Kitabı oku: «Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien», sayfa 4
Prytaneion
Ein wichtiges Gebäude in einer griechisch geprägten Stadt ist das Prytaneion. Dieses diente – will man sich moderner Terminologie bedienen – als Verwaltungssitz der Stadt. Das Prytaneion, hinter dem Bouleuterion gelegen, wurde schon 1960 ausgegraben. Die Fassade war mit Säulen korinthischer Ordnung geschmückt. Bei den Ausgrabungen kamen elf Statuen ans Tageslicht, die alle dem 2. und 3. Jh. n. Chr. zugewiesen werden konnten.
Das Odeon
Gegenüber dem Bouleuterion, also an der Nordseite der Agora, liegt das Odeon (Abb. 11). Es lehnt sich an den Akropolishügel an, sodass keine aufwendigen Substruktionen errichtet werden mussten. Als Baumaterial nutzte man Ziegel, die aber in der Antike nicht zu sehen waren. Die Fassade war mit weißem Putz versehen und im Inneren des Gebäudes die Wände mit farbigem Marmor verkleidet. Mit seinen 16 Sitzreihen bot der steil ansteigende Zuschauerraum Platz für etwa 300 Personen. Das Gebäude wurde multifunktional genutzt und übernahm auch Anforderungen, die bis dahin im Theater stattgefunden hatten.
Im Zusammenhang mit dem Odeon ist auch ein kleines Heiligtum zu erwähnen, dass sich nach Westen hin anschloss. Man kann sich also fragen, ob das Odeon auch kultisch genutzt wurde.
Die Bibliothek
Etwas unscheinbar liegen im Ruinengelände rechts vom Odeon oder Bouleuterion die Reste eines Gebäudes, das als Bibliothek gedeutet wird. Jedoch scheint diese Interpretation aufgrund des archäologischen Befundes nicht gänzlich gesichert.
Die Stoa
Ein weiteres bedeutendes Bauwerk in Apollonia ist die große Säulenhalle, die bereits 1925 durch den bereits erwähnten Archäologen Léon Rey ausgegraben, aber erst vor wenigen Jahren zum Gegenstand der Forschung wurde und zu einer zeichnerischen Rekonstruktion führte.
Der im 3. Jh. v. Chr. entstandene Bau weist eine Länge von 78,20 m und eine Tiefe von 9,20 m auf. Er war zweigeschossig und konnte somit zwei Aufgaben erfüllen. Eine davon bestand darin, den hinter dem Bau liegenden Hang abzustützen, während die andere Funktion dazu diente, den südlich gelegenen, monumentalen Bereich mit der Agora zu verbinden.
Hervorragend erhalten ist der untere Teil der Stoa. Die Rückwand ist mit 17 Nischen gegliedert, in denen ursprünglich Marmorstatuen aufgestellt waren. Die Halle selbst war zweischiffig. Insgesamt fanden sich von der inneren Säulenstellung noch 27 Basen in situ; vermutlich waren aber 35 vorhanden. Die Säulen selbst werden als dorisch eingeordnet. Das obere Stockwerk war einschiffig; die Frontsäulen folgten einer ionischen Ordnung. Die Zwischenräume waren mit Verschrankungen verschlossen.
Lagerräume und Zisterne
Im Jahr 1995 konnten die Überreste eines Lagerhauses und einer großen, aus Ziegelsteinen errichteten Zisterne freigelegt werden. Das Lagerhaus aus der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. besteht aus drei Räumen mit den Maßen 3,45 x 3,40 m. Deren extrem dicke Mauern mit einer Stärke von 1,82 m ließen die Archäologen vermuten, dass hier einst verderbliche Lebensmittel gelagert wurden. Die dicken Mauern hätten für eine geeignete Temperierung gesorgt.
Die anschließende Zisterne wurde von den Archäologen weitaus früher datiert. Sie sprechen von einer Nutzungszeit vom 4. bis 2. Jh. v. Chr. Mit der Errichtung des Lagerhauses wurde sie jedoch beschädigt.
Abb. 11 Apollonia. Odeon.
Tempel
Östlich der Agora wurden die Überreste eines Tempels ausgegraben. Obwohl kaum mehr als die Fundamente vorhanden waren, konnten die Archäologen das Aussehen dieses Heiligtums rekonstruieren. Es handelte sich um einen Podiumstempel, etwa 16 x 11,5 m groß, der an der Front und an den Seiten Säulen korinthischer Ordnung aufwies. An der Rückseite fehlten diese. Der Zugang zum Tempel erfolgte über eine Treppe in der Achse des Gebäudes.
Die Archäologen konnten die hier verehrten Gottheiten leider nicht mit Sicherheit bestimmen. Aber aufgrund der Lage zur Agora äußerten sie die Vermutung, es handele sich um das Kapitol, in dem Jupiter, Juno und Minerva verehrt wurden.
Auch bei der Datierung waren sie vorsichtig. Sie sprechen nur von einer Entstehung in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. und einer Restaurierung bzw. eines Neubaus im 2. Jh. n. Chr.
Das Theater
Das Theater liegt im Zentrum des antiken Ortes und bildet die architektonische Verbindung von Unter- und Oberstadt. Es wurde bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren durch albanische Archäologen weitgehend ausgegraben. Viele Fragen blieben jedoch damals noch unbeantwortet, sodass es zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut und den zuständigen albanischen Institutionen im Jahr 2006 zu einer Kooperation kam.
Vorrangiges Ziel war es, einen Überblick über die Bauteile für eine Rekonstruktion zu gewinnen und die Baugeschichte des Theaters zu klären.
Bei dem Theater handelt es sich um einen klassischen griechischen Bau. Der Zuschauerraum lehnt sich im Osten an den Hang an und umschließt die Orchestra in der Form eines Hufeisens. Um diese Fläche herum verlief ein Kanal zur Entwässerung, der zur Erstausstattung gehörte. Die Bühnenarchitektur, hinter der sich eine Halle dorischer Ordnung befand, lag im Westen. Die Zugänge zum Theater erfolgten von Norden und Süden.
Zur Geschichte des Baus ergab sich folgendes Bild: Als Apollonia um die Mitte des 3. Jhs. v. Chr. eine Blütezeit erfuhr, meinten deren Bürger, sie würden ein Theater benötigen. Um entsprechenden Raum zu schaffen, wurden Häuser aus dem späten 7. Jh. v. Chr. abgerissen. Der Neubau wurde mit seinen 10.000 bis 12.000 Sitzplätzen zum größten, griechischen Theater an der Adria.
Von der Nutzung her war der Bau nicht alleine für die Unterhaltung errichtet worden. Er diente zu Volksversammlungen, Festen und kultischen Handlungen. In römischer Zeit änderte sich aber der Publikumsgeschmack. Statt der Aufführung von Schauspielen zu folgen, wollten die Apollonier Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen sehen. Dazu wurde das Theater umgebaut. Ein Teil der Aufgaben des Theaters wurde daher in das neue Odeon auf der Agora verlagert. Die Nutzung des Baus reichte bis zum Ende der Stadt im 4. Jh. n. Chr.
Das Steinmaterial wurde wie so oft für Neubauten genutzt, wie hier für die Marienkirche, die viele Jahrhunderte nach dem Ende des Theaters errichtet wurde.
Das Gymnasium
Zu einer ordentlichen Stadt in der griechischen Welt gehörte selbstverständlich auch das Gymnasium. Schon in der Frühphase der Stadt, im 6. Jh. v. Chr., entstand eine entsprechende Anlage. Im aktuellen Plan liegt es etwa 300 m südlich des Klosterkomplexes. Auf dem bisher nur teilweise ausgegrabenen Areal konnten mehrfache Umbauphasen bzw. Neubauten festgestellt werden.
In hellenistischer Zeit erhielt das Gymnasium Badeeinrichten. Tonrohre, unter dem Boden verlegt, dokumentieren dies.
In römischer Zeit wurde diese Nutzung aufgegeben; es entstand ein Wohnhaus. Genauer datieren lässt sich dies durch Münzfunde aus dem 4. Jh. n. Chr.
Das Nymphäum
Ein interessantes Zeugnis der Wasserversorgung Apollonias stellt ein großartiges Nymphäum dar, das im Norden der Stadt liegt und um 250 v. Chr. entstand. In der Antike wurde es als Kephisos-Brunnen bezeichnet. Das Wasser kam aus Quellen, die am Hang liegen und noch heute wasserführend sind. Die Brunnenanlage selbst bestand aus einem 70 m langen Wasserspeicher, von dem aus das Wasser in ein großes, zentrales Becken in einem Brunnenhaus mit fünf dorischen Säulen abgegeben wurde.
Die Brunnenanlage war nur relativ kurz in Betrieb, weil sie durch einen Erdrutsch verschüttet und zudem durch ein weiteres Erdbeben im 4. Jh. n. Chr. weiter überlagert wurde.
Wohnbebauung
Angesichts der riesigen Fläche der Stadt darf es nicht verwundern, wenn bislang nur ein Bruchteil untersucht werden konnte. Vernachlässigt wurde dabei die Wohnbebauung; dies mag auch daran gelegen haben, dass die Archäologen sich früher mehr für öffentliche Bauten interessierten.
Eindrucksvoll stellen sich heute die Überreste zweier großer Stadthäuser dar. Dabei handelt es sich um das „Haus der Athena“ und ein nicht benanntes Haus. Ersteres bekam seinen Namen durch den Fund einer Statue der Athena. Vom Entwurf entwickelte sich das Gebäude um zwei Peristyle herum und besaß eine Grundfläche von 3.500 m2.
Im östlichen Teil des Hauses konnten die Ausgräber aufwendige Mosaikböden mit mythologischem Inhalt freilegen. Dazu zählen etwa Szenen aus der Amazonomachie. Nach den Erkenntnissen der Archäologen wurde das Haus im 2. Jh. n. Chr. errichtet, jedoch schon im 3. Jh. n. Chr. wieder aufgegeben.
Die nicht näher bezeichnete Villa entstand ebenfalls im 2. bis 3. Jh. n. Chr. und gehört zu den großen Häusern Apollonias. Sie verfügte über ein Atrium mit Impluvium. Von der Dekoration des Hauses haben sich einige außerordentliche Stücke erhalten. Die Statue einer Athena Promachos und des Titanen Atlas sowie das Bildnis eines Philosophen kamen ans Tageslicht. In einem in neuerer Zeit gefundenen Porträt – als Bildnis eines Aristokraten bezeichnet – mag sich vielleicht der einstige Hausherr spiegeln.
Marienkirche und Kloster (Shen Merise)
Die Kirche stellt zusammen mit dem Kloster ein wichtiges und beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur in Albanien dar. Das Kloster entstand wohl im 9. Jh. Die Kirche – wie sie sich heute darstellt – wurde in der ersten Hälfte des 13. Jhs. errichtet. Besonders die Ausstattung verdient Beachtung. Auch das zweistöckige Refektorium sollte besichtigt werden, denn hier finden sich Reste von Wandmalereien aus dem 14. Jh.
Das Museum
Das archäologische Museum in Apollonia zählt mit zu den bedeutendsten archäologischen Museen Albaniens. Seit 1958 ist es in einem Teil des Klosters untergebracht. Die Ausstellungsräume, wie sie sich heute dem Besucher darstellen, gehen auf eine umfassende, 2011 abgeschlossene Neugestaltung zurück.
Auf rund 1.000 m2 werden Funde nicht nur ausgestellt, sondern auch ansprechend inszeniert. Sie reichen von der Antike bis in das Mittelalter hinein. Darunter befinden sich u. a. Statuen, Keramik, Mosaiken und Wandmalereien. Die Inschriften sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen.
Literatur
F. Drini/J.-L. Lamboley, Résultats et prospectives des fouilles franco–albanaises d’Apollonia d’Illyrie, in: G. Tagliamonte (Hrsg.), Ricerche archeologiche in Albania (2014) S. 171–199; H. v. Hesberg, Nuove indagini intorno al teatro di Apollonia, in: G. Tagliamonte (Hrsg.), Ricerche archeologiche in Albania (2014) S. 201–217.
Nur wenige Kilometer von der Erdölstadt Fier entfernt wird der Besucher in eine längst vergangene Welt entführt. Meist steht das Tor des Klosters dem Besucher offen, doch manchmal öffnet es sich erst nach Anklopfen.
04 ARDENICA – DAS JÜNGSTE GERICHT IN EINEM ORTHODOXEN KLOSTER
ALBANIEN
Auf einer Höhe von 234 m, eingebettet in sattes Grün, liegt das Kloster Ardenica. Es ist nicht nur bedeutend für die Orthodoxie, sondern zugleich ein wichtiges Zeugnis albanischer Geschichte.
Geschichtlicher Überblick
Das Kloster geht in seiner jetzigen Form wohl auf eine Stiftung des byzantinischen Kaisers Andronikos II. Palaiologos (reg. 1282−1328) zurück. Ein Grund für seine Errichtung war möglicherweise ein Sieg des Kaisers über die Truppen Karls I. von Neapel im Jahr 1282. Aber damit begann keineswegs die kultische Nutzung an diesem Ort. Sicher ist, dass hier bereits eine Kapelle existierte, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht war. Und selbst diese scheint nicht am Anfang zu stehen. In der Forschung wird vermutet, hier habe schon in antiker Zeit ein Tempel gestanden. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit ergibt sich aus zwei handfesten Tatsachen: Zum einen konnten in der Nähe des heutigen Klosters die Reste römischer Thermen ausgegraben werden, zum anderen verlief in der Nähe ein Abzweig der Via Egnatia.
Über die hier verehrte Göttin lässt sich genauso diskutieren wie über den Tempel selbst. Man neigt dazu, ihn mit Artemis in Verbindung zu bringen. Das stärkste Argument dafür ist die Verknüpfung der Artemis mit dem Namen des Dörfchens unterhalb des Klosters. Dieses heißt nämlich Ardenica, eine Ableitung von Artemis.
War die erste Kapelle noch der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht, so wurde die Kirche der Mutter Gottes gewidmet. Es ginge wohl sicher zu weit, hier eine Verbindung zwischen der Göttin und der Gottesmutter zu ziehen, auch wenn oft alte heidnische Kultstätten von Christen übernommen wurden.
Das Geschick des Klosters über die Jahrhunderte hinweg nachzuvollziehen, ist an dieser Stelle kaum möglich. Wir wissen allerdings, dass eine Abhängigkeit vom Bischof in Berat existierte. Dies wirkte sich nicht unbedingt zum Nachteil des Klosters aus. So finanzierte der dortige Bischof im 18. Jh. zahlreiche Baumaßnahmen, die sich noch heute im Gebäudebestand spiegeln.
Neben der baulichen Entwicklung sollte sich das Kloster auch zu einem Zentrum der Bildung entwickeln. Der Glanz als Bildungsstätte ging endgültig im Jahr 1932 verloren, als die ganze Bibliothek mit rund 32.000 Büchern in einer Brandkatastrophe unterging.
Vielleicht war es aber auch nur ein vorweggenommener Verlust. Das kommunistische Regime löste das Kloster 1967 auf und machte daraus gegen Ende der 1980er-Jahre ein Hotel. Das Kloster entging nur deshalb der Zerstörungswut der Kommunisten, weil Skanderbeg hier im Jahr 1451 Andronika Arianiti zur Frau nahm.
Im Jahre 1992 bekam die orthodoxe Kirche zunächst die Kirche selbst und dann nach und nach die übrigen Klostergebäude zurück. Vom riesigen Grundbesitz des Klosters gab der Staat aber nur drei Prozent an die Mönche ab, die in den 1990er-Jahren zurückkehrten.
Bauten
Die Klosteranlage weist eine Fläche von 2.500 m2 auf, die alle notwendigen Gebäude beinhaltet. Dazu zählen etwa eine Ölmühle, eine Bäckerei und die Zellen der Mönche. Durch den massiven Torbau (Abb. 12) betritt der Besucher den idyllischen Innenhof, der von der Kirche und dem alles überragenden Glockenturm dominiert wird. Das Gotteshaus zieht fast unweigerlich das Interesse auf sich.
In seinem Erscheinungsbild entspricht es ganz dem byzantinischen Kirchenbau, besitzt also Exonarthex, Narthex und den eigentlichen Kirchenraum. Vorgelagert ist eine Portikus, über die man den dreischiffigen, flach gedeckten Innenraum betritt. Noch vom Sonnenlicht geblendet, müssen sich die Augen an das mystische Dunkel gewöhnen. Dann erkennt man die großartigen Fresken des 18. Jhs., die u. a. Szenen aus dem Leben der Gottesmutter und Jesu darstellen. Daneben gibt es aber auch Heiligenbilder. Besonders eindrucksvoll ist die Ostwand des Narthex geschmückt, auf ihr ist ganzflächig das Jüngste Gericht dargestellt. Den oberen Bereich kann man besonders gut von einer Empore aus betrachten.
Neben den Wandmalereien fasziniert auch die um die Mitte des 18. Jhs. entstandene Ikonostase den Betrachter. Sowohl die Bilder als auch die Schnitzereien zeigen hohe Meisterschaft der Handwerker und Künstler.
Abb. 12 Ardenica. Kloster von Ardenica, Torhaus.
Literatur
G. Koch, Albanien (1989) S. 216.
Neue Zeiten – neue Siedlungen. Unter diesem Motto darf man die Geburt der neuen Kleinstadt Ballsh in der Nähe der antiken Siedlung verstehen.
05 BALLSH – VOM BISCHOFSSITZ ZUR INDUSTRIESTADT
ALBANIEN
Mit Ballsh verbindet man heute eine triste Industriestadt der 1960er-Jahre, entstanden als Zentrum der albanischen Erdölproduktion. Doch östlich dieser Tristesse liegt eine interessante Ausgrabungsstätte, deren Besuch sich auch gut mit dem von Byllis verbinden lässt.
Geschichtlicher Überblick
Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Albaniens kann Ballsh auf keine lange Vergangenheit zurückblicken. Zwar konnten die Archäologen in der Nähe einige römische Spuren finden, doch gibt es keinen Hinweis auf eine Stadt oder größere Siedlung. Erst in spätantiker Zeit oder im frühen Mittelalter entwickelte sich hier eine Siedlung, die davon profitierte, dass das regionale Oberzentrum Byllis gegen Ende des 6. Jhs. zerstört wurde. Viele der Bylliten, einschließlich des dortigen Bischofs, zogen nach Ballsh.
Als Bischofssitz konnte sich der Ort auch während des Ersten Bulgarischen Reiches – also im 8. und 9. Jh. – behaupten. Allerdings wurde aus dem antiken Namen Baletium der Name Glavenica. Später kam es eine Zeit lang unter serbische Kontrolle. Bis in das Mittelalter hinein konnte der Ort bestehen.
Funde und Befunde
Auch wenn der geschichtliche Überblick es kaum vermuten lässt: hier wurden bedeutende archäologische Funde gemacht. In der zweiten Hälfte des 6. Jhs. entstand eine kleine von einer Mauer umschlossene Siedlung. Neben der Basilika wurden auch Reste eines Bades ausgegraben. Für den Besucher ist der Komplex leicht zu finden, weil in einer Ecke der Ausgrabungszone eine neuzeitliche orthodoxe Kapelle errichtet wurde (Abb. 13).
Die Kirche – so ergaben die archäologischen Untersuchungen – durchlebte mehrere Bauphasen, von denen die erste dem 6. Jh. zugerechnet werden kann, während die späteren als mittelalterlich bezeichnet werden.
In der ersten Bauphase handelte es sich um eine typische Basilika, bestehend aus Narthex und dreischiffigem Kirchenraum. Der Narthex war durch zwei Türen zu betreten, von dem aus drei Eingänge in den Kirchenraum führten. Ein weiterer Zugang fand sich im Süden. Das Kircheninnere wurde durch eine Kombination aus Pfeilern und Säulen gegliedert. Außerdem existierte ein Baptisterium.
Abb. 13 Ballsh. Basilika.
Vom 9. bis 11. Jh. gab es massive Umgestaltungen. Im Osten entstanden an der Rückwand polygonale Apsiden. Am Baptisterium erfolgten Veränderungen und es wurde ein Exonarthex angelegt, dem im Norden und Süden Türme zugefügt waren. Für die mittelalterlichen Baumaßnahmen mussten die Ruinen von Byllis als Steinbruch herhalten. Bei den Ausgrabungen fand man mehrere bedeutende Inschriften. Eine davon berichtete über die Wiederherstellung von Byllis in der Zeit Justinians durch Victorinus und die andere über die Christianisierung der Bulgaren bzw. die Einführung des Christentums als Staatsreligion unter dem Zaren Boris I. (reg. 852 / 3−889 / 90).
Literatur
O. J. Gilkes, Albania (2013) S. 61−63 Abb. 24.
Venezianer oder Osmanen – das ist hier die Frage. Wer errichtet die wehrhafte Festung einst wirklich?
06 BASHTOVË (BALLAJ) – SCHUTZ UND TRUTZ
ALBANIEN
Nahe der Mündung des Shkumbin erstreckt sich eine ebene Fläche, die von einer eindrucksvollen Festung dominiert wird.
Geschichtlicher Überblick und Forschungsgeschichte
Schriftliche Quellen zur Geschichte oder Einordnung der Festung existieren fast gar nicht. Auf einer Karte aus dem frühen 16. Jh. wird die Anlage mit dem Namen Pashtove genannt. Dies heißt aber nur, dass sie vor diesem Zeitpunkt existierte. Einen konkreteren Hinweis gibt Evliya Çelebi; er spricht davon, die Festung sei von den Venezianern errichtet und später – ein Jahr gibt er nicht an – durch eine Überschwemmung zerstört worden. Historiker und Archäologen stehen hier vor einem großen Problem, weil das Fundmaterial sehr unterschiedlich ist und vielerlei Schlüsse zulässt.
Zu den frühen Forschern gehören die österreichischen Archäologen Camillo Praschniker und Arnold Schober. Sie vertraten zu Anfang des 20. Jhs. die Ansicht, die Anlage sei in spätantiker Zeit entstanden. Dabei stützten sie sich auf das von ihnen vorgefundene Ziegelmaterial. Aufgrund der Forschungen albanischer Archäologen in den 1970er-Jahren haben sich Ansätze für eine Datierung in die zweite Hälfte des 15. Jhs. ergeben. Vorgeschlagen wird der Zeitraum von 1467 bis 1478. Daneben wird auch das Jahr 1501 genannt. Sicher ist jedenfalls, dass die Osmanen die Anlage weiter nutzten. Die räumliche Nähe zur Küste – es sind nur 4 km bis dort – legt die Nutzung der Festung zum Küstenschutz und Handelsplatz nahe.
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