Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.», sayfa 9
Schwierigkeiten Wilhelm’s
Mit peinlicher Besorgniß, die nur ein Mann wie er unter dem Anschein stoischer Heiterkeit zu verbergen vermochte, traf Wilhelm seine Anstalten zur Abreise. Marie war tief bekümmert, und ihr Kummer ging ihm mehr zu Herzen als Diejenigen ahneten, die aus seinem Benehmen auf den Zustand seines Innern schlossen.129 Er wußte auch, daß er sie umringt von Schwierigkeiten, mit denen zu kämpfen ihre Gewohnheiten sie nicht befähigt hatten, zurücklassen sollte. Sie bedurfte gewiß beständig einsichtsvollen und wohlmeinenden Rathes; und wo war solcher Rath zu finden? Es gab zwar unter seinen Dienern viel tüchtige und auch einige tugendhafte Männer; aber selbst wenn er anwesend war, hatten ihre politischen und persönlichen Animositäten nur zu oft sowohl ihre Talente wie ihre Tugenden nutzlos für ihn gemacht. Konnte man also wohl erwarten, daß die sanfte Marie im Stande sein werde, den Parteigeist und die Eifersüchteleien zu zügeln, welche ihr energischer und kluger Gemahl nur sehr unvollkommen hatte in Schranken halten können? Hätte man das innere Cabinet, das die Königin unterstützen sollte, ausschließlich aus Whigs oder aus Tories zusammengesetzt, so würde die halbe Nation unzufrieden gewesen sein. Bestand es aus Whigs und Tories, so konnte man wieder gewiß sein, daß beständige Uneinigkeit herrschen werde. Wilhelm befand sich in einer Lage, die ihm nur die Wahl zwischen verschiedenen Uebeln ließ.
Benehmen Shrewsbury’s
Alle diese Schwierigkeiten wurden noch vermehrt durch das Benehmen Shrewsbury’s. Das Studium des Characters dieses Mannes ist höchst interessant. Er schien das verwöhnte Schooßkind der Natur wie des Glücks zu sein. Vornehme Geburt, hoher Rang, große Besitzungen, schöne Talente, umfassende Kenntnisse, angenehme Persönlichkeit, ungemein anmuthige und gewinnende Manieren vereinigten sich bei ihm, um ihn zu einem Gegenstande der Bewunderung und des Neides zu machen. Aber trotz aller dieser Vorzüge hatte er einige moralische und intellectuelle Eigenheiten, die ihn sich selbst und Allen, welche mit ihm in Berührung kamen, zur Last machten. Sein Benehmen zur Zeit der Revolution hatte der Welt eine hohe Meinung nicht nur von seinem Patriotismus, sondern auch von seinem Muthe, seiner Energie und seiner Entschiedenheit beigebracht. Doch wahrscheinlich hatten damals seine jugendliche Begeisterung und die durch öffentliche Sympathie und Beifall verursachte Freude ihn über sich selbst erhoben. Fast keine andre Epoche seines Lebens war mit diesem glänzenden Anfang aus einem Gusse. Er war kaum Staatssekretär geworden, als es sich auch schon zeigte daß seine Kräfte für einen solchen Posten nicht ausreichten. Die tägliche Anstrengung, die schwere Verantwortlichkeit, die Täuschungen, die Kränkungen und der Tadel, welche von der Macht unzertrennlich sind, brachen seinen Muth, verbitterten seine Gemüthsstimmung und untergruben seine Gesundheit. Naturen wie die seinige scheinen der aufrechthaltenden Kraft starker religiöser Grundsätze ganz besonders zu bedürfen, und leider hatte Shrewsbury, indem er das Joch des Aberglaubens abschüttelte, in dem er erzogen war, sich auch von heilsameren Banden befreit, welche seinen von Haus aus schwachen Character vielleicht zur Festigkeit und Rechtschaffenheit gestählt haben würden. Da er dieser Stütze entbehrte, war er bei all’ seinen ausgezeichneten Gaben ein schwacher Mensch und konnte trotz vieler liebenswürdiger und gewinnender Eigenschaften ein braver Mann nicht genannt werden. Um glücklich zu sein hätte er entweder viel besser oder viel schlechter sein müssen. So wie er war, kannte er weder den edlen Seelenfrieden, der der Lohn der Rechtschaffenheit ist, noch den verächtlichen Seelenfrieden, der aus Schamlosigkeit und Unempfindlichkeit entspringt. Wenige Leute, die so wenig Kraft hatten, der Versuchung zu widerstehen, haben von Reue und Scham so grausam gelitten wie er.
Für einen Mann von solchem Character muß die Stellung eines Staatsministers während des auf die Revolution folgenden Jahres eine beständige Qual gewesen sein. Die Schwierigkeiten, von denen die Regierung auf allen Seiten umlagert war, die Böswilligkeit ihrer Feinde, die Unbilligkeit ihrer Freunde, die Erbitterung mit der die feindlichen Parteien über einander und über jeden Vermittler, der sie zu trennen versuchte, herfielen, hätten allerdings auch einen entschlossenen Character entmuthigen können. Shrewsbury war noch kein halbes Jahr im Amte, als er Herz und Kopf vollständig verloren hatte. Er begann Briefe an Wilhelm zu schreiben, von denen sich kaum denken läßt, daß ein so energischer Fürst sie ohne ein Gemisch von Mitleid und Verachtung gelesen haben kann. „Ich fühle,” – dies war der stete Refrain dieser Episteln – „daß ich meinem Posten nicht gewachsen bin. Ich bin keiner Anstrengung mehr fähig. Ich bin nicht mehr der Nämliche, der ich vor einem halben Jahre war. Meine Gesundheit wird immer schwankender, meine Seele leidet Folterqualen, mein Gedächtniß ist geschwächt; nur Ruhe und Zurückgezogenheit kann mich wiederherstellen.” Wilhelm gab freundliche und besänftigende Antworten, und eine Zeit lang beruhigten diese Antworten das zerrüttete Gemüth seines Ministers.130 Endlich aber versetzten die Auflösung des Parlaments, die allgemeine Wahl, die Veränderungen in den Friedensrichterstellen und in den Milizen, und schließlich die Debatten über die beiden Abschwörungsbills Shrewsbury in einen an Wahnsinn grenzenden Zustand. Er zürnte den Whigs, daß sie den König schlecht behandelten, und doch zürnte er noch mehr dem Könige, daß er die Tories begünstigte. In welchem Augenblicke und durch welchen Einfluß der unglückliche Mann bewogen wurde, einen Verrath zu begehen, dessen Bewußtsein einen dunklen Schatten auf sein ganzes ferneres Leben warf, ist nicht genau bekannt. Sehr wahrscheinlich aber ist es, daß seine Mutter, die, obgleich das verworfenste Weib von der Welt, große Gewalt über ihn hatte, eine schwache Stunde, wo er erbittert darüber war, daß man seinen Rath verschmäht und den von Danby und Nottingham vorgezogen hatte, in verderblicher Weise benutzte. Sie war noch Mitglied der Kirche, von der ihr Sohn sich losgesagt, und meinte vielleicht dadurch daß sie ihn von seinen Empörungsgedanken zurückbrachte, die Verletzung ihres Ehegelübdes und den Mord ihres Gemahls einigermaßen wieder gut zu machen.131 Gewiß ist soviel, daß Shrewsbury noch vor Ende des Frühjahrs 1690 Jakob seine Dienste angeboten und Jakob sie angenommen hatte. Man verlangte einen Beweis von der Aufrichtigkeit des Convertiten: er mußte die Siegel aufgeben, die er aus der Hand des Usurpators angenommen.132 Es ist wahrscheinlich, daß Shrewsbury seinen Fehler kaum begangen hatte, als er ihn auch schon zu bereuen begann. Aber er besaß nicht Characterstärke genug, um auf dem Wege des Bösen umzukehren. Seine eigne Schändlichkeit verabscheuend, eine Entdeckung fürchtend, die seiner Ehre verderblich werden mußte, vor dem Weitergehen eben so wohl wie vor dem Umkehren zurückschreckend, litt er Qualen, an die man unmöglich ohne Mitleid zurückdenken kann. Die wahre Ursache seiner Seelenangst war noch ein tiefes Geheimniß; seine inneren Kämpfe und seine Ansichtswechsel aber waren allgemein bekannt und lieferten der Stadt einige Wochen lang Stoff zur Unterhaltung. Eines Nachts, als er eben in sehr aufgeregtem Gemüthszustande mit den Siegeln in der Hand sich in den Palast begeben wollte, wurde er durch Burnet überredet, seine Demission noch um einige Stunden zu verschieben. Einige Tage später wurde Tillotson’s Beredtsamkeit zu dem nämlichen Zwecke angewendet.133 Drei- oder viermal legte der Earl die Insignien seines Amtes auf den Tisch des königlichen Cabinets und eben so oft ließ er sich durch das freundliche Zureden des Gebieters, dem Unrecht gethan zu haben er sich bewußt war, bewegen, dieselben wieder mit sich zu nehmen. So verzögerte sich sein Rücktritt bis zum letzten Tage vor der Abreise des Königs. Die fortwährende Gemüthsbewegung hatte Shrewsbury ein schleichendes Fieber zugezogen, so daß Bentinck, der noch einen letzten Versuch machen wollte, ihn zur Fortführung seines Amtes zu bewegen, ihn im Bett und zu unwohl fand, um mit ihm sprechen zu können.134 Die so oft eingereichte Entlassung wurde daher endlich angenommen und einige Monate lang war Nottingham der einzige Staatssekretär.
Der Neunerrath
Es war keine kleine Vermehrung der Sorgen Wilhelm’s, daß in einem solchen Augenblicke seine Regierung durch diesen Austritt geschwächt würde. Er that indessen sein Möglichstes mit den ihm noch verbleibenden Kräften und wählte schließlich neun Mitglieder des Geheimen Raths, deren Rathschläge Marie befolgen sollte. Vier davon, Devonshire, Dorset, Monmouth und Eduard Russell, waren Whigs; die übrigen fünf, Caermarthen, Pembroke, Nottingham, Marlborough und Lowther, waren Tories.135
Wilhelm beschied die Neun in das Bureau des Staatssekretariats. Als sie hier versammelt waren, trat er mit der Königin ein, ersuchte sie, sich niederzusetzen und richtete einige ernste und gehaltvolle Worte an sie. „Es fehlt ihr an Erfahrung,” sagte er; „aber ich hoffe diesem Mangel abgeholfen zu haben, indem ich Sie zu ihren Rathgebern erwählt. Ich lege mein Königreich in Ihre Hände. Nichts von den äußeren wie von den inneren Angelegenheiten soll vor Ihnen geheim gehalten werden. Ich beschwöre Sie, umsichtig und einig zu sein.”136 Privatim sagte er seiner Gemahlin, wie er über den Character der Neun dachte, und aus ihren Briefen an ihn läßt sich schließen, daß nur wenige darunter waren, denen er eine hohe Achtung bezeigte. Marlborough sollte ihr Rathgeber in militärischen Angelegenheiten sein und die Truppen in England commandiren. Russell, welcher Admiral der blauen Flagge war und zum Lohn für die Dienste, die er zur Zeit der Revolution geleistet, den einträglichen Posten des Schatzmeisters der Flotte erhalten hatte, eignete sich ganz zu ihrem Rathgeber in allen das Seewesen betreffenden Fragen. Caermarthen aber war ihr als Derjenige bezeichnet, auf den sie sich bei vorkommender Meinungsverschiedenheit hauptsächlich verlassen sollte. Caermarthen’s Scharfblick und Erfahrung waren unbestreitbar; seine Grundsätze waren allerdings locker; aber wenn es eine Person in der Welt gab, von der man annehmen durfte, daß er ihr treu sein werde, so war diese Person Marie. Er war seit langer Zeit ihr specieller Freund und Diener; er hatte sich durch das Zustandebringen ihrer Verbindung mit Wilhelm ihre Gunst in hohem Grade erworben und hatte in der Convention seinen Eifer für ihre Interessen bis zu einem Punkte getrieben, den sie selbst als das rechte Maß überschreitend getadelt hatte. Es war daher aller Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß er ihr in dieser kritischen Zeitperiode mit aufrichtiger Ergebenheit dienen werde.137
Clarendon’s Verhalten
Einer ihrer nächsten Verwandten war dagegen einer ihrer bittersten Feinde. Aus den in den Händen der Regierung befindlichen Beweismittel ging unbestreitbar hervor, daß Clarendon in die jakobitischen Insurrectionspläne tief verwickelt war. Die Königin aber wollte durchaus nicht, daß man gegen einen ihrer Verwandten mit Strenge verfuhr, und Wilhelm, der sich erinnerte, welche Bande sie um seinetwillen zerrissen und welche Vorwürfe sie sich zugezogen hatte, überließ bereitwillig Leben und Freiheit ihres Oheims ihrer persönlichen Fürsprache. Bevor aber der König nach Irland abreiste, sprach er sehr ernsthaft mit Rochester. „Ihr Bruder,” sagte er zu ihm, „hat gegen mich conspirirt. Ich bin dessen gewiß, denn ich habe schriftliche Beweise, die von seiner eignen Hand herrühren. Man drang in mich, ihn nicht mit in die Begnadigungsacte aufzunehmen, aber ich wollte nicht etwas thun, was die Königin tief bekümmert haben würde. Um ihretwillen vergebe ich das Geschehene, aber Mylord Clarendon wird wohl thun in Zukunft vorsichtiger zu sein, sonst wird er erfahren, daß solche Dinge kein Spaß sind.” Rochester theilte Clarendon die Ermahnung mit. Clarendon, der in fortwährender Correspondenz mit Dublin und Saint-Germains stand, betheuerte, daß es sein einziger Wunsch sei, ruhig zu leben, und daß die bestehende Regierung, obwohl er wegen der Eide bedenklich gewesen sei, doch keinen gehorsameren Unterthanen habe als er zu sein sich vorgenommen.138
Penn muß Caution erlegen
Unter den Briefen, welche die Regierung aufgefangen, befand sich auch einer von Jakob an Penn. Dieser Brief war zwar kein legaler Beweis dafür, daß der Adressat sich des Hochverraths schuldig gemacht; aber er erweckte Verdacht, der, wie wir jetzt wissen, wohl begründet war. Penn wurde vor den Geheimen Rath gestellt und verhört. Er sagte sehr richtig, daß er Niemanden hindern könne an ihn zu schreiben und daß er für das was man ihm schreibe, nicht verantwortlich sei. Dagegen gab er auch zu, daß er durch Bande der Dankbarkeit und Zuneigung, die kein Wechsel des Glücks lösen könne, an den vorigen König geknüpft sei. „Ich würde mich freuen, wenn ich ihm in seinen Privatangelegenheiten einen Dienst leisten könnte, aber ich habe eine heilige Pflicht gegen mein Vaterland, und deshalb war ich nie so ehrlos, daß ich nur den Gedanken gehegt hätte, ihn zurückzurufen.” Dies war eine Lüge und Wilhelm wußte das wahrscheinlich. Doch er wollte nicht streng gegen einen Mann verfahren, der viele Ansprüche auf Achtung hatte und der schwerlich ein gefährlicher Verschwörer wurde. Er erklärte sich daher für befriedigt und schlug vor, den Gefangenen von der Anklage zu entbinden. Dagegen remonstrirten jedoch einige Mitglieder des Geheimen Raths und Penn mußte Caution stellen.139
Unterredung zwischen Wilhelm und Burnet
Am Tage vor seiner Abreise ließ Wilhelm Burnet in sein Cabinet kommen und sprach in festem aber wehmüthigem Tone von den Gefahren, welche das Land von allen Seiten bedrohten, von der Heftigkeit der streitenden Parteien und von dem schlechten Geiste, der nur zu viele Mitglieder des Klerus zu beseelen scheine. „Doch ich vertraue auf Gott. Ich will mein Werk durchführen oder darin umkommen. Nur um die arme Königin ist mir bange,” und mit ungewohnter Innigkeit wiederholte er noch einmal: „Die arme Königin!” „Wenn Sie mich lieben,” setzte er hinzu, „so besuchen Sie sie recht oft und helfen Sie ihr wo Sie können. Ich für meine Person würde mich, wenn Eins nicht wäre, darauf freuen, wieder zu Pferde steigen und unter dem Zelte wohnen zu können. Denn ich bin überzeugt, daß ich mich besser dazu eigne, einen Feldzug zu dirigiren, als Eure Häuser der Lords und Gemeinen zu leiten. Obwohl ich aber weiß, daß ich den Weg der Pflicht gehe, ist es doch hart für meine Frau, daß ihr Vater und ich einander im Felde gegenüberstehen müssen. Gott gebe, daß ihm nichts zustößt. Beten Sie für mich, Doctor.” Burnet entfernte sich tief ergriffen und sprach wahrscheinlich mit nicht gewöhnlicher Inbrunst die Gebete, um die sein Gebieter ihn ersucht hatte.140
Wilhelm reist nach Irland ab
Am folgenden Tage, dem 4. Juni, reiste der König nach Irland ab. Prinz Georg hatte seine Dienste angeboten, hatte sich mit einem großen Kostenaufwande equipirt und erwartete mit Gewißheit, einen Platz im Wagen des Königs zu erhalten. Aber Wilhelm, der sich von der Unterhaltung mit Sr. Königlichen Hoheit wenig Vergnügen oder Nutzen versprach und der selten etwas auf Zuvorkommenheiten gab, wählte Portland zum Reisegesellschafter und schien während dieses ganzen ereignißvollen Feldzuges von der Anwesenheit des Prinzen nicht die geringste Notiz zu nehmen.141 Wäre Georg sich allein überlassen gewesen, so würde er die Kränkung schwerlich bemerkt haben. Aber wenn auch er selbst zu stumpfsinnig war, um so etwas zu fühlen, so fühlte seine Gemahlin für ihn, und ihr Haß wurde durch Unheilstifter von nicht gewöhnlicher Geschicklichkeit fortwährend angeschürt. Bei dieser, wie bei mancher andren Gelegenheit erwiesen sich die Mängel von Wilhelm’s Character als sehr nachtheilig für die hochwichtigen Interessen, die er zu wahren hatte. Seine Regierung würde viel glücklicher gewesen sein, wenn er neben seinem Muthe, seiner Capacität und seiner Seelengröße ein wenig von der ungezwungenen Heiterkeit und Courtoisie seines Oheims Karl besessen hätte.
Am vierten Tage traf der König in Chester ein, wo eine Flotte von Transportschiffen das Zeichen zum Absegeln erwartete. Am 11. Juni schiffte er sich ein und wurde von einem Geschwader von Kriegsschiffen unter den Befehlen Sir Cloudesley Shovel’s über den St. Georgskanal begleitet.142
Crone’s Prozeß
Der Monat, welcher auf Wilhelm’s Abreise von London folgte, war einer der ereignißreichsten und angstvollsten in der ganzen Geschichte England’s. Wenige Stunden nachdem er aufgebrochen, wurde Crone vor die Schranke der Old Bailey gestellt. Eine große Anzahl Richter saß auf der Bank. Fuller hatte sich wieder hinreichend erholt, um vor Gericht erscheinen zu können, und der Prozeß begann. Die Jakobiten waren unermüdlich in ihren Anstrengungen gewesen, die politische Meinung der Personen zu ermitteln, deren Namen auf der Geschwornenliste standen. Es wurden so viele verworfen, daß es einige Mühe machte, die erforderliche Zahl von zwölfen zusammenzubringen, und unter diesen zwölf war nur einer, auf den die Mißvergnügten sich verlassen zu können glaubten. Sie irrten sich darin auch nicht ganz, denn dieser Mann hielt sich gegen seine elf Collegen die ganze Nacht und den halben folgenden Tag, und er würde sie wahrscheinlich durch Hunger zum Nachgeben gezwungen haben, wäre nicht Mrs. Clifford, die mit ihm im Einverständniß war, dabei betroffen worden, wie sie ihm Confect durch das Fenster zuwarf. Da er nichts mehr zu essen bekam, gab er nach und es erfolgte das Verdict Schuldig, das angeblich zweien von den Geschwornen das Leben gekostet haben soll. Es wurde nun sofort auf Sistirung des Urtheils angetragen, und zwar auf den Grund hin, weil ein auf der Rückseite der Anklageschrift stehendes lateinisches Wort unrichtig geschrieben war. Dies war allerdings ein nichtssagender Einwand. Jeffreys würde denselben ohne weiteres durch einen Strom von Flüchen verworfen haben und zu dem angenehmsten Theile seiner Amtspflicht übergegangen sein: dem Gefangenen die ganze Procedur des Halbhängens, Ausweidens, Verstümmelns und Viertheilens zu beschreiben. Aber Holt und seine Collegen erinnerten sich, daß sie jetzt zum ersten Male seit der Revolution einen des Hochverraths Angeklagten aburtheilten. Es war daher nöthig, in einer nicht mißzuverstehenden Weise zu zeigen, daß eine neue Aera begonnen hatte und daß die Tribunale in Zukunft eher auf Seite der Humanität irren als das Beispiel der grausamen Eile und Leichtfertigkeit nachahmen würden, womit Cornish, als er vor Gericht um sein Leben kämpfte, von servilen Richtern zum Schweigen gebracht wurde. Die Verkündigung des Urtels wurde daher aufgeschoben, es wurde ein Tag zur Erwägung des von Crone erhobenen Einwandes festgesetzt und der Anwalt des Angeklagten bedeutet, seine Beschwerde einzureichen. „Dies würde unter keiner der beiden letzten Regierungen geschehen sein, Mr. Crone,” sagte der Lord Oberrichter mit bedeutungsvoller Miene. Nach vollständiger Anhörung der Betheiligten erklärten die Richter einstimmig den Schreibfehler für unwesentlich, und der Gefangene wurde zum Tode verurtheilt. Er erkannte an, daß sein Prozeß unparteiisch geführt worden sei, dankte den Richtern für ihre Geduld und bat sie, sich bei der Königin für ihn zu verwenden.143
Er wurde bald benachrichtigt, daß sein Schicksal in seiner Hand liege. Die Regierung war geneigt, ihn zu begnadigen, wenn er sich dessen durch ein unumwundenes Geständniß würdig machen wollte. Der Kampf in seinem Innern war furchtbar und zweifelhaft. Einmal berichtete Mrs. Clifford, welche Zutritt in seine Zelle hatte, den jakobitischen Oberhäuptern, daß er in großer Seelenangst sei. Er könne nicht sterben, sollte er gesagt haben, er sei zu jung, um ein Märtyrer zu werden.144 Am nächsten Morgen fand sie ihn heiter und entschlossen.145 Er hielt sich bis zum Vorabende des zu seiner Hinrichtung festgesetzten Tages; da ließ er endlich um eine Unterredung mit dem Staatssekretär bitten. Nottingham begab sich nach Newgate; aber noch ehe er daselbst ankam, war Crone schon wieder andren Sinnes geworden und entschlossen nichts zu sagen. „Dann,” sagte Nottingham, „sehe ich Sie nicht wieder; denn der morgende Tag ist ganz bestimmt Ihr letzter.” Nachdem jedoch Nottingham sich entfernt hatte, kam Monmouth in’s Gefängniß, und er schmeichelte sich, den Entschluß des Gefangenen erschüttert zu haben. Spät in dieser Nacht kam der Befehl, die Execution um acht Tage zu verschieben.146 Die Woche verging jedoch, ohne daß der Gefangene Enthüllungen machte; der Galgen und der Block zum Viertheilen waren in Tyburn bereit, Strang und Beil harrten am Thore von Newgate, ganz Holborn Hill und die Straße nach Oxford waren mit Schaulustigen bedeckt: da brachte ein Bote einen neuen Aufschub, und Crone wurde, anstatt nach dem Richtplatze geschleift zu werden, in das Berathungszimmer nach Whitehall gebracht. Seine Standhaftigkeit war endlich durch die nahe Aussicht auf den Tod besiegt worden, und er gab bei dieser Gelegenheit wichtige Aufschlüsse.147