Kitabı oku: «Die neun», sayfa 2

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„Dann ist es ihr Wille und ihre Verantwortung!“

„Und wie viele Versuche gestehst du ihr zu?“ Tiefe Zuneigung liegt in ihrer Stimme.

Qori schaut in ihre Augen und seufzt leise. Seine Züge entspannen sich. „Deine Liebe zu jeder Kreatur auf diesem Planeten wird noch einmal dein Untergang, Malissa. Du musst endlich lernen, dich besser abzuschotten. Du kannst nicht das ganze Leid dieser Welt schultern.“

„Nein, das kann ich nicht“, erwidert sie, ihre Stimme zittert. „Aber auch du nicht. Niemand kann das.“

Qori setzt seine Runde durch den Raum fort. Es dauert lange, bis sie seine leisen Worte hören.

„Doch. Einen gibt es. Wir werden ihn nur zu diesem Zweck erschaffen. Und das Göttliche möge uns gnädig sein, wenn wir damit gegen seine Ordnung verstoßen!“

„So sei es!“ Professor Zulgor klappt seine Mappe zu und erhebt sich schwerfällig von seinem Stuhl. „Machen wir weiter!“

Modernste Technologie, über zahllose Kabel miteinander verknüpft, lassen die große, gewachsene Höhle klein und wichtig wirken. Tief unten im Berg ist die natürliche Abschirmung des Vulkangesteins am effektivsten.

„Es ist warm hier. Wir sind der Hölle sehr nah.“ Qori blickt über die Bildschirme, zu den eifrigen Mitarbeiter, die sich zaghaft nach ihm umblicken. Sie alle wissen, wer er ist und was von ihm abhängt. „Vielleicht bricht er endlich aus und wir können gleich hierbleiben.“

„Dein Galgenhumor hat mir noch nie gefallen.“ Pria übergibt ihre Unterlagen dem Projektleiter der Abteilung und geht weiter. „Komm, du kennst die Prozedur.“

Qori fasst sie am Arm.

Pria wendet sich ihm zu, sieht auf seine Hand, dann in seine Augen. „Du willst doch nicht

... Qori - tu mir das nicht an! Bitte!“

„Du willst es doch auch, oder?“ Sein zärtliches Lächeln treibt ihr die Röte ins Gesicht. Pria reißt ihren Arm los. „Tu doch nicht so, als müsste ich dir deine Frage beantworten,

wenn du meine Antwort bereits weißt! Du machst mir Angst damit!“

„Nein, Pria, deine Angst kommt nur von deiner Unwissenheit. Du willst immer noch nicht verstehen.“ Qori nimmt ihre Hand, streicht sanft mit dem Daumen über ihre Innenfläche. „Wir wollen der Liebe unter den Menschen zu neuem Leben verhelfen. Ein Paradies auf Erden schaffen. Aber wir sind nicht einmal in der Lage, unseren Boten in Liebe zu erzeugen? Wie soll er Wärme in diese tote, materialistische Welt bringen, wenn er kalt wie Eis im Reagenzglas gezeugt wurde? Vielleicht scheiterten die anderen Versuche daran.“

"Ähm ... er wird doch ganz natürlich heranreifen!" Verzweifelt versucht sie seinem Blick auszuweichen. "Es macht doch überhaupt keinen Unterschied! Er wird sich ganz sicher nicht daran erinnern können!"

"Ich kann es."

"War?" Ungläubig starrt sie ihn an. "Du kannst dich an deine Zeugung erinnern?"

"Ja. Und du könntest das auch." Sein sanfter Blick verspricht ihr das Wissen. "Mit meiner Hilfe."

Pria schüttelt heftig den Kopf und weicht ihm aus. "Nein! Nicht um alles in der Welt will ich wissen, wer ..."

Qori legt ihr die Hand unter das Kinn und zwingt sie ihn anzuschauen. "Wer dich gezeugt hat? Wer deine Eltern sind? Wer dich im Stich gelassen hat? Doch, du willst es wissen. Diese Fragen bohren sich tiefer in dein Bewusstsein als wir unsere Festung hier in den Felsen geschlagen haben. Aber dein Verstand ist genauso löchrig wie das Vulkangestein. Oben pfeift der Wind des Vergessens hindurch und die unteren Löcher füllen sich gleichzeitig mit deinem Tränenwasser."

Pria holt zitternd zum Schlag aus. Doch Qori fängt ihre Hand sanft ab. Tränen laufen über ihre Wangen, ihre Stimme bricht. "Du gemeines Scheusal ..."

"Komm mit mir. Hier ist nicht der rechte Ort dafür." Qori legt den Arm um ihre Schultern und führt sie aus der Zentrale.

"Vermisst du gar nicht die Sonne?" Qori schaut sich in Prias komfortablem Quartier um, entdeckt die Veränderungen seit seinem letzten Besuch vor einigen Monaten. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit. Weder der neue Schnappschuss von ihm auf ihrem Schreibtisch, noch

das Kleid, das nachlässig über der halboffenen Schranktür hängt.

"Doch, schon." Pria schenkt ihnen etwas zum Trinken ein. Ihre Hände zittern. "Ich bin aber so oft wie möglich oben."

"Nicht oft genug. Was geschieht mit uns, wenn das Experiment diesmal glückt? Werden wir noch hier sein? Werden wir uns an all dies hier erinnern können? Hat es uns dann jemals gegeben?"

"Dich und mich auf alle Fälle." Sie reicht ihm sein Glas, weicht aber seinem Blick aus. "So wird es das Paradoxum. Und für die Anderen soll das hyperenergetische Feld sorgen."

"So will es das Göttliche, sprich es ruhig aus." Qori prostet ihr zu und nippt an dem scharfen Getränk. "Der ist gut. Woher hast du ihn?"

"Den Wodka? Vom Professor. Direktimport. Die Russen machen immer noch den besten." Ein flüchtiges Grinsen huscht über ihr Gesicht. "Qori, hör zu ... Ich ..." Sie verstummt und sucht Abstand. "Ich habe nie verstanden, was das da zwischen uns ist."

"Liebe. Nicht mehr und nicht weniger." Gelassen nippt er an dem Wodka, ohne sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

"Ich fürchte mich davor."
"Ich weiß."

Pria wendet sich ihm langsam zu. "Vieles von dem, was du mir in den letzten siebzehn Jahren, seit wir uns kennen, so beiläufig an den Kopf geworfen hast, hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt. Fast alles hat sich bewahrheitet - und dennoch ..."

"Was ist schon Wahrheit?" Qori schmunzelt ins sein Glas. "Doch nur das, was wir zu sehen glauben. Was wir anerkennen können, ohne uns einzugestehen, wie wenig wir doch im Grunde wissen oder verstehen. Nimm dieses Glas zum Beispiel. Ist es halb voll oder halb leer? Welche von beiden Möglichkeiten du auch nimmst, beide sprechen nach unserer Anschauung die Wahrheit. Aber vielleicht ist es auch schon längst leer und wir sehen es nur noch nicht."

"Aber wir werden die Wahrheit von allem, was wir kennen und zu wissen glauben, vielleicht ins Gegenteil verkehren. Du glaubst, ich stehe bedingungslos hinter dem Projekt, aber auch ich habe Angst, dass wir das Falsche tun!" Zitternd lehnt sie sich an ihn.

"Es gibt kein Falsch oder Richtig. Nur verschiedene Möglichkeiten. Hast du das denn noch immer nicht verstanden, Pria?"

"Du zweifelst doch selbst!"

"Nicht an der Mission, nur an der Art der Durchführung. Was der Professor mit unseren Vorgängern damals angeregt hat, sehe auch ich als den einzig gangbaren Weg. Doch was ist im Laufe der Jahre daraus geworden? Wir denken an Profit und Zinsen. Wir unterhalten einen Staatsetat für scheinbare Sicherheit in diesem Bunker. Wir verkriechen uns tief im Berg und glauben uns auf der Seite des Lichtes, doch schließen wir die Sonne aus unserem Leben. Aber stehen wir auch wirklich noch dort? Geht es uns wirklich noch darum, die Welt zu retten? Wer von uns denkt nicht an sein eigenes Leben und Fortkommen in der Zukunft, wenn dieses Experiment abgeschlossen ist? Wer ist noch bereit, sein Leben für eine bessere Welt bedingungslos zu opfern?"

"Der Professor", erwidert Pria leise, "und du. Ihr glaubt noch daran."

"Und du?"
"Ich glaube an dich."
"Glaube an das Göttliche, Pria, nicht an mich."

"Das Göttliche ist manchmal so weit weg in dieser kalten, gierigen Welt."

"Es ist in dir. Horch in dich hinein, dann ist es ganz no."

"Aber du bist hier, manchmal ..." Sehnsucht liegt in ihrem Blick.

"Jetzt bin ich hier."

Pria macht sich von ihm los, den Blick auf ihr Bett gerichtet. Zögernd kommen ihre Worte.

"Auch Darm ... ich bin einverstanden. Ich vertraue dir. Nur ein Kind der Liebe kann auch die Liebe in die Welt bringen. Doch - ich habe Angst ..."

"Weil dieses Kind unser Kind sein wird. Und doch wieder nicht. Es wird identisch sein mit den neun anderen, die es nicht geschafft haben. Und dennoch wird es etwas Besonderes mit auf den Weg bekommen. So das Göttliche will ..."

Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. "So wird es ..."

Sanfte Hände wandern über warme Haut. Liebe in jedem Wort, jedem Blick, jeder Berührung. Göttliche Erfüllung in jedem Augenblick.

Sie wissen um ihre Mission und glauben an deren Erfolg. Sie sind nur die Vorboten dessen, was einst die Welt erfahren wird. Ihr Wirken wird vergessen sein, sobald die Mission abgeschlossen ist. Ihre Liebe niemals, denn sie wird in ihrem Boten weiterleben.

Zärtlich in Empfang genommen, der Same des Lebens. Trotz der Sterilität des Labors, Liebe in jeder Geste. Jede Bewegung erfüllt von Hoffnung und guten Wünschen.

Qoris Arme umschlingen sie, sein Kopf liegt auf ihrer Schulter, als Pria den auserwählten, modifizierten Samen in die von allen Genen befreite Eizelle befördert. Ihre Eizelle, die nur als Hülle dient, denn es sind Qoris Eigenschaften, die sie brauchen.

Ein Klon - erschaffen, um eine neue Weltordnung aufzubauen, die Menschen zu erleuchten und von Krieg, Krankheit und Zerstörung zu befreien.

Das Paradies auf Erden zu erschaffen, das man ihnen vor so langer Zeit versprochen hat ...

Aufgeschreckt aus einem Alptraum schmiegt sich Pria an den warmen Körper neben sich.

Qoris ruhiger Atem überträgt sich auch auf ihren.

Sie schüttelt die schrecklichen Bilder einer untergehenden Welt ab und horcht in sich hinein. Spürt seine Energien, die sich mit ihren verbinden. Sich anpassen, ausgleichen. Dieselbe Schwingungsfrequenz annehmen. Ihr die Ruhe bringen, die sie so sehr braucht.

"Bleib hier, Qori, bitte", flüstert sie kaum hörbar in die Stille der künstlichen Nacht. "Wenn du gehst, während das Experiment läuft ..."

"Hab keine Angst", flüstert er ebenso leise zurück. Oder hört sie die Worte nur in ihrem Kopf?

Unruhig rutscht Pria zur Seite, mustert ihn in der spärlichen Beleuchtung. Qori schläft tief und fest.

"Du machst mir Angst", flüstert sie. "Es ist dein Ebenbild, das wir durch die Zeit zurückschicken werden, aber du würdest auch selbst gehen, wenn wir es dir erlauben würden."

Ein Lächeln zieht über sein Gesicht und er wendet sich auf der Suche nach ihr zur Seite, legt den Arm über sie. Wie gebannt starrt sie auf seine Lippen, aber sein Mund bewegt sich nicht, als sie seine Worte hört.

Ich bin zu alt, zu verbrannt. Ich würde Jahre brauchen, um die Welt von damals zu verstehen, um ein Teil von ihr zu werden. Nein, er muss und wird in der Vergangenheit aufwachsen, damit sie ein Teil von ihm wird. Er muss die Menschen seiner Zeit verstehen können. Ich kann das nicht. Ich verstehe ja nicht einmal die Menschen meiner Zeit.

"Und ich verstehe dich so oft nicht", flüstert Pria. "Ich ahne nur die Fähigkeiten, die in dir stecken. Du versteckst dein wahres Potenzial und ich frage mich, warum du das tust. Du könntest so viel Gutes in dieser Welt bewirken."

Ich kann nur eine Welt verändern. Die Gegenwart oder die Vergangenheit. Würde ich in der Gegenwart wirken, verschöbe sich die Vergangenheit und wir würden weder den richtigen Zeitpunkt, noch den passenden Ort finden.

"Aber das ist Unsinn! Physikalisch gesehen völlig unmöglich! Du kannst aus der Gegenwart heraus nicht die Vergangenheit verändern!"

Sein Lächeln wird intensiver. Und was tun wir dann hier?

"Aber nur mit Hilfe der Technik und ... - Qori, willst du damit sagen, du könntest ohne diese Hilfsmittel die Zeit manipulieren?" Ohne es zu bemerken, hat sie die Worte laut gesprochen.

Titel

Qori räkelt sich und schlägt die Augen auf. „Was soll ich manipulieren?“

Pria setzt sich auf. „Du hast gerade gesagt, du könntest ohne technische Hilfsmittel die Zeit manipulieren!“

„Hab ich das gesagt? Ich dachte, ich hätte geschlafen.“

Sein freches Grinsen versetzt sie in Rage. „Ach, verdammt! Nicht gesagt – telepathisch übermittelt dann eben! Ist doch egal! Du machst es doch eh nur, um mich zu ärgern!“

Qori lacht und zieht sie zu sich. „Sicher nicht. Nicht jeder kann mich hören. So ... die Zeit manipulieren, also ... komm mal her, ich zeig dir was.“ Er weist auf die Uhr an der Wand. Sie zeigt 2 Uhr 20. „Nimm meine Hände und konzentriere dich auf mich. So wie du es beim

Einschlafen immer machst.“

„Du merkst das?“, fragt Pria erschrocken. „Ach, wieso frage ich überhaupt! Natürlich merkst du das!“

„Versuch es!“

Pria gibt nach und lehnt sich an ihn, nimmt seine Hände in ihre und lässt seine Energien auf sich wirken, bis sie seine Ruhe in sich spürt.

„Jetzt achte auf die Uhr.“ Qori starrt auf die Uhr.

Pria folgt seinem Blick. Langsam wandert der Zeiger über eine Stunde zurück, bis es 0 Uhr 56 ist.

Qori atmet tief durch und entspannt sich.

„Na und?“ Pria schüttelt die Gänsehaut ab. „Fühlte sich wie elektrische Spannung an. Aber du hast nur die Zeiger der Uhr zurückgedreht. Das können unsere Telekineten auch – sogar noch viel besser.“

„Schau auf deine Armbanduhr“, verlangt Qori schmunzelnd.

Sie wirft ihm einen skeptischen Blick zu. Auch ihre Armbanduhr zeigt die neue Zeit. Sie geht zum Schreibtisch, schaut auf die Uhr des Radios – 0 Uhr 58.

„Mach es an, wenn du mir nicht glaubst“, meint Qori gelassen, „und ich weiß, du glaubst mir nicht.“

Pria stellt das Radio an. Ein Lied verklingt, dann kommen die üblichen, manipulierten Nachrichten. Ärger breitet sich in Pria aus. „Hör dir das an, Qori! Ich kann es nicht mehr hören! Börsenberichte, Wirtschaftskonferenzen, Innovationsprämien - Geld, Geld, Geld! Und dazwischen Werbung für all die Produkte, für die wir das Geld wieder ausgeben sollen! Um ja noch mehr Geld verdienen zu wollen, weil wir das neue Produkt unbedingt haben müssen!

Und schon stecken wir mitten im Kreislauf der modernen Sklaverei!“

„Hör zu!“

Der Nachrichtensprecher verabschiedet sich wie üblich mit der aktuellen Zeit – 1 Uhr und 5 Minuten.

Pria starrt Qori ungläubig an. „Du hast wirklich ...“

Sie tastet sich zögernd zu ihm ins Bett zurück. „Aber wie ... das hyperenergetische Feld

lässt diese Art der Energien nach außen doch gar nicht durch!“ Erschrocken sucht sie seinen Blick. „Was wenn doch ...“

„Begreifst du jetzt, Pria?“, erklärt Qori sanft und zieht sie wieder an sich. „Ich habe gerade alles ausgelöscht, was in der letzten Stunde geschehen ist. Auch deinen Alptraum.“

„Meinen was? Ich kann mich nicht erinnern ...“

„So wie an unser Gespräch gerade eben. Die neue Gegenwart braucht ein wenig Zeit, um sich anzupassen. Je größer die Zeitverschiebung ist, desto länger.“

Pria schmiegt sich an ihn. „Keine Ahnung, wovon du redest. Warum hast du mich überhaupt geweckt? Lass mich schlafen. Morgen ist ein anstrengender Tag.“

Lange noch starrt Qori ins Halbdunkel des Raumes, während Pria fest an ihn geschmiegt schläft. Tief in ihm ist eine Unruhe spürbar, die er nicht versteht. Ein Gefühl der Warnung.

Eine Warnung – wovor? Meine innere Stimme trügt mich längst nicht mehr. Sie ist mein Freund, beschützt mich. Sie flüstert mir zu, doch was ich höre, beunruhigt mich. Ja, ich weiß, mein Freund, das hyperenergetische Feld kann uns nicht schützen. Nur das Vergessen einer neuen Gegenwart. Doch wer von uns wird dabei von ihr vergessen werden?

Für viele Mitarbeiter des Stützpunktes ist dieser Ort ihr Zuhause geworden. Beziehungen sind entstanden. Paare haben sich gefunden und wieder getrennt. Nur Kinder dürfen sie nicht bekommen. Das Risiko ist zu groß.

Sie wissen, wenn das Experiment erst einmal läuft, können sie das geschützte Gelände nicht mehr gefahrlos verlassen. Niemand weiß, ob es ihn in der neuen Zukunft noch geben wird.

Diese Nachforschungen für jeden Einzelnen werden Jahre brauchen. So haben sie sich von Beginn an darauf eingerichtet, ihr restliches Leben hier zu verbringen.

Der Komplex ist groß und bietet ihnen jeden Komfort, den sie sich wünschen. Unterirdische Gärten, Geschäfte, Lokale, Freizeiteinrichtungen und Sportgelände. Nur das Sonnenlicht vermissen sie gelegentlich. Ausflüge an die Oberfläche sind streng rationiert, um nicht aufzufallen.

Sie haben sich ihre eigene Welt geschaffen. Mit eigenen Regeln und fast vergessenen Gesetzen, an deren Gültigkeit sie heute noch glauben und auch den Menschen dort draußen vermitteln wollen. Dieser Mann brachte sie zurück vom jenem Berg, vor langer Zeit. Sie sind überzeugt davon, mit ihrer Hilfe jedes Elend der Welt verhindern zu können.

Qori wandert ziellos durch den Stützpunkt. Seine Welt ist dies nicht. Er braucht den Sonnenschein und den frischen Wind. Die Enge hier bedrückt ihn. Viel zu viele Gedanken und Gefühle auf engstem Raum. Das ständige Abschotten kostet Kraft. Ewiges Zuhören noch mehr.

Er sucht die Weite, die Ruhe, die Abgeschiedenheit. Die Einsamkeit. Steigt auf Berge oder durchquert Wüsten. Fährt hinaus aufs Meer oder stapft über das dicke Eis der Pole. Immer alleine. Immer auf der Suche nach Wissen und Wahrheit.

Jeder kennt ihn. Jeder grüßt ihn flüchtig und hält Abstand. Sie wissen um seine Macht und seine Bedürfnisse. Sie wissen, er ist der Schlüssel zu ihrer neuen Zukunft. Sie haben Scheu vor ihm, vertrauen ihm, doch überwiegt in letzter Zeit so mancher Zweifel.

Qori sucht ihren Blick, liest vereinzelte Gedanken. Ihr Glaube an sich selbst, an ihre göttliche Kraft, ist immer noch nicht stark genug. Sie sind nur schwache Menschen. Schafe, die nur die Herde und das Leittier gewechselt haben. Sie vertrauen auf ihren Anführer, dass dieser schon weiß, was er tut. Doch sie sind immer noch so blind wie ihre Artgenossen ...

Er geht weiter, zurück zum Labor. Ein steriler Raum, der dennoch Lebendigkeit und Kraft ausstrahlt. Er spürt ihre starken Energien, die jeden Winkel ausfüllen, sofort, noch bevor er sie sieht.

Pria sitzt über das Mikroskop gebeugt. Sie bemerkt ihn und winkt ihn eifrig zu sich.

„Komm her! Das musst du dir anschauen!“

Gelassen, die Hände tief in den Hosentaschen, schlendert er durch den Raum. Es scheut ihn, in ihren Gedanken zu lesen, was sie so sehr bewegt. Er ahnt es und das ist ihm schon zu viel.

„Was ist denn so wichtig?“

„Nun beeil dich doch mal!“ Lachend schüttelt Pria den Kopf und blickt wieder durch das Objektiv. „Setz dich hin und sieh dir das an!“ Pria schiebt ihn auf den Hocker, auf dem sie gerade noch saß. Qori tut ihr den Gefallen.

Lange blickt er hindurch auf den kleinen Zellklumpen, der ständig in Bewegung zu sein scheint, dann schaut er sie ernst an. „Du meinst, diesmal hat es geklappt?“

„Vier Tage, Qori!“ Pria ist ganz außer sich vor Freude. „Und keinerlei Schwierigkeiten!

Alles völlig normal! Die Teilung verläuft hervorragend! Keinerlei Abstoßung!“

Sie zieht ihn vom Hocker hoch und umarmt ihn stürmisch. Sein Gesicht verschließt sich.

Pria mustert ihn verwundert. „Was hast du?“

Er sucht Abstand. „Hoffnung. Angst. Widerwillen. Dürfen wir das wirklich tun?“

„Aber ...“

„Nein, ist schon gut, Pria.“ Qori wendet sich ihr zu und versucht ein Lächeln. „Wir werden es tun. So wie wir es beschlossen haben.“

„So das Göttliche will“, flüstert Pria aufgeregt.
„Oder wir“, erwidert Qori kaum hörbar.
„Was quält dich, mein Freund?“

Lautlos ist Miguel zu ihm getreten, doch Qori hat ihn längst bemerkt. Er betrachtet von dem erhöhten, geschützten Beobachtungsposten aus die Zeitmaschine. Zahlreiche Mitarbeiter wuseln emsig wie Ameisen um die fremdartigen Gerätschaften herum. Letzte Tests vor dem großen Countdown. Spannung liegt in der Luft. Aufregung.

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