Kitabı oku: «360° um die Welt», sayfa 3

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JFK

Die Salomonen sind ein wundervoller Inselstaat mit wundervollen Menschen, die ihren Staatsnamen der Fehleinschätzung eines bibelfesten Europäers verdanken: 1568 entdeckte der spanische Seefahrer Alvaro de Mendaña de Neyra die Inselgruppe für die alte Welt. Da er glaubte, die Insulaner seien reich, benannte er die Inseln nach dem jüdischen König Salomo, der laut biblischer Quelle „alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit“ übertraf. Als dem nicht so war, brach zwischen Seeleuten und Einheimischen ein Streit um Lebensmittel aus. Als Versöhnungsgeste soll dem Spanier „ein Viertel eines Jungen mit Arm und Hand“ angeboten worden sein. De Neyra lehnte das Geschenk ab und verprellte die Gastgeber damit noch mehr.


Achtung! Herabfallende Kokosnüsse

Nach diesem interkulturellen Desaster half ein Kartierungsfehler, Gras über diesen „Clash of Cultures“ wachsen zu lassen. Die Salomonen gingen zwei Jahrhunderte „verloren“. Erst Ende des 19. Jahrhunderts tauchten sie wieder auf der europäischen Interessenlandkarte auf. Briten und Deutsche stritten sich um den Einfluss in der Region. Die damals gezogene Trennlinie ist heute die Grenze zwischen den zu Papua-Neuguinea gehörenden Inseln Buka und Bougainville und den östlich davon gelegenen rund Tausend Salomon-Inseln.

Mit ihrer Landung auf der von der japanischen Armee besetzten Insel Guadalcanal 1942/43 schafften die USA im Zweiten Weltkrieg die Wende im Pazifikkrieg. Besonders ein Lieutenant Junior Grade aus der US Navy Reserve nutzte die Gunst der Stunde und wurde in der mondlosen Nacht vom 1. zum 2. August 1943 zum Helden: John F. Kennedy.


Die PT Boat Officers James Reed, John F. Kennedy, George Ross, Paul Fay

Der Sohn aus reichem Haus, der unbedingt in den Krieg ziehen wollte, kommandierte das Schnellboot PT-109 zwischen den Salomon-Inseln. Ein japanischer Zerstörer rammte Kennedys Boot und teilte es in zwei Hälften. Zwei Besatzungsmitglieder starben. Im Wasser sammelte Kennedy die Überlebenden seiner Crew auf. Da die nahen Inseln von Japanern besetzt waren, befahl der 26-jährige Kapitän seiner Truppe mehr als fünf Kilometer zu einem winzigen Eiland ohne feindlichen Posten zu schwimmen. Die Nichtschwimmer wurden auf einem Floß aus Trümmern geschoben. Einen Verwundeten zog Kennedy, der zur Harvard-Schwimmmannschaft gehörte, am Gurt einer Schwimmweste hinterher. Kennedy schwamm noch zu weiteren Inseln, um US-Boote zu alarmieren. Ohne Erfolg. Die Rettung kam, nachdem Kennedy Insulaner mit einer in eine Kokosnuss geritzten Botschaft zu einem US-Posten geschickt hatte. Am 8. August 1943 wurden die elf Überlebenden der Kollision gerettet. Für seinen Mut und seine „heroische Führung als kommandierender Offizier“ erhielt Lieutenant Kennedy die Navy-Medaille und das Verwundetenabzeichen Purple Heart. Der Anfang einer großen Karriere …

Bis heute heißt die Bucht von Guadalcanal „Ironbottom Sound“. Fünfzig Kriegsschiffe rosten dort auf dem Meeresboden. Beliebt bei Tauchern, zählen die Wracks zu den wenigen touristischen Attraktionen der Salomonen, die vom Reichtum ihres Namensgebers leider noch immer weit entfernt sind.

Australien


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Das Great Barrier Reef besteht aus über 2900 einzelnen Korallenriffen, gilt als eines der sieben Weltwunder der Natur und hat einen eigenen Briefkasten.


Fläche: 7.692.024 Quadratkilometer, mehr als doppelt so groß wie Indien
Einwohner: 25.324.713, weniger als ein 52stel von Indien

Mona Lisa aus Stein

Australien ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, die mehr Platz zum Leben haben als die meisten Menschen anderswo. Nur in Grönland und in der Mongolei gibt es noch mehr Lebensraum je Einwohner. So wie in Namibia kommen auch in Australien drei Bewohner auf einen Quadratkilometer. Aber auch die Australier suchen Nähe und das Meer. Die meisten wohnen in Großstädten und maximal fünfzig Kilometer vom Meer entfernt. Davon hat Australien mehr als genug. 10.000 Strände umrahmen den Kontinent; besucht man jeden Tag einen anderen, dauert das 27 Jahre. Und auch sonst pachtet Australien gerne den Superlativ: die längste gerade Bahnstrecke der Welt (478 Kilometer), die längste gerade Straße Australiens (146 Kilometer) muss sich nur einer noch längeren Straße ohne Kurve in Saudi-Arabien geschlagen geben. Die „Anna Creek Station“ ist wiederum die größte Rinder-Ranch der Welt und um einiges größer als Slowenien. Tasmanien hat die sauberste Luft der Welt. Und obwohl es in den australischen Alpen zeitweise mehr schneit als in Europas Bergen, ist nur die Antarktis ein trockenerer Kontinent als Australien.

Das muss man wissen, dann erscheint einem die Henley-on-Todd-Regatta in Alice Springs als normales Bootsrennen – aber nur dann. Der Austragungsort ist das sandige Flussbett des Todd River, der nur in Ausnahmefällen Wasser führt. Die Mannschaft, die ihr Boot am schnellsten über die Rennstrecke trägt, gewinnt. Abgesagt wird das Rennen nur bei starkem Regen – dann führt der Fluss Wasser.


Great Barrier Reef

Jetzt aber Schluss mit lustig. Wir tauchen in Australiens Mythen ein, machen es wie der holländische Australien-Reisende Cees Nooteboomm, steigen auf den berühmtesten Felsen der Welt: „Am darauffolgenden Tag mache ich mich auf den Weg zum heiligen Stein, Uluru oder Ayer‘s Rock. Der geweihte Ort der Pitjantjara ist zum Symbol Australiens geworden, ein Kieselstein von neun Kilometer Umfang, 348 Meter hoch. Vergiß die Größe und das, was er ist, eine Mona Lisa in Form eines Steins, der wie ein Rätsel mitten im Flachland liegt. … Ich hatte nicht vor, mich von einem Stein einschüchtern zu lassen, doch so leicht kommt man nicht davon, dafür liegt er dort zu provozierend. Einfach ein großer Stein, sagt man sich, nicht mal eine Pyramide mit ihrem Mysterium von sakralem oder mathematischen Zauber. Ein letzter Backenzahn im offenen Maul der Wüste. Aber so funktioniert das nicht, kein Rationalismus kommt gegen die Verlockung an, gegen die Blutfarbe, die schroffe Absonderlichkeit, die ungereimte Form. Der Weg zu ihm ist lang und das paßt.“


Henley-on-Todd-Regatta in Alice Springs

Der Weg eines für Australien bestimmten Pakets aus Kentucky/USA wurde 2018 ebenfalls lang – das passte nicht. Fünfmal landete es in Österreich, bevor es nach 60.000 Kilometer Umweg seinen Bestimmungsort erreichte. Die österreichische Post hat bereits vorgefertigten Stempel mit der Aufschrift „Missent to Austria“. Die Österreicher wundert das nicht: „Austria not Australia“ gehört zur Vorstellrunde im Ausland so wie „There are no kangaroos in Austria“.


Uluru, „Kieselsein“ von neun Kilometern Umfang

Unabhängiger Staat Papua-Neuguinea


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Papua-Neuguinea ist Weltmeister in der Sprachenvielfalt: Man zählt 839 verschiedene Sprachen, die zu 56 Sprachfamilien gehören. Diese Vielfalt wird vor allem geografisch, durch die vielen schroff voneinander abgegrenzten Täler erklärt.


Fläche: 462.840 Quadratkilometer, ein wenig größer als Schweden
Einwohner: 8.251.000, knapp zwei Millionen weniger als Schweden

Ressourcenfluch

Papua-Neuguinea ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Die leider sehr ungleich im Parlament vertreten sind. Unter den 111 Abgeordneten gibt es keine einzige Frau. Deswegen machte Regierungschef Peter O'Neill am Frauentag, 8. März 2019, den Vorschlag, der Pazifikstaat könnte Abgeordnetenmandate für Frauen reservieren. Das sei „nur fair“, sagte O'Neill, denn: „Traurige Tatsache ist, dass die Interessen von Frauen vernachlässigt werden.“ Papua-Neuguinea ist wegen fehlender Frauenrechte und weit verbreiteter häuslicher und sexueller Gewalt in Verruf. Die Täter kommen oft ungestraft davon. In manchen Landesteilen werden Frauen sogar Opfer von Hexenjagden. Der Glaube an schwarze Magie ist nach wie vor weit verbreitet. Die Verbrennung einer Frau bei lebendigem Leibe 2013 schreckte die Öffentlichkeit auf. Die Zwanzigjährige soll einen Jungen durch „Hexerei“ getötet haben. Als die Polizei gegen die Ermordung einschreiten wollte, wurde sie daran gehindert. Nach dem Vorfall schaffte die Regierung ein Gesetz von 1971 ab, das Hexerei zur Straftat erklärte. NGOs kämpfen seit Jahren dafür, dass derartige Verbrechen härter bestraft werden. Mit Erfolg: Opfer berichten, die Polizei gehe inzwischen härter gegen Gewalt an Frauen vor. Weibliche Abgeordnete sind jetzt der nächste überfällige Schritt.


Hütten im Hafen von Port Moresby

Bezeichnend für die Situation im Inselstaat war der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC), der 2018 erstmals im ärmsten der 21 Mitgliedsländer abgehalten wurde. Prominentester Gast war Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Da es in Port Moresby an Hotels fehlte, waren viele Teilnehmer im Hafen auf drei eigens gecharterten Kreuzfahrtschiffen untergebracht. US-Vizepräsident Mike Pence übernachtete in Australien und ließ sich zu den Treffen einfliegen. Das Beispiel zeigt: Trotz enormer Bodenschätze gehört Papua-Neuguinea zu den ärmsten Staaten der Welt. Korruption ist weit verbreitet, und im UN-Entwicklungsindex liegt PNG abgeschlagen auf Platz 153.

„Die Rohstoffindustrie ist Fluch und Segen zugleich“, analysiert Human Rights Watch die verfahrene Situation: „Die Minenprojekte haben gewalttätige Konflikte, Missbrauch und verheerende Umweltschäden entfacht. Die Staatseinkünfte verschwinden durch Korruption und Missmanagement und bringen den Bürgern keine Verbesserung.“ Die von Chinesen geführte Ramu-Nickel-Mine an der Ostküste zeigt, wie es nicht laufen soll. „Sie bringen Technologie der 1960er-Jahre, sie vergewaltigen unser Land, die Regierung profitiert, aber wir sehen nichts davon“, kritisiert ein Anrainer. Der Ärger speist sich aus der Angst vor Umweltschäden, der Sorge um das Überleben des Dorfes, Frust über die Regierung und Misstrauen gegen die wenig integrierfreudigen Chinesen. Die Regierung betreibe einen Ausverkauf des Landes, fülle sich die eigenen Taschen und die Bevölkerung bekomme nichts, schimpfen die Dorfbewohner: „Entwicklung hat gute und schlechte Seiten, aber wir sehen nur die schlechten.“


Papua-Neuguineas Natur ist von internationalen Minenprojekten bedroht.

Japan


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Der rotwangige Schwarzbär Kumamon ist das populärste Maskottchen des Landes und durfte sogar vor dem Kaiserpaar tanzen. Der Rummel um die niedlichen yuru-kyara (entspannte Figuren) im Comic-Stil kennt kaum Grenzen. Firmen, Behörden und Regionen ringen mit den bunten Figuren um Aufmerksamkeit.


Fläche: 377.930 Quadratkilometer, so groß wie Deutschland und Slowenien zusammen
Einwohner: 126.045.000, eineinhalb Mal soviel wie Deutschland

Bei Oes

Japan ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Zwei durfte ich kennen und schätzen lernen. Zum Abschied schenkte mir das Ehepaar Oe einen selbst gefalteten Papierkranich und ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hiroshima loves peace“. Drei Tage lang war ich ihr Gast. Ich habe das moderne Tokio gesehen und das alte Kyoto, Hightech und Teezeremonie, Geishas und Karaoke … – interessant, fremd, schön. Vor allem in Erinnerung geblieben sind mir aber die Oes und ihr Hiroshima. In einen japanischen Privathaushalt eingeladen zu sein, habe ich als intimeres Miteinander erlebt als irgendwo anders. Alles war so ordentlich, so putzig, so lieb. Alles sollte perfekt sein und war es auch.

Kenzaburo Oe, der japanische Literatur-Nobelpreisträger, oft als Gewissen der Nation bezeichnet und (nur) Namensvetter meiner Gastgeber, hat diese japanische Eigenheit, alles so gut, so schön, so perfekt wie möglich zu machen, in Beziehung zu den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki gestellt. In seinem Buch „Hiroshima notes“ schreibt er: Von der ersten Minute nach dem Atom-Blitz an haben die noch mit dem Leben davon Gekommenen daran gearbeitet „diese Hölle wieder so menschenfreundlich wie sie nur können zu machen“. Sie haben die Toten begraben, den Todkranken ein würdiges Sterben ermöglicht, die Verwundeten gepflegt, die Brände gelöscht, den Schutt weggeräumt … Oe sagt, das haben die Menschen von Hiroshima zuerst für sich selbst gemacht. Gleichzeitig haben sie „aber damit auch die Belastung für die Gewissen derer erleichtert, die die Atombombe geworfen haben“. Oe ist überzeugt: Die Menschen von Hiroshima haben in die Hölle eine Ausgangstür gebaut.

Ich durfte in Hiroshima eine Überlebende treffen. Als die Bombe detonierte, war sie 15 Jahre alt. Der Lichtstrahl sei im ersten Moment schön gewesen, sagte sie. Erst dann tat sich der Blick in die Hölle auf: Die Gesichter der Menschen sind geschwollen und es war nichts Menschliches mehr an ihnen zu erkennen. Ihre Mutter beugte sich schützend über sie. Als sie nach zwanzig Jahren Leiden an den Folgen dieses Tages starb, hörte die Tochter die Glasscherben, die ihre Mutter abgefangen hatte, in der Urne scheppern – und beschloss, als Überlebende vor Besuchern Zeugnis zu geben.


Origami Kranich

Dann stand ich mit „meinen“ Oes im Museum vor einem steinernen Hauseingang, auf dem noch der Schatten eines Menschen zu erkennen war. Der saß dort am Morgen des 6. August 1945, bis ihn die Bombe auslöschte. Dieser Schatten symbolisiert für mich die schiere Gewalt von Atombomben. Und deswegen habe ich es im ersten Moment hilflos, sinnlos, lächerlich empfunden, dass man in Hiroshima mit Origami-Papierkranichen, auch wenn es Zigtausende sind und es immer mehr werden, gegen eine derartige Macht anzukämpfen versucht. Mittlerweile denke ich anders. Das verdanke ich meinen Oes in Hiroshima, die mir drei Tage lang gezeigt haben, was der Dichter so beschreibt: „Weich ist stärker als hart. Wasser ist stärker als Fels. Liebe ist stärker als Gewalt.“


Friedenspark und Gedenkstätte in Hiroshima

Republik Palau


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Die Chelbacheb-Inseln ragen wie grün bewachsene Pilzköpfe aus Kalkstein aus dem Wasser: Tunnel, Höhlen und Seen haben sich im porösen Stein mit Welterbe-Status gebildet. Gemeinsames Schwimmen mit Millionen Quallen ist dort eine Touristenattraktion.


Fläche: 459 Quadratkilometer, so groß wie Andorra
Einwohner: 17.661, ein Viertel von Andorra

We are family

Palau ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, für die Politik Familiensache ist. 2016 wurde Präsident Tommy Remengesau bei der Wahl von seinem Schwager Surangel Whipps herausgefordert. Whipps warb mit einem Neubeginn nach der zwölfjährigen Präsidentschaft seines Schwagers. Erst nach Auszählung der Briefwahlstimmen setzte sich Remengesau mit lediglich 264 Stimmen Vorsprung durch. Der Gewinner sprach von einem „bittersüßen Sieg“ und sagte gegenüber „Agence France-Presse“: „Verwandte sollten nicht gegeneinander antreten. Für mich war das die härteste und emotionalste Wahl. So etwas sollte niemand durchmachen müssen.“ Ob sich seine Hoffnung erfüllte, Schwester und Schwager den Sieg mit ihm feierten, wurde von den Korrespondenten nicht mehr berichtet.


Chelbacheb-Inseln

Am 15. Dezember 1994, einem Donnerstag, billigte die UN-Vollversammlung eine Empfehlung des Weltsicherheitsrats und Palau wurde zum 185. Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen und zum unabhängigen Staat Republik Palau. Zuvor stand Palau 47 Jahre lang unter Verwaltung der USA. Von 1899 bis 1919 waren die 356 Inseln, von denen die meisten nicht größer als ein Dorfplatz sind, deutsches Schutzgebiet. Bauwerke aus dieser Ära gibt es keine mehr. Einziges koloniales Überbleibsel ist der „German Channel“, eine ins Riff gesprengte Fahrrinne, die den Wasserweg zwischen dem Umschlaghafen in Koror und der Insel Angaur verkürzte, wo man seinerzeit Phosphat abbaute. Heute wird der Kanal von Tauchern geschätzt. Die Chancen, dort bei Unterwasser-Ausflügen einem Mantarochen zu begegnen, sollen gut sein.


Sonnencreme-Verbot zum Schutz der Korallenriffe

Wieder am Strand, sollte man besser den Schatten suchen. Palau verbietet als erstes Land der Welt bestimmte Sonnencremes, um seine Korallenriffe zu schützen: „An jedem beliebigen Tag gelangt an den beliebten Tauch- und Schnorchelorten von Palau literweise Sonnencreme in den Ozean“, erklärte ein Regierungssprecher. Das 2020 in Kraft tretende Verbot bezieht sich auf Sonnenschutzmittel mit chemischen Wirkstoffen wie Oxybenzon, Octocrylen und Parabene, die in den meisten Standardmarken enthalten sind. Schon in geringen Mengen bringen diese Stoffe die empfindlichen Korallen zum Absterben, warnen wissenschaftliche Studien. Einfuhr oder Verkauf dieser Sonnencremes sollen mit umgerechnet bis zu 880 Euro bestraft werden. Weitere Urlaubsziele wie Hawaii wollen ähnliche Gesetze einführen.

Palau setzt auf nachhaltigen Tourismus. Urlauber müssen bei der Einreise ein Versprechen unterzeichnen, die Umwelt zu respektieren. Der Pazifikstaat ist auch Vorreiter im Kampf gegen den Haifang, errichtete 2009 die erste Hai-Schutzzone. Präsident Johnson Toribiong, Vorgänger von Remengesau, sagte: „Das Überleben der Haie und das unserer Meere ist wichtiger als eine Schüssel Suppe.“ Fangboote, die mit Haien oder Haifischflossen erwischt werden, müssen mit hohen Strafen rechnen, drohte er. Ob das die Haijäger einschüchtert, bleibt abzuwarten. Die Schutzzone ist so groß wie Frankreich und das Land besitzt erst ein Patrouillenboot.

Republik Korea


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Kein Essen ohne Kimchi als Beilage – rund 22 Kilogramm des zum immateriellen Kulturerbe erhobenen scharf gewürzten Gemüses isst ein Südkoreaner im Jahr.


Fläche: 100.210 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Island
Einwohner: 51.700.000, mehr als 150-mal so viele wie Island

Die Leiden des jungen Jong

Südkorea ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen, die von klein auf einem hohen Leistungsethos folgen (müssen). Um 9 Uhr früh sitzen die Schüler der Myung-Duk Fremdsprachen-Oberschule im Südwesten Seouls bereits zwei Stunden in ihren Klassen. Schulschluss ist um 22 Uhr. Danach geht es noch immer nicht heim, erzählt der Schüler Jong seinem ungläubig dreinschauenden Visavis aus Österreich. Dann folgen noch ein, zwei Stunden Unterricht in einem privaten Lerninstitut: „Vor ein Uhr nachts kommt kaum einer von uns nach Hause.“ Nur am Sonntag sei es weniger streng: Da fange der Unterricht erst (!) um zehn Uhr an und höre schon (!) um 20 Uhr auf.


Von 7 Uhr bis 22 Uhr sitzen die Kinder in der Schule.

Der 15-Jährige hatte an diesem Vormittag Deutschunterricht. Ein Fach, in dem sich Jong leicht tut. Sein Vater war Techniker bei Korean Airlines und einige Jahre mitsamt Familie in Zürich stationiert. Jong spricht fließend Deutsch mit Schweizer Akzent. Die Rückkehr nach Korea sei ihm nicht leicht gefallen: „Die Schulsysteme sind völlig verschieden, in der Schweiz war es schon lockerer, hier heißt es immer nur: Du musst! Du musst! Du musst!“ Der Grund für das „Muss“ ist im „Su-neung“, dem koreanischen Abitur, zu sehen, dessen Noten bestimmen, wer an welcher Universität studieren darf. Um dabei so gut wie möglich abzuschneiden, besuchen die Schüler nach dem regulären Unterricht noch Hagwons – das sind Nachhilfe-Institute, in denen man gezielt auf den großteils aus Multiple-Choice-Fragen bestehenden Su-neung vorbereitet wird. „In der Schweiz habe ich denken gelernt“, kommentiert Jong seine unterschiedlichen Schulerfahrungen, „hier wird nur auswendig gelernt.“


Kimchi: scharf eingelegtes Gemüse

Im internationalen Vergleich schneidet dieses Schulsystem jedoch hervorragend ab: Südkorea belegt regelmäßig Spitzenplätze im Pisa-Vergleich. Als Grund dafür nennen Pisa-Experten die enge Verknüpfung von hohen Anforderungen an die Lernenden mit einer rigiden Evaluierung durch Tests sowie der große private Einsatz an Zeit und Geld von Kindern und Eltern. Den wenigen, denen Elan und Disziplin fehlen, wird mit dem von den Eltern erwünschten „Rohrstaberl“ nachgeholfen.

Jongs Berufswunsch lautet Rechts- oder Staatsanwalt. Die erste Hürde auf diesem Weg konnte er nehmen: Als einer von 22 Bewerbern schaffte er die Aufnahme in die Myung-Duk-Oberschule. Jetzt fehle ihm nur noch eine gute Universität, sagt Jong: „Dann bin ich frei.“

Wobei das mit der Freiheit generell und besonders in Südkorea so eine Sache ist. Nehmen wir an, Jong schafft es ins Justizministerium. Dann wird er bei Sommerhitze von der Stadtverwaltung aufgefordert in kurzen Hosen zur Arbeit zu kommen, damit die Klimaanlagen weniger Strom fressen. Im Winter ist es umgekehrt: Da wird zum Stromsparen die Standardtemperatur in Verwaltungsgebäuden auf 18 Grad gedrosselt. Der jeweilige Staatspräsident geht dann mit gutem Beispiel voran und animiert Jong dazu, warme Unterwäsche zu tragen. Und dieser denkt an seine Schulzeit und lächelt milde über das lebenslange „Du musst!“

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
835 s. 609 illüstrasyon
ISBN:
9783948097837
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