Kitabı oku: «Wie es Euch gefällt», sayfa 3
Fünfte Szene
Ein anderer Teil des Waldes
(Amiens, Jacques und andere)
Lied
Amiens
Unter des Laubdachs Hut
Wer gerne mit mir ruht
Und stimmt der Kehle Klang
Zu lustger Vögel Sang:
Komm geschwinde! geschwinde! geschwinde!
Hier nagt und sticht
Kein Feind ihn nicht
Als Wetter, Regen und Winde.
Jacques
Mehr, mehr, ich bitte dich, mehr!
Amiens
Es würde Euch melancholisch machen, Monsieur Jacques.
Jacques
Das danke ich ihm. Mehr, ich bitte dich, mehr! Ich kann
Melancholie aus einem Liede saugen, wie ein Wiesel Eier saugt.
Mehr! mehr! ich bitte dich.
Amiens
Meine Stimme ist rauh; ich weiß, ich kann Euch nicht damit gefallen.
Jacques
Ich verlange nicht, daß Ihr mir gefallen sollt; ich verlange, daß
Ihr singt. Kommt, noch eine Strophe! Nennt Ihr's nicht Strophen?
Amiens
Wie es Euch beliebt, Monsieur Jacques.
Jacques
Ich kümmre mich nicht um ihren Namen; sie sind mir nichts schuldig.
Wollt Ihr singen?
Amiens
Mehr auf Euer Verlangen als mir zu Gefallen.
Jacques. Gut, wenn ich mich jemals bei einem Menschen bedanke, so will ich's bei Euch; aber was sie Komplimente nennen, ist, als wenn sich zwei Affen begegnen. Und wenn sich jemand herzlich bei mir bedankt, so ist mir, als hätte ich ihm einen Pfennig gegeben und er sagte: "Gotteslohn dafür." Kommt singt, und wer nicht mag, halte sein Maul!
Amiens. Gut, ich will das Lied zu Ende bringen. – Ihr Herren, deckt indes die Tafel; der Herzog will unter diesem Baum trinken – er ist den ganzen Tag nach Euch aus gewesen.
Jacques. Und ich bin ihm den ganzen Tag aus dem Wege gegangen. Er ist ein zu großer Disputierer für mich. Es gehn mir so viele Gedanken durch den Kopf als ihm; aber ich danke dem Himmel und mache kein Wesens davon. Kommt, trillert eins her.
Lied. (Alle zusammen.)
Wer Ehrgeiz sich hält fern,
Lebt in der Sonne gern,
Selbst sucht, was ihn ernährt,
Und es mit Lust verzehrt:
Komm geschwinde geschwinde geschwinde!
Hier nagt und sticht
Kein Feind ihn nicht
Als Wetter, Regen und Winde.
Jacques. Ich will Euch einen Vers zu dieser Weise sagen, den ich gestern meiner Dichtungsgabe zum Trotz gemacht habe.
Amiens
Und ich will ihn singen.
Jacques
So lautet er:
Besteht ein dummer Tropf
Auf seinem Eselskopf,
Läßt seine Füll und Ruh
Und läuft der Wildnis zu:
(Duc ad me! duc ad me! duc ad me!)
Hier sieht er mehr
So Narrn wie er,
Wenn er zu mir will kommen her.
Amiens
Was heißt das: (duc ad me?)
Jacques. Es ist eine griechische Beschwörung, um Narren in einen Kreis zu bannen. Ich will gehn und schlafen, wenn ich kann; kann ich nicht, so will ich auf alle Erstgeburt in Ägypten lästern.
Amiens
Und ich will den Herzog aufsuchen, sein Mahl ist bereitet.
(Von verschiedenen Seiten ab.)
Sechste Szene
Ein anderer Teil des Waldes
(Orlando und Adam treten auf)
Adam
Liebster Herr, ich kann nicht weitergehn; ach, ich sterbe vor
Hunger! Hier werfe ich mich hin und messe mir mein Grab. Lebt
wohl, bester Herr!
Orlando. Ei was, Adam! hast du nicht mehr Herz? Lebe noch ein wenig, stärke dich ein wenig, ermuntre dich ein wenig. Wenn dieser rauhe Wald irgendein Gewild hegt, so will ich ihm entweder zur Speise dienen oder es dir zur Speise bringen. Deine Einbildung ist dem Tode näher als deine Kräfte. Mir zuliebe sei getrost! halt dir den Tod noch eine Weile vom Leibe. Ich will gleich wieder bei dir sein, und wenn ich dir nicht etwas zu essen bringe, so erlaube ich dir zu sterben; aber wenn du stirbst, ehe ich komme, so hast du mich mit meiner Mühe zum besten. – So recht! du siehst munter aus, und ich bin gleich wieder bei dir. Aber du liegst in der scharfen Luft; komm, ich will dich hinbringen, wo Überwind ist, und du sollst nicht aus Mangel an einer Mahlzeit sterben, wenn es irgendwas Lebendiges in dieser Einöde gibt. Mut gefaßt, guter Adam.
(Beide ab.)
Siebente Szene
Ein anderer Teil des Waldes
(Ein gedeckter Tisch. Der Herzog, Amiens, Edelleute und Gefolge treten auf)
Herzog
Ich glaub, er ist verwandelt in ein Tier,
Denn nirgends find ich ihn in Mannsgestalt.
Erster Edelmann
Mein Fürst, er ging soeben von hier weg
Und war vergnügt, weil wir ein Lied ihm sangen.
Herzog
Wenn er, ganz Mißlaut, musikalisch wird,
So gibt's bald Dissonanzen in den Sphären. —
Geht, sucht ihn, sagt, daß ich ihn sprechen will.
(Jacques tritt auf.)
Erster Edelmann
Er spart die Mühe mir durch seine Ankunft.
Herzog
Wie nun, mein Herr? was ist denn das für Art,
Daß Eure Freunde um Euch werben müssen?
Was? Ihr seht lustig aus?
Jacques
Ein Narr! ein Narr! – ich traf 'nen Narrn im Walde,
'nen scheckgen Narrn – o jämmerliche Welt! —
So wahr mich Speise nährt, ich traf 'nen Narrn,
Der streckte sich dahin und sonnte sich
Und schimpfte Frau Fortuna ganz beredt
Und ordentlich – und doch ein scheckger Narr!
"Guten Morgen, Narr!" sagt' ich; "Mein Herr", sagt' er,
"Nennt mich nicht Narr, bis mich das Glück gesegnet."
Dann zog er eine Sonnenuhr hervor,
Und wie er sie besah mit blödem Auge,
Sagt' er sehr weislich: "Zehn ist's an der Uhr.
Da sehn wir nun", sagt' er, "wie die Welt läuft:
's ist nur 'ne Stunde her, da war es neun,
Und nach 'ner Stunde noch wird's elfe sein;
Und so von Stund zu Stunde reifen wir,
Und so von Stund zu Stunde faulen wir,
Und daran hängt ein Märlein." Da ich hörte
So predgen von der Zeit den scheckgen Narrn,
Fing meine Lung an, wie ein Hahn zu krähn,
Daß Narrn so tiefbedächtig sollten sein;
Und eine Stunde lacht ich ohne Rast
Nach seiner Sonnenuhr. – O wackrer Narr!
Ein würdger Narr! die Jacke lob ich mir.
Herzog
Was ist das für ein Narr?
Jacques
Ein würdger Narr! Er war ein Hofmann sonst
Und sagt, wenn Frauen jung und schön nur sind,
So haben sie die Gabe, es zu wissen.
In seinem Hirne, das so trocken ist
Wie Überrest von Zwieback nach der Reise,
Hat er seltsame Texte, übervoll
Von Lebensweisheit, die er brockenweise
Nun von sich gibt. – O wär ich doch ein Narr!
Mein Ehrgeiz geht auf eine bunte Jacke.
Herzog
Du sollst sie haben.
Jacques
's ist mein einzger Wunsch;
Vorausgesetzt, daß Ihr Eur beßres Urteil
Von aller Meinung reinigt, die da wuchert,
Als wär ich weise. – Dann muß ich Freiheit haben,
So ausgedehnte Vollmacht wie der Wind —
So ziemt es Narrn – auf wen ich will, zu blasen,
Und wen am ärgsten meine Torheit geißelt,
Der muß am meisten lachen. Und warum?
Das fällt ins Auge wie der Weg zur Kirche:
Der, den ein Narr sehr weislich hat getroffen,
Wär wohl sehr töricht, schmerzt es noch sosehr,
Nicht fühllos bei dem Schlag zu tun. Wo nicht,
So wird des Weisen Narrheit aufgedeckt
Selbst durch des Narren ungefähres Zielen.
Steckt mich in meine Jacke, gebt mich frei
Zu reden, wie mir's dünkt, und durch und durch
Will ich die angesteckte Welt schon säubern,
Wenn sie geduldig nur mein Mittel nehmen.
Herzog
O pfui! Ich weiß wohl, was du würdest tun.
Jacques
Und was, zum Kuckuck, würd ich tun als Gutes?
Herzog
Höchst arge Sünd, indem du Sünde schältest;
Denn du bist selbst ein wüster Mensch gewesen,
So sinnlich wie nur je des Tieres Trieb;
Und alle Übel, alle bösen Beulen,
Die du auf freien Füßen dir erzeugt,
Die würdst du schütten in die weite Welt.
Jacques
Wie! wer schreit gegen Stolz
Und klagt damit den einzelnen nur an?
Schwillt seine Flut nicht mächtig wie die See,
Bis daß die letzten, letzten Mittel ebben?
Welch eine Bürgerfrau nenn ich mit Namen,
Wenn ich behaupt, es tragen Bürgerfraun
Der Fürsten Aufwand auf unwürdgen Schultern?
Darf (eine) sagen, daß ich sie gemeint,
Wenn so wie sie die Nachbarin auch ist?
Und wo ist (der) vom niedrigsten Beruf,
Der spricht: sein Großtun koste mir ja nichts —
Im Wahn, er sei gemeint – und seine Torheit
Nicht stimmt dadurch zu meiner Rede Ton?
Ei ja doch! wie denn? was denn? Laßt doch sehn,
Worin ihm meine Zunge Unrecht tat.
Tut sie sein Recht ihm, tat er selbst sich Unrecht;
Und ist er rein, nun wohl, so fliegt mein Tadel
Die Kreuz und Quer wie eine wilde Gans,
Die niemand angehört. – Wer kommt da? seht!
(Orlando kommt mit gezognem Degen.)
Orlando
Halt! eßt nicht mehr!
Jacques
Ich hab noch nicht gegessen.
Orlando
Und sollst nicht, bis die Notdurft erst bedient.
Jacques
Von welcher Art mag dieser Vogel sein?
Herzog
Hat deine Not dich, Mensch, so kühn gemacht?
Wie? oder ist's Verachtung guter Sitten,
Daß du so leer von Höflichkeit erscheinst?
Orlando
Ihr traft den Puls zuerst; der dornge Stachel
Der harten Not nahm von mir weg den Schein
Der Höflichkeit; im innern Land geboren,
Kenn ich wohl Sitte – aber haltet! sag ich,
Der stirbt, wer etwas von der Frucht berührt,
Eh ich und meine Sorgen sind befriedigt.
Jacques
Könnt Ihr nicht durch Vernunft befriedigt werden,
So muß ich sterben.
Herzog
Was wollt Ihr haben? Eure Freundlichkeit
Wird mehr als Zwang zur Freundlichkeit uns zwingen.
Orlando
Ich sterbe fast vor Hunger, gebt mir Speise.
Herzog
Sitzt nieder! eßt! willkommen unserm Tisch!
Orlando
Sprecht Ihr so liebreich? O vergebt, ich bitte!
Ich dachte, alles müßte wild hier sein,
Und darum setzt ich in die Fassung mich
Des trotzigen Befehls. Wer ihr auch seid,
Die hier in dieser unzugangbarn Wildnis
Unter dem Schatten melancholscher Wipfel
Säumt und vergeßt die Stunden träger Zeit:
Wenn je ihr beßre Tage habt gesehn,
Wenn je zur Kirche Glocken euch geläutet,
Wenn je ihr saßt bei guter Menschen Mahl,
Wenn je vom Auge Tränen ihr getrocknet
Und wißt, was Mitleid ist und Mitleid finden,
So laßt die Sanftmut mir statt Zwanges dienen:
Ich hoff's, erröt und berge hier mein Schwert.
Herzog
Wahr ist es, daß wir beßre Tage sahn,
Daß heilge Glocken uns zur Kirch geläutet,
Daß wir bei guter Menschen Mahl gesessen
Und Tropfen unsern Augen abgetrocknet,
Die ein geheiligt Mitleid hat erzeugt:
Und darum setzt in Freundlichkeit Euch hin
Und nehmt nach Wunsch, was wir an Hilfe haben,
Das Eurem Mangel irgend dienen kann.
Orlando
Enthaltet Euch der Speise nur ein Weilchen,
Indessen wie die Hindin ich mein Junges
Will füttern gehn. Dort ist ein armer Alter,
Der manchen sauren Schritt aus bloßer Liebe
Mir nachgehinkt: bis er befriedigt ist,
Den doppelt Leid, das Alter schwächt und Hunger,
Berühr ich keinen Bissen.
Herzog
Geht, holt ihn her!
Wir wollen nichts verzehren, bis Ihr kommt.
Orlando
Ich dank Euch; seid für Euren Trost gesegnet!
(Orlando ab.)
Herzog
Du siehst, unglücklich sind nicht wir allein,
Und dieser weite, allgemeine Schauplatz
Beut mehr betrübte Szenen dar als unsre,
Worin du spielst.
Jacques
Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.
Sie treten auf und geben wieder ab,
Sein Leben lang spielt einer manche Rollen
Durch sieben Akte hin. Zuerst das Kind,
Das in der Wärtrin Armen greint und sprudelt;
Der weinerliche Bube, der mit Bündel
Und glattem Morgenantlitz wie die Schnecke
Ungern zur Schule kriecht; dann der Verliebte,
Der wie ein Ofen seufzt, mit Jammerlied
Auf seiner Liebsten Braun; dann der Soldat,
Voll toller Flüch und wie ein Pardel bärtig,
Auf Ehre eifersüchtig, schnell zu Händeln,
Bis in die Mündung der Kanone suchend
Die Seifenblase Ruhm. Und dann der Richter
Im runden Bauche, mit Kapaun gestopft,
Mit strengem Blick und regelrechtem Bart,
Voll weiser Sprüch und Allerweltssentenzen
Spielt seine Rolle so. Das sechste Alter
Macht den besockten, hagern Pantalon,
Brill auf der Nase, Beutel an der Seite;
Die jugendliche Hose, wohl geschont,
'ne Welt zu weit für die verschrumpften Lenden;
Die tiefe Männerstimme, umgewandelt
Zum kindischen Diskante, pfeift und quäkt
In seinem Ton. Der letzte Akt, mit dem
Die seltsam wechselnde Geschichte schließt,
Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen,
Ohn Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles.
(Orlando kommt zurück mit Adam.)
Herzog
Nun, Freund, setzt nieder Eure würdge Last
Und laßt ihn essen.
Orlando
Ich dank Euch sehr für ihn.
Adam
Das tut auch not;
Kaum kann ich sprechen, selbst für mich zu danken.
Herzog
Willkommen denn! greift zu! Ich stör Euch nicht
Bis jetzt mit Fragen über Eure Lage. —
Gebt uns Musik und singt eins, guter Vetter!
Lied.
Amiens
Stürm, stürm, du Winterwind!
Du bist nicht falsch gesinnt,
Wie Menschenundank ist.
Dein Zahn nagt nicht sosehr,
Weil man nicht weiß, woher,
Wiewohl du heftig bist.
Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!
Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.
Drum heisa, den Bäumen!
Den lustigen Räumen! Frier, frier, du Himmelsgrimm!
Du beißest nicht so schlimm
Als Wohltat nicht erkannt;
Erstarrst du gleich die Flut,
Viel schärfer sticht das Blut
Ein Freund von uns gewandt.
Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!
Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.
Drum heisa, den Bäumen!
Den lustigen Räumen!
Herzog
Wenn ihr der Sohn des guten Roland seid,
Wie Ihr mir eben redlich zugeflüstert
Und meinem Aug sein Ebenbild bezeugt,
Das konterfeit, in Eurem Antlitz lebt:
Seid herzlich hier begrüßt! Ich bin der Herzog,
Der Euren Vater liebte; Eur ferners Schicksal,
Kommt und erzählt's in meiner Höhle mir. —
Willkommen, guter Alter, wie dein Herr!
Führt ihn am Arme. – Gebt mir Eure Hand
Und macht mir Euer ganz Geschick bekannt.
(Alle ab.)
Dritter Aufzug
Erste Szene
Ein Zimmer im Palast
(Herzog Friedrich, Oliver, Herren vom Hofe und Gefolge)
Herzog Friedrich
Ihn nicht gesehn seitdem? Herr! Herr! das kann nicht sein.
Bestünd aus Milde nicht mein größter Teil,
So sucht ich kein entferntes Ziel der Rache,
Da du zur Stelle bist. – Doch sieh dich vor;
Schaff deinen Bruder, sei er, wo er will;
Such ihn mit Kerzen, bring in Jahresfrist
Ihn lebend oder tot; sonst komm nie wieder,
Auf unserm Boden Unterhalt zu suchen.
Was du nur dein nennst, Land und andres Gut,
Des Einziehns wert, fällt unsrer Hand anheim,
Bis du durch deines Bruders Mund dich lösest
Von allem, was wir gegen dich gedacht.
Oliver
O kennt' Eur Hoheit hierin nur mein Herz!
Ich liebt im Leben meinen Bruder nicht.
Herzog Friedrich
Schurk um so mehr! – Stoßt ihn zur Tür hinaus,
Laßt die Beamten dieser Art Beschlag
Ihm legen auf sein Haus und Länderein:
Tut in der Schnelle dies und schafft ihn fort!
(Alle ab.)
Zweite Szene
Der Wald
(Orlando kommt mit einem Blatt Papier)
Orlando
Da häng, mein Vers, der Liebe zum Beweis!
Und du, o Königin der Nacht dort oben,
Sieh keuschen Blicks aus deinem blassen Kreis
Den Namen deiner Jägrin hier erhoben.
O Rosalinde! sei der Wald mir Schrift:
Ich grabe mein Gemüt in alle Rinden,
Daß jedes Aug, das diese Bäume trifft,
Ringsum bezeugt mag deine Tugend finden.
Auf, auf, Orlando! rühme spät und früh
Die schöne, keusche, unnennbare "sie".
(Ab.)
(Corinnus und Probstein treten auf.)
Corinnus
Und wie gefällt Euch dies Schäferleben, Meister Probstein?
Probstein. Wahrhaftig, Schäfer, an und für sich betrachtet, ist es ein gutes Leben; aber in Betracht, daß es ein Schäferleben ist, taugt es nichts. In Betracht, daß es einsam ist, mag ich es wohl leiden; aber in Betracht, daß es stille ist, ist es ein sehr erbärmliches Leben. Ferner in Betracht, daß es auf dem Lande ist, steht es mir an; aber in Betracht, daß es nicht am Hofe ist, wird es langweilig. Insofern es ein mäßiges Leben ist, seht Ihr, ist es nach meinem Sinn; aber insofern es nicht reichlicher dabei zugeht, streitet es sehr gegen meine Neigung. Verstehst Philosophie, Schäfer?
Corinnus. Mehr nicht, als daß ich weiß, daß einer sich desto schlimmer befindet, je kränker er ist; und wem's an Geld, Gut und Genügen gebricht, daß dem drei gute Freunde fehlen; daß des Regens Eigenschaft ist, zu nässen, und des Feuers, zu brennen; daß gute Weide fette Schafe macht und die Nacht hauptsächlich vom Mangel an Sonne kommt; daß einer, der weder durch Natur noch Kunst zu Verstand gekommen wäre, sich über die Erziehung zu beklagen hätte, oder aus einer sehr dummen Sippschaft sein müßte.
Probstein
So einer ist ein natürlicher Philosoph. Warst je am Hofe, Schäfer?
Corinnus
Nein, wahrhaftig nicht.
Probstein
So wirst du in der Hölle gebraten.
Corinnus
Ei, ich hoffe —
Probstein. Wahrhaftig, du wirst gebraten wie ein schlecht geröstet Ei, nur an (einer) Seite.
Corinnus
Weil ich nicht am Hofe gewesen bin? Euren Grund!
Probstein. Nun: wenn du nicht am Hofe gewesen bist, so hast du niemals gute Sitten gesehn. Wenn du niemals gute Sitten gesehn hast, so müssen deine schlecht sein, und alles Schlechte ist Sünde, und Sünde führt in die Hölle. Du bist in einem verfänglichen Zustande, Schäfer.
Corinnus
Ganz und gar nicht, Probstein. Was bei Hofe gute Sitten sind, die
sind so lächerlich auf dem Lande, als ländliche Weise bei Hofe zum
Spott dient. Ihr sagtet mir, bei Hofe grüßt Ihr nicht, ohne Eure
Hand zu küssen. Das wäre eine sehr unreinliche Höflichkeit, wenn
Hofleute Schäfer wären.
Probstein
Den Beweis, kürzlich, den Beweis?
Corinnus. Nun, wir müssen unsre Schafe immer angreifen, und ihre Felle sind fettig, wie Ihr wißt.
Probstein. Schwitzen die Hände unserer Hofleute etwa nicht, und ist das Fett von einem Schafe nicht so gesund wie der Schweiß von einem Menschen? Einfältig! einfältig! Einen besseren Beweis! her damit!
Corinnus
Auch sind unsre Hände hart.
Probstein
Eure Lippen werden sie desto eher fühlen. Wiederum einfältig!
Einen tüchtigeren Beweis!
Corinnus
Und sind oft ganz beteert vom Bepflastern unsrer Schafe. Wollt Ihr,
daß wir Teer küssen sollen? Die Hände der Hofleute riechen nach
Bisam.
Probstein
Höchst einfältiger Mensch! Du wahre Würmerspeise gegen ein gutes
Stück Fleisch! Lerne von den Weisen und erwäge! Bisam ist von
schlechterer Abkunft als Teer: der unsaubre Abgang einer Katze.
Einen bessern Beweis, Schäfer!
Corinnus. Ihr habt einen zu höfischen Witz für mich; ich lasse es dabei bewenden.
Probstein. Was? bei der Hölle? Gott helfe dir, einfältiger Mensch! Gott eröffne dir das Verständnis! Du bist ein Strohkopf.
Corinnus. Herr, ich bin ein ehrlicher Tagelöhner; ich verdiene, was ich esse, erwerbe, was ich trage, hasse keinen Menschen, beneide niemandes Glück, freue mich über andrer Leute Wohlergehn, bin zufrieden mit meinem Ungemach, und mein größter Stolz ist, meine Schafe weiden und meine Lämmer saugen zu sehn.
Probstein. Das ist wieder eine einfältige Sünde von Euch, daß Ihr die Schafe und die Böcke zusammenbringt und Euch nicht schämt, von der Begattung des Viehes Euren Unterhalt zu ziehn; daß ihr den Kuppler für einen Leithammel macht und so ein jähriges Lamm einem schiefbeinigen alten Hahnrei von Widder überantwortet gegen alle Regeln des Ehestandes. Wenn du dafür nicht in die Hölle kommst, so will der Teufel selbst keine Schäfer; sonst sehe ich nicht, wie du entwischen könntest.
Corinnus
Hier kommt der junge Herr Ganymed, meiner neuen Herrschaft Bruder.
(Rosalinde kommt mit einem Blatt Papier.)
Rosalinde (liest)
"Von Ost bis West, in beiden Inden
Ist kein Juwel gleich Rosalinden;
Ihr Wert, beflügelt von den Winden,
Trägt durch die Welt hin Rosalinden.
Alle Schilderein erblinden
Bei dem Glanz von Rosalinden;
Keinen Reiz soll man verkünden
Als den Reiz von Rosalinden."
Probstein
So will ich Euch acht Jahre hintereinander reimen, Essens- und
Schlafenszeit ausgenommen; es ist der wahre Butterfrauentrab, wenn
sie zu Markte gehn.
Rosalinde
Fort mit dir, Narr!
Probstein
Zur Probe: Sehnt der Hirsch sich nach den Hinden:
Laßt ihn suchen Rosalinden.
Will die Katze sich verbinden:
Glaubt, sie macht's gleich Rosalinden.
Reben müssen Bäum umwinden:
So tut's nötig Rosalinden.
Wer da mäht, muß Garben binden
Auf den Karrn mit Rosalinden.
Süße Nuß hat saure Rinden;
Solche Nuß gleicht Rosalinden.
Wer süße Rosen sucht, muß finden
Der Liebe Dorn und Rosalinden. Das ist der eigentliche falsche
Versgalopp. Warum behängt Ihr Euch mit ihnen?
Rosalinde
Still, dummer Narr! Ich fand sie an einem Baum.
Probstein
Wahrhaftig, der Baum trägt schlechte Früchte.
Rosalinde
Ich will Euch auf ihn impfen, und dann wird er Mispeln tragen: denn
Eure Einfälle verfaulen, ehe sie halb reif sind, und das ist eben
die rechte Tugend einer Mispel.
Probstein. Ihr habt gesprochen, aber ob gescheit oder nicht, das mag der Wald richten.
(Celia kommt mit einem Blatt Papier.)
Rosalinde
Still! hier kommt meine Schwester und liest; gehn wir beiseit.
Celia
"Sollten schweigen diese Räume,
Weil sie unbevölkert? Nein.
Zungen häng ich an die Bäume,
Daß sie reden Sprüche fein;
Bald, wie rasch das Menschenleben
Seine Pilgerfahrt durchläuft;
Wie die Zeit, ihm zugegeben,
Eine Spanne ganz begreift;
Bald, wie Schwüre falsch sich zeigen,
Wie sich Freund vom Freunde trennt.
Aber an den schönsten Zweigen
Und an jedes Spruches End
Soll man Rosalinde lesen,
Und verbreiten soll der Ruf,
Daß der Himmel aller Wesen
Höchsten Ausbund in ihr schuf.
Drum hieß die Natur sein Wille
(Eine) menschliche Gestalt
Zieren mit der Gaben Fülle;
Die Natur mischt' alsobald
Helenens Wange, nicht ihr Herz;
Kleopatrens Herrlichkeit;
Atalantens leichten Scherz
Und Lukreziens Sittsamkeit.
So ward durch einen Himmelsbund
Aus vielen Rosalind ersonnen,
Aus manchem Herzen, Aug und Mund,
Auf daß sie jeden Reiz gewonnen;
Der Himmel gab ihr dieses Recht
Und tot und lebend mich zum Knecht."
Rosalinde. O gütiger Jupiter! – Mit welcher langweiligen Liebespredigt habt Ihr da Eure Gemeinde müde gemacht und nicht einmal gerufen: "Geduld, gute Leute!"
Celia
Seht doch, Freunde hinterm Rücken? – Schäfer, geh ein wenig abseits.
– Geh mit ihm, Bursch.
Probstein. Kommt, Schäfer, laßt uns einen ehrenvollen Rückzug machen, wenngleich nicht mit Sang und Klang, doch mit Sack und Pack.
(Corinnus und Probstein ab.)
Celia
Hast du diese Verse gehört?
Rosalinde. O ja, ich hörte sie alle und noch was drüber; denn einige hatten mehr Füße, als die Verse tragen konnten.
Celia
Das tut nichts, die Füße konnten die Verse tragen.
Rosalinde
Ja, aber die Füße waren lahm und konnten sich nicht außerhalb des
Verses bewegen, und darum standen sie so lahm im Verse.
Celia
Aber hast du gehört, ohne dich zu wundern, daß dein Name an den
Bäumen hängt und eingeschnitten ist?
Rosalinde. Ich war schon sieben Tage in der Woche über alles Wundern hinaus, ehe du kamst: denn sieh nur, was ich an einem Palmbaum fand. Ich bin nicht so bereimt worden seit Pythagoras' Zeiten, wo ich eine Ratte war, die sie mit schlechten Versen vergifteten, wessen ich mich kaum noch erinnern kann.
Celia
Rätst du, wer es getan hat?
Rosalinde
Ist es ein Mann?
Celia
Mit einer Kette um den Hals, die du sonst getragen hast.
Veränderst du die Farbe?
Rosalinde
Ich bitte dich, wer?
Celia. O Himmel! Himmel! Es ist ein schweres Ding für Freunde, sich wieder anzutreffen; aber Berg und Tal kommen im Erdbeben zusammen.
Rosalinde
Nein, sag, wer ist's?
Celia
Ist es möglich?
Rosalinde. Ich bitte dich jetzt mit der allerdringendsten Inständigkeit, sag mir, wer er ist.
Celia. O wunderbar, wunderbar und höchst wunderbarlich wunderbar und nochmals wunderbar und über alle Wunder weg.
Rosalinde. O du liebe Ungeduld! Denkst du, weil ich wie ein Mann ausstaffiert bin, daß auch meine Gemütsart in Wams und Hosen ist? Ein Zollbreit mehr Aufschub ist eine Südsee weit von der Entdeckung. Ich bitte dich, sag mir, wer ist es? Geschwind, und sprich hurtig! Ich wollte, du könntest stottern, daß dir dieser verborgne Mann aus dem Munde käme wie Wein aus einer enghalsigen Flasche: entweder zuviel auf einmal oder gar nichts. Ich bitte dich, nimm den Kork aus deinem Munde, damit ich deine Zeitungen trinken kann.
Celia
Da könntest du einen Mann mit in den Leib bekommen.
Rosalinde
Ist er von Gottes Machwerk? Was für eine Art von Mann? Ist sein
Kopf einen Hut wert oder sein Kinn einen Bart?
Celia
Nein, er hat nur wenig Bart.
Rosalinde. Nun, Gott wird mehr bescheren, wenn der Mensch recht dankbar ist; ich will den Wuchs von seinem Bart schon abwarten, wenn du mir nur die Kenntnis von seinem Kinn nicht länger vorenthältst.
Celia
Es ist der junge Orlando, der den Ringer und dein Herz in einem
Augenblick zu Falle brachte.
Rosalinde
Nein, der Teufel hole das Spaßen! Sag auf dein ehrlich Gesicht und
Mädchentreue.
Celia
Auf mein Wort, Muhme, er ist es.
Rosalinde
Orlando?
Celia
Orlando
Rosalinde. Ach liebe Zeit! Was fange ich nun mit meinem Wams und Hosen an? – Was tat er, wie du ihn sahst? Was sagte er? Wie sah er aus? Wie trug er sich? Was macht er hier? Frug er nach mir? Wo bleibt er? Wie schied er von dir, und wann wirst du ihn wiedersehn? Antworte mir mit einem Wort.
Celia. Da mußt du mir erst Gargantuas Mund leihen; es wäre ein zu großes Wort für irgendeinen Mund, wie sie heutzutage sind. Ja und nein auf diese Artikel zu sagen ist mehr, als in einer Kinderlehre antworten.
Rosalinde
Aber weiß er, daß ich in diesem Lande bin, und in Mannskleidern?
Sieht er so munter aus, wie an dem Tage, wo wir ihn ringen sahen?
Celia
Es ist ebenso leicht, Sonnenstäubchen zu zählen als die Aufgaben
eines Verliebten zu lösen. Doch nimm ein Pröbchen von meiner
Entdeckung und koste es recht aufmerksam. – Ich fand ihn unter einem
Baum wie eine abgefallne Eichel.
Rosalinde. Der mag wohl Jupiters Baum heißen, wenn er solche Früchte fallen läßt.
Celia
Verleiht mir Gehör, wertes Fräulein.
Rosalinde
Fahret fort.
Celia
Da lag er, hingestreckt wie ein verwundeter Ritter.
Rosalinde. Wenn es gleich ein Jammer ist, solch einen Anblick zu sehn, so muß er sich doch gut ausgenommen haben.
Celia
Ruf deiner Zunge "Holla" zu, ich bitte dich; sie macht zur Unzeit
Sprünge. Er war wie ein Jäger gekleidet.
Rosalinde
O Vorbedeutung! Er kommt, mein Herz zu erlegen.
Celia
Ich möchte mein Lied ohne Chor singen; du bringst mich aus der
Weise.
Rosalinde
Wißt Ihr nicht, daß ich ein Weib bin? Wenn ich denke, muß ich
sprechen. Liebe, sag weiter.
(Orlando und Jacques treten auf.)
Celia
Du bringst mich heraus. – Still! kommt er da nicht?
Rosalinde
Er ist's! Schlüpft zur Seite und laßt uns ihn aufs Korn nehmen.
(Celia und Rosalinde verbergen sich.)
Jacques. Ich danke Euch für geleistete Gesellschaft; aber meiner Treu, ich wäre ebensogern allein gewesen.
Orlando
Ich auch; aber um der Sitte willen danke ich Euch gleichfalls für
Eure Gesellschaft.
Jacques.
Der Himmel behüt Euch! Laßt uns sowenig zusammenkommen wie möglich.
Orlando
Ich wünsche mir Eure entferntere Bekanntschaft.
Jacques. Ich ersuche Euch, verderbt keine Bäume weiter damit, Liebeslieder in die Rinden zu schneiden.
Orlando. Ich ersuche Euch, verderbt meine Verse nicht weiter damit, sie erbärmlich abzulesen.
Jacques.
Rosalinde ist Eurer Liebsten Name?
Orlando
Wie Ihr sagt.
Jacques.
Ihr Name gefällt mir nicht.
Orlando. Es war nicht die Rede davon, Euch zu gefallen, wie sie getauft wurde.
Jacques.
Von welcher Statur ist sie?
Orlando
Grade so hoch wie mein Herz.
Jacques.