Kitabı oku: «Maxillia», sayfa 5

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Scheppernde Schwerter und lautes Rufen der trainierenden Rekruten weckten Max unsanft, die in der gesamten Nacht nicht richtig zur Ruhe gekommen war. Wirre Träume hatten sie geplagt, so dass sie sich viel hin und her gewälzt hatte und oft aufgewacht war. Gähnend stand sie auf und ging nach unten in ihr Badezimmer. Es waren wohl die vielen Erlebnisse am Tag zuvor, die ihr den Schlaf geraubt hatten und sie immer noch beschäftigten. Von allem war etwas dabei gewesen. Diese Kombination aus Freude, Aufregung, Spannung, Angst Kummer und Streit, war natürlich nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Am meisten beschäftigte sie aber der Streit mit ihrem Vater. Sie war ihm gegenüber laut geworden und wusste, dass dies nicht richtig gewesen war, auch wenn sie sonst keine Idee gehabt hätte, wie sie ihm anders hätte zu denken geben können. Nun hatte sie aber regelrecht Bauchschmerzen bei dem Gedanken ihm an diesem Tag wieder gegenüber zu treten und ins Gesicht zu sehen. Vielleicht konnte sie ihm ja bis zum Abendessen aus dem Weg gehen, auch wenn dies ein wenig feige war. Zumindest musste sie ihm nicht gleich begegnen und hatte so noch ein wenig Zeit sich Mut zu machen. Nun musste sie sich aber erst mal frisch machen und den Tag beginnen. Also wusch sie sich und zog sich in Ruhe an, bevor sie nach unten in den Teil ihrer Gemächer ging, der mehr den Wohnbereich darstellte. Wie am Vortag stand auf ihrem großen Esstisch das Frühstück schon bereit und verbreitete einen leckeren Duft im ganzen Raum. Hungrig setzte sie sich und begann zu essen. Dabei versuchte sie ihr Unwohlsein zu verdrängen und lenkte ihre Gedanken lieber auf die Frage, was sie an diesem Tag wohl machen könnte. Die Stadt hatte sie schon erkundet. Und viel mehr gab es drumherum auch nicht. Gut, es gab noch den Wald und den Sumpf. Aber ohne, dass man sich dort gut auskannte, sollte man ihn eher nicht allein betreten. Schließlich war er gefährlich und die Tücken lauerten hinter jeder Ecke. Also überlegte sie weiter, während sie ganz vergaß zu essen. Verträumt starrte sie aus dem Fenster und träumte davon Abenteuer zu erleben und spannende Dinge zu machen. Der gestrige Tag zum Beispiel war, bis auf das Abendessen, genau nach ihrem Geschmack verlaufen. Aber von der Burg aus gab es nicht so viel, was man an neuen Dingen hätte machen können, die zudem noch spannend gewesen wären. Auch den Gedanken die Welt der Menschen zu besuchen verwarf sie wieder, da in der letzten Zeit die Kontrolle und Überwachung der Portale verstärkt worden war. Der Auslöser war gewesen, dass ein Mensch ganz aus Versehen durch eines geraten war und sich mitten in Lubea wiedergefunden hatte. Da war vielleicht was los gewesen, als der völlig überforderte Mann über den Marktplatz gestolpert war und eine regelrechte Panik verursacht hatte. Zu gern wäre Max damals dabei gewesen und hätte es mit eigenen Augen gesehen. Aber sie hatte wenig überraschend auch an dem Tag in der Burg festgesessen und sich unterrichten lassen müssen. Die Berge in der Ferne lockten ebenso, die sie genauso wie so vieles noch nie vom nahen, sondern nur aus den Fenstern ihrer Gemächer gesehen hatte. Doch der Weg war zu lang, um diesen ohne ein Reittier auf sich zu nehmen, an ein solches sie wohl auch nicht so einfach und unauffällig rankommen würde. Und wenn es ihr doch gelänge, würden die Wachen sicher gleich nach einem Dieb suchen. Schmunzelnd über den Aufruhr, den es verursachen würde, verwarf sie auch diesen Gedanken und überlegte weiter. Aber auch nach längerem Nachdenken wollte ihr nichts richtig einfallen. Also schien sie tatsächlich den Vormittag über in ihren Gemächern bleiben zu müssen. Vielleicht war es ja aber auch gar nicht mal so schlecht. Schließlich hatte sie sich am Vortag ein wenig übernommen und etwas Ruhe nötig. Räuspernd wandte Max sich nun endlich wieder ihrem Frühstück zu und nahm das Brot von ihrem Teller. Doch gerade, als sie einen Bissen davon nehmen wollte, klopfte es plötzlich an der Tür. „Ja?“, fragte sie, und ließ ihre Hände wieder sinken, bevor sie das Brot vorsichtig auf dem Teller ablegte. Zögerlich wurde die Tür etwas geöffnet, dessen Scharniere leise quietschten. „Darf ich rein?“, fragte Dons Stimme heiser durch den Spalt. Scheinbar traute er es sich nicht einfach die Gemächer seiner Tochter zu betreten, was diese ein wenig wunderte. Schließlich war er sonst auch einfach hereingekommen, so wie es ihre Mutter immer tat. „Ja“, antwortete Maxillia wenig begeistert, deren Bauch sich zu verdrehen schien. Hatte sie ihm nicht bis zum Abendessen aus dem Weg gehen wollen? Dieses Vorhaben hatte sich wohl von selbst erledigt. Schließlich konnte sie ihren Vater nicht wegschicken. Zumindest nicht nachdem, was sie sich am Vortag herausgenommen hatte. Beinahe unsicher trat Don in ihr Wohnzimmer und schloss die Tür nachdenklich hinter sich. Auch er wirkte angespannt und fühlte sich sichtlich nicht ganz wohl, als er nähertrat und auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz nahm. „Guten Morgen“, räusperte er seine Stimme und legte die Hände gefaltet auf die dunkle Holzplatte. „Guten Morgen“, erwiderte Max leise und schaute nervös zu ihm auf. „Wegen gestern Abend“, begann er zögernd mit einer unterdrückten Nervosität in der Stimme. „Ja?“, wuchs die Angst in Max und ballte sich zu einem Kloß. „Ich denke, dass wir beide nicht richtig gehandelt haben“, begann Don, dem das Gespräch offenbar genauso unangenehm war, wie Maxillia. Diese schwieg erstmal und wartete ab, was geschehen würde. Schließlich wollte sie nicht gleich klein beigeben und ihren Standpunkt vertreten. „Meine Reaktion gestern fiel etwas heftig aus, weil du eine alte Wunde aufgerissen hast. Für mich war das damals alles auch nicht einfach, als ich mich habe rekrutieren lassen. Und noch weniger einfach war der Gedanke, wie es wohl meiner Familie dabei ging. Aber ich wollte das damals so sehr, dass ich mich nicht habe davon aufhalten lassen. Deswegen habe ich mich in meine Ausbildung reingekniet und habe mein Bestes gegeben“, sagte er zurückhaltend und sah dabei auf seine Hände. „Ich wollte dich nicht verletzen oder dich wegen deiner Entscheidungen kritisieren. Das geht mich auch gar nichts an. Es geht mir auch nicht um die Vergangenheit, sondern nur um die Zukunft“, nutzte Max die Einsicht ihres Vaters aus. „Meine Sorge ist dabei aber, dass die Disziplin derer, die das wirklich wollen, schaden nimmt und wir später nur noch schlecht ausgebildete Soldaten haben. Und da unsere Armee schon recht klein geworden ist, wäre es noch ungünstiger, wenn diese nur noch aus wenigen und dazu schlechten Soldaten besteht“, äußerte sich Don und suchte Maxillias Blick „Schon möglich. Aber es bringt auch Leid in die Familien. Und sicher ist es nur ein kleiner Teil der Rekruten, der so wie du, eher positiv darauf reagiert. Ich denke, dass es viele junge Männer und Frauen gibt, die zu gern zu den Rekruten gehen wollen, es aber nicht machen, weil sie zu sehr an ihren Familien hängen. Es gibt darunter sicher auch viele, die hervorragende Kämpfer wären und später sehr gute Soldaten. Und bestimmt würden diese genauso viel in ihre Ausbildung investieren, wie du es damals gemacht hast. Nur aus anderen Beweggründen. Aber das können sie nur, wenn der Beitritt zur Armee nicht gleich den Abschied von der Familie bedeutet. Davon abgesehen, glaube ich nicht, dass du weniger hart trainiert hättest, wenn du die Möglichkeit gehabt hättest deine Familie weiterhin regelmäßig zu sehen. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass es nur gut wäre den Rekruten mehr freie Zeit und vor allem Freigang zu gewähren. Sicher würden sich viel mehr junge Leute rekrutieren lassen und das Problem des Mangels wäre somit behoben“, argumentierte Maxillia selbstsicher. „Du klingst wie deine Mutter“, lachte Don und ließ seinen Blick wieder auf seine Hände sinken. „Du argumentierst genauso selbstsicher und überzeugt wie sie. Trotzdem bin ich mir nicht sicher. Seit so langer Zeit sind die Regeln so, wie sie sind. Und es gibt Gründe, warum sie so getroffen wurden“, ergänzet er, während seine Miene wieder ernst wurde. „Aber es ist doch nicht immer das Alte, was gut ist. Vor allem, wenn man zunehmend vor Problemen steht, wie der fehlende Zuwachs“, hielt Max dagegen und nutzte ein Argument Dons für sich. „Das müssen wir prüfen. Die Verstrickung des Familiären mit der Ausbildung zum Rekruten können aber auch zu Problemen führen. Zum Beispiel können Geschehnisse in der Familie zum Konzentrationsverlust führen“, entgegnete ihr Vater. „Möglich. Aber es können genauso Geschehnisse in der Kaserne die Konzentration und Motivation schmälern. Dagegen kann die Unterstützung der Familie wieder helfen“ runzelte Max die Stirn und ließ sich von ihrem Vater nicht beirren. „Ich merke, dass du sehr von deinem Standpunkt überzeugt bist. Damit haben Isabella und ich eigentlich auch gerechnet. Deshalb möchte ich gerne einen Vorschlag machen, den Isabella und ich uns im Vorfeld überlegt haben“, lehnte Don sich zu seiner Tochter vor und sah ihr mit hochgezogenen Augenbrauen ins Gesicht. Gespannt, was da wohl nun kommen würde, richtete Max sich auf und erwiderte den ernsten Blick ihres Vaters. Irgendwie befürchtete sie etwas Schlimmes, so dass sie vor Anspannung ihre Fingernägel in ihre Handflächen grub. „Bevor du auf den Vorschlag antwortest, den ich dir jetzt unterbreiten werde, möchte ich aber, dass du gründlich darüber nachdenkst und nicht übereilte Entscheidungen triffst. Schließlich musst du auch hinter diesen stehen“, redete er nochmal um den heißen Brei, als ob er Max einer Übung der Geduld unterziehen wollte. „Ist in Ordnung“, stimmte Max zu, die befürchtete, dass Don nie mit der Sprache herausrücken würde, wenn sie es nicht täte. „Deine Mutter und ich schlagen vor, dass wir das erstmal ausprobieren und beobachten was geschieht. Vorausgesetzt die Bündnisverträge lassen dies zu. Wenn du Recht hast und sich die Situation bessert, aber es keine Einbußen bei der Disziplin und Loyalität gibt, werden wir es dauerhaft ändern. Wenn meine Befürchtungen wahr werden, wird alles beim Alten bleiben. Aber dafür versprichst du uns dich mehr in deiner Ausbildung anzustrengen, so dass wir Ergebnisse sehen und du dich schnell verbesserst“, sagte er beinahe übertrieben deutlich, als hätte er Angst gehabt, Maxillia könne ihn falsch verstehen. „Ich denke darüber nach und unterrichte euch heute Abend über meine Entscheidung. Wann werde ich erfahren, ob die Verträge es auch zulassen?“, entgegnete Max nickend, während sie ihre aufsteigende Euphorie versuchte zu unterdrücken. Schließlich hatte sie ihrem Vater zuvor versprochen darüber nachzudenken bevor sie ihre Zustimmung gab und wollte daher die Freude über den Vorschlag noch nicht allzu sehr zulassen. Zumal dieser auch nur umzusetzen wäre, wenn nicht eine dämliche Klausel das Ganze noch auf den letzten Metern verhindert. „Isabella hat sich schon an den Schreibtisch gesetzt und geht die Verträge durch. Ich denke, dass sie sie heute Abend auch durchgesehen haben wird. Also denke ich, dass wir heute Abend die Vereinbarung endgültig treffen können oder die ganze Sache ein für alle Mal vom Tisch ist“, lächelte Don, der zufrieden schien. „In Ordnung“, entgegnete Maxillia, in deren Bauch die Freude schon kribbelte, obwohl ja noch gar nichts entschieden war. „Nun gut. Dann sehen wir uns spätestens heute Abend. Ich werde mich jetzt mal wieder auf den Weg machen. Es stehen wieder wichtige Dinge an und Isabella wartet sicher schon auf mich“, seufzte er und strich mit seiner Hand durch sein schon grau meliertes, braunes, kurzes Haar. Beinahe schwerfällig stützte er sich auf der Tischplatte ab und stand auf als würde man ihn dazu zwingen. So richtig motiviert sah auch sein Gesichtsausdruck nicht aus, worüber Max nur schmunzeln konnte. „Dann bis zum Abendessen. Ob früher, weiß ich noch nicht. Ich werde mich nämlich heute weiter ausruhen“, entgegnete Max etwas beiläufig, um der Lüge nicht zu sehr Bedeutung beizumessen. Sie wollte einerseits nicht verdächtig wirken, aber auch nicht, dass ihre Eltern sich wundern würden, wenn sie sie nicht beim Mittagessen anträfen. Schließlich bestünde dann die Gefahr, dass sie eventuell in ihren Gemächern nach ihr sehen würden, in denen sie sie aber höchst wahrscheinlich nicht finden würden. Denn sicher wäre Max zu der Zeit schon längst auf dem Weg zur Lichtung. „Wir lassen dein Mittagessen herbringen. Und lies nicht wieder solch grausige Geschichten“, lächelte Don, als er sich von Maxillia abwandte und in Richtung Tür ging. „Versprochen“, lachte Maxillia und sah ihrem Vater hinterher, wie er die Tür öffnete und durch diese ihre Gemächer verließ. Mit einem Gefühl des Triumphs wandte sie sich wieder ihrem Frühstück zu, das noch immer beinahe unberührt vor ihr lag. Irgendwie schmeckte es nun noch besser, jetzt wo sie das Glücksgefühl des sicher bevorstehenden Sieges spürte. Als sie satt war, stellte sie den Teller auf das noch gut gefüllte Tablett und lehnte sich seufzend zurück. Dabei ließ sie ihre Gedanken mit einem inneren Lächeln kreisen. Sicher gab es keine Klausel in den Verträgen, die eine Änderung dieser Regel verhindern könnte. Zumindest hoffte Max dies inständig. Denn zu sehr würde es sie enttäuschen, wenn es nun daran scheitern würde. Aber man hatte sich ja hauptsächlich auf die Einschränkungen des königlichen Nachwuchses gestürzt, als man die Verträge aufgesetzt hatte. So kam es Max zumindest immer vor, wenn sie mit ihren Eltern darüber sprach. Mit dem Kompromiss, den sie für ihren Sieg schließen musste, war sie völlig zufrieden. Zwar bedeutete es auch viel Arbeit für sie, aber sie würde ihr Versprechen einhalten können, dass sie Ian Amells Mutter gegeben hatte. Dafür würde sie sich gern mehr anstrengen und sich dort verbessern, wo sie es konnte. Sie könnte damit anfangen früher aufzustehen und pünktlich zu den Unterrichten erscheinen. Das würde ihren Eltern zumindest erstmal zeigen, dass sie sich bemühte und den Kompromiss ernst nahm. Doch nun hatte sie erstmal die Woche frei und somit Zeit sich zu entspannen und sich auszudenken, wie sie sich verbessern konnte. Nach der Woche würde sie sicher motiviert und mit neuem Schwung in den Alltag starten, in der Gewissheit vielen Familien geholfen zu haben. Nun musste sie sich aber erstmal überlegen, wie sie sich die Zeit bis zum Mittag vertreiben konnte und ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Vielleicht würde ihr etwas ins Auge fallen, womit sie sich beschäftigen konnte, bevor die Langeweile wieder eintreten würde. Schließlich wollte sie nicht nur herumsitzen und Löcher in die Luft starren, bis sie sich in der Mittagszeit aus der Burg herausschleichen würde. Plötzlich fielen ihr die Bücher auf, die sie sich hatte bringen lassen, um die Wache am Vortag von der Tür ihrer Gemächer weg zu bekommen. Unberührt lagen sie noch immer auf der Kommode neben der Tür und warteten darauf gelesen zu werden. Vielleicht würde sie etwas finden, was ihr gefiel und die Zeit schnell vertreiben würde. Neugierig stand sie auf und schaute sich die Titel an, die die Bucheinbände zierten. Es waren Romane, die von sich Liebenden handelten und vor Romantik und ekligem Kitsch nur so trieften. Wie sehr sie solche Bücher doch hasste. Es waren doch eh immer die gleichen Begebenheiten, die nur anders erzählt wurden und zwischen anderen Personen spielten. Dann die dramatischen Stellen, die die Tränen in die Augen treiben und die Hoffnung auf ein glückliches Ende wecken sollten. Doch oft endeten diese Geschichten nicht schön und ließen einen mit einem furchtbaren Gefühl und verheultem Gesicht zurück. Davon abgesehen konnte Max mit dem ganzen Liebesgedöns auch nicht wirklich etwas anfangen. Vielleicht lag das daran, dass sie eh niemanden weiter kennenlernte. Zudem konnte sie es sich nicht erlauben sich zu verlieben, es sei denn es war einer dieser aufgeblasenen Prinzen, die sie am liebsten nicht mal vom Weiten genießen wollte. Sie waren ihr einfach zu sehr Prinz und zu wenig normal. Etwas enttäuscht von der Auswahl legte sie die Bücher, deren Titel schon vor Drama und Liebeschaos schrien, beiseite. Das Einzige der Bücher, das kein Roman war, handelte von Legenden, Mythen und längst vergangenen Zeiten, die sowohl den Glanz als auch den Schrecken der Zeiten widerspiegeln sollte. Spannend klang es zwar erstmal auch nicht so richtig, da es sie an die Unterrichtseinheiten mit ihrer Mutter erinnerte, die meist eher beim Einschlafen halfen. Aber da es das einzige Buch war, das sie nicht schon vom Titel her nervte, nahm sie es sich mit in ihre Sitzecke, die sich unweit der Tür vor einem Kamin befand. Die eleganten Sitzmöbel hatten kunstvoll geschwungene Rahmen aus dunklem Holz und waren mit hellen Stoffen gepolstert. Der dunkle Holztisch trug auf der Platte ein schönes Blumenmuster, das sich mit helleren Holzeinlagen absetzte. Auf diesen legte Maxillia das große Buch erstmal ab und machte es sich auf dem Sofa bequem, das dem Kamin gegenüberstand. Im Kamin knisterte ein Feuer, das von einem Diener jeden Morgen angefacht wurde, da der Turm über Nacht durch die windigen Höhen, in denen er sich befand, selbst im Sommer doch sehr auskühlte. Sie liebte es aber auch die Flammen bei ihrem Tanz zu beobachten, die sanft den Raum erwärmten und mit dem Duft von verbranntem Holz erfüllten. Allerdings waren die Flammen schon recht klein geworden, so dass man schon bald wieder ein paar Scheite nachlegen müsste. Doch erstmal nahm sie lieber das Buch in die Hand und überflog die Titel, die im Inhaltsverzeichnis aufgelistet waren. Die meisten der Mythen und Legenden kannte sie schon. Sie waren aufregend und spannend und erzählten von Wesen oder Heldentaten, die kaum der Wirklichkeit entsprachen. Dafür waren es ja Legenden, an denen selten etwas Wahres dran war und nur ein Produkt der Fantasie darstellten. Denn auch wenn manches einem Funken der Wahrheit entsprach, waren sie dennoch alle ersponnen. Gerade als sie auch dieses Buch enttäuscht weglegen wollte, bemerkte sie, dass doch ein paar wenige der Titel ihr unbekannt schienen. So dass sie sich diese nochmal genauer ansah. Dabei stach ihr besonders ein Titel ins Auge, der etwas über Sphinxen erzählen sollte. Damit konnte sie gar nichts anfangen. Was sollten bitte Sphinxen sein? Dunkel erinnerte sie sich, dass ihre Mutter von Fabelwesen mit einem solchen Namen erzählt hatte, die in der Mythologie eines menschlichen Volkes vorkamen. Aber unter den Elfen und Zwergen waren solche gänzlich unbekannt. Neugierig schlug sie die entsprechende Seite auf und las die ganze Überschrift: „Die Macht der Sphinx und das goldene Reich“. Verwundert runzelte sie die Stirn. So viel verriet die Überschrift nicht. Nur, dass sie wohl ein eigenes Reich besaßen. Also was war dann bitte eine Sphinx? Neugierig blätterte sie eine Seite weiter und begann die Legende zu lesen. Es stellte sich heraus, dass es sich um Elfen handelte, die sich in diese Fabelwesen verwandeln konnten und große Macht besaßen. Sie waren Herrscher über das riesige Arkatonien und waren die größte Macht, die auf dem Planeten regierte. Ihre Hauptstadt Arkaton lag inmitten der großen Wüste, in einer riesigen Oase, in deren Mitte sich eine schwebende Festung befand. Von dieser aus waren es wohl Figuren von Löwen und Falken aus purem Gold, die Wasser herunter in einen See spien. Die Flüsse, die diesem Gewässer entsprangen, zogen sich wie Strahlen der Sonne durch den kargen Sand, den das magische Wasser zum Blühen brachte. Die Festung selbst, die als uneinnehmbar galt, schien wie aus Sonnenstrahlen gegossen und brachte ihr Licht kilometerweit über das Land, wie ein Leuchtturm seins über das Meer. So war sie auch von den nächstgelegenen Städten außerhalb der Wüste zu erkennen und demonstrierte ihre Präsenz. Der engste Verbündete der Sphingen, war das Volk der Punaji. Eine Art Hybrid aus Menschen und Katzen. Sie dienten den Sphingen als seien sie Götter gewesen und lebten in der Oase unterhalb der Festung und in den Städten um die Wüste herum. Die Macht und Reichtümer der Sphingen waren wohl so groß, dass sie den Völkern Frieden brachten, Kriege verhinderten und mit ihrer Weisheit auch zwischen Feinden vermittelten. „Fantastisch!“, dachte Max und stellte es sich im Geiste vor, während sie zu dem fast erloschenen Kamin aufsah. Einen Moment starrte sie in den gräulichen Qualm, der von der glimmenden Asche aufstieg und träumte davon diese Festung einmal zu sehen. Wie Schade nur, dass es lediglich eine Legende war und es so nie möglich wäre. Davon abgesehen, dass es wohl kaum die Naturgesetze erlaubten eine Festung schweben zu lassen. Selbst Magie stieße dabei an ihre Grenzen. Seufzend wandte sie sich wieder der Legende zu und suchte nach etwas, was das Aussehen der Sphingen beschrieb. Denn auch wenn ihre Mutter diese Wesen einmal erwähnt hatte, wurde ihr nie etwas über ihr Äußeres verraten. Aber kein Wort gab etwas darüber Preis, so dass es Maxillias Fantasie überlassen blieb sich solch mächtige Wesen vorzustellen. Lächelnd schlug sie das Buch zu und legte es beiseite. Zu herrlich waren die Beschreibungen gewesen, die nur so nach Freiheit und Frieden schrien. Sie konnte es sich gar nicht vorstellen, wie es ohne Streitereien zwischen den Völkern wäre. Besonders, da sie von den Orks wusste, die in eher primitiven Stämmen lebten und andauernd reisende Händler, Bauernhöfe und andere leichtere Opfer angriffen und ausplünderten. Selbst untereinander standen sie ständig im Streit und schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein. Leider konnte man sie davon auch nicht wirklich abhalten. Sie waren nämlich groß und unheimlich stark, so dass es drei Elfen brauchte, um einen zu besiegen. Daher nutzten auch die vielen Patrouillen eher wenig, die durch die Lande zogen und versuchten die Elfen und Zwerge vor ihnen zu schützen. Zudem lebten sie nicht lange an den gleichen Orten und verließen schnell ihre kleinen Dörfer, so dass man keine Chance hatte eines anzugreifen. Der Legende nach zu urteilen, waren aber auch sie unter der Herrschaft der Sphingen friedlich und blieben unter sich. „Ach man“, seufzte Max innerlich, die sich beinahe wünschte, die Legende wäre wahr gewesen. Aber das war sie sicherlich nicht. Schließlich gab es keine Sphingen. Max hätte das sonst sicher gewusst. Und eine Stadt, geschweige denn Wasser in der Wüste gab es auch nicht. Zwar stand auch geschrieben, dass sie vor tausend Jahren gelebt und regiert haben, aber wohin sollten sie denn verschwunden sein? Schließlich wäre dem Text nach, kein Volk stark genug gewesen, um die Sphingen besiegt und ausgerottet haben zu können. Oder hätte ein übermächtiges Ereignis oder gar eigener Hochmut zu ihrem Fall führen können? In der Legende stand nichts von einem Untergang dieses Reiches. Doch wenn die Geschichte wahr gewesen wäre, hätte es einen Grund geben müssen, warum es sie nicht mehr gab. Eine Weile grübelte sie noch darüber nach, so dass sie völlig die Zeit vergaß und erschrocken hochjagte, als es an der Tür klopfte. Vorsichtig öffnete sich diese gleich und Dienerinnen traten mit einem Tablett herein, auf dem das Mittagessen angerichtet war. Eigentlich wollte sie schon längst losgegangen sein, damit Seraphina nicht wieder so lang auf sie warten musste. Aber offenbar war die Zeit viel schneller vorangeschritten, als sie es gedacht hatte. Also eilte sie nach oben, als die Dienerinnen ihre Gemächer verlassen hatten, und zog sich wieder ihre bequemeren Sachen und den dunklen Umhang an. Während sie oben war, öffnete sich erneut die Tür und die Stimme einer Dienerin rief kurz etwas über einen Nachtisch zu Max nach oben. Was genau sie gesagt hatte, hatte sie nicht verstanden. Daher rannte sie nicht gleich wieder runter, sondern lauschte erst einmal einen Moment, ob sich unten irgendetwas regte. Es war aber kein Laut zu vernehmen. Also schlich sie ein paar Stufen ihrer Treppe hinunter und lugte um die Ecke. Gerade als sie ihren Blick durch den Raum schweifen ließ, fiel die Tür ins Schloss und verriet damit, dass die Frau gerade die Gemächer wieder verlassen hatte. Erleichtert lief sie den Rest der Treppe hinunter, schnappte sich ein Brot von dem Tablett und ging rüber zur Kommode neben der Tür. Dort nahm sie sich den schönen neuen Dolch und befestigte ihn an ihrem Gürtel. Nun musste sie nur die Wache wieder von der Tür wegbekommen. Doch diesmal konnte sie nicht wieder nach Büchern fragen. Es wäre auch seltsam, wenn sie alle Bücher schon durchgelesen hätte. Aber sie konnte sich ja ihre Abneigung gegenüber den Liebesromanen zu Nutze machen und diese zurück in die Bibliothek bringen lassen. Lächelnd nahm sie sich also den Stapel dieser fürchterlichen Romane und öffnete die Tür einen Spalt, bis sie mit der Wache sprechen konnte. „Könnten sie diese Bücher zurück in die Bibliothek bringen? Sie entsprechen nicht ganz meinem Geschmack“, sprach sie den Mann an, der erschrocken zusammenzuckte. Offenbar hatte er nicht bemerkt, wie die Tür sich neben ihm geöffnet hatte und Maxillia in dem Spalt erschien. „Ja, na klar“, nickte er freundlich, mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie ihn bei irgendetwas ertappt. Sich räuspernd nahm er ihr die Bücher ab und machte sich auf der Stelle auf den Weg. Nun konnte Maxillia die Gemächer verlassen und sich auf den Weg zur Lichtung machen. Mit einem verschmitzten Lächeln schlich sie durch die Gänge nach draußen in den Wald, wo sie im Schatten der Bäume den Weg zur Lichtung entlanglief. Endlich kam sie an dem kleinen Tümpel an und kletterte in das Versteck, in dem diesmal wieder Seraphina auf sie wartete. Seufzend machte es sich nun auch Maxillia bequem und lehnte sich gegen den dicken Ast, den sie immer als Lehne benutzte. „Na? Wie geht es dir heute?“, fragte Phina und schaute Max mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Viel besser als gestern. Ich bin dir echt was schuldig“, antwortete sie mit einem breiten Lächeln. Die Kopfschmerzen waren schließlich völlig verschwunden und auch ihr allgemeines Befinden war mehr als zufriedenstellend. „Das freut mich. Ist aber nicht der Rede wert. Habe ich ja gerne gemacht. Und ich konnte mal mein Wissen anwenden“, lachte Seraphina, die recht stolz auf den Erfolg gewesen zu sein schien. „Das stimmt. Das kommt auch nicht alle Tage vor. Apropos. Welche Kräuter habt ihr heute wieder gesammelt?“, stichelte Max grinsend, der es bewusst war, dass der Tag ihrer Freundin wieder nicht sonderlich spannend gewesen sein konnte. Sicher war selbst Maxillias Tag spannender gewesen, die zumindest eine neue Legende hatte kennenlernen können. „Hey. Nur weil du mal frei hast und dich nicht im Unterricht langweilen musst?“, beschwerte Seraphina sich und warf Max einen Blick zu, der einer Mischung aus Erbostheit und Belustigung glich. „Ich muss es doch mal ausnutzen, dass ich meinen Tag ein bisschen weniger langweilig gestalten kann. Zumal sich das nach meiner freien Woche wieder ändern wird. Und ich muss mir ab dann auch mehr Mühe geben“, lachte Max fröhlich und lehnte sich zurück. Seraphina runzelte die Stirn und setzte gerade zu einer Frage an, mit der sie in Erfahrung bringen wollte, was ihre Freundin damit meinte, sie müsse sich mehr anstrengen. Aber wegen irgendetwas schreckte sie auf und schaute sich verwundert um. „Was ist denn?“, fragte Max verwirrt, die nichts bemerkt hatte, was Seraphina hätte aufhorchen lassen können. „Pst“, machte sie daraufhin und hielt ihren Finger vor die Lippen. „Soweit dürfen wir doch gar nicht von der Kaserne weg“, drang eine männliche Stimme plötzlich an ihre Ohren, während das Rascheln von Schritten näherkam. Erschrocken schauten sich die beiden Mädchen in die Augen und hielten die Luft an. Würden die ungebetenen Gäste sie entdecken? Nun mussten sie auf jeden Fall sehr leise sein. Vielleicht würden sie dann unbemerkt bleiben können. „Man, hab dich nicht so“, sagte eine andere männliche Stimme. „Solange uns hier niemand findet, ist doch alles in Ordnung“, sagte ein Dritter. Mit pochenden Herzen schauten Max und Phina durch die Blätter und erhaschten einen Blick auf drei junge Männer, die auf die Lichtung traten. Sie trugen Rüstungen und Schwerter bei sich, die Maxillia nur zu gut kannte. Offenbar waren es Rekruten, die sich unerlaubterweise von der Kaserne entfernt hatten. Mit klappernden Rüstungen überquerten sie die hohe Wiese und näherten sich dem Baum, in dem die Mädchen sich versteckt hielten. Wie zu Stein erstarrt saßen sie auf den alten Brettern und wagten nicht einen Mucks zu machen. Aber scheinbar bemerkten die drei sie nicht. Nicht einmal, als sie es sich auf dem Steg über dem Tümpel bequem machten, der sich dicht neben dem krummen Stamm des alten Baumes befand. „Fühlt sich gut an, mal ein wenig aus der Kaserne zu kommen“, seufzte der Braunhaarige lächelnd, dessen Gesicht sehr markant war. „Ja. Das kannst du laut sagen“, lachte ein anderer und setzte sich hin. Dessen Haar war fast schwarz und unheimlich dicht und sein Gesicht hatte etwas Hartes an sich, so dass man schon daran seine Kraft hatte vermuten können. Der blonde Mann hingegen nickte nur zustimmend, wobei sein Blick etwas besorgt wirkte. „Wir müssen das öfter machen“, stellte der Schwarzhaarige fest und legte sich auf das moosbewachsene Holz, während er seinen Kopf mit einer Hand stützte. „Wobei es auch ziemlich lustig ist dem Prinzesschen beim Herumhampeln zuzusehen. Trainieren kann man das nicht nennen“, lachte wieder der Braunhaarige. „Sei nicht so gemein. Sie ist eben ein Mädchen“, lachte der Blonde. „Ja und dazu ein Prinzesschen“, stimmte der Schwarzhaarige zu. Grimmig warf Max den drei jungen Männern einen Blick zu, als ob diese ihn hätten sehen können und verschränkte beleidigt die Arme. Ihr war bewusst, dass die Rekruten nicht viel von ihr hatten halten können, aber es nun zu hören, tat doch ziemlich weh. Phina hingegen war belustigt und unterdrückte sich mit vorgehaltener Hand ein Lachen. Traurig lehnte Max sich zurück und lauschte weiter den Verspottungen, die die drei Männer über sie erzählten. „Ach ja. Ich finde, dass es schon etwas Niedliches an sich hat, wenn sie angestrengt mit dem Zauberstab herumfuchtelt und doch nichts passiert“, grinste der Blonde verschmitzt, während die anderen wieder lachten. „Ich frage mich, wann sie wieder trainieren wird. Es sah schon schmerzhaft aus, als sie den Stein gegen den Kopf bekommen hat“, ergänzte derselbe. „Diese Woche sicherlich nicht mehr“, sagte darauf der mit den fast schwarzen Haaren. „Das glaube ich auch. War aber sehr ritterlich von dir, dass du ihr geholfen hast“, erwiderte der Braunhaarige spöttisch und stupste den Blonden an. „Ja. Auch wenn jetzt alle denken, dass du ein Schleimer bist“, stimmte der mit dem schwarzen Haar zu. „Ach Mann. Es hätte auch ein anderer auf die Idee kommen können“, beschwerte sich der Blonde, der offenbar der war, dessen Duft Max nicht mehr aus dem Kopf bekam. „Und wieso? Damit wir uns hätten einschleimen können?“, winkte der Schwarzhaarige ab und prustete abfällig. „Wieso denkt ihr ans Einschleimen? Wir sollen doch lernen die Königsfamilie zu schützen. Und wenn die Prinzessin sich verletzt, ist es doch unsere Pflicht ihr zu helfen. Zudem ist sie eine junge Frau. Hat man euch nicht beigebracht ihnen gegenüber zuvorkommend zu sein?“, fragte wieder der Blonde und zog seine Augenbrauen beinahe ermahnend hoch. „Naja. Ich werde mich in jedem Fall jetzt erst einmal im Wasser abkühlen. Es ist ganz schön warm heute. Und eine bessere Gelegenheit kommt wohl erstmal nicht mehr“, lenkte der Braunhaarige ab und erhob sich. „Kommt ihr auch mit rein?“, fragte derselbe und streckte seine Arme. „Hier soll es Nymphen geben. Ich weiß nicht, ob wir da rein sollten“, äußerte der Blonde seine Bedenken. „Wieso denn nicht? Was sollen die Nymphen denn schon tun?“, entgegnete der Braunhaarige, während er schon begann sich zu entkleiden. Seraphina beugte sich neugierig vor und schaute ihm mit großen Augen dabei zu. Max stieß sie an und schmunzelte amüsiert über dieses offensichtliche Verhalten. „Ich weiß ja nicht, wie die das hier mit dem Tümpel so halten. Ich will niemanden verärgern, wenn wir sowieso schon die Regeln brechen“, erklärte sich der Blonde etwas besorgt und ließ seinen Blick über den Rand der Baumreihen wandern. „Ach, sei kein Spaßverderber Ian. Die werden sicher nicht einmal mitbekommen, dass wir hier sind. Kommt schon. Ryan?“, entgegnete der Braunhaarige und wandte sich von dem Blonden zu dem mit den fast schwarzen Haaren. Maxillia schreckte hoch. Ian? Hatte der Braunhaarige den Blonden gerade etwa Ian genannt? Neugierig reckte nun auch sie den Hals nach den jungen Männern, um mehr mitzubekommen und den blonden Mann genauer anzusehen. Nun stieß Seraphina sie an und verzog ihr Gesicht zu einem verschmitzten Grinsen. Der junge Mann mit den braunen Haaren legte derweil nun auch sein Hemd ab, so dass er nur noch in den dünnen Leinenhosen stand, die er unter der Rüstung trug. Barfuß ging er an den Rand des Steges und wandte sich mit fragendem Blick nochmal zu den anderen beiden um. „Komm Ryan. Und du auch Ian. Habt euch nicht so“, erhob er erneut das Wort. „Gut. Ich bin dabei“, gab der mit den schwarzen Haaren nach, den der Braunhaarige „Ryan“ genannt hatte. „Na also. Dann nur noch du, Ian“, rief der Braunhaarige und zeigte mit dem Finger auf den blondhaarigen jungen Mann. Tatsächlich hatte Max sich nicht verhört und der Name des Mannes schien wirklich Ian gewesen zu sein. Doch konnte es sein, dass dies Ian Amell war? Der Sohn der Frau aus der Schmiede? Ganz unwillkürlich griff Max nach dem schönen Dolch an ihrem Gürtel, als ob dieser ihr die Frage hätte beantworten können. War dieser Mann es gewesen, der diesen herrlichen Dolch gefertigt hatte? Mit großen fragenden Augen schaute Seraphina zu Max rüber, als ob sie an ihrem Blick hatte versuchen wollen die Gedanken ihrer Freundin zu ergründen. Doch die starrte wie versteinert hinunter zu dem jungen Mann, für dessen Mutter sie scheinbar den Ärger mit ihrem Vater auf sich genommen hatte. Ein lautes Platschen war zu hören, als der Braunhaarige kopfüber vom Steg aus ins Wasser sprang und dabei das Wasser gründlich aufwirbelte. „Komm schon Ian. Du auch. Oder siehst du hier eine Nymphe? David traut es sich doch auch“, sagte Ryan, während er sich nun auch seine Rüstung auszog, wobei er fast schon ungeduldig wirkte. „Und was ist, wenn uns jemand erwischt? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust auf Ärger“, entgegnete Ian besorgt, während David nach den beiden rief und schon begann seine erste Runde in dem trüben Wasser zu schwimmen. „Komm schon. Sei doch kein Spießer“, entgegnete Ryan, als er gerade an seinem Stiefel zottelte. „Na schön. Aber wehe uns erwischt jemand. Dann macht ihr meine Strafarbeit für mich mit“, gab Ian nach und schaute sich nochmal prüfend um. „Na geht doch“, grinste Ryan und zog sein Hemd aus. Nun begann auch Ian sich der Rüstung zu entledigen, während Ryan schon ins Wasser stieg und zu David herüberschwamm. „Heiß“, flüsterte Seraphina ganz leise Max zu, als nun auch der Letzte seinen muskulösen Körper zeigte und elegant ins Wasser sprang. Max warf ihr ein schmunzeln zu, der das gleiche durch den Sinn ging. „Hey! Seht mal hier“, rief Ryan, der am Ufer etwas gefunden hatte, nachdem die drei den Tümpel erstmal auf gefährliche Stellen überprüft hatten. Er zog etwas aus dem Wasser und riss es von einem Ast ab, der dicht unter dem Wasser gewesen zu sein schien. „Was ist das?“, fragte David, der zu ihm herüber geschwommen kam und mit zusammengekniffenen Augen versuchte zu erkennen, was Ryan dort in den Händen hielt. Auch Ian kam zu ihm rüber geschwommen und wartete gespannt auf ein Urteil der beiden Männer. „Sieht aus wie eine Art Wassernuss. Die könnten wir wie einen Ball verwenden“, entgegnete Ryan, der etwas dunkles, rundes in die Luft warf. „Oh ja. Die schwimmt sogar“, stimmte David begeistert zu, als die Nuss auf die Wasseroberfläche traf und nicht unter ging. „Wirf her“, rief Ian, der noch ein Stück weg war und gleich die Tauglichkeit prüfen wollte. Im hohen Bogen warf Ryan die dunkle Nuss zu ihm rüber, die mit einem hohlen Ploppen vor Ian aufkam. Nun entfernte David sich von Ryan und fing die Nuss als Ian sie zu ihm warf. Dabei tauchte er kurz unter Wasser, da der Tümpel zu tief war, als dass er hätte stehen können. Wie Kinder begannen sie herum zu tollen und lachten, während sie sich gegenseitig die Nuss zuwarfen und dabei versuchten immer weitere Entfernungen zu schaffen. Stumm beobachteten die beiden Mädchen die drei und amüsierten sich über sie. Besonders amüsierte es sie aber, dass die drei sie nicht entdeckten. Scheinbar war das Versteck doch besser, als sie es immer gedacht hatten. Denn selbst als Ryan direkt unter ihnen stand, um die Nuss wiederzuholen, blieben sie völlig unentdeckt. „Wir sollten wieder zurück. Unsere Freizeit dürfte schon wieder vorbei sein“, erinnerte Ian die beiden anderen nach einiger Zeit und verließ gleich als Erster wieder das Wasser. Murrend folgten Ryan und David ihm, die offenbar viel zu sehr Spaß gehabt hatten, als dass sie schon hätten gehen wollen. Aber sie mussten ja. Besonders, wenn sie keinen Ärger kriegen wollten. Schnell zogen sie sich also wieder an und schlüpften so nass wie sie waren in ihre Rüstungen. „Nächstes Mal nehmen wir Handtücher mit“, lachte Ryan noch, woraufhin David und Ian zustimmend nickten. Dann verließen sie die Lichtung wieder und verschwanden zwischen den Bäumen im Wald. „Meinst du, dass dieser Ian, Ian Amell ist?“, fragte Phina, als die drei außer Hörweite waren. „Ich weiß es nicht. Möglich wäre es allerdings. Es wäre sogar recht wahrscheinlich. Schließlich kommt der Name Ian nicht so häufig vor“, stellte Max lächelnd fest. „Schlecht sahen die drei auf jeden Fall nicht aus“, grinste Phina verschmitzt und lehnte sich entspannt zurück. „Da hast du Recht. Auch wenn sie nicht gerade nett über mich gesprochen haben“, lachte Max und lehnte sich ebenso wieder gegen den Ast hinter ihr. „Ja, das stimmt. Aber sie kennen dich auch einfach nicht. Wahrscheinlich würden sie ganz anders denken, wenn sie wüssten, wie du wirklich bist“, entgegnete Phina und versuchte so ihrer Freundin etwas Mut zu machen. „Danke. Das war nett“, bedankte sich Max und lächelte Seraphina an. „Nicht der Rede wert“, lachte diese, als hätte sie Max nur einen Gefallen getan. „Aber wie konnten sie eigentlich die Lichtung finden?“, fragte sich Phina und schaute Max an, als hätte sie es wissen können. „Vielleicht haben sie ja auch die Pforte entdeckt und dann den Pfad. Wer weiß, was sie während ihrer letzten Freizeit gemacht haben. Vielleicht sind sie spazieren gewesen und haben den Ort zufällig entdeckt“, überlegte Maxillia und nahm den Dolch von ihrem Gürtel. Vorsichtig drehte sie ihn zwischen den Händen und schaute ihn sich von allen Seiten genau an. Auch Seraphina betrachtete ihn und sagte nachdenklich: „Vielleicht. Aber vielleicht wissen auch noch andere von der Lichtung und haben ihnen davon erzählt“. „Aber woher hätten diese davon wissen können? Ich meine wir sind doch jeden Tag hier und haben niemanden herumschleichen sehen“, bemerkte Max nachdenklich. „Im Winter treffen wir uns aber nie. Vielleicht hat jemand im Winter die Lichtung entdeckt“, mutmaßte Phina weiter. „Das stimmt. Aber wären sie dann nicht schon viel früher hier gewesen?“, stellte Max die Frage in den Raum. „Hm“, machte Phina nachdenklich und begann sich noch weitere Theorien zu überlegen. Noch eine ganze Weile überlegten sie und zerbrachen sich die Köpfe. Schließlich bestand so die Gefahr, dass sie irgendwann doch entdeckt würden und sich vielleicht nicht mehr treffen konnten. Doch ohne auf eine Erklärung gekommen zu sein, die der Wirklichkeit hätte entsprechen können, machte sich Max relativ spät an diesem Tag wieder auf den Weg zur Burg. Dazu huschte sie wieder den dicht bewachsenen Weg entlang durch den Wald. Es war schon etwas dunkler geworden, so dass sie besonders aufpassen musste nicht über die vielen Wurzeln zu fallen, die regelrechte Schlaufen über dem Boden bildeten. Plötzlich schlug eine der Wurzeln peitschend nach oben, als hätte sie ein Eigenleben gehabt, und brachte Max dadurch zu Fall. Hart schlug sie mit dem Bauch auf dem Boden auf, so dass ihr regelrecht die Luft wegblieb. „Was war denn das?!“, keuchte sie innerlich und wandte sich zu der Wurzel um, die sich wieder völlig normal über den Boden zog. Mit gerunzelter Stirn setzte sie sich auf und klopfte den Dreck von ihrer Brust. Hatte sie sich das gerade eingebildet oder war die Wurzel wirklich nach oben geschnellt, als wollte der Baum ihr ein Bein stellen? „Äußerst seltsam“, dachte sie sich und wollte gerade wieder aufstehen, als sie plötzlich etwas neben sich aufblitzen sah. Verwundert schaute sie auf die Stelle und bemerkte einen goldenen Armreifen in dessen Mitte ein ovaler, schwarz schimmernder Stein gefasst war. Vorsichtig hob sie ihn auf und berührte dessen beinahe unnatürlich glatte und gleichmäßig gewölbte Oberfläche. Sofort färbte er sich rot, als würden Flammen in ihm auflodern und begann sanft zu leuchten, als hätte man eine Kerze angesteckt. „Seltsam“, sagte Max erneut zu sich selbst und stand auf. Kurz sah sie sich um, ob vielleicht jemand in der Nähe war, der den Armreif hätte verloren haben können. Aber es war niemand zu sehen. Vielleicht gehörte er einem der drei Rekruten. Sie waren, nach Maxillias Wissen, die Einzigen, die in den letzten Stunden dort entlanggelaufen waren. Lange konnte er hier nämlich nicht gelegen haben. Schließlich wirkte das Gold wie frisch poliert und glänzte, als ob man den Armreif zu einem königlichen Fest hätte tragen wollen. Aber wieso hätte einer von den dreien ein solch wertvolles Stück mit in einen Wald nehmen sollen? Schließlich wäre er irgendwo versteckt sicherer gewesen. Aber was sollte sie nun damit machen? Sollte sie ihn wieder zurück auf den Boden legen? Schließlich könnte der Besitzer auf der Suche nach diesem Schmuckstück wiederkommen. Allerdings wäre es vielleicht auch töricht ihn liegen zu lassen, da er von einem Wildtier in den feuchten Boden hätte hineingetrampelt werden können. Kaum hatte Max den Gedanken zu Ende gedacht, fiel ihr ein großer Stein am Wegesrand auf. Auf diesem wäre die Gefahr nicht gegeben in der Erde zu verschwinden. Also legte sie den Armreif ab und wandte sich wieder ihrem Heimweg zu. Doch gerade, als sie einen Schritt machen wollte, schlang sich eine Wurzel um ihren Knöchel und hielt sie fest. „Was ist denn das jetzt schon wieder?“, fragte sich Max beinahe entsetzt und versuchte ihr Bein zu befreien. Aber die Wurzel hatte sich so fest um sie geschlungen, dass alles Zotteln und Zerren vergebens waren. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie wusste zwar, dass der Wald viele Geheimnisse barg, aber das war selbst für ihn äußerst merkwürdig. Seufzend beugte sie sich runter und packte mit den Händen die Wurzel, in der Hoffnung sie los zu bekommen. Doch was war denn das? Vor ihren Füßen lag der goldene Armreif, den sie gerade schon einmal aufgehoben hatte. Verwirrt schaute sie zum Stein herüber, auf dem sie ihn zuvor abgelegt hatte. Doch dieser war leer. Zögernd hob sie den Armreif auf, woraufhin sich die Wurzel sofort von ihrem Bein löste und sich starr auf den Boden zurücklegte. Langsam bekam Maxilla es mit der Angst zu tun, so dass sie einfach nur noch zurück nachhause wollte. Also steckte sie den Armreif in eine Innentasche ihres Umhangs und machte sich erneut auf den Weg. Diesmal hielt sie keine Wurzel auf, so dass sie ungehindert schnell zurück zur Burg und nach oben in ihre Gemächer huschen konnte. Zum Glück war die Wache vor ihrer Tür wieder eingeschlafen, so dass sie sich auch an diesem Tag keine Ausrede einfallen lassen musste. Endlich zurück, eilte sie nach oben, wo sie sich hastig das Kleid vom Morgen anzog. Schnell legte sie sich noch den Verband um den Kopf und versteckte den seltsamen Armreif in ihrem Kleiderschrank, den sie lieber sorgfältig verschloss. Erst als sie sich sicher war, dass niemand ihn finden würde, eilte sie hinunter in den Speisesaal, in dem sie mit ihren Eltern immer zu Abend aß. „Hallo Max. Du bist diesmal aber besonders spät dran“, bemerkte Isabella schmunzelnd, als Max dort ankam und sich auf ihren Platz setzte. „Ich habe die Zeit beim Lesen völlig vergessen“, log Max und schnappte sich hungrig ein Stück des flachen Brotes, das aus einem seltenen Wildkorn gebacken war. „Was hast du denn gelesen?“, fragte Don, der etwas misstrauisch schien. „Ich habe etwas über die Legende der Sphingen gelesen“, antwortete sie prompt mit schon vollem Mund. Irgendwie fühlte es sich gut an zur Abwechslung mal nicht zu lügen, sondern die Wahrheit zu sagen. Denn die Legende hatte sie ja wirklich gelesen, wenn auch am Vormittag und nicht am Abend. „Achso“, nickte Isabella und warf ihrem Mann einen bedeutungsschwangeren Blick zu. „Was ist denn los? Warum grinst ihr denn so komisch?“, fragte Max irritiert, die die Gesichter ihrer Eltern bemerkt hatte. „Ach nichts“, tat Isabella ab und widmete sich wieder ihrem Essen. „Na schön. Wie sieht es denn jetzt eigentlich mit den Bündnisverträgen bezüglich der freien Zeit für die Rekruten aus? Habt ihr sie schon komplett durchsehen können?“, ließ Max das so stehen und lenkte das Thema lieber auf die Abmachung, die noch endgültig zu treffen war. „Ja. Von den Verträgen her spricht tatsächlich nichts dagegen“, antwortete Isabella, zu Maxillias Freude. „Stimmst du denn dann den Bedingungen zu“, wollte Don nun wissen. „Ich würde es davon abhängig machen, wie viel freie Zeit ihr erlauben würdet“, entgegnete Max und biss erneut hungrig in ihr Brot. „Was würdest du denn vorschlagen?“, fragte Isabella, die überrascht von der Initiative ihrer Tochter schien. „Wie wäre es mit zwei vollen Tagen?“, antwortete Max und wartete gespannt auf die Reaktion. „So viel?“, entsetzte sich Don, dem beinahe ein Bissen im Hals stecken blieb. „Alles andere lohnt sich doch kaum“, argumentierte Max sehr überzeugt. „Wieso, sollte es sich sonst nicht lohnen?“, fragte Don räuspernd, der da scheinbar ganz anderer Meinung war. „Weil mit Anreise und Abreise sonst zu wenig Zeit bliebe. Die Ärmsten wären sonst mehr unterwegs als bei ihren Lieben“, entgegnete Max selbstsicher. „Gut. Dann machen wir es so. Und das gilt dann ab dem nächsten Monat“, entschied Isabella, bevor Don noch etwas sagen konnte. Maxillias Herz machte vor Freude einen Hüpfer. „Echt?“, fragte sie ungläubig mit glänzenden Augen, da sie tatsächlich nicht mit einer solchen Großzügigkeit gerechnet hatte. Sie hatte sich sogar darauf vorbereitet noch weitere Diskussionen mit ihren Eltern zu führen. Auch Don schien damit nicht gerechnet zu haben, dem das Blut aus dem Gesicht gewichen war und erschrocken seine Frau anblickte. „Ja. Aber du musst dich ab nächster Woche dann auch besonders anstrengen“, entgegnete Isabella mahnend und ignorierte ein wenig das entsetzte Gesicht, das Don machte. „Ja. Ich weiß. Abmachung ist Abmachung“, stimmte Max mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu. Schließlich hatte sie so ihr Versprechen mehr als erfüllt und sicher nicht nur einer Familie geholfen.

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