Kitabı oku: «Tantra, das Feuer meiner Passion», sayfa 3
KINDERTRÄUME
Als Kind hatte ich viele Träume: einer davon war, Schauspielerin zu werden: Ich setzte also alles daran, Schauspielerin werden zu können. Im Frankfurter Nordwest-Zentrum gab es ein Kinder- und Jugendtheater. Ich stellte mich kurzerhand der Leiterin Frau Backhaus vor und bat um eine Chance, mitspielen zu dürfen. Es stünde ein großes unentdecktes Talent vor ihr, sagte ich übermütig und glaubte auch daran, deshalb müsse sie mich unbedingt fördern.
Tatsächlich bekam ich für die Theatersaison eine kleine Komparsenrolle in Pipi Langstrumpf. Ich fühlte mich wie ein Star im Rampenlicht. Erstmals auf der Bühne hatte ich schon drei Jahre zuvor gestanden, in der Rolle der jüngsten Tochter des Milchmanns Tewje aus Anatevka. Damals suchte das Ensemble dringend ein kleines Mädchen für die Rolle ohne Text, da ihre Statistin krank geworden war. Die Theaterluft war sehr beeindruckend, der Saal voller Menschen, die Scheinwerfer und der Applaus, welch schöne Atmosphäre und Energie. Ich konnte nicht genug davon bekommen, obwohl ich nur einen kurzen Auftritt hatte, war es für mich die Welt!
Als ich 11 Jahre alt war, wurde im Nordwest-Zentrum ein Tatort gedreht. Ich war natürlich dabei. Jeden Tag nach den Schulaufgaben stand ich am Drehort und suchte den Regisseur. Als ich ihn ausfindig gemacht hatte, erzählte ich ihm von meinen Auftritten, dass ich schon recht erfahren sei und unbedingt in dem Krimi mitspielen wollte. Ich bekam auch hier eine Rolle, wenn auch nur eine ganz kleine Mini-Komparsenrolle. Aber ich war glücklich. Alle 10 Jahre wird dieser alte Tatort wiederholt. Ich sehe ihn mir immer an und muss schmunzeln.
Meine Eltern gehörten nicht zum Mittelstand oder dem höheren Management an, meine Mutter war Kinderkrankenschwester, hatte nach der Geburt des zweiten Kindes den Beruf an den Nagel gehängt. Als Hausfrau und Mutter später von drei wilden Kindern hatte sie dann genug zu tun. Mein Vater war Handwerker und so konnten wir nicht alles haben, was andere Kids hatten. In der Schule orientierten sich aber alle Kinder an den schönen Dingen der Anderen, die man dann auch haben wollte, was aber für uns nicht möglich war.
So wurde ich kreativ!
JUGENDTRÄUME
Mit 14 Jahren wollte ich unbedingt eine tolle Wrangler-Jeans haben, die zur damaligen Zeit exorbitant teuer war. Bei drei Kindern musste meine Mutter schon abwägen, was wirklich wichtig war und da war diese teure Jeans nicht akzeptabel. Alle Kids trugen entweder Wrangler oder Levis und ich stand da als Außenseiter mit Jerseyhosen. Als ich herausgewachsen war, zu lange Beine hatte, nähte mir meine Mutter immer wieder einen Blümchenbund an. Das muss man sich mal vorstellen! Ich war dem Schmäh der Klassenkameraden ausgesetzt. Das hat wirklich keinen Spaß gemacht. Heute nennt man es Mobbing.
So ging ich in den Sommerferien los und suchte mir einen Job. Die meisten Firmen sagten: „Werde noch ein paar Jahre älter, dann kannste wieder kommen.“
In Praunheim bei der Metzgerei Melchior wurde ich angenommen, erst mal für eine paar Tage, versuchsweise an der Wurstmaschine. Der Darm wurde über eine Öffnung eines Rohres gezogen und die Fleischmasse wurde in den Darm gefüllt. Meine Aufgabe war es, dann mit Schwung einmal zu drehen, sodass es eine Wurst wurde. Nach einem gewissen Abstand musste ich wieder den Darm drehen und so weiter. Es wurde mir schnell langweilig, den ganzen Tag Wurstdarm drehen, macht rammdösig, aber ich war jung und brauchte das Geld. Nach einigen Tagen kam die Verkäuferin vom Verkaufsladen nach hinten in die Fleischerei und war in Panik, da eine Verkäuferin kurzfristig ausfiel. Das war meine Chance. Ich fragte, ob ich helfen darf, und so kam ich in den Verkaufsraum, was viel interessanter war. Ich musste nur noch die Preise lernen für die Produkte und los ging es. Ich verkaufte so gut, dass ich dort bleiben durfte. Man lobte mich, denn ich hatte wohl die Gabe, den Leuten mehr zu verkaufen, als sie eigentlich wollten und die dann oft das Doppelte ausgaben, als geplant.
Mein Geheimnis, ohne es bewusst zu machen, war einfach nett zu sein und freundlich, immer eine Probe von meiner Lieblingswurst und anderen Dingen zum Verkosten anzubieten. Die Kunden fanden mich so süß, dass sie bereit waren, mehr einzukaufen.
Nach einer Woche wurde ich in die Hauptzentrale im BFG Bankhaus am heutigen Willy-Brandt-Platz in die Einkaufspassage mit der Metzgerei-Zweigstelle versetzt. Jetzt musste ich leider auch noch U-Bahn fahren, das hieß 40 Minuten früher aufstehen und das in den Sommerferien, aber die Jeans kam immer näher.
Da ich vor den Sommerferien in der Schule Spanisch für Anfänger hatte, wollte ich auch meine wenigen Kenntnisse schon mal anbringen. So sagte ich stolz zu einem spanischen Touristen, (ob er noch etwas Nudeln zu der Frikadelle haben möchte): „Todavia quieres algo Pene?“ Denn ich hatte gerade einen tollen Nudelsalat fertiggestellt. Er schaute mich erschrocken an und bekam einen hochroten Kopf. Ich wiederholte meinen Satz und er schüttelte nur verschämt den Kopf, wollte nur schnell zahlen und floh aus dem Geschäft. Erst zu Hause, als ich in meinem Wörterbuch nachschaute, wurde mir alles klar, oh Gott, im Nachhinein wurde mir ganz schlecht …
Ich hatte gedacht, Pene stehe für Nudeln. Es lag in der Übersetzung schon recht nahe, mit Nudel hatte es im weitesten Sinne auch etwas zu tun. Nur hatte ich es falsch ausgesprochen. Ich hatte in Deutsch gesagt: „Möchten sie noch etwas Penis?“ Ich hatte den italienischen Begriff „penne“ gemeint und hätte die Betonung auf „nn“ also Penne Alla irgendwas legen müssen, ich dachte, die verstehen es auch, da es ja romanische Sprachen sind. Hallo dicker Fettnapf, zum Glück hat es ja sonst niemand der anderen Verkäufer dank der fehlenden Fremdsprachen-Kenntnisse mitbekommen.
Nach 6 Wochen bot man mir sogar einen Ausbildungsplatz an, wenn ich mit der Schule fertig sei. Mein Berufsbild war jedoch weit weg von einer Fleischfachverkäuferin, ich wollte Kinderkrankenschwester werden und wurde es später auch.
Ich wollte nur meine Jeans und konnte mir noch eine passende Jacke dazu kaufen, den Rest habe ich gespart. Meine ersten 1.000 DM, ich fühlte mich wie ein Millionär, da ich zu dieser Zeit ein Monatstaschengeld von 20 DM erhielt.
Endlich war ich in der Schule eine von ihnen, der Wrangler-Gemeinschaft zugehörig und keiner frotzelte mehr über mich, denn ich hatte ja auch noch eine passende Jacke, das hatten die anderen nicht.
Mit 14 Jahren drehte ich Würstchen in einer Metzgerei für eine Jeans. Jahre später war mein Traum ein Mountainbike, das ich mir in einer erotischen Massagepraxis verdiente … mit ähnlicher Arbeit!
MEIN VATER – UNSER VATER
Mein Vater war schon immer ein unkonventioneller Typ, für alles offen und oft sehr spektakulär. In seiner Jugend war er bei den Segelfliegern und hatte alle wichtigen Scheine absolviert.
Fliegen war sein Leben. Durch den Krieg, die Gefangenschaft in Frankreich, den späteren Aufbau Deutschlands, die Gründung seiner Familie kam er viele Jahre nicht mehr dazu.
Er war zweimal verheiratet. Ich stamme aus der zweiten Ehe.
In den 70er Jahren entdeckte er das Drachenfliegen für sich und war auf der Wasserkuppe in der Rhön ein bekannter Flieger.
Wir zwei fuhren oft zusammen in die Rhön zum Fliegen und ich durfte ihm beim Aufbau des Drachens helfen und seinen alten R4 fahren (ohne Führerschein natürlich). Wenn er unterhalb des Pferdskopfes gelandet war, um ihn einzusammeln und wieder hochzufahren. In den Alpen flog er auch oft und fast so hoch, wie die Flugzeuge. Zu dem Zeitpunkt war er schon einer der ältesten Drachenflieger Deutschlands und sorgte so oft für Schlagzeilen.
Ich war ein Teenie und bewunderte meinen super Vater. Da war ich jedoch nicht die Einzige. Er hatte vorzugsweise weibliche Fans, was mir als Tochter ein Dorn im Auge war. Ich versuchte oft aus Eifersucht, diese Frauen von meinem Vater fernzuhalten.
Weitere Verehrerinnen hatte er in der Nord-West-Stadt im benachbarten Studentenwohnheim aus allen Ländern der Erde. Seine Fangemeinde war riesengroß, als Mann und als Sportler. Er war ein richtiger Womanizer.
Am Wochenende hatte meine Mutter eher selten etwas von meinem Vater, da er am Samstagmorgen immer auf dem Balkon stand und den Finger in die Luft hielt. Wenn er Südwestwind feststellte, war er nicht mehr zu halten. Er packte den Drachen ein und los ging’s zum Fliegen.
Einmal im Hintertaunus flog er und trieb ab in eine riesenhohe Tanne. Es krachte nur noch und ein Schrei von Horst, meinem Vater war zu hören. Ich war so erschrocken und dachte, nun sei es um ihn geschehen, da er keinen Laut mehr von sich gab. Ich sah mich und meine Geschwister schon als Halbwaisen, da hörte ich lautes Fluchen und Schimpfen von oben. Er lebte also, schimpfte aber nicht über seine Verletzungen, sondern darüber, dass das Trapez des Drachens hinüber war. Seine Wunden waren sekundär und wir verheimlichten sie immer vor meiner Mutter, sonst machte sie sich immer zu viele Sorgen.
Sie ermahnte meinen Vater jedes Mal vor der Abreise in die Rhön: „Wehe, Horst, du lässt die Wera nur einmal mit dem Drachen fliegen. Dann gibt’s echten Ärger!“ Ihre Worte habe ich heute noch im Ohr.
Oh ja, Wera wollte so gerne einmal in der Rhön fliegen, was wir natürlich auch heimlich taten. Die Theorie hatte ich immer mitbekommen, wenn er zu Hause für die Flug-Scheine lernte und ich ihn abgefragte. Die Praxis habe ich fast jedes Wochenende erleben dürfen.
Eines Tages war es soweit, auf der Wasserkuppe/Rhön mein Vater befestigte den Drachen an eine sehr lange Schnur. Ich sprang und hob ab. Dieses Schweben in der Luft war ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und Glück. Es waren nur wenige Minuten, die sich aber wie Stunden anfühlten. Ich bekam so schnell Aufwind, dass mein Vater das Seil verlor und ich nun ganz allein war. Ein mulmiges Gefühl machte sich breit. Ich zog das Trapez langsam an mich heran und leitete dadurch den Sinkflug ein. Vielleicht einen Tick zu schnell, denn ich stürzte senkrecht ab und verfehlte knapp einen Felsen. Ich blieb liegen, ohne mich zur rühren und hoffte nur, dass ich nichts kaputt gemacht hatte.
Aus der Ferne hörte ich meinen Vater wild schreien. Er kam hektisch winkend zu mir gerannt. Jetzt bewegte ich mich, erhob mich schwerfällig und sah meinen Vater an, der sichtlich erleichtert war, dass es mir einigermaßen gut ging. Sein Drachen war ihm in diesem Moment auch egal. Von dieser Aktion haben wir Mutter erst einige Jahre später erzählt. Und ein einziges Foto gibt es auch davon. Es sieht schon sehr komisch aus.
Einmal war er verbotener Weise in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens mit seinem Drachen geflogen. Gesprungen war er vom Monte Scherbelino, einem Berg im Frankfurter Stadtwald. Ich glaube, er bekam eine Strafe und es stand am nächsten Tag in der Bildzeitung.
So einen Vater hat nicht jedes Kind. Ich war mächtig stolz auf ihn.
Mein Vater kannte auch viele Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, wie unseren Ex-Bundeskanzler Schröder oder Fritz Rau, den Konzertmanager. Der einen Probesaal für Udo Lindenberg suchte, um seinem bevorstehenden Konzert in der Festhalle Frankfurt, üben zu können. So habe ich ihn kennenlernen dürfen, ein schönes Erlebnis.
Mein Vater verstand sich mit Udo auf Anhieb. Sie blödelten herum und kamen dabei auf die Wettidee, 50 Liegestütze zu machen. Wer näher ran kommt hätte gewonnen.
Udo war locker 24 Jahre jünger, mein Vater dagegen sehr sportlich. Sie schnauften und gaben beide alles, während Udos Band und wir die beiden anfeuerten. Udo schaffte 35 Liegestütze und machte dann schlapp. Mein Vater machte die 50 voll.
Tja, mein Vater eben. Wenn die gewusst hätten, was er noch so drauf hat. Bei Events wie Hochzeiten oder Tanzveranstaltungen tanzte er bis zu einer halben Stunde auf den Händen und schmiss so jede Party. Udo lud uns, meinem Bruder und mich ein, während des Konzerts als Statisten mit auf die Bühne zu kommen. Ein echtes Highlight. Die Festhalle kochte. Udo sprang wild auf der Bühne herum, der Boden bebte und wir waren mitten drin. Welch eine Show.
Mit unseren Vater konnten wir viele aufregende Sachen erleben. Ich erinnere mich als er sich zu seinem 50. Geburtstag eine Reise zur Drachenflugweltmeisterschaft nach Hawaii schenkte. Beim Zwischenstopp in LA wollte er einen seiner Träume erfüllen: einmal verbotenerweise mit seinem Drachen über die Golden Gate Bridge zu fliegen. Er war eben ein Abenteurer. Am Landeplatz warteten die Freunde, packten Horst und Drachen ins Auto und nix wie weg – da hörten sie schon die Sirenen der Polizei. Dann gewann er auch noch die Weltmeisterschaft in Hawaii, na ja da war er auch der einzige in seiner Altersklasse! Alle anderen Teilnehmer waren locker 20-30 Jahre jünger.
Das schönste Erlebnis mit meinem Vater war im Skiurlaub in der Nähe vom Schloss Neuschwanstein. Ich war dort mit einer internationalen Austauschgruppe mit ca. 25 Leuten aus ganz Europa zum Skifahren. Tagsüber Skifahren und abends Party. Eines Abends, ich saß in der Runde und war am flirten mit einem Holländer, als ein Fremder in den Partyraum eintrat.
Alle schauten zu ihm, er nahm mich an der Hand und forderte mich zum Tanz auf. Ich war so sprachlos und alle schauten uns zu. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder schimpfen sollte, denn der Fremde war mein Vater. Einmal ohne Eltern Urlaub machen und er hatte richtig Spaß daran, so zu tun, als wäre er mein Freund. Man konnte es auch glauben, denn er sah super gut aus für sein Alter und wirkte locker 15 Jahre jünger, er war zu der Zeit 55 Jahre alt. Als ich mich wieder zu meinen Freunden setzte und sie aufklärte, waren sie erstaunt, dass ich so einen tollen Vater habe. Wir feierten alle bis in die tiefe Nacht hinein.
Am nächsten Morgen fuhren wir alle Ski und hatten eine tolle Aussicht auf das Schloss Neuschwanstein. Als wir wieder auf dem Berg waren, stand da plötzlich mein Vater mit Ski und seinem Drachen. Er wollte doch tatsächlich hier fliegen und auf den Ski landen. Er hatte nur kurz zuvor den Schneepflug gelernt, also er war totaler Anfänger im Skifahren. Was war das für ein wundervoller Anblick, mein Vater in der Luft Richtung Schloss Neuschwanstein, dass er umflog und unten auf einem Platz landete, wo wir uns danach alle trafen.
Später, als ich während meiner Ausbildung meinen ersten Urlaub in Tunesien verbrachte, las ich in der Bildzeitung, dass ein deutscher Drachenflieger namens Horst Sauer in Österreich in den Alpen abgestürzt sei. Es klang so dramatisch, dass ich annahm, das er tot sei. Ich rief sofort zu Hause an, aber er lag zum Glück nur mit gebrochenem Bein im Krankenhaus. Dieser Verrückte!
Inzwischen hatte sich meine Mutter von ihm getrennt und war in ihre Heimatstadt Berlin zurückgekehrt. Dort lebte auch ihre beste Freundin Christin, die sie seit 1975 kannte und die sich im evangelischen Feriendorf Mauloff im Hintertaunus kennengelernt hatten. Beide ließen sich auf eine Warteliste setzen, viele Jahre vor ihrer Rente für das Seniorenheim Johannis Stift im Spandauer Wald. Die Liste war lang und sehr begehrt, denn das Stift hat eine besondere Lage mitten im Wald, eine Oase in Berlin-Spandau. Beide hatten später auch noch das Glück, dass sie nur wenige Meter auseinander in den Wohneinheiten leben durften, bis heute. Mein Vater zog meine noch minderjährigen Geschwister auf. Ich hatte meine Ausbildung beendet, machte meinen Führerschein und fuhr oft nach Hause, um mich auch um meinen Bruder und meine Schwester zu kümmern.
Jahre später, nach dem Mauerfall, Deutschland war vereint und mein Vater war gerade Rentner geworden. War er einer der Ersten, die rübergingen, während die meisten ehemaligen DDR-Bürger zu uns in den Westen kamen. Er zog nach Laucha bei Naumburg, um sich den Traum einer Drachenflugschule zu erfüllen. Er lernte in kürzester Zeit die Menschen aus der Umgebung kennen und die ihn und waren begeistert von der Idee. Er organisierte viele Veranstaltungen rund ums Fliegen und es kamen Begeisterte aus ganz Deutschland dort hin. Bei Laucha fand er einen stillgelegten Flughafen der FDJ (davor der HJ). Dort entstand, Dank meines Vaters, ein Drachenflug-Domizil und Treffpunkt vieler Flieger. Er lernte auch eine neue Frau kennen. Ich war damals so empört, da sie 28 Jahre alt war und er 65 Jahre.
Und kurz darauf sollten wir ein neues Geschwisterchen bekommen. Meine, unsere Halbschwester Mandy, ist heute erwachsen und hat inzwischen auch schon eine eigene Familie.
Mein Vater erreichte im Bezirk Naumburg in kürzester Zeit einen gewissen Bekanntheitsgrad, da er den Menschen half mit den Anträgen und dem Formularwahnsinn zurechtzukommen. Er organisierte einen Malkreis in seinem Haus, wofür er eigens eine Galerie geschaffen hatte.
Seine Bilder wurden sogar in der Bank von Naumburg ausgestellt. Dort veranstaltete er auch Vernissagen für den Malkreis. Seine Frau trennte sich vor einigen Jahren von ihm und er flog seitdem immer weiter. Bis vor 12 Jahren, als er mehrmals und recht kurz hintereinander abstürzte.
Er sah und hörte zunehmend schlechter, rauchte aber in der Luft noch sein geliebtes Pfeifchen und einen Getränkehalter hatte er auch am Trapez angebracht. Er hatte an seinem Trapez, die soggenante Lenkstange des Drachens, sich eine echte Luxus Komfort Zone eingerichtet. Einen Dosenhalter und einen Halter für seine Pfeife und für alle wichtigen Utensilien, um die auch in höheren Gefilden zu stopfen und zu rauchen, so kannte man ihn.
Es sollte ihm in der Luft an nichts fehlen.
Er flog bis ins hohe Alter, ich meine wirklich hohes Alter. Die Rettungsleute kannten ihn längst, ebenso die umliegenden Krankenhäuser.
Mit 83 hatte er im Flug über seinen Lieblingsberg einen Herzinfarkt, er kam ins Krankenhaus und kurz darauf war er wieder am Himmel zu sehen. Nach dem 2. Herzanfall entzog man ihm dann die Fluglizenz, was ihn aber nicht abhielt, weiter zu fliegen.
Vom Verein der Flieger erhielt er nun Flugverbot. Aber wer kann einem Abenteurer, wie meinem Vater das Fliegen verbieten? Er flog heimlich weiter, bis er ein letztes Mal abstürzte und sein Drachen das Zeitliche segnete. Er war völlig kaputt.
Mit ca. 85 Jahren hörte er auf und kam ins nahegelegene Seniorenheim mit Blick auf seinen Flugplatz. Sein kleines Haus in Laucha musste er aufgeben, da wir ihn leider im nahegelegenen Seniorenheim unterbringen mussten. Er nannte es sein Luxusgefängnis. Zum Glück hatte er von dort aus einen guten Blick auf seinen geliebten Flugberg.
Erst vor kurzen erfuhren mein Bruder und ich, dass Horst mit 88 Jahren heimlich das Seniorenheim verließ und ein guter Freund ihn mit seinem motorbetriebenen Drachen für eine letzte Runde fliegen ließ. Horst flog bis er den letzen Tropfen Benzin verbraucht hatte und musste dann eine Notlandung irgendwo im Feld durchführen. Die Polizei brachte ihn dann zum Startplatz zurück, wo sein Freund auf ihn wartete. Diese Story erfuhren wir erst jetzt 2020.
Horst verstarb mit 91 Jahren am 22.12.2016.
Dass ich so ausführlich über meinen Vater schreibe, ist wichtig, um zu verstehen, wie ich, seine Tochter von ihm profitiert habe.
WERA MIT 25 JAHREN
Ich war seit der Pubertät sehr verklemmt. Je freier meine Eltern sich in den späten 70er Jahren nackt bewegten, umso mehr wurde ich zugeschnürter und verklemmter. In der Schule wurde ich wegen meines bis zum Kinn zugeknöpften Kleides oder Blusen, als „Nonnenfotz“ bezeichnet. Tja ich arme Socke war echt gefangen mit meiner Körperlichkeit. Sogar in der Sauna saß ich mit Badeanzug und zog mehr Blicke auf mich, als wenn ich nackt da gesessen hätte.
Eines Tages waren meine Freundinnen Petra und Gabi und ich in der Klapper 33 in Frankfurt Sachsenhausen, der historischen Altstadt, damals ein Touristen Hotspot. Dort versackten wir bis in die späte Nacht. Die Stimmung war so ausgelassen, dass wir und mit 3 Männern wir auf die Verrücktheit kamen, noch an die Sehring-Kiesgrube zum Schwimmen zu fahren. Tolle Idee, aber ich hatte keinen Badeanzug dabei. Ich nötigte alle, erst zu mir nach Hause zu fahren, um meinen Badeanzug zu holen. Wir haben einen Umweg von ca. 15 km in Kauf genommen, extra für die verklemmte Wera. Es war toll bei 27 Grad nachts zu schwimmen. Dann aber zog ein Gewitter auf und so jung und leichtsinnig wir waren, blieben wir trotzdem im Wasser. Erst als die Blitze mehrmals in unserer Nähe einschlugen, packten wir panisch die Sachen und fuhren nach Hause.
Diese verklemmte Wera hat sich erst viele Jahre später durch Tantra befreit. Na ja nicht so ganz, denn ich hatte bis 2002 trotz befreiender Tantra-Ausbildung immer noch eine Schamgrenze. Ich arbeitete damals nur Topless und hatte noch einen Lunghi (indisches Tuch) an.
Erst nach einem erneuten Tantraseminar war ich soweit, nackt zu arbeiten, 6 Jahre nach Eröffnung meines Refugiums, dass muss man sich mal vorstellen. Das Leben ist eben ein Prozess!
Ich wechselte alle Massagebänke gegen auf dem Boden liegende Matratzen aus. Es war für alle Mitarbeiterinnen eine riesengroße Umstellung, denn am Boden ist die Massage doppelt so anstrengend. Das Jammern nahm kein Ende, alle hatten Muskelkater am Po und in den Oberschenkeln. Aber auch daran gewöhnten sich die Mitarbeiterinnen mit der Zeit und fanden es am Ende doch toll, so zu massieren.
Es gibt wesentlich mehr Freiraum beim Massieren und es ist schon ein Unterschied, ob auf einer Massagebank-Fläche von 75 x 200 oder 140 x 200 cm am Boden gearbeitet wird.