Kitabı oku: «Parzival», sayfa 4

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Ihn beschirmten, die da um ihn stritten.

20Da wurde mancher Stoß erlitten.

Nun der König kam von Punturteis,

Der ward allhier vor Kanvoleis

Auf seines Rosses Spur gefällt,

Daß er dahinter lag im Feld.

25Das that der stolze Gachmuret.

Tret ihn nieder, trete, tret!

Im Streite fanden sie zu treten.

Seiner Muhme Sohn, Kaileten,

Fingen die Punturteise:

Da wurde rauh die Reise.

[75]Als man ihnen Brandelideleinen,

Ihren König nahm, die Seinen

Einen andern König für ihn fingen.

Hin und wieder liefen, gingen

5Helden viel in Eisenschienen.

Mich dünkt, da ward der Braten ihnen

Zermürbt mit Schlegeln und mit Keulen;

Ihre Haut trug schwarze Beulen.

Von Quetschung mochten melden

10Die wohlgethanen Helden.

Lautre Wahrheit bleibt mir Pflicht:

Ruhe liebte man hier nicht.

Die Werthen führte Lieb ins Feld,

Manchen Schild von Kunst erhellt

15Und manch hochgekrönten Helm:

Hier lagen sie in Staub und Melm.

Im Felde sah man Blumen blühn

Und kurzes Gras so saftig grün:

Darauf fiel mancher werthe Mann,

20Dem solche Ehre ward gethan.

Mein Ehrgeiz ward bescheidner längst:

Ich sitze lieber auf dem Hengst.

Hin ritt der Held von Zaßamank

Aus des Kampfgetümmels Drang,

25Wo ein geruhtes Ross ihm stand.

Man band ihm ab den Diamant,

Daß Wind ihn kühle vor der Hitze,

Sonst aus keinem Aberwitze.

Man streift' ihm ab sein Härsenier;26

Ihm war der Mund so roth und zier.

[76]Ein Weib, die ich genannt vorher,

Hier kam nun ihr Kaplan daher

Und kleiner Jungherren drei,

Nebst starken Knappen, welche zwei

5Säumer führten an der Hand.

Die Boten hatte hergesandt

Anflise, Frankreichs Königin.

Der Kaplan mit klugem Sinn,

Alsbald erkannt er seinen Mann

10Und sprach ihn auf französisch an:

»Bien soi venü, beau Sir,

Meiner Frauen so wie mir.

Es ist die Reine de Franze:

Die traf deiner Minne Lanze.«

15Einen Brief ihm gab er in die Hand,

Darin der Degen Grüße fand

Und ein kleines Ringelein:

Das sollt ein Wahrzeichen sein;

Empfangen hatt es seine Frau

20Einst von dem Helden von Anschau.

Er neigt. als er die Schrift ersieht:

Nun höret, wie ihn die beschied.

»Dir entbietet Minn und holden Gruß

Mein Herz, das immer trauern muß,

25Seit es deine Minn empfand.

Deine Minn ist Schloß und Band

Vor meines Herzens Herzenslust,

Deine Minn erstickt mir die Brust.

Bleibt mir deine Minne fern,

So glänzt mir nie der Minne Stern.

[77]Komm her und nimm von meiner Hand

Krone, Scepter und ein Land:

Da sie mir sind anerstorben,

Hat sie deine Minn erworben.

5Auch nimm zum Soldimente

Die reichen Präsente

In den vier Saumschreinen.

Als mein Ritter sollst du auch erscheinen

In dem Lande zu Waleis

10Vor der Hauptstadt Kanvoleis.

Sieht es auch die Königin:

Das bringt mir wenig Ungewinn.

Schöner, reicher bin ich sicher,

Dazu kann ich minniglicher

15Minn empfahn und Minne geben.

Willst du nach werther Minne streben,

So nimm meine Krone

Deiner Minne zu Lohne.«

Das wars, was in dem Briefe stand.

20Das Härsenier des Knappen Hand

Wieder ihm zu Häupten zieht.

Gachmureten Kummer mied.

Man setzt' ihm auf den Adamas,

Der dick und hart war ohne Maß.

25Da wollt er wieder streiten.

Die Boten ließ er leiten

Sich auszuruhn in sein Gezelt.

Wo Gedränge war, das schied der Held.

Dieser verlor und der gewann.

Nachholen mochte wohl ein Mann,

[78]Was er versäumt an kühner That;

Hier war dazu genugsam Rath.

Die Einen sah man tiostieren,

Die Andern rottenweis punieren.

5Sie begaben sich der Schliche,

Die man nennet Freundesstiche;

Trauliche Gevatterschaft

Ward zunicht vor Zorneskraft.

So wird die Krümme selten schlicht.

10Man saß nicht lange zu Gericht:

Wer was gewann behielt sich das

Sorglos um des Andern Haß.

Aus manchen Landen stammten sie,

Die mit Rittershänden hie

15Schildesamtespflichten übten,

Sich um Schaden nicht betrübten.

Da geschah von Gachmureten,

Was Anflise sich erbeten,

Daß er ihr Ritter wäre;

20In dem Brieflein stand die Märe.

Avoi! nun ließ er erst sich los!

Thats Minne oder Kühnheit bloß?

Große Lieb und starke Treu

Schuf ihm seine Kräfte neu.

25Nun sah er wie der König Lot,

Den Schild dem Sturm entgegenbot;

Schier hätt er sich zur Flucht gewandt;

Das wehrte Gachmuretens Hand.

Die Haufen er im Anritt brach

Und Arragoniens König stach

[79]Hinters Ross mit einem Rohr;

Der König hieß Schaffilor.

Der Sper hatte kein Panier,

Mit dem er stach den Degen zier;

5Er bracht ihn aus der Heidenschaft.

Die Seinen wehrten ihn mit Kraft;

Er fing jedoch den Degen hehr.

Vom innern ward das äußre Heer

Zurück geschlagen tief ins Feld.

10Ihr Vesperspiel war wohl bestellt;

Wohl dürft es heißen ein Turnei,

Denn mancher Schaft lag hier entzwei.

Da begann zu zürnen Lähelein:

»Sollen wir so entehret sein?

15Das schuldet, der den Anker trägt.

Unser Einer heut noch legt

Den andern, wo er unsanft liegt:

Schier haben sie uns schon besiegt.«

Raumes schuf ihr Anlauf viel:

20Da ging es über Kinderspiel.

Ihre Hände schufen bald,

Daß verschwendet ward der Wald.

Sie trugen beid ein gleich Begehr:

»Spere her, her neuen Sper!«

25Doch muste dulden Lähelein

Eine schmähliche Pein:

Ihn stach der Held von Zaßamank

Hinters Ross, des Speres lang,

Der in das Rohr geschäftet saß.

Seine Sicherheit er an sich las;

[80]Doch läs' ich lieber süße Birn,

Wie die Ritter vor ihm niederschwirr'n.

Von Vielen ward der Ruf erhoben,

Die vor seiner Tjost entstoben:

5»Hier kommt der Anker, flieh, o flieh!«

Entgegen ritt dem Helden hie

Ein Fürst des Landes Anschau

(Trauer trug er jetzt zur Schau),

Des Schildes Spitz empor gekehrt:

10Das hatt ihn Jammersnoth gelehrt.

Der Held die Wappen bald erkannte:

Warum er sich da von ihm wandte?

Wollt ihr, ich bescheid euch des:

Dieß Wappen gab ihm Galoes.

15Fils dü Roi Gandein,

Der vielgetreue Bruder sein,

Eh Minne dem das Looß erwarb,

Daß er von einer Tjost erstarb.

Da band er nieder seinen Helm.

20Weder Gras noch Staubesmelm

Sein Kampf noch eben bahnte,

Weil ihn großer Jammer mahnte.

Mit sich selber lag sein Sinn im Streit,

Warum ers nicht erfragt zur Zeit

25Von seiner Muhme Sohn Kailet,

Was sein Bruder doch wohl thät,

Daß er nicht turnierte hie.

Leider wust er noch nicht, wie

Der vor Montorie gestorben.

Viel Leid hatt er erworben:

[81]Einer reichen Königin

Minne zwang ihm Herz und Sinn.

Die kam darauf um ihn in Noth:

Ihr gab der Treue Schmerz den Tod.

5Wie Gachmuret nun stand in Klage,

Doch hatt er an dem halben Tage

So manchen Sper verstochen,

Wär des Turniers Tag angebrochen,

Verschwendet würd ein Wald zumal.

10Hundert war der farbgen Zahl,

Die verthan hatt' dieser Ziere.

Seine schimmernden Paniere

Waren den Krieurs geworden;

Wohl gefiel das ihrem Orden.

15Da ritt er nach dem Pavillon;

Der Waleisin Garzon

Folgte ihm dahin in Eil,

Wo der theure Wappenrock zu Theil

Ihm ward, durchstochen und zerhauen;

20Den trug er hin zu seiner Frauen.

Er war von Gold und noch so gut,

Er glänzte wie in glühnder Glut.

Man sah daran, wie reich er war.

Da sprach die Königin: »Fürwahr,

25Dich hat ein werthes Weib gesandt

Mit diesem Ritter in dies Land.

Nun muß ichs klug zum Ziele lenken,

Die Andern alle nicht zu kränken,

Die Aventüre hergebracht;

Glück hätt ich Jedem zugedacht,

[82]Denn mir sind Alle Sippe,

Die entstammen Adams Rippe.

Doch ist es Gachmuretens That,

Die den Preis erworben hat.«

5Die Andern übten Ritterschaft

Noch mit solchen Zornes Kraft,

Daß sie walkten bis zur Nacht.

Die Aeußern stießen der Innern Macht

Zurück bis an ihr Pavillon;

10War nicht der Fürst von Askalon

Und Morholt von Irland,

Man war ihnen durch die Schnur gerannt.

Da war gewonnen und verloren:

Die Einen hatten Schmach erkoren,

15Die Andern Preis und Ehre.

Nun ist Zeit, daß man sie kehre

Von einander: Niemand sieht hier mehr.

Der Pfandner giebt kein Licht mehr her.27

Wer trieb' im Dunkeln gern das Spiel?

20Den Müden wird es so zuviel.

Leicht der Finsterniss vergaß

Man dort, wo Gachmuret nun saß,

Als wär es Tag. Das war es nicht;

Doch leuchtend schien manch großes Licht

25Von kleiner Kerzen großer Zahl.

Auf Oelbaumlaub sah man im Saal

Zum bequemen Sitz für Viele

Reiche Polster auf der Diele

Und breite Teppiche davor.

An die Schnüre ritt die Königin vor

[83]Mit Mägdelein und Frauen:

Sie wollten gerne schauen

Den werthen König von Zaßamank;

Ihre Ritter Müdigkeit bezwang.

5Das Tischtuch war schon abgenommen,

Eh sie zu dem Zelt gekommen.

Der Wirth erhob sich gleich vor ihr

Mit gefangener Könge vier;

Etliche Fürsten sah man auch.

10So empfing er sie nach höfschem Brauch.

Er gefiel ihr wohl, als sie ihn sah.

Die Waleisin sprach mit Freuden da:

»Ihr seid hier Wirth, wo ich euch fand,

Und ich bin Wirthin hier im Land:

15Wollt ihr, daß ich euch küssen soll,

So geschiehts mit meinem Willen wohl.«

Da sprach er: »Euer Kuss sei mein.

Wollt ihr diesen Herrn ihn auch verleihn:

Soll Fürst und König des entbehren,

20So darf auch ich es nicht begehren.«

»Wohl habt ihr Recht; es soll geschehn;

Die Herren hab ich nie gesehn.

Sie küsste, die es waren werth:

Das hatte Gachmuret begehrt.

25Nun lud er sie zu sitzen ein.

Der König Brandelidelein

Ihr höfisch dort zur Seite saß.

Grüne Binsen, thauig naß,

Dünn auf den Teppich ausgestreut,

Da saß er drauf, des hier sich freut

[84]Der Waleisen Königin.

Seine Minne zwang ihr doch den Sinn.

So nahe saß er wohl bei ihr,

Sie hob ihn auf und zog ihn hier

5Zur Seite neben sich genau.

Eine Jungfrau war sie, keine Frau,

Die ihn so nahe sitzen ließ.

Wollt ihr nun hören, wie sie hieß?

Die Köngin Herzeleide.

10Ihre Base hieß Rischeide,

Vermählt dem König Kailet,

Dem Muhmensohn von Gachmuret.

Frau Herzeleid gab solchen Schein,

Erlöschen all die Kerzen sein,

15Es war doch hell von ihr genug.

Wenn seiner Freude hohen Flug

Nicht hemmte bittres Herzenleid,

Seine Minne war ihr wohl bereit.

Sie sprachen manches höfsche Wort.

20Nun traten Schenken ein von dort,

Und Gezier von Aßagog,

Dran großer Reichtum Niemand trog,

Das trugen Jungherren ein.

Theure Näpfe mustens sein

25Vom edelsten Gesteine,

Weite, nicht zu kleine;

Sie waren allzumal von Gold,

Einst erworben von des Landes Sold,

Das Eisenhart so manchmal bot

Belakanen in der Minne Noth.

[85]So reichte man das Trinken dar

In manchem Steine hell und klar.

Smaragden und Sardinen;

Darunter auch Rubinen.

5Zu seinem Zelte ritten dort

Zwei Ritter auf ihr Ehrenwort.

Die Aeußern hatten sie gefangen.

Hier kamen sie hereingegangen;

Der Eine war Herr Kailet.

10Der sah, wie König Gachmuret

Da saß, als wär er unfroh.

Da sprach er: »Wie gebahrst du so?

Dein Preis ist doch dafür erkannt,

Frau Herzeleiden und ihr Land

15Hast du dir errungen,

So gestehn hier alle Zungen:

Es sei Breton, sei Irischmann,

Oder wer hier welsche Sprache kann,

Aus Brabant oder Frankreich,

20Einhellig sagen Alle gleich,

Es komme dir bei solchem Spiel

Voraus kein Andrer an das Ziel.

Des les ich hier den wahren Brief,

Da deine Kraft fürwahr nicht schlief,

25Als sie diese Herren bracht in Noth,

Deren Hand nie Sicherheit entbot:

Der König Brandelidelein

Und der kühne Lähelein,

Hardeiß und Schaffilor.

O weh, Raßalig der Mohr,

[86]Der dir vor Patelamunt

Auch einst that Fianze kund!

So bedarf dein Preis im Streite

Der Höhe wie der Breite.«

5»Die Köngin denkt gewiss, du tobst,

Daß du also mich belobst.

Verkaufen wirst du doch mich nicht:

Leicht sieht der Käufer, wo's gebricht.

Du hast den Mund zu voll genommen.

10Doch wie bist du hieher gekommen?«

»Das werthe Volk von Punturtois

Hat mich und diesen Champanois

Freigeben dieses Mal.

Morholt, der meinen Neffen stahl,

15Von dem soll er entledigt sein,

Wenn Herr Brandelidelein

Ledig wird von deiner Hand.

Wir stehn noch beide sonst zu Pfand,

Ich und meiner Schwester Sohn:

20Du lösest uns, das weiß ich schon.

Ein Vesperspiel nur gab es hier;

Es kommt nun gar nicht zum Turnier

Diesesmal vor Kanvoleis,

Wenn ich die rechte Märe weiß.

25Der Aeußern Stärke sitzet hie:

So sage selbst, wie könnten sie

Vor uns das Feld noch halten?

Großen Preises magst du walten.«

Da wandte sich die Königin

Zu Gachmureten bittend hin:

[87]»Was mein Recht nun an euch sei,

Ich flehe, laßet mich dabei:

Gern wär ich eurer Huld auch werth.

Könnte, wenn ihr dieß gewährt,

5Euer Preis zu Schaden kommen,

So würde mir Entsagung frommen.«

Anflise, der Königin,

Der weisen mit bescheidnem Sinn,

Auf sprang ihr Kapellan alsbald.

10Er sprach: »Nicht doch, sein hat Gewalt

Meine Frau, die in dieß Land

Um seine Minne mich gesandt.

Schon lang verzehrt sie sich um ihn:

Ihrer Minne hat er sich verliehn,

15Sie soll ihn auch behalten, traun:

Denn sie liebt ihn über alle Fraun.

Ihre Boten sind hier Fürsten drei,

Kinder alles Tadels frei.

Der eine heißet Lanzidant

20Von hoher Art aus Grünland:

Der ist gen Kärlingen gekommen

Und hat die Sprache angenommen;

Der andre heißet Liadarz,

Fils dü Comte Schiolarz.«

25Wer denn nun der dritte wäre,

Davon vernehmet auch die Märe.

Seine Mutter hieß Belleflur

Und sein Vater Pansamur:

Die waren von der Feien Art;

Das Kind hieß Liachturteltart.

[88]Die liefen alle drei vor ihn

Und sprachen: »Herr, hast du nun Sinn

(Dir zollt la Reine de France

Der werthen Minne Schanze),

5So magst du spielen sonder Pfand,

Deine Freud ist Kummers frei zuhand.«28

Als diese Botschaft ward vernommen,

Kailet, der näher war gekommen,

Sprach heimlich mit der Königin;

10Da wandte sie das Wort an ihn:

»Sag an, ist dir noch mehr geschehn?

Ich habe Blut an dir gesehn.«

Da begriff sie ihm zur Stunden

Seine Quetschungen und Wunden

15Mit ihren linden Händen weiß,

Auf die verwandt war Gottes Fleiß.

Da hatt er manchen Schaden,

War mit Schrunden überladen

An Hüfte, Kinn und an der Nase.

20Vermählt war ihm der Königin Base,

Die ihm diese Ehr erzeigte,

Sich so nahe zu ihm neigte.

Da sprach sie, wie die Zucht sie hieß,

Zu Gachmureten nur noch dieß:

25»Der Franzosen Königin

Entbeut euch minniglichen Sinn.

Nun ehrt an mir die Frauen all

Und bringet nicht mein Recht zu Fall.

Bleibt hier, bis ich mein Recht genommen;

Ihr laßt mich sonst zu Schaden kommen.«

[89]Das versprach der werthe Mann;

Mit Urlaub schied sie da hindann.

Sie hob Kailet, der Degen werth,

Ohne Schemel auf ihr Pferd.

5Wieder trat er dann herein,

Wo er fand die Freunde sein.

Er sprach zu König Hardeiß:

»Eure Schwester Aleiß

Bot mir einst Minne, die ich nahm.

10Da nun ein Andrer sie bekam

Und ein Beßerer als ich,

So erlaßt doch eures Zornes mich.

Sie hat den Fürsten Lämbekein;

Soll sie auch nicht gekrönet sein,

15Sie herscht doch als gewaltge Frau.

Brabant und Hennegau

Dient ihr, und mancher Ritter gut.

Grüßt mich nun wieder frohgemuth,

Laßt mich in euern Hulden stehn:

20So soll mein Dienst euch nicht entgehn.«

Gaskoniens König sprach dagegen

Ernstlich, wie Männer pflegen:

»Eure Rede stäts war süße:

Wenn ich euch wieder grüße,

25Dem ihr so manche Schmach gethan,

So scheint es, Furcht war Schuld daran.

Mich fing hier eurer Muhme Sohn;

Der wägt zwar Niemand übeln Lohn.«

»Euch giebt wohl ledig Gachmuret:

Das sei zuerst von ihm erfleht.

[90]Wenn ihr dann ungezwungen seid,

So erlebt mein Dienst wohl noch die Zeit,

Daß ihr mich zum Freunde nehmt;

Ihr habt euch nun genug geschämt.

5Was mir auch von euch geschicht,

Eure Schwester schlüge mich doch nicht.«

Der Rede lachten sie zumal;

Bald ward getrübt der Freude Schall:

Versunken saß aufs Neue,

10Der Wirth in Leid und Reue,

Denn Jammer ist ein scharfes Reis.

Sie sahen Alle rings im Kreiß,

Wie er schwer mit Kummer rang

Und seine Freude Leid bezwang.

15Seiner Muhme Sohn hub zürnend an

Und sprach: »Du thust nicht wohl daran.«

»Nein, ich weiß, warum ich traurig bin:

Aus Sehnsucht nach der Königin.

Ich ließ zu Patelamunt,

20Um die mir noch das Herz ist wund,

Von reiner Art ein süßes Weib.

Ihre Reinheit legt mir Seel und Leib

In des Minnekummers Band.

Sie gab mir Leute, gab mir Land.

25Mannliche Freuden meinem Sinn

Belakane raubt die Königin:

Scham geziemt dem Mann doch gut

Um der Minne Wankelmuth.

Da mich ihre Zärtlichkeit

Hütete vor Kampf und Streit,

[91]Da wähnt ich, daß mir Ritterschaft

Sänftete des Unmuths Kraft;

Hier hab ich doch genug gethan.

Wohl denkt manch unverständger Mann,

5Daß ihre Schwärze mich vertrieb:

Die war mir wie die Sonne lieb.

Mir schafft der Werthen Preis dies Leid:

Sie hat die höchste Würdigkeit.

»Ich muß das Ein und Andre klagen:

10Meines Bruders Wappen sah ich tragen

Mit emporgekehrtem Ende.«

Weh diesem Elende!

Wie laut der Jammer da erscholl!

Die Augen wurden Waßers voll

15Auch dem kühnen Spaniole:

»O weh, Königin Fole,29

Um deine Minne starb den Tod

Galoes: das ist die Noth,

Die treulich klagen sollten

20Alle Frauen, wenn sie wollten,

Daß es ihrer Sitte brächte

Ruhm, wo man des gedächte.

Ja, Averrens Königin,

Rührt es dir auch nicht den Sinn,

25Den Freund verlor ich doch durch dich,

Dem das Ende ritterlich

Gab eine Tjost, die ihn erschlug,

Als er deine Farben trug.

Nun wollen Fürsten, die ihm waren

Genoßen, keine Klage sparen.

[92]Sie haben ihres Schildes Breite,

Als zum Trauergeleite,

Zu der Erden gekehrt,

Wie sie großer Kummer lehrt.

5Also thun sie Ritterschaft.

Sie überwältigt Jammers Kraft,

Da Galoes, meiner Muhme Sohn,

Nicht Dienst mehr thut um Minnelohn.«

Als er vernahm des Bruders Tod,

10Das schuf ihm neue Herzensnoth.

Da sprach der Degen jammerhaft:

»Wie hat nun meines Ankers Haft

Grund erfaßt bei einem Grab!«

Da legt' er dieses Wappen ab.

15Das Herz ihm schier vor Jammer brach.

Der Held aus wahrer Treue sprach:

»Von Anschau Galoes!

Wohl versichert sind wir des:

Nie wurde so mannliche Zucht

20Geboren; wahrer Milde Frucht

Dir aus dem Herzen blühte:

Nun erbarmt mich deine Güte.«

Da begann er zu Kailetten:

»Wie ergeht es nun Schoietten,

25Der Mutter mein, der Freudenarmen?«

»So daß Gott es mag erbarmen:

Da ihr erstorben war Gandein,

Und Galoes, der Bruder dein,

Und sie auch dich nicht bei sich sah,

Im Tode brach das Herz ihr da.«

[93]Da sprach der König Hardeiß:

»Nun kehrt auf Mannheit euern Fleiß.

Wenn ihr Mannheit wißt zu tragen,

Sollt ihr das Leid mit Maßen klagen.«

5Sein Kummer leider war zu groß:

Ein Guß ihm von den Augen floß.

Er schuf den Rittern gute Ruh;

Er selbst ging seiner Kammer zu,

Ein kleines Zelt von Samt: die Nacht

10Ward mit Jammer zugebracht.

Als der andre Tag erschien,

Vereinten Alle sich dahin,

Das innre wie das äußre Heer:

Wer zum Streit zugegen wär,

15Sei er alt oder jung,

Sei er schwach, sei stark genung,

Sie tiostierten heute nicht.

Da schien der mitte Morgen licht.

Sie waren auch so aufgerieben,

20Die Pferde schon so abgetrieben,

Daß die Ritter kühn im Streit

Doch übernahm die Müdigkeit.

Selber ritt die Königin

Zu Felde nach den Werthen hin

25Und nahm sie mit sich in die Stadt,

Wo sie die Allerbesten bat,

Daß sie zum Löwenplane ritten.

Da geschah nach ihren Bitten:

Sie kamen, als man Messe sang

Dem traurgen König von Zaßamank.

[94]Da nun gegeben ward der Segen,

Frau Herzeleide war zugegen.

Nun sprach sie Gachmureten an:

Ihr Recht erkannte Jedermann.

5Da sprach er: »Frau, ich hab ein Weib,

Die ist mir lieber als der Leib.

Wenn ich der ledig wäre,

Wüst ich noch andre Märe,

Damit entging' ich euch fürwahr,

10Nähm Jemand meines Rechtes wahr.«

Sie sprach: »Die Möhrin laßet

Und nach meiner Minne faßet;

Die Taufe hat viel beßre Kraft.

Begebet euch der Heidenschaft,

15Nach unserm Glauben mich zu minnen;

Eure Minne liegt mir in den Sinnen.

Oder bringt mir Ungewinn

Der Franzosen Königin?

Ihre Boten haben süß gesprochen,

20Und nie habt ihr sie unterbrochen.«

»Ja, Die ist mir Gebieterin!

In Anschau schuf ihr Rath Gewinn

Mir an Zucht und sittgem Muthe;

Ihre Hülse kommt mir noch zu Gute:

25Sie bildete mich erst zum Mann,

Denn sie floh, was Fraun entstellen kann.

Wir waren Kinder beide noch,

Und sahn wir uns, es freut' uns doch.

Anflise hat, die Königin,

An allem Frauenpreis Gewinn.

[95]Was ihr steuern mocht ihr Land,

Gab sie mir mit milder Hand

(Ich war da noch ein armer Mann):

Das nahm ich Alles willig an.

5Zählt mich jetzt noch zu den Armen.

Ihr solltet, Frau, euch mein erbarmen;

Mir ist mein werther Bruder todt:

Erlaßt mir gnädig andre Noth.

Kehrt Minne hin, wo Freude wohnt;

10Mein Herz hat Jammer nicht verschont.«

»Soll ich noch länger mich verzehren?

Sagt, womit wollt ihr euch wehren?«

»Vernehmt Bescheid der Frage:

Ein Turnier sollt an dem Tage

15Hier sein: es hatt nicht Statt gefunden;

Das können Zeugen viel bekunden.«

»Ein Vesperspiel hat das erlähmt;

Die Kühnsten sind schon jetzt gezähmt:

Davon verdarb das Turnier.«

20»Eure Stadt nur wehrt' ich hier

Mit Andern, Siegern in der Fehde.

Erlaßt mir weitre Gegenrede;

Hier thaten Viele mehr als ich.

Ihr seht, ihr habt kein Recht an mich;

25Nur euer Gruß geziemt mir wohl,

Wenn ich den noch haben soll.«

Wie mir die Aventüre sagt,

Da nahm der Ritter und die Magd

Schiedsrichter über ihre Klage;

Es nahte schon dem mitten Tage.

[96]Man sprach dieß Urtheil zuhand:

»Wer hier den Helm sich überband,

Wenn zum Turnier er war gekommen,

Hat er den höchsten Preis genommen,

5Dem vermähle sich die Königin.«

Die Folge ward dem Spruch verliehn.30

Da sprach sie: »Herr, nun seid ihr mein.

Ich will euch Huld und Dienst verleihn,

Geb euch an Freuden solchen Theil,

10Daß ihr vom Jammer werdet heil.«

Er hatte doch von Jammer Pein.

Nun war schon des Aprilen Schein

Zergangen, und das ganze Feld

Von kurzem grünen Gras geschwellt.

15Man sah es überall ergrünen.

Das mag ein blödes Herz erkühnen

Und verleihen Hochgemüthe.

Man sah die Bäum in Blüte

Von der süßen Luft des Maien.

20Vom Geschlecht war er der Feien:

Das muß minnen oder Minne gehren;

Seine Freundin wollt ihm die gewähren.

Frau Herzeleiden blickt' er an,

Mit Zucht sein süßer Mund begann:

25»Frau, soll ich bei euch gedeihn,

So müßt ihr nicht mein Hüter sein.

Läßt ab von mir des Jammers Kraft,

So thät ich gerne Ritterschaft.

Laßt ihr nicht turnieren mich,

So kann ich noch den alten Schlich,

[97]Womit ich meinem Weib entrann,

Die ich auch mit Ritterschaft gewann:

Weil sie Streitens mich entband,

Ließ ich ihr Volk und ließ ihr Land.«

5Sie sprach: »Herr, nehmt euch selbst ein Ziel;

Ich laß euch eures Willens viel.«

»Viel Spere brech ich noch entzwei.

Alle Monat ein Turnei:

Wenn ich die besuchen will,

10Darüber, Herrin, schweiget still.«

Sie versprachs, ward mir gesagt:

Er empfing die Länder und die Magd.

Anflisens kleine Junker drei

Stunden wohl so nah dabei,

15Und der Königin Kaplan,

Da Folg und Urtheil ward gethan,

Daß er wohl Alles hört' und sah,

Zu dem König sprach er heimlich da:

»Meiner Herrin wurde kund,

20Ihr hättet vor Patelamunt

Den höchsten Preis erhalten,

Dürftet zweier Kronen walten.

Sie hat auch Land und solchen Muth,

Daß sie euch Leben giebt und Gut.«

25»Seit sie mir gab die Ritterschaft,

Must ich nach des Ordens Kraft,

Und wie des Schildes Amt mir sagt,

Dabei mich halten unverzagt.

Durch sie hab ich den Schild gewonnen;

Ich hätt es sonst wohl nie begonnen.

[98]Es sei mein Schade, sei mein Glück,

Mich hält hier Ritters Spruch zurück.

Nun sagt ihr meinen Gruß daheim,

Ich woll ihr Ritter dennoch sein.

5Wären alle Kronen mir bereit,

Nach ihr hab ich mein höchstes Leid.«

Da bot er ihnen große Gabe;

Doch sie verschmähten seine Habe.

Die Botschaft fuhr zu Lande

10Ohn ihrer Frauen Schande.

Um Urlaub hielten sie nicht an,

Wie es im Zorn wohl wird gethan.

Den Fürsten sah man, diesen Kinden,

Die Augen schier vor Leid erblinden.

15Die im Feld den Schild verkehrt getragen,

Hörten ihre Freunde sagen:

»Frau Herzeleid die Königin

Ist des Anscheweins Gewinn.«

»Wer war von Anschau hier am Ort?

20Mein Herr ist leider längst schon fort

Um Rittersehre zu den Heiden:

Das ist hier unser gröstes Leiden.«

»Der hier den Preis erwarb im Feld,

Der so manchen Ritter hat gefällt,

25Derselbe, der so stach und schlug,

Und der den theuern Anker trug

Auf dem Helme lichtgesteinet,

Der ist es, den man meinet.

Mir sagt der König Kailet,

Der Anschewein war Gachmuret.

[99]Dem ist hier wohl gelungen.«

Zu den Rossen ward gesprungen.

Ihr Kleid ward von den Augen naß,

Als sie hinkamen wo er saß.

5Sie empfingen ihn, er empfing auch sie:

Freud und Jammer sah man hie.

Da küsst' er die Getreuen all:

»Ihr sollt euch meines Bruders Fall

Nicht allzusehr zu Herzen ziehn:

10Ich hoffe, ich ersetz euch ihn.

Kehrt auf den Schild nach alter Art,

Nach der Freude Brauch gebahrt.

Meines Vaters Wappen will ich tragen:

Mein Anker hat sein Land beschlagen.

15Der Anker sei ein freies Ziel:

Den nehm und trage, wer da will.

Ich muß nun wie ein Lebemann

Gebahren, da ich Gut gewann.

Ich soll des Volkes Herscher sein:

20Dem schüfe leicht mein Jammer Pein.

Frau Herzeleide, helfet mir,

Daß wir bitten, ich und ihr,

Könge und Fürsten insgemein,

Daß sie mir zu Willen sei'n

25Und bleiben, bis Ihr mir gewährt

Was Lieb vom süßen Lieb begehrt.«

Die Bitte bat da beider Mund:

Da versprachens jene gleich zur Stund.

Ein Jeder fuhr zu seiner Ruh.

Die Köngin raunt dem Freunde zu:

[100]»Verlaßt euch nur auf meine Pflege.«31

Da wies sie ihn geheime Wege.

Der Gäste ward doch wahr genommen,

Wohin der Wirth auch sei gekommen.

5Beider Ingesinde ward gemein;

Den König sah man ganz allein,

Nur mit zweien Jungherrn, ziehn.

Jungfrauen und die Königin

Ihn führten, wo er Freude fand,

10Und all sein Kummer gar verschwand.

Seine Trauer lag darnieder,

Hochgemüthe kam ihm wieder:

Das hat die Liebe stäts verliehn.

Frau Herzeleid die Königin

15Ihres Magdtums ohne ward.

Die Munde blieben ungespart,

Mit Küssen wurden die verzehrt,

Und dem Leid mit hoher Lust gewehrt.

Ein höfsche Zucht ward da begangen:

20Er gab sie frei, die er gefangen.

Hardeißen und Kailet,

Seht, die versöhnte Gachmuret.

Da erging eine solche Hochzeit,

Wer Gleiches schuf nach seiner Zeit,

25Wohl hatt er Reichtum und Gewalt.

Gachmuret entschloß sich bald,

Seiner Habe ward nicht viel gespart.

Arabisch Gold gespendet ward

Dürftgen Rittern insgemein;

Den Köngen manchen Edelstein

[101]Schenkte Gachmuretens Hand

Und allen Fürsten, die er fand.

Da ward das fahrende Volk ihm hold,

Sie empfingen reicher Gaben Sold.

5Nun laßt die Gäste reiten heim

Mit Urlaub von dem Anschewein.

Den Panther, den sein Vater trug,

Auf den Schild man ihn von Zobel schlug.

Von weißer Seide lind und fein

10Der Königin ein Hemdelein,32

Das ihr berührt den bloßen Leib,

Die nun geworden war sein Weib,

Das deckte seinen Halsberg da.

Ihrer achtzehn man durchstochen sah

15Und mit Schwertern ganz zerhauen,

Eh er schied von der Frauen.

Sie legt' es auf die bloße Haut,

Wenn aus dem Streite kam ihr Traut,

Wo er zerbrochen manchen Schild.

20Ihre Minne war der Treue Bild.

Er hatte Würdigkeit genug,

Als ihn seine Mannheit trug

Zum andern Mal über Meer.

Mich jammert diese Reise sehr.

25Ihm kam gewisse Botschaft,

Der Baruch wär mit Heereskraft

Ueberfallen vor Babylon.

Der Eine war Ipomidon,

Pompejus der andre hieß;

Die Aventüre meldet dieß.

[102]Das war ein stolzer, werther Mann

(Nicht jener, der von Rom entrann

Julius Cäsarn hiebevor);

Der König Nachbuchdonosor,

5Seiner Mutter Bruder war,

Der in verlognen Büchern gar

Las, er wäre selber Gott:

Das wäre nun der Leute Spott.

Sie schonten weder Leib noch Gut.

10Edel war der Brüder Blut:

Von Ninus, der der Herschaft pflag,

Eh gestiftet wurde Baldag;

Er stiftete auch Ninive.

Ihnen that ein Schimpf, ein Schade weh:

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