Kitabı oku: «Der Corona-Tote Nr. 9.243», sayfa 2

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Hm, wie bin ich jetzt eigentlich auf Rike gekommen? Sie war eine tolle Frau, zugegebenermaßen war sie ja 10 Jahre jünger als ich, und ihr Neuer wohl noch etwas jünger als sie selbst; da konnte ich alter Knacker wohl nicht mehr mithalten. Das hat mich schon echt mitgenommen damals, als sie mich verlassen hat; aber so ist das Leben. Nun ja, auch sie ist mittlerweile gestorben, das war Anfang des Jahres. Ach ja: mein Bruder Jercy, so sind wir auf sie gekommen. Er hatte nie eine andere Frau als Bärbel; sie haben sich auf der Uni kennengelernt, haben schnell geheiratet und er ist ihr treu geblieben bis zuletzt.

Sie hat natürlich einiges aufgegeben für ihn; schließlich wollte auch sie Ärztin werden. Nun ja, das Auslandsjahr, das haben sie ja noch gemeinsam gemacht, nachdem sie ihre Examina hatten und Doktoren waren. Sie haben dann beide noch an einer Amerikanischen Uni weitergemacht, an einer ganz berühmten; Jercy war ganz stolz, dass damals alles so gut geklappt hat. Aber letztlich hat natürlich hauptsächlich er etwas davon gehabt; das hat er auch zugegeben. `So eine post-Doc Geschichte an einer renommierten Uni mit dann noch einer durchaus aufsehenerregenden Veröffentlichung´, hat er gesagt, `das hat mir hier schon die richtigen Türen geöffnet`. So konnte er Kariere machen, während sie sich um Kinder, Haushalt und so weiter kümmern musste. Sie sagt ja immer, dass sie das gern gemacht hat, aber wer weiß das schon so genau. Trotzdem, eine glückliche Familie waren sie wohl, das konnte man sehen. Und nun ist Jercy tot.

Noch vor einem Monat fühlte er sich pudelwohl; gut, er hatte immer etwas hohen Blutdruck, schließlich war er etwas überge-wichtig und dadurch ein bisschen kurzatmig, aber das war alles, also soweit ich weiß.

Und dann ging es ganz schnell; am Nachmittag hatte er noch den Rasen gemäht, das war in der Hitze vielleicht auch nicht gerade das geschickteste, jedenfalls fühlte er sich am Abend schwummrig, und er hatte Atembeschwerden. Er ist dann in seine Klinik gefahren, und da hat man natürlich den Herrn Professor sofort dabehalten. Noch in der gleichen Stunde wurde er getestet und schon am nächsten Morgen hatten sie das Ergebnis. Da brauchte er gar keine Hebel in Bewegung zu setzen, wie er es zum Beispiel für mich jetzt tun würde, wenn ich die beste Behandlung bräuchte. So wie bekannt war, dass er sich das Virus irgendwie eingefangen hatte, kam er sofort an die Beatmungsmaschine und seine gesamte Familie in Quarantäne.

Erst nach 14 Tagen durften sie wieder raus und mit ihnen eine ganze Reihe anderer, die ebenfalls eingesperrt wurden, weil sie Kontakt zu seiner Familie hatten. Ich war komischer Weise nicht darunter. Na ja, jedenfalls wurde Jercy immer noch beatmet, aber es half nichts, es ging ihm immer schlechter. Und obwohl sie ihm Medikamente gegeben haben, wie ich von Bärbel gehört habe, sogar in sehr hohen Dosen, hat es nichts geholfen und nach 18 Tagen war er tot.

Während der ganzen Zeit durfte er niemanden von seiner Familie sehen, dabei war ja nur noch der Harry auch positiv. Ich selbst war dreimal da, aber man hat mich abgewiesen, zunächst freundlich noch. Das wäre viel zu gefährlich, also für mich, haben sie gesagt. Ich habe geantwortet, dass das doch wohl meine Sache sei, ich könne ja wohl für mich selbst entscheiden. Da sind sie dann nicht mehr so freundlich gewesen und haben mir gesagt, nein, das könne ich eben nicht; ich übersehe die Gefahren gar nicht, während sie schon beurteilen könnten, was gut und was nicht gut für mich sei. Na ja, ich muss zugeben, ich bin auch ärgerlich gewesen und das hat sie vielleicht provoziert.

Jedenfalls haben sie mich nie vorgelassen, und jedes Mal sind ein bisschen unfreundlicher geworden und ich ein bisschen ärgerlicher. Beim letzten Mal hat mich so ein maskierter Security Mensch schon am Eingang abgefangen; ich müsse schon vernünftig sein und meinem Bruder würde das gar nicht helfen, wenn er jetzt gestört würde, und so weiter. Dabei war er doch immer ein Familienmensch.

Das war für ihn bestimmt das schlimmste, dass er seine Lieben nicht mehr um sich haben konnte, sie nicht einmal durch eine Scheibe hat sehen können. Und dann 18 Tage an dieser Maschine und jeden Tag geht es ein bisschen schlechter; das muss doch furchtbar sein und immer allein, bis auf die Pflege-kräfte alle paar Stunden.

Sie müssen entschuldigen, ich bin etwas nahe am Wasser gebaut, ich putze mir mal eben die Nase; bleiben Sie ruhig solange sitzen. Die Svetlana muss jeden Augenblick kommen; ich glaube, ich höre sie schon.

„Hallo Herr Gaalen, sind Sie da? Wo sind Sie? Ah, hier; tut mir leid, ich etwas spät.

Ah, haben Besuch, Guten Tag.

Herr Gaalen, Sie noch gar nicht angezogen?

Sehen gar nicht gut aus. Fühlen sich auch nicht gut? Aha, Sie krank; ich machen heißes Wasser mit Zitrone und Ihre Tablette, wie letzte Mal; dann geht Ihnen besser.

Keine Tablette? Warum? Was? Corona? Das Quatsch, sie Grippe, ich kennen; Tablette gut, sie gleich wieder gesund.

Da trinken, nein nicht Arzt, nicht Krankenhaus, Sie nicht wollen enden wie Bruder.

Sie jetzt wieder gehen in Bett und Sie, Besuch, müssen jetzt auch gehen; kommen wieder, wenn Herr Gaalen besser, wenn wieder gesund.

Ich jetzt putzen Zimmer; abend ich wieder da mit Suppe“.

`Dachte ich mir doch, dass der alte Gaalen und die Pflegerin, seine Svetlana, wie er sie immer nennt, keine Masken tragen, wenn sie zusammen sind. Die haben bestimmt was miteinander; dabei ist sie locker 20 Jahre jünger. Wie die mich rauskom-plimentiert hat. Na warte. Ich habe sie noch nie Maske tragen sehen, das kann ich beschwören. Sie kommt hier angeradelt ohne Maske, das habe ich schon x-mal vom Fenster aus beobachtet. Es ist zwar immer noch erlaubt, im freien keine Maske zu tragen, aber es ist natürlich absolut verantwortungslos. Na ja, was will man von diesen Ausländern schon erwarten. Wahrscheinlich denkt sie, dass es ihrem Aussehen schadet.

Na klar, da kann man schon mal seine Mitmenschen ins Krankenhaus oder gleich ins Grab befördern, wenn bloß das eigene Aussehen nicht leidet. Sie sieht ja gut aus, also für ihr Alter. Ich habe sie mal ganz nett angesprochen, ob sie nicht vielleicht auch mal bei mir putzen möchte, und man könnte ja mal zusammen essen gehen und so weiter. Aber sie hat mich einfach abblitzen lassen und was von Familie gefaselt und dass sie keine Putzfrau, sondern eine Pflegerin sei. Ha!

Und dabei hat sie gerade selbst zugegeben, dass sie bei ihm putzt. Ich sage ja, die haben was miteinander. Denn, wenn sie bei ihm rein ist und später wieder rauskommt, trägt sie auch keine Maske. Das kann ich wunderschön durch meinen Türspion beobachten, meine Kleine. Und das ist verboten, ja verboten ist das, und da steht Strafe drauf.

Allerdings ist es schade, dass ich das bislang nicht so richtig fotografieren konnte. Irgendwie bringt das Scheißhandy das nicht, dass sie scharf abgebildet wird. Das ist so unscharf, da sieht man rein gar nix. Egal, meine Aussage, die eines unbescholtenen Bürgers, ist ja wohl Tausend Mal mehr wert als die von so einer Ausländerin, so einer dahergelaufenen Putze, einer Sozialschmarotzerin; also falls sie es überhaupt leugnen würde. Jedenfalls schalte ich jetzt die Behörden ein, da kann sie drauf wetten. Das schulde ich schon den anderen Mitbe-wohnern hier im Haus. Der alte Gaalen hat Corona und muss getestet werden, notfalls auch gegen seinen Willen. Und dass er renitent werden kann, hat er ja offensichtlich schon im Krankenhaus gezeigt, als er seinen Bruder sehen wollte. Man hätte ihn damals gleich dabehalten und neben seinen Bruder legen sollen, dann hätten wir hier kein Problem.

Und die Svetlana ist wegen Nichttragen der Maske dran; das macht die ja bei ihren anderen Kunden genauso. Wer weiß, wie viele die schon angesteckt hat. Der muss die Lizenz entzogen werden, und das wird mit meiner Zeugenaussage sicher auch passieren.

Hm, wen rufe ich denn jetzt eigentlich am besten an? Die Polizei oder die Gesundheitsbehörde? Das hätten die in der Presse eigentlich auch mal vernünftig darlegen können, an wen sich rechtschaffende Bürger wenden sollen, wenn sie diese Covidioten anzeigen wollen. Na, ich probiere es mal bei der Polizei, die werden mir sicher weiterhelfen können´.

JEDEM DAS SEINE

Claus schlurft in die Küche und schaltet das Radio an, wo sie gerade Nachrichten bringen: `…meldete das RKI. Allerdings können die Zahlen noch steigen, da es am Wochenende immer´

„Kannst du mal diesen Scheißsender ausstellen?“ herrscht Fryco ihn wütend an. Er ist ihm auf dem Fuß gefolgt und hat sich auf der Eckbank niedergelassen. „Entschuldige bitte, aber das ist ja nicht zum Aushalten, jeden Tag dasselbe Gequatsche, das packe ich nicht am frühen Morgen.“

`Fast 9 Uhr´, denkt Claus und sagt: „Ist ja gut.“ Claus bemüht sich um einen versöhnlichen Ton und dreht das Radio leiser, „mich interessieren die neuesten Zahlen eben. Wäre doch schön, wenn die runtergingen. Kaffee ist übrigens gleich fertig.“

Seit Claus vor kurzem in die WG gezogen ist, hat er fast vollständig die Verpflegung der Truppe übernommen; dabei will er sich nicht Lieb Kind bei seinen Mitbewohnern machen, wie einige von ihnen zunächst vermutet haben, sondern er mag einfach die Atmosphäre in der Küche und kocht gern. Gar nicht so selten taucht der ein oder andere vom leckeren Geruch und der Möglichkeit eines kleinen Plauschs angelockt in der Küche auf und hilft mit. Heute muss er irgendwie den Wecker überhört haben, denn er hat sich ein bisschen verspätet.

„Das werden sie aber nicht“, entgegnet Fryco, immer noch gereizt. „Schließlich muss die zweite Welle ja irgendwie den Menschen zu vermitteln sein. Dafür werden die bis zum An-schlag hochgefahrenen Tests schon sorgen; Unsere Regierung tut natürlich auch ihr Bestes, über die Medien fleißig Angst und Panik zu schüren; du wirst sehen, dass klappt dann schon. Mit den paar Hanseln, die sie noch finden würden, wenn sie nur die mit irgendwelchen Symptomen testen würden, lässt sich kein Staat mehr machen. Es muss für sie schon zermürbend sein zu sehen, dass kaum noch einer schwer erkrankt, geschweige denn stirbt.

Schließlich muss es ja gemeinschaftlich irgendwie geschafft werden, 7,8 Milliarden Menschen zum Impfen zu bewegen. Und das genau steckt hinter diesem ganzen Pandemiewahn. Die sind doch alle gekauft: Politiker sowieso aber immer stärker auch die Medien; das kannst du überall nachlesen. Und wenn man mit Geld zugeschissen wird, dann kann man natürlich auch mal ordentlich die Werbetrommel fürs Impfen rühren; die be-kommen es doch alle vorn und hinten reingeschoben vom Gates. Der kann sein Glück doch gar nicht fassen, dass er bereits jetzt sein Ziel, die Weltbevölkerung drastisch zu reduzieren, so gut wie erreicht hat.“

„Was meinst du, mit Weltbevölkerung reduzieren?“ fragt Ula überrascht. Claus ist auch überrascht, weil sie normalerweise morgens immer die letzte ist. Schnell schiebt er ein Tablett mit Brötchen in den Ofen.

Ula nimmt sich einen Kaffee, öffnet das Fenster und steckt sich eine Zigarette an, während Fryco sie mit leicht geöffnetem Mund fragend ansieht. „Na, ich dachte, er will alle Welt impfen, um daran ordentlich zu verdienen, so jedes Jahr ein paar Impfungen für jeden, da kommt doch ordentlich was zu-sammen. War das nicht der Plan? Hattest du mir das nicht neulich erst erzählt? Hm, also wenn nicht, habe habe ich das dann wohl irgendwo gelesen.“

Dabei bläst sie den Rauch quer durch den Raum. Sie kann sich das leisten, da beide Männer ein bisschen in sie verknallt sind, obwohl sie wissen, dass sie wohl nicht bei ihr landen können.

`Hübsch ist sie ja, aber zu leichtgläubig´, denkt Fryco missmutig, `und eben nicht mehr auf dem neuesten Stand. Soll ja bei Frauen gar nicht ungewöhnlich sein´.

„Also, das sind doch alles Weltverschwörungstheorien, da könnt ihr doch nicht wirklich dran glauben. Ich meine, das hat doch mit der Wirklichkeit nichts zu tun“, versucht Claus nun, die Aufmerksamkeit wieder auf die Zahlen zu konzentrieren. Fryco, nun aus seinen Gedanken gerissen erwidert trotzdem nichts; `im Unterschied zu mir kennt das Kerlchen eben die Wahrheit nicht´, denkt Fryco, `aber darüber streiten, könnte mir meinen Küchenjungen verärgern, und das will ich nicht´.

Währenddessen hat Claus schon weitergeredet: „Wenn wir uns alle an die Maßnahmen halten, dann gibt es auch keine zweite Welle und wenn doch, dann nur eine kleine; wir müssen halt alle vernünftig sein und achtsam miteinander umgehen; jeder muss verantwortungsvoll sein, Abstand halten, Hände desinfizieren und“

„und immer schön Maske tragen“, vollendet Fred den Satz und setzt sich schwungvoll auf seinen Lieblingsplatz in die Ecke der Bank, „und dann wird sicher alles gut, nicht wahr? Die Stellungnahmen der Experten sind sakrosankt, die Regierung macht alles ausnahmslos richtig mit ihren Beschränkungen, und wir fügen uns dankbar in die unbestrittene Notwendigkeit der Unfreiheit, eh, ich meine natürlich ihres Schutzes, und dafür leben wir, bis wir sterben. Ist noch Kaffee da?“

Claus stöhnt und macht sich an die zweite große Kanne.

Nun kommen auch die beiden letzten Mitglieder der Wohngemeinschaft, Gitta und Harry, in die Küche. Obwohl eigentlich wieder mal getrennt, haben sie wohl doch wieder mal die Nacht miteinander verbracht, was Harry einen bösen Blick von Ula einbringt.

„Bitte nicht schon wieder Corona-Diskussionen“, stöhnt Gitta, „können wir nicht zur Abwechslung mal über was anderes streiten? Sag mal Claus, gibt es heute gar keinen Kaffee?“

Harry macht für sich selbst einen Tee und sagt, Gitta´s Wunsch ignorierend: „Bei den Recherchen zu meinem neuen Artikel habe ich eine ganze Reihe von Studien entdeckt, aus denen ganz klar hervorgeht, dass man der Maske eindeutig eine gute Schutzwirkung zuschreiben muss, und zwar primär für die Mitmenschen, aber bedingt auch für einen selbst.“

„Klar“, sagt Ula, „und wenn man schön Abstand hält, auch und besonders im Bett, dann soll das auch helfen.“

Gitta wird ein bisschen rot, wirft Harry aber einen liebevollen Blick zu. Der lässt sich von keinem der beiden Mädels irritieren, und fährt fort: „und aus diesem Grund ist es auch absolut richtig, dass die Regierung das Maskentragen vorgeschrieben hat; denn freiwillig benehmen sich die Menschen nicht verantwortungsvoll, da denken zu viele nur an ihre eigene Bequemlichkeit.“

„Also ich nehme jetzt ein Face Shield“, stellt Claus seine neue Errungenschaft vor, indem er sein transparentes Plastikteil hochhebt, „habe ich im Internet besorgt; die kommen direkt aus China im Zehnerpack für ´nen Appel undn Ei. Ich weiß zwar nicht, wie gut die helfen, aber ich kann sie ohne Probleme den ganzen Tag bequem tragen, und mein Gegenüber sieht mein Gesicht; außerdem lässt sie sich einfach und schnell reinigen, und sogar desinfizieren.“

Er blickt in lauter skeptische Gesichter und legt sie wieder weg. „Na ja, so gut wie all die selbstgemachten Tücher ist das Ding auf jeden Fall. Ich habe nämlich auch mal recherchiert, weil ich wissen wollte, welche Masken wohl wirklich gut sind und welche nicht. Und siehe da, es gibt jede Menge Studien, und hier übrigens auch eine ganze Reihe über die Influenzaviren, die den Masken, und zwar ziemlich egal welchen Typs, keine besondere Schutzwirkung zuschreiben; es gibt sogar böse Stimmen, die ihr unangenehme bis gefährliche Nebenwirkungen zuschreiben.“ Bei seinem letzten Satz ruht sein Blick auf Ula.

„Das wird die Eltern der Kinder, die jetzt ganztägig in der Schule Masken tragen dürfen, wohl kaum irritieren“, schaltet sich Fryco ein. „Da gibt es zwar klare Stellungnahmen von Psychologen, die furchtbare Langzeitschäden voraussagen, gerade für kleine Kinder. Aber das kann ja diesen Eltern egal sein: `unsere Kinder ziehen immer schön Masken auf, dann kann sie der böse Killervirus´, der im Übrigen bereits seit April kaum noch vorhanden ist, `auch nicht töten´. Da duckt man sich schon mal weg anstatt laut dagegen zu protestieren, dass ihre Kinder hier als Laborratten für einen gigantischen Großversuch eingesetzt werden. Na ja, was soll schon groß schief gehen.“

„Die Umfragen bestätigen es“, meint Claus, und schwenkt die große Kanne: „Übrigens wer wollte nochmal Kaffee?“ Er reicht die Kanne Gitta rüber und fährt fort: „Die meisten Eltern finden alle Maßnahmen der Regierung richtig und befürworten die Maskenpflicht für ihre Kinder, auch im Unterricht. Ich weiß nicht, ob wegen der Gefährlichkeit des Virus oder weil sie Angst haben, dass bei einem positive Testresultat von ja nur einer einzigen Person sofort die ganze Schule wieder geschlossen wird und der ganze Betrieb zusammenbricht. Die meisten haben doch ihren gesamten Urlaub bereits verfrühstückt, wie sollen sie sich also um ihre Kinder kümmern, wenn die wieder in Quarantäne sind?“

„Na, die sind doch dann selbst wohl auch in Quarantäne, oder nicht?“ Ula hat sich zuerst eine zweite Tasse eingeschenkt und dazu ihre nächste Zigarette angesteckt.

„Vielleicht nicht, wenn sie negative Testresultate vorzeigen können?“ Aber man merkt Fred an, dass er das nicht allzu ernst meint.

„Ich glaube nicht an all diese Umfragen“, echauffiert sich Fryco von neuem, „diese Scheiß Lügenpresse setzt dir alles vor, was die Regierung denen vorbetet; widerlich finde ich das. Und zwar auf jeder Ebene. Selbst die Kabarettisten sind jetzt schon Handlanger des Staatsfunks, so weit haben wir es gebracht, ich könnte kotzen.“

„Immerhin erlaubt es die Meinungsfreiheit auch einem Kabarettisten oder einer Kabarettistin, die gleiche Meinung zu haben wie die Regierung“, meint Fred sanft, scheitert aber vorhersehbar mit diesem Versuch, Fryco zu beruhigen.

„Das ist dann aber kein Kabarett mehr, sondern dienst-eifriger vorauseilender Gehorsam. `Seht her, ich bin auf eurer Seite, bitte schmeißt mich nicht raus; ich kann euch gute Dienste leisten beim Verarschen eures Publikums. Wenn man euch nicht glaubt – uns glaubt man auf jeden Fall, denn wir sind ja immer soooo kritisch´. So läuft das. Genau so läuft das. Und was deine Meinungsfreiheit betrifft: die Freiheit der Rede ist nicht gleich-bedeutend mit der Freiheit nach der Rede. Ja, du kannst sagen, was du willst, du musst halt nur damit fertig werden, dass du nachher keinen Job mehr hast, keinen Auftrag mehr bekommst, deine Videos gelöscht werden oder du von der Schule fliegst. Wie ihr wisst, habe ich das selbst erlebt; ich weiß also, wovon ich rede. Aber Zivilcourage hat ja nicht umsonst den Mut-Begriff im Wort. Du brauchst also heute Mut, deine Meinung zu sagen, weil deine Existenz danach draufgehen kann. Das ist das, was heute hier von der ach so gefeierten Meinungs-freiheit übriggeblieben ist.“

„Na ja“, meint Fred erstaunlicherweise einmal nachdenklich, „in dem Punkt gebe ich dir recht. Andere Meinungen als Mainstream werden nicht mehr durch die Mainstreammedien kommuniziert und haben daher keine dicke Plattform. Da ist es ziemlich egal, in welcher Zeitung du rumschmökerst oder welchen Sender du dir anschaust. Die mögen sich teilweise im Sprachstil noch ein wenig unterscheiden, aber im Inhalt herrscht großer Gleichklang; das war auch schon während der Klimadebatte so.“

„Das ist aber doch auch logisch; es gibt ja nun mal nur eine Wahrheit“, ist Claus überzeugt; er hat das Frühstück nun kom-plett fertig angerichtet und wagt eine Provokation, die von Ula, Fryco und Fred mit lautem Gelächter kommentiert wird, während Harry zustimmend nickt. Gitta fragt sich, ob Claus das wirklich ernst gemeint hat, doch er fährt bereits fort, „na ja mehrere kann es ja nicht geben. Und wenn 80% der Menschen die Maßnahmen gut finden, dann tun die das ja, weil sie an die Gefährlichkeit des Virus glauben, und zwar genauso, wie es ihnen von der Regierung durch die Presse vermittelt wird. Und damit muss sich die Minderheit von 20% eben abfinden. So geht Demokratie.“

„Sehe ich genauso“; und damit erhebt sich Harry, „Ich gehe dann mal duschen; denn ich habe gleich einen Termin mit unserer Big Boss in der Redaktion“.

„Ich komme mit“, sagen Gitta und Ula fast gleichzeitig. Ula wirft jetzt Gitta einen bösen Blick zu und ergänzt „also nicht mit duschen natürlich; ich muss noch Kram zusammensuchen und dann packen für meinen Flug später.“

Auch Fred ist aufgestanden und hat sich aus der Ecke herausgewunden; er klopft Claus auf die Schulter und meint grinsend: „der Kaffee war Klasse, Claus, aber die Brötchen könntest du nächstes Mal vielleicht doch bereits aus dem Ofen nehmen, wenn sie noch ein bisschen braun sind.“ Damit verschwindet er, nicht ohne sich noch einen Joghurt aus dem Kühlschrank zu angeln. „Ich habe jetzt ein Rendezvous mit meiner Melissa“; meint er noch im Hinausgehen.

„Nett von dir, dass du geblieben bist“, Claus schüttet Fryco den letzten Rest Kaffee ein. „Dann können wir jetzt den Abwasch zusammen machen.“

„Du, sorry, tut mir leid, aber ich hab´ noch Arbeit. Nachher gehe ich doch zur Versammlung, also wir nennen es ja Spaziergang, da muss ich noch drei Plakate malen; ich muss leider weg. Ich helfe nächstes Mal, OK?“

„Wie, was jetzt?“ Claus ist allein; `auch gut´, denkt er und dreht das Radio wieder lauter. Hier mahnt gerade irgend so ein gesundheitspolitischer Sprecher einer Partei mit langsamer, leicht knarrender Stimme die Einhaltung der AHA-Regeln an, es könne sonst wirklich ganz schlimm werden. Claus wundert sich ein bisschen über den wohligen Schauer, der ihm dabei über den Rücken läuft.

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