Kitabı oku: «Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt», sayfa 2
2. Das Beziehungsgeflecht der Moderation – Ein Überblick
In einer Moderation lernen die Mitglieder der Gruppe nicht von einem Lehrer, sondern von sich selbst. Dazu stellt ihnen der Moderator einerseits methodische Hilfen, andererseits seine gruppendynamische Erfahrung zur Verfügung. Die Beziehungen zwischen Gruppe, Moderator, Methode und Thema lassen sich schematisch als Geflecht darstellen:
1. Verhältnis von Gruppe und Thema
• Die Mitglieder der Gruppe besitzen fachliche Kenntnisse zum Thema.
Andernfalls: Eine selbstständige Themenbearbeitung ist nicht möglich.
• Das Thema ist für die Gruppe bedeutsam.
Andernfalls: Das Engagement für die Bearbeitung ist zu gering.
2. Verhältnis von Gruppe und Methoden
• Die Gruppe akzeptiert die Moderationsmethode. Falls sie noch nicht bekannt ist, sind die Mitglieder bereit, sie auszuprobieren.
Andernfalls: Die Themenbearbeitung wird durch Auseinandersetzungen über die Methode beeinträchtigt.
• Die Methode ist nur geeignet, wenn die persönlichen und inhaltlichen Spannungen in der Gruppe nicht zu hoch sind.
Andernfalls: Zusammenarbeit ist nicht möglich.
3. Verhältnis von Gruppe und Moderator
• Die Gruppe akzeptiert den Moderator als Methoden- und Kommunikationsfachmann.
Andernfalls: Da die Gruppe immer wieder das Verhalten des Moderators hinterfragt, wird themenbezogenes Arbeiten erschwert.
• Der Moderator akzeptiert die Gruppe als fachkompetent.
Andernfalls: Der Moderator mischt sich inhaltlich ein. Es kommt zu Auseinandersetzungen mit den Gruppenmitgliedern; manche empfinden sich als inkompetent beurteilt. Die Teilnehmer ziehen sich zurück oder beginnen (Macht-)Kämpfe mit dem Moderator.
4. Verhältnis von Moderator und Thema
• Der Moderator besitzt Grundwissen zu dem Thema.
Andernfalls: Er kann den Entscheidungsfindungsprozess der Gruppe nicht verfolgen. Daher kann er auch nicht steuernd eingreifen, wenn es nötig werden sollte.
• Das Thema betrifft den Moderator nicht zu stark.
Andernfalls: Er hat Probleme, sich inhaltlich zurückzuhalten.
5. Verhältnis von Thema und Methoden
• Die Moderationsmethode ist nicht für jedes Thema sinnvoll anzuwenden. Geeignet ist sie insbesondere, um komplexe Probleme zu durchdringen. Bei einfachen Aufgaben sollte sie nur sparsam angewendet werden.
Andernfalls: Der Zeitaufwand ist unangemessen hoch, die Gruppenmitglieder fühlen sich unterfordert.
6. Verhältnis von Moderator und Methoden
• Der Moderator beherrscht die Methoden.
Andernfalls: Er kann die Gruppe nicht ausreichend unterstützen, ihr Ziel zu erreichen.
• Die Methoden passen zur Persönlichkeit des Moderators.
Andernfalls: Er kann sie nicht überzeugend anwenden. Die Gruppenmitglieder spüren Unstimmigkeiten, wenn sich z. B. der Moderator normalerweise gern in den Vordergrund spielt und sich in der Moderation mühevoll zurückhalten muss. Damit wird vom Thema, das im Mittelpunkt stehen sollte, abgelenkt.
Schließlich wirkt sich noch die Umgebung, in der die Moderation stattfindet, aus. Ein unangenehmes Umfeld wirkt nicht gerade motivierend. Gerade für die Moderationsmethode ist aber die Motivation der Teilnehmer grundlegend – das Verfahren beruht ja auf der Aktivität der Gruppe.
3. Die Visualisierung
Die Visualisierung ist, wie schon angeführt, der erste Pfeiler, auf dem die Moderationsmethode ruht. Sie ist auch ihr Markenzeichen: die zur Visualisierung verwendeten Materialien sind weithin bekannt und werden auch außerhalb von Moderationen eingesetzt.
3.1 Verhältnis von Sprache und Visualisierung
Verhältnis Sprache — Auge
Die optische Darstellung soll die Sprache nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Die Visualisierung in einer Moderation ähnelt der in diesem Buch. Durch die Gliederung, durch Überschriften, wird das Thema strukturiert. Innerhalb der Abschnitte werden die Inhalte teilweise stichpunktartig in Randbemerkungen zusammengefasst, z. B. bei den Vorteilen der Visualisierung (s. u.). Die detaillierte Darstellung findet im Text statt. In der Moderationsmethode geben Plakatüberschriften oder auch Plakatgruppen die Struktur einer Diskussion wieder, in den Plakaten selbst werden stichpunktartig die Inhalte festgehalten. Die genaue Bearbeitung ist der Sprache vorbehalten.
Vorteile der Visualisierung – Informationen präsent
Die optische Ergänzung der Sprache hat gegenüber der rein verbalen Verständigung mehrere Vorteile.
Zunächst bleiben die Informationen stichwortartig ständig präsent: Beschriebene Plakate sollen, soweit sie nicht zu Zusammenfassungen weiterverarbeitet worden sind, sichtbar sein. Dadurch steigen Aufnahmebereitschaft und -kapazität der Gruppe an. Missverständnisse, die sonst durch Vergessen oder Überhören einzelner Informationen entstehen, nehmen dagegen ab.
– Struktur sichtbar
Da man die Struktur und die groben Inhalte der Diskussion vor Augen hat, sind Querverbindungen und Irrwege sichtbar (evtl. gekennzeichnet durch Linien oder Blitze). Der rote Faden ist für jeden Teilnehmer offensichtlich. Auch Außenstehende, z. B. Experten, sind schnell in den Diskussionsstand eingeführt.
– Konsens erleichtert
Der Einigungsprozess der Gruppe wird erleichtert, da die ganze Meinungsvielfalt sichtbar ist und damit die eigenen Beiträge in Bezug zum Ganzen gesetzt und relativiert werden. Insofern ist auch förderlich, dass schriftliche Stichpunkte nur schwer als Angriffe gegen andere formuliert werden können: Beziehungs- und Sachebene können sich nicht so leicht vermischen wie in einer mündlichen Diskussion. Die Ausartung in eine „Keilerei“ mit dem eigentlichen Problem als Vehikel ist unwahrscheinlicher.
– Selektion des Wichtigen
Ebenfalls förderlich für eine konstruktive Zusammenarbeit ist der Zwang, wichtige und unwichtige Dinge zu trennen. Man kann zwar ganz gut fünf Minuten lang ausholen, um eine banale Aussage zu machen, dasselbe ist aber ziemlich schwierig, wenn man einige Stichpunkte auf ein Kärtchen schreiben soll.
– Stärkere Einbeziehung der Teilnehmer
Da die Teilnehmer Zugang zu Schreibmaterial und -fläche haben, besteht kein Zwang zur Einhaltung einer bestimmten Rednerfolge: Während einer redet, können die anderen ihre eigenen Ideen auf Kärtchen festhalten und später der Gruppe präsentieren. Der Gedankenfluss wird also weniger gehemmt, die Spontaneität der Äußerungen steigt. Beiträge, die im Moment nicht in das Gespräch passen, können aufgeschrieben, in einem gesonderten Plakat gesammelt und im passenden Moment diskutiert werden. Alles in allem steigt die Interaktionsdichte gegenüber einer mündlichen Diskussion ebenso an wie die Aktivität der Teilnehmer, was wiederum zu einer stärkeren Identifikation mit dem Ergebnis führt.
– Dokumentation
Schließlich wird noch die Dokumentation der Diskussion erleichtert: Im Grunde ist ja schon alles notiert, es geht nur noch darum, zusammen mit den Teilnehmern die wichtigen Teile zu bestimmen, abzuschreiben oder zu fotografieren und zu vervielfältigen. Dabei ist die Manipulationsmöglichkeit, im Vergleich zum Protokoll einer mündlichen Diskussion, relativ gering.
3.2 Elemente der Visualisierung
Vorüberlegungen
Zur Visualisierung werden einfache Hilfsmittel verwendet, die universell einsetzbar sind. Der Umgang damit ist leicht zu erlernen, sodass Diskussionsteilnehmer problemlos und flüssig damit arbeiten können – sie sollen ja selbst mitvisualisieren. Die wesentlichen Elemente sind:
Die Elemente sind in der Darstellung gegenüber der Pinnwand leicht vergrößert (als Anhaltspunkt: das Rechteck misst ca. 21 x 10 cm). Sie bestehen aus dünnem Karton, der mit Filzstift beschrieben und an die Arbeitswand gepinnt, später evtl. zur Sicherung der Ergebnisse auf das Packpapier geklebt werden kann.
Der jeweils angegebene Verwendungszweck wird später verständlicher, wenn komplett gestaltete Tafeln vorgestellt werden. Er ist auch lediglich als Orientierung zu verstehen – dem Moderator steht im Prinzip frei, wie er das Material verwendet. Eine durchgängig gleiche Anwendung in verschiedenen Moderationen ist jedoch sinnvoll, da sich die Teilnehmer sonst immer wieder umstellen müssen.
Farben
Jede Kärtchenform wird in unterschiedlichen Farben angeboten. Verwendet werden z. B. weiß, gelb, hellblau, hellgrün und orange. Die Farben sind ansprechend, zugleich aber so dezent, dass sie nicht die darauf geschriebene Botschaft optisch übertönen. Sie sind sowohl auf die Hintergrundfarbe des Packpapiers (beige-braun), als auch auf die Farben der verwendeten Filzstifte (schwarz, blau und rot) abgestimmt.
Farbe /Form als Bedeutungsträger
Farben und Formen sind Bedeutungsträger:
In diesem Plakat wurden Stichpunkte zum Verhältnis von Sprache und Schrift in Moderationen gesammelt. Die dazu verwendeten Rechtecke wurden nach Zusammengehörigkeit sortiert und mit Oberbegriffen versehen, die sowohl eine andere Farbe als auch eine andere Form als die Stichpunkte haben. Sie sind damit deutlich von diesen zu unterscheiden.
Durch die Verwendung von Farben und Formen werden also Zusammenhänge innerhalb eines oder zwischen mehreren Plakaten herausgestellt. Wichtig ist dabei, dass ein übersichtliches Bild entsteht. Man sollte mit Farb- und Formwechseln sparsam umgehen, z. B. maximal drei Farben pro Plakat verwenden.
Schrift
Das dritte Element der Visualisierung, neben Form und Farbe, ist die Schrift. Auf sie muss besonderer Wert gelegt werden, da sie, etwa bei einer Gruppe mit 20 Teilnehmern, auch noch aus einer Entfernung von ca. acht Metern gut zu lesen sein muss.
Grundsätzlich werden Druckbuchstaben verwendet. Die Schriftgröße beträgt für Überschriften ca. 5 cm, für Kartentext ca. 2,5 cm.
Dabei werden besondere Stifte verwendet (z. B. edding 800 und edding Nr. 1), die keine runde, sondern eine rechteckige Spitze besitzen. Sie werden so gehalten, dass bei Abstrichen auf dem Papier ein breiter Strich entsteht, und dann beim Schreiben nicht mehr gedreht. Beim edding Nr. 1 wird mit der Breitseite geschrieben, der Giebel zeigt zum Daumen; beim edding 800 wird der Giebel benutzt.
Um Platz zu sparen, werden die Ober- und Unterlängen (das sind l, g usw.) im Verhältnis zu den Mittellängen (a, o) sehr klein geschrieben. Bei einer Zeilenhöhe von 5 (Überschriften) bzw. 2,5 cm (Text) beträgt der Anteil der Mittellängen 3 bzw. 1,5 cm. Die Buchstaben werden innerhalb der Wörter eng zusammen geschrieben. Um optisch besser zu gliedern, verwendet man Groß- und Kleinbuchstaben. EIN TEXT, DER AUSSCHLIESSLICH AUS GROSSBUCHSTABEN BESTEHT, IST VERHÄLTNISMÄSSIG SCHLECHT ZU LESEN.
3.3 Die optische Gestaltung von Plakaten
Visualisierung ist zielorientiert
Bei der Zusammenstellung der Plakate ist darauf zu achten, dass die Darstellung eine bestimmte Wirkung auf den Betrachter hat. So ist aus einer reinen Stichpunktsammlung noch keine Gliederung zu erkennen, eine geordnete Darstellung zeigt nicht unbedingt Zusammenhänge, eine perfekt bis ins kleinste Eckchen gestaltete und gefüllte Pinnwand stellt keine Aufforderung zur Ergänzung derselben dar. Visualisierung wird zielorientiert vorgenommen und birgt immer die Gefahr der Manipulation in sich.
Grundregeln
Die Kunst der Darstellung liegt im Weglassen. Plakate sind einfach zu gestalten, sodass die Übersicht nicht verloren geht. In ihnen soll jeweils nur ein Gedanke bearbeitet werden, allerdings müssen alle wesentlichen Plakate sichtbar sein. Die Freifläche ist eines der wichtigsten Elemente, sie schafft Platz für Ergänzungen und regt zum Weiterdenken und Beteiligen an.
Neben der Selbstbeschränkung sind noch die Lesegewohnheiten zu beachten: Man liest von links nach rechts, dann von oben nach unten:
Schließlich wird eine Darstellung noch nach ihrer inneren Ordnung strukturiert: Überschriften oder Oberbegriffe werden durch Farbe, Form und / oder Schriftgröße betont.
Kompositionsregeln
Die Visualisierungen werden unter Beachtung von acht Kompositionsregeln gestaltet, die je nach Bedarf angewendet werden (nach Schnelle-Cölln 1988, S. 24 ff.).
3.4 Instrumente
Den Abschluss des Abschnitts über Visualisierung bilden einige Darstellungsarten („Instrumente“), die wegen ihrer Einfachheit und Übersichtlichkeit häufig benutzt werden. Sie können z. B. verwendet werden, wenn Aspekte eines Themas in Kleingruppen weiterbearbeitet und anschließend im Plenum zur Diskussion gestellt werden sollen.
Wichtige Instrumente sind die Liste, die Mehr-Felder-Tafel, das Netz und die Tabelle. Sie werden auf den nächsten Seiten in Verbindung mit einer schon geordneten Stichpunktsammlung zum Thema „Was gehört zur Visualisierung?“ vorgestellt.
3.4.1 Liste
Zugriff auf Informationen
Wenn eine Liste, wie hier, zur Weiterbearbeitung von vorher gesammelten Stichpunkten verwendet wird, können darin ausformulierte Aussagen oder weiterführende Fragen aufgereiht werden. Sie erleichtert dann den Zugriff auf die Informationen, stellt diese ausführlicher dar und gibt einen Überblick über den Gesamtumfang.
Platz lassen
Die hier dargestellte Liste ist für eine Moderation nicht optimal gestaltet. Zwar ist in den einzelnen Zeilen Platz für Ergänzungen zu den jeweiligen Aussagen reserviert, neue Regeln können aber nicht mehr hinzugefügt werden. Je nach Situation wäre daher zu überlegen, ob noch ein Leerplakat dazugestellt werden sollte.
3.4.2 Mehr-Felder-Tafel
Klare Struktur für Diskussion
Die Vier-Felder-Tafel (hier als Beispiel der Mehr-Felder-Tafel) gibt, besonders auch in der Kleingruppenarbeit, der Diskussion eine klare Struktur, schränkt sie allerdings auch auf die angeführten drei (evtl. vier, wenn das Feld für Ergänzungen durch das Plenum weggelassen wird) Aspekte ein. Die Überschriften für die einzelnen Felder sind themenneutral formuliert, sodass die Freiheit der Bearbeiter nicht noch mehr beschnitten wird.
Verschiedene Aspekte eines Themas
Die Vier-Felder-Tafel eignet sich besonders, um verschiedene Aspekte eines Themas zu beleuchten, Konflikte und evtl. Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen (das Feld „Plenum“ wird oft durch „Lösungsmöglichkeiten“ ersetzt).
Im Beispiel werden im Ist- und Soll-Feld die Möglichkeiten des „Rhythmus“ (s. S. 27) genutzt, um die zusammengehörigen Kärtchen einander zuzuordnen. Würden sie direkt untereinander gehängt, wären Übersicht und Lesbarkeit eingeschränkt („Figur und Grund“).
3.4.3 Netz
Aspekte übersichtlich darstellen
Ein Netz stellt eine gegliederte Gesamtübersicht her. Es ist übersichtlich, erleichtert Kategorisierungen und das Herstellen von Beziehungen zwischen Unterpunkten. Die verschiedenen Aspekte eines Themas, auch widersprüchliche, werden deutlich.
Gelesen wird es von innen nach außen. Das Thema steht in der Mitte, daneben die Unterthemen, dann wieder die Unterpunkte usw. Im Beispiel wäre es über die Fragen „Welche Vorteile bietet die Visualisierung von Diskussionen?“, „Was bewirkt die optische Präsenz von Informationen?“ usw. entstanden.
Weglassen
„Weglassen“ ist eine der wichtigsten Regeln beim Erstellen eines Netzes. Wenn das Plakat zu sehr ausgefüllt wird, wird es unübersichtlich, wie hier schon ansatzweise zu erkennen ist. Unterschiedliche Farben für die verschiedenen Äste können die Gliederung verbessern.
Baum
Sollen statt der Aspekte eines Sachverhaltes Hierarchien dargestellt werden, so kann das Thema oben angepinnt werden, die Unterpunkte darunter usw. (auch die Anordnung von links nach rechts ist möglich). Auf diese Weise entsteht ein Baum, mit dem z. B. Organisationsstrukturen übersichtlicher aufgezeigt werden können als mit einem Netz.
3.4.4 Tabelle
Überblick über Beziehungen
Die Tabelle ist oft das beste Instrument, um einen schnellen Überblick über Beziehungen zwischen Elementen aus zwei verschiedenen Kategorien (Instrumente / Anwendungsmöglichkeiten) zu geben. Dabei sollten nur die wichtigen Schnittfelder gekennzeichnet werden (Übersichtlichkeit), in diesen kann mit Betonungen gearbeitet werden. Im Beispiel sind die Anwendungsmöglichkeiten, für die die Instrumente ausgezeichnet geeignet sind, mit einem großen Kuller markiert, der kleine Kuller symbolisiert „gut geeignet“.
Nicht zu umfangreich
Eine Tabelle sollte maximal sechs Zeilen und fünf Spalten besitzen. So bleibt sie leicht zu erfassen und bietet noch Freiraum für Ergänzungen.
4. Der Moderator
Zu zweit moderieren
Die Grundhaltung des Moderators, seine Aufgaben und einige Faustregeln für sein Verhalten sind Thema dieses Abschnitts.
Wenn die Rede von „dem Moderator“ ist, so heißt das nicht, dass moderieren die Aufgabe eines Einzelnen sein muss. Im Gegenteil – wenn möglich sollte zu zweit moderiert werden. Das bietet wesentliche Vorteile:
• Die Arbeit kann beschleunigt werden, indem die Aufgaben in der Moderation verteilt werden. So kann sich z. B. einer darauf konzentrieren, die Kommunikation in der Gruppe zu unterstützen, während der andere für die technische Seite der Visualisierung, also evtl. Mitschreiben und Anpinnen, zuständig ist.
• Die Gruppe erhält zwei Kommunikationsmodelle statt nur einem. Ihr wird ein breiteres Spektrum an Verhaltensmöglichkeiten vorgeführt. Ist einem Teilnehmer ein Moderator unsympathisch, so kann er sich immer noch am anderen orientieren.
• Hat sich ein Moderator festgefahren, so können die Rollen getauscht werden. Die Gruppe erhält so einen neuen Ansprechpartner, mit dem sie vielleicht im Moment besser arbeiten kann.
• Moderation erfordert häufig Improvisation und schnelles Einstellen auf neue Gegebenheiten. Zwei Moderatoren können sich gegenseitig beim Entwickeln der jeweils angemessenen Strategie unterstützen.
Im Allgemeinen sollten eine Frau und ein Mann zusammen moderieren. So kann einer Überbetonung geschlechtsspezifischer Verhaltens- und Kommunikationsweisen entgegengewirkt werden.
4.1 Grundhaltung des Moderators
Hebammenfunktion
Die Rolle des Moderators wird oft mit der einer Hebamme verglichen: Er bringt das Kind nicht zur Welt, er unterstützt nur die Geburt. Seine Hilfestellung bezieht sich auf das organisatorische Umfeld und den Kommunikationsprozess, d. h. auf die Meinungsbildung und die Dynamik der Gruppe. Im Gegensatz zum Fernseh-Moderator, dessen Engagement davon abhängt, ob er sich genügend in den Vordergrund spielt, ist Unauffälligkeit für den Moderationsmethoden-Moderator das oberste Gebot (was oft in Konflikt damit kommt, dass er auf Aufträge angewiesen ist). Die Gruppe soll nicht seine Show bewundern, sondern zu ihrem Ergebnis kommen.
Gruppe fachkompetent
Der Moderator sieht die Mitglieder der Gruppe als fachkompetent an. Er arbeitet nicht als Dozent, der der Gruppe Wissen vermittelt, sondern hält sich aus der inhaltlichen Diskussion heraus. Das bedeutet auch, dass vor allem die Gruppe für das Ergebnis zuständig ist. Es ist nicht Aufgabe des Moderators, die Gruppe mit seinen eigenen (inhaltsbezogenen) Erkenntnissen zu „bereichern“.
Die Fachkompetenz der Gruppe schließt allerdings die Möglichkeit nicht aus, externe Experten zu befragen.
Menschen selbstständig
Die Grundidee der Moderationsmethode, nämlich die Eigenaktivität der Gruppenmitglieder, beinhaltet, dass die Teilnehmer als selbständige Menschen angesehen werden. Das bedeutet für den Moderator einerseits, dass er nicht leitet, sondern unterstützt, andererseits, dass er Probleme von der Gruppe selbst lösen lässt. Damit sind nicht nur themenbezogene, sondern auch gruppendynamische Schwierigkeiten gemeint. Der Moderator gibt etwa in Konfliktsituationen Hilfestellung, indem er sie transparent macht und evtl. Wege vorschlägt, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Er bietet keine vorgefertigten Lösungen.
„Ganzheitliches“ Menschenbild
Die Mitglieder der Gruppe werden „ganzheitlich“ gesehen, d. h. der Moderator betrachtet sie nicht nur als Wissensträger, sondern als Menschen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, die in der Lernsituation zum Ausdruck kommen und beachtet werden müssen. Das Menschenbild in der Moderationsmethode deckt sich mit dem in der Themenzentrierten Interaktion (TZI), daher finden sich auch viele TZI-Regeln in den Regeln zur Gruppenarbeit der Moderationsmethode wieder.
Konsensorientierung
Wenn die Gruppenmitglieder in diesem Sinne ganzheitlich gesehen werden, schließt das ein demokratisches (im gebräuchlichen Sinne) Verständnis von Gruppenarbeit aus. Demokratie, wie sie bei uns üblich ist, beinhaltet Abstimmungen, bei denen die Mehrheit gewinnt. Den Gewinnern stehen dann die (enttäuschten, wütenden, resignierten …) Verlierer gegenüber.
In der Moderationsmethode, die auf der Aktivität und Einbeziehung aller Teilnehmer beruht, ist normalerweise eine konsensorientierte Haltung gefordert. Um eine Entscheidung zu treffen, muss sich die Gruppe einig sein. Ist das in Ausnahmefällen nicht möglich, so wird nach Wegen gesucht, die Minderheitenmeinung zu berücksichtigen. Teilweise lässt sich das mit einfachen Techniken bewerkstelligen (wenn z. B. beim Sortieren von Stichpunkten eine bestimmte Karte nicht eindeutig zuzuordnen ist, kann sie kopiert und mehrfach verwendet werden), teilweise ist dazu die Kreativität der Gruppe und der Moderatoren gefordert.
Selbstreflexivität
Abstimmungen dürfen in einer Moderation nur in Ausnahmefällen und im Bewusstsein der Auswirkungen eingesetzt werden!
Schließlich ist ein Moderator selbstreflexiv. Sein Verhalten wirkt wesentlich auf die Gruppe ein, es bestimmt den Erfolg oder Misserfolg zu einem großen Teil mit. Nur ein Moderator, der seine Stärken und Schwächen kennt, kann flexibel auf die Bedürfnisse der Gruppe in der jeweiligen Situation eingehen. Beispielsweise wird ein eher konfliktscheuer Moderator dazu neigen, Konflikte zu übersehen, zu überspielen oder zu unterdrücken. Weiß er das jedoch, so kann er Problemsituationen erkennen und bewusst gegen seine Abwehr vorgehen oder er kann mit einem Co-Moderator arbeiten, der Konflikte leichter zulassen kann.
Haltung als Grundlage befriedigender Zusammenarbeit
Die Haltung des Moderators ist ein zentrales Element jeder Moderation. Nimmt er die Teilnehmer nicht ernst, behandelt er sie lehrer- oder gönnerhaft, dann stellt er sich über die Gruppe und gefährdet die Zusammenarbeit. Menschen sind, gerade in Moderationen, äußerst sensibel für Erwartungen, die ihnen entgegengebracht werden. Abwertungen können leicht zu selbsterfüllenden Prophezeiungen führen: Die Teilnehmer fühlen sich nicht akzeptiert, ziehen sich zurück oder werden aggressiv, und der Moderator hat einen weiteren Grund, ihr Verhalten als unmündig zu bewerten.
Wahrscheinlich ist ein technisch perfekter Moderator mit einer ungeeigneten Grundeinstellung weniger in der Lage, mit einer Gruppe befriedigend zusammenzuarbeiten, als ein Moderator, der methodisch Schwächen zeigt, aber die Teilnehmer respektiert, an ihre Fähigkeiten glaubt und ihnen Vertrauen entgegenbringt. Im Allgemeinen macht es kaum Schwierigkeiten, kleinere Moderationsfehler auszubügeln, wenn die Atmosphäre in der Gruppe gut ist. Das soll allerdings keine Entschuldigung für mangelndes Bemühen und nachlässige Vorbereitung des Moderators sein: auch darin äußert sich eine Missachtung der Bedürfnisse der Teilnehmer.
4.2 Aufgaben des Moderators
Vorbereitung
Zunächst ist es Aufgabe des Moderators, die Moderation vorzubereiten. Dazu gehört die Beschaffung und Ausgestaltung eines oder mehrerer geeigneter Räume sowie des nötigen Materials.
Mit den Beteiligten werden, soweit dies möglich ist, Vorgespräche geführt, um Informationen zu erhalten, die für den Ablauf der Veranstaltung wichtig sind. Dazu gehört z. B. Wissen über hierarchische Strukturen in der Teilnehmergruppe, über widerstreitende Interessen und Konfliktpotenziale, über zu erreichende Ziele und einschränkende Bedingungen. Mit diesen Kenntnissen können dann die Ablaufplanung und erste Fragestellungen für die Moderation erarbeitet werden. Die Planung kann teilweise detailliert ausgeführt werden (z. B. Anfangssituation), teilweise ist sie vorläufig und muss unter Umständen auch völlig fallen gelassen werden, wenn es die Situation in der Moderation erfordert.
Methodenspezialist
Der Moderator ist der Methodenspezialist. Er ist dafür zuständig, der Gruppe den Weg zum Ziel zu weisen, indem er zur Bearbeitung des jeweiligen Themas geeignete Techniken und Methoden zur Verfügung stellt. Diese „Wegweiserfunktion“ wird je nach Situation konsensorientiert oder direktiv gehandhabt.
Die konsensorientierte Handhabung ist aus den oben genannten Gründen das Selbstverständliche. Eher zu erläutern ist das direktive Verhalten.
Zunächst gibt der Moderator vor, dass die Moderationsmethode verwendet wird. Dies ist eine Prämisse, über die – während der Moderation – nicht diskutiert wird. In den Pausen kann er sich natürlich mit den Teilnehmern darüber unterhalten.
Mit Einschränkungen gilt das Gleiche für die in der Moderation angewendeten Methoden. Sie werden im Allgemeinen vom Moderator vorgegeben. Die Möglichkeit, Methoden mit der Gruppe zu besprechen, muss jedoch differenziert gesehen werden. Einerseits können Teilnehmer mit Moderationserfahrung sinnvolle Vorschläge zum Vorgehen machen; auch der qualifizierteste Moderator ist nicht unfehlbar. Andererseits können sich hinter methodischen Einwänden und Diskussionsversuchen auch Widerstände gegen die eigentliche Problembearbeitung oder die Person des Moderators verbergen. In diesem Falle geht es darum, herauszuarbeiten, was der Beschäftigung mit dem Thema im Wege steht, um die Weiterarbeit zu ermöglichen.
Ein Moderator vergibt sich nichts, wenn er einen guten Vorschlag aus der Gruppe aufgreift. Allerdings muss er zugleich die nötige Sicherheit und Autorität besitzen, um Diskussionen darüber unterbinden zu können, sodass nicht von der inhaltlichen Arbeit abgelenkt wird.
Methodenlehrer
Der Moderator ist nicht nur Methodenspezialist, sondern auch Methodenlehrer. Im Lauf der Moderation bringt er durch sein Vorbild den Teilnehmern Grundtechniken bei. Dadurch wird die Selbstständigkeit der Gruppe erhöht und der Ablauf der Moderation beschleunigt – der Moderator muss sich nicht mehr um alles selbst kümmern.
Kommunikation fördern – Transparenz schaffen
Eine Hauptaufgabe des Moderators ist, die Kommunikation der Gruppenmitglieder zu ermöglichen und zu fördern.
Dazu schafft er Transparenz, sowohl auf Sach- und Beziehungs- als auch auf methodischer Ebene.
Die Transparenz auf der Sachebene entsteht durch die Anwendung der Visualisierung schon beinahe von selbst. Der Moderator passt auf, dass alle genannten Punkte erfasst werden, sodass nichts unter den Tisch fällt. Das bezieht sich auch auf Randthemen, da von diesen wichtige Impulse ausgehen oder sie sich später als zentral herausstellen können. Daneben ist er dafür zuständig, dass eine klare Struktur sichtbar ist, sodass sich alle jederzeit über Vergangenes informieren können.
Positive Beziehungen der Teilnehmer untereinander und zum Moderator sind wichtig für die Erreichung des Gruppenzieles. Aus diesem Grund versucht der Moderator, Stimmungen und Gefühle in der Gruppe sichtbar zu machen. Unzufriedenheit und Konflikten wird einerseits vorgebeugt, andererseits werden sie nicht übergangen, sondern bearbeitet. Gerade aus Unzufriedenheit können neue Lösungsansätze entstehen.
Nicht zu vernachlässigen ist schließlich die methodische Transparenz. Den Teilnehmern sollte immer klar sein, warum sie etwas tun; ist es das nicht, so werden sie zumindest teilweise entmündigt. Daher erklärt der Moderator bei jedem Moderationsschritt kurz, welche Funktion dieser hat.
– Kommunikationsmodell
Der Moderator dient ferner als Kommunikationsmodell. Sein Verhalten wird von den Gruppenmitgliedern genau registriert und hat für sie Vorbildfunktion. Insbesondere in Gruppen, die sonst nicht oder nur wenig zusammenarbeiten und daher keinen entwickelten Umgangsstil besitzen, übt das Verhalten des Moderators einen sehr starken Einfluss auf das der Teilnehmer aus. Daher sind für ihn zwei Verhaltensweisen äußerst wichtig, die man auch zu seinen Grundhaltungen zählen könnte: Echtheit und Akzeptanz des Gegenübers. Nimmt er die Teilnehmer nicht so an, wie sie sind, und gibt er sich ihnen gegenüber nicht so, wie er ist, so kann er auch nicht erwarten, dass sich diese Voraussetzungen für eine sinnvolle Kommunikation in der Gruppe entwickeln.
Neben seinem Modelldasein steuert er die Kommunikation allerdings auch handelnd, indem er z. B. versucht, zurückhaltende Teilnehmer stärker einzubeziehen, Vielredner zu bremsen usw. Dazu führt er evtl. situationsbedingt nach und nach „Spielregeln“ in die Arbeit der Gruppe ein (s. S. 89).
Zielorientierung
Schließlich ist der Moderator noch dafür zuständig, dass die Gruppe zielorientiert arbeitet. Dazu führt er die Gruppe „an der langen Leine“, d. h., dass im Normalfall durchaus die Gruppe bestimmt, was besprochen werden muss (unter Beachtung evtl. situativer Vorgaben), dass sich diese aber, ebenso wie in einer mündlichen Diskussion, verlaufen kann und dann darauf hingewiesen werden muss. Der Kurs wird dann, mit Zustimmung der Gruppe, wieder auf das Gruppenziel zurückgeführt.