Kitabı oku: «Gleichheit oder Freiheit?», sayfa 2

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Jefferson war nun aber in Wirklichkeit ein Agrarromantiker, der von einer Republik träumte, die, von einer Elite des Charakters und des Intellektes regiert, sich auf eine Freibauernschaft stützen sollte24. Dies bezeugt deutlich sein Brief an John Adams vom 28. Oktober 1814:

»The natural aristocracy I consider as the most precious gift of nature, for the instruction, the trusts and government of society. And indeed, it would have been inconsistent in creation to have formed men for the social state, and not to have provided virtue and wisdom enough to manage the concerns of society. May we not even say that that form of government is the best which provides most effectually for a pure selection of these natural aristoi into the offices of government?«

Und auf einer anderen Seite desselben Briefes fügt er hinzu:

»Every one by his property, or by his satisfactory situation, is interested in the support of law and order. And such men may safely and advantageously reserve to themselves wholesome control over their public affairs, and a degree of freedom, which in the hands of the canaille of the cities of Europe, would be instantly perverted to the demolition and destruction of everything public.«25

Seine einseitige und unchristliche Ablehnung des städtischen Proletariats und der gesamten Arbeiterklasse war so ausgesprochen, daß es schwer zu verstehen ist, wie er, wenn auch nur vorübergehend, zur erlauchten Würde eines Schutzpatrons des »Common Man« erhoben werden konnte. Diese wenig passende Rolle wurde ihm, einem Sklavenhalter, von der Propaganda während des letzten Krieges zugeschanzt. Schrieb er doch da zum Beispiel:

»The mobs of great cities add just so much to the support of pure government, as sores do to the strength of the human body… I consider the class of artificers as the panders of vice, and the instruments by which the liberties of a country are generally overturned.«26

In seinen späteren Jahren schienen sich seine Ansichten gemildert zu haben; das Wort democratic kommt in seiner Korrespondenz nur ein einziges Mal vor, einmal sprach er sogar von den »schweinischen Massen«, und das Frauenwahlrecht lehnte er immer rundweg ab27. Seine Liebe zur Scholle blieb unverändert, doch seine zutiefst agrarischen Anschauungen waren in seinen jüngeren Jahren mehr betont. In diesem Sinne schrieb er am 20. Dezember 1787 an Madison:

»I think that our governments will remain virtuous for many centuries; as long as they are chiefly agricultural: and this will be as long as there are vacant lands in any part of America. When they get piled upon one another as in the large cities of Europe, they will become corrupt as in Europe.«28

Wie man sieht, waren seine Ansichten selbst über die Möglichkeiten einer Republik sehr beschränkt und von äußeren Umständen abhängig gemacht. Für Frankreich zog er eine konstitutionelle Monarchie der Republik vor. In einem Brief, datiert vom 17. Mai 1792, den er an Washington gerichtet hatte, nannte er sich einen »republikanischen Föderalisten«, und in seiner ersten Antrittsrede als Präsident betonte er, daß er sowohl »Föderalist« als auch »Republikaner« sei.

Erst viel später, als Andrew Jackson im Jahre 1828 als Präsidentschaftskandidat gegen John Quincy Adams, den Sohn John Adams’, auftrat, wurde jener von einigen seiner Anhänger ein »demokratischer Republikaner genannt«. Dies war nötig, als beide sich als Republikaner bekannten. Sein Nachfolger, Martin Van Buren, brüstete sich, wieder Republikaner zu sein, aber in der Folgezeit wurde der Ausdruck »demokratisch« als Parteibezeichnung immer mehr und mehr gebraucht. Immerhin, der Begründer der demokratischen Ideologie des heutigen Amerika ist und bleibt Andrew Jackson (7. Präsident, 1829–1837), dessen Reiterstandbild in Washington vor dem Weißen Hause prangt. In den vier Ecken des Jackson Square aber kann man die Statuen von vier Adeligen sehen, die den Amerikanern in ihrem Unabhängigkeitskampf zu Hilfe eilten, um für die Freiheit, nicht aber für die Gleichheit oder die Mehrheitsherrschaft zu kämpfen: Tadeusz Kościuszko, Baron von Steuben, der Marquis de Lafayette und der Graf Rochambeau. Graf Kazimierz Pułaski, der einzige General, der im Unabhängigkeitskrieg gefallen war, und Baron de Kalb sind anderswo verewigt. Fast unbekannt ist jedoch der Kronzeuge des Gegensatzes zwischen liberaler Freiheit und demokratischer Gleichheit: Charles-Armand Tuffin, Marquis de la Rouërie, dem ich in meinem Leftism (1974) ein langes Kapitel widmete. Er kam als Freiheitskämpfer noch vor Lafayette in die Vereinigten Staaten, verließ Amerika nach Lafayette, war ein persönlicher Freund Washingtons und ein Mitglied des Ordens der Cincinnati. Nach der Rückkehr nach Frankreich sah er bald die Gefahr der demokratischen Tyrannis und organisierte den bewaffneten Aufstand in der Bretagne. Schwer krank starb er versteckt in einem Schloß, wurde heimlich im Park bestattet, doch von den Jakobinern ausgegraben. Der Leichnam wurde geköpft, und sowohl die Schloßherren als auch seine Freunde endeten am Schafott.

Diese besonderen Hinweise auf Amerika haben wir für nötig gehalten, denn die politische und kulturelle Propaganda der Vereinigten Staaten hat nur zu oft ein falsches Bild der amerikanischen Vergangenheit verbreitet, zumeist jakobinische Verfälschungen der amerikanischen Geschichte, die in der Regel von Linkselementen in Umlauf gesetzt wurden.

Diejenigen aber, denen es daran gelegen ist, Klarheit und Ordnung ins politische Denken zu tragen und die Begriffe »Liberalismus«, »Demokratie« und »Republik« methodisch auseinanderzuhalten, haben es in öffentlichen Diskussionen allerdings nicht leicht. In Dokumenten und offiziellen Verlautbarungen kommt ein scholastisches distinguo in diesen Dingen immer als eine Überraschung29. (Leider kann man sich auf solche in den Reden unserer »Staatsmänner« nicht mehr gefaßt machen.) Selten ist sich auch jemand bewußt, daß der wichtigste Unterschied zwischen der festländischen und der angelsächsischen parlamentarischen Tradition in der wichtigen Legierung besteht, die unzertrennlich von der letztgenannten ist: »whiggery« oder Liberalismus im wirklichen Sinn des Wortes. Wenn die große Mehrzahl der Amerikaner und Engländer über »Demokratie« reden – und zu einem gewissen Grade muß man da auch die Schweizer einbeziehen —, schließen sie in ihrem Begriff der Demokratie das liberale Element ein, und dies trotz der Tatsache, daß Demokratie und Liberalismus sich auf zwei völlig verschiedene Probleme beziehen. Die Demokratie beschäftigt sich mit der Frage, WER herrschen soll, während sich der Liberalismus, unabhängig vom Rechtstitel des oder der Herrschenden, um das WIE des Regierens kümmert, denn sein Interesse ist die Freiheit des Regierten und nicht die Rechtstitel der Regierenden30. Eine Demokratie kann völlig illiberal sein31; der Volstead-Act, die Rechtsgrundlage des amerikanischen Alkoholverbotes (1920–1933), kam auf streng demokratischer Basis zustande, stellte aber zugleich einen unerhörten Eingriff in das Privatleben der Bürger dar. Der Faschismus, der nationale und internationale Sozialismus machten zu verschiedenen Zeiten den Anspruch, wesenhaft demokratisch zu sein, ein Anspruch, der nach ernstlicher Untersuchung in richtiger philosophischer und historischer Beleuchtung viel besser begründet ist, als es manche zugeben wollen. So ist es zum Beispiel gar nicht unwahrscheinlich, daß die Mehrzahl der Italiener Mussolini in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre ihre moralische Unterstützung gewährten. Auch der Anspruch der Sowjets auf die demokratische Etikette ist nicht ein schlaues politische Manöver der letzten Jahre, sondern Teil einer Terminologie, die schon von Lenin eingeführt und von Stalin während der zwanziger Jahre fortgesetzt wurde32. Eine »volksdemokratische« Republik gab es schon im Jahre 1939 unter russischer Ägide – die finnische volksdemokratische Republik unter Otto Kuusinnen mit dem Sitz in Terijoki. Wenn wir die Definition der Demokratie des heiligen Thomas annehmen (De Regimine Principum, I. 1.), werden wir sehen, daß die Diktatur eines Proletariats, das die Mehrheit in einem Land besitzt, viel demokratischer ist als die amerikanische Verfassung, in der, so abweichend von den heiligen Büchern des Kommunismus, weder das Wort »Demokratie«, noch auch der Begriff »Republik« erwähnt ist. Lediglich den Teilstaaten wird eine »republikanische Verfassung« vorgeschrieben. Auch die Declaration of Independence spricht weder von der Demokratie noch von der Republik. Eine American Revolution hatte nie stattgefunden.

Anderseits aber kann man sich einen absoluten Herrscher vorstellen, einen autokratischen Monarchen zum Beispiel, der durch und durch ein Liberaler ist, wiewohl er bei bestem Willen nie ein Demokrat sein kann. Es ist nicht nur theoretisch möglich, sondern auch tatsächlich geschehen, daß 51 Prozent einer Nation ein totalitäres Regime errichten, alle Andersdenkenden unterdrücken und immer noch den berechtigten Anspruch erheben, eine Demokratie zu bilden, während ein gutmütiger Diktator sich einige Vorrechte einräumt, im übrigen aber darauf verzichtet, in das Privatleben der Bürger einzugreifen. Es kann gar nicht bezweifelt werden, daß der amerikanische Kongreß oder die französischen Kammern Gesetze und Verfügungen erlassen und sich Rechte anmaßen, die den blassen Neid eines Ludwig XIV. oder eines Friedrich II. von Preußen erweckt hätten. Es komme uns da niemand mit der billigen Ausrede, daß »eben damals die Zeit nicht danach war«. Der Circulus vitiosus negativer geschichtlicher und soziologischer Entwicklungen besteht gerade darin, daß nicht nur die Zeit bzw. der Zeitgeist die Einrichtungen beeinflußt, sondern daß auch die Einrichtungen der Zeit ihren Stempel aufdrücken. Dabei ist es aber das letztere Moment, das wahrhaft das bestimmende ist. Zu wirklichen Einstürzen kommt es nur, wenn die Institutionen zerstört werden, wenn die Institutionen an sich selbst irre werden und dann freiwillig oder unfreiwillig abdanken.

Hier aber gilt es noch zwei weitere Begriffe zu umschreiben, Begriffe, die hier im Texte nicht immer verwendet werden, aber unsichtbar bestimmend mitwirken: die »Schlagwörter« links und rechts. Zweifellos handelt es sich hier nur dann um inhaltlose Schlagwörter, wenn wir bedenken, wie »links« und »rechts« in täglicher Diskussion, in der Presse, in Parlamenten, im Radio behandelt werden. Wie vertraut sind wir schon mit dem dummdreisten Ausdruck: »Wir sind gegen die Tyrannei, gleichgültig, ob sie von links oder rechts kommt!« – oder: »Die Extreme berühren sich; extrem links oder extrem rechts, das kommt natürlich auf dasselbe heraus!« Dabei scheint es niemandem noch aufgefallen zu sein, daß echte Gegensätze auch in der Übersteigerung sich nie berühren. Es ist richtig, daß der Nationalsozialismus und der Kommunismus einander ähnlich sind, aber sind sie Gegensätze? Ist der »Gegensatz« zu einem Schuhfabrikanten ein anderer Schuhfabrikant oder etwa vielleicht der Propagandist einer Barfüßlerbewegung? Man muß zwischen Gegnern (Feinden) und Konkurrenten scharf unterscheiden. Ein Hitler und ein Stalin waren nur Konkurrenten, ein Hitler und ein Pius XI. aber echte Gegner.

Wenn nun Worte in unserer abendländischen Symbolik etwas Konkretes zu bedeuten haben, dann hat der Links-Gedanke in seiner richtigen Normierung einen ausgesprochen satanischen Aspekt: den luziferischen Stolz in der Identifizierung mit dem Verdammten. Der Links-Gedanke setzt ein absolutes Nein der göttlichen Schöpfung im allgemeinen und der christlichen Ordnung im besonderen entgegen33. Du passé faisons table rase, heißt es doch so anmutig in der französischen Urfassung der Internationale, die sich gerade an die Verdammten, die »Verfluchten der Erde« richtet. Dieser Aufstand der Linken wird im Zeichen eines Turmbaus von Babel gegen Gott und damit auch das Ebenbild Gottes mit wahrem Fanatismus betrieben. Es soll ein Paradies hier auf Erden »angelegt« werden, ein utopischer Grundriß ist schon dafür gezeichnet, und nun beginnt auch gleich das mechanische Reglementieren; der Mensch ist ja für diese Jünger des Nichts lediglich Zahl (»Wähler«), Steuerobjekt, Produzent, Konsument, Chromosomenträger, linguistisch bedingter Volksgenosse, Klassenrepräsentant… wenn nicht Zwangsarbeiter, Genickschußempfänger und Krematoriumfutter.

Die natürliche Ergänzung zur Linken bildet dann die »Reaktion«, die sich gedankenlos mit negativem Vorzeichen an der Linken ausrichtet. Daher auch das unheilvolle Wirken jener »Konservativen«, die sich vor 1933 für Herrn Hitler begeisterten, weil er »im Gegensatz« zu den Marxisten »national« war. »Reaktion« ist eben nichts als invertiertes Linkstum, als die Kehrseite der Medaille, des sinistrismo. Den wirklichen Gegensatz zur »Linken«, die ein Weg zum Nichts über die Knechtschaft ist, müssen wir in der »Rechten« sehen. Und »rechts« im wohlverstandenen Sinne heißt für das Recht einstehen, für das Rechte, das Richtige, die Gerechtigkeit, das Rechtliche, das Redliche – für das wirklich Natürliche, für Liebe, Freiheit, Würde und Ehrfurcht vor dem Ewig-Guten im Vatererbe. Zweifellos steht der Christ im Sinne dieser von uns etwas willkürlich festgelegten Terminologie rechts. Er steht mit Gott und gegen das Nichts, mit der Freiheit und gegen die Knechtschaft, mit der Vielfalt der Schöpfung und gegen die öde Einförmigkeit des Nämlichen und Gleichen.

Die Propheten des Totalitarismus

Die Geschichte der Philosophie, der Wissenschaft, der Religion, alles zeigt, daß die Meinungen massenweis sich verbreiten, immer aber diejenige den Vorrang gewinnt, welche faßlicher, das heißt, dem menschlichen Geist in seinem gemeinen Zustande gemäß und bequem ist. Ja, derjenige, der sich in höherem Sinne ausgebildet, kann immer voraussetzen, daß er die Majorität gegen sich habe.

Goethe, Maximen und Reflexionen, No. 704.

1.Die Denker des neunzehnten Jahrhunderts

Die Ansicht, daß sich die Tyrannis auf ganz natürliche Weise aus der Demokratie entwickelt, finden wir schon bei den frühesten politischen Denkern vertreten; Aristoteles hat in seiner Politik (V. viii. 2–3, 18) auf diese Tatsache hingewiesen, doch die Beschreibung dieser Metamorphose in Platos Staat (Buch VIII und IX) kann ohne Übertreibung ein genaues Faksimile der unheimlichen, ja dämonischen Übergänge genannt werden, wie sie sich in Mittel- und Osteuropa nach 1917, besonders aber nach 1930 abgespielt haben. Hier finden wir den Massenaufstand gegen die Eliten, den Verfall der elterlichen Autorität, die Vergötterung der Jugend, die steigende Enteignung der Wohlhabenden, bis sich diese zaghaft zur Wehr setzen, worauf das Volk einen Führer wählt, der es »beschützen« muß; wir sehen die »Leibwachen«, mit denen sich der Demagoge umgibt, die Flucht der Reichen und Intellektuellen in die Emigration, die Entfremdung der oberen Klassen vom demokratischen Gedanken als Folge dieser Entwicklung, den Übergang von der »Beschützung« zur Beherrschung, den Raub der Tempelschätze, die Militarisierung des Gesindels und die Einstellung der Verbrecher in den Polizeidienst, das Heraufbeschwören von kriegerischen Konflikten, um zu Hause um so besser »Disziplin« zu halten; schließlich hören wir von den »Säuberungen« und der steigenden Korruption…

Vom Zusammenbruch der antiken Welt bis zum 18. Jahrhundert wird wenig über die Evolution der politischen Formen spekuliert und geschrieben, doch die Debatte über die Eigenschaften und Vorzüge der verschiedenen Regierungsarten bleibt vom Heiligen Thomas von Aquin bis zu Montesquieu in vollem Schwung. Immerhin, es muß zugegeben werden, daß die Beweisführung dieser Kritiken und Untersuchungen durch die relative Einförmigkeit der politischen Strukturen Europas bis zur Zeit der Französischen Revolution im Theoretischen steckengeblieben war; die Demokratie zum Beispiel gab es nur in einigen Stadtverwaltungen und Gebirgstälern. Die Antike blieb so für lange Zeit die ergiebigste Fundgrube und das dankbarste Forschungsfeld des Jüngers der Staatslehre.

Erst die Französische Revolution mit ihrem Schauspiel von rasch aufeinanderfolgenden Übergängen erneuerte das Interesse an der »Biologie« politischer Formen und ihrer organischen Veränderungen; war doch Frankreich, das mächtigste und volkreichste Land Europas, zwischen den Jahren 1789 und 1815 durch einen ganzen Zyklus politischer Evolutionen gegangen! Und obwohl die äußeren Formen des Ancien régime augenscheinlich triumphiert hatten, waren sich doch die scharfsichtigeren Denker darüber klar, daß die demokratische Richtung, nachdem sie sich von ihrer zeitweiligen Niederlage erholt hatte, wieder die Oberhand gewinnen würde. Bevor das Ancien régime die Revolution und die Militärtyrannis niederringen konnte, war es bitter gedemütigt worden; es hatte seine »Selbstverständlichkeit« verloren und war nun »zur Debatte gestellt«. Joseph de Maistre forderte die Anhänger der Monarchie auf, diese mit geistigen Waffen zu verteidigen34, ein sicheres Anzeichen dafür, daß die alte organische Ordnung35 mit der naiv-natürlichen Hinnahme patriarchalischer Regierungsstrukturen der Vergangenheit angehörte.

Diejenigen aber, die vom »schließlichen« Sieg der Demokratie überzeugt waren, zerfielen in zwei getrennte Gruppen; die einen, die sich vom Endsieg der Demokratie eine neue Stabilität und auch eine neue Legitimität erhofften, und die anderen, die den Ausgang des Experiments von 1789 nicht vergessen konnten und in der kommenden Demokratie lediglich eine Vorstufe zu einer Tyrannis, einem Cäsarismus oder einer totalitären Knechtschaft sahen. Einige von diesen, wie zum Beispiel Alexis de Tocqueville (1805–1859), P.-J. Proudhon (1809–1865), Herman Melville (1819–1891), J.J. Bachofen (1815–1887) und zu einem gewissen Grade auch Herbert Spencer (1820–1903) und Friedrich Nietzsche (1844–1900), erwarteten das Kommen von Hilaire Bellocs Servile State. Andere wieder dachten weniger an eine friedliche und allmähliche Entwicklung der Demokratie zur Staatsallmacht und waren von den dunklen Möglichkeiten in der Dialektik der Demokratie fasziniert, erschüttert und alphaft bedrückt. Ihre Gedankengänge waren denen Platos und, zu einem gewissen Grad, den politischen Spekulationen des Stagiriten nicht unähnlich. Zu diesen zählen wir Walter Bagehot (1826–1877), Jacob Burckhardt (1818–1897), Konstantin Leontjew (1831–1891), F.M. Dostojewskij (1821–1881), Ernest Renan (1823–1893), Franz Grillparzer (1791–1872), Søren Kierkegaard (1813–1855), B. G. Niebuhr (1776–1831), J. Donoso Cortés (1809–1853) und Benjamin Constant de Rebecque (1767–1830). Diese Gruppe müßte noch durch eine Reihe von anderen Denkern und Beobachtern ergänzt werden, die zur Demokratie teils freundlich, teils feindlich oder auch neutral eingestellt waren, aber allesamt von der Furcht vor einer demokratischen Entwicklung zu einem gleichmacherischen Despotentum beherrscht wurden, einer Furcht, die leider nicht unbegründet war. Unter ihnen ragen hervor Edmund Burke (1729–1797), Alexander Herzen (1812–1870), Graf Montalembert (1810–1870), Guillaume Guizot (1787–1874), Edmond Schérer (1815–1889), P. P. Royer-Collard (1763–1845), Hippolyte Taine (1828–1893), Lord Acton (1834–1902), J. S. Mill (1806 bis 1873), Sir Henry Maine (1822–1888), Orestes Brownson (1803 bis 1876), William Lecky (1838–1903), Henry Adams (1838–1918), H.F. Amiel (1804–1881) und Benjamin Disraeli (1804–1881). Wenn man diese Namensreihe durchgeht, ist es wohl nicht übertrieben, die Behauptung aufzustellen, daß im 19. Jahrhundert nicht wenige der besten Köpfe Europas und Amerikas von dem Gedanken gepeinigt waren, es wären in der Demokratie Kräfte, Grundsätze und Tendenzen verborgen, die entweder wesenhaft oder zumindest in ihren dialektischen Möglichkeiten zu vielen grundlegenden menschlichen Idealen, darunter auch der Freiheit, in einem absoluten Widerspruch stünden. Es ist sehr wichtig, darauf hinzuweisen, daß eine gute Hälfte der oben erwähnten Männer als Liberale zu bezeichnen sind, und es kann auch nicht bezweifelt werden, daß die Liberalen in dieser Gruppe sich am lautesten, am tatkräftigsten und mit den konkretesten Beweisführungen gegen das dräuende Übel gewandt hatten. Metternich, der große Seher, ist hier nicht ohne weiteres einzureihen; wir zählen ihn allerdings nicht zu den echten Konservativen, gerade weil er kein Liberaler war. Vieles sah er schief, vieles auffallend richtig, doch hatte er in seinem Kampf zuviel von seinen Feinden gelernt… mehr als für seine Sache gut war. Er fühlte sich unbehaglich in seiner Zeit, wie aus seinem Bekenntnis vom 16. Oktober 1819 zu ersehen ist:

»Mein Leben ist in eine abscheuliche Periode gefallen. Ich bin entweder zu früh oder zu spät auf die Welt gekommen; jetzt fühle ich mich zu nichts gut. Früher hätte ich die Zeit genossen, später hätte ich dazu gedient, wieder aufzubauen; heute bringe ich mein Leben zu, die morschen Gebäude zu stützen. Ich hätte im Jahre 1900 geboren werden und das 20. Jahrhundert vor mir haben sollen.«36

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