Kitabı oku: «Maxillia», sayfa 3

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Die Sonne war schon längst aufgegangen, als Maxillia von den wärmenden Strahlen aufwachte und sich streckte. „So ein Mist“, fuhr es ihr durch den Kopf, als sie plötzlich bemerkte, wie spät es schon war. Sie hätte schon längst unten beim Frühstück im Speisesaal sein müssen. Vorsichtig setzte sie sich auf, während ihr Puls hochschnellte und ihr Schädel gleich wieder begann vor Schmerz zu pochen. Sicher würde sie wieder einen riesigen Ärger bekommen. Doch warum hatte niemand sie geweckt? Normalerweise hätte man dies doch schon längst getan. Egal. Nun aber bloß keine falsche oder ruckartige Bewegung machen. Sonst würde der Schmerz wohl wieder unerträglich durch sie hindurch jagen. Aber beeilen musste sie sich trotzdem. Schließlich würde sie desto später es würde, umso mehr Ärger bekommen. Mühsam wusch sie sich so schnell es ging und zog sich eines der etwas bequemeren Kleider an, bevor sie in den untersten der drei Stockwerke ihrer Gemächer eilte. Dort stand unerwarteterweise ein Tablett mit Frühstück auf dem dunklen Esstisch. Seit wann brachte man ihr denn bitte das Essen aufs Zimmer? Das war bislang noch nie vorgekommen. Zumindest erinnerte sie sich in diesem Moment an keinen Tag, an dem man dies gemacht hatte. Etwas verwundert schaute sie es sich an, bevor sie zur Tür ging und diese öffnete. Vielleicht war jemand auf dem Flur, der sie hätte aufklären können. Und tatsächlich, vor ihrer Tür stand an diesem Tag eine Wache, die dort sonst nicht stand. Sonst war der Flur sowieso immer komplett leer und selten lief mal ein Bediensteter dort entlang. Aber vielleicht wusste der dickliche Mann in der silbern glänzenden Rüstung was los war. „Gibt es einen Grund, warum man mich nicht geweckt hat?“, fragte Max den bewaffneten Mann, der stocksteif Löcher in die Luft starrte und ab und zu seinen Blick über den Gang schweifen ließ. „Anordnung der Königin. Ihr sollt euch ausruhen, eure Hoheit. Heute wird für euch auch kein Unterricht oder Training stattfinden. Königin Isabella wird nachher nochmal persönlich zu euch kommen“, antwortete die Wache, verbeugt sich und kehrte in die gleiche starre Haltung zurück. „Gut“, sagte Max zögerlich und ging wieder in ihr Zimmer. Irgendwie konnte sie mit dieser Information noch nicht so richtig etwas anfangen. Hatte sie wirklich den gesamten Tag frei? Oder hatte die Wache oder sie etwas falsch verstanden? Sie traute sich noch gar nicht sich zu freuen, so unwirklich und seltsam, wie es ihr vorkam. Träumte sie? Der letzte freie Tag schien schon ewig her gewesen zu sein. Sie konnte sich nicht einmal richtig daran erinnern. Eine ganze Weile stand sie nur da und überlegte, ob es wirklich sein konnte und was sie machen sollte, wenn dem so war. Schließlich musste sie es doch dann ausnutzen. Sicher würde sich nämlich eine solche Gelegenheit nicht so schnell wieder ergeben. Was hatte sie eigentlich damals gemacht, als jeder Tag für sie frei war? Bestimmt hatte sie im Garten herumgetollt und mit Puppen gespielt. Sie war da nämlich sicher noch ein kleines Kind gewesen, so lang war es her. „Oh man“, dachte sie sich. Sicher kannte sie da noch nicht einmal Seraphina. Apropos. Später, wenn sie sich mit Seraphina traf, könnte sie ungewohnt lange und entspannt mit ihr zusammen sein. Vielleicht würde ihnen noch etwas spontan einfallen, worauf sie Lust hätten es mal wieder zu unternehmen. Aber wie sollte sie an der Wache unbemerkt vorbeikommen, die direkt vor ihrer Tür stand? Darüber musste sie sich wohl noch Gedanken machen. Doch das hob sie sich lieber für später auf. Schließlich musste sie sich auch noch etwas für den Vormittag einfallen lassen. Denn Phina hatte nur an den Nachmittagen Zeit. Erstmal sollte sie aber etwas essen. Also setzte sie sich an den großen Tisch, in dessen Mitte eine kleine Zimmerpflanze stand und begann in Ruhe ihr Frühstück zu essen. So ganz allein war es schon etwas still und einsam in dem kleinen Turm, der so hoch war, dass man in ihm das leise Säuseln des Windes hören konnte und weit entfernt das Klappern der Waffen und Rüstungen der trainierenden Rekruten. Langsam kaute sie auf den Broten herum, die man ihr zurecht gemacht hatte und starrte mit leerem Kopf aus dem Fenster, das sich neben ihr befand. In der Ferne konnte sie Vögel beobachten, die dicht über den Baumwipfel des dichten und weiten Waldes hinwegjagten. Der Anblick erfüllte sie irgendwie mit Sehnsucht und dem Wunsch selbst zu fliegen. Doch sie war ja eine Elfe und kein Vogel oder ähnliches und hatte folglich keine Flügel, mit denen es hätte klappen können. Schon ein seltsamer Wunsch, dachte Maxillia, die zuvor noch nie über sowas nachgedacht hatte. Klar kam man so deutlich einfacher und schneller an einige Orte, jedoch ist der Elf nicht dafür gemacht. Sonst wären ihm Flügel gegeben. Außerdem hatten sie magische Portale, um schnell an weit entlegene Orte zu gelangen. Die Menschen hatten dafür Flugzeuge erfunden, die dröhnend den Himmel durchpflügten. Aber das war eigentlich auch nicht Maxillias Ansinnen dahinter. Denn es sah nach Spaß aus und nach grenzenloser Freiheit, die sie nicht hatte. Ob überhaupt ein Elf je fliegen würde? Wohl eher nicht. Denn im Gegensatz zu den Menschen wägten Elfen sehr genau ab, wie hoch der Nutzen wäre im Gegensatz zu den Schäden, die es der Natur brächte. Vor allem machten sich Elfen auch über die Langzeitfolgen Gedanken und dachten nicht nur an den Nutzen, den sie im Hier und Jetzt hätten. Daher entschieden sich die Elfen oft gegen neue Erfindungen, wenn sie die Natur aus dem Gleichgewicht hätten bringen können. So verhielt es sich sicher auch mit den Flugzeugen. Schließlich brauchten diese Unmengen an Treibstoffen, die erst einmal gewonnen werden mussten. Und spätestens dies würde dem Planeten stark zusetzen. Dazu kam, dass die Elfenvölker und auch die Zwerge viel zu sehr an Traditionen und der Vergangenheit festhielten, als dass sie etwas ändern oder gar einen Gedanken an große Veränderungen verschwenden würden. Völlig in Gedanken versunken würgte sie den letzten Bissen ihres Brotes herunter und starrte noch ein paar Minuten aus dem Fenster, bevor sie beschloss sich in ihren Gemächern noch einmal umzusehen, ob ihr nicht doch noch etwas ins Auge fiele, womit sie sich den Vormittag hätte vertreiben können. Also stand sie auf und lief die Stufen, die in die runden Wände geschlagen waren, wieder nach oben in den zweiten Stock. Dort befand sich ihr Bade- und Ankleidezimmer. Ihre Kleidung war allerdings mit einer hölzernen Trennwand abgeteilt, so dass ihr Kleiderschrank mehr einem weiteren Zimmer glich. Kurz ließ sie ihren Blick über den Paravent, die Badewanne und das Schminktischchen mit dem Spiegel wandern und überlegte, ob sie dort etwas hatte, womit es lohnt sich zu beschäftigen. Doch nichts, was sich dort befand, war zum Zeitvertreib geeignet. Gut, sie hätte verschiedene Arten sich zu schminken ausprobieren können, aber darauf hatte sie keine Lust. Schminken verband sie eh immer nur mit dem Prinzessin-sein, was sie bekanntlich nicht gerne war. Daher wandte sie sich ab und ging weiter in den dritten und obersten Stock ihrer Gemächer. In diesem war ihr Schlafzimmer eingerichtet, mit dem herrlichen Himmelbett und den paar wenigen Regalen, in denen nur noch Kerzen und Vasen standen. Früher waren sie vollgestopft mit Kuscheltieren und Spielzeugen. Doch aus diesem Alter war sie schon lange raus, so dass die meisten Bretter leer waren und nur Staub fingen. Seufzend setzte sie sich auf die linke Seite ihres Bettes und starrte aus dem kleinen Fenster gegenüber, von wo sie eine atemberaubende Aussicht über die große Hauptstadt von Rebien hatte. Sie war nicht zu vergleichen mit den modernen Städten der Menschen, mit ihren unglaublich hohen Gebäuden und vielen Lichtern, die oftmals nicht zum Zweck der Beleuchtung angebracht waren. Vielmehr erinnerte sie an die Städte, die die Menschen im sogenannten Mittelalter bewohnten. Neidisch war Max darauf aber trotzdem nicht. Denn so interessant die Welt der Menschen auch war, so schmutzig und unheimlich war sie auch. Max hatte oft das Gefühl, dass die Menschen mit den vielen Dingen die sie besaßen deutlich weniger zufrieden und glücklich waren, als die einfachen Bauern der Elfen und Zwerge, die deutlich weniger besaßen. Selbst Maxillia, eine Prinzessin, besaß teilweise weniger als manch ein normaler Bürger der Menschen. Zumindest sagte Isabella das immer. Nachprüfen konnte das Max nicht so richtig, wodurch sie es einfach glauben musste. Vorstellen konnte sie es sich aber dennoch. Da sie schon einen kleinen Eindruck hatte bekommen können. Verträumt beobachtete sie die kleinen rauchenden Schornsteine, die verrieten, dass dort unten in Lubea in den vielen Schmieden, Bäckereien und den ganzen anderen kleinen Geschäften und Ständen wieder fleißig gearbeitet wurde. „Max?“, riss die Stimme ihrer Mutter sie aus ihrer Träumerei, die, den Schritten nach zu urteilen, die Treppen schon hinaufstieg. „Ja?“, rief Maxillia zurück, während ihr wieder ein stechender Schmerz durch den Kopf zuckte. „Ach hier bist du“, stellte Isabella lächelnd fest, als sie das Schlafzimmer ihrer Tochter erreicht hatte und dieses betrat. „Na? Wie geht es dir heute?“, fragte sie und setzte sich neben sie auf das Bett. „Ich habe Kopfschmerzen“ grinste Maxillia ihre Mutter an, der das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben stand. „Dafür hast du jetzt eine gesamte Woche frei“, entgegnete Isabella zerknirscht und strich ihrer Tochter sanft über den Rücken. „Eine ganze Woche?“, rief Max ungläubig aus, der fast das Herz stehen geblieben war. „Ja“, entgegnete Isabella nüchtern. „Du solltest dich aber auf jeden Fall viel ausruhen. Und wenn du irgendetwas benötigst oder möchtest, sagst du es der Wache vor der Tür. Er wird dann dafür sorgen, dass du es bekommst“, fuhr sie fort. Das war die Lösung für das Problem, wie sie aus ihren Gemächern entkam. Denn wenn sie die Wache kurz wegschicken würde, könnte sie den tristen Mauern entfliehen, ohne, dass er es bemerkte. So sollte es ein Einfaches werden sich mit Phina zu treffen. „Könntet ihr mir das Mittagessen dann auch herbringen lassen?“, fragte Max, da sie noch nicht sicher war, ob sie gegen die Mittagszeit überhaupt im Schloss wäre. Schließlich war der Ruf der Freiheit viel zu verlockend, als dass sie brav in ihrem Turm verharren würde. „Natürlich“, antwortete Isabella und stand mit einem liebevollen Lächeln wieder auf. „Ich muss dann auch schon wieder los. Ich wollte wenigstens noch nach dir sehen, bevor Don und ich wieder den ganzen Tag in Verhandlungen und Diskussionen stecken. Die Könige des Bündnisses möchten mal wieder etwas besprechen“, ergänzte sie und verdrehte die Augen. Sie hatte sichtlich keine Lust darauf, zumal es ungewöhnlich viele Gespräche waren, um die die Bündnispartner in letzter Zeit baten. Isabella erzählte oft, dass immer die gleichen Dinge debattiert wurden, obwohl sie schon längst besprochen waren. Allerdings hatte Max auch das Gefühl, das Isabella immer nur die Hälfte erzählte, da sie mittlerweile bei nicht allzu vielen Gesprächen dabei sein sollte. Früher, als ihre Ausbildung begonnen hatte, schleppte Isabella sie zu jedem Bündnistreffen mit, bei denen sie meist gegen das Einschlafen kämpfen musste. Sie waren meist noch langweiliger als der Politikunterricht, was eigentlich schwierig war. Aber in letzter Zeit, gingen Isabella und Don meist ohne sie in die Gespräche. Dann wurden ihr entweder zig Aufgaben zum Selbststudium aufgebrummt oder eine der Zofen übernahm den Unterricht. Damals waren es nicht einmal halb so viele Gespräche, die in den Kalendern der Könige standen. Vorsichtig umarmte Isabella Max nochmal und ließ nach einer kurzen Verabschiedung ihre Tochter wieder allein. Mit einem Seufzen richtete Max ihren Blick wieder auf Lubea hinab, als Isabella auf der Treppe verschwand. Beinahe sehnsüchtig begann Max davon zu träumen durch die Gassen zu schlendern und sich die Läden anzusehen, als sie so auf die vielen Dächer schaute. Wie gern hätte sie doch die Stände und Geschäfte auf dem Marktplatz besucht, die sie noch nie von nahem gesehen hatte. Eigentlich hatte sie nun sogar die Zeit dazu. Aber ihr Kopf tat so unheimlich weh und pochte vor sich hin, besonders wenn sie ihn ungünstig bewegte. Doch sollte der Schmerz sie wirklich an der Freiheit für einen ganzen Tag hindern? Unten fiel die Tür ins Schloss und verriet, dass Isabella Maxillias Gemächer verlassen hatte. „Nein, das sollte es nicht“, beantwortete sie sich die Frage entschlossen im Geiste. Von Schmerzen ließe sie sich nicht aufhalten. Wieso auch hätte sie den Tag über brav in ihren Gemächern ausharren sollen, bis sie sich auf den Weg zur Lichtung machte? Das wäre doch dumm gewesen. Schließlich gab es auch nichts in ihren Gemächern oder in der Burg, womit sie sich die Zeit hätte vertreiben können oder gar wollen. Somit wäre die Alternative gewesen den Vormittag im Bett zu verbringen und sich zu langweilen, so wie es auch eine brave Prinzessin gemacht hätte. Das wollte sie aber in keinem Fall. Dazu brannte das Bedürfnis nach Freiheit zu sehr, als dass sie der Verführung hätte widerstehen können. Also lief sie runter in das zweite Stockwerk ihrer Gemächer und kramte eine dunkle Stoffhose und ein einfaches Oberteil aus ihrem Schrank heraus. Schön waren sie nicht, aber innerhalb der Stadt unauffällig. Dies war bei ihrem Vorhaben auch deutlich wichtiger, als dass sie gut ausgesehen hätte. Vorsichtig zog sie ihr hellblaues Kleid aus und zwängte sich in die Hose und das Oberteil. Beides war ihr mittlerweile ein wenig eng geworden, da sie, seitdem sie sie besaß, gewachsen und deutlich weiblicher geworden war. Aber es war vermutlich die einzige Kleidung, die sie besaß, die zwischen den anderen Elfen in Lubea nicht auffiel. Ihre Haare band sie wieder zu einem Zopf, bevor sie noch einen alten dunklen Umhang aus dem Schrank suchte, der am ältesten aussah. Diesen warf sie sich über die Schultern und steckte dessen Enden mit der einfachsten Brosche zusammen, dessen edles Metall sie mit Kohle aus dem Kamin beschmierte. Sie sollte dadurch alt und abgenutzt aussehen, so dass man sie nicht bemerken würde. Schließlich wollte Max nicht als angehörige des Königshauses erkannt werden und schon gar nicht als Prinzessin Maxillia. Nun legte sie sich noch ein Tuch um den Hals, dass sie einst selbst genäht hatte. Es war krumm und schief geschnitten und der Stoff war an manchen Stellen etwas kaputt, was es ideal für den Zweck machte, den es erfüllen sollte. Die Stiefel, die sie wählte, trug sie immer zum Training, wodurch sie schmutzig waren und weniger schön, auch wenn sie es wären, wenn man das Leder wieder sauber polieren würde. Zufrieden beäugte sie sich nochmal im Spiegel, bevor sie ihre Verkleidung dem Härtetest unterziehen würde. Allerdings war dieser Test auch gleich das, wofür sie sich verkleidet hatte. Demnach bedeutete es alles oder nichts. Etwas aufgeregt ging sie in das unterste Stockwerk und öffnete die Tür einen kleinen Spalt, damit die Wache sie nicht sehen konnte. Dann räusperte sie sich kräftig, damit der Mann auf sie aufmerksam wurde und ihr Plan nicht gleich am Anfang scheiterte. „Könnten Sie mir ein paar Bücher aus der Bibliothek besorgen? Ich würde gerne etwas lesen. Aber bitte legen Sie die Bücher dann hier gleich auf die Kommode neben der Tür. Ich möchte mich oben ausruhen und dabei nicht gestört werden“, dachte es sich Max spontan als Vorwand aus, um die Wache von der Tür weg zu locken. „Natürlich, eure Hoheit. Ich werde mich sofort darum kümmern“, entgegnete der Mann und machte sich sofort auf den Weg den Wunsch seiner Prinzessin zu erfüllen. Grinsend schnappte Max sich den Dolch, der neben ihrer Tür hing und schlich aus ihren Gemächern. Vorsichtig schaute sie um jede Ecke, bevor sie weiterlief, in der Angst, jemand könnte sie entdecken und dann aufhalten wollen. Daher huschte sie wie auf Katzenpfoten mit pochendem Herzen durch die langen Flure an den vielen Türen und Sälen vorbei, wenn sie dachte, dass die Luft rein war. Unbemerkt schaffte sie es hinunter in die Eingangshalle, in der sich diesmal allerdings eine Wache befand. Eigentlich stand dort selten jemand. Aber diesmal hatte Maxillia wohl Pech gehabt. Unsicher beobachtete sie den starr stehenden Mann von der Galerie aus und wartete ab, was er tat. Jedoch bewegte er sich nicht einen Zentimeter und schaute stetig auf die Haupttür, die sich gegenüber der Tür zum Hof befand. Laut klopfte Max gegen einen der Stäbe des Geländers an der Galerie, um herauszufinden, wie die Wache darauf reagieren würde. Jetzt war sie nämlich noch vor seinen Blicken geschützt und hatte einige Möglichkeiten sich schnell zu verstecken. Doch die Wache reagierte nicht im Geringsten. Also wagte sie sich die weiße Treppe hinunter zu schleichen, immer mit einem Blick auf die Wache, damit sie sofort bemerken würde, wenn er seine Blickrichtung änderte. Ihr Herz pochte aufgeregt bis hoch in den Hals, während sie sich am Geländer entlang drückte und versuchte keinen Laut zu verursachen. Gerade als sie nur noch wenige Stufen zu gehen hatte, flog die Flügeltür des Thronsaals auf, der sich rechts neben der Treppe befand. Max hatte das Gefühl, ihr würde das Herz stehen bleiben, als auch noch Schritte ertönten, die der Flügeltür näherkamen. Offensichtlich wollte jemand den Thronsaal verlassen, wodurch Maxillia sich gezwungen sah sich zu verstecken. Doch wohin? Sie stand mitten auf der großen Treppe und war noch nicht einmal so gekleidet, dass sie darauf hoffen konnte, dass die Farben auf der Treppe nicht auffallen würden. Denn ihre dunkle Kleidung bildete einen riesigen Kontrast zu den weißen Stufen. Jeder würde sie also sofort bemerken, der den Thronsaal verließ. Wie sollte sie es nur erklären, wenn man sie so erwischen würde? Wie sehr würde sie ihre Eltern blamieren, wenn ein König sie so sähe. Und das auch noch außerhalb ihrer Gemächer, obwohl sie Ruhe hätte halten sollen. Mit einem großen Satz sprang sie über das Geländer in den Schatten rechts neben der Treppe, von dem es nur noch ein paar wenige Schritte zum Hinterhof waren. Es war die einzige Möglichkeit, die sich ihr bot, um vielleicht doch noch unentdeckt zu bleiben. Mit angehaltenem Atem drückte sie sich an den kalten Stein hinter die schmale Säule, die die Galerie über ihnen trug. Ihr Kopf schmerzte, für den der Ruck von dem Sprung nicht gerade gut gewesen war. Doch jetzt durfte sie den Schmerz nicht zulassen und musste sich darauf konzentrieren nicht aufzufallen. Völlig im Gespräch vertieft verließen die Könige des Bündnisses den Thronsaal und liefen einer nach dem anderen an der völlig erstarrten Maxillia vorbei. Sie liefen geradeaus in den Ostflügel hinein, in dessen unterstem Stockwerk sich die Konferenzräume befanden. Sicher wollten sie in einen von diesen gehen, da sie dort ungestört debattieren und diskutieren konnten. Nicht einmal Isabella oder Don bemerken ihre Tochter und liefen einfach an ihr vorbei. Sie wirkten allerdings auch recht angespannt und in ihren Gedanken versunken, was Maxillia definitiv zugutekam. Als die Könige alle im Ostflügel verschwunden waren folgte ihnen nun auch die Wache und verließ ebenso die Eingangshalle. Maxillia fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als die Gefahr vorbei war und atmete erst einmal tief durch. Sie hatte das Gefühl, dass sie die gesamte Zeit über den Atem angehalten hatte. Ihre Lungen brannten und ihr Kopf schmerzte noch mehr als zuvor. Doch zu lang sollte sie nicht die Anspannung verdauen. Schließlich könnte die Wache wieder zurückkommen und sie doch noch erwischen. Also verließ sie leise die Eingangshalle durch die Hintertür hinaus in den Hof. Kurz ließ sie noch ihren Blick über diesen, mit seinem gepflasterten Boden, schweifen, um sicher zu gehen, dass nicht gerade ein Rekrut oder gar ein Soldat in der Nähe war, der sie hätte sehen können. Doch die Luft war rein, so dass sie die Mauern wieder über die kleine Pforte verlassen konnte. Schnell setzte sie ihre Kapuze auf und huschte mit wachsamem Blick die Wälle hinunter zum Waldrand. Doch diesmal nahm sie nicht den kleinen Pfad zur Lichtung, sondern schlich den Waldrand entlang. Angestrengt behielt sie die Mauer im Blick, während sie im Schatten der Bäume in Richtung der großen, gepflasterten Straße eilte. Diese führte durch das westliche Tor der großen Mauer, die die Stadt Lubea schützend umgab. Es zog sich ein ganzes Stück hin, eh sie diese endlich erreichte und das Treiben in greifbare Nähe rückte. Im Schutz der Bäume hielt sie inne und schaute sich die Straße aus der Finsternis des Waldes genau an. Der Waldrand hatte sie ein wenig weiter weg von der Mauer geführt, so dass sie nicht direkt am Tor herausgekommen war. Doch das war gar nicht schlimm. Schließlich konnte sie sich so besser zwischen die Leute schummeln und würde weniger auffallen. Bis hierhin hatte sie es geschafft. Jedoch begann nun der schwierigste Teil, denn sie musste sich nun auch unauffällig unter die Menge mischen und an den Stadtwachen vorbei in die Stadt hineingelangen, in der sie ebenso unbemerkt bleiben musste. Aufgeregt schob sie das Tuch bis über ihre Nase, so dass die Hälfte ihres Gesichtes versteckt war und eilte im Schatten eines Karrens auf die breite Straße. Dieser war zu Maxillias Glück gerade ebenso auf dem Weg in die Stadt hinein und ratterte mit quietschenden Rädern über die groben Steine. Das war schon mal geschafft. Und der Plan schien bislang aufzugehen, denn die anderen Leute nahmen nicht viel Notiz von ihr. Scheinbar war es auch keine Besonderheit, dass eine vermummte Person in dunkler Kleidung über die Straßen lief, so dass es niemanden zu interessieren schien. Aufgeregt schaute Maxillia sich um und beobachtete, wie die anderen sich am Tor verhielten. Die meisten gingen einfach hindurch und beachteten die Wachen gar nicht, die mit ihren Speeren bewaffnet den Eingang zur Stadt sicherten. Andere grüßten wiederum den ein oder anderen der Soldaten, die dann freundlich zurück grüßten. Sicher waren dies Personen, die beinahe jeden Tag den Weg in die Stadt nahmen. Vielleicht waren es auch Bauern, die außerhalb des Waldes um Lubea herum lebten und die Felder bewirtschafteten. Doch nun kam auch Max der Stadt allmählich näher und würde auch gleich an den Wachen vorbeimüssen. Vor Aufregung pochte ihr Herz bis in den Hals und ihr Kopf dröhnte und pochte. Sicher wurden die Schmerzen durch ihren hohen Puls verstärkt, was der Aufregung geschuldet war. Schwer atmend versuchte Maxillia unauffällig zu bleiben und schlenderte auf das Tor zu. Nun war der Moment der Wahrheit gekommen. Würden die Wachen sie nun erkennen? Oder würde sie es schaffen unerkannt hindurch zu gelangen? „Einfach hindurch gehen“, sagte Maxillia zu sich selbst und versuchte Blickkontakt mit den Wachen zu vermeiden. Ganz starr schaute sie geradeaus und lief einfach an den bewaffneten Männern vorbei. Erleichtert stellte sie fest, dass die Männer nicht einmal Notiz von ihr zu nehmen schienen und trat ohne einen Zwischenfall auf die große Hauptstraße, die direkt zum Marktplatz führte. Kurz atmete Max durch und warf einen Blick zu den Wachen zurück, die sich nicht anders verhielten als zuvor. Ihre Verkleidung hatte offensichtlich bislang funktioniert. Nun durfte auch keiner von den vielen Leuten, die sich in der Stadt herumtrieben, sie erkennen. Mit einem Lächeln wandte sie sich wieder der Stadt zu, in der sie noch nie zuvor einfach durch die Gassen hatte schlendern können. Schon hier auf der Hauptstraße drangen die verschiedensten Gerüche und Geräusche an Maxillia heran, die sie nun das erste Mal vernahm. Interessiert schaute sie in die Schaufenster der vielen verschiedenen Geschäfte, die die Straße säumten, in dessen Auslagen die herrlichsten Dinge lagen. Sogar edle Holzschnitzereien wurden von den Läden angepriesen und üppige Mengen an Blumen waren zum Verkauf vor einem Geschäft drapiert. Maxillia bewunderte die schönen gemauerten Häuser mit ihren reichen Verzierungen und Bemalungen, die den Wohlstand der Stadt und des Reiches gar widerspiegelten. Sie brauchte eine halbe Ewigkeit, um überhaupt zum Marktplatz zu gelangen, da an jeder Ecke die tollsten Dinge zu sehen waren. Für die meisten der Leute war es nichts Ungewöhnliches und sie liefen einfach an den vielen Dingen vorbei, für die sich Maxillia so begeisterte. Sie fühlte sich beinahe wie ein kleines Kind, das die Herrlichkeiten zum ersten Mal wahrnahm, was im Grunde ja auch fast so war. Nur dass sie kein kleines Kind mehr war. Dann endlich erreichte sie auch den großen Marktplatz und Max kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es herrschte buntes Treiben, an den vielen Läden und Ständen, wo die Händler ihre Waren lautstark anpriesen und mit Frauen und Männern feilschten. Bunte Stoffe, glitzernder Schmuck und glänzende Waffen, sowie duftende Lebensmittel, Kräuter, Tränke und vieles mehr lagen in großer Fülle auf den Tischen, die sich unter ihrer Last schon gefährlich bogen. Auch die Schaufenster der Läden waren noch mehr gefüllt und noch schöner geschmückt als die Geschäfte auf der Hauptstraße. Noch nie war Max auf dem Marktplatz gewesen, ohne dass sie sich aufgrund einer Feierlichkeit mit ihren Eltern zusammen dem Volk zeigte. Dann war der Platz immer geputzt und schön hergerichtet, dass man kaum erahnen konnte wie es sonst dort zu ging. So im normalen Treiben der Stadt, erkannte man ihn kaum wieder, Maxillia gefiel das aber sehr. Besonders die Geräusche faszinierten sie, da sie diese zuvor noch nie gehört hatte. Es war das Klirren eines Schmiedehammers auf Metall, das Quietschen der Schilder im Wind und lautes Gelächter, Gekreische und Rufen, die die Ohren schon fast zu betäuben schienen, während die Nutztiere neben den Ständen seelenruhig auf ihrem Heu herumkauten. Sie schienen sich gar nicht daran zu stören und starrten trüb in der Gegend herum, während Kinder vergnügt um sie herum jagten. Weiter gedrängt von den Massen ließ sich Max einfach von Stand zu Stand mittreiben und schaute kurz über die Ware, die dort lag, bevor sie einfach weiter geschoben wurde. Irgendwann landete sie am Rand, in dem Schatten der Häuser, wo ein Paar Kinder miteinander vor einer Schmiede standen und mit Holzschwertern spielten. Neugierig betrat Max den kleinen Laden, der vollgestopft mit sämtlichen Arten von Waffen war, die teils kunstvolle Muster und Formen schmückten. „Willkommen in der Amell-Schmiede. Kann ich ihnen weiterhelfen?“, fragte eine blonde Frau hinter dem Tresen mit einem freundlichen Lächeln. „Ich wollte mich nur ein wenig umsehen“, antwortete Max heiser und wandte sich von ihr ab. Unter dem genauen, misstrauischen Blick der Frau schaute sich Max die Waffen an, mit denen sie wohl nie umgehen können würde. Schließlich schaffte sie es gerade mal ihren Zauberstab für ein paar Minuten hoch zu halten, ehe ihre Muskeln versagten. Maxillias Blick blieb an einem Dolch hängen, der hinter dem Tresen auf einem Gestell präsentiert wurde. Der Griff war weiß und hatte ganz grazile Rankenmuster hineingearbeitet, die mit Goldeinlagen hervorgehoben wurden. Die silberne Klinge glänzte leicht rötlich, in der ebenso ein dezentes Muster zu sehen war. „Wie viel kostet der Dolch hinter ihnen?“, fragte Max und deutete auf das scheinbar schönste Kunstwerk des Schmiedes. „Eigentlich ist er nicht zu verkaufen“, antwortete die Frau etwas betrübt. „Warum denn das?“, wollte Max wissen und runzelte verwundert die Stirn. „Den hat unser jüngster Sohn gefertigt, als er zehn war“, erklärte die Frau mit schwerem Herzen, aber großen Stolz. „Oh. Dann hat er viel Talent. Aber wieso möchten sie ihn denn nicht verkaufen? Ist er gestorben?“, hakte Max unsicher und vorsichtig nach, die nicht ganz die Reaktion der Frau einordnen konnte. „Naja so ähnlich. Er ist vor vier Jahren Rekrut geworden und seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen“, antwortete sie mit einem betrübten Lächeln. „Oh. Das tut mir leid“, entgegnete Maxillia, die sich irgendwie direkt schuldig fühlte. Schließlich lernten die Rekruten am Hofe der Burg, mehr oder weniger unter der Aufsicht ihres Vaters. „Schon gut. Es war sein Wunsch. Aber der Dolch ist so ziemlich das Einzige, das wir noch von ihm haben“, lächelte die Frau, deren Gesicht durch tiefe Falten gezeichnet war. „Aber sind Sie nicht stolz darauf, dass er sich entschieden hat zu den Rekruten zu gehen? Ich meine er lässt sich dazu ausbilden das Reich einmal zu schützen und für seine Königin zu kämpfen“, hakte Max nach, die ihr Leben lang dachte, es sei eine Ehre als Rekrut angenommen zu werden, auch wenn sie schon bemerkt hatte, dass dies auch zu Problemen in der Familie ihres Vaters geführt hatte. Dieser war nämlich auch einmal Rekrut gewesen und stellte trotz der Schwierigkeiten, die er gehabt hatte, das Rekrutendasein immer als große Ehre dar. „Ich weiß nicht so recht. Man hört nichts von ihm. Ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt. Es tut einfach nur weh zu wissen, dass ich ihn wohl nie wiedersehen werde und auch nie wissen werde, ob er am Leben ist“, entgegnete die Frau betrübt. Es stach in Maxillias Herz, als sie begriff, welch ein Leid die vermeintliche Ehre eigentlich für die vielen Familien bedeutete und welch eine Wunde sie gerade versehentlich wieder aufgerissen hatte. Wehmut erfüllte Max und der Wunsch zu helfen erstarkte in ihr. Doch wie würde sie nur helfen und das Leid mildern können? Einen Moment lang überlegte sie welch eine Möglichkeit sie als Prinzessin hatte. Zum Entscheidungen treffen oder zum Freistellen, fehlte ihr die Macht. Doch auf irgendeine Weise musste sie helfen. Denn sein eigenes Kind mehr oder weniger zu verlieren, muss wohl der größte Schmerz sein, den eine Mutter spüren konnte. Zumindest sagte dies ihre Mutter immer, wenn sie daran dachte, wie sich Dons Mutter damals gefühlt haben musste, als dieser sich hat rekrutieren lassen. Maxillias Vater stammte ja auch nicht aus einer adligen Familie, wodurch die Situation damals dieser sehr ähnlich hatte sein müssen. „Was könnte denn die Königsfamilie tun, damit ihnen geholfen wäre?“, fragte Maxillia vorsichtig, die den Dolch beinahe schon vergessen hatte. „Ich würde einfach nur gerne wissen, wie es meinem Sohn geht. Aber was bringt es sich eine Information zu wünschen, wenn man niemanden fragen kann“ lächelte sie mild. „Und wenn sie ihn selbst fragen könnten?“, überlegte Max laut. „Das würde ich zu gerne. Aber auch eine vermummte Person kann das nicht organisieren“, erwiderte sie lachend und spielte dabei auf Maxillias Verkleidung an. „Vielleicht kann ich es ja doch“, lächelte Max, was die Frau natürlich wegen dem Tuch nicht hatte sehen können. „Wie sollten sie das denn bitte machen? Er ist Rekrut der Königlichen Armee“, winkte sie lachend ab und warf einen Blick zu dem Dolch herüber. Im hinteren Bereich der Schmiede begann plötzlich jemand zu hämmern und zu klopfen, was ohrenbetäubend bis in den Verkaufsraum drang. „Ich könnte versuchen etwas Freigang für ihn zu organisieren“, dachte Max erneut laut nach und ignorierte das belustigte Lächeln der Frau. „Das kann nur das Königspaar“, entgegnete diese fast schon abfällig und wischte einen Fleck von der Verkaufstheke. „Ich weiß“, stimmte Max ihr zu, bevor sie einen kurzen Blick durch den kleinen Laden schweifen ließ, um zu prüfen, ob jemand sie beobachten würde. Der Laden war leer und nicht ein einziger Kunde schaute sich die vielen Waren an, die nur darauf warteten, gekauft zu werden. Räuspernd drehte sie sich ein wenig von dem Schaufenster weg und schob langsam das schwarze Tuch herunter. Die Augen der Frau wurden immer größer, als sie Max erkannte, und erstarrte förmlich zu Stein. Wie gelähmt starrte sie die junge Prinzessin an und konnte ihren Augen gar nicht trauen. „Eure Hoheit“, stotterte sie atemlos, ohne sich zu regen. Dann plötzlich, nach einem Moment der Regungslosigkeit, schien es wie ein Blitz durch sie hindurch zu fahren, der ihr die Beweglichkeit zurückgab. Hastig verbeugte sich immer wieder, während sie stammelnd um Verzeihung bat. „Ist schon gut. Hören sie auf“, zischte Maxillia in der Angst, es würde jemand mitbekommen. „Meine Eltern wissen nicht, dass ich nicht in meinen Gemächern bin und das will ich auch nicht ändern“, ergänzte sie, während sie sich ängstlich umschaute. „In Ordnung eure Hoheit. In Ordnung“, stammelte die Frau, die sich es nun kaum wagte in Maxillias Gesicht zu sehen. „Ich rede mit meinen Eltern und sorge dafür, dass sie ihren Sohn bald wiedersehen können“, versprach Max, während sie ihr Gesicht wieder verschleierte. „Wenn ihr das wirklich tun würdet, dann würde ich euch auch den Dolch verkaufen“, japste die Frau voller Hoffnung und einer Träne im Auge. Lächelnd holte Max ein kleines Säckchen mit Goldmünzen heraus, von denen sie zehn auf die Theke legte. „Dann haben wir einen Deal“, stimmte Max zu und schob die Münzen zu der Frau. „Der Dolch ist vom Wert nicht mal die Hälfte wert“, stotterte sie mit aufgerissenen Augen und traute sich gar nicht die Goldstücke auch nur zu berühren. „So viel ist der Dolch mir aber wert. Also nehmt das Gold“, lächelte Max und schob die Münzen noch näher zu ihr. Mit einem dankbaren Lächeln drehte die Frau sich zu dem Dolch um und nahm ihn von dem Sockel. Dabei kullerte ihr eine Träne über ihre fahle Wange, die sie mit dem Ärmel ihres schmutzigen Kleides wegwischte. Vorsichtig schob sie die edle Klinge in die dazugehörige Scheide und überreichte ihn Maxillia, die ihn lächelnd entgegennahm. Mit pochendem Herzen befestigte sie ihn neben dem anderen Dolch am Gürtel, der neben dem neuen prunkvollen Dolch völlig banal und langweilig wirkte. „Vielen Dank. Wie ist der Name ihres Sohnes?“, fragte Max noch und steckte ihren Geldbeutel zurück in eine der Innentaschen ihres Umhangs. „Ian. Ian Amell“, antwortete sie mit hoffnungsvollem Blick, bevor Max sich mit einem Nicken abwandte und den Laden verließ. Noch eine ganze Weile trieb Max sich in der schönen Stadt herum und erkundete diese neugierig, so dass es schon mittags war, als Max sich auf den Weg in den Wald machte. Dazu lief sie den Weg zurück, den sie gekommen war, an den Wachen vorbei und den Waldrand entlang, bis sie an den kleinen Pfad gelangte, der zur Lichtung führte. Schnell eilte sie den Weg zwischen den knorrigen alten Bäumen entlang, dessen Laub in dem sanften Wind rauschte, bis sie wieder den kleinen Tümpel auf seiner Lichtung erreicht hatte. Geschickt kletterte sie in das kleine Versteck, in dem ungewohnter Weise mal noch nicht die junge Nymphe wartete. Es kam schließlich äußerst selten vor, dass Seraphina nicht schon vor ihr auf den alten Brettern saß und sich damit beschäftigte aus abgerupften Blättern Figuren zu legen. Nun war es mal andersherum. Aber auch nur, weil Max an dem Tag frei gehabt hatte und nicht ewig in der Bibliothek hatte lernen müssen. Während sie nun also auf Seraphina wartete, machte sie es sich schon mal bequem und ruhte sich ein wenig aus. Ihr Kopf schmerzte. Scheinbar hatte sie sich doch ein wenig übernommen an diesem Tag, an dem sie sich hätte ausruhen sollen. Doch bereuen tat sie ihren Ausflug nicht. Schließlich hatte sie so viel gesehen und besaß nun den wohl schönsten Dolch, der je gefertigt wurde. Es dauerte nicht lang, bis sich der Baum bewegte und Seraphina zwischen den Ästen auftauchte. „Du bist heute aber früh dran“, bemerkte Phina überrascht, die nicht damit gerechnet hatte Maxillia schon zu sehen. „Ja. Ich habe die gesamte Woche frei“, strahlte Max sie an, während sich Seraphina zu ihr setzte. „Wie kommt denn das?“, fragte diese mit einem Lachen in der Stimme. „Ich habe beim Training einen Stein nicht abwehren können, der mir dann gegen den Kopf geflogen ist. Ich war wohl auch kurz bewusstlos“, erklärte Max beschämt lachend und deutete auf den Verband an ihrem Kopf. „Oh. Kann ich mir das mal ansehen?“, fragte Phina mit verzerrtem Gesicht, als hätte sie den Stein abbekommen. „Tu dir keinen Zwang an“, entgegnete Max und nahm den Verband ab. Neugierig beugte Phina sich vor und schaute es sich ganz genau an, bevor sie Maxillias Augen ansah. „Das sieht nach einer leichten Gehirnerschütterung aus. Aber das haben wir gleich“, sagte sie und kletterte den Baum schnell wieder herunter Durch die Blätter hindurch beobachtete Max wie Seraphina ein paar Pflanzen vom Rand des Tümpels sammelte, bevor sie zurück zu ihr kam und sich wieder neben sie setzte. Mit den Fingern zupfte sie die Pflanzen in kleinere Teile, bevor sie sie zwischen den Händen zerrieb und sich eine matschige Masse bildete. „So“, entgegnete sie und legte ihre rechte Hand auf die verschorfte Wunde, wodurch sie die Paste gleich ein wenig darauf verteilte. Es brannte etwas und zog unangenehm an der kaputten Haut, so dass Max ihr Gesicht verzog. „Ja, es ist etwas unangenehm. Aber gleich wirst du dich besser fühlen“, lächelte Phina, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Freundin bemerkte. Konzentriert ließ sie ihre Hand dort ruhen und sprach murmelnd ein paar kurze Worte. Sofort geschah etwas, was Max nicht schlecht staunen ließ. Im ersten Moment brannte es wie Feuer, bevor es angenehm warm und gleichzeitig kühl in ihrem Kopf zu ziehen schien. Gleich brachte es Linderung und der Schmerz verschwand. Auch das Schwindelgefühl und die leichte Übelkeit verschwanden auf einen Schlag. Nur ein leicht pelziges Gefühl blieb auf der Zunge zurück. „Nun kannst du deine freie Woche genießen. Von dem komischen Gefühl auf der Zunge brauchst du dich nicht beirren lassen. Das ist normal und sollte morgen weg sein“, grinste Seraphina stolz und wischte sich die Salbenreste von den Händen. „Danke“, sagte Max begeistert und umarmte glücklich ihre Freundin, bevor sie begann ihr von ihrem aufregenden Tag in der Stadt zu berichten. Stolz präsentierte sie den neuen Dolch und erzählte von der Abmachung mit der Frau in der Schmiede. Begeistert hörte Seraphina zu, die auch froh zu sein schien, dass Max mal etwas Spannenderes zu erzählen hatte.

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9783753184494
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Serideki Birinci kitap "Maxillia"
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