Kitabı oku: «Attempto», sayfa 5

Yazı tipi:

Ferien auf dem Bauernhof

„Zur rechten Zeit am rechten Ort, das schützt vor Hunger, Kälte, Mord“

Alte Spruchweisheit

Es war ein florierender Hof mit Kühen, Ochsen, Schweinen, Hühnern, Gänsen und sogar einer bescheidenen Nutriazucht in einem kleinen See hinter dem Wohnhaus. Technische Gerätschaften beschränkten sich ausschließlich neben Pflug und Egge auf einen Traktor, der sich aber gut in Schuss präsentierte – in damaliger Zeit eher ungewöhnlich. Dennoch verließ man sich bei der Fahrt auf die nicht weit voneinander entfernten Felder lieber auf die biologische Zugmaschine in Gestalt des Ochsens Herrmann. Ein Prachtexemplar von einem Tier, der alle anderen Vierbeiner im Stall an Größe deutlich überragte und gleichermaßen bedächtig, gutmütig sowie zuverlässig alle ihm gestellten Aufgaben erledigte. Herrmann hatte im Laufe seines Ochsendaseins gelernt mitzudenken. Er war in der Lage, ohne besondere Dienstanweisung aus seinem Erfahrungsschatz abzurufen, was von ihm erwartet wurde. Klapperten zum Beispiel die Milchkannen beim Aufladen hinter ihm auf dem Wagen, setzte er sich automatisch nach einem kurzen „Hüscht!“ in Richtung Murrhardt in Bewegung. Es bedurfte dann keiner weiteren Anweisungen. Er trottete quasi im Alleingang zielsicher rechts oder links abbiegend bis vor die ca. drei Kilometer entfernte Milchsammelstelle, wo er an der Rampe stehen blieb, um geduldig das Abladen der Kannen abzuwarten. Nach erneutem „Hüscht!“ trat er ebenso gewissenhaft wieder gemächlich den Heimweg an. Das war eine Beschäftigung so recht nach meinem Herzen: Hinten auf dem Wagen sitzen, still vor sich hin träumend mit dem Gefühl, zu etwas nutze zu sein. In diesen Zeiten aufregender Veränderungen ein Hort der Ruhe und Entspannung – die unverhoffte Win-Win-Situation schlechthin.

Insgesamt war aber für Erwachsene die Arbeit hart und anstrengend. Die Bäuerin heizte spätestens morgens um fünf Uhr den Herd in der Küche an, setzte einen Topf mit Kartoffeln auf und begab sich zum Melken der Kühe in den Stall. Wenn sie mit einem Eimer frischer, noch warmer Milch zurückkam, waren die Kartoffeln gekocht, alle anderen hatten mittlerweile um den Küchentisch Platz genommen. Eine Prise Salz auf dem Teller verhalf der ungeschälten Kartoffel in der Hand zu zusätzlichem Geschmack. Dazu trank man die noch warme Milch aus großen Bechern. Es ging meist sehr schweigsam zu, in dieser Morgenstunde. Ich empfand das tägliche Ritual als ausgesprochen wohltuend. Vergleichbar mit einer Art Morgenandacht, als Einstimmung auf die vor mir liegende Arbeit. Eine schweigende Gemeinschaft, in der sich alle noch einmal darauf besannen, was der Bauer am Abend zuvor beim Nachtmahl für den kommenden Tag an Arbeit vorgegeben hatte.

Nach dem Melken und Füttern der Kühe ging es mit dem Wagen hinaus zur Feldarbeit. Im Morgentau lässt sich das Gras besser mähen als in den Mittagsstunden. Ich lernte schnell den Umgang mit der Sense, war aber doch vorwiegend dafür verantwortlich, dass der vergorene Most in den mitgeführten Zinnkannen immer schön im kühlen Schatten lag. Das Vesper in Form von Speck, selbst gemachter Butter, Käse und im Holzofen gebackenem Brot, stand stets zur allgemeinen Verfügung. Man könnte auch sagen: Ich war für die Futterage zuständig. Essen wie Trinken und Wolfgang, eine lebenslänglich verlässliche Liaison. Garant für eine sichere Bank, die Leib und Seele zusammenhält. Die orale Phase, kein auf kindliches Daumenlutschen begrenztes Event. Bedenkt man, dass die Schule auf unbestimmte Zeit ihre Tore geschlossen hatte, wird nachvollziehbar, warum ich mich im Gras auf dem Rücken liegend und den blauen Himmel betrachtend, wie im Paradies fühlte. Genieße froh die Tage, des Lebens holde Gunst – auch wohldosierte Faulheit ist ein Stück Lebenskunst. Was für eine Insel der Seligen inmitten eines Ozeans von Zerstörung, Mangel, Leid und Verzweiflung! Getreu dem Motto, die Dosis macht das Gift, griff ich auch dann und wann zum Rechen, um das Gras zu wenden, oder mich sonst nützlich zu machen. Am späten Vormittag verließ die Bäuerin das Feld, um das Mittagessen vorzubereiten: Häufig mit Gurken angereicherter Kartoffelsalat, kaltem Braten, selbst gemachter Wurst oder Fleisch in Dosen aus eigener Schlachtung; manchmal aber auch nur eine Rinderbrühe mit abgeschmälzten Zwiebeln, Kartoffeln oder altbackenem Brot. Obligatorisch aber der sonntägliche Hühnerbraten mit Spätzle, der für Schwaben unvermeidlichen Soße und grünem Salat. Letzterer ebenso wie Bohnen, Tomaten, Kohl, Kartoffeln und Küchenkräuter aus eigenem Anbau. Es war das reinste Schlaraffenland ohne Lebensmittelkarten. Obendrein lieferten die zahlreichen Streuobstwiesen nicht nur Obst für den täglichen Gebrauch und zum Einmachen. Viel wurde zu Obstschnaps gebrannt, der dem Bauern zu einem schwunghaften Tauschhandel mit den französischen Besatzern verhalf. Im Gegenzug gab es Bohnenkaffee, Schokolade, Orangen, Bananen. Dinge, die ich bisher vorwiegend aus Bilderbüchern kannte.

Immer wieder klopften ausgehungerte Gestalten an die Tür; sie hofften – leider oft vergeblich – auch einen Zipfel von diesem Paradies zu erhaschen. Bevorzugtes Tauschangebot waren Teppiche, von denen der Bauer schon in kurzer Zeit so viel entgegengenommen hatte, dass er mit ihnen auch noch den Kuhstall hätte auslegen können. Erstaunlich früh dämmerte dem Achtjährigen: Zur rechten Zeit am rechten Ort, das schützt vor Hunger, Kälte, Mord.

Trotz des längeren Weges bestand die Mutter auf regelmäßig sonntäglichem Kirchgang. Anschließend trieb ich mich gerne noch ein bisschen in Murrhardt herum, während der Rest der Familie den Geschwistern Horn einen kurzen Besuch abstattete. Der Rückweg nach Waltersberg wurde deshalb oft getrennt angetreten. Dabei benutzte man einen abkürzenden Fußweg durch den Wald. So auch ich an einem sonnigen Spätvormittag, als rechts von mir, hinter dichtem Gebüsch, unvermittelt lautes Stöhnen drang, das in seufzendes Röcheln überging. Vor Schreck gelähmt blieb ich wie angewurzelt stehen. In meiner Phantasie sah ich einen von mörderischer Hand dahingestreckten, bedauernswerten Menschen in seinem Blute schwimmen. Alles gleichermaßen überraschend wie Furcht einflößend. Der erste Reflex stellte das Signal auf sofortige Flucht – doch es überwog die kindliche Neugier. Auf Zehenspitzen näherte ich mich dem Gebüsch und schob so geräuschlos wie möglich die Zweige auseinander. Da stand in all seiner Pracht, nackt wie Gott ihn schuf, ein Mann mittleren Alters inmitten eines riesigen Ameisenhaufens. Er machte Anstalten, auch noch sein Gesäß nebst Zubehör ungeschützt in den Bau der in ihrer Ruhe aufgescheuchten Tierchen zu versenken. Ich hatte genug gesehen. Es konnte sich nur um einen Geisteskranken handeln, der allerdings einem anderen Bauern aus Waltersberg sehr ähnlich sah. So schnell meine Füße trugen, hastete ich nach Hause und berichtete von meinem Abenteuer im Walde. „Des ka bloß der Anton von gegaüber gwä sei. Der jommert doch älleweil wega seim Rheuma,“ wurde ich beschieden. So wandelte sich der Geisteskranke in einen vom Schmerz geplagten Naturheilkundigen, der sich seine Ameisensäure direkt vom Erzeuger abholte. Die Schwierigkeiten beim Erwerb von Linderung versprechenden Substanzen standen damals denen der Lebensmittelbeschaffung in nichts nach….

Der enge Kontakt mit der Natur und ihren Produkten, bot noch viel Abenteuer mit bisher Unbekanntem. Beim Schlachttag im Herbst tat mir das dafür auserkorene Schwein leid und bei seiner Tötung wollte ich keinesfalls zusehen. Die anschließende Verarbeitung verschaffte neue Eindrücke in die Anatomie. Staunend lernte ich, dass es beinahe nichts gab, was an diesem nützlichen Tier nicht zu verwerten war. Bauchspeck und Würste nahmen sich auf dem frisch gekochten Sauerkraut ganz allerliebst aus und schmeichelten dem Gaumen ungemein. In unbewachtem Augenblick gelang mir ein kräftiger Schluck aus der mit Obstler gefüllten Flasche. Ein erster Einblick in die verdauungsfördernde Eigenschaft dieses Wässerchens, das zusätzlich rote Bäckchen und allgemeine Fröhlichkeit schenkend, mir wie eine Allzweckwaffe vom lieben Gott erschien. Tage zuvor war bei der Kartoffelernte die geschmackliche Qualität der ersten, in der Glut auf freiem Feld gegarten Kartoffeln getestet worden. Eine völlig neue Welt! In ihrer Unbekümmertheit noch einmal vergleichbar mit einem Blick zurück, auf die für mich gleichermaßen glückliche Freystädter Kindheit.

Winter 1945 – 1947
Zur Großmutter nach Esslingen oder Paradies ade – Hunger tut weh!

Wie alles, das sich so glücklich anfühlt: Eine nur allzu schnell vorbeirauschende Gegenwart mutiert in ein Stück goldene Vergangenheit. „Glück ist, kaum hat man es empfunden, ein Zustand, welcher rasch entschwunden.“ Nicht Wilhelm Busch, sondern Wolfgang Seraphim, Jahrzehnte später als Reim kreiert – oder eventuell doch nur ein zweites Mal von mir nach Busch aus der Taufe gehoben? In Murrhardt ein Leben voll Abenteuer und Herausforderungen ohne erkennbare Verpflichtungen. Als eines Tages ein Brief von der Großmutter mütterlicherseits aus Esslingen bei Stuttgart eintraf. Mit ihm kündigte sich der nächste Wechsel in eine andere Welt an. Der Brief war ein einziger Hilferuf der betagten Großmutter, die sich in ihrem Einfamilienhaus, ohne den vier Jahre zuvor gestorbenen Ehemann, den komplizierten Anforderungen der Zeit nicht mehr gewachsen sah. Man ahnte, dass die bisher so fantastisch funktionierende Lebensmittelversorgung mit dem Umzug nach Esslingen in ein völlig neues Stadium treten würde. Ohne allerdings vorherzusehen, wie dramatisch sich die Dinge entwickeln sollten. Für meine Mutter war auf jeden Fall völlig klar, sich dem Ruf ihrer Mutter nicht verschließen zu können. Sie wollte es auch nicht: Die Vorgaben ihrer in jungen Jahren genossenen Erziehung ließen ihr gar keine andere Wahl.

Bei den wenigen Dingen, die von Freystadt gerettet und den noch bescheideneren Neuerwerbungen aus Murrhardt, gestaltete sich der Umzug nicht problematisch. Nur die Zugverbindungen glichen immer noch einem Lotteriespiel: Man erfuhr zwar auf Nachfrage, in welche Richtung der auf dem Bahnsteig stehende Zug fahren sollte, aber nicht, wann er abfahren und wie weit er letztendlich fahren würde. Oft blieb man stundenlang auf freier Strecke stehen – Blümchen pflücken während der Fahrt verboten …

Die Großmutter war eine Seele von Frau, die ohne groß darüber zu reden, ein überzeugtes Christentum vorlebte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie jemals über einen anderen Menschen ein böses Wort verlor. „Unser Herrgott hat gar mancherlei Kostgänger.“ Dieser verschmitzt lächelnd vorgebrachte Satz gehörte zu ihren schärfsten Waffen offener Kritik. Unausgesprochen stand dahinter die Mahnung: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Es gab keinerlei Anpassungsprobleme. Im Gegenteil, ich hatte die liebevolle Frau bald in mein Herz geschlossen, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Meisterhaft erzählte sie spannend biblische Geschichten – Frucht detaillierter Bibelkenntnis. Hatten sie doch in ihrer langjährigen, glücklichen Ehe Abend für Abend zusammen ein Kapitel nach dem anderen in der Familienbibel gelesen und auf diese Weise das dicke Buch mehrfach von vorne bis hinten durchgeackert. Sie war vielleicht nicht überdurchschnittlich gebildet, weil das nach Stand und Herkunft als Tochter der Wirtin aus dem „Gasthaus zum Rössle“ in einem kleinen Nest auf der Schwäbischen Alb zu damaliger Zeit gar nicht im Bereich des Möglichen lag. Sie hatte etwas viel Wertvolleres: Die tief von innen ausstrahlende unaufdringliche Herzlichkeit einer weisen Frau. Sozusagen ein wandelnder Beweis der Botschaft von Blaise Pascal, dass das Herz eine Vernunft hat, die der Verstand nicht kennt. Sie trug ihre Frömmigkeit nicht wie eine Monstranz vor sich her. Aber sie hat sie still und unaufdringlich gelebt. Sie hatte viel Humor und konnte sehr herzhaft lachen – auch über sich selbst. Noch nach Jahrzehnten keine Erinnerung an sie ohne ihre Lachfalten vor Augen. Alles an ihr war einfach, unkompliziert und authentisch. Kurzum eine Frau, die auf den Entwicklungsprozess eines jungen Menschen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss nahm. Ohne sich von ihr erzogen zu fühlen. Als sie drei Jahre später, 1948, für immer die Augen schloss, empfand ich zum ersten Mal tiefe Trauer. Am Morgen grub sie im kleinen Garten hinter dem Haus noch etwas Land um. Nach dem Mittagessen legte sie sich in ihr Bett: „Ich bin ein bisschen müde“. Es waren ihre letzten Worte. Sie hatte sich ganz leise von dieser Welt verabschiedet. Unspektakulär, wie ihr Leben – authentisch bis in den Tod. Als sie die Mutter zwei Stunden später wecken wollte, hatte sie sanft die Reise in eine andere Welt angetreten. Ein schöner Tod, wie sie sich ihn immer gewünscht hatte …

Entsprechend der allgegenwärtigen Wohnungsnot hatte die Großmutter noch ein kinderloses Ehepaar im Haus aufnehmen müssen. Das Miteinander auf nicht großzügig bemessenem Raum war keineswegs konfliktfrei. Der Herr der Schöpfung sprach gelegentlich, mehr als ihm guttat, dem Alkohol zu. Eigentlich nicht problematisch, wenn er sich dabei auf sein stilles Kämmerlein zurückgezogen hätte. Leider fühlte er sich aber im daraus resultierenden Hochgefühl eher ermuntert, in freie Wildbahn auszubrechen. Unbeschadet der Anwesenheit seiner eigenen Ehefrau, begann er der Kriegerwitwe aus Schlesien heftige Avancen zu machen. Erst nachdem man mehrfach auf dem Wohnungsamt der Stadt vorstellig geworden war, gelang es, die Leute auszuquartieren. Im Gegenzug wurde umgehend ein anderes kinderloses Ehepaar zugewiesen: Flüchtlinge aus Mährisch Ostrau, die sich durch ungebremsten Knoblauchverbrauch auszeichneten. Dieses offenbar unverzichtbare Symbol böhmisch-ungarischer Kochkunst sollte als penetranter Duft jedenfalls noch über Jahre, beinahe täglich, durch alle Ritzen des Hauses ziehen …

Der kleine Garten hinter dem Haus, so wichtig er in Zeiten der Not auch war, er reichte in keiner Weise, die Zahl der hungrigen Mäuler zu stopfen. Unvergessen der erste Gang in den Vorratskeller nach gemeinsamer Ankunft in Esslingen. Inmitten eines geräumigen Gewölbekellers mit gestampftem Boden lag ein nur noch handbreit gefüllter Kartoffelsack, dessen weitgehend leere Hülle traurige Falten warf. In einer kleinen Holzkiste standen einsam drei Marmeladengläser. Unweit daneben einige wohl verkorkte, völlig verstaubte Flaschen: Gefüllt mit noch vom Großvater angesetztem Beerenwein. So deprimierend leer und öd er sich auch präsentierte, es war der schlechthin ideale Vorratskeller, wie ihn heutzutage leider niemand mehr baut. Ein Vorratskeller ohne Vorrat. Als Jahre später wieder Normalität in die Versorgungsstrukturen einkehrte, ließ sich hier völlig problemlos über die Winterszeit Obst und Gemüse einlagern: Es schimmelte und faulte nicht, bekam auch keine Runzeln.

Das Haus lag zwischen zwei Kasernen, der Funker- und der Becelaire-Kaserne, die nur ca. 500 Meter voneinander entfernt im sogenannten Gebiet „Hohenkreuz“ oberhalb der Burg standen. Daran anschließend der nächste Esslinger Vorort „Wäldenbronn“. Dorthin musste zur Gärtnerei Rayer pilgern, wer zur Gemüsezeit selbiges gegen Geld zu erstehen versuchte. Das „Erstehen“ war durchaus wörtlich zu nehmen: Um einigermaßen Aussicht auf Erfolg zu haben, begab man sich morgens gegen sechs Uhr auf den Weg. Nach ca. 40 Minuten konnte die Gärtnerei gar nicht verfehlt werden: Erkennbar an einer langen Menschenschlange, in die ich mich in den Sommerferien geduldig einreihte, um stundenlang zu warten, bis ich meine leere Einkaufstasche präsentieren durfte. Unsinnig die Vorstellung, eventuell einen Wunsch zu äußern. Genommen wurde, was es gab und wie viel es gab – wenn es überhaupt etwas gab. Nicht selten blieb der Betrieb einfach geschlossen, man hatte dann bewegungsmäßig etwas für seine Gesundheit getan. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern, zu irgendeinem Zeitpunkt einmal Schwierigkeiten mit dem Heimtransport der Einkaufstasche gehabt zu haben. Ihr Gewicht sprengte nie den kindgerechten Rahmen, so sehr man sich das auch gewünscht hätte.

Der Broteinkauf gestaltete sich, was den Anmarsch betraf, nicht zeitaufwendig. Die Einkaufsquelle – Bäckerei Konzelmann – lag nur wenige Meter vom Haus entfernt. Gegenüber der Funker-Kaserne, strategisch günstig gelegen. Die Länge der Warteschlange stand allerdings der vor der Gärtnerei in nichts nach. Auch die Milchquelle war nicht weit von zu Hause, gegenüber der Becelaire-Kaserne, bequem erreichbar. Erstaunlich, dass es hier keinen Engpass zu geben schien: Ohne allzu langes Warten wurde – wie beim Brot gegen Marken versteht sich – die leere Milchkanne gefüllt. Es war Magermilch mit der untrüglich blass-blauen Farbe, die jedes eventuell noch anzutreffende Fettmolekül ausschloss. Wurst gab es keine, manchmal aber in der Metzgerei eine seltsame Mischung undefinierbaren Inhalts in Cellophan gepresst. Quell sehnsüchtiger Erinnerung an goldene Zeiten der „Sonne-Post“ in Murrhardt. Trockenes Brot, scheibenweise rationiert, gelegentlich mit dünnem Aufstrich selbst gemachter Marmelade, kaschierten notdürftig allgegenwärtige Hungerattacken. Mittags versuchte die Mutter eine mit Brot und Gemüse angereicherte Maggi-Brühe nicht allzu kalorienarm auf den Tisch zu bringen. Abends gab es meist Dickmilch in kleinen Schälchen und für jeden drei kleine oder zwei größere Pellkartoffeln. Es dauerte nicht allzu lange, dann zeigte die Mangelernährung deutliche Spuren. Ich bekam eine Kinderkrankheit nach der anderen: Masern, Scharlach, Keuchhusten, Mumps mit begleitender Orchitis. Eine Art Pemphigus mit großen Eiterbeulen auf behaartem Kopf, aber auch am Oberschenkel. Hiob lässt grüßen. Ich entwickelte den klassischen aufgetriebenen Hungerbauch mit Wassereinlagerung in den Beinen. Oberhalb des Nabels konnte man jede einzelne Rippe zählen. Wie frisch aus Biafra importiert. Den Geschwistern und Erwachsenen ging es auch nicht besser …


In dieser recht verzweifelten Situation entschloss sich die Mutter, betteln zu gehen. Es gelang ihr, einen Lastwagen aufzutreiben, der nach Stuttgart fuhr und uns zusammen auf der Ladefläche mitnahm. Wir hielten uns auf den dort gestapelten Milchkannen fest und hofften, dass das klapprige Gefährt unterwegs nicht schlapp macht. Der alte Holzvergaser überschritt wohl nur selten seine Grundgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern und musste besonders vor Steigungen durch kräftiges Stochern mit einem Metallstab an der Vergaserklappe zu Höchstleistungen stimuliert werden. Dann stolperte der kleine Junge an der Hand der Mutter auf der Suche nach einer ominösen Adresse, die zu einer Metzgerei führen sollte, durch das völlig zerbombte Stuttgart. In den Ruinen hockten, im Schatten gespenstisch in den Himmel ragender Mauerreste, müde wirkende Frauen verschiedenster Altersgruppen in abgerissenen Klamotten und klopften mit Hämmern gegen in der Hand gehaltene, aus dem Schutt aufgelesene Ziegelsteine. Bescheidener Beitrag zur Gewinnung von neuem Rohmaterial für den dringend notwendigen Wiederaufbau. Nur klopfendes Hämmern drang an das Ohr, sonst schien die Großstadt akustisch ausgestorben: kein Motorenlärm eines Autos oder sonstiges geschäftiges Klappern. An verrußten Hauswänden, die kein Innenleben mehr kannten, standen flüchtig eingeritzte Mitteilungen: Namen mit dem lapidaren Zusatz „noch am Leben“ oder „bei Tante Erna“. Nicht selten auch: „Familie Müller“ und dahinter ein Kreuz.

Ich erinnerte mich an das Happening auf grüner Wiese mit der Phosphorbombe in Freystadt und der Schippe Sand als Patentlösung. Beim Weiterstolpern an der Hand der Mutter summte ich leise vor mich hin: „Am Abend auf der Heide, da küssten wir uns beide …“. Die Mutter fand das der Lage entsprechend unangemessen – ich erntete einen strafenden Blick. Jahre später bekam ich ein Buch mit dem Titel „In Stahlgewittern“ eines gewissen Ernst Jünger in die Hand. Dort war von heldenhaften, kampferprobten Lichtgestalten die Rede, die weder Tod noch Teufel fürchteten. Bei seiner Lektüre musste ich unwillkürlich an meinen Marsch durch das zerbombte Stuttgart denken. Es wurde mir klar: Sinn und Unsinn vieler Bücher erschließen sich dem Leser in Abhängigkeit seiner Lebenserfahrung. Wenn ich an Helden dachte, standen diese Trümmerfrauen vor mir. Die „Lichtgestalten“ des Herrn Jünger schrumpften zu bedauernswerten Würstchen, die ihnen unbekannte Menschen massakrierten. Dies alles angestiftet von Figuren, die immerhin meist so klug waren, selbst ungefährdet hinter dem warmen Ofen sitzen zu bleiben, während „auf dem Feld der Ehre“ in ihrem Namen verstümmelt und gestorben wurde. Bestürzend und ernüchternd zugleich: Der Vorgang hatte nichts Einmaliges an sich, er zog sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des „Homo sapiens“ – wer gab nur diesem Erdbewohner, dessen humanitäres Handeln seine evolutionäre Lücke demonstriert, solch irreführend hochtrabenden Namen? „Homo homini lupus“ – der Mensch ist des Menschen Wolf.

Derlei Gedankengänge beim Gang durch Stuttgart waren mir natürlich fremd und schnuppe. Ich hatte Hunger, war müde und quengelte. Die Anlaufstelle Metzgerei, betrieben von einer um viele Ecken mit der Esslinger Großmutter ververwandten Familie, erwies sich nicht nur als schwer auffindbar, sie entpuppte sich auch sonst in keiner Weise als Hauptgewinn im „Nahrungsmittel-Lotto“. Mühsam wurde der Verwandtschaftsgrad auseinander klamüsert. Das Ergebnis muss so ernüchternd gewesen sein, dass für die zwei einfallenden hungrigen Gestalten nur eine dünne, von jeglicher Fleischeinlage ungetrübte Wassersuppe nebst einer mal etwa fingerlangen Blutwurst als Wegzehrung für den Heimweg heraussprang. Zu Hause erwies sich die Wurst in erster Linie knorpelhaltig. Es war offensichtlich keine sehr gute Idee, zu diesen Zeiten von einer Stadt in eine noch größere Stadt zwecks Nahrungssuche zu pilgern. Außerdem reifte in mir schon in sehr jungen Jahren die Erkenntnis, dass ganz entfernte Freunde in der Not eine verlässlichere Stütze sein konnten als mehr oder weniger nahe Verwandte. Murrhardt hatte da guten Anschauungsunterricht geliefert.


Jedenfalls besann man sich nach diesem Ausflug auf ortsnähere Gefilde, z. B. die Region um Katharinenlinde und Jägerhaus. Beide in Spaziergangnähe des großmütterlichen Hauses. Im Herbst Fundstelle von Bucheckern, die mühsam vom Boden aufgeklaubt, in der Ölmühle gegen Öl eingetauscht wurden. In derselben Gegend beheimatete Eichen sorgten zu damaliger Zeit, dank Abschuss der Wildschweine und sonstigem Wild, als Nahrungsquelle für Zweibeiner. Auf dem Bollerofen geröstete Eicheln verloren ihre Bitterstoffe. Das aus ihnen mit Hilfe einer Kaffeemühle gewonnene Mehl konnte mittels Salz- und Wasserzusatz zu einer Art Brot gebacken werden. Dessen Geschmack wurde unter dem Motto: „Der Hunger treibt es rein“ mit dementsprechender Begeisterung konsumiert. Solange das Gebäck schwer wie Blei im Magen schlummerte, bewahrte es vor bohrendem Hungergefühl. Eine alternative, sozusagen edle Variante, bestand in der Anreicherung des Eichelmehls mit süßem Rübensirup. Letzteren gab es damals auch nicht beim Kaufmann um die Ecke. Aber dessen Grundsubstanz, die Zuckerrübe, war im Herbst mit etwas Glück durchaus aufzutreiben. Wohl dem, der da in seiner Behausung stolzer Besitzer eines großen Kupferkessels war, wie er in Großmutters Keller stand. Wo sonst jeden Samstagnachmittag ein lustiges Feuerchen unter dem Kessel für warmes Badewasser in einer kleinen Zinkwanne sorgte, schwammen Zuckerrübenschnitzel mit Wasser vermengt über dem Feuer. In stundenlanger mühsamer Prozedur, ständig mit einem großen Holzstab rührend, gelang es, dem Rohprodukt seine süßen Seiten zu entlocken. Ein dunkelbrauner, klebrig-zäher Sirup mit unverwechselbarem Geschmack hart an der Grenze zu leicht verbranntem Karamell. Natürlich wuchs das dafür benötigte Brennholz auch nicht um die Ecke. Es musste mühsam auf einem altersschwachen Leiterwägelchen aus dem Wald herbeigeschafft werden. Dieser war von frierenden Zeitgenossen bereits nach Brennbarem durchforstet worden, und zwar umso intensiver, je näher er einer menschlichen Behausung stand. Leider ließ der liebe Gott nicht so viele morsche Zweige wie wünschenswert von den Bäumen fallen. So mutierten die rassereinen Arier, wo immer sie konnten, vorübergehend zu einer Nation der Sammler und Holzfäller. Vom Größenwahn ein Schritt zurück Richtung Steinzeit.

Dieser aus der Not geborenen Leidenschaft fiel in Esslingen gegenüber der Becelaire-Kaserne ein Baumbestand zum Opfer, der unter dem Namen Palmscher Park zum Besitz einer einst hochherrschaftlichen Familie gehörte. Die Stadtverwaltung ließ die uralten, teils gewaltigen Baumriesen fällen, deren Holz versteigern. Das dazugehörige Land, in Parzellen aufgeteilt, wurde an Bürger zur Anlage von Schrebergärten verpachtet. Diese nur wenigen Quadratmeter großen Gärtchen waren natürlich heiß begehrt. Kleiner Schönheitsfehler: Die Pächter mussten zuvor die Baumwurzeln in Eigenarbeit aus dem Boden wuchten, ehe an eine Bebauung des Grundstücks zu denken war. Es entpuppte sich als Sisyphusarbeit, mehr Kraftreserven fordernd als durch Gemüseanbau zu gewinnen. Die Axt federte auf dem mühsam im Erdreich freigelegten Wurzelwerk zurück, durchtrennte das Holz oft erst nach dem wuchtig geführten fünften oder sechsten Hieb. Der noch verbliebene Reststamm war, nur mittels Eisenkeilen zerlegt, in eine der Ofenöffnung zugängliche Portion zu zerlegen. Der anfängliche Jubel über unverhofftes Pächterglück erwies sich als verfrüht. Zu allem Übel entwickelte sich der Sommer im Jahre 1947, an dem erstmals die harte Arbeit Früchte tragen sollte, zu einem sogenannten „Jahrhundertsommer“. Zwei Monate lang brannte jeden Tag, den Gott werden ließ, von morgens bis abends gnadenlos die Sonne vom Himmel. Drohten all die mühsam erworbenen, in den Boden gebetteten Pflänzchen, zu verdorren. Vor zentraler Wasserzapfstelle sammelten sich morgens und abends ganze Menschenschlangen mit Eimer und Gießkanne, um das dürftig aus dem Hahn tröpfelnde Nass oft hunderte von Metern zum bebauten Grundstück zu schleppen. Dort sog es der durstige Boden in geradezu unverschämter Geschwindigkeit in sich auf. So fiel die Ernte erwartungsgemäß nicht üppig aus. Obendrein musste das, was die Sonnenglut heil überstand, in nächtlicher Dunkelheit vor diebischem Zugriff mit Schlagstock und anderweitig martialischem Gerät mutig verteidigt werden. Zu diesem Zweck gründete man einen nächtlichen Wachdienst, der in wechselndem Turnus zu mehreren, mit Trillerpfeifen zusätzlich ausgerüsteten Personen das Areal bewachte. Oft genug fehlte am nächsten Morgen dennoch die am Abend zuvor noch halbreife Tomate, die man im Geiste schon vorweg genüsslich geerntet und verspeist hatte. Wilde Verdächtigungen kursierten ob solch schmerzlicher Verluste. Hatte die Aufsicht ihr Mandat zum unerwünschten Erntehelfer ausgeweitet oder einfach nur geschlafen, statt zu bewachen? Wie auch immer: Mir erschloss sich die ganze Wucht von Gottes Wort gegenüber Adam und Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies – „im Schweiße Eures Angesichtes sollt ihr …“ – in sehr anschaulicher Weise. Mit dem Herrn war offensichtlich nicht gut Kirschen essen, wenn in grauer Vorzeit das erste menschliche Pärchen am Baum der Erkenntnis verbotswidrig genascht hatte. Warum allerdings auch denjenigen das Verdikt in voller Härte traf, dem solch fürwitzige Erkenntniswut auch ohne vorhergehendes Verbot nie in den Sinn gekommen wäre, blieb unbegreiflich. Die Brücke zwischen Ursache in grauer Vorzeit und harter Realität in der Gegenwart erschien zu lang, um daraus eine für mich nachvollziehbare Kausalität zu basteln. Später lernte ich, dass der Theologe in diesem und ähnlich gelagerten Fällen mit der Erklärung aufzuwarten pflegte, dass Gottes Gerechtigkeit eben eine andere sei, als die des Menschen. Wer wollte da widersprechen? Zu solch tiefgründiger Erkenntnis hätte es keines Theologen bedurft. Mich hätte weiter brennend interessiert, warum Gott der Herr das so eingerichtet hat? An dieser Frage hatten sich schon vor Thomas von Aquin die Scholastiker abgearbeitet. Er selbst war unversehens wieder am Baume der Erkenntnis angelangt. Nein, eine Verbannung aus dem Paradies genügt. Man muss das Spielchen ja nicht unaufhörlich weiter treiben.


Nicht nur der Kampf um das tägliche Brot war wenig paradiesisch. Es gab auch andere hart umkämpfte Errungenschaften des Daseins, wie zum Beispiel Schnürsenkel. Sie sprengten den Etat eines Sozialhilfeempfängers zu damaliger Zeit. Der Versuch auf Ersatz auszuweichen, z. B. durch Verwendung eines Bindfadens, erwies sich als untauglich. Bei Regen löste sich die aus Zellulose zusammengezwirbelte Nachkriegsware in Wohlgefallen auf. Nun gab es schon damals auf dem Sozialamt für solche Härtefälle die Möglichkeit des Erwerbs eines Bezugsscheines. Zum Nachweis eines wahrhaft vorliegenden Härtefalls bedurfte es allerdings eines gewissen, peinlich genau einzuhaltenden Rituals: Der verschlissene Schnürsenkel war dem Beamten unaufgefordert bei Beantragung von Ersatz vorzulegen. Hoffnung auf Bewilligung war nicht nur daran gebunden, dass man sich als Sozialhilfeempfänger auswies. Zusätzlich musste der Schnürsenkel zuvor mindestens viermal gerissen und wieder verknotet sein, um vor den gestrengen Auflagen der Sozialgesetzgebung die Anerkennung seiner Hinfälligkeit zu erlangen. Noch heute unvergessen die zitternde Hand der Mutter, mit der sie die traurigen Restbestände eines Schnürsenkels dem Beamten über den Tisch schob. Der Herr trug Schnurrbart, fingerte aus der Schublade ein Vergrößerungsglas und begann, andächtig das Corpus delicti im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe zu nehmen. „Scheint ja tatsächlich verschlissen und nicht durchgeschnitten zu sein“, ließ er sich endlich vernehmen. „Wir kennen ja unsere Pappenheimer, die sich vorzeitig den ungerechtfertigten Bezug von Volksvermögen ergaunern wollen“, fügte er wie zur Entschuldigung erklärend hinzu, während die Lupe wieder in der Schublade verschwand. Die Wortwahl stammte noch aus dem „Tausendjährigen Reich“, war noch nicht in der bitteren Realität späterer Zeitrechnung angekommen. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln die Reaktion der Mutter. Erhaschte nur ein kaum merkliches Zittern der Oberlippe, auf der ein paar kleine Schweißperlen standen, die sie sich schnell mit dem Handrücken wegwischte. Es war ein tiefer Fall von der Frau eines angesehenen Arztes mit dienstbaren Geistern, Haus und Garten hinab zur alleinstehenden Sozialhilfeempfängerin mit drei Kindern. Inzwischen brachte das verbeamtete Gegenüber ungemein schwungvoll seine fast den ganzen Bezugsschein einnehmende, großspurige Unterschrift auf das kleine Stück Papier und reichte es mit der Geste eines Menschen, der soeben ein Vermögen verschenkt hat, über den Tisch. Den Bezugsschein für einen einzigen Schnürsenkel, versteht sich. Hätte sich der Schnürsenkel zu einem Paar verdoppelt, der Sozialstaat wäre womöglich aus den Fugen geraten. Seit dieser Zeit besteht für mich eine, genau besehen, durch nichts gerechtfertigte Aversion gegen Verwaltungsbeamte mit Oberlippenbärtchen, bei gleichzeitig raumgreifender Unterschrift. Ob man mit Gottes Gerechtigkeit doch besser bedient ist als mit der menschlichen Variante? Dem Beamtentempel entronnen macht der angestaute Groll Luft: „Ich hätte den Kerl in der Luft zerreißen mögen. Wie hältst du einen solch demütigenden und beleidigenden Umgang nur aus?“ Die lächelnd gegebene Antwort der Mutter blieb ebenso tief im Gedächtnis wie das Geschehen zuvor: „Mein Junge, wer mich beleidigt, bestimme ausschließlich ich selbst, sonst niemand!“ Welch wunderbarer Schutz vor der Nichtigkeit kleiner Geister und deren bewusst oder unbewusst in Szene gesetzten Bosheiten. Derart in Drachenblut gebadet spielt auch keine Rolle mehr, wenn bei Einlösung eines solchen Bezugsscheins dem Verkäufer im Laden gleich signalisiert wird: Hier bekommt ein Sozialhilfeempfänger, was ihm großzügig gewährt wird. Obendrein winkt dem Ladenbesitzer statt Gewinn nur lästige Lauferei. Er muss auf dem Sozialamt nachweisen, dass der von ihm als Vorschuss gewährte Verkaufspreis nach Abzug einer angemessenen Bearbeitungsgebühr durch das Amt nicht als Wucher ausgelegt werden kann. Kein Wunder, dass der Mutter erst im fünften Laden gelang, ein Stück Papier in einen Schnürsenkel zu verwandeln.

₺474,38
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
447 s. 12 illüstrasyon
ISBN:
9783954572212
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi: