch erst statt, als der jüngere Glücksritter sich soviel Reichthümer und Würden erworben hatte, daß er der Protection, die ihn emporgehoben, nicht mehr bedurfte.69 Unter den Hochkirchlichen genoß Trevor trotz seines notorischen Mangels an Grundsätzen damals eine gewisse Popularität, die er hauptsächlich ihrer Ueberzeugung verdankt zu haben scheint, daß, wie falsch er im allgemeinen auch sein mochte, sein Haß gegen die Dissenters wenigstens wahr und aufrichtig sei. Es stand kaum zu bezweifeln, daß er in einem Hause der Gemeinen, in welchem die Tories das Uebergewicht hatten, mit Unterstützung des Hofes leicht zum Sprecher gewählt werden konnte. Er wünschte sehnlichst, seinen früheren Posten wieder zu erhalten, den er vortrefflich zu einem der einträglichsten im Königreiche zu machen verstand, und er übernahm daher bereitwillig das geheime und schmachvolle Amt, für welches Lowther ganz untauglich war.
Richard Hampden wurde zum Kanzler der Schatzkammer ernannt. Diese Ernennung sollte wahrscheinlich ein Beweis von der Dankbarkeit des Königs für sein gemäßigtes Verhalten und für seine Bemühungen sein, die Heftigkeit seiner whiggistischen Freunde, und besonders seines Sohnes, zu brechen.
Godolphin tritt ab
Godolphin verließ freiwillig das Schatzamt, warum, wissen wir nicht. Wir können kaum daran zweifeln, daß die Auflösung des Parlaments und das Ergebniß der allgemeinen Wahl ihm Freude gemacht haben mußten; denn seine politischen Ansichten neigten sich zum Toryismus hin und er hatte unter der vorigen Regierung Manches gethan, was zwar kein großes Verbrechen war, aber doch einer Amnestie sehr bedurfte. Er hielt es wahrscheinlich nicht für vereinbar mit seiner persönlichen Würde, im Staatsrathe unter Lowther zu sitzen, der ihm im Range nachstand.70
Veränderungen bei der Admiralität
Es wurde eine neue Admiralitätscommission ernannt, und an die Spitze der Marineverwaltung wurde Thomas Herbert, Earl von Pembroke, gestellt, ein Mann von vornehmer Geburt und ausgezeichneter Bildung, der zur Torypartei gehört, für eine Regentschaft gestimmt und die Tochter Sawyers geheirathet hatte. Daß Pembroke’s Toryismus jedoch nicht engherziger und illiberaler Art war, wird hinreichend durch den Umstand bewiesen, daß Johann Locke ihm unmittelbar nach der Revolution seinen Essay on the Human Unterstanding widmete, zum Zeichen der Dankbarkeit für in schlimmen Zeiten geleistete freundliche Dienste.71
Es wurde nichts unterlassen, um Torrington über diese Veränderung zu trösten. Denn wenn er sich auch als ein unfähiges Verwaltungsmitglied erwiesen hatte, stand er doch als Seemann in der allgemeinen Achtung so hoch, daß die Regierung seine Dienste nicht verlieren wollte. Man versicherte ihm, daß er durchaus nicht habe zurückgesetzt werden sollen. Er könne dem Vaterlande nicht zu gleicher Zeit auf dem Meere und in Westminster dienen, und man habe es für minder schwer gehalten, ihn im Amte zu ersetzen, als auf dem Verdeck seines Flaggenschiffs. Er war anfangs höchlich entrüstet und reichte wirklich seine Entlassung ein; aber man machte seinem Stolze einige Zugeständnisse. Eine Pension von dreitausend Pfund und zehntausend Acres Kronland in der Ebene von Peterborough waren für seine Habgier unwiderstehliche Köder, und in einer für England bösen Stunde willigte er ein, an der Spitze der Seemacht zu bleiben, von der die Sicherheit unserer Küsten abhing.72
Veränderungen bei den Milizen
Während diese Veränderungen in den Aemtern um Whitehall vorgingen, wurden auch die Statthalterschaftsposten im ganzen Königreiche revidirt. Die Tories beklagten sich seit einem Jahre, daß ihr Antheil an der Verwaltung der Districte, die sie bewohnten, in keinem Verhältniß zu ihrer Anzahl, zu ihrem Reichthum und zu dem Ansehen stehe, dessen sie in der Gesellschaft genössen. Zu ihrer großen Freude erlangten sie jetzt ihre frühere Stellung in ihren Grafschaften wieder. Die Whigs schrieen, der König sei schändlich hintergangen und durch schlechte Rathgeber bewogen worden, das Schwert Männern in die Hand zu geben, die es, sobald sich eine günstige Gelegenheit darböte, gegen ihn selbst kehren würden. In einem Dialoge, für dessen Autor man den neu creirten Earl von Warrington hielt und welcher damals sehr verbreitet war, der aber schon längst vergessen ist, sprach der redend eingeführte Lordlieutenant einer Grafschaft die Besorgniß aus, daß die Mehrzahl seiner Untergebenen im Herzen Verräther seien.73 Nirgends aber war die durch die neue Vertheilung der Gewalt erregte Unzufriedenheit so groß als in der Hauptstadt. Durch eine unmittelbar nach der Revolution veröffentlichte Commission of Lieutenancy waren die Milizen der City unter das Commando entschiedener Whigs gestellt worden. Die mächtigen und reichen Bürger, welche übergangen waren, klagten, daß die Liste mit Aeltesten puritanischer Congregationen, mit Shaftesbury’s Feuerköpfen, und mit Ryehouseverschwörern angefüllt sei und daß es kaum möglich sei, unter dieser Masse von Fanatikern und Gleichmachern (Levellers) einen einzigen der Monarchie und der Staatskirche aufrichtig ergebenen Mann zu finden. Jetzt erschien eine neue, von Caermarthen und Nottingham zusammengestellte Liste. Sie hatten Compton, den Bischof der Diöcese, zu Rathe gezogen, und Compton war eben kein sehr vorsichtiger Rathgeber. Er war ursprünglich ein Hochkirchlicher und ein Tory gewesen, die Härte, mit der man ihm unter der vorigen Regierung begegnet war, hatte ihn in einen Latitudinarier und Rebellen verwandelt, und jetzt war er aus Eifersucht auf Tillotson wieder Hochkirchlicher und Tory geworden. Die Whigs beklagten sich, daß sie undankbarerweise von einer Regierung, die ihnen ihre Existenz verdanke, proscribirt, daß einige von den besten Freunden König Wilhelm’s mit Schimpf und Schande entlassen worden seien, um einigen seiner schlimmsten Feinde Platz zu machen, Männern, die des Vertrauens eben so unwürdig seien wie ein irischer Rapparee, Männern, welche den Freibrief und die uralten Privilegien der City einem Tyrannen überliefert hätten, Männern, die sich durch die Grausamkeit hervorgethan hätten, mit der sie die Strafgesetze gegen die protestantischen Dissenters zur Anwendung gebracht, Männern, welche Mitglieder der Juries gewesen seien, die Russell und Cornish schuldig befunden hatten.74 Die Mißstimmung war so groß, daß sie eine kurze Zeit lang dem Staate Geldverlegenheit zu bereiten drohte. Die von dem vorigen Parlamente bewilligten Steuern gingen langsam ein, und die Bedürfnisse des öffentlichen Dienstes waren dringend. Unter solchen Umständen wendete sich die Regierung immer an die Bürger London’s um Beistand, und Wilhelm’s Regierung hatte sich bisher vorzugsweise an diejenigen Bürger gewendet, welche whiggistischen Ansichten huldigten. Jetzt sah es anders aus. Einige angesehene Whigs weigerten sich in ihrem ersten Unmuth kurz und mürrisch, Geld vorzustrecken; ja ein paar zogen sogar ganz unerwartet bedeutende Summen aus der Schatzkammer zurück.75 Die finanziellen Verlegenheiten hätten leicht sehr ernsthaft werden können, hätten nicht einige reiche Tories, die, wenn Sacheverell’s Klausel zum Gesetz erhoben worden wäre, von allen municipalen Ehrenstellen ausgeschlossen worden sein würden, dem Schatze hunderttausend Pfund vorgestreckt und versprochen, noch eine größere Summe herbeizuschaffen.76
Während die City in diesem aufgeregten Zustande war, kam ein durch königliche Proklamation angeordneter allgemeiner Fasttag. Die zur Motivirung dieses feierlichen Andachtsactes angeführten Gründe waren der beklagenswerthe Zustand Irland’s und die bevorstehende Abreise des Königs. Es wurden Gebete für das persönliche Wohl Sr. Majestät und für den Erfolg seiner Waffen zum Himmel emporgesandt. Die Kirchen London’s waren gedrängt voll, und die ausgezeichnetsten Kanzelredner der Hauptstadt, welche fast ohne Ausnahme entweder gemäßigte Tories oder gemäßigte Whigs waren, bemühten sich, das Volk zu beschwichtigen und ermahnten ihre Heerden in diesem kritischen Zeitpunkte dem Fürsten, mit dessen Geschick das Geschick der ganzen Nation verkettet sei, eine herzliche Unterstützung nicht vorzuenthalten. Burnet erzählte einer zahlreichen Gemeinde von der Kanzel herab, wie die Griechen, als der Großtürke Anstalt machte, Constantinopel zu belagern, nicht bewogen werden konnten, einen Theil ihres Reichthums der gemeinsamen Vertheidigung zum Opfer zu bringen und wie bitter sie nachher ihren Geiz bereueten, als sie gezwungen wurden, den siegreichen Ungläubigen die Schätze auszuliefern, die sie den Bitten des letzten christlichen Kaisers abgeschlagen hatten.77
Stimmung der Whigs
Die Whigs in ihrer Gesammtheit bedurften jedoch einer solchen Mahnung nicht, denn bei all’ ihrem Aerger und Unmuth erkannten sie doch sehr wohl, daß von der Stabilität des Thrones Wilhelm’s Alles abhing, was ihnen am höchsten galt. Wozu einige von ihnen sich vielleicht hätten verleiten lassen, wenn sie einen andren Führer hätten finden können, wenn zum Beispiel ihr protestantischer Herzog, ihr König Monmouth noch am Leben gewesen wäre, mag dahin gestellt bleiben. Jetzt hatten sie keine andre Wahl als zwischen dem Fürsten, den sie auf den Thron gesetzt, und dem Fürsten, den sie vom Throne gestoßen hatten. Es wäre wahrhaftig sehr sonderbar gewesen, wenn sie für Jakob Partei genommen hätten, um Wilhelm zu bestrafen, dem sie keinen schlimmeren Fehler zur Last legen konnten, als daß er die rachsüchtigen Gefühle nicht theilte, mit denen sie der Tyrannei Jakob’s gedachten. So sehr ihnen die Amnestiebill mißfiel, sie hatten die blutigen Assisen nicht vergessen. Sie blieben daher trotz ihrer Verstimmung ihrem eigenen Könige treu und waren, obgleich sie über ihn murrten, bereit, ihm mit Gut und Blut wider seinen Gegner beizustehen.78
Verkehr einiger Whigs mit Saint-Germains. Shrewsbury; Ferguson
Es gab allerdings Ausnahmen, aber es waren ihrer nur sehr wenige und sie kamen fast nur in zwei Klassen vor, deren gesellschaftliche Stellung zwar weit von einander verschieden war, die sich aber in Lauheit der Grundsätze sehr ähnelten. Alle die Whigs, von denen man weiß, daß sie mit Saint-Germains in Unterhandlung standen, gehörten nicht dem Hauptkörper der Partei, sondern entweder dem Kopfe oder dem Schweife derselben an. Es waren entweder Patrizier von hohem Range und hoher amtlicher Stellung, oder Lumpe, die schon seit langer Zeit zu den unsaubersten Parteizwecken benutzt wurden. Zur ersteren Klasse gehörte Shrewsbury, die hervorragendste Persönlichkeit der letzteren war Robert Ferguson. Von dem Tage, an welchem das Conventionsparlament aufgelöst wurde, fing Shrewsbury an in seiner Treue zu wanken; im Publikum aber bekam man davon erst lange nachher eine Ahnung. Daß Ferguson wenige Monate nach der Revolution ein wüthender Jakobit geworden, war Niemandem ein Geheimniß und konnte eigentlich auch Niemanden Wunder nehmen. Er konnte für seinen Abfall nicht einmal den erbärmlichen Entschuldigungsgrund anführen, daß er zurückgesetzt worden sei. Die schmachvollen Dienste, die er früher seiner Partei als Spion, als Anstifter von Unruhen, als Vertheiler von Bestechungen, als Verfasser von Libellen, als Einbläser falscher Zeugen geleistet hatte, waren für die Ehre der neuen Regierung nur zu freigebig belohnt worden. Ein hohes Amt konnte er daher unmöglich bekleiden. Aber es war für ihn eine Sinekure mit fünfhundert Pfund jährlichem Gehalte im Departement der Accise creirt worden. Er besaß daher was nach seinen Begriffen Reichthum war; aber Reichthum befriedigte ihn nicht. Zwar hatte er nie Bedenken getragen, für Geld Betrügereien, welche durch Heuchelei noch erschwert wurden, zu verüben; doch war die Liebe zum Gelde nicht seine stärkste Leidenschaft. Lange Gewohnheit hatte in ihm einen moralischen Krankheitszustand entwickelt, von dem Leute, welche die politische Agitation zu ihrem Lebensberufe erwählt haben, selten ganz frei sind. Er konnte nicht Ruhe halten. Das Aufwiegeln, das ursprünglich sein Geschäft gewesen, war dadurch auch sein Vergnügen geworden. Er konnte eben so wenig leben, ohne Unheil zu stiften, wie ein alter Branntweintrinker oder ein alter Opiumesser ohne seine tägliche Portion Gift leben kann. Gerade die Unbequemlichkeiten und Gefahren eines gesetzwidrigen Lebens hatten einen unwiderstehlichen Reiz für ihn. Er konnte eben so wenig in einen friedlichen und loyalen Unterthan verwandelt werden, wie der Fuchs in einen Schäferhund verwandelt werden oder wie die Weihe die Gewohnheiten des Hausgeflügels erlernen kann. Wie der rothe Indianer seine Jagdgründe cultivirten Feldern und schönen Städten vorzieht, wie der Zigeuner, wenn er unter einem behaglichen Dache wohnt und eine gesunde, frische Nahrung hat, sich noch immer nach dem zerrissenen Zelte auf dem Moor und nach der Mahlzeit von verdorbenem Fleisch zurücksehnt, eben so wurde Ferguson des Ueberflusses und der Sicherheit, seines Gehalts, seines Hauses, seiner Tafel und seiner Equipage müde und sehnte sich danach, wieder der Präsident von Gesellschaften, in welche Niemand ohne die Parole eingelassen wurde, der Vorsteher geheimer Druckereien, der Verbreiter aufrührerischer Flugschriften zu sein, die Mauern mit Signalements seiner Person und mit Belohnungsanerbietungen für seine Festnehmung bedeckt zu sehen, sechs bis sieben Namen mit einer andren Perrücke und einem andren Rocke für jeden derselben zu führen und drei Mal die Woche mitten in der Nacht die Wohnung zu wechseln. Seine Feindschaft galt nicht dem Papismus oder dem Protestantismus, dem monarchischen oder dem republikanischen System, dem Hause Stuart oder dem Hause Nassau, sondern überhaupt allem zur Zeit Bestehenden.
Hoffnungen der Jakobiten
Den Jakobiten war dieser neue Verbündete sehr willkommen, denn sie beschäftigten sich gerade mit Plänen, bei denen sie der Hülfe eines alten erfahrenen Verschwörers dringend bedurften. Von dem Tage, an welchem bekannt gemacht worden war, daß Wilhelm beschlossen habe, das Commando in Irland zu übernehmen, war eine große Bewegung unter ihnen entstanden und sie sahen seiner Abreise mit ungeduldiger Hoffnung entgegen. Er war ein Fürst, gegen den man es nicht leicht wagte, die Fahne der Empörung aufzupflanzen. Sein Muth, sein Scharfblick, die Verschwiegenheit seiner Räthe, der Erfolg, der bis dahin alle seine Unternehmungen gekrönt hatte, imponirten der Menge, und selbst seine erbittertsten Feinde fürchteten ihn mindestens eben so sehr als sie ihn haßten. So lange er noch in Kensington war, bereit, jeden Augenblick zu Pferde zu steigen, begnügten sich die Uebelgesinnten, denen ihr Kopf und ihr Vermögen lieb war, damit, ihrem Hasse dadurch Luft zu machen, daß sie auf den Untergang seiner Habichtsnase tranken und mit bedeutungsvoller Energie die Orange, das Emblem seines Hauses, zusammendrückten. Aber ihr Muth stieg bei dem Gedanken, daß nun bald das Meer zwischen ihm und unsrer Insel liegen würde. Bei den militärischen und politischen Berechnungen der damaligen Zeit hatten dreißig Meilen Wasser ebenso viel zu bedeuten wie jetzt dreihundert Meilen. Wind und Wellen unterbrachen häufig alle Communication zwischen England und Irland. Es geschah zuweilen, daß zwei bis drei Wochen lang keine Nachricht von London nach Dublin gelangte. Zwanzig englische Grafschaften konnten unter den Waffen stehen, bevor man in Ulster nur erfuhr, daß ein Aufstand befürchtet werde. Zu Anfang des Frühjahrs versammelten sich daher die dirigirenden Mißvergnügten in London, um einen umfassenden Operationsplan zu entwerfen, und correspondirten eifrig sowohl mit Frankreich als mit Irland.
Zusammentritt des neuen Parlaments
So war die Stimmung der englischen Parteien, als das neue Parlament am 20. März seine Sitzungen eröffnete. Das erste Geschäft welches die Gemeinen vorzunehmen hatten, war die Wahl eines Sprechers. Lowther schlug Trevor vor, der auch ohne Opposition gewählt und mit dem herkömmlichen Ceremoniell vorgestellt und bestätigt wurde. Hierauf hielt der König eine Rede, in der er den beiden Häusern ganz besonders zwei wichtige Gegenstände zur Berathung anempfahl: die Feststellung der Staatseinkünfte und die Bewilligung einer Amnestie. Er hob nachdrücklich die Nothwendigkeit der Beschleunigung hervor. Jeder Tag sei kostbar, der Augenblick zum Handeln rücke heran. „Lassen Sie uns nicht,” sagte er, „die Zeit mit Debatten hinbringen, während unsere Feinde im Felde stehen.”79
Feststellung des Staatseinkommens
Der erste Gegenstand, den die Gemeinen in Berathung nahmen, war der Stand des Staatseinkommens. Ein großer Theil der Steuern war seit der Thronbesteigung Wilhelm’s und Mariens unter der Autorität von auf kurze Zeit erlassenen Acten erhoben worden, und es war jetzt Zeit, endgültige Anordnungen zu treffen. Es wurde dem Hause ein Verzeichniß der Besoldungen und Pensionen vorgelegt, für welche Deckung zu beschaffen war, und der Betrag der dafür ausgeworfenen Summen rief wohlbegründete Klagen seitens der unabhängigen Mitglieder hervor, unter denen sich Sir Karl Sedley durch seinen sarkastischen Humor auszeichnete. Eine geistreiche Rede, die er gegen die Stelleninhaber hielt, wurde heimlich gedruckt und weit verbreitet; sie ist seitdem oft neu aufgelegt worden und beweist, daß seine Zeitgenossen sich nicht irrten, indem sie ihn für einen Mann von Talent und lebendigem Geiste hielten, was man bei Lesung seiner Gedichte und Schauspiele versucht wird zu bezweifeln. Leider verpuffte die üble Laune, welche der Anblick der Civilliste erregte, in Späßen und Invectiven, ohne irgend eine Reform herbeizuführen.
Das ordentliche Einkommen, welches der Regierung vor der Revolution zur Verfügung gestanden hatte, war theils erblich gewesen, theils aus Steuern gezogen worden, welche jedem Souverain auf Lebenszeit bewilligt waren. Das erbliche Einkommen war mit der Krone auf Wilhelm und Marien übergegangen. Es floß aus den Erträgnissen der königlichen Domainen, aus Sporteln, Geldbußen und Weinlicenzen, aus den Erstlingen und Zehnten der Pfründen, aus den Einnahmen des Postamts und aus demjenigen Theile der Accise, welcher unmittelbar nach der Restauration Karl II. an Stelle der unseren früheren Königen schuldigen Lehndienste für alle Zeiten bewilligt worden war. Das Einkommen aus allen diesen Quellen wurde auf vier- bis fünfhunderttausend Pfund geschätzt.80
Die Accis- und Zolleinnahmen, welche Jakob auf Lebenszeit bewilligt worden waren, hatten am Schlusse seiner Regierung die Summe von ungefähr neunhunderttausend Pfund erreicht. Wilhelm wünschte natürlich dieses Einkommen in derselben Weise zu beziehen, wie sein Oheim es genossen hatte, und seine Minister thaten ihr Möglichstes, um seine Wünsche zu befriedigen. Lowther beantragte, daß die Bewilligung für des Königs und der Königin gemeinschaftliche und für jedes Einzelnen Lebenszeit gelten solle, und er sprach wiederholt und nachdrücklich zur Vertheidigung dieses Antrags. Er hob Wilhelm’s Ansprüche auf die öffentliche Dankbarkeit und das öffentliche Vertrauen hervor, die Befreiung der Nation von Papismus und Willkürherrschaft, die Befreiung der Kirche von Verfolgung und die der Verfassung gegebene feste Grundlage. Könnten die Gemeinen einem Fürsten gegenüber knausern, der mehr für England gethan habe, als irgend einer seiner Vorgänger in so kurzer Zeit für dasselbe gethan, mit einem Fürsten, der jetzt im Begriff stehe, sich feindlichen Waffen und einem ungesunden Klima auszusetzen, um die englische Colonie in Irland zu erhalten, mit einem Fürsten, für den man in jedem Winkel der Welt bete, wo sich eine protestantische Gemeinde zum Gottesdienste versammeln dürfe?81 Doch über diesen Gegenstand sprach Lowther umsonst. Sowohl Whigs als Tories waren der festen Meinung, daß die Freigebigkeit der Parlamente die Hauptursache des Unheils der letzten dreißig Jahre sei; daß der Freigebigkeit des Parlaments von 1660 die schlechte Verwaltung der Cabale, der Freigebigkeit des Parlaments von 1685 die Indulgenzerklärung zugeschrieben werden müsse und daß es unverantwortlich von dem Parlamente von 1690 sein würde, wenn es eine lange, schmerzliche und unveränderliche Erfahrung nicht benutzte. Nach langer Discussion kam ein Vergleich zu Stande. Der Theil der Accise, welcher Jakob auf Lebenszeit bewilligt gewesen war und den man auf dreihunderttausend Pfund jährlich schätzte, wurden Wilhelm und Marien auf gemeinschaftliche und auf jedes Einzelnen Lebenszeit bewilligt. Man nahm an, daß Ihre Majestäten mit dem erblichen Einkommen und mit den dreihunderttausend Pfund aus der Accise, unabhängig von parlamentarischer Controle zwischen sieben- und achthunderttausend Pfund jährlich haben würden. Von diesem Einkommen waren die Kosten des königlichen Haushaltes und diejenigen Civilämter zu bestreiten, von denen dem Hause eine Liste vorgelegt worden war. Daher wurde dieses Einkommen die Civilliste genannt. Jetzt ist der Aufwand für den königlichen Haushalt von den Kosten der Civilverwaltung völlig getrennt; aber durch eine sonderbare Sinnverdrehung ist der Name Civilliste dem zur Bestreitung des königlichen Haushalts bestimmten Theile der Einkünfte geblieben. Noch sonderbarer ist es, daß mehrere Nachbarvölker diesen unpassendsten Namen von der Welt der Entlehnung werth gehalten haben. Diejenigen Zollgebühren, welche Karl und Jakob nach einander auf Lebenszeit zuerkannt worden waren und die sich in dem Jahre vor der Revolution auf sechshunderttausend Pfund belaufen hatten, wurden der Krone nur auf vier Jahre bewilligt.82
Wilhelm gefiel dieses Arrangement keineswegs. Es schien ihm ungerecht und undankbar, daß ein Volk, welches er gerettet hatte, die Höhe seines Einkommens von seinem guten Verhalten abhängig machte. „Die Herren Engländer,” sagte er zu Burnet, „trauten Jakob, der ein Feind ihrer Religion und ihrer Gesetze war, und mir, dem sie die Erhaltung ihrer Religion und ihrer Gesetze verdanken, wollen sie nicht trauen.” Burnet erwiederte ihm sehr richtig, daß es keinen Beweis von persönlichem Vertrauen gebe, den Se. Majestät nicht zu verlangen berechtigt wäre, daß aber die hier vorliegende Frage keine Frage des persönlichen Vertrauens sei. Die Stände des Reichs wünschten ein allgemeines Prinzip festzustellen; sie wünschten einen Präcedenzfall zu haben, der die späte Nachwelt gegen Uebel sichere, wie sie die sorglose Freigebigkeit früherer Parlamente erzeugt habe. „Von diesen Uebeln hat Eure Majestät die gegenwärtige Generation befreit. Durch Annahme der Gabe der Gemeinen unter den offerirten Bedingungen wird Eure Majestät auch ein Befreier zukünftiger Generationen sein.” Wilhelm war nicht überzeugt, aber er besaß zuviel Weltklugheit und Selbstbeherrschung, um seiner üblen Laune freien Lauf zu lassen und er nahm mit freundlicher Miene, an was er nicht umhin konnte als unfreundlich gegeben zu betrachten.83
Van Citters an die Generalstaaten 18. (28.) März, 4. (14.) April 1690; Narcissus Luttrell’s Diary; Burnet II. 72.; The Triennial Mayor, or the Rapparees, a Poem, 1691. Der Dichter sagt von einem der neuen Civilbeamten:
Sein Anspruch auf Gewissen muß wohl schwinden,Da seinen Namen wir in einer blut’gen Jury findenDie einen Publius erwürgt wie einen Schurken.
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