Kitabı oku: «360° um die Welt», sayfa 5

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Reich und grausam fromm

Brunei ist ein wunderbares Land mit wertvollen Menschen – und einem reichen Sultan. Wie reich? Sehr reich, so reich, dass er auf der Versandliste des Pirelli-Kalenders ganz oben steht. Was macht Sultan Hassanal Bolkiah, der im Frühjahr 2014 das islamische Scharia-Strafrecht in seinem Land einführte und auch sonst keine Gelegenheit auslässt, Brunei im Sinne der Staatsideologie „Melayu Islam Beraja“ auf einen strammen malaysisch-islamischen Kurs zu bringen, mit dem exquisitesten Erotik-Kalender der Welt? Wahrscheinlich hat der Sultan nur vergessen das Abo zu kündigen. Es ist noch gar nicht lange her, da soll er auch mehr auf Shakira als Scharia gestanden haben, und mehr Play- als Prayboy gewesen sein.

Das gehört in seiner Familie zur Tradition: Sultan Mohamed soll im 15. Jahrhundert während einer Seereise zu den Philippinen eine islamische Prinzessin entführt haben; er heiratete sie und wurde von ihr zum Islam bekehrt. Die Tochter seines Nachfolgers nahm einen Araber zum Mann, den Vor-Vorvater der bis heute regierenden Sultane. Die ihr Faible für schöne Frauen verbindet. Außerdem wird sich im Sultanspalast Istana Nurul Iman, der mit seinen 1788 Zimmern dreimal so groß ist wie Buckingham Palace, doch wohl noch eine versteckte Wand für diese Kalender und seine schönen Bilder finden. Den Raum aber gut zusperren! Schon einmal provozierte ein Reifenhersteller Proteste in Brunei. Die japanische Firma musste 300 Autoreifen zurückrufen. Das Profil der Reifen soll Koran-Versen geglichen haben, was die Religionsbehörde als Beleidigung des Islam verurteilte.


Auch in diesem Flugzeug wird der Koran rezitiert.


Palast des Sultans: Istana Nurul Iman

Brunei wird aus gutem Grund das „Kuwait des Fernen Ostens“ genannt: viel Erdöl, sehr reich, heiß und genauso langweilig. Alkohol ist tabu, von Nachtleben keine Spur. Nicht-Muslime dürfen für den privaten Konsum zwei Flaschen Hochprozentiges und zwölf Dosen Bier einführen. Der Weiterkauf mit einem Aufschlag von bis zu dreihundert Prozent beschert Gastarbeitern, meist katholischen Philippinern, gute Geschäfte. Im Nachbarland Malaysia reiben sich Barleute, Händler und Hoteliers die Hände, wenn Zigtausende Bruneier über die Grenze kommen und das Vergnügen suchen.

Einen Bogen um alles, was dem Sultan von Brunei gehört, macht George Clooney.

Und er rief dazu auf, seinem Beispiel zu folgen und die weltweit an den edelsten Adressen residierenden neun Luxushotels des Sultans zu meiden. Anlass für den Boykott war das Inkrafttreten barbarischer Strafgesetze Anfang 2019, wonach Homosexuellen die Todesstrafe durch Steinigung droht. Dieben soll die Hand und bei Wiederholungstätern auch noch ein Bein abgeschnitten werden. Auf Vergewaltigung, Raub oder Gotteslästerung steht ebenfalls die Todesstrafe. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet bezeichnete die Strafen als „grausam und unmenschlich“. Die Frage ist bloß, ob den reichen Sultan der Boykott seiner Hotels wirklich weh tut. George Clooney sollte vielleicht besser einmal mit der Abo-Abteilung des Pirelli-Kalenders reden.

Mongolischer Staat


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Jährlich im Juli findet das Nationalfest „Naadam“ oder „Die drei männlichen Spiele“ statt. Ringkampf, Bogenschießen und Pferderennen stehen auf dem Programm und entgegen dem Namen nehmen auch Frauen teil – nur nicht beim Ringen, da ist der Dresscode oben ohne.


Fläche: 1.564.116 Quadratkilometer, halb so groß wie Indien
Einwohner: 3.031.330, ein 440stel von Indien

Dicke Luft

Die Mongolei ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, von denen sich – Überraschung! – die Frauen auf der Überholspur befinden. Die Mongolinnen dominieren die Universitäten. Verschiedene Statistiken beziffern ihren Anteil auf sechzig bis achtzig Prozent der Absolventen. Die US-Wissenschaftlerin Linda Benson nannte das Phänomen in der Mongolei eine „umgedrehte Kluft zwischen den Geschlechtern“. Uyanga Tsogtsaikhan von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Ulaanbaatar erklärte im „dpa“-Interview: „Viele Eltern fanden die Bildung ihrer Töchter lange Zeit sehr wichtig. Bei ihren Söhnen denken sie, dass sie auch ohne Universitätsabschluss eine Arbeit finden können.“ Zwar ändere sich diese Einstellung, aber aus dieser Generation hätten viele Männer nun große Probleme, adäquate Jobs zu finden. Die Kommunisten hätten die Gleichberechtigung glorifiziert und ein Stück weit das Selbstbewusstsein der Männer zerstört, schreibt der Mongolei-Autor Carl Robinson: „In der heutigen Zeit haben sich Frauen noch weiter durchgesetzt. Jungen sollten sich zu Hause um die Tiere kümmern, während Mädchen höhere Bildung bekamen.“


Ringerwettkampf beim Naamdam

Einzig die Politik im Land würde trotz Quote noch männlich dominiert, sagt Mongolei-Experte Julian Dierkes von der University of British Columbia. Für die schlechteren Chancen der Männer in der Privatwirtschaft hat er eine andere Erklärung: „Es gibt viele Arbeiten, die mongolische Männer schlicht und einfach nicht in Erwägung ziehen. Auf Englisch sind das die drei Ds: dangerous, dreary, dirty – gefährlich, langweilig, dreckig.“

Apropos Dreck, Überraschung zwei: Agence-France-Presse-Korrespondent Anand Tumurtogoo beschreibt in einer Reportage aus dem Frühjahr 2018 Ulaanbaatar als die schmutzigste Hauptstadt der Welt. Laut Messungen der Vereinten Nationen überholte die Hauptstadt der Mongolei – was die Luftverschmutzung anbelangt – sogar die Mega-Metropolen Neu-Delhi und Peking. Vor allem in den Jurten der Armenviertel nutzen die Bewohner der kältesten Hauptstadt der Welt noch Kohleöfen zum Heizen und Kochen. Im Winter mit Temperaturen bis zu minus vierzig Grad legt sich ein dichter, graubrauner Nebel auf die Stadt, der vor allem Kinder und Schwangere gefährdet. Am 30. Januar 2018 überstieg die Luftverschmutzung in Ulaanbaatar den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgesetzten Grenzwert um das 133-fache.


Ulaanbaatar, die wohl schmutzigste Staat der Welt

Die dicke Luft lässt den Handel mit skurrilen „Lungentees“ und „Sauerstoffcocktails“ boomen. Die WHO empfiehlt statt diesen teuren Placebos die schmutzigen Kohleöfen durch sauberere Alternativen zu ersetzen. 2017 gab Regierungschef Ukhnaa Khurelsukh stattdessen die Verteilung von Luftreinigern im Wert von 1,3 Millionen Euro an allen Schulen in Auftrag. Viele sehen darin eher eine Quersubventionierung von Unternehmen und weniger eine Maßnahme zur Verbesserung der Luftqualität. Umwelt-Aktivist Tumendalai Davaadalai ist sicher recht zu geben, wenn er meint: „Luftreiniger geben keinen Sauerstoff ab wie Pflanzen.“

Republik Indonesien


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

„Tau Tau“ sind nach dem Abbild eines Verstorbenen geschnitzte Holzfiguren. Sie werden vom Volk der Toraja auf der Insel Sulawesi vor den Gräbern aufgestellt. Berufe in der „Tau Tau“-Fertigung dürfen nur von bestimmten Menschen ausgeübt werden.


Fläche: 1.904.569 Quadratkilometer, dreimal so groß wie Frankreich
Einwohner: 255.461.700, viermal so viele wie Frankreich

Dampfwalzen-Islam

Indonesien ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen. Das Land besteht aus rund 17.000 Inseln und ist mit mehr als 190 Millionen Wählern die drittgrößte Demokratie der Welt. Knapp neunzig Prozent der Indonesier sind Muslime. Indonesien ist damit das bevölkerungsreichste muslimische Land und bekannt für seine moderate Form des Islams. Sowie als Beispiel, dass Islam und Demokratie durchaus miteinander vereinbar sind. Seit einiger Zeit gewinnen jedoch radikale Kräfte an Einfluss.

In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion in Jakarta rollte während des islamischen Fastenmonats Ramadan im Frühjahr 2019 eine Dampfwalze über rund 18.000 Flaschen illegal hergestellten Alkohols: „Die Aufgabe der Gemeinschaft ist es, die Nachfrage zu senken“, kommentierte Bürgermeister Anies Baswedan die Aktion. Während des Ramadans stellen die Behörden regelmäßig die Zerstörung großer Mengen Alkohol zur Schau, um Muslime vom Trinken während des Fastenmonats abzuhalten. Der Alkoholkonsum wäre Muslimen eigentlich ganzjährig verboten. Die meisten indonesischen Muslime leben aber eine tolerantere Auslegung ihres Glaubens. Alkohol ist zudem in Bars und Nachtclubs der größeren Städte sowie in Touristengegenden wie Bali verfügbar.


Der Nikab ist in Indonesien umstritten.

Neben dem Alkohol ist der Gesichtsschleier ein umstrittenes Thema in Indonesien, berichtet „ dpa“-Korrespondent Ahmad Pathoni. Vor zehn Jahren, schreibt er, war der Nikab, der schwarzen Schleier, der von einem Frauengesicht nur den Augenschlitz freilässt, noch die große Ausnahme. Muslimische Frauen in Indonesien tragen üblicherweise ein Kopftuch, das die Haare, nicht aber das Gesicht bedeckt. Inzwischen ist aber auch in Indonesien eine kleine, jedoch wachsende Minderheit Frauen dazu übergangen, nur noch mit Nikab auf die Straße zu gehen „Heute erntet man kaum noch verdächtige Blicke“, sagt Nikab-Trägerin Juanita Vyatri, die in ihrem Beruf Apps für Mobiltelefone entwickelt: „Ich glaube, dass das die Leute hier inzwischen akzeptieren.“

Korrespondent Pathoni widerspricht: „Die Frage, ob Frauen in der Öffentlichkeit ihr Gesicht verhüllen dürfen oder nicht, sorgt immer wieder für Debatten.“ Indonesien versteht sich als ein säkularer Staat. Unter anderem der Nikab ist jedoch ein Indiz, dass religiöse Fundamentalisten an Einfluss gewinnen. „Das scheint harmlos zu sein. Aber wir sollten uns darüber bewusst werden, welches Gedankengut damit verbreitet wird“, sagt der Schüler Yahya Cholil Staquf in dem dpa“-Bericht. Deshalb sollte der Nikab im öffentlichen Raum verboten werden: „Man muss die Leute erkennen können.“ Nikab-Trägerinnen setzen sich stattdessen offen zur Wehr, dass sie zum Symbol für eine vermeintliche Radikalisierung des Landes gemacht werden. Staatspräsident Joko Widodo ist um Beruhigung bemüht und versichert: „Der Islam war in Indonesien stets friedlich und tolerant. Daran wird sich nichts ändern. Pluralismus gehört zu unserer DNA.“ Die Ernennung eines konservativen Geistlichen zu seinem Vizepräsidenten war dann wohl eine Genmanipulation


Gräber geschmückt mit Tau-Tau-Holzfiguren

Sozialistische Republik Vietnam


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Der Ho-Chi-Minh-Pfad, nach dem nordvietnamesischen Präsidenten benannt, war während des Indochinakrieges und des Vietnamkrieges ein wichtiges Wegenetz. Um die Wege von der Luft aus zu erkennen, wurde zur Entlaubung „Agent Orange“ gesprüht.


Fläche: 331.690 Quadratkilometer, vergleichbar mit Finnland
Einwohner: 95.415.000, mehr als 17-mal so viele wie Finnland

Atheismus light

Vietnam ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen, denen auch Jahrzehnte des Kommunismus ihre religiösen Traditionen und Bräuche nicht austreiben konnte. So ziehen Vietnamesen jeden Alters kurz vor „Tet Nguyen Dan“ dem Fest des neuen Jahres nach dem Mondkalender, zu den Brücken ihres Landes und werfen Goldfische in die Flüsse. „Wir glauben, dass der Küchengott die Fische nach oben in den Himmel bringt“, erklärte eine 17-Jährige den Brauch der Deutschen Presse- Agentur: „Deshalb kauft sich jede Familie ein paar Goldfische und lässt sie im Fluss frei. Damit sie im neuen Jahr Glück hat.“ Das Aussetzen der Fische ist nur eines von vielen Ritualen – erstaunlich für ein Land, das mit Religion offiziell nur wenig anzufangen weiß, wundert sich der Auslandskorrespondent.


Vietnamesische Neujahrstradition: Goldfische aussetzen

Offiziell firmiert der kommunistische Einparteienstaat unter den Ländern mit dem geringsten Anteil gläubiger Menschen. Achtzig Prozent gehören keiner Religion an, elf Millionen sind Buddhisten, sechs Millionen Katholiken, eine Million Protestanten. Das hält die Vietnamesen aber nicht davon ab, in den Tagen vor Tet die alten Bräuche zu pflegen. Dazu gehört auch, kleine Pfirsich- und Mandarinenbäumchen zu kaufen. Ihre Blüten sollen „blühende Zeiten“ bescheren; die Mandarinen stehen wiederum für Fruchtbarkeit. Ein Grund dafür, sie gerne an junge Paare zu verschenken.


Pfirsichblüten sollen blühende Zeiten bringen.

Nguyen Minh Thuyet, früherer Vorsitzender des Kultur-Ausschusses der Nationalversammlung, sagte im dpa-Gespräch: „Die Vietnamesen glauben immer noch an die Rituale von Tet. Und zwar mehr noch als früher.“ Ob jemand gläubig ist oder nicht, spiele keine Rolle: „Das ist ein gemeinschaftliches Ereignis für alle.“ Die Kommunistische Partei toleriert mittlerweile die alten Praktiken, die sie früher abschaffen wollte. Thuyet sieht die Rituale nicht nur positiv. Für ihn sind die Bräuche Ausdrucksmittel eines zunehmenden Materialismus im neuen Wirtschafts-Tigerstaat: „Früher haben die Leute für ihre Gesundheit gebetet. Jetzt beten sie auch für mehr Geld und für ihre Karriere.“

Oder für einen Ehepartner. Im konservativen Vietnam entwickeln sich Schein-Hochzeiten zum boomenden Geschäft: Unverheiratete schwangere Frauen buchen beispielsweise Schauspieler für inszenierte Trauungen, um der sozialen Ächtung als ledige Mutter zu entgehen. „Meine Eltern hätten die Schmach als erste zu spüren bekommen“, erklärte eine Betroffene die Beweggründe. Deshalb fingierte sie eine Hochzeit. Die Kosten von 1500 Dollar bezahlte der mit einer anderen Frau verheiratete Vater ihres ungeborenen Kindes. Nach der Geburt wird sie die Trennung von ihrem Alibi-Mann spielen. Eine geschiedene Mutter zu sein, ist immer noch besser, als ein uneheliches Kind zu haben. Auch Paare geben Tausende Dollar aus, um den Erwartungen ihrer Familien und der Gesellschaft zu entsprechen und heiraten zum Schein. Und fürs echte Glück wird beim nächsten Tet der Küchengott mit einem besonders schönen Goldfisch bestochen.

Königreich Kambodscha


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Angkor Wat ist der größte Tempelkomplex der Welt und das nationale Symbol des Landes. Das macht Kambodschas Staatsflagge zur einzigen weltweit, auf der ein Gebäude abgebildet ist.


Fläche: 181.040 Quadratkilometer, halb so groß wie Deutschland
Einwohner: 16.076.000, ein Fünftel von Deutschland

Entwaffnend

Kambodscha ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die sich trotz Pol Pots „Steinzeitkommunismus“ und den Gräueltaten seiner Roten Khmer ihr unbeugsames Naturell, ihren ansteckenden Optimismus und ihr Lächeln erhalten konnten. Sowie eine pragmatische Sicht der Dinge, gepaart mit viel Lebensweisheit.

Als David de Beer anfing, auf seinen Chauffeur und seinen Dolmetscher zu hören, wurde seine Mission ein Erfolg: 2002, im Jahr der ersten freien Wahlen nach Jahrzehnten Bürgerkrieg, schickte ihn die EU ins Chaos. Der Niederländer sollte Kambodscha entwaffnen, ein Land mit mehr Waffen als Reiskochern.

Das offizielle Entwaffnungs-Handbuch legte de Beer schnell zur Seite, „das war viel zu technisch“, sagte er bei einer Begegnung in Wien; er vertraute lieber auf seine lokalen Begleiter, „die waren meine besten Berater“. Als er nach vier Jahren das Land verließ, gab es mehr Ordnung und Sicherheit und 150.000 Klein- und Leichtwaffen weniger. Der Begriff „Small Arms and Light Weapons“ ist irreführend. Schweres Kriegsgerät kommt nicht annähernd an die tödliche Effizienz der Kleinwaffen heran: 85 bis 90 Prozent aller verwundeten und getöteten Menschen in Konflikten und nach Konflikten werden mit Klein- und Leichtwaffen angegriffen. Über die Hälfte dieser Waffen gehören Rebellen, Milizen, Klein- und Großkriminellen …

„Sicherheit ist der Schlüssel zum Erfolg von Entwaffnungsprogrammen“, sagt David de Beer. „Erst wenn die Menschen Vertrauen haben – in den Staat, in die Gesetze, in die Gerichte, in die Polizei – sind sie bereit, ihre Waffen abzugeben.“ Deswegen müssen Entwaffnungsprogramme im legislativen sowie exekutiven Bereich ansetzen. Die Exekutive in Kambodscha war, wie so oft in Post-Konfliktländern, unterbezahlt; die Polizisten waren deswegen nur am Vormittag Polizisten, danach besserten sie sich mit nicht immer legalen Diensten ihr Gehalt auf. Auf Anregung seiner lokalen Berater organisierte de Beer Trainings für die Frauen der Polizisten. Gemüseanbau, Geflügelzucht und Handwerk wurden unterrichtet. So konnten sie das Familieneinkommen aufbessern und die Männer sich ganz ihrer Polizisten-Tätigkeit widmen – mehr Sicherheit, mehr abgegebene Waffen waren die Folge. „Wir haben nie für einzelne Waffen bezahlt“, sagt de Beer, „sondern immer in Projekte investiert, die dem ganzen Dorf zugutekamen.“ Frühere Entwaffnungsprogramme kauften den Menschen ihre Waffen einfach ab. Mit der Folge, dass Waffen billig aus den Nachbarländern importiert und für gutes Geld an die internationalen Entwaffner verkauft wurden.


Angkor Wat ...

Mehr Erfolg hatte da schon de Beers zweite Entwaffnungs-Coup: Der Mentalität der Kambodschaner entsprechend organisierte er Waffenzerstörungsfeiern mit Volksfestcharakter. Tausende Gewehre, Pistolen und Revolver wurden zu Scheiterhaufen aufgetürmt und angezündet. „Die eingeschmolzenen Waffenberge haben noch Tage später geglüht“, erzählt de Beer: „Wir konnten mit eigenen Augen sehen, wie die Welt um uns herum Stück für Stück sicherer wurde.“


... ist der größte Tempelkomplex der Welt.

Republik Singapur


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Die Lingua franca Singlisch ist eine Mischung aus Englisch, Malaiisch, Mandarin, Tamil, dem chinesischen Dialekt Hokkien sowie Bengali und Kantonesisch.


Fläche: 719 Quadratkilometer, doppelt so groß wie Malta
Einwohner: 5.607.300, 13-mal so viele wie Malta

Glückliche Toiletten

Singapur ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die stolz auf ihr Image als blitzsaubere Stadt sind und jede Verschmutzung ahnden. So wurde ein Taxifahrer wegen Pinkelns in der Öffentlichkeit zu umgerechnet 510 Euro Strafe verurteilt. Der Mann hatte in höchster Not seine Notdurft hinter einem Stromkasten verrichtet. Andere Taxifahrer beobachteten ihn, notierten das Autokennzeichen und zeigten ihren Kollegen an. Bestraft wird auch das Spucken auf der Straße. Jahrelang war sogar der Verkauf von Kaugummi verboten.


Blitzsaubere Skyline von Singapur

Auch was seine öffentlichen Toiletten betrifft setzt Singapur höchste Maßstäbe. Das Umweltministerium des Stadtstaats initiierte die Aktion „Happy Toilet“, bei der die öffentlichen Toiletten wie Hotels mit ein bis fünf Sternen bewertet werden. „Wir verbringen fast drei Jahre unseres Lebens auf dem Klo“, erklärte eine Broschüre die Relevanz der Aktion. Die vergebenen Sterne gelten für ein Jahr. Lässt der Standard der Toilette nach, kann die Auszeichnung wieder abgenommen werden. Ab drei Sternen steigt ein Klo in die Kategorie „Happy Toilet“ auf.

Im Durchschnitt suchen Menschen sechsmal täglich eine Toilette auf. Freilich nur jene, die das Glück eines Klosetts haben, das sanitäre Mindeststandards erfüllt. Ein Drittel der Erdbevölkerung, zweieinhalb Milliarden Menschen, hat nur eine verdreckte oder gar keine Toilette zur Verfügung. Auf der Erde sind heute mehr Mobiltelefone im Einsatz als Toiletten, die diese Bezeichnung auch verdienen – umgekehrt wäre es besser, stiller in jedem Fall.

Gegen dieses Übel und um diesem fundamentalen menschlichen Bedürfnis dem Status eines Menschenrechts zu geben, hat der Unternehmer Jack Sim 2001 in Singapur die World Toilet Organisation gegründet. Und Sim hat mit seinem Toiletten-Lobbying absolut recht. Hygienische Toiletten sind eine Notwendigkeit und ein Menschenrecht. Sie geben Würde und ermöglichen die jedem Menschen zustehende Intimität. So still es am Stillen Ort sein soll, so laut muss für seine Etablierung überall und für alle lobbyiert werden. Dieser Ort ist ein Kulturgut. Am ärgsten ist die sanitäre Misere in Indien und südlich der Sahara; große Bevölkerungsteile müssen in diesen Regionen ihre Notdurft im Freien verrichten. Fäkalien geraten ins Trinkwasser und machen dieses zur Brutstätte „wasserbürtiger Krankheiten“: Magen-Darm-Leiden, Durchfall, Parasitenbefall … Der Begriff „Notdurft“ bekommt hier eine lebensbedrohliche Zuspitzung.

Jack Sim und sein Abort-Lobby-Verein haben mittlerweile erreicht, dass auch die Vereinten Nationen die Bedeutung des Klos für die Menschheit würdigen und das Menschenrecht auf einen menschenwürdigen Abtritt im Rahmen ihrer Millennium-Entwicklungsziele universal durchsetzen wollen. Der jährliche Welttoilettentag am 19. November wurde mit dem UN-Gütesiegel aufgewertet. Sims Standardantwort auf Schmunzeln und Stirnrunzeln lautet: „Man darf kurz darüber lachen, aber dann sollte man das Thema ernst nehmen.“


World Toilet Day 2016 in Singapur

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
835 s. 609 illüstrasyon
ISBN:
9783948097837
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