Kitabı oku: «Greta, Jupp und die Geister», sayfa 2
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5
Nachts kommen wieder die Geister auf Gretas Dach heraus und machen Schabernack. Fürchterlich lauten Schabernack. Sie trommeln auf die Dachziegel und singen Geisterlieder, sie raufen und rutschen heulend die Dachrinnen hinunter, direkt an Gretas Bett vorbei.
Darauf hat Greta nur gewartet. Sie fasst sich ein Herz, schlägt die Bettdecke zurück und steht auf. Auf Zehenspitzen schleicht sie zum Fenster und öffnet es vorsichtig. Doch draußen ist es mit einem Mal ganz still. Keine Spur von einem Geist.
Greta späht in den dunklen Nachthimmel. Sie blickt nach oben und nach unten, nach links und nach rechts. Nicht die Spur eines Geistes ... Wo stecken sie nur alle?
Da entdeckt sie im Kastanienbaum gegenüber einen weißen Luftballon. Doch je länger sie hinübersieht, desto zweifelhafter erscheint ihr der Ballon. Er sieht irgendwie anders aus, ein bisschen lebendiger ... Ist er vielleicht ... ein GEIST?
„He!“, ruft sie.
Nichts bewegt sich.
„He!“, ruft sie noch einmal etwas lauter.
Keine Reaktion.
„He du ... bist du ein Luftballon?“
Da erscheinen plötzlich zwei dunkle Punkte auf der weißen Hülle. Greta schluckt. Das sind doch Augen, eindeutig Augen! Also ist der Ballon kein Luftballon, sondern tatsächlich ein ... GEIST!
„Wie begrüßt man einen Geist am besten?“, überlegt Greta. Derlei wichtige Fragen werden in der Schule nämlich nicht besprochen. Alles, was Greta dort fleißig im Unterricht gelernt hat, hilft in diesem Augenblick so viel wie ein Eis zur Abkühlung im Winter.
Sie beschließt, es mit einem einfachen Winken zu versuchen. Lächeln und Winken verstehen schließlich schon Kleinkinder, da wird wohl ein kleiner Geist keine Ausnahme machen. Es gilt schließlich nur, ihm zu zeigen, dass sie ein freundlicher Mensch ist. So also erhebt Greta ihre Hand und wedelt ein bisschen hin und her.
Und tatsächlich: Der Geist erwidert die Bewegung. Auch er hebt seine kleine weiße Hand und beginnt zu winken. Immer ausgelassener und fröhlicher werden sie und fangen schließlich an zu lachen.
Doch dann, gerade als Greta dem kleinen Geist ein „He, komm doch rüber zu mir!“ zurufen möchte, saust plötzlich wie aus dem Nichts ein hagerer Flattergeist heran, packt den kleinen Geist bei der winkenden Hand und zerrt ihn mit sich. Der kleine Geist heult auf wie eine Sirene.
Greta stockt der Atem, doch dann ruft sie aus voller Seele: „Stooppp!“ Und noch einmal: „Stoopppp!“
Doch der Flattergeist saust weiter im großen Bogen um die Kastanien herum, den kleinen Geist fest im Griff.
„Stoooopppppp!“, schreit Greta noch einmal, aber die schwarze Nacht hat die beiden bereits verschluckt.
Gretas Gedanken wirbeln durcheinander.
Warum hat der Flattergeist den kleinen Geist mitgerissen?
Klaut er etwa Geister?
Oh, unbedingt müssen sie und Jupp verhindern, dass Star Wars sich allein auf den Weg zu den Geistern macht.
Aber wie?
Greta hat keine Idee. Sie schließt das Fenster und schleicht niedergeschlagen zurück in ihr Bett.
Ihr Zuhause ist also doch kein guter Platz für den Babygeist. Hier leben zwar Geister, von denen einige ihn bestimmt willkommen heißen würden, aber gleichzeitig treibt eben auch ein böser Flattergeist sein Unwesen.
In dieser Nacht findet Greta lange Zeit keinen Schlaf. Verzweifelt überlegt sie, was sie und Jupp nur tun können, doch als sie in den frühen Morgenstunden endlich einschläft, hat sie noch immer keine Lösung gefunden ...
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6
Am nächsten Tag wartet Greta vor dem Schulgelände auf Jupp. Sie hockt auf dem großen, runden Stein neben dem Eingangstor und reibt sich die müden Augen. Wenn doch Jupp nur endlich auftauchen würde, damit sie ihm erzählen kann, was in der Nacht passiert ist.
Doch Frau Gruber durchkreuzt ihr Vorhaben, von übler Laune geplagt. In der Nacht hat auch sie kaum ein Auge zugetan, so einen schrecklichen Lärm hat das ältere Ehepaar, das über ihr wohnt, wieder verursacht.
Und dann haben die beiden, nur in lumpige Bademäntel gehüllt, auch noch frech behauptet, sie selbst könnten ebenfalls nicht schlafen und das Jaulen und Johlen käme vom Dach.
Zu allem Überfluss ist heute Morgen auch noch ihre blaue mit rosa Rosen verzierte Zuckerdose leer gewesen, sodass sie noch nicht einmal ihren ersten Kaffee genießen konnte. Dabei ist gestern ganz sicher noch etwas Zucker da gewesen!
Es hat wirklich den Anschein, als wende sich die Welt gegen sie. Bis zu den Herbstferien sind es noch fünf lange Wochen, nachts wird in ihrem Haus gelärmt und diese frechen Kinder Jupp und Greta verstecken etwas vor ihr. Oh, wie sie es hasst, wenn Kinder Geheimnisse haben!
Dementsprechend gereizt scheppert nun ihre Stimme von der Eingangstür über den Schulhof. „Greta! Komm herein! Du darfst nicht allein das Schulgelände verlassen!“
„Ich verlasse es nicht, ich komme gerade erst!“, ruft Greta zurück. „Ich warte auf Jupp.“
„Komm jetzt rein!“, wiederholt Frau Gruber.
„Ich komme, wenn Jupp da ist“, antwortet Greta und starrt in die Richtung, aus der Jupp jeden Morgen herbeihechelt.
Sie hört, wie hinter ihr die Eingangstür zufällt. Aber sie dreht sich nicht um. Sonst hätte sie gesehen, wie Frau Gruber sich mit zusammengekniffenen Augen und verschränkten Armen hinter der Glastür aufgebaut hat und fußtippelnd darauf wartet, dass sie nun endlich ihrer Anweisung folgt.
Aber Greta schaut weiter in die andere Richtung und wartet auf Jupp.
Da endlich kommt er um die Ecke gebogen, fröhlich pfeifend und gut gelaunt wie immer. Auf den blonden Haaren sitzt seine Schiebermütze und in der Hand schaukelt sein blauer Eimer.
Nun reißt Frau Gruber endgültig der Geduldsfaden und sie stürzt zur Tür hinaus. „Jupp, der Eimer bleibt draußen!“, wettert sie im Laufen und beißt sich dabei auf die Zunge, was sie sogleich noch wütender macht.
Jupp rückt seine Schiebermütze zurecht. „Guten Morgen, Frau Gruber! Der Eimer bleibt bei mir“, entgegnet er freundlich.
„Dassss tut er nicht!“, lispelt Frau Gruber und spürt, wie ihre Zunge anschwillt.
„Das tut er doch!“, entgegnet Jupp, zieht ein zerknülltes Taschentuch aus seiner Hosentasche und reicht es ihr. „Sie bluten ein bisschen aus dem Mund, Frau Gruber.“
Diese schenkt dem Taschentuch jedoch keine Beachtung. „Mit diessssem Eimer gehssst du heute nicht in die Klasssse!“, zischt sie.
„Dann gehe ich heute nicht in die Klasse“, antwortet Jupp.
Greta, die erstaunt die Szene verfolgt hat, stellt sich an Jupps Seite. „Dann gehe ich heute auch nicht in die Klasse“, sagt sie freudestrahlend.
Frau Grubers Augenlider fangen an zu flackern und sie schnappt nach Luft wie ein Karpfen an der Wasseroberfläche. Für einen Moment sieht es aus, als wolle sie etwas sagen, doch dann wendet sie sich abrupt ab und stakst zurück ins Schulgebäude.
Noch niemals in ihrer langjährigen Lehrerinnenlaufbahn sind ihr Kinder wie diese beiden untergekommen! Weder jammern sie wie die anderen Kinder über die gestellten Aufgaben oder bohren während des Unterrichts in der Nase, noch kommen sie zu spät oder vergessen die Hausaufgaben, nein, viel, viel schlimmer: Sie teilen ein Geheimnis! Und das, davon ist sie felsenfest überzeugt, steckt in diesem vermaledeiten blauen Eimer!
Schnaubend sinkt sie im noch leeren Klassenzimmer auf ihren Stuhl hinter dem Pult, wobei der Knopf ihres Rocks abspringt und munter auf dem Boden klimpert. Oh, sie könnte schier platzen vor Wut!
Jetzt ist es genug, so geht das nicht weiter! Sie wird nun runter ins Sekretariat gehen und Jupps Mutter anrufen. Und dann wird sie Frau Kaat ein für alle Mal klarmachen, dass sie hier kein Angelgeschäft führe, in dem Eimer einfach so herumgetragen werden, sondern dass sie eine ordentliche Klasse in einer Dorfschule leite, in der Kinder das tun, was sie von ihnen verlange. Und vor allem: keine Geheimnisse vor ihr haben!
Im Sekretariat wählt sie zitternd die Nummer von Jupps Mutter und klopft beim Klingelzeichen ungeduldig mit ihren Fingernägeln auf die Tischplatte.
Aber dann, ausgerechnet in dem Moment, als Jupps Mutter sich freundlich meldet, beobachtet Frau Gruber durchs Fenster, wie draußen Greta und Jupp ihre Köpfe zusammenstecken und langsam das Tuch vom blauen Eimer lupfen ...
„Hallo?“, dringt es aus dem Hörer.
„Ähhh, Frau Kaat“, fängt Frau Gruber an zu stottern und beißt sich dabei erneut auf ihre noch immer angeschwollene Zunge. „Aua, verdammt! Äh, tssschuldigung, Frau Kaat! Hier sssspricht Frau Gruber aussss der Ssschule und esss hat ssssich ssschon erledigt. Jupp issst ein ganzzz netter Junge und ssssehr talentiert. Dasss wollte ich nur sssagen. Auf Wiederhören.“ Sie drückt schnell die Auflegetaste, tippelt zum gekippten Fenster und stellt die Ohren auf wie ein Feldhase.
„Ist er nicht süß“, vernimmt sie Gretas helle Stimme.
Ausgerechnet da klingelt das Telefon. Das gibt es doch einfach nicht!
Schimpfend tapst sie zum Schreibtisch zurück, um den Anruf abzulehnen, doch der auf laut gestellte Anrufbeantworter springt bereits an.
„Guten Tag, hier ist Siebert, Installateur Siebert. Wegen der Klo... äh ... Toilettenreparatur, da könnte ich ... hmm ... da möchte ich Ihnen folgende Termine ... also, folgende Termine kann ich ...“
Frau Gruber rollt mit den Augen, zieht den Stecker aus der Buchse und huscht zum Fenster zurück. Wie nur kann sie herausfinden, was diese beiden Kinder vor ihr verheimlichen?
Sie könnte doch, so überlegt sie, einfach behaupten, der Eimer sei gefährlich. Nur weil Jupp aussieht wie ein Engel, heißt das schließlich noch lange nicht, dass er auch einer ist.
Unterdessen liegt Star Wars träumend im Eimer in seinem Nest aus Heu. Greta beobachtet entzückt, wie seine winzigen Mundwinkel zucken und er im Schlaf lächelt. Doch dann wandern ihre Gedanken zurück zum bösen Flattergeist. Wie schauerlich der kleine Geist im Kastanienbaum gequiekt hat, als er von ihm fortgerissen wurde ...
„Was ist?“, fragt Jupp besorgt. „Du siehst plötzlich traurig aus.“
„Ach“, antwortet Greta, legt vorsichtig das Tuch zurück über den Eimer und erzählt Jupp von ihrem nächtlichen Erlebnis. „Stell dir nur mal vor, der böse Flattergeist würde auch Star Wars klauen!“
Sie macht eine kleine Pause und seufzt. „Gestern noch habe ich mir gewünscht, dass er zu mir nach Hause aufs Dach fliegt. Aber heute denke ich: Genau davon müssen wir ihn abhalten, Jupp. Der Flattergeist ist eine Gefahr für ihn.“ Sie sieht ihren Freund eindringlich an. „Verstehst du, Jupp? Er klaut Geister!“
Jupp verzieht nachdenklich seinen Mund. „Vielleicht war der Geist im Kastanienbaum sein Sohn und er ist zu einer Flugrunde ausgerückt, ohne vorher seinen Vater zu fragen ...“
„Das glaube ich nicht“, entgegnet Greta. „Der Flattergeist war zu böse und zu grob, um sein Vater zu sein.“
In diesem Augenblick ertönt direkt über ihnen Frau Grubers aufgekratzte Stimme. „Gretaaaa, meinst du wirklich, Jupp interessiert sich für deine Geistergeschichten?“ Ein falsches Lächeln umspielt ihre Lippen. „Wir haben doch vereinbart, dass du damit aufhörst und dich endlich wie ein Schulkind benimmst.“ Sie beugt sich herab, fasst einen Tuchzipfel und beginnt, langsam daran zu ziehen.
Greta und Jupp werfen sich einen alarmierten Blick zu.
„Frau Gruber, das dürfen Sie nicht!“, ruft Greta aufgebracht.
Frau Gruber zieht die Augenbrauen hoch und versucht, einen einschüchternden Blick aufzulegen, so wie die Kommissarinnen im Fernsehen es immer machen. Ohne Brille würde das bestimmt auch gut klappen, aber nun ist dieses neue feuerrote Ding im Weg. Und es rutscht ständig. Der Optiker ist wirklich eine Niete.
„Ich muss kontrollieren, was in diesem Eimer steckt!“, schießt sie hervor.
„Warum?“, fragt Jupp und fasst nach dem Henkel. „Es ist mein Eimer!“
Doch Frau Gruber kommt ihm zuvor und greift ebenfalls nach dem Plastikgriff. Jupps Hand landet neben ihrer. Beide halten den Henkel umklammert und lassen nicht locker.
„Lass den Eimer los, Jupp!“, fordert Frau Gruber.
„Nein. Lassen Sie los! Er gehört mir!“, kontert Jupp.
„Aber nicht in meiner Schule!“
„Es ist Jupps Eimer!“, ruft Greta dazwischen. „Aber nicht Ihre Schule!“
Da lässt Frau Gruber plötzlich den Eimer los und klatscht mit der flachen Hand auf ihren nackten Oberarm. „Aua!“, kreischt sie. „Mich hat was gestochen!“
Greta und Jupp aber starren mit offenen Mündern nach unten. Der Eimer ist leer, bis auf ...
„HEU?“, japst Frau Gruber enttäuscht. „Ihr habt nichts im Eimer versteckt außer HEU? Dummes Heu und SONST GAR NICHTS?“ Sie kneift wütend die Augen zusammen und ihre rote Brille macht sich wieder mal auf den Weg Richtung Nasenspitze. „Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?“
„Nicht so gern“, stammelt Greta.
„Star Wars!“, ruft Jupp aufgebracht. „Sie haben Star Wars verjagt!“
Frau Gruber schmeißt den Kopf in den Nacken und schnappt sich den Eimer. „Star Wars? Ich glaube, ihr beide seht zu viel fern! Ich werde mal mit euren Eltern darüber sprechen.“
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7
Wütend blickt Greta ihr nach. „Sie hat was Hühnerartiges, findest du nicht auch, Jupp? Jupp?“ Sachte berührt sie seinen Arm. Er starrt noch immer ungläubig auf die Stelle, wo eben noch sein Eimer mit Star Wars gestanden hat. „Was sollen wir nun tun?“, fragt sie vorsichtig. „Frau Gruber ist so gemein, ich könnte platzen vor Wut.“
„Davon kommt Star Wars auch nicht wieder“, murmelt Jupp niedergeschlagen und sieht Greta eindringlich an. „Wir haben nur eine einzige Chance.“
„Und die wäre?“, möchte Greta wissen.
„Kandiszucker.“
„Kandiszucker?“ Greta sieht ihn an, als habe er Kuhmist gesagt. „Was soll das denn sein?“
Jupps Traurigkeit scheint verflogen. Mit wichtiger Miene kramt er in seiner Hosentasche.
„Hier“, sagt er, fasst Gretas Hand und legt drei hellbraune, kleine Brocken hinein. „Das ist Kandiszucker. Es ist das Geisterzaubermittel überhaupt! Wusstest du, dass Geister allgemein verrückt nach Zucker sind? Doch Kandiszucker, der ist wirklich das Allergrößte für sie! Der Rolls-Royce unter den Geistersüßigkeiten!“
Greta sieht ihn verdattert an. „Der Rolls ... was?“
Jupp muss über Gretas Gesichtsausdruck lachen. „Na, der feinste Zucker eben! Diese drei Stückchen hier sind mehr wert als eine Tonne Zuckerwatte.“
Greta macht noch immer ein ziemlich ungläubiges Gesicht. „Geister essen Zucker? Bist du sicher?“
„Oh, und wie! Sie sind regelrecht verrückt danach“, bestätigt Jupp noch einmal. „Sie lieben Süßkram mehr als meine Tante Ingeborg – und die ist rund wie ein Elefant!“
Greta befühlt den Kandiszucker. „Und was genau sollen wir mit dem Zucker machen?“
„Na, die Geister anlocken!“, verkündet Jupp geradewegs so, als sei es etwas vollkommen Normales, Geister mit Zucker zu füttern.
Greta legt ihre Stirn in Falten. „Wie meinst du das, die Geister anlocken?“
Sie sieht sich um. „Wir können doch nicht hier vor der Schule stehen bleiben mit ausgebreiteten Armen wie zwei Vogelscheuchen und auf Geister warten ...“
„Natürlich nicht!“, bestätigt Jupp. „Dafür würde die echte Vogelscheuche da drinnen“, er deutet in Richtung Schule, „schon sorgen. Nein, das müssen wir anders machen.“
„Ja, und wie?“, möchte Greta nun wissen. „Ich meine ... wo sollen wir denn anfangen zu suchen? Star Wars kann überall hingeflogen sein.“
„Das stimmt“, gibt Jupp zu. „Doch ich bin mir fast sicher, dass er versuchen wird, seine Familie zu finden. Und der einzige Platz, von dem ich weiß, dass dort Geister leben, ist auf deinem Dach. Wir müssen also versuchen, mit deinen Dachgeistern zu sprechen. Vielleicht wissen sie etwas von einem vermissten Babygeist oder ...“
„... oder sind sogar seine Familie!“, jauchzt Greta.
Wieso nur hatte sie nicht schon früher daran gedacht?
Jupp reibt sich die Nase, so wie er es öfter macht, wenn er über etwas scharf nachdenkt. „Also, Greta, pass auf. Ich gebe dir den Kandiszucker mit. Du wirst heute Nacht das Fenster öffnen und ...“
Greta hebt warnend ihre Hand. „Stopp. Warte mal. Ich? Ich soll das Fenster öffnen? Nein, das mache ich nicht!“
Jupp sieht sie verblüfft an. „Aber warum denn nicht? Du hast doch das Zaubermittel. Die Geister werden kommen, ganz bestimmt!“
Greta nickt. „Ja, eben drum! Genau das ist das Problem. Denn dann kommt auch der schreckliche Flattergeist wieder und fliegt womöglich schnurstracks in mein Zimmer. Und dann?“
Sie schnappt nach Luft. Ihr Herz flimmert, so aufgebracht ist sie.
Jupp scheint das Problem nicht recht zu verstehen. „Na, dann gibst du ihm ein Zuckerstückchen und du wirst sehen, dass er ganz harmlos ...“
„Jupp!“, unterbricht Greta ihn da. „Er ist das gruseligste Wesen, das ich je gesehen habe! UND ER KLAUT GEISTER! Was, wenn er auch mich klaut?“
Jupp macht ein Gesicht wie ein Hundewelpe. „Greta, bitte! Du willst doch auch wissen, wo unser Star Wars nun ist?“
Greta legt den Kopf schief und seufzt. „Ja, schon.“
Jupp zuckt die Schultern. „Na, dann musst du noch einmal das Fenster öffnen und deine Dachgeister anlocken.“
Er hebt warnend den Zeigefinger. „Aber gib ihnen bloß keinen weißen Zucker! Dann werden sie unangenehm. Sie verschlingen ihn wie Vielfraße und kriegen höllisches Bauchweh davon.“ Er zeigt auf die drei Brocken in Gretas Hand. „Kandiszucker aber ist etwas anderes. Der ist gut für sie. Er ist wie süße Medizin oder ein Babyschnuller. Sie lutschen ihn und er beruhigt sie. Bestens geeignet für Babygeister und Geister mit nervösem Magen.“
Greta überkommt der leise Verdacht, dass ihre Dachgeister vielleicht auch zu viel weißen Zucker essen und nachts ihr Bauchweh herausjaulen ...
„Jupp, woher weißt du das eigentlich alles so genau?“
Er tippt sich an die Stirn. „Internet“, sagt er. „Mama und ich haben rechariert.“
Greta sieht ihn irritiert an. „Re... was?“
„Re-cha... warte mal.“ Er reibt sich nachdenklich die Nase. „Da stimmt was nicht. Ah, jetzt weiß ich’s wieder. Re-cher-chiert haben wir!“
„Ach so. Sag das doch gleich. Ihr habt also gelesen“, schmunzelt Greta.
„Genau“, bestätigt Jupp und grinst sichtlich stolz. „Auf www.gesunder-hausgeist.de ist alles genau erklärt. Zum Beispiel steht da, dass Geister gern in grüner Suppe baden.“
Greta prustet los. „Grüne Suppe? Wie kommen sie denn darauf?“
Jupp zuckt die Schultern. „Keine Ahnung. Sie lieben angeblich die Farbe grün. Hab’s aber noch nicht ausprobiert. Nur das mit dem Kandiszucker weiß ich ganz sicher. Du musst ihn auf der flachen Hand ausgestreckt hinhalten und dann eine Weile warten. Geister haben eine feinere Nase als Trüffelschweine.“
„Das traue ich mich aber nicht”, sagt Greta kleinlaut. „Ich habe echt Angst, dass der böse Flattergeist wiederkommt.“
„Und was, meinst du, wird er dir antun?“, möchte Jupp wissen.
„Vielleicht ... mich beißen oder klauen ... so wie den armen kleinen Geist aus dem Kastanienbaum.“
„Geister beißen nicht“, sagt Jupp. „Sie haben noch nicht einmal Zähne. Deswegen können sie überhaupt soviel Zucker essen. Sonst wären sie ja ständig mit irgendwelchen Löchern beim Zahnarzt.“
Greta stellt sich ein Wartezimmer voller Geister vor, die sich alle die schmerzenden Backen reiben.
Jupp rückt seine Schiebermütze zurecht. „Also“, sagt er. „Wenn wir Star Wars wiedersehen möchten, dann klappt das nur mit Kandiszucker!“
Greta steckt seufzend die kleinen Brocken in ihre rechte Hosentasche. „Mir wäre es aber lieber, du könntest dabei sein.“
„Du meinst heute Nacht?“, hakt Jupp nach. „Ich habe zwar keine Angst, allein im Dunkeln durchs Dorf zu laufen, doch wie komme ich in dein Haus?“
„Durch die Hintertür“, sagt Greta. „Gartenstraße 18. Um 12 Uhr?“
Da sieht Jupp sie mit einem Mal betreten an.
„Was ist?“, fragt Greta. „Hast du etwa doch Angst im Dunkeln?“
„Nein, das nicht grad. Aber ich verwechsele beim Uhrlesen öfter mal die Zeiger“, murmelt Jupp kleinlaut.
Da sieht Greta ihn aufmunternd an. „Das ist nicht so schwer. Das erkläre ich dir. Komm, wir gehen jetzt rein und holen die Holzuhr aus dem Klassenzimmer.“
„Okay“, stimmt Jupp zu.