Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.», sayfa 8

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Jakob’s Verwaltung in Dublin

Jakob hätte die Zeit, während seine Truppen in ihren Winterquartieren lagen, eben so gut anwenden sollen. Strenge Disciplin und regelmäßige Waffenübungen hätten die athletischen und begeisterten Landleute, die unter seinem Banner versammelt waren, in gute Soldaten verwandeln können. Aber man ließ die Gelegenheit unbenutzt vorübergehen. Der Hof von Dublin beschäftigte sich während dieser Zeit der Unthätigkeit mit Spiel und Wein, mit Liebesbriefen und Herausforderungen. Die Hauptstadt gewährte zwar keinen sehr glänzenden Anblick, denn die Gesammtzahl der Equipagen, welche daselbst aufgebracht werden konnten, die des Königs und der französischen Gesandtschaft mit eingerechnet, betrug keine vierzig.105 Aber trotz des geringen Glanzes herrschte doch große Ausschweifung. Ernste Katholiken schüttelten die Köpfe und sagten, das Schloß sehe nicht aus wie der Palast eines Königs, der sich rühme der Vorkämpfer einer Kirche zu sein.106 Die militärische Verwaltung war noch eben so traurig bestellt als je. Die Cavallerie wurde zwar durch die Bemühungen einiger tapferer Offiziere auf einer hohen Stufe der Tüchtigkeit erhalten; aber ein Infanterieregiment unterschied sich durch nichts als den Namen von einer starken Bande Rapparees. Ja, eine Bande Rapparees belästigte sogar die friedlichen Bürger weniger und fügte dem Feinde mehr Schaden zu als ein Regiment Infanterie. Avaux schilderte in einer Denkschrift, die er Jakob überreichte, mit nachdrücklichen Worten die Mißbräuche, welche das irische Fußvolk zu einem Fluche und zu einer Schmach für Irland machten. Ganze Compagnien, sagt der Gesandte, verlassen auf dem Marsche ihre Fahnen und machen Abstecher nach Rechts und Links, um zu plündern und zu verwüsten; der Soldat sorgt nicht für Instandhaltung seiner Waffen, der Offizier kümmert sich nie darum, ob die Waffen in gutem Stande sind und die Folge davon ist, daß jeder dritte Mann sein Gewehr verloren hat und jeder andre dritte Mann ein Gewehr besitzt, das nicht losgeht. Avaux beschwor den König, das Maraudiren zu verbieten, anzubefehlen, daß die Truppen regelmäßig exercirt würden und jeden Offizier zu bestrafen, der es duldete, daß seine Leute ihre Waffen und Monturen vernachlässigten. Wenn dies geschehe, dürfe Se. Majestät hoffen, zum bevorstehenden Frühjahr eine Armee zu commandiren, mit der der Feind sich gar nicht werde messen können. Der Rath war ganz gut, Jakob aber so weit entfernt, denselben anzunehmen, daß er ihn kaum geduldig anhören wollte. Noch ehe ihm acht Zeilen vorgelesen waren, gerieth er in Zorn und beschuldigte den Gesandten der Uebertreibung. „Diese Schrift, Sire, ist nicht für die Oeffentlichkeit geschrieben,” sagte Avaux, „sondern nur zur Aufklärung Eurer Majestät, und in einer Schrift, welche den Zweck hat, Eure Majestät aufzuklären, sind Schmeichelei und Beschönigung nicht angewandt. Doch ich will nicht darauf bestehen, etwas vorzulesen, was Ihnen so unangenehm ist.” – „Lesen Sie weiter,” versetzte Jakob ärgerlich, „ich will das Ganze hören.” Er wurde nach und nach ruhiger, nahm die Denkschrift an sich, und versprach einige der darin enthaltenen Winke zu benutzen. Aber sein Versprechen war bald wieder vergessen.107

Seine Finanzverwaltung war das genaue Ebenbild seiner Militärverwaltung. Seine einzige fiskalische Hülfsquelle war directe oder indirecte Beraubung. Jeder Protestant, der in irgend einem Theile der drei südlichen Provinzen Irland’s zurückgeblieben war, wurde direct beraubt durch den einfachen und kurzen Prozeß, daß man ihm sein Geld aus dem Kasten, seinen Wein aus dem Keller, sein Brennmaterial vom Hofe und seine Kleider aus der Garderobe nahm. Indirect wurde er durch eine neue Verausgabung von Münzen beraubt, welche kleiner und geringhaltiger waren als irgend welche die bisher das Bildniß und die Legende Jakob’s getragen hatten. Selbst das Kupfergeld begann in Dublin selten zu werden, und man sah sich genöthigt, Ludwig um Unterstützung anzugehen, der seinem Verbündeten großmüthig eine alte geborstene Kanone schenkte, um Kronen und Schillinge daraus prägen zu lassen.108

Ein Hülfscorps von Frankreich nach Irland gesandt

Doch der französische König hatte beschlossen, einen Succurs ganz andrer Art hinüberzuschicken. Er erbot sich vier irische Regimenter in seinen Dienst zu nehmen und durch die beste damals in der Welt bekannte Disciplin ausbilden zu lassen. Sie sollten von Macarthy commandirt werden, der bei Newton Butler schwer verwundet und gefangen genommen worden war. Er war von seinen Wunden genesen und hatte durch Wortbruch seine Freiheit wieder erlangt. Diesen schimpflichen Wortbruch hatte er durch erbärmliche Winkelzüge und sophistische Entschuldigungen, die einem Jesuiten besser angestanden haben würden als einem Edelmann und Soldaten, noch schimpflicher gemacht. Ludwig wollte es sich gefallen lassen, daß ihm die Leute in Lumpen gehüllt und unbewaffnet zugeschickt würden, nur bestand er darauf, daß die Gemeinen kräftige Burschen und die Offiziere keine bankerottirten Kaufleute und fortgejagte Lakaien, sondern womöglich Leute von guter Familie wären, die Pulver gerochen hätten. Für diese Truppen, deren Zahl sich auf nicht ganz viertausend Mann belief, verpflichtete er sich, zwischen sieben- und achttausend vortreffliche französische Infanteristen nach Irland zu schicken, welche in einer Schlacht voraussichtlich von größerem Nutzen sein würden, als sämmtliche Kernes von Leinster, Munster und Connaught zusammengenommen.109

Einen großen Fehler beging er dabei. Die Armee, die er Jakob zur Unterstützung sandte, war zwar klein im Vergleich zu der Armee in Flandern oder zu der Rheinarmee, aber sie war zu einem Dienste bestimmt, von welchem das Schicksal Europa’s abhängen konnte, und hätte daher von einem ausgezeichneten General befehligt werden sollen. Es fehlte in Frankreich nicht an solchen Generälen; aber Jakob und seine Königin baten dringend um Lauzun, und sie setzten seine Ernennung durch, trotz Avaux’ energischer Gegenvorstellungen, trotz Louvois’ Rath und trotz Ludwig’s gegentheiliger Meinung.

Als Lauzun sich in Louvois’ Cabinet begab, um seine Instructionen in Empfang zu nehmen, führte der kluge Minister eine Sprache, welche deutlich bewies, wie wenig Vertrauen er in den eitlen und excentrischen fahrenden Ritter setzte. „Lassen Sie Sich um des Himmels willen nicht durch Ihre Kampflust hinreißen. Setzen Sie Ihren ganzen Ruhm darein, die Engländer zu ermüden und vor Allem halten Sie strenge Mannszucht.”110

Lauzun’s Ernennung war nicht nur an sich ein Mißgriff, sondern man mußte auch, um einen Mann an einen Posten zu stellen, dem er nicht gewachsen war, zwei andere Männer von Posten entfernen, für die sich beide ganz vorzüglich eigneten. So unmoralisch und hartherzig Rosen und Avaux immer sein mochten, so war doch Rosen ein geschickter Feldherr und Avaux ein gewandter Diplomat. Obwohl es nicht wahrscheinlich ist, daß sie im Stande gewesen wären, Irland’s Schicksal abzuwenden, so würden sie doch wahrscheinlich den Kampf haben in die Länge ziehen können, und daß der Kampf in die Länge gezogen wurde, lag offenbar im Interesse Frankreich’s. Es würde jedoch eine Beleidigung für den greisen General gewesen sein, wenn man ihn unter Lauzun’s Oberbefehl gestellt hätte, und zwischen Lauzun und dem Gesandten bestand eine so heftige Feindschaft, daß ein herzliches Zusammenwirken von ihnen nicht zu erwarten gewesen wäre. Rosen und Avaux wurden daher Beide unter vielen besänftigenden Versicherungen der königlichen Zufriedenheit und Gunst nach Frankreich zurückberufen. Zu Anfang des Frühjahrs segelten sie mit der Flotte, welche Lauzun nach Irland gebracht hatte, von Cork ab.111 Lauzun war nicht sobald gelandet, als er sich überzeugte, daß nichts zu seinem Empfange vorbereitet war, obgleich man ihn seit längerer Zeit erwartet hatte. Es waren keine Quartiere für seine Leute, keine Magazine zur Aufnahme seiner Vorräthe, keine Pferde, keine Fuhrwerke besorgt.112 Seine Truppen mußten die Beschwerden eines langen Marsches durch eine Wüste ertragen, ehe sie nach Dublin gelangten. Hier fanden sie allerdings leidliche Verpflegung. Sie erhielten freies Quartier bei Protestanten, hatten reichlich Brot und drei Pence täglich. Lauzun wurde zum Oberbefehlshaber der irischen Armee ernannt und nahm seine Residenz im Schlosse.113 Sein Gehalt war der nämliche wie der des Vicekönigs, achttausend Jakobus, gleich zehntausend Pfund Sterling jährlich. Diese Summe erbot sich Jakob nicht in Kupfermünze mit seinem Bildniß, sondern in französischem Golde zu bezahlen. Lauzun aber, zu dessen Fehlern die Habsucht nicht gehörte, weigerte sich, seine Kasse aus einem fast leeren Schatze zu füllen.114

Auf ihn und die ihn begleitenden Franzosen machten das Elend des irischen Volks und die Verkehrtheit der irischen Regierung einen Eindruck, den sie schwer beschreiben konnten. Lauzun schrieb an Louvois, der Hof und das ganze Land befänden sich in einem Zustande, von welchem sich derjenige, der immer in wohlgeordneten Staaten gelebt habe, keinen Begriff machen könne. Es sei, sagte er, ein Chaos wie das, von dem er im ersten Buche Mosis gelesen habe. Die öffentlichen Beamten thäten weiter nichts, als daß sie sich mit einander stritten und die Regierung und das Volk ausplünderten. Nachdem er etwa einen Monat im Schlosse zugebracht, erklärte er, daß er um Alles in der Welt keinen zweiten solchen Monat durchleben möchte, und seine tüchtigsten Offiziere bestätigten seine Aussage.115 Einer von ihnen war allerdings so ungerecht, das irische Volk nicht nur als unwissend und träge, was es in der That war, sondern auch als hoffnungslos dumm und gefühllos zu schildern, was es sicherlich nicht war. Die englische Politik, sagte er, habe sie so vollkommen verthiert, daß man sie kaum noch menschliche Geschöpfe nennen könne. Sie seien unempfindlich gegen Lob und Tadel, gegen Versprechungen und Drohungen; und doch sei es schade um sie, denn sie seien in physischer Hinsicht der schönste Menschenschlag in der Welt.116

Plan der englischen Jakobiten; Clarendon, Aylesbury, Dartmouth

Inzwischen hatte Schomberg den Feldzug unter günstigen Auspicien eröffnet. Mit geringer Mühe hatte er Charlemont, die letzte wichtige Festung, welche die Irländer noch in Ulster behaupteten, genommen; aber das große Werk der Wiedereroberung der drei südlichen Provinzen der Insel verschob er bis zu Wilhelm’s Ankunft. Wilhelm beschäftigte sich unterdessen mit den Anordnungen zur Regierung und Vertheidigung England’s während seiner Abwesenheit. Er wußte sehr wohl, daß die Jakobiten auf ihrer Hut waren. Bis vor ganz Kurzem waren sie noch keine zusammenhängende und organisirte Faction gewesen. Es hatte, um Melfort’s Ausdruck zu gebrauchen, zahlreiche Trupps gegeben, welche alle entweder mit Jakob im Dubliner Schlosse, oder mit Marien von Modena in Saint-Germains in Verbindung standen, unter einander aber keine Connection hatten und sich gegenseitig nicht trauten.117 Seitdem es aber bekannt geworden war, daß der Usurpator über den Kanal zu gehen beabsichtige und daß er sein Scepter in weiblichen Händen zurücklassen wolle, hatten sich diese Trupps eng aneinander angeschlossen und eine ausgedehnte Verbindung zu bilden begonnen. Clarendon, der die Eide verweigert, und Aylesbury, der sie ehrloser Weise geleistet hatte, gehörten zu den Hauptverräthern. Dartmouth war, obgleich er den im Besitz der Macht befindlichen Souverainen Treue geschworen, einer ihrer thätigsten Feinde und er übernahm was man das Marinedepartement des Complots nennen kann. Sein Geist war beständig mit einem englischen Seemann eben nicht zur Ehre gereichenden Plänen zur Zerstörung der englischen Flotten und Arsenale beschäftigt. Er stand in enger Verbindung mit einigen Seeoffizieren, welche der neuen Regierung zwar dienten, aber doch nur ungern und mit halbem Herzen, und er schmeichelte sich, daß er diese Männer durch das Versprechen großer Belohnungen und durch geschicktes Anschüren des neidischen Hasses, mit dem sie die holländische Flagge betrachteten, dazu bewegen werde, zu desertiren und ihre Schiffe in einen französischen oder irländischen Hafen zu bringen.118

Penn

Penn’s Benehmen war kaum minder schändlich. Er war ein eifriger und geschäftiger Jakobit, und seine neue Lebensbahn war der moralischen Reinheit noch ungünstiger, als es die vorige gewesen war. Es war kaum möglich, zu gleicher Zeit ein consequenter Quäker und ein Höfling zu sein; ganz und gar unmöglich aber war es, ein consequenter Quäker und ein Verschwörer zu sein. Es ist schmerzlich es sagen zu müssen, daß Penn, während er selbst den Vertheidigungskrieg für sündhaft zu halten erklärte, doch Alles that was in seiner Macht stand, um eine fremde Armee ins Herz seines eignen Landes zu bringen. Er schrieb Jakob, daß die Anhänger des Prinzen von Oranien nichts so sehr fürchteten als einen Aufruf zu den Waffen, und daß, wenn jetzt von Frankreich oder Irland aus ein Einfall in England unternommen würde, die Zahl der Royalisten sich größer herausstellen werde als sie je gewesen. Avaux hielt diesen Brief für so wichtig, daß er Ludwig eine Abschrift davon einsandte.119 Diese und ähnliche Mittheilungen, schrieb der schlaue Gesandte, hätten auf die Stimmung König Jakob’s einen guten Eindruck gemacht, Se. Majestät sei endlich überzeugt, daß er seine Lande nur mit dem Schwerte in der Hand wieder erlangen könne. Es ist ein interessanter Umstand, daß es dem großen Friedensprediger vorbehalten sein sollte, diese Ueberzeugung im Geiste des alten Tyrannen hervorzurufen.120 Penn’s Verfahren war der Aufmerksamkeit der Regierung nicht entgangen. Man hatte Verhaftsbefehle gegen ihn erlassen und er war eingezogen worden; es hatten aber keine Beweise gegen ihn aufgebracht werden können, die eine Anklage auf Hochverrath begründet hätten; er hatte bei jeder Partei viele Freunde, die er auch trotz aller seiner Fehler zu haben verdiente, und er wurde daher bald wieder in Freiheit gesetzt, um zu seinen Comploten zurückzukehren.121

Preston

Der Hauptverschwörer war jedoch Richard Graham, Viscount Preston, der unter der vorigen Regierung Staatssekretär gewesen war. Obgleich schottischer Peer, war er doch nur englischer Baronet. Er hatte zwar von Saint-Germains ein englisches Hochadelsdiplom erhalten; aber das Diplom war von einem späteren Datum als die Flucht, welche die Convention für eine Abdankung erklärt hatte. Die Lords hatten sich deshalb nicht nur geweigert, ihn ihrer Privilegien theilhaftig werden zu lassen, sondern sie schickten ihn sogar ins Gefängniß, weil er sich unbefugterweise einen der Ihrigen genannt habe. Da er indessen klein beigegeben und seinen Anspruch zurückgezogen, hatte er seine Freiheit wieder erlangt.122 Obgleich die demüthige Sprache, die er bei dieser Gelegenheit zu führen sich herabgelassen, keineswegs einen Märtyrersinn verrieth, so betrachtete ihn doch seine Partei und die Welt überhaupt als einen Mann von Muth und Ehre. Er führte noch die Siegel seines Amtes und wurde von den Anhängern des unveräußerlich erblichen Rechts noch immer als der wirkliche Staatssekretär angesehen. Er stand in hoher Gunst bei Ludwig, an dessen Hofe er früher gelebt, und die französische Regierung hatte ihm seit der Revolution bedeutende Geldsummen zu politischen Zwecken anvertraut.123

Während Preston in der Hauptstadt mit den anderen Häuptern der Partei Berathungen pflog, häuften die auf dem Lande wohnenden Jakobiten Waffen auf, hielten Musterungen und formirten sich in Compagnien, Schwadronen und Regimenter. In Worcestershire zeigten sich beunruhigende Symptome. In Lancashire hatten viele Gentlemen von Jakob ausgestellte Offizierpatente erhalten, nannten sich Obersten und Hauptleute und entwarfen lange Listen von Unteroffizieren und Gemeinen. Briefe aus Yorkshire brachten die Nachricht, daß starke Männerschaaren, die sich in keiner guten Absicht versammelt zu haben schienen, auf den Sümpfen bei Knaresborough gesehen worden seien. Briefe aus Newcastle berichteten von einem großen Wettballspiele, das in Northumberland gehalten worden sei und von dem man stark vermuthe, das es nur als Vorwand zu einer Versammlung der Mißvergnügten gedient habe. Es sollten sich unter der Menge hundertfunfzig wohl berittene und bewaffnete Reiter befunden haben, von denen viele Papisten gewesen wären.124

Unterdessen gingen Briefpackete voll Verrath zwischen Kent und der Picardie und zwischen Wales und Irland beständig hin und her. Einige der Boten waren aufrichtige Fanatiker, andere aber waren bloße Miethlinge, welche aus den ihnen zur Besorgung anvertrauten Geheimnissen Gewinn zogen.

Die Jakobiten von Fuller verrathen

Der interessanteste unter diesen zweifachen Verräthern war Wilhelm Fuller. Dieser Mann hat uns selbst erzählt, daß ihm in seiner Kindheit ein Buch in die Hände gefallen sei, das eine Beschreibung des verbrecherischen Lebens und des entsetzlichen Todes Dangerfield’s enthielt. Die Phantasie des Knaben wurde dadurch erhitzt; er verschlang das Buch und lernte es fast auswendig; eine seltsame Ahnung stieg in ihm auf und verfolgte ihn seitdem beständig, daß sein Schicksal dem des schändlichen Abenteurers gleichen werde, dessen Geschichte er so eifrig gelesen hatte.125 Man hätte meinen sollen, daß die Aussicht, mit zerfleischtem Rücken und ausgeschlagenem Auge in Newgate zu sterben, eben nicht viel Lockendes gehabt haben könnte; allein die Erfahrung lehrt, daß es überspannte Köpfe giebt, für welche eine gewisse Berühmtheit, selbst wenn sie mit Schmerz und Schande begleitet ist, einen unwiderstehlichen Reiz hat. Von diesem verwerflichen Ehrgeize beseelt, erreichte Fuller sein Vorbild und übertraf es vielleicht noch. Er war im römisch-katholischen Glauben erzogen und war Page bei Lady Melfort gewesen, als Lady Melfort als eine der schönsten Frauen im Hofstaate Mariens von Modena in Whitehall glänzte. Nach der Revolution begleitete er seine Gebieterin nach Frankreich, wurde wiederholt zu delikaten und gefährlichen Aufträgen verwendet und galt in Saint-Germains für einen treuen Diener des Hauses Stuart. In Wirklichkeit aber hatte er sich auf einer seiner Reisen nach London der neuen Regierung verkauft und den Glauben abgeschworen, in welchem er erzogen war. Die Ehre, wenn man es so nennen darf, aus einem werthlosen Papisten einen werthlosen Protestanten aus ihm gemacht zu haben, schrieb er mit characteristischer Unverschämtheit der klaren Logik und dem tadellosen Wandel Tillotson’s zu.

Im Frühjahr 1690 wünschte Marie von Modena ihren Correspondenten in London einige sehr wichtige Depeschen zukommen zu lassen. Da diese Depeschen zu voluminös waren um in den Kleidern eines einzelnen Boten verborgen werden zu können, mußte man sich zweier Vertrauten bedienen. Der Eine war Fuller, der Andre war ein eifriger junger Jakobit, Namens Crone. Vor ihrer Abreise erhielten sie noch genaue Instructionen von der Königin selbst. Bei einer gewöhnlichen Untersuchung war an ihnen kein Schnitzchen Papier zu entdecken; aber ihre Knöpfe enthielten mit unsichtbarer Tinte geschriebene Briefe.

Das Paar reiste nach Calais. Der Gouverneur dieser Stadt lieferte ihnen ein Boot, das sie unter dem Schutze der Nacht an der flachen und sumpfigen Küste von Kent unweit des Leuchtthurmes von Dungeneß absetzte. Von hier gingen sie nach einer Meierei, verschafften sich Pferde und schlugen verschiedene Wege nach London ein. Fuller eilte nach Schloß Kensington und überreichte dem Könige die ihm anvertrauten Papiere. Der erste Brief, den Wilhelm entfaltete, schien nur überschwengliche Complimente zu enthalten; aber es wurden Holzkohlen angezündet und eine den damaligen Diplomaten wohlbekannte Flüssigkeit auf das Papier gebracht; das Zimmer füllte sich mit einem übelriechenden Dampfe und Zeilen sehr ernsten Inhalts begannen sichtbar zu werden.

Crone verhaftet

Die Hauptsache war jetzt vor Allem, daß man Crone’s habhaft zu werden suchte. Unglücklicherweise hatte er Zeit gehabt, seine Briefe abzugeben, bevor er festgenommen wurde; aber man hatte ihm eine Schlinge gelegt, in die er leicht ging. Die aufrichtigen Jakobiten waren im Allgemeinen sehr unzuverlässige Verschwörer; es gab unter ihnen eine ungewöhnlich große Anzahl Dummköpfe, Prahler und Schwätzer, und dazu gehörte auch Crone. Wäre er klug und vorsichtig gewesen, so würde er öffentliche Orte gemieden, seine Zunge streng bewacht und sich bei Tische mit einer Flasche begnügt haben. Anstatt dessen sahen die Agenten der Regierung, wie er an einer Wirthshaustafel in Gracechurch Street auf die Gesundheit König Jakob’s trank und bombastisch von der kommenden Restauration, von der französischen Flotte und den Tausenden rechtschaffener Engländer sprach, welche nur das Zeichen erwarteten, um sich für ihren rechtmäßigen Souverain bewaffnet zu erheben. Er wurde in das Sekretariatsbureau nach Whitehall gebracht. Anfangs schien er ganz ruhig und unbefangen zu sein; als er aber unter den Umstehenden Fuller in Freiheit und elegant gekleidet, mit einem Degen an der Seite erblickte, sank dem Gefangenen der Muth und er war kaum im Stande ein Wort hervorzubringen.126

Die Nachricht, daß Fuller als Königszeuge aufgetreten, Crone verhaftet und Wilhelm wichtige Briefe aus Saint-Germains in die Hände gefallen seien, flog rasch durch ganz London und verbreitete Schrecken unter Allen, die sich schuldig fühlten.127 Allerdings war die Aussage eines Zeugen, wäre dieser Zeuge auch ein achtbarerer Mann als Fuller gewesen, gesetzlich nicht hinreichend, um Jemanden des Hochverraths zu überführen. Aber Fuller hatte die Sache so einzurichten gewußt, daß mehrere Zeugen vorgeführt werden konnten, die seine Aussage gegen Crone bestärkten, und wenn Crone in der Todesangst Fuller’s Beispiel nachahmte, so fielen die Köpfe der Oberhäupter der Verschwörung in die Gewalt der Regierung. Der Muth der Jakobiten wuchs jedoch, als sie erfuhren, daß Crone, obgleich zu wiederholten Malen von Denen verhört, die ihn in ihrer Gewalt hatten, und obgleich überzeugt, daß nichts als ein offenes Geständniß ihm das Leben retten konnte, ein entschlossenes Stillschweigen bewahrt habe. Welchen Eindruck eine Verurtheilung und die nahe Aussicht des Todes auf ihn machen würde, stand noch zu erwarten. Seinen Complicen war durchaus nichts daran gelegen, daß seine Standhaftigkeit auf eine so harte Probe gestellt werde, und sie wendeten daher eine Menge erlaubter und unerlaubter Kunstgriffe an, um eine Ueberführung zu hintertreiben. Eine Frau, Namens Clifford, bei der er gewohnt hatte und die einer der thätigsten und schlauesten Agenten der jakobitischen Partei war, wurde mit dem Geschäft betraut, ihn standhaft zu erhalten und ihm Dienste zu leisten, vor denen skrupulöse oder ängstliche Agenten zurückgeschreckt sein würden. Als der gefürchtete Tag kam, war Fuller zu unwohl, um in der Zeugenloge zu erscheinen und die Sitzung wurde daher verschoben. Er behauptete, daß seine Krankheit keine natürliche sei, daß man ihm in einer Speise etwas Schädliches beigebracht habe, daß seine Nägel sich entfärbt hätten, daß ihm die Haare ausfielen und daß geschickte Aerzte ihn für vergiftet erklärten. Aber solche Geschichten müssen, selbst wenn sie sich auf eine bessere Autorität als auf die eines Fuller gründen, stets mit großem Mißtrauen aufgenommen werden.

Während Crone seiner Untersuchung entgegensah, wurde auf dem Wege zwischen Dover und London ein zweiter Agent des Hofes von Saint-Germains, Namens Tempest, verhaftet, und er erwies sich als der Ueberbringer zahlreicher Briefe an Mißvergnügte in England.128 Es stellte sich mit jedem Tage klarer heraus, daß der Staat von Gefahren umgeben war, und doch war es durchaus nothwendig, daß das geschickte und entschlossene Staatsoberhaupt in diesem kritischen Augenblicke seinen Posten verließ.

105.Avaux, 15. (25.) Jan. 1690.
106.Macariae Excidium. Dieses höchst interessante Werk ist unlängst mit großer Sorgfalt und großem Fleiße von Mr. O’Callaghan herausgegeben worden. Ich verdanke seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße so viel, daß ich sehr gern die nationale Parteilichkeit entschuldige, welche zuweilen, wie mir scheint, seinem Urtheile eine falsche Richtung giebt. Wenn ich das Macariae Excidium anführe, so führe ich stets den lateinischen Text an. Die englische Lesart ist meiner Ueberzeugung nach nichts als eine Uebersetzung aus dem Lateinischen, und zwar eine sehr nachlässige und unvollständige Uebersetzung.
107.Avaux, 14. (24.) Nov. 1689.
108.Louvois schreibt an Avaux unterm 26. Dec. (5. Jan.) 1689/90: „Comme le Roy a veu par vos lettres que le Roy d’Angleterre craignoit de manquer de cuivre pour faire de la monnoye, Sa Majesté a donné ordre qu’on mist sur le bastiment qui portera cette lettre une pièce de canon du calibre de deux qui est éventée, de laquelle ceux qui travaillent à la monnoye du Roy d’Angleterre pourront se servir pour continuer à faire de la monnoye.”
109.Louvois an Avaux, 1. (11.) Nov. 1689. Aus den Listen im französischen Kriegsministerium geht hervor, daß die Zahl der Truppen, welche Ludwig nach Irland schickte, sich auf siebentausendzweihunderteinundneunzig Mann aller Grade belief. Im französischen Kriegsministerium befindet sich ein Brief vom Marschall d’Estrées, der die vier irischen Regimenter bald nach ihrer Landung in Brest sah. Er schildert sie als „mal chaussés, mal vêtus, et n’ayant point d’uniforme dans leurs habits, si ce n’est qu’ils sont tous fort mauvais.” Ein sehr genauer Bericht über Macarthy’s Wortbruch findet sich in Mr. O’Callaghan’s History of the Irish Brigades. Ich muß bedauern, daß ein Schriftsteller, dem ich so viel verdanke, ein Benehmen zu vertheidigen sucht, das nach seiner eigenen Darstellung desselben im höchsten Grade ehrlos war.
110.Lauzun an Louvois, 28. Mai (7. Juni) und 16. (26.) Juni 1690 im französischen Kriegsministerium.
111.Siehe die späteren Briefe von Avaux.
112.Avaux an Louvois, 14. (24.) März 1690; Lauzun an Louvois, 23. März (3. April).
113.Story’s Impartial History; Lauzun an Louvois, 20. (30.) Mai 1690.
114.Lauzun an Louvois, 28. Mai (7. Juni) 1690.
115.Lauzun an Louvois, 2. (12.) April, 10. (20.) Mai 1690. La Hoguette, der den Rang eines Maréchal de Camp bekleidete, schrieb um die nämliche Zeit in demselben Sinne an Louvois.
116.„La politique des Anglois a été de tenir ces peuples cy comme des esclaves, et si bas qu’il ne leur estoit pas permis d’apprendre à lire et à écrire. Cela les a rendu si bestes qu’ils n’ont presque point d’humanité. Rien ne les esmeut. Ils sont peu sensibles à l’honneur; et les menaces ne les estonnent point. L’interest même ne les peut engager au travail. Ce sont pourtant les gens du monde les mieux faites.” Desgrigny an Louvois, 27. Mai (6. Juni) 1690.
117.Siehe Melfort’s Briefe an Jakob, geschrieben im October 1689. Sie befinden sich unter den Nairne Papers und wurden von Macpherson gedruckt.
118.Life of James, II. 443. 450; Prozesse Ashton’s und Preston’s.
119.Avaux schrieb unterm 5. Juni 1689 folgendermaßen an Ludwig: „Il nous est venu des nouvelles assez considérables d’Angleterre et d’Escosse. Je me donne l’honneur d’en envoyer des mémoires à vostre Majesté, tels que je les ay receus du Roy de la Grande Bretagne. Le commencement des nouvelles dattées d’Angleterre est la copie d’une lettre de M. Pen, que j’ay veue en original.” Das Mémoire des Nouvelles d’Angleterre et d’Escosse, das mit dieser Depesche eingesandt wurde, beginnt mit folgenden Sätzen, welche Penn’s Briefen entnommen sein müssen: „Le Prince d’Orange commence d’estre fort dégoutté de l’humeur des Anglois; et la face des choses change bien viste, selon la nature des insulaires; et sa santé est fort mauvaise. Il y a un nuage qui commence à se former au nord des deux royaumes, où le Roy a beaucoup d’amis, ce qui donne beaucoup d’inquiétude au principaux amis du Prince d’Orange, qui, estant riches, commencent à estre persuadez que ce sera l’espée qui décidera de leur sort, ce qu’ils ont tant taché d’éviter. Ils appréhendent une invasion d’Irlande et de France; et en ce cas le Roy aura plus d’amis que jamais.”
120.„Le bon effet, Sire, que ces lettres d’Escosse et d’Angleterre ont produit, est qu’elles ont enfin persuadé le Roy d’Angleterre qu’il ne recouvrera ses estats que les armes à la main; et ce n’est pas peu de l’en avoir convaincu.”
121.Van Citters an die Generalstaaten 1. (11.) März 1689; Van Citters nennt Penn „den bekenden Archquaker.”
122.Siehe seinen Prozeß in der Collection of State Trials, und die Protokolle der Lords vom 11. 12. und 27. Nov. 1689.
123.Eine Sendung von zweitausend Pistolen ist in einem Schreiben von Croissy an Avaux vom 16. (26.) Febr. 1689 erwähnt. Jakob befiehlt Preston in einem vom 26. Jan. 1689 datirten Briefe, sich noch immer, trotz Melfort’s Ernennung, als Staatssekretär zu betrachten.
124.Narcissus Luttrell’s Diary; Commons’ Journals, May 14., 15., 20. 1690. Kingston’s True History, 1697.
125.„The Whole Life of Mr. William Fuller, being an Impartial Account of his Birth, Education, Relations and Introduction into the Service of the late King James and his Queen, together with a True Discovery of the Intrigues for which he lies now confined; as also of the Persons that employed and assisted him therein, with his Hearty Repentance for the Misdemeanours he did in the late Reign, and all others whom he hath injured; impartially writ by Himself during his Confinement in the Queen’s Bench, 1703.” Ich werde dieses Buch natürlich mit Vorsicht benutzen.
126.Fuller’s Life of himself.
127.Clarendon’s Diary, March 6, 1690; Narcissus Luttrell’s Diary.
128.Clarendon’s Diary, May 10. 1690.
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ağustos 2018
Hacim:
330 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain