Kitabı oku: «Mehrsprachigkeit im Kontext des Kurmancî-Kurdischen und des Deutschen», sayfa 4
4.1.4 Grundlegende grammatische Charakteristiken des Kurmancî
4.1.4.1 Phonologie
Vergleichend mit dem Deutschen ist festzuhalten, dass Wörter in Kurmancî keine besonders komplexen Silben haben. Konsonantencluster mit zwei oder gar drei aufeinander folgenden Konsonanten im Wortanlaut (Silben-Onset) sind selten, wobei diese (regional bedingt) meist durch eine Vokalepenthese unterbrochen werden (vgl. Haig/Öpengin 2018: 168, MacKenzie 1961: 37). Beispielsweise ist das Wort stran [strɑːn] „Lied“ ein seltenes Kurmancî-Wort mit drei Konsonanten im Wortanlaut, das jedoch häufig als sitran [sɨtrɑːn] realisiert wird (vgl. Aygen 2007: 10, Haig/Öpengin 2018: 168). Im Silben- und Wortauslaut (Koda) treffen jedoch häufig zwei Konsonanten aufeinander, die nicht unterbrochen werden (vgl. Şimşek 2016: 91).
Ob Kinder bei Erwerb und Aussprache der Wörter mit der Konsonanten-Abfolge oder im Allgemeinen bei der Phonologie des Kurmancî Schwierigkeiten haben, ist aufgrund fehlender Forschung ungewiss. Die vorliegende Studie wird auch in dieser Hinsicht keine Analysen anbieten. Jedoch ist bekannt, dass regionale Varietäten des Kurmancî sich vor allem phonologisch voneinander unterscheiden (vgl. Aygen 2007, Haig/Öpengin 2018). Daher ist zu erwarten, dass die Färbungen der dialektal-regionalen Unterschiede sich in der Sprachproduktion der Kinder niederschlagen. Denn sie und/oder ihre Eltern kommen aus den verschiedenen Regionen des Kurmancî-Sprachraums.
Ob Kurmancî als eine akzent- oder silbenzählende Sprache zu gelten hat, ist in der Forschung noch nicht eindeutig ermittelt worden (vgl. Şimşek 2016: 91). Aber immerhin scheint die Frage beantwortet zu sein, wo der Wortakzent in Kurmancî liegt, nämlich in der Regel auf der letzten Silbe des Stammwortes (vgl. Omarkhali 2011: 197). Ob dies einen Einfluss auf den Spracherwerb des Kurmancî hat, ist jedoch gleichfalls nicht geklärt.
4.1.4.2 Morphologie
In Auseinandersetzung mit der Nominalphrase des Kurmancî sind rasch zwei Charakteristiken zu erkennen. Die erste betrifft die Dualität der Kategorien. Das Kurmancî unterscheidet nämlich hinsichtlich des Genus Maskulinum versus Femininum, hinsichtlich des Kasus Rectus versus Obliquus1 und hinsichtlich des Numerus Singular versus Plural (vgl. MacKenzie 1961: 152). Die zweite Charakteristik ist, dass diese wenigen grammatischen Kategorien schwach und in manchen Fällen sogar gar nicht ausgedrückt werden. Ferner erfolgt ihr Ausdruck an wenigen sprachlichen Elementen. Die betreffenden Kategorien werden noch zu erläutern sein, ebenso deren Ausdruck. Zunächst sollte jedoch die Ezafe dargestellt werden, die ein Merkmal der iranischen Sprachen ist und eine zentrale Charakteristik der Nominalphrase in Kurmancî darstellt. Von ihr hängen sowohl der Ausdruck des Genus als auch der des Numerus ab. Des Weiteren ist sie für die Markierung des Kasus wirksam.
In Studien zur Grammatik des Kurmancî wird die Ezafe als Partikel erfasst (vgl. Bedir Khan/Lescot 1986: 65). Als Partikel kann sie freistehen, aber sie wird mit dem Bezugselement, dem Nomen, als Suffix verbunden, falls sie ihm direkt folgt, wie es in den Beispielen unten der Fall ist (vgl. Schroeder 1998: 45). Die zentrale Funktion der Ezafe ist die Verknüpfung der nachgestellten Attribute wie Adjektive, Pronomina, Partizipien etc. mit dem Kopf der Nominalphrase, also mit Nomen (vgl. Schroeder 2002: 194f.). Ausgehend von dieser zentralen Funktion wird sie auch als Linker definiert (vgl. Haig 2011). Das Nomen kann dabei aus einem Glied bestehen oder ein Kompositum sein. Darüber hinaus kann die Ezafe pronominal und in einigen Regionen auch prädikativ gebraucht werden (vgl. Haig/Öpengin 2018: 179f.).
Das besondere an der Ezafe ist, dass sie auf der einen Seite den Numerus und das Genus zum Ausdruck bringt und auf der anderen Seite ihre Ausdrucksform sensibel zu den indefiniten Suffixen -ek (Singular) und -(i)n (Plural) ist (vgl. Aygen 2007: 18, Omarkhali 2011: 203f.). Gemäß den Daten der vorliegenden Studie wurde die Ezafe häufig als Linker gebraucht. Unten werden einige Beispiele dafür aufgelistet, wie die Ezafe in dieser Funktion mit ihren unterschiedlichen Formen auftreten kann:
1. | dar-ê | stûr | ||
stock-EZ.M | dick | „der dicke Stock“ | (Bedir Khan/Lescot 1986: 66) | |
2. | dar-ên | stûr | ||
stock-EZ.Pl | dick | „die dicken Stöcke“ | (Bedir Khan/Lescot 1986: 67) | |
3. | şev-a | sar | ||
nacht-EZ.F | kalt | „die kalte Nacht“ | (Bedir Khan/Lescot 1986: 67) | |
4. | şev-ek-e 2 | sar | ||
nacht-IDS.EZ.F | kalt | „eine kalte Nacht“ | (Bedir Khan/Lescot 1986: 70) |
Eine weitere Eigenschaft der Ezafe ist, dass eine Nominalphrase mit Ezafe ungeachtet ihrer syntaktischen Funktion denselben Ausdruck hat. Damit geht auch einher, dass der Obliquus, der in Kurmancî gegenüber dem Rectus in den meisten Fällen formal markiert wird, seine Markierung in den Nominalphrasen mit Ezafe nicht betätigen kann. „The presence of an ezafe on any noun suppresses the expression of oblique case on that noun. This is a very crucial fact of Kurmanji syntax: it means that the ezafe itself is impervious to the external case of the entire NP.“ (Haig/Öpengin 2018: 179) Wenn also die obigen Nominalphrasen im Rectus oder im Obliquus gebraucht werden, erfahren sie keine Formänderung.
Das Kurmancî unterscheidet beim Nomen zwei Genera voneinander, das Maskulinum und das Femininum. Das Genus in Kurmancî hat kein sprachliches Mittel wie ein Affix oder eine Wortart, wie beispielsweise den Artikel in Deutsch, die mit dem Genusausdruck assoziiert werden können. Im Konkreten heißt das, das Genus wird im Singular lediglich durch die Ezafe oder durch den Obliquus zum Ausdruck gebracht. Wie im Deutschen, so entfällt auch in Kurmancî im Plural die Unterscheidung der Genera (vgl. Schroeder 1998: 45). Sie scheint überdies regional unterschiedlich, in manchen Regionen sogar weitgehend aufgehoben zu sein, wie es beispielsweise aus der Fallstudie von Akın hervorgeht (vgl. Akın 2013: 115).
Was die Systematik der Genuszuweisung angeht, so operieren einige semantische oder strukturelle Nomenklassen mit einem bestimmten Genus (vgl. Omarkhali 2011: 199). Beispielsweise wird je nach Geschlecht der Referenz einigen Nomen das feminine und einigen anderen dagegen das maskuline Genus zugewiesen. Zum größten Teil ist die Zuweisung aber arbiträr und folgt nicht einer bestimmten Systematik. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass einige Personenbezeichnungen wie heval „Freund“ in Kurmancî beiden Genera zugewiesen werden können, je nachdem welches Geschlecht im Kontext damit gemeint ist (vgl. Haig/Öpengin 2018: 172).
Die Unterscheidung des Numerus – des Singulars und des Plurals – weist hinsichtlich seiner Markierung mit einer Ausnahme die gleiche Charakteristik auf wie die des Genus. Der Numerus wird nämlich wie das Genus in der Nominalphrase durch die Ezafe oder durch Obliquus zum Ausdruck gebracht. Im Umkehrschluss heißt das, dass eine Nominalphrase, die nicht in der Ezafekonstruktion oder im Obliquus ist, weder den Numerus noch das Genus markieren kann. Siehe dazu das folgende Beispiel:
5. | Ev kum | kevn | e. |
DP.RE Mütze | alt | KOP.3.PSg „Diese Mütze ist alt“ (Tan 2005: 156) |
Auf diese Besonderheit weist auch MacKenzie hin: „The simple noun, i.e. in its Direct case form, gives no indication of its grammatical gender or number […]. These are manifest only in the Oblique case forms […] and in the forms of the Izafe […].“ (MacKenzie 1961: 153) Die Ausnahme bzw. der Unterschied ist, dass der Numerus einer Nominalphrase im Prädikat ersichtlich werden kann, wenn sie mit diesem in Kongruenz steht. Die folgenden zwei Beispiele illustrieren dieses Phänomen des Kurmancî in der Gegenüberstellung:
6. | Ev | keçik | diçe | dibistanê. |
DP.RE | Mädchen.RE | gehen.PRÄS.3.PSg. | Schule.OB.F | |
„Dieses Mädchen geht in die Schule.“ (Tan 2005: 156) | ||||
7. | Ev | keçik | diçin | dibistanê. |
DP.RE | Mädchen.RE | gehen.PRÄS.3.PPl. | Schule.OB.F | |
„Diese Mädchen gehen in die Schule.“ (Tan 2005: 156) |
Das Kurmancî kennt drei Kasusformen – Rectus, Obliquus und Vokativ (siehe dazu Anm. 20). Die Unterscheidung zwischen Rectus und Obliquus kann auf drei Wegen erfolgen: durch Formänderung, Ablaut oder Suffixe. Die Formänderung/Suppletion zeigt sich lediglich bei den Pronomina wie z.B. ez „ich“ im Rectus, min „ich“ im Obliquus. Die Markierung durch den Ablaut kommt nur bei einigen maskulinen Singularnomen im Obliquus vor (vgl. Haig/Öpengin 2018: 174). Der Ablaut betrifft die Änderung vom kurzen a und e zum langen ê. Beispielsweise aş, „Mühle“, hesp „Pferd“ im Rectus, êş „Mühle“, hêsp „Pferd“ im Obliquus (vgl. Bedir Khan/Lescot 1986: 86). Wenn ein maskulines Nomen nicht über einen zu verändernden Vokal verfügt, bleibt es je nach morphosyntaktischen Gegebenheiten im Obliquus ohne Markierung (vgl. Matras 2017: 6).3
Alle maskulinen Nomen, die über ein Indefinitsuffix -ek oder ein vorausgehendes Pronomen verfügen, werden im Obliquus durch ein Suffix markiert. Auch alle femininen Nomen sowie Pluralnomen im Obliquus erfahren eine Markierung durch Suffix. Welches Nomen in welcher grammatischen Konstellation welches Suffix im Obliquus annimmt, wird in der folgenden Tabelle4 illustriert.
Singular | Plural | |
Maskulin | Ablaut, Ø, -î | -an, -a |
Feminin | -ê |
Abbildung 5:
Markierung des Obliquus in Kurmancî
In Kurmancî steht das Subjekt im Rectus, falls der Satz keine Ergativstruktur aufweist. In Ergativsätzen steht dagegen das direkte Objekt im Rectus. Im Gegensatz zum Rectus gibt der Obliquus in Kurmancî in nicht-Ergativsätzen – in Sätzen mit sogenanntem Nominativ-Akkusativ-Alignment – das direkte Objekt und in Ergativsätzen das Subjekt wieder. Es wird noch zu thematisieren sein, aber hier kann schon vorweggenommen werden, dass die Ergativität in Kurmancî hauptsächlich bei den Tempusformen der Vergangenheit vorkommt. Siehe den Kontrast in den folgenden zwei Beispielen:
8. | Ez | te | dibînim. | (Nominativ-Akkusativ-Alignment) |
1.Sg.RE | 2.PSg.OB | sehen.PRÄS.1.Sg | ||
„Ich sehe dich.“ (Gündoğdu 2017: 50) | ||||
9. | Min | tu | dîtî. | (Ergativsatz) |
1.PSg.OB | 2.PSg.RE | sehen.PAST.2.PSg | ||
„Ich habe dich gesehen.“ (Gündoğdu 2017: 50) |
Die Aufteilung der Funktionen in den nicht-Ergativsätzen scheint stabil zu sein, jedoch nicht die in den Ergativsätzen. Auf dieses Merkmal wird noch bei der Bearbeitung der Syntax eingegangen.
Es sind keine Arbeiten zum Kurmancî bekannt, die sich spezifisch mit der Definit- oder Indefinitheit in dieser Sprache befasst haben. Insofern ist es ungewiss, ob in Kurmancî ein solches System der Definitheit und der Indefinitheit etwa vergleichbar mit dem Deutschen existiert. Fakt ist, dass die indefiniten Nomen im Singular und im Plural mit einem Suffix als solche gekennzeichnet werden. Im Plural kann diese Kennzeichnung auch analytisch erfolgen. Die nicht-indefiniten Nomen werden dagegen nicht gesondert gekennzeichnet. Ob die Kennzeichnung der indefiniten Nomen und deren Ausbleiben bei den nicht-indefiniten Nomen genügt, um für das Kurmancî ein System der Definitheit und Indefinitheit anzunehmen, kann in der vorliegenden Arbeit nicht diskutiert werden. MacKenzie stellt aber in diesem Zusammenhang fest: „A noun in its simplest form may be either definite or indefinite […].“ (MacKenzie 1961: 150) Nach seiner Auffassung können Nomen in ihrer einfachen Form – diese kann auch als Grundform betrachtet werden – nicht eindeutig als definit bezeichnet werden, was aber von manchen Forscher*innen in der Kurdologie angenommen wird (vgl. Omarkhali 2011: 198).
In Bezug auf die Verbalphrase in Kurmancî lässt sich festhalten, dass sie ähnlich wie im Deutschen die grammatischen Kategorien der Person, des Numerus, des Tempus und des Modus markiert.5 Allerdings wird in Kurmancî auch der Aspekt unterschieden, der für die Tempusformen der Vergangenheit eine Rolle spielt.
In Kurmancî scheinen ferner die Kategorien der Person und des Numerus wie im Deutschen zu fusionieren. Der Unterschied ist jedoch, dass das Verb hier nicht immer mit dem Subjekt des Satzes hinsichtlich Person und Numerus in Kongruenz steht. Im Konkreten: Das Verb steht mit dem direkten Objekt des Satzes in Kongruenz, wenn dieser ein Ergativsatz ist. Genauso wie im Deutschen werden auch in Kurmancî drei Personen (1., 2., 3.) und zwei Numeri (Singular, Plural) unterschieden. Während die Personen im Singular unterschiedliche Endungen für die Kodierung haben, sind die Endungen im Plural dieselben (vgl. Omarkhali 2011: 209).
In Bezug auf das Tempus ist zunächst festzuhalten, dass die Verben in Kurmancî über zwei Stämme – Präsens- und Präteritalstamm – verfügen (vgl. Hajo 1982: 89). In der englischsprachigen Literatur haben sich diesbezüglich die Termini present and past stems etabliert (MacKenzie 1961: 177, Omarkhali 2011: 209). Die Bildung dieser Stämme weist im Vergleich miteinander einige Regularitäten auf, folgt jedoch keinem bestimmten Muster (vgl. Haig/Öpengin 2018: 182). Entlang dieser Stämme erfolgt die Bildung der Tempusformen des Kurmancî, die von Hajo mit folgenden Termini in Deutsch wiedergeben werden: Präsens, Futur I, Präteritum, Perfekt, Imperfekt, Plusquamperfekt, Futur II (vgl. Hajo 1982: 110f.). Während die ersten beiden Tempusformen mit dem Präsensstamm gebildet werden, nehmen die anderen den Präteritalstamm als Basis. Bei den Tempusformen Präsens, Futur I, Plusquamperfekt und Futur II kann angenommen werden, dass sie etwa den gleichnamigen Tempusformen in Deutsch entsprechen. Bei Präteritum, Imperfekt, Perfekt ist jedoch eine Differenzierung/Erörterung nötig.
Das Präteritum des Kurmancî entspricht sowohl dem Präteritum als auch dem Perfekt des Deutschen (vgl. Wurzel 1997: 98). Bei der Wiedergabe der sprachlichen Daten der Studienkinder wird das Präteritum im Kurmancî mit Perfekt ins Deutsche übersetzt. Denn für die Erzählung in der Vergangenheit haben die Studienkinder in Deutsch auch eher das Perfekt genutzt.
Beim Imperfekt handelt es sich nicht um eine Tempusform, sondern vielmehr um den progressiven Aspekt. Dieser Aspekt erscheint bei den Tempusformen der Vergangenheit und referiert auf Vorgänge und Handlungen, die im Verlauf/Progress sind. Er wird mit dem Präfix di- markiert und von Haig/Öpengin (2018) als progressiv/imperfekt und von Şimşek/Schroeder (2009) als durativ bezeichnet.
Im Hinblick auf das Perfekt des Kurmancî besteht die Diskussion, ob es die Merkmale der Evidentialität (evidentiality) beinhalte, die auf den Sprachkontakt mit dem Türkischen hinweisen (vgl. Slobin 2016: 111). Bulut (2000) erwägt ebenfalls das Vorhandensein der Merkmale der Evidentialität in Kurmancî, nutzt aber stattdessen den Begriff intraterminal indirectives. Sie ist zudem der Meinung, dass dies mit dem Einfluss des Türkischen zu begründen sei: „As a result of the prevailing Turkic (Uzbek) influence, Northern Tajik has since developed an inferential use of the perfect. In a parallel situation, the strong influence Turkish exerts on Kurmanji may ultimately lead to similar developments in the area of perfect and intraterminal indirectives.“ (Bulut 2000: 165)
Aydogan (2013) auf der anderen Seite ist der Überzeugung, dass die Merkmale der Evidentialität/Indirektivität in Kurmancî vorhanden sind, und erfasst diese unter dem im französischsprachigen Raum verbreiteten Begriff „Mediativität“. Anders als Slobin (2016) und Bulut (2000) führt Aydogan (2013) die Existenz dieser Kategorie jedoch nicht auf den Einfluss des Türkischen zurück. Er ist der Meinung, dass diese Kategorie unabhängig vom Türkischen eine Charakteristik einiger iranischer Sprachen wie des Kurmancî ist. Er untermauert diese These mit den Spuren dieser Kategorie in den historischen Quellen des Kurmancî wie in dem Werk „Mem û Zîn“ von Ehmedê Xanî aus dem Jahr 1695 (vgl. Aydogan 2013: 102). In den anderen Studien zu Kurmancî scheint Evidentialität/Indirektivität/Mediativität dagegen kaum bekannt zu sein (vgl. Bedir Khan/Lescot 1986, Hajo 1982).
In den Daten der Studienkinder wird das Perfekt genutzt, wenn auch nicht häufig. Bei dem einen oder anderen Satz kann diskutiert werden, ob es die evidentale/indirektive/mediative Bedeutung hergibt. In dieser Hinsicht gibt es aber keine Klarheit. Insofern wird das Perfekt des Kurmancî in dieser Studie zunächst lediglich als Tempusform erfasst.
Entlang der Tempusformen erfolgt auch die Unterscheidung zwischen Ergativ-Sätzen und nicht-Ergativ-Sätzen. Denn die Ergativstrukturen kommen nur bei jenen Tempusformen zustande, die auf der Grundlage des Präteritalstamms gebildet werden (vgl. Bedir Khan/Lescot 1986: 151), so dass sie als gespaltene Ergativität definiert werden können (vgl. Schroeder 2002: 192, für weitere Informationen hinsichtlich der Ergativität in Kurmancî siehe Tan 2005). Aber auch in den Zeitformen, in denen Ergativität vorkommt, gibt es Abweichungen, die in der Erörterung der Syntax thematisiert werden.