Kitabı oku: «Parzival», sayfa 2
5Aus arabschem Golde fein:
Also wollt er, sollt es sein.
Da bestieg der Minne süßer Lohn
Ein Ross, darauf vor Babylon
Ein Ritter ihn bestand im Streit:
10Er stach ihn ab, das war dem leid.
Ob sein Wirth auch mit ihm war?
Er und seiner Ritter Schar:
Ja gewiss, des sind sie froh.
Sie ritten miteinander so
15Und stiegen ab vor dem Saal.
Da war der Ritter große Zahl:
Die musten wohlgekleidet sein.
Seine Kinde liefen mit ihm ein
Und gaben sich je zwei die Hand.
20Ihr Herr auch manche Frau da fand,
Die wonniglich gekleidet ging.
Die reiche Königin empfing
Durch ihre Augen hohe Pein,
Als sie ersah den Anschewein.
25Sein Antlitz war so minniglich:
Ihr Herz erschloß er völlig sich,
Ob es ihr lieb war oder leid;
Sonst schloß es ihre Weiblichkeit.
Ein wenig trat sie ihm entgegen
Und ließ sich küssen von dem Degen.
[24]Sie nahm ihn selber bei der Hand.
Sie setzten sich zum Feind gewandt
In eines Fensters Ecke
Aus gesteppter Sammetdecke,
5Die über weichen Kissen lag.
Ist etwas lichter, denn der Tag,
Dem glich nicht viel die Königin.
Sie hatte weiblichen Sinn;
Sonst war die tadellose
10Ungleich der thau'gen Rose:
Schwarze Farbe von ihr schien,
Die Kron ein lichter Rubin,
Daß man ihr Haupt durchscheinen sah.
Zum Gaste sprach die Wirthin da,
15Er war ihr sehr willkommen.
»Viel hab ich, Herr, vernommen,
Wie ritterlich und kühn ihr seid.
Bei eurer Zucht, sei euch nicht leid,
Daß ich euch den Kummer klage,
20Den ich nah am Herzen trage.«
»Meine Hülfe bleibt euch unversagt.
Frau, was euch kümmert oder plagt,
Mag das wenden meine Hand,
Sei sie zu euerm Dienst verwandt.
25Ich bin nur der Eine Mann:
Wird euch was zu leid gethan,
So halt ich meinen Schild entgegen;
Doch macht den Feind das nicht verlegen.
Da hub ein Fürst mit Züchten an:
»Fehlt' uns nicht ein Hauptmann,
[25]So wollten wir den Feind nicht sparen.
Denn Friedebrand ist heimgefahren,
Er befreit nun dort sein eigen Land:
Ein König Namens Hernant,
5Den er Herlindens halb erschlug,
Des Freunde thun ihm Leid genug;
Sie wollen es ihm nicht erlaßen:
Doch hat er Helden hier gelaßen:
Den Herzogen Heuteger,
10Des kühne That schon viel Beschwer
Uns schuf, und seine Ritterschaft:
Ihr Streit hat Kunst genug und Kraft.
So hat auch manchen Söldner hier
Der Normanne Gaschier,
15Der versuchte Degen hehr.
Noch hat hier der Ritter mehr
Kailet von Hoskurast,
Manchen zornigen Gast.
Die alle bracht in dieses Land
20Der Schottenkönig Friedebrand
Und die vier Genoßen sein;
Mancher Söldner zog mit ihnen ein.
Gegen Westen dort am Meer
Lagert Eisenhartens Heer:
25Ihre Augen trocknen nimmer sich.
Nicht geheim noch öffentlich
Hat man sie anders je gesehn
Als jämmerlich in Klage stehn.
Ihr Herz zerströmt sich so in Güßen,
Weil ihr Herr im Zweikampf enden müßen.«
[26]Da sprach zu seiner Wirthin
Der Gast mit höflichem Sinn:
»Geruhet doch und sagt mir an,
Wie dieser Haß sich entspann.
5Was ziehn sie euch mit Macht entgegen?
Ihr habt so manchen kühnen Degen:
Mich jammert, sind sie so beladen
Mit Feindeshaß zu ihrem Schaden.«
»Vernehmt es, Herr, da ihrs begehrt.
10Mir dient' ein Ritter, der war werth,
Aller Tugend blühend Reis.
Mannhaft war der Held und weis,
Der Treue wohlgediehne Frucht,
Seine Zucht ging über alle Zucht.
15Er war noch keuscher als ein Weib,
Kraft und Kühnheit trug sein Leib.
Kein Ritter über allem Land
War auch noch je so milder Hand
(Wer weiß, was nach uns soll geschehn?
20Da mögen andre Leute spähn).
Er war zu falscher That ein Thor,
Gleich mir von schwarzer Farb ein Mohr.
Sein Vater hieß Tankaneis:
Der König trug auch hohen Preis;
25Mein Freund hieß selber Eisenhart.
Meine Weibheit war nicht wohlbewahrt,
Mir dient' er doch um Minnelohn,
Daß er den Wunsch nicht trug davon:
Das muß ich ewig nun beklagen.
Ich ließ ihn, wähnen sie, erschlagen.
[27]Verrathes bin ich unerfahren,
Wie mich des zeihen seine Scharen.
Mehr als sie selber liebt ich ihn,
Des ich nicht ohne Zeugen bin:
5Damit bewähr ich es wohl noch.
Die rechte Wahrheit wißen doch
Meine Götter und die seinen.
Wie mußt ich um ihn weinen!
So zog ich mit verschämter Strenge
10Seinen Lohn, mein Leid auch, in die Länge.
»Mein Dienst erwarb im Rittertum
Dem Helden oftmals hohen Ruhm.
Ich versucht' ihn, ob er Freund zu sein
Verstünde: bald wohl sah ichs ein.
15Er gab um mich den Harnisch hin,
Der unter jenem Baldachin7
Nun steht (das herliche Gezelt
Brachten Schotten auf dieß Feld).
Als des der Degen ledig ward,
20Da hat er sich nicht viel gespart,
Weil ihn des Lebens schier verdroß:
Manch Abenteuer sucht' er bloß.
Da es also mit uns stand,
Ein Fürst, Prothißilas genannt,
25Mein Höfling und mein Unterthan,
Der unerschrockenste Mann,
Ritt auf Abenteuer aus
Und fand des Schadens viel im Strauß.
Dort im Wald von Aßagog
Eine Tjost ihn nicht um Tod betrog,8
[28]Die er that auf einen kühnen Mann,
Der auch sein Ende da gewann.
Das war mein Freund Eisenhart.
Mit einem Sper durchstochen ward
5Jedweder durch Schild und Leib.
Das klag ich noch, ich armes Weib:
Der beiden Tod mich ewig müht,
Auf meiner Treue Jammer blüht.
»Ich vermählte nie mich einem Mann.«
10Gachmuret erwog und sann,
Obwohl sie eine Heidin wär,
Weiblichen Sinnes sei doch mehr
Nie in ein Frauenherz gekommen.
Statt Taufe müß ihr Keusche frommen,
15Der Regen auch, der sie begoß,
Von ihren Augen strömt' und floß
Ihr auf den Zobel, auf die Brust.
Trauern nur war ihr Gelust,
Dazu jammerhaftes Klagen.
20Da hub sie wieder an zu sagen:
»Nun kam mich suchen über Meer
Der Schottenkönig und sein Heer:
Der war seines Oheims Sohn.
Sie konnten mir nichts Schlimmres drohn,
25Als mir schon geschehen war
An Eisenharten, glaubt fürwahr.«
Viel Seufzer sie entschickte,
Zwischen Thränen manchmal blickte
Sie beschämt und scheu hinan
Zu Gachmureten: da begann
[29]Ihr Aug dem Herzen zu vertraun,
Der Degen wäre schön zu schaun.
Sie war auch eine Kennerin
Lichter Farbe: früherhin
5Sah sie schon viel lichte Heiden.
Da erwuchs zwischen beiden
Getreuer Minne mehr und mehr:
Sie blickte hin, er blickte her.
Schenken hieß sie nun den Wein;
10Dürfte sie, sie ließ' es sein.
Gern säh sie, wenn es unterblieb,
Weil es die Ritter stäts vertrieb,
Die gerne sprachen mit den Fraun.
Doch wars sein Leben, sie zu schaun;
15Auch hatt er ihr den Sinn gegeben,
Sein Leben war der Frauen Leben.
Da erhob er sich und sprach:
»Frau, ich schaff euch Ungemach.
Zu lange hab ich hier geseßen;
20Da war ich klugen Sinns vergeßen.
Ich dien euch gern; doch ist mir leid,
Daß eure Noth so groß und breit.
Frau, gebietet über mich:
Wohin ihr wollt, dahin will ich.
25Ich dien euch immer, wo ich kann.«
»Ich seh euch,« sprach sie, »dafür an.«
Alles thut der Burggraf nun,
Sein Wirth, was er vermag zu thun,
Ihm zu kürzen Zeit und Stunde.
Er frug mit höfschem Munde:
[30]Ob er spazieren wolle reiten?
»So seht ihr auch, wo wir streiten
Und wie die Pforten stehn in Hut.«
Gahmuret der Degen gut
5Sprach, er wünsche wohl zu sehn,
Wo ihr Kampfspiel war geschehn.
Hinunter mit ihm ritten
Viel Degen edler Sitten,
Hier der Junge, dort der Greise.
10Sie führten ihn im Kreise
Wohl vor sechszehn Pforten,
Und beschieden ihn mit Worten,
Daß keine je verschloßen ward,
»Seit sie rächten Eisenhart
15An uns mit Zorn. Mit gleicher Macht
Stritten wir fast Tag und Nacht:
Sie blieben offen all die Zeit.
Vor acht Pforten giebt uns Streit
Des getreuen Eisenhartens Bann:
20Sie haben Schadens viel gethan.
Wie sie nach Rache dürsten,
Diese wohlgebornen Fürsten
In des Königs Bann von Aßagog!«
Vor jeglicher Pforte flog
25Eine lichte Fahn ob kühner Schar,
Drauf ein durchstochner Ritter war,
Weil Eisenhart so zu sterben kam,
Den nun sein Volk zum Wappen nahm.
»Wir haben andern Brauch dagegen,
Womit wir sie zu trösten pflegen:
[31]Unsre Fahne wird daran erkannt,
Daß zwei Finger ihrer Hand
Die Fürstin bietet zu dem Eid,
Ihr sei noch nie geschehn so leid,
5Als durch Eisenhartens Tod;
Der schuf ihr bittre Herzensnoth.
So von des Krieges Anbeginn
Belakane stand die Königin
In einem weißen Sammetfeld
10In schwarzen Farben ausgestellt,
Seit wir des Feinds Panier erschaut
(Ihre Treue wird im Jammer laut):
So steht sie ob den Thürmen hoch.
Von den andern acht bedrängt uns noch
15Friedebrands des Schotten Heer,
Die Getauften von über Meer.
»Ein Fürst behütet jedes Thor;
Oftmals zieht er auch davor
In den Streit mit dem Panier.
20Gaschier, dem Normann, nahmen wir
Einen Grafen ab im Feld:
Der bietet hohes Lösegeld.
Ein Schwestersohn ists von Kailet:
Was uns der nun Böses thät,
25Muste dieser stäts entgelten.
Doch solch Glück kommt uns selten.
Grünes Angers wenig, Sandes
Wohl an dreißig Ritte Landes
Ist zu den Zelten von dem Graben:
Da sieht man sie zum Kampfspiel traben.
[32]So gab sein Wirth ihm Bericht:
»Ein Ritter unterläßt das nicht,
Er kommt hervor und tiostiert.
Wenn der seinen Dienst verliert
5Bei jener, die ihn hergeschickt,
Was hilft ihm dann, wie frech er blickt?
Das ist der stolze Heuteger.
Ich darf wohl sagen, seit das Heer
Uns der Feinde hält umseßen,
10Daß der Held vermeßen
Allmorgentlich bereit erschien
Vor der Pforte bei dem Baldachin;
Auch weiß ich, daß der kühne Mann
Manches Kleinod hat verthan,9
15Wenn er uns durch die Schilde stach,
Das man für kostbar ansprach,
Wenn es die Knappen ausgebrochen;
Er hat uns Manchen abgestochen.
Der Held läßt sich gerne schauen;
20Ihn loben auch unsre Frauen.
Wen Frauen loben, wird bekannt,
Er hat den Ruhm an der Hand
Und seines Herzens Wonne.«
Nun hatte müd die Sonne
25Eingestellt den Strahlenschein:
Des Lustritts must ein Ende sein.
Der Gast ritt heim mit seinem Wirth;
Das Mal bereit er finden wird.
Ich muß von ihrer Speise sagen:
Die ward mit Anstand aufgetragen:
[33]Man diente ihnen ritterlich.
Mit Gefolge kam und stellte sich
Die Königin vor seinen Tisch:
Hier stand der Reiher, dort der Fisch.
5Sie war herabgefahren,
Um selber zu gewahren,
Ob man fleißig pfläge sein.
Mit Jungfraun kam sie, nicht allein.
Sie kniete nieder (ihm wars leid):
10Mit eigner Hand zerschnitt die Maid
Dem Ritter seine Speise so.
Die Frau war ihres Gastes froh.
Da bot sie ihm sein Trinken dar
Und pflag sein gut; wohl nahm er wahr
15Ihr Geberden wie ihr Wort.
Unten an dem Tische dort
Saß ihm mancher Spielmann
Und gegenüber sein Kaplan.
Beschämt empor zur Herrin sah
20Der Degen: schüchtern sprach er da:
»So hofft ichs nicht zu finden hier,
Wie Ihr es, Frau, erbietet mir,
Mit also hohen Ehren:
Wenn ich euch dürfte lehren,
25So hätt ich nur von euch begehrt
Eine Pflege, der ich wäre werth:
Dann kamt ihr nicht herabgeritten.
Darf ich, Königin, euch bitten,
So laßt mich in der Maße leben:
Zu viel Ehre habt ihr mir gegeben.«
[34]Sie wollt auch das nicht laßen,
Seine Kinde, die dort saßen,
Bat sie freundlich: »Eßet doch.«
So ehrte sie den Fremdling noch.
5Die Herrlein alle, wie es schien,
Waren hold der Königin.
Noch eins die Herrin nicht vergaß:
Sie ging auch, wo der Wirth saß
Und sein Weib die Burggräfin.
10Den Becher hob die Königin
Und sprach: »Laß dir befohlen sein
Unsern Gast: die Ehr ist dein.
Ich bitt euch beide höchlich drum.«
So nahm sie Urlaub, wiederum,
15Ging sie hin zu ihrem Gast.
Schon trug sein Herz der Minne Last;
Ein Gleiches ihr von ihm geschah,
Ihr Herz, ihr Auge sagt' es ja:
Die mustens mit ihr eingestehn.
20Mit Züchten sprach die Herrin schön:
»Gebietet, Herr: was ihr begehrt,
Das schaff ich, denn ihr seid es werth;
Und laßt mich Urlaub haben:
Wenn sie euch fleißig laben,
25So bin ich ihnen herzlich hold.«
Ihre Leuchter waren Gold:
Vier Kerzen trug man drauf entbrannt.
Hin ritt sie, wo sie Ruhe fand.
Sie saßen auch nicht länger so;
Der Held war traurig und doch froh.
[35]Ihn freute, daß man Ehr ihm bot;
Doch zwang ihn wieder andre Noth:
Das war die strenge Minne,
Die da neiget hohe Sinne.
5Die Wirthin kam zu ihrer Ruh;
Viel Zeit gehörte nicht dazu.
Man bettete dem kühnen Mann;
Das ward mit allem Fleiß gethan.
Der Wirth sprach zu seinem Gast:
10»Schlafet nun in guter Rast
Und ruht die Nacht: das ist euch Noth.«
Den Platz zu räumen gebot
Der Wirth dem Ingesinde.
Des Gastes edle Kinde,
15Ihr Bett rings um das seine lag,
Ihr Haupt daran, wie er es pflag.
Da standen Kerzen schön und groß
Und brannten hell. Den Held verdroß,
Daß so lang war die Nacht.
20Ihn bracht oft in Ohnmacht
Diese schwarze Möhrin,
Des Mohrenlandes Königin.
Er wand sich oft wie Weidenholz;
Da erkrachten ihm die Glieder stolz.
25Minn und Kampf war sein Begehren;
Nun wünscht, man mög es ihm gewähren.
Sein Herz von lauten Stößen scholl,
Weil es nach Ritterthaten schwoll.
Das begann dem kühnen Recken
Beide Brüste weit zu strecken
[36]Wie die Sehne streckt die Armbrust;
Zu heftig war da sein Gelust.
Der Herr ohn alles Schlafen lag,
Bis er grauen sah den Tag.
5Der gab noch keinen lichten Schein,
Da stellte sein Kaplan sich ein
Zur Messe nach des Herrn Gebot:
Er sang sie ihm zugleich und Gott.
Den Harnisch trug man ihm zuhand:
10Hin ritt er, wo er Tjoste fand.
Der Degen säumte sich nicht lang:
Das Ross, darauf er schnell sich schwang,
Das konnte ruckweis springen
Und geschwinde vorwärts dringen,
15Bekehrig wenn mans rückwärts zog.
Seinen Anker auf dem Helme hoch
Man zum Thore führen sah.
Weib und Mann gestand ihm da,
Kein schönrer sei in allen Reichen:
20Ihm sollten ihre Götter gleichen.
Man trug ihm manchen starken Sper;
Wie der Held gerüstet wär?
Von Eisen trug sein Ross ein Dach,
Das gab vor Schlägen ihm Gemach.
25Eine andre Decke überzog
Es leicht, weil sie nur wenig wog;
Die war ganz von grünem Samt.
Korsett und Wappenrock gesamt
War auch ein grüner Achmardi;
In Arabien wirkt man die.
[37]Lug will mir nicht geziemen;
Seine Schildriemen
Waren unverblichne Borten
Mit Gestein aller Orten
5Besetzt, das war theuer.
Geläutert in Feuer
War sein Schild von rothem Gold.
Sein Dienst erwarb der Minne Sold,
Weil scharfer Streit nur Spiel ihm schien.
10Am Fenster lag die Königin;
Der Frauen saßen da noch mehr.
Nun seht, da hielt auch Heuteger,
Der hier oft den Preis genommen.
Als der den Herrn sah kommen
15Galoppierend auf sich an,
Gedacht er: »Wie oder wann
Kam der Franzos in dieses Land?
Wer hat den Stolzen hergesandt?
Schiene der mir ein Mohr,
20So wär mein bester Sinn ein Thor.«
Die das Springen doch nicht ließen,
Mit Sporen sie die Rosse stießen
Aus dem Galopp in die Rabbin.10
Voll Ritterkraft Jedweder schien,
25Als sie der Tjost sich nicht entzogen.
Die Splitter in die Lüfte flogen
Vom Sper des stolzen Heuteger;
Auch fällt' ihn seines Gegners Wehr
Auf das Gras hinters Ross,
Was ihn als ungewohnt verdroß.
[38]Er ritt auf ihn und trat ihn nieder;
Zwar erholt' er oft sich wieder
Und zeigte sich zu wehren Lust;
Doch steckt' im Arm, ihm unbewust,
5Schon ihm Gachmuretens Lanze:
Der erheischte da Fianze.11
Seinen Meister hatt er funden.
»Wer hat mich überwunden?«
Also sprach der kühne Mann.
10Alsbald hub der Sieger an:
»Ich bin Gachmuret Anschewein.«
Er sprach: »Meine Sicherheit sei dein.«12
Er nahm sie an und sandt ihn ein.13
Da must er hochgepriesen sein
15Von den Fraun, die es gesehen haben.
Von dort begann heranzutraben
Der Normanne Gaschier,
Der starke Degen stolz und zier,
Der versuchte Lanzenbrecher.
20Gachmuret der Unbillsrächer
Hielt schon zur zweiten Tjost bereit.
Seinem Spere war das Eisen breit,
Der Schaft stark und feste.
Da wägten diese Gäste
25Ungleich Gewicht einander zu.
Darnieder lag Gaschier im Nu,
Mit dem Pferde gefallen
Und den Gewaffen allen.
Gezwungen gab er Sicherheit,
Ob es ihm lieb war oder leid.
[39]Gachmuret der Weigand
Sprach: »Mir sichert eure Hand;
Doch that sie mannliche Wehr.
Nun reitet zu der Schotten Heer
5Und bittet, daß sie uns mit Streit
Verschonen: sind sie des bereit,
So kommt mir nach in die Stadt.«
Was er gebot oder bat,
Das war allzumal vollbracht:
10Vom Streite ließ der Schotten Macht.
Da kam geritten Kailet.
Vor dem entwich Gachmuret,
Denn er war seiner Muhme Sohn:
Er spart' ihm gerne Spott und Hohn.
15Der Spanier rief ihm nach genug.
Einen Strauß er auf dem Helme trug;
Gekleidet war derselbe Mann,
Soviel ich euch berichten kann,
In Pfellelseide weit und lang.
20Das Gefilde von dem Helden klang:
Seine Schellen gaben Töne.
Diese Blum an Mannesschöne!
Er behielt den Preis der Schönheit,
Nur nicht vor zwein nach seiner Zeit:
25Beaukorps, Lotens Kind,
Und Parzival, die hier nicht sind:
Sie waren jetzt noch ungeboren
Und wurden dann für schön erkoren.
Gaschier ihn mit dem Zaume nahm:
»Eure Wildheit wird wohl zahm,
[40]Das sag ich bei der Treue mein,
Besteht ihr dort den Anschewein,
Der meine Sicherheit schon hat:
Merket, Herr, meinen Rath
5Und thut, wie ich gebeten.
Ich verhieß Gachmureten,
Ihn Kampfs mit euch zu überheben;
Drauf hab ich ihm die Hand gegeben.
Nun laßt den Ehrgeiz mir zu lieb:
10Er zeigt euch Kraft in Stich und Hieb.«
Da sprach der König Kailet:
»Ist das mein Vetter Gachmuret,
Fils dü Roi Gandein?
Mit dem laß ich mein Streiten sein.
15Laßt mir den Zaum.« »Es soll geschehn,
Hat mein Aug erst ersehn
Euer unbedecktes Haupt;
Meins hat er schier Gehörs beraubt.«
Den Helm er gleich sich niederband;
20Gachmuret doch Streit noch fand.
Es war schier halber Morgen.
Den Städtern schwanden Sorgen,
Da sie diesen Kampf gesehn.
Ruhig konnten sie nun gehn
25Hinter ihrer Mauer Zinnen.
Er war ein Netz für sie da innen:
Was drunter kam, das war beschlagen.
Ein ander Ross, hört ich sagen,
Bestieg alsbald der werthe Held:
Das flog und rührte das Feld
[41]Kunstrecht nach jeder Seite,
Kühn, wo es galt im Streite,
Geschickt und besonnen.
Was er darauf begonnen?
5Das rechn ich ihm für Großthat an.
Hin ritt er, wo ihn Mohren sahn.
Die lagen dort mit ihrem Heer
Gegen Westen bei dem Meer.
Ein Fürst war Raßalig genannt,
10Der jeden Tag sich unterstand,
Von Aßagog der reichste Held
(Sein Geschlecht das nicht in Frage stellt:
Das war von königlicher Art),
Er hob sich immer auf die Fahrt
15Und tiostierte vor der Stadt.
Jetzt machte seine Kräfte matt
Unser Held von Anschau.
Das beklagte eine schwarze Frau
(Die hatt ihn dahin gesandt),
20Daß ihn da Jemand überwand.
Ein Knapp bot ungebeten
Seinem Herren, Gachmureten,
Einen Sper mit einem Schaft von Rohr:
Damit stach er den Mohr
25Hinters Ross auf den Grieß,
Wo er ihn nur liegen ließ,
Bis ihm gesichert war der Frieden.
Hiemit war der Krieg entschieden,
Und ihm erworben großer Preis.
Acht Fahnen sah der Degen weis
[42]Feindlich fliegen nach der Stadt,
Die er zurück zu senden bat
Den kühnen sieglosen Mann.
Er gebot ihm alsdann
5Ihm zu folgen, ritt' er ein;
Das that er, denn es muste sein.
Gaschier auch säumte nicht zu kommen.
Als von dem der Wirth vernommen,
Sein Gast sei weiter noch hinaus –
10Daß er nicht Eisen wie ein Strauß
Verschlang und Kieselsteine,
Das macht', er fand da keine.
Sein Zorn erhob Gebrülle
Wie der Löw aus Zornesfülle.
15Er riß sich aus die Haare:
»Nun hab ich meine Jahre
Zu eitel Thorheit verwandt.
Die Götter hatten mir gesandt
Einen kühnen werthen Gast:
20Ueberlädt sich der mit Streites Last,
So werd ich Werthen nie mehr werth.
Was taugt mir Schild nun und Schwert?
Ein Schimpf ists, mahnt man mich daran.«
Von den Seinen stob er da hindann
25Zum Thor mit Spornschlägen.
Ihm kam ein Knapp entgegen,
Der trug einen gemalten Schild,
Ein durchstochner Mann im Wappenbild,
Gewirkt in Eisenhartens Land.
Einen Helm auch trug er in der Hand
[43]Und ein Schwert, das Raßalig,
Der kühne, bracht in diesen Krieg;
Nun must er von ihm scheiden,
Dieser kühne Fürst der Heiden,
5Der sich weites Lob erworben.
Ist er ungetauft gestorben
So erbarme sein sich bald,
Der aller Wunder hat Gewalt.
Da der Burggraf das ersah,
10Nie freut' er sich wohl mehr als da.
Als er die Wappen hatt erkannt,
Kam er vor das Thor gerannt:
Seinen Gast sah er da halten,
Den jungen, noch nicht alten,
15Als harrt' er einer weitern Tjost.
Da nahm ihn Lachfilirost,
Sein Wirth, und griff ihm nach dem Zügel;
Er stach heut keinen mehr vom Bügel.
Lachfilirost Schachtelakunt
20Sprach: »Lieber Herr, macht mir kund,
Ward besiegt von eurer Hand
Raßalig? So ist dieß Land
Vor Kampf gesichert immerdar:
Ihm folgt der Mohren ganze Schar
25Im Lehn des treuen Eisenhart,
Davon so viel uns Schade ward:
Zu End ist unsre Noth und Pein.
Ein zornger Gott gab ihnen ein
Uns heimzusuchen mit dem Heer:
Darnieder liegt nun ihre Wehr.«
[44]Er führt' ihn wider Willen mit.
Die Königin ihm entgegen ritt:
Seinen Zaum ergriff sie mit der Hand
Und entstrickt' ihm des Visieres Band.
5Der Wirth must ihn ihr laßen;
Seine Knappen nicht vergaßen,
Sie ritten ihrem Herren nach.
Da führte durch die Stadt gemach
Ihren Gast die weise Königin,
10Dem erstritten war des Siegs Gewinn.
Ab saß sie, da sie dauchte Zeit:
»Weh, wie getreu ihr Knappen seid!
Ihr sorgt wohl, ihr verlört den Mann:
Ihm wird schon ohn euch Dienst gethan.
15Nehmt sein Ross und führt es hin:
Sein Geselle ich hier bin.«
Viel Fraun er auf dem Saale fand;
Entwappnet mit schwarzer Hand
Ward er von der Königin.
20Von dem besten Zobel schien
Die Decke und das Bette weich:
Da erwies sie ihm sogleich
Eine heimliche Ehre.
Zeugen waren da nicht mehre.
25Die Jungfraun gingen vor die Thür
Und schoben Riegel dafür.
Da nahm des Landes Königin
Süßer Minne Hochgewinn,
Und Gachmuret ihr Herzenstraut;
Sie waren ungleich doch von Haut.
[45]Den Göttern opferten zumal
Die von der Stadt. Was befahl
Der Held dem kühnen Raßalig,
Eh er schied aus dem Krieg?
5Das leistet' er in Treue;
Doch wuchs sein Leid aufs Neue
Um seinen Herren Eisenhart.
Als des der Burggraf inne ward,
Kam er herbei. Da hob sich Schall:
10Die Fürsten nahten allzumal
Aus der Königin Land von Zaßamank
Und sagten ihm des Preises Dank,
Den er erworben hatt im Feld.
Vierundzwanzig gefällt
15Hatt er hier vom Sattelbogen,
Der Meisten Rosse fortgezogen;
Gefangener Fürsten waren drei:
Viel Ritter ritten auch herbei
Mit ihnen vor den Königssaal.
20Geruhet und gespeist zumal
Und wonniglich herausstaffiert,
Mit Kleidern herlich geziert,
War des höchsten Wirthes Leib.
Einst hieß sie Magd, nun war sie Weib.
25Die ihn nun vorführt' an der Hand
Und sprach: »Mein Leben und mein Land
Sind diesem Ritter unterthan,
Gönnt Feindeshaß ihm Theil daran.«
Nun folgten Alle Gachmureten;
Sie thaten gern was er gebeten.
[46]»Herr Raßalig, nun kommt heran,
Meines Weibes Kuss sollt ihr empfahn.
Thut Ihr ein Gleiches, Herr Gaschier.«
Auch Heutegern den Schotten zier
5Bat er sie küssen an den Mund;
Der war von seiner Tjost noch wund.
Sich zu setzen, bat er Jeden;
Er stand zu sinnigen Reden.
»Ich säh auch gern den Neffen mein,
10Könnt es mit dessen Hulden sein,
Der ihn hier gefangen hat.
Die Sippe giebt mir keinen Rath
Als schnell ihn frei zu machen.«
Belakanen sah man lachen:
15Sie befahl ihn herzubringen.
Dort eilte vorzudringen
Der minnigliche beau Comte,
Von Ritterschaft nicht unverschont;
Er hatt im Streite viel gethan.
20Gaschier der Normann
Bracht ihn: gar höfisch that er;
Ein Franzose war sein Vater,
Er selbst Kailetens Schwestersohn;
Seine Fahrt geschah um Minnelohn.
25Er hieß Killirjakag;
Schön war er wie ein Mann nur mag.
Kaum hatt ihn Gachmuret erkannt
(In ihrem Antlitz Sippe stand,
Sie sahen sehr einander gleich),
Er bat die Königin sogleich,
[47]Daß sie ihn küsse und umarme;
»Nun komm auch her in meine Arme.«
Da küsste selber ihn der Wirth.
Das Wiedersehn sie freuen wird.
5Gachmuret hub wieder an:
»Weh, du junger süßer Mann,
Was sollte hier dein schwacher Leib?
Sag an, gebot dir das ein Weib?«
»Herr, die gebieten wenig mir.
10Mich hat mein Vetter Gaschier
Hergebracht, er weiß wohl wie.
Ich halt ihm tausend Ritter hie,
Denn ich steh ihm gerne dienstlich bei.
Gen Rouen in der Normandei
15Kam ich zur Versammlung.
Ich brachte manchen Helden jung
Aus der Champagne mit mir hin.
Nun hat der Schade Kunst und Sinn
Verwandt, ihn zu beschweren;
20Ihr wollt euch selbst denn ehren:
Um meinetwillen gebt ihn frei,
Daß seine Pein gesänftet sei.«
»Den Rath behalte nur bei dir.
Geh du hin und Herr Gaschier
25Und bringet mir Kaileten her.«
Sie erfüllten gerne sein Begehr
Und brachten ihn wie er gebeten.
Da ward auch er von Gahmureten
Minniglich empfangen
Und zu öfterm Mal umfangen
[48]Von der reichen Königin;
Sie küsst' ihn auch mit holdem Sinn.
Mit Ehren durfte sie das schon:
Er war ihres Mannes Muhmensohn
5Und von Geschlecht ein König hehr.
Lachend sprach der Wirth noch mehr:
»Gott weiß, Herr Kailet,
Nähm ich euch nun ab Toled
Und euer Land zu Spanien
10Für den König von Gaskanien,
Der oft euch drängt mit Zornbegier,
Untreue wäre das von mir,
Denn Ihr seid meiner Muhme Kind.
Die besten Helden mit euch sind,
15In Ritterschaft erfahren:
Wer zwang euch her zu fahren?«
Da sprach der stolze Degen jung:
»Mir entbot mein Vetter Schiltung,
Weil Friedbrand seine Tochter hat,
20Ich sollt ihm dienen, wär sein Rath.
Seines Weibes wegen hat der hier
Nur alleine von mir
Sechstausend Ritter auserkannt;
Wehrlich ist der Degen Hand.
25Noch bracht ich ihm der Ritter mehr;
Ein Theil fuhr wieder über Meer.
Hier stritten für die Schotten
Viel wehrlicher Rotten.
Ihm kamen von Grünlanden14
Helden, die im Streite standen,
[49]Zwei Könige mit großer Kraft:
Eine Flut der Ritterschaft
Brachten sie auf manchem Kiel;
Ihre Rotte mir gar wohl gefiel.
5Hier war auch Morhold für ihn;
Dessen Kampf hat Kunst und Sinn.
»Diese sind nun heimgekehrt.
Wie jetzt die Königin begehrt,
So thu ich mit den Meinen.
10Ihrem Dienst will ich mich einen;
Des Dienstes danktest Du mir nicht,
Denn schon aus Sippe wär er Pflicht.
Die verwognen Helden sind nun deine:
Wären sie getauft wie meine
15Und ihnen an der Haut auch gleich,
Kein gekrönter König wär so reich,
Dem sie nicht drohten Streits genug.
Mich wundert was dich her verschlug
Und wie's geschah: das sage mir.«
20»Ich kam gestern, heute bin ich hier
Herr geworden übers Land.
Mich fing die Königin bei der Hand;
Da wehrt' ich mich mit Minne:
So riethen mir die Sinne.«
25»Wohl hat dir deine süße Wehr
Bezwungen hier und dort das Heer.«
»Du meinst wohl, weil ich dir entrann?
Du riefst mich ja so heftig an:
Was wolltest Du von mir erzwingen?
Laß mich also mit dir dingen.«
[50]»Ich erkannte nicht den Anker dein:
Meiner Muhme Mann Gandein
Führt' ihn niemals mit sich aus.«
»Doch ich erkannte deinen Strauß,
5Im Schild ein Sarapandratest;15
Dein Strauß stand hoch und ohne Nest.
»Ich sah gar wohl an Mann und Ross,
Daß dich die Sicherheit verdroß,
Die zwei Helden mir gelobt:
10Die hatten erst sich wohl erprobt.«
»Wie ihnen wär auch mir geschehn.
Dem Teufel selbst müst ich gestehn,
Werd ich auch seiner nimmer froh:
Hätt er den Preis erworben so,
15Wie du an freveln Händen, traun,
Für Zucker äßen ihn die Fraun.«
»Dein Mund des Lobs zuviel mir spricht.«
»Nicht doch, schmeicheln kann ich nicht;
Nimm anders meiner Hülfe wahr.«
20Sie riefen Raßaligen dar.
Mit Züchten sprach da Kailet:
»Euch hat mein Vetter Gachmuret
Mit seiner Hand gefangen.«
»Ja Herr, so ists ergangen.
25Ich hab ihn wohl dafür erkannt,
Daß nun Aßagog das Land
Treu in seinem Dienst verharrt,
Da unser König Eisenhart
Dort nicht sollte Krone tragen.
Er ward in ihrem Dienst erschlagen,
[51]Die sich euerm Vetter hat ergeben: